Frühlingsluft - Georgette Heyer - E-Book

Frühlingsluft E-Book

Georgette Heyer

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Beschreibung

Sir Gareth Ludlow, ein attraktiver Baron aus altadliger Familie, soll wieder heiraten. Da er noch immer um seine verstorbene Verlobte Clarissa trauert, ist die Hochzeit für ihn reine Formsache. Er ist sich sicher, dass er sich niemals wieder verlieben wird. Zum Entsetzen seiner Familie entscheidet er sich für Lady Hester, die mit ihren fast 30 Jahren bereits als unvermittelbare alte Jungfer gilt. Als er sich auf den Weg zu seiner Auserwählten macht, trifft er in einem Gasthof auf die blutjunge Amanda. Der edelmütige Baron betrachtet es als seine Pflicht, das unerfahrene Mädchen in seine Obhut zu nehmen. Doch Amanda hat es faustdick hinter den Ohren, und sie richtet mit ihrem Geflunker jede Menge Verwirrungen an ...

"Frühlingsluft" (im Original "Sprig Muslin") ist eine turbulente Liebeskomödie mit lustigen Dialogen. Jetzt als eBook bei beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.



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Seitenzahl: 483

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Inhalt

Cover

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Über dieses Buch

Sir Gareth Ludlow, ein attraktiver Baron aus altadliger Familie, soll wieder heiraten. Da er noch immer um seine verstorbene Verlobte Clarissa trauert, ist die Hochzeit für ihn reine Formsache. Er ist sich sicher, dass er sich niemals wieder verlieben wird. Zum Entsetzen seiner Familie entscheidet er sich für Lady Hester, die mit ihren fast 30 Jahren bereits als unvermittelbare alte Jungfer gilt. Als er sich auf den Weg zu seiner Auserwählten macht, trifft er in einem Gasthof auf die blutjunge Amanda. Der edelmütige Baron betrachtet es als seine Pflicht, das unerfahrene Mädchen in seine Obhut zu nehmen. Doch Amanda hat es faustdick hinter den Ohren, und sie richtet mit ihrem Geflunker jede Menge Verwirrungen an …

Über die Autorin

Georgette Heyer, geboren am 16. August 1902, schrieb mit siebzehn Jahren ihren ersten Roman, der zwei Jahre später veröffentlicht wurde. Seit dieser Zeit hat sie eine lange Reihe charmant unterhaltender Bücher verfasst, die weit über die Grenzen Englands hinaus Widerhall fanden. Sie starb am 5. Juli 1974 in London.

Georgette Heyer

Frühlingsluft

Aus dem Englischen von Pia von Hartungen

beHEARTBEAT

Digitale Neuausgabe

»be« - Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Copyright © Georgette Heyer, 1956

Die Originalausgabe SPRIG MUSLIN erschien 1956 bei William Heinemann.

Copyright der deutschen Erstausgabe:

© Paul Zsolnay Verlag GmbH, Hamburg/Wien, 1957.

Lektorat/Projektmanagement: Kathrin Kummer

Covergestaltung: Maria Seidel, atelier-seidel.de unter Verwendung eines Motives © Richard Jenkins

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 978-3-7325-5899-5

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Kapitel 1

Mrs. Wetherby freute sich ungemein über den Vormittagsbesuch ihres einzigen noch lebenden Bruders. Sie fand aber wegen ihrer vor Begeisterung wild durcheinander schreienden Sprösslinge während der ersten halben Stunde keine Gelegenheit, mehr als einige belanglose Redensarten mit ihm zu wechseln.

Denn Sir Gareth Ludlow war just in dem Augenblick in der Mount Street eingetroffen, in dem Miss Anna, eine lebhafte junge Dame, die im kommenden Jahr in die Gesellschaft eingeführt werden sollte, Miss Elizabeth und Master Philip von einem Spaziergang durch den Park zurückkehrten, den sie unter der Aufsicht ihrer Gouvernante unternommen hatten. Kaum hatten die sonst so wohlerzogenen Kinder die hohe elegante Gestalt ihres Onkels erblickt, als sie alle ihnen von Miss Felbridge sorgfältig beigebrachten Lehren feinster Lebensart in den Wind schlugen, mit dem durchdringenden Ruf »Onkel Gary! Onkel Gary!« Hals über Kopf die Straße hinabrasten und vor der Haustür über ihn herfielen. Als sie Miss Felbridge, nachsichtig scheltend, einholte, öffnete der Butler soeben die Tür, und Sir Gareth wurde von seinen begeisterten jungen Verwandten im Triumph ins Haus geführt. Sie bombardierten ihn mit Fragen und vertrauten ihm ihre kleinen Geheimnisse an. Seine älteste Nichte hängte sich liebevoll an einen Arm, während sein jüngster Neffe seine Aufmerksamkeit dadurch zu erreichen suchte, dass er ihn ungestüm am anderen zog. Sir Gareth vermochte sich aber lange genug zu befreien, um Miss Felbridge die Hand zu reichen. Er wendete sich ihr mit einem Lächeln zu, das nie verfehlte, ihr Herz im keuschen Busen heftig erbeben zu lassen. »Guten Tag, Miss Felbridge. Bitte schelten Sie nicht. Es ist wirklich nur meine Schuld – wenn ich auch nicht weiß, was ich getan habe, um diese demoralisierende Wirkung auf die Kinder auszuüben. – Fühlen Sie sich wieder ganz wohl? Als wir uns das letzte Mal sahen, litten Sie doch an einem bösen rheumatischen Anfall.«

Miss Felbridge dankte und wehrte errötend ab. Wie sieht es dem lieben Sir Gareth ähnlich, dachte sie, sich einer so unwichtigen Sache zu erinnern, wie es der Rheumatismus einer Gouvernante ist. Ein weiterer Gedankenaustausch wurde durch die Ankunft Mr. Leigh Wetherbys etwas plötzlich unterbrochen, der aus der auf der Rückseite des Hauses gelegenen Bibliothek herausstürzte und ausrief: »Ist das nicht Onkel Gary? Beim Zeus, Sir, ich bin verteufelt froh, Sie zu sehen! Denn ich möchte Sie etwas ganz Spezielles fragen.«

Hierauf schleppte die ganze Gesellschaft Sir Gareth nach oben in den Salon, wobei alle aus voller Kehle durcheinander schrien, taub für die schüchternen Versuche Miss Felbridges, die ihre Schützlinge davon abhalten wollte, in dieser anstößigen Weise bei ihrer Mama einzudringen.

Es wäre selbstverständlich vergebens gewesen, darauf zu bestehen. Denn die jungen Wetherbys, angefangen von Leigh, der sich für seine noch im selben Jahr stattfindende Aufnahme in die Universität vorbereitete, bis zu Philip, der sich mit seinen ersten Schreibversuchen abplagte, waren einstimmig der wohlüberlegten Ansicht, dass es keinen bewunderungswürdigeren Onkel gäbe als Sir Gareth. Ein Versuch, die jüngeren Kinder ins Schulzimmer zu befördern, war von vornherein zum Scheitern verurteilt oder hätte bestenfalls zu länger anhaltender übler Laune geführt.

In auserlesenen Worten erklärte Mr. Leigh Wetherby, dass Sir Gareth der flotteste Bursche sei, der je geatmet habe. Wenngleich ein berühmtes Mode-Ideal, war er nie zu hochmütig, um seinem Neffen, der den Titel eines perfekten Dandy anstrebte, zu zeigen, wie man ein Halstuch knüpft. Master Jack Wetherby hingegen, den derlei Geckenhaftigkeiten noch nicht interessierten, rühmte seine Freigebigkeit in den wärmsten Tönen und das volle Verständnis, das er für die dringenden Bedürfnisse eines jungen Gentleman hatte, der die Entbehrungen eines Lebens im Eton College erdulden musste. Miss Anna, noch nicht in die Gesellschaft eingeführt, kannte keinen größeren Stolz und keine größere Freude, als in seinem Sportkabriolett neben ihm sitzen und als Gegenstand des Neides aller anderen weniger begünstigten jungen Damen – wovon sie überzeugt war – ein oder zwei Runden durch den Park machen zu dürfen. Was Miss Elizabeth und Master Philip betrifft, betrachteten sie ihn als die Quelle so berauschender Vergnügungen, wie es der Besuch von Astleys Amphitheater oder eines Riesenfeuerwerks war, und vermochten daher nichts an ihm auszusetzen.

Das war nichts Außergewöhnliches, denn sehr wenige Menschen fanden an Gareth Ludlow etwas auszusetzen. Während Mrs. Wetherby ihm zusah, wie er die zauberhaften Eigenschaften seiner Repetieruhr zum Ergötzen des kleinen Philip unermüdlich spielen ließ und es ihm gleichzeitig gelang, dem außerordentlichen Problem, das Leigh beschäftigte, ein Ohr zu leihen, dachte sie, dass es einem schwerfallen würde, einen attraktiveren Mann zu finden. Sie wünschte sich, wie tausendmal zuvor, es möge ihr gelingen, ein Mädchen zu finden, das reizvoll genug wäre, die Erinnerung an seine tote Liebe aus seinem Herzen zu bannen. Weiß Gott, sie hatte in den sieben Jahren seit Clarissas Tod keine Mühe gescheut, um dieses Ziel zu erreichen. Sie hatte seine Aufmerksamkeit auf eine Unzahl heiratsfähiger junger Mädchen gelenkt, unter denen einige ebenso klug wie schön waren; dennoch war es ihr nie gelungen, in seinen grauen Augen auch nur das Aufflackern jenes Blicks zu entdecken, der so warm leuchtete, wenn er auf Clarissa Lincombe ruhte.

