Geistlich leiten - Peter Böhlemann - E-Book

Geistlich leiten E-Book

Peter Böhlemann

4,7

Beschreibung

Geistliche Leitung gehört zu den theologischen Hoffnungswörtern unserer Tage. Mit diesem Begriff verbindet sich die Hoffnung, dass Kirche wieder zum Eigentlichen findet, eben Geistliche Leitung übt und erfährt. Aber was ist Geistliche Leitung? Wie und durch wen geschieht sie? Was unterscheidet sie von »normaler« Leitung?Die hier vorgestellte Theorie Geistlicher Leitung ist ein Modell, um Leitungsprozesse geistlich zu begreifen und zu gestalten, und ein Instrument, um Führung und Leitung in Kirche und Gemeinde zu verbessern. Dabei bringen die Autoren die Offenheit für den Geist Gottes und das Handwerkszeug guter, menschenfreundlicher Leitungsarbeit in ein konstruktives Verhältnis zueinander. Sie gewinnen aus der Erkenntnis von biblisch-theologisch bezeugter Leitung durch den Geist konkrete Anregungen für