Diese Erwägungen wurden durch den Eintritt Mr. Wetherbys unterbrochen, eines zuverlässig aussehenden Mannes Anfang Vierzig, der, die Hand seines Schwagers ergreifend, nur kurz sagte: »Ha, Gary! Freue mich, dich zu sehen!«, und keine Zeit verlor, seine Sprösslinge zu ihren verschiedenen Obliegenheiten zu schicken. Nachdem dies geschehen war, sagte er seiner Frau, die solle die Fratzen nicht auch noch dabei unterstützen, ihren Onkel zu belästigen.

Sir Gareth, der Uhr und Monokel wieder an sich genommen hatte, schob die eine in seine Tasche und hängte das andere an einem langen schwarzen Seidenband um den Hals, während er sagte: »Sie belästigen mich durchaus nicht. Ich glaube, es wäre ganz gut, wenn ich Leigh nächsten Monat nach Crawley Heath mitnehmen würde. Ein scharfes Training wird ihn auf andere Gedanken bringen, als sich über den Schnitt seiner Anzüge den Kopf zu zerbrechen. Ich weiß, Trixie, dass du den Boxsport ablehnst, wenn du aber nicht sehr aufpasst, wird der Junge alles daransetzen, sich mit den Modenarren anzufreunden.«

»Unsinn! Du wirst dich doch nicht mit einem kleinen Schuljungen belasten!«, sagte Warren, der seine Befriedigung über die Einladung nur sehr unvollkommen zu verbergen vermochte.

»Doch, das will ich, denn ich habe Leigh sehr gern. Ihr braucht durchaus nicht zu befürchten, dass ich ihn Unfug treiben lasse.«

Jetzt ergriff Mrs. Wetherby das Wort, um ihren Gedanken Ausdruck zu verleihen. »Mein lieber Gary, wenn du nur wüsstest, sie sehr ich mich danach sehne, noch zu erleben, dass du einen eigenen Sohn verwöhnst!«

Er lächelte. »Tatsächlich, Trixie? Nun, der Zufall will es, dass genau das der Grund ist, der mich heute zu dir führt.« Er bemerkte ihren bestürzten Gesichtsausdruck und brach in Lachen aus. »Nein, nein, ich habe nicht die Absicht, dir die Existenz eines kräftigen Kindes der Liebe zu beichten. Sondern lediglich, dass ich glaube – oder vielmehr hoffe –, in kurzer Zeit deine Glückwünsche empfangen zu dürfen.«

Einen Augenblick glaubte sie, nicht richtig gehört zu haben, dann rief sie: »Oh, Gary, ist es Alice Stockwell?«

»Alice Stockwell?«, wiederholte er überrascht. »Das hübsche Kind, das du mir immer in den Weg schobst? Mein Gott, nein!«

»Hab’s dir gleich gesagt«, bemerkte Mr. Wetherby mit stiller Genugtuung.

Mrs. Wetherby war sehr enttäuscht, denn Miss Stockwell erschien ihr unter all ihren Protegés am begehrenswertesten. Immerhin unterdrückte sie ihre Enttäuschung in anerkennenswerter Weise und sagte: »Dann habe ich tatsächlich nicht die geringste Ahnung, wer es sein könnte. Außer – oh, bitte, Gary, sag’s mir rasch!«

»Nun wohl«, erwiderte er, über ihren Eifer belustigt. »Ich habe Brancaster um die Ehre gebeten, mich Lady Hester erklären zu dürfen.«

Die Wirkung dieser Ankündigung war jedoch recht enttäuschend. Warren, der eben im Begriff war, sich eine Prise Schnupftabak zu genehmigen, war so überrascht, dass er viel zu stark aufschnupfte und einen Niesanfall erlitt; seine Frau, die ihren Bruder anstarrte, als könne sie ihren Ohren nicht trauen, brach in Tränen aus und rief: »Oh, Gary, nein!«

»Beatrix!«, rief er zwischen Lachen und Ärger.

»Gareth, willst du mich zum Besten halten? Sag, dass du mich nur anschwindelst! Ja, natürlich, so ist es! Du würdest doch nie um Hester Theale anhalten!«

»Aber, Beatrix …« rügte er sie. »Warum hast du gegen Lady Hester so eine Abneigung?«

»Eine Abneigung? Das nicht. Aber ein Mädchen – Mädchen? Sie ist mindestens neunundzwanzig, wenn nicht mehr – ein weibliches Wesen, das seit mehr als neun Jahren abgetan ist! Das nie schön war oder sich auch nur im Geringsten nach der Mode richtet. Du musst ja verrückt sein! Du musst doch wissen, dass jede, der du das Taschentuch zuwirfst – o Himmel, wie konntest du nur so etwas tun?«

Jetzt hielt es ihr Gatte für an der Zeit, einzugreifen. Gareth begann ärgerlich zu werden. Ein charmanter Junge, dachte er, mit einem liebenswürdigen Charakter, der seinesgleichen sucht. Dennoch kann man nicht erwarten, dass er die Kritik seiner Schwester an der Dame, die er zu seiner Braut auserwählt hat, ohne weiteres hinnehmen wird. Dass er unter all den Mädchen, die nur darauf brannten, die Aufmerksamkeit dieses blendend aussehenden und überdies reichen Baronets aus altadeliger Familie zu erregen, gerade Hester Theale auswählte, die sich nach mehreren erfolglosen Saisons aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzog, um ihren heiratsfähigeren Schwestern Platz zu machen, war gewiss eine große Enttäuschung. Doch war dies keineswegs eine Angelegenheit, auf die näher einzugehen Warren für schicklich hielt. Er warf seiner Frau daher einen verweisenden Blick zu und sagte: »Lady Hester? Ich kenne sie nicht sehr gut, glaube aber, dass sie eine vortreffliche junge Dame ist. Brancaster hat deine Werbung natürlich akzeptiert?«

»Akzeptiert?«, rief Beatrix, hinter ihrem Taschentuch auftauchend. »Du meinst wohl, er ist darauf geflogen! Wahrscheinlich ist er vor Freude ohnmächtig geworden!«

»Willst du endlich schweigen«, sagte Warren, erbittert über ihr unnachgiebiges Verhalten. »Verlass dich drauf, Gary weiß besser als du, wer zu ihm passt. Lady Hester wird ihm ohne Zweifel eine liebenswürdige Gattin sein.«

»Ohne Zweifel!«, erwiderte Beatrix. »Liebenswürdig und sterbenslangweilig. Nein, Warren, ich werde nicht schweigen. Wenn ich an all die hübschen reizvollen Mädchen denke, die getan haben, was in ihren Kräften stand, um ihn an sich zu fesseln, und er mir dann sagt, dass er sich um ein fades Mädchen bewirbt, das weder Vermögen noch außergewöhnliche Schönheit besitzt und überdies altmodisch und geradezu einfältig schüchtern ist, könnte ich – oh, ich könnte direkt hysterisch werden!«

»Also, Trixie, falls du das wirklich beabsichtigst, mache ich dich rechtzeitig darauf aufmerksam, dass ich den größten Wasserkrug, den ich auftreiben kann, über dich ausgießen werde!«, erwiderte ihr Bruder mit unverminderter Herzlichkeit. »Und jetzt sei keine solche Gans, meine Liebe. Du bringst selbst den armen Warren zum Erröten.«

Sie sprang auf, packte die Aufschläge seines exquisit geschnittenen Rocks aus feinstem blauen Tuch, schüttelte ihn und sah ihm in die lächelnden Augen, während ihre eigenen noch voll Tränen standen. »Gary, ihr liebt euch doch nicht, weder du sie, noch sie dich. Ich habe nie das geringste Anzeichen bemerkt, dass sie für dich auch nur eine gewisse Vorliebe hat. Sag mir bloß, was sie dir zu bieten hat?«

Er hob die Hände, umschloss die ihren und entfernte sie mit energischem Griff von seinen Aufschlägen. »Ich habe dich sehr lieb, Trixie, das weißt du, ich kann dir aber nicht gestatten, meinen Rock zu zerknittern. Weston arbeitete ihn. Ein Meisterstück, findest du nicht auch?« Er hielt inne, denn es wurde ihm klar, dass sie nicht abzulenken war; dann sagte er und drückte ihr sanft die Hand: »Kannst du mich denn nicht verstehen? Dabei rechnete ich so damit! Du sagtest mir so oft, dass es meine Pflicht sei zu heiraten – und ich weiß in der Tat, dass das richtig ist, denn es wäre schade, wenn der Name mit mir ausstürbe. Wäre Arthur nicht gefallen – aber seit Salamanca weiß ich, dass ich mein Leben nicht weiterhin in meiner Junggesellenseligkeit verbringen darf. Also …!«

»Ja, ja, Gary, aber muss es gerade diese Frau sein?«, fragte sie. »Sie hat doch nichts.«

»Im Gegenteil. Sie ist von guter Familie, hat ausgezeichnete Manieren und, wie Warren schon erwähnte, einen liebenswürdigen Charakter. Ich hoffe, ihr ebensoviel – ja, ich wollte, ich könnte ihr mehr bieten. Aber leider –«

Die Tränen sammelten sich neuerdings in ihren Augen und flossen über. »Ach, mein teuerster Bruder, noch immer? Es ist mehr als sieben Jahre seit –«

»Ja, mehr als sieben Jahre«, unterbrach er sie. »Weine nicht, Trixie! Ich versichere dir, ich trauere nicht mehr um Clarissa, ich denke auch nicht an sie, außer dann und wann, etwa wenn sich etwas ereignet, das sie mir ins Gedächtnis ruft. Ich habe mich aber nie wieder verliebt. Nicht in ein einziges der bezaubernden Mädchen, mit denen du mich so zuvorkommend bekannt machtest. Ich glaube, ich werde nie für eine andere das empfinden, was ich einst für Clarissa empfand; und so hielte ich es für äußerst schäbig, wollte ich mich um eines jener Mädchen bewerben, das du mir zur Gattin wünscht. Mein Vermögen ist groß genug, um aus mir einen willkommenen Bewerber zu machen. Ich glaube, wenn ich um Miss Alice anhielte, würden die Stockwells ihre Einwilligung geben …«

»Das würden sie in der Tat. Und Alice scheint ein tendre für dich zu haben, das musst du doch bemerkt haben. Warum also –«

»Vielleicht eben aus diesem Grund. Ein so schönes geistvolles Mädchen verdient weit mehr, als ich ihr zu geben vermag. Lady Hester anderseits …« Er brach ab, und sein stets bereites Lächeln tauchte in seinen Augen auf. »Was bist du doch für ein Unglücksrabe, Trix! Du zwingst mich, Dinge zu sagen, die mich zum ausgemachten Gecken stempeln!«

»Du meinst«, sagte Beatrix unbarmherzig, »dass Lady Hester viel zu uninteressiert ist, um sich zu verlieben!«

»Durchaus nicht. Ich finde sie wohl schüchtern, aber nicht uninteressiert. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass sie, wenn sie nicht dauernd von ihrem Vater und ihren widerwärtigen Schwestern schlecht behandelt würde, einen stark entwickelten Sinn für alles Lächerliche hätte. Stellen wir daher lediglich fest, dass sie keine romantische Veranlagung besitzt. Und da ich ganz bestimmt über das romantische Alter hinaus bin, glaube ich, dass wir mit Hilfe gegenseitiger Sympathie recht erfreulich miteinander auskommen könnten. Derzeit befindet sie sich in einer ziemlich unglücklichen Lage, was mich hoffen lässt, dass sie meine Werbung günstig aufnehmen wird.«

Mrs. Wetherby ließ einen zornigen Ausruf vernehmen, und selbst ihr unerschütterlicher Gemahl kniff erstaunt die Augen zusammen. Dass Gary seine unverkennbare Anziehungskraft gering einschätzte, war eine seiner liebenswerten Eigenschaften, das war aber denn doch zu stark.

»Darüber besteht kein Zweifel«, sagte Warren trocken. »Ich kann dir ebenso gut gleich Glück wünschen, Gary – du wirst, wie ich bestimmt hoffe, auch glücklich werden. Außer wenn – wie dem auch sei – mich geht’s nichts an. Du musst am besten wissen, wer zu dir passt.«

Es war nicht zu erwarten, dass Mrs. Wetherby es über sich bringen würde, sich dieser Erklärung anzuschließen; sie schien sich aber über die Wirkungslosigkeit weiterer Argumente im Klaren zu sein und prophezeite lediglich ein Unglück. Hierauf schwieg sie, bis sie mit ihrem Gatten allein war. Dann aber hatte sie eine Menge zu sagen, ein Umstand, den er mit großer Langmut ertrug und gegen den er so lange keine Verwahrung einlegte, bis sie bitter erklärte: »Wie sich ein Mann, der mit Clarissa Lincombe verheiratet war, um eine Hester Theale bewerben kann, ist etwas, das weder ich noch sonst jemand verstehen wird!«

Jetzt furchte sich jedoch Warrens Stirn, und er sagte zweifelnd: »Nun, ich weiß nicht –«

»Was du nicht sagst! Erinnere dich nur, wie reizvoll Clarissa war, wie fröhlich und temperamentvoll, und dann male dir Lady Hester aus!«

»Ja, aber das meine ich auch nicht«, erwiderte Warren. »Ich will durchaus nicht behaupten, dass Clarissa kein famoser Kerl war, denn der Himmel weiß es, das war sie – aber, wenn du mich fragst – war sie denn doch etwas zu lebhaft.«

Beatrix starrte ihn an. »Das hast du früher nie gesagt.«

»Hab ich es früher nie gesagt? Ich konnte es nicht sagen, solange Gary mit ihr verheiratet war, und als das arme Geschöpf tot war, hatte es keinen Zweck mehr. Aber ich dachte mir, dass sie verteufelt eigensinnig war und dass sie Gary recht übel mitgespielt hat.«

Beatrix öffnete den Mund, um diese Ketzerei zu widerlegen, schloss ihn aber wieder.

»Tatsache ist, meine Liebe«, fuhr ihr Gatte fort, »dass du ihre Fehler nie bemerktest, vor lauter Stolz, dass es dein Bruder war, der sie eroberte. Ich will damit nicht andeuten, es sei etwa kein Triumph gewesen, denn das war es. Wenn ich an all die jungen Leute denke, die ihr die Cour machten – du lieber Gott, wenn sie gewollt hätte, wäre sie Herzogin geworden. Yeovil machte ihr dreimal einen Heiratsantrag. Er selbst erzählte es mir bei ihrer Beerdigung. Wenn ich es genau überlege, bewies sie nur ein einziges Mal etwas Verstand. Damals, als sie Gary vor Yeovil den Vorzug gab«, fügte er gedankenvoll hinzu.

»Ich weiß schon, dass sie oft ein wenig zu wild war, aber es geschah so reizend und auf so liebenswürdige Art. Ich bin überzeugt, sie hätte es mit der Zeit gelernt, auf Gary zu hören, denn sie liebte ihn aufrichtig.«

»Sie liebte ihn nicht genug, um auf ihn zu hören, als er ihr verbot, die Grauschimmel zu kutschieren«, sagte Warren grimmig. »Sie machte sich im selben Augenblick über ihn lustig, als er ihr den Rücken kehrte – und brach sich obendrein das Genick! Nun, Gary tat mir verteufelt leid, aber, Trix, ich stehe nicht an, dir zu bekennen, dass es meiner Meinung nach für ihn besser war, als er ahnt.«

Nach einiger Überlegung sah sich Mrs. Wetherby gezwungen, zuzugeben, dass in dieser strengen Kritik ein gewisses Maß von Gerechtigkeit liegen könnte. Dennoch vermochte sie sich keineswegs mit der bevorstehenden Verlobung ihres Bruders mit einer Dame auszusöhnen, die ebenso gesetzt war, wie die verewigte Clarissa flatterhaft gewesen.

Selten hatte eine Heirat allgemeinere Zustimmung gefunden als die von Gareth Ludlow und Clarissa Lincombe. Selbst die enttäuschten Mütter anderer heiratsfähiger Töchter hielten die beiden für ein vollkommenes Paar. War die Braut das gefeiertste junge Mädchen der Stadt, so war der Bräutigam der beliebteste Junggeselle der vornehmen Welt. Er schien in der Tat ein Glückskind zu sein, denn er besaß nicht nur ein reichliches Einkommen und eine tadellose Abstammung, sondern verfügte neben diesen wesentlichen Dingen über ein außergewöhnlich gutes Aussehen, eine elegante, blendende Gestalt, bemerkenswerte Meisterschaft in den verschiedensten Sportzweigen und einen so freigebigen großherzigen Charakter, dass es selbst seinen engsten Rivalen unmöglich war, ihn um den Erfolg zu beneiden, Clarissa erobert zu haben. Mrs. Wetherby blickte traurig auf die friedliche Zeit zurück, bevor der tödliche Wagenunfall Clarissas Charme und Schönheit für immer in die kalte Erde verbannte und – Gareths Herz dazu.

Man nahm allgemein an, dass er sich von diesem Schlag völlig erholt habe, und alle waren froh, dass die Tragödie ihn nicht veranlasste, sich einem übertriebenen Schmerz hinzugeben, der ihn etwa zum Verkauf seiner prachtvollen Pferde verleitet hätte, oder den Rest seines Lebens Trauer zu tragen. War sein Lächeln auch immer ein wenig traurig, so war er doch imstande, wieder zu lachen; und wenn ihm die Welt leer erschien, so war das sein Geheimnis, das er stets für sich behielt. Selbst Beatrix, die ihn anbetete, wagte zu hoffen, dass er aufgehört habe, um Clarissa zu trauern, und sie hatte keine Mühe gescheut, seine Aufmerksamkeit auf alle jungen Mädchen zu lenken, die ihn möglicherweise fesseln könnten. Aber nicht der kleinste Flirt belohnte ihre Mühe, was sie allerdings nicht übermäßig bedrückte. Wie bescheiden er auch sein mochte, musste er doch bemerkt haben, dass er auf dem Heiratsmarkt an allererster Stelle stand; und sie kannte ihn zu gut, um anzunehmen, er könnte in einer Mädchenbrust Hoffnungen erwecken, die er nicht zu erfüllen beabsichtigte. Bis zu diesem schmerzlichen Tag hatte sie bloß geglaubt, sie habe die richtige Frau noch nicht gefunden, nie aber, dass die richtige Frau nicht existiere. Als sie seine Ankündigung vernahm, waren es daher weniger Tränen der Enttäuschung als der plötzlichen Erkenntnis, dass mehr als Clarissas Reize bei dem tödlichen Unglück vor sieben Jahren vernichtet wurde. Denn Gareth hatte mit ihr wie ein Mann gesprochen, der seine Jugend mit all ihren Hoffnungen und brennenden Wünschen hinter sich hat und nun einer gemächlichen Zukunft entgegensieht, die vielleicht bequem, aber nicht einmal vom leisesten Hauch der Romantik belebt war. Als sich Mrs. Wetherby darüber klar wurde und sich den jungen Gareth ins Gedächtnis zurückrief, der das Leben immer als ein fröhliches Abenteuer betrachtet hatte, weinte sie sich in den Schlaf.

Aber auch Lady Hester weinte, als man ihr die Nachricht von Sir Gareths außerordentlich schmeichelhafter Bewerbung überbrachte.

Kapitel 2

Der Landsitz des Earl von Brancaster lag, wenige Meilen von Chatteris entfernt, im Herzen des Marschlandes. Das Herrenhaus war ebenso wenig berühmt wie dessen landschaftliche Umgebung. Da Seine Lordschaft in beschränkten Verhältnissen lebte, was er seiner Leidenschaft für das Spiel verdankte, wies es viele Anzeichen der Vernachlässigung auf. Theoretisch unterstand es der Oberaufsicht der ältesten Tochter Seiner Lordschaft. Da sein Sohn und Erbe, Lord Widmore, es aber vorteilhafter fand, mit seiner Frau und seinen heranwachsenden Kindern unter dem Dach seines Vaters zu leben, hatte Lady Hester in Wirklichkeit überhaupt nichts zu reden. Nach dem vor einigen Jahren erfolgten Tod ihrer Mutter dachten Leute, die den Earl nicht besonders gut kannten, es treffe sich glücklich, dass sie sitzen geblieben war. Die Optimisten behaupteten, sie werde imstande sein, ihren kummergebeugten Vater zu trösten und den Platz ihrer Mama als Herrin von Brancaster Park und Green Street auszufüllen. Da jedoch der Earl seine Frau verabscheut hatte, war er durch ihren Tod keineswegs kummergebeugt, und da er sich auf ein fesselloses Junggesellendasein gefreut hatte, betrachtete er seine älteste Tochter nicht als Trost, sondern vielmehr als Hindernis. Man hatte ihn in leicht angesäuseltem Zustand tatsächlich sagen hören, er sei jetzt nicht besser dran als zuvor.

Als er sich von seiner sprachlosen Verblüffung erholt hatte und sich darüber klar wurde, dass Sir Gareth Ludlow tatsächlich um die Erlaubnis gebeten hatte, seine Tochter heiraten zu dürfen, überwältigten ihn fast seine Gefühle. Er hatte alle Hoffnung aufgegeben, diese Tochter leidlich gut verheiratet zu sehen – dass sie aber eine so brillante Heirat machen könnte, war ihm nicht einen Augenblick in den Sinn gekommen. Der unangenehme Verdacht, Sir Gareth könnte zuviel getrunken haben, stieg in ihm auf, aber in Sir Gareths Aussehen und Gehabe war nichts zu finden, um diese Annahme im Geringsten zu rechtfertigen. Und so schlug er sich’s aus dem Sinn. Doch dann sagte er ohne Umschweife: »Nun ja, ich wäre äußerst erfreut, sie Ihnen zu geben, aber es ist doch besser, Ihnen von allem Anfang an mitzuteilen, dass ihre Mitgift keineswegs ansehnlich ist. Um die Wahrheit zu gestehen – es wird mir verteufelt schwerfallen, das Geld überhaupt aufzutreiben.«

»Das ist völlig belanglos«, erwiderte Sir Gareth. »Wenn Lady Hester mir die Ehre erweist, meine Werbung anzunehmen, werde ich selbstverständlich jede finanzielle Regelung für sie treffen, die unsere Rechtsanwälte für richtig halten.«

Von diesen schönen Worten im höchsten Maße gerührt, erteilte der Earl Sir Gareths Werbung seinen Segen, lud ihn für die folgende Woche nach Brancaster Park ein, sagte drei sportliche Verabredungen ab und verließ London noch am nächsten Tag, um seine Tochter auf den einzigartigen Glücksfall vorzubereiten, der ihr widerfahren würde.

Lady Hester war über seine plötzliche Ankunft sehr überrascht, denn sie hatte angenommen, dass er im Begriff war, nach Brighton zu fahren. Er gehörte dem Zirkel um den Prinzgemahl an und war während der Sommermonate gewöhnlich in einem Logis am Steyne untergebracht, wenn nicht im königlichen Pavillon selbst; und dort war es ihm eine liebe Gewohnheit, an allen kostspieligen Vergnügungen seines königlichen Freundes teilzunehmen und mit dessen Bruder York um erschreckend hohe Einsätze Whist zu spielen. In die weibliche Gesellschaft, die er in Brighton bevorzugte, waren weder seine Frau noch seine Tochter jemals einbezogen worden. Lady Hester war nach Beendigung der Londoner Season mit ihrem Bruder und ihrer Schwägerin immer nach Cambridgeshire übergesiedelt, von wo aus sie zur gegebenen Zeit die alljährliche, höchst langweilige Besuchsrunde bei den verschiedenen Familienmitgliedern antrat.

Nachdem ihr liebevoller Urheber sie davon unterrichtet hatte, dass nur die Sorge um ihre Wohlfahrt ihn unter großen Unbequemlichkeiten in das Haus seiner Ahnen führe, erklärte er als Einleitung zu der Eröffnung, die er ihr zu machen beabsichtigte, er hoffe, dass sie sich endlich einmal ein wenig gefälliger kleiden werden, denn es gezieme ihr nicht, Gäste in einer uralten Toilette und einem darübergelegten Paisley-Schal zu empfangen.

»Du lieber Himmel«, rief Hester. »Bekommen wir denn Besuch?« Sie richtete ihren leicht kurzsichtigen Blick auf den Earl, und ihrer Stimme war weit mehr Resignation als Freude zu entnehmen. »Ach, Papa, hoffentlich ist es niemand, den ich besonders verabscheue?«

»Durchaus nicht«, erwiderte er mürrisch. »Bei meiner Seele, Hester, du könntest selbst die Geduld eines Heiligen auf die Probe stellen! Lass dir gesagt sein, mein Mädchen, dass es sich um Sir Gareth Ludlow handelt, den wir nächste Woche bei uns sehen werden, und wenn du den verabscheust, dann musst du wahrhaftig übergeschnappt sein!«

Sie hatte ihren Schal ziemlich hilflos über sie Schultern gezogen, als könnte sie ihn durch das Neuarrangement seiner fadenscheinigen Falten ihrem Vater weniger widerwärtig machen. Bei seinen Worten ließ sie aber die Hände sinken und sagte ungläubig: »Sir Gareth Ludlow, Sir?«

»Ja, da schaust du!«, sagte der Earl. »Und ich glaube, du wirst noch mehr schauen, wenn ich dir sage, weshalb er kommt!«

»Das ist sehr leicht möglich«, sagte sie in nachdenklichem Ton. »Denn ich kann mir nicht vorstellen, was ihn hierherführt oder welche Unterhaltung man ihm in dieser Jahreszeit bieten könnte.«

»Das soll dich nicht bekümmern, Hester. Er kommt, um dir ein Anerbieten zu machen.«

»Ach wirklich?«, sagte sie vage und fügte nach einem Moment des Nachdenkens hinzu: »Will er mir ein Hündchen von Junos Wurf abkaufen? Komisch, dass er mir nichts davon sagte, als ich ihn vor einigen Tagen in der Stadt traf. Es steht doch kaum dafür, den weiten Weg hierherzufahren – außer natürlich, wenn er das Hündchen vorher sehen will.«

»Um Himmels willen, Mädchen …!«, wetterte der Earl los. »Was, zum Teufel, soll Ludlow mit einem deiner jämmerlichen Köter anfangen?«

»Das wundert mich tatsächlich auch«, sagte sie und sah ihn fragend an.

»Strohkopf«, rief Seine Lordschaft ergrimmt. »Ich will verdammt sein, wenn ich weiß, was er sich von dir verspricht! Er kommt, weil er um deine Hand anhalten will!«

Sie starrte ihn an; zuerst ziemlich blass, dann errötete sie und wendete ihr Antlitz ab. »Bitte, Papa …! Wenn Sie mich zum Besten halten wollen – das ist kein gütiger Scherz!«

»Natürlich halte ich dich nicht zum Besten«, antwortete er. »Obwohl es mich nicht überrascht, dass du es annimmst. Ich stehe nicht an, dir zu bekennen, Hester, dass ich, als er mir sagte, er bitte um meine Erlaubnis, dir einen Heiratsantrag machen zu dürfen, zunächst annahm, dass entweder er betrunken ist oder ich.«

»Vielleicht seid ihr es – beide gewesen«, sagte sie mit dem Versuch, einen leichteren Ton anzuschlagen.

»Nein, nein, durchaus nicht. Aber dass er sich gerade dich wählt! Ich glaube, mindestens ein Dutzend Mädchen setzt alles daran, um sein Interesse zu erwecken, wobei jedes einzelne aus ebenso guter Familie ist wie du, überdies viel jünger und obendrein verteufelt hübsch – nun, ich war in meinem ganzen Leben noch nie so perplex.«

»Es kann nicht wahr sein. Sir Gareth hatte nie ein besonderes Interesse für mich. Nicht einmal, als ich noch jung war, und, wie ich glaube, recht hübsch«, sagte Hester mit dem Anflug eines Lächelns.

»O Himmel, nein! Doch nicht damals«, sagte Seine Lordschaft. »Du sahst bestimmt recht gut aus, aber du kannst doch nicht im Ernst annehmen, er hätte einen Blick an dich verschwendet, solange das junge Ding, die Lincombe, noch lebte!«

»Nein, das ist wahr. Er bemerkte mich nie.«

»Nun, nun«, sagte der Earl großmütig, »sie hat ja alle Konkurrentinnen aus dem Feld geschlagen. Nach allem, was man hört, hat er niemals einem anderen Mädchen auch nur einen einzigen Blick geschenkt. Ich nehme an, das ist auch der Grund, weshalb er um dich anhält.« Da er bemerkte, wie erstaunt sie ihn ansah, sagte er etwas ungeduldig: »Also, mein Mädel, sei nicht töricht. Es ist doch sonnenklar, dass Ludlow ein ruhiges, guterzogenes Mädchen haben will, das den Kopf nicht mit allerhand romantischem Unsinn vollgepfropft hat oder das gar erwartet, er werde nun von Leidenschaft hingerissen sein. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr erweckt es mir den Anschein, als handle er wie ein sehr verständiger Mann. Wenn er Clarissa Lincombe noch immer nicht vergessen hat, würde es ihm gar nicht passen, sich um einen jungen romantischen Wildfang zu bewerben, der erwarten würde, dass er ihm, überwältigt von der Gewalt seiner Gefühle, ständig nachläuft oder sonst einen Unsinn treibt. Gleichzeitig aber ist es seine Pflicht zu heiraten, und du kannst dich darauf verlassen, dass er sich damals dazu entschloss, als sein Bruder in Spanien getötet wurde. Nun also, Hester, ich trage keine Bedenken, dir zu gestehen, ich hätte nie gedacht, dass dir ein derartiger Glücksfall widerfahren könnte. Und zu denken, dass du eine bessere Partie machen wirst als deine Schwestern – und noch dazu in deinem Alter! Nein, das übersteigt alles!«

»Das übersteigt alles – o ja, alles«, sagte sie in einem sonderbaren Ton. »Und er kommt mit Ihrer Zustimmung hierher?! Hätten Sie nicht zuerst mich fragen sollen, wie meine Gefühle sind? Papa, ich wünsche mir diese blendende Heirat nicht!«

Er sah sie an, als könne er seinen Ohren nicht trauen. »Du wünschst sie dir nicht?«, wiederholte er in verblüfftem Ton. »Du musst ja übergeschnappt sein.«

»Vielleicht.« Ein gespenstisches Lächeln, halb nervös, halb schadenfroh, geisterte wieder über ihr Antlitz. »Sie hätten Sir Gareth diesbezüglich einen Wink geben sollen, Sir. Ich bin überzeugt, dass er nicht den Wunsch haben kann, eine – Idiotin zu heiraten.«

»Wenn du dir einbildest«, sagte Seine Lordschaft in furchterregender Weise, »deine Bemerkung sei ein guter Scherz, dann lasse dich von mir eines Besseren belehren.«

»Nein, Papa.«

Er sah sie etwas unsicher an, denn er fühlte, dass sie sich ihm auf befremdende Weise entzog. Sie war stets eine gehorsame, ja selbst sanftmütige Tochter gewesen, aber manchmal überkam ihn das unbehagliche Gefühl, dass, verborgen hinter der sanftmütigen Fügsamkeit, eine ihm völlig unbekannte Frau existierte. Da er einsah, dass es sich jetzt gezieme, behutsam vorzugehen, unterdrückte er seine Erbitterung und sagte in einer ziemlich guten Imitation väterlicher Besorgnis: »Na, na, meine Liebe, welche Grillen hast du dir jetzt wieder in den Kopf gesetzt? Du wirst mir doch nicht erzählen, dass du nicht heiraten willst, denn jedes weibliche Wesen wünscht sich’s.«

»Ja, allerdings«, sagte sie seufzend.

»Ist es möglich, dass du gegen Ludlow eine Abneigung hast?«

»Nein, Papa.«

»Na also, dessen war ich doch gewiss. Ich glaube, in England gibt es keinen beliebteren Mann, und was euch Damen betrifft … Wie viele haben sich ihn angeln wollen! Alle unverheirateten Mädchen Londons werden dich beneiden!«

»Glauben Sie das wirklich, Papa? Das wäre allerdings herrlich. Aber vielleicht wäre ich mir völlig entfremdet, mir selbst unverständlich. Ich würde mich nicht wohlfühlen, mich selbst nicht mehr kennen.«

Diese, wie er dachte, völlig unsinnige Äußerung, die seine Pläne zu vereiteln drohte, brachte den Earl aus der Ruhe. Aber er beherrschte sich und sagte, mit so viel Geduld, wie er aufzubringen vermochte: »Schon recht, lass es nur gut sein. Natürlich dachte ich nie, dass er sich bemüht, dein Interesse zu erregen, aber ich weiß ganz bestimmt, dass ich ihn auf den Bällen hunderte Male mit dir tanzen sah. Ja, und wie oft sah ich ihn irgendwo plaudernd mit dir sitzen, wenn man angenommen hätte, er würde einer der blendenden Schönheiten den Hof machen, die nur darauf lauern, ihn für immer zu ködern.«

»Er hat sehr gute Manieren«, erklärte sie. »Außerdem hat er sich angewöhnt, mit mir über Clarissa zu sprechen, weil ich sie ja auch kannte und weil sonst niemand es wagte, in seiner Gegenwart ihren Namen auszusprechen.«

»Was, das tut er noch immer?«, rief der Earl und hatte den Eindruck, dass hier des Rätsels Lösung liegen könne.

»O nein«, erwiderte sie. »Schon lange nicht mehr.«

»Also, warum, zum Teufel, befasste er sich dann mit dir, wenn er nicht über die schöne Lincombe sprechen wollte?«, fragte er. »Verlass dich auf mich, er wollte dich eben an sich fesseln.«

»Er hat meine Gesellschaft nie gesucht«, widersprach sie. »Wenn wir uns gelegentlich auf Bällen trafen, war er zu artig und ein zu großer Herr, um an mir vorbeizugehen und mir nicht mehr als eine alltägliche Verbeugung zu machen.« Sie hielt inne, seufzte und sah ihren Vater flüchtig an. »Wie töricht ich bin! Ich glaube, Sie haben ganz recht. Wahrscheinlich hatte er diese Absicht schon die ganze Zeit, seit Major Ludlow gefallen ist.«

»Natürlich habe ich recht. Und damit macht er dir ein ungeheures Kompliment.«

»O nein«, sagte sie. Hierauf verfiel sie in Schweigen und sah gedankenvoll vor sich hin.

Der Earl begann, sich unbehaglich zu fühlen, denn es war unmöglich, ihrem Gesichtsausdruck etwas zu entnehmen, der wohl traurig, aber völlig gelassen war; nur in ihrer Stimme schwang ein beunruhigender Ton, der ihm ihr halsstarriges Benehmen in Erinnerung rief, als er ihr von der einzigen Werbung Mitteilung machte, die er je um ihre Hand erhalten hatte. Er erinnerte sich, wie demütig sie jede seiner Zornesäußerungen ertragen und wie ehrerbietig sie ihn dafür um Verzeihung gebeten hatte, dass sie ihm ungehorsam war. Das hatte sich vor fünf Jahren abgespielt, und da saß sie nun und war noch immer ledig. Nachdem er sie einige Augenblicke betrachtet hatte, sagte er: »Hester, wenn du dir die Chance entgehen lässt, eine höchst ehrenvolle Verbindung einzugehen, dann bist du eine noch größere Närrin, als ich dachte.«

Sie richtete ihre Augen auf sein Antlitz, und einen Moment zitterte ein Lächeln auf ihren Lippen. »Nein, Papa, wie wäre das möglich?«

Er beschloss, diese Bemerkung zu ignorieren. »Du und er, ihr beide seid über das Alter der romantischen Höhenflüge hinaus«, drängte er. »Er ist ein ungemein liebenswürdiger Bursche, und ich zweifle nicht, dass er dir ein gütiger Gatte wäre. Und großzügig obendrein! Du wirst so viel Nadelgeld bekommen, dass deine Schwestern große Augen machen werden, eine bedeutende gesellschaftliche Position einnehmen und Herrin eines schönen Hauses sein. Es handelt sich auch nicht darum, dass deine Zuneigung anderweitig gebunden wäre: dann sähe die Sache natürlich ganz anders aus. Ich sagte das auch Ludlow; obwohl ich für deine Gefühle ihm gegenüber nicht einzustehen vermochte, konnte ich ihm versichern, dass du keine andere Neigung hast.«

»Aber, Papa, das ist doch nicht wahr«, sagte sie. »Meine Neigung gilt doch jemandem – schon seit vielen Jahren!«

Sie sagte das so nüchtern, dass er dachte, er müsse falsch verstanden haben, und eine Wiederholung ihrer Bemerkung verlangte. Sie kam dem bereitwillig nach. Wie vom Donner gerührt, rief er aus: »Ich soll dir also glauben, dass du um einen Geliebten getrauert hast, was? Unsinn! Davon höre ich zum ersten Mal etwas. Wer, bitte, soll denn dieser Mann sein?«

Sie erhob sich und zog ihren Schal fester um die Schultern. »Das ist unwichtig, Papa. Er hat ja nie an mich gedacht.«

Damit verschwand sie in der etwas unentschlossenen Art, die für sie charakteristisch war, und ließ ihn verblüfft und wütend zurück.

Er sah sie erst wieder, als sich die Familie zum Dinner versammelte; jetzt hatte er die Angelegenheit aber so eingehend mit seinem Sohn, seiner Schwiegertochter und seinem Kaplan besprochen, und zwar mit so sublimer Nichtachtung der Ohren seines Butlers, der beiden Diener und seines Kammerdieners, die alle gelegentlich in Hörweite gerieten, dass sich kaum eine Menschenseele im ganzen Haus befand, die nichts davon wusste, dass Lady Hester einen äußerst schmeichelhaften Heiratsantrag erhalten hatte und ihn abzulehnen beabsichtigte.

Lord Widmore, infolge eines chronischen Magenleidens ständig übler Laune, war ebenso ärgerlich wie sein Vater; aber seine Gattin, eine derbe Frau von bestürzend schroffem Wesen, sagte mit der Vulgarität, für die sie berühmt war: »Ach was, Faxen, nichts als Faxen! Sir, ich wette fünfhundert Pfund, dass Sie sie zu der Heirat zwingen wollen. Das ist so Ihre Art. Überlassen Sie’s mir!«

»Sie ist störrisch wie ein Maulesel«, sagte Lord Widmore wütend.

Darüber musste seine Frau herzlich lachen. Dann aber sagte sie, er solle nicht wie ein Dummkopf sprechen, denn ein fügsameres Wesen habe es nie gegeben.

Das war ganz richtig. Mit Ausnahme ihrer Untüchtigkeit, heiratsfähige Bewerber für sich zu interessieren, gehörte Hester zu jenen Töchtern, die selbst den anspruchsvollsten Vater zufriedenstellen mussten. Sie tat immer das, was man von ihr verlangte, und erhob nie Einwände. Sie gab sich weder üblen Launen noch der Hysterie hin; und war sie auch nicht imstande, den richtigen Mann zu fesseln, so hatte sie wenigstens nie einen falschen ermuntert. Sie war aber auch eine gute Schwester, und man konnte sich immer darauf verlassen, dass sie sich in kritischen Zeiten ihrer jungen Nichten und Neffen annehmen werde, oder dass sie geduldig den langweiligsten Kavalier unterhielt, den man wohl oder übel hatte einladen müssen.

Die erste Person, die mit ihr über Sir Gareths Werbung sprach, war nicht Lady Widmore, sondern der Kaplan des Earl, der Reverend Augustus Whyteleafe, der die erste sich bietende Gelegenheit ergriff, um ihr seine eigenen Ansichten über diese Angelegenheit mitzuteilen.

»Ich weiß, dass Sie nichts dagegen haben werden, wenn ich auf ein Thema anspiele, das für Sie schmerzlich sein muss«, erklärte er. »Wie ich vielleicht erwähnen sollte, erwies mir Seine Lordschaft die Ehre, mich ins Vertrauen zu ziehen, weil er dachte, das Wort eines Mannes in meiner Position könnte bei Ihnen ins Gewicht fallen.«

»Oh, Himmel!«, sagte Hester schuldbewusst. »So sollte es wenigstens sein.«

»Ich fühlte mich aber verpflichtet«, fuhr Mr. Whyteleafe fort, indem er sich in die Brust warf, »Seiner Lordschaft mitzuteilen, dass ich das Amt, Sir Gareth Ludlows Fürsprecher zu sein, nicht auf mich nehmen kann.«

»Wie mutig von Ihnen«, sagte Hester seufzend. »Ich bin sehr froh darüber, denn ich möchte die Angelegenheit ganz und gar nicht besprechen.«

»Es muss Ihnen in der Tat widerwärtig sein. Sie werden mir dennoch gestatten, Lady Hester, Ihnen für Ihre Entscheidung meine Bewunderung auszusprechen.«

Sie sah ihn leicht überrascht an. »Ach, du meine Güte! Tatsächlich? Ich kann mir nur nicht vorstellen, weshalb.«

»Sie haben den Mut, eine Heirat auszuschlagen, die Ihnen nichts als irdischen Glanz bietet. Eine Heirat, die, wie ich glaube, jeder weniger hochgesinnten Dame nur zu willkommen gewesen wäre. Gestatten Sie mir, Ihnen zu sagen, dass Sie genauso handeln, wie Sie handeln sollen. Ich bin überzeugt, dass nichts als Elend und Unglück aus einer Verbindung zwischen Ihnen und diesem Modelaffen entstehen könnte.«

»Armer Sir Gareth! Ich fürchte, Mr. Whyteleafe, Sie haben recht: Für ihn wäre ich eine unerträglich langweilige Frau, nicht wahr?«

»Ein Mann seines frivolen Geschmacks könnte so denken«, pflichtete er ihr bei. »Doch für einen Mann seriöserer Veranlagung … aber über dieses Kapitel darf ich im Augenblick nicht mehr sagen.«

Hierauf verbeugte er sich, sah sie bedeutungsvoll an, zog sich zurück und hinterließ sie schwankend zwischen Belustigung und Bestürzung.

Ihre Schwägerin, der dieses Zwiegespräch nicht entgangen war, beobachtete sie vom anderen Ende der langen Galerie, in die sich die Gesellschaft nach dem Dinner begab, und hatte keinerlei Bedenken, sie später zu fragen, worüber gesprochen worden sei. »Denn wenn er die Unverschämtheit besessen hat, mit dir über den Antrag zu sprechen, den dein Vater erhielt, so hoffe ich, Hetty, dass du ihn gehörig abgefertigt hast. So eine Anmaßung! Aber ich zweifle keinen Augenblick, dass dein Papa ihn aufgehetzt hat. Ich verspreche dir, keine Hemmungen zu haben, um ihm klarzumachen, dass es in diesem Fall nichts nützt, Hunde auf die Fährte zu setzen.«

»Danke. Das ist äußerst gütig. Aber Mr. Whyteleafe versuchte gar nicht, mich zu überreden. In Wirklichkeit sagte er mir, er habe meinem Papa mitgeteilt, dass er es nicht tun werde, was ich sehr mutig von ihm fand.«

»Ja, deshalb war Lord Brancaster auch verdrießlich wie ein Bär. Ich werde dir etwas sagen, Hetty: Du tätest gut daran, Ludlows Antrag anzunehmen, ehe Widmore deinem Papa einredet, dass du einen armseligen Pfaffen zum Gatten nehmen willst.«

»Aber das will ich doch nicht«, sagte Hester.

»Du lieber Gott, das weiß ich. Aber ich habe Augen im Kopf und sehe, dass Whyteleafe mit seinen Aufmerksamkeiten immer sonderbarer wird. Das Teuflische daran ist, dass Widmore es ebenfalls bemerkte, und du weißt, meine Liebe, wie schwer von Begriff er ist. Und dein Vater ist ebenso. Ich zweifle nicht, dass er etwas sagte, was dich in eine Zwickmühle bringt.«

»O nein«, sagte Hester ruhig.

»Auf jeden Fall erzählte er dir, dass Ludlow dem Mädchen noch immer nachtrauert, mit dem er, weiß der Teufel vor wie langer Zeit, verheiratet war«, sagte Lady Widmore in ihrer derben Art. »Wenn du meinem Rat folgst, dann beachtest du ihn gar nicht. Denn ich sah noch nie einen Mann, der weniger schwermütig ist als Ludlow.«

»Nein, in der Tat, das ist wahr. Aber auch keinen Mann, der weniger verliebt ist«, bemerkte Hester.

»Und wenn schon. Ich kann dir nur das eine sagen, Hetty: Es kommt nicht sehr oft vor, dass Leute unseres Standes aus Liebe heiraten. Sieh mich an. Du wirst doch nicht glauben, ich wäre jemals in den armen Widmore verliebt gewesen! Nein, ich war es nie, ebenso wenig wie du es bist. Und als mir der Heiratsantrag gemacht wurde, nahm ich ihn an, weil es für ein Mädchen nichts Ärgeres gibt, als sitzenzubleiben.«

»Man gewöhnt sich daran«, sagte Hester. »Kannst du dir denn vorstellen, Almeria, Sir Gareth und ich könnten – könnten zueinander passen?«

»Du guter Gott, natürlich. Warum nicht? Hätte sich mir nur diese Chance geboten, mit beiden Händen hätte ich zugegriffen!«, erwiderte Lady Widmore aufrichtig. »Ich weiß, dass du ihn nicht liebst, aber was hat das damit zu tun? Überleg dir’s sorgfältig, Hetty. Es ist kaum wahrscheinlich, dass du noch einen Antrag erhältst, keinesfalls aber einen so vorteilhaften, obwohl ich glaube, dass sich Whyteleafe erklären wird, sobald er seine Beförderung erhalten hat. Nimm Ludlow, und du wirst ein schönes Vermögen besitzen, eine erstklassige gesellschaftliche Stellung einnehmen und überdies einen liebenswürdigen Gatten haben. Weisest du ihn aber ab, dann stirbst du als alte Jungfer, gar nicht davon zu reden, dass du gezwungen wärest, dir die Vorwürfe deines Vaters und Widmores für ewige Zeiten anzuhören.«

Hester lächelte schwach. »Man gewöhnt sich auch daran. Ich habe mir manchmal gedacht, dass ich, wenn Papa einmal stirbt, ganz allein für mich in einem kleinen Häuschen leben möchte.«

»Na, das wird dir nie gelingen«, sagte Lady Widmore in schneidendem Ton. »Deine Schwester Susan würde schön über dich herfallen. Dafür verbürge ich mich! Das würde ihr so passen, dich um sich zu haben, damit du ihr ständig zu Diensten stehst und dich überdies noch als Gouvernante für ihre hässlichen Bälger betätigst. Und Widmore würde es für eine erstklassige Idee halten, sodass du weder von ihm noch von Gertrude oder Constance eine Unterstützung erwarten kannst. Und, meine Liebe, es wäre eine völlig unsinnige Vorstellung, anzunehmen, dass du gegen sie etwas ausrichten könntest, denn du besitzt nicht für einen Penny Mut. Wenn du dir ein eigenes Heim wünschst, dann musst du Ludlow nehmen und dich dafür glücklich preisen, denn auf andere Weise erhältst du keines.«

Mit diesen äußerst ermunternden Worten begab sich Lady Widmore in ihr eigenes Schlafzimmer, blieb aber unterwegs stehen, um ihrem Gatten mitzuteilen, vorausgesetzt, er und sein Vater könnten den Mund halten, sie glaube, das Kunststück fertig gebracht zu haben.

Lady Hester aber, nachdem sie ihre Kammerfrau entlassen, die Kerzen gelöscht und die Vorhänge dicht um ihr Bett gezogen hatte, vergrub ihr Gesicht in die Kissen und weinte sich still in den Schlaf.

Kapitel 3

Drei Tage nach diesen Ereignissen verließ Sir Gareth London. In glücklicher Unkenntnis der verzweifelten Unschlüssigkeit, in die er seine auserwählte Braut durch seinen Antrag gestürzt hatte, fuhr er in ziemlich gemächlichem Tempo Cambridgeshire entgegen. Er kutschierte sein eigenes Sportkabriolett, vor das ein Paar auffallend schöner, genau aufeinander abgestimmter Füchse gespannt war. Er unterbrach seine Reise auf dem nicht weit von Baldock befindlichen Besitz einer befreundeten Familie, wo er zwei Nächte blieb, um seine Pferde ausruhen zu lassen. Er hatte seinen ersten Reitknecht mitgenommen, jedoch nicht seinen Kammerdiener, ein Umstand, der weit eher den Widerwillen dieses außerordentlich geschickten Gentleman erregte, als ihn zu überraschen. Sir Gareth, der dem Kreis der eleganten Stutzer angehörte, war stets blendend gekleidet. Er war aber sehr wohl imstande, den erwünschten Effekt auch ohne die Hilfe des Genies zu erzielen, das die Oberaufsicht über seine Garderobe hatte. Der Gedanke, dass fremde Hände seine Röcke bügeln oder minderwertige Schuhpaste für seine hessischen Reitstiefel verwenden könnten, verursachte Sir Gareth nicht die geringste Seelenpein.

Man erwartete ihn nicht vor dem späten Nachmittag in Brancaster Park. Da es aber ein schwüler Julitag war, trat er den Rest seiner Reise zu früher Stunde an, ließ seine Pferde in gemächlichem Tempo traben und unterbrach seine Fahrt, als er sich nach zwanzig Meilen in dem Dörfchen Caxton befand, um einen Imbiss zu nehmen. Der Ort konnte sich nur eines einzigen Postgasthofes rühmen, und der war ziemlich bescheiden; als Sir Gareth ins Gastzimmer schlenderte, fand er den Wirt in einen ziemlich heftigen Disput mit einer jungen Dame verwickelt, die ein Kleid aus geblümtem Musselin trug und ein Basthütchen äußerst kleidsam über eine Flut seidenweicher schwarzer Locken gebunden hatte.

Der Wirt ließ die Dame ohne weitere Umstände stehen, sowie er die offensichtlich den höchsten Kreisen angehörende Standesperson auf der Schwelle erblickte, eilte dem Neuankömmling entgegen, verbeugte sich und bat, ihn wissen zu lassen, in welcher Weise er die Ehre haben könne, ihm zu dienen.

»Es hat Zeit, mir zu dienen, wenn Sie die Dame hier bedient haben«, erwiderte Sir Gareth, dem der entrüstete Ausdruck in den großen Augen der Dame nicht entgangen war.

»O nein, Sir, nein, wirklich nicht. Ich stehe ganz zur Verfügung – und bin sehr glücklich, Euer Gnaden sofort dienen zu dürfen«, versicherte der Wirt. »Ich habe der jungen Person soeben erklärt, sie könne in der ‹Rose› oder in der ‹Krone› ein Unterkommen finden.«

Obwohl diese Worte mit gesenkter Stimme hinzugefügt wurden, erreichten sie dennoch die Ohren der Dame und veranlassten sie, in äußerster Entrüstung zu sagen: »Ich bin keine junge Person, und wenn ich in Ihrem abscheulichen Gasthof zu bleiben wünsche, werde ich hier bleiben, und es hat keinen Zweck, mir zu sagen, dass Sie kein Zimmer frei haben, weil ich’s Ihnen einfach nicht glaube.«

»Ich habe Ihnen schon früher gesagt, Miss, dass dies eine Poststation ist, und dass wir hier keine jungen Per… – Frauen – aufnehmen, die hier hereinspazieren und nicht mehr Gepäck haben als zwei Hutschachteln«, sagte der Wirt ärgerlich. »Ich weiß nicht, welcher Beschäftigung Sie nachgehen, ich will es auch nicht wissen, aber für Sie habe ich kein Zimmer, und das ist mein letztes Wort!«

Sir Gareth hatte sich taktvoll in die Fensternische zurückgezogen und betrachtete das wütende kleine Gesichtchen unter dem Basthut. Es war ein bezauberndes Gesicht mit großen dunklen Augen, einem reizenden, eigenwilligen Mund und einem höchst entschlossenen Kinn. Es war aber auch ein sehr jugendliches, jetzt zorngerötetes Gesicht. Der Wirt betrachtete dessen Besitzerin offenbar als ein völlig unbedeutendes weibliches Wesen. Aber weder die Stimme des Kindes noch ihre entschieden herrischen Manieren deuteten auf niedrige Herkunft. Der Verdacht, sie könnte aus einem Internat für junge Damen durchgebrannt sein, ging Sir Gareth durch den Sinn. Er schätzte, dass sie ungefähr im gleichen Alter wie seine Nichte sein müsse, und sie erinnerte ihn auf unerklärbare Weise an Clarissa. Nicht, dass sie Clarissa etwa wirklich ähnlich gesehen hätte, denn sie war ja unsagbar schön gewesen. Vielleicht, dachte er mit einem kleinen Herzklopfen, lag die Ähnlichkeit in dem eigenwilligen Blick und in der Haltung des eigensinnigen Kinns. Auf jeden Fall war sie viel zu jung und viel zu hübsch, um unbegleitet durchs Land zu ziehen; man hätte kaum einen unpassenderen Ort für sie finden können als den gewöhnlichen Gasthof, in den der Wirt sie weisen wollte. War sie tatsächlich ein entlaufenes Schulmädel, dann geziemte sich’s ohne Zweifel für einen Ehrenmann, sie ihrer Familie wiederzubringen.

Sir Gareth trat vom Fenster zurück und sagte mit gewinnendem Lächeln: »Verzeihen Sie, kann ich Ihnen vielleicht behilflich sein?«

Sie sah ihn unentschlossen an, keineswegs schüchtern, sondern vielmehr den freimütigen Blick forschend auf ihn gerichtet. Bevor sie zu antworten vermochte, erklärte der Wirt, für den Gentleman bestehe durchaus kein Grund, sich zu bemühen. Er hätte sich darüber noch weiter verbreitet, wurde aber daran gehindert. Sir Gareth sagte in freundlichem, aber dennoch gebieterischem Ton: »Mir scheint allerdings beträchtlicher Grund vorzuliegen. Es kommt gar nicht in Frage, dass die junge Dame die Nacht in der ‹Rose› oder in der ‹Krone› verbringt.« Er lächelte der jungen Dame wieder ermunternd zu. »Vielleicht sagen Sie mir, wohin Sie sich zu begeben wünschen? Ich glaube nicht, dass Ihre Mama Ihnen gestatten würde, ohne Zofe in irgendeinem Gasthof abzusteigen.«

»Ach was, ich habe keine Mama«, erwiderte die Dame mit triumphierender Miene.

»Wie bitte? Also dann Ihr Papa?«

»Ich habe auch keinen Papa!«

»Ach, ich verstehe, Sie glauben mich jetzt in die Enge getrieben zu haben«, sagte er belustigt. »Da Ihre beiden Eltern tot sind, werden wir wohl nie erfahren, was sie über diesen Punkt gedacht hätten. Wie wäre es, wenn wir die Sache bei einer kleinen Erfrischung besprechen? Was darf ich Ihnen anbieten?«

Ihre Augen leuchteten auf und sie sagte aufrichtig: »Ich wäre Ihnen sehr verpflichtet, Sir, wenn Sie mir ein Glas Limonade bestellen wollten. Ich bin schrecklich durstig, und dieser abscheuliche Mann wollte mir keine bringen.«

Der Wirt sagte aufbrausend: »Euer Gnaden! Die Miss kam hier herein, so wie Sie sie sehen, und wollte zuerst von mir wissen, wann die nächste Post nach Huntingdon fällig ist; als ich ihr sagte, dass es vor morgen keine gäbe, fragte sie mich, ob ich ein Zimmermädchen brauche, und als ich ihr sagte, dass ich keines benötige, stand sie auf und erklärte, sie wolle ein Zimmer für die Nacht mieten. Nun bitte ich Eurer Gnaden, selbst zu urteilen …«

»Lassen Sie das!«, unterbrach ihn Sir Gareth, und nur ein kaum merkliches Zittern seiner Stimme verriet das Lachen, das ihn zu überwältigen drohte. »Seien Sie so freundlich, der Dame ein Glas Limonade zu bringen und für mich einen Krug Ihres Haustrunks. Dann werden wir sehen, wie wir dieses Durcheinander entwirren können.«

Der Wirt begann etwas von der Achtbarkeit seines Hauses zu murmeln, überlegte sich’s aber und zog sich zurück.

Sir Gareth zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor, ließ sich nieder und sagte in überredendem Ton: »Und jetzt, da wir ihn los sind, können Sie sich entschließen, mir zu sagen, wer Sie sind und wie es kommt, dass Sie auf diese etwas ungewöhnliche Weise durchs Land ziehen? Und – wenn ich mich vorstellen darf – mein Name ist Ludlow – Sir Gareth Ludlow, und ich stehe völlig zu Ihren Diensten!«

»Sehr erfreut«, erwiderte die Dame höflich.

»Nun?«, sagte Sir Gareth mit spöttischem Augenzwinkern. »Soll ich Sie, wie der Wirt, einfach Miss nennen? Ich kann Sie wirklich nicht mit Madam ansprechen, denn Sie erinnern mich zu sehr an meine älteste Nichte, wenn sie Unfug getrieben hat.«

Sie hatte ihn ziemlich forschend betrachtet. Diese Bemerkung schien sie aber zu beruhigen, was auch beabsichtigt gewesen war. Sie sagte: »Mein Name ist Amanda, Sir. Amanda S-Smith.«

»Amanda Smith, ich bedaure, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Sie ein schrecklich verlogenes Mädchen sind«, sagte Sir Gareth ruhig.

»Es ist doch ein sehr anständiger Name«, versuchte sie sich zu rechtfertigen.

»Amanda ist ein bezaubernder Name, und Smith in seiner Art recht verbreitet. Es ist aber nicht Ihr Zuname. Also los!«

Sie schüttelte den Kopf, ein Bild reizenden Eigensinns. »Ich werde Ihnen nichts verraten. Wenn ich es täte, dann wüssten Sie, wer ich bin, und ich habe einen ganz bestimmten Grund, weshalb niemand meinen Namen erfahren darf.«

»Sind Sie aus der Schule durchgebrannt?«, fragte er.

Sie richtete sich ärgerlich auf. »Natürlich nicht! Ich bin kein Schulmädel. Ich bin in der Tat fast siebzehn Jahre und in kurzer Zeit werde ich eine verheiratete Dame sein.«

Er nahm das nur mit einem flüchtigen Blick zur Kenntnis und bat mit geziemendem Ernst um Vergebung. Glücklicherweise kehrte der Wirt in diesem Moment mit der Limonade und dem Bier zurück. Er bot ihnen etwas unwillig frisch gebackene Törtchen an, falls die Miss darauf Lust haben sollte. Sir Gareth schloss aus dem hoffnungsfrohen Aufleuchten von Amandas Augen, dass sie sehr große Lust darauf hatte, befahl, eine Schüssel davon zu bringen, und fügte hinzu: »Und bitte auch etwas Obst.«

Durch seine Freigebigkeit besänftigt, sagte Amanda herzlich: »Danke! Um die Wahrheit zu gestehen, ich bin schrecklich hungrig. Sind Sie tatsächlich ein Onkel?«

»Wahr und wahrhaftig.«

»Nun, das hätte ich nie gedacht, meine Onkel sind die spießigsten Leute!«

Sie war unterdessen mit sechs Törtchen und dem größten Teil einer Schüssel Kirschen fertiggeworden, und die herzlichste Beziehung zu ihrem Gastgeber war hergestellt. Das Angebot, sie nach Huntingdon zu bringen, nahm sie dankbar an und bat, im »George« abgesetzt zu werden. Als sie die kleine Furche auf Sir Gareths Stirn bemerkte, fügte sie zuvorkommend hinzu: »Oder, wenn Sie es vorziehen, Sir, im ‹Fountain›.«

Die Furche blieb. »Erwartet Sie jemand in einem der Gasthöfe, Amanda?«

»O ja«, erwiderte sie munter.

Er öffnete seine Schnupftabakdose und nahm gemächlich eine Prise. »Ausgezeichnet! Ich werde Sie mit dem größten Vergnügen hinbringen …«

»Danke«, sagte sie und lächelte ihn strahlend an.

»… und Sie der Obhut desjenigen übergeben, der Sie ohne Zweifel dort erwartet«, setzte Sir Gareth liebenswürdig hinzu.

Sie sah ziemlich betreten drein und sagte nach einem inhaltsschweren Augenblick: »Ich glaube nicht, dass Sie das tun sollten, weil sie sich höchstwahrscheinlich verspäten werden.«

»Dann leiste ich Ihnen so lange Gesellschaft, bis sie eintreffen.«

»Sie könnten sich sehr stark verspäten.«

»Oder sie könnten überhaupt nicht kommen«, schlug er vor. »Und jetzt hören Sie auf, mich weiter zu beschwindeln, mein Kind! Ich bin viel zu erfahren, um auf diese Art überlistet zu werden. Es kommt bestimmt niemand, um Sie in Huntingdon abzuholen, und Sie können sich damit abfinden, dass ich Sie weder im ‹George› noch im ‹Fountain›, noch in irgendeinem anderen Gasthof absetzen werde.«

»Dann werde ich eben nicht mit Ihnen fahren«, erklärte Amanda. »Was wollen Sie dagegen tun?«

»Das weiß ich noch nicht genau«, erwiderte er. »Aber entweder übergebe ich Sie der Obhut des Distriktspolizisten oder der des Vikars.«

Sie rief zornig: »Ich will aber in niemandes Obhut gegeben werden. Ich finde, Sie mischen sich viel zu sehr in meine Angelegenheiten! Sie sind der widerlichste Mensch, den ich je kennen gelernt habe, und ich möchte, dass Sie endlich gehen und es mir überlassen, für mich selbst zu sorgen, wozu ich sehr wohl imstande bin.«

»Das glaube ich Ihnen«, stimmte er zu. »Ich fürchte aber, ebenso spießig zu sein wie Ihre Onkel, was eine äußerst demütigende Feststellung ist.«

»Wären Ihnen alle Umstände bekannt, dann würden Sie, davon bin ich überzeugt, nicht alles verpatzen«, bestürmte sie ihn.

»Aber ich kenne die Umstände nicht«, erklärte er.

»Ja – also – wenn ich Ihnen nun sagen würde, dass ich einer Verfolgung entronnen bin …«

»Dann würde ich Ihnen nicht glauben. Wenn Sie nicht aus der Schule durchgebrannt sind, dann müssen Sie von zu Hause weggelaufen sein, und vermutlich geschah es deshalb, weil Sie sich in jemanden verliebten, mit dem Ihre Verwandten nicht einverstanden sind. In Wirklichkeit versuchen Sie, sich entführen zu lassen, und wenn Sie überhaupt jemand in Huntingdon erwartet, dann ist es der Gentleman, mit dem Sie – wie Sie mir selbst mitteilten – in kurzer Zeit verheiratet sein werden.«

»Nun, da irren Sie sich aber gewaltig«, erklärte sie. »Ich beabsichtige nicht, mich entführen zu lassen, obwohl es bedeutend besser wäre und außerdem äußerst romantisch. Das war natürlich mein erster Plan.«

»Und was veranlasste Sie, davon abzugehen?«, fragte er.

»Er wollte nicht mit mir kommen«, sagte Amanda unbefangen. »Er sagte, es gehöre sich nicht, und er wolle mich nicht ohne die Einwilligung meines Großpapas heiraten, weil er ein Mann von Ehre ist. Er ist Soldat, und in einem sehr vornehmen Regiment, wenngleich in keinem Kavallerieregiment. Mein Großpapa und mein Papa waren beide Husaren. Neil ist von der Pyrenäischen Halbinsel auf Krankenurlaub gekommen.«

»Ich verstehe. Fieber oder verwundet?«

»Er bekam einen Schuss in die Schulter, und sie konnten die die Kugel monatelang nicht herausbringen. Deshalb schickte man ihn nach Hause.«

»Und haben Sie ihn erst vor kurzem kennen gelernt?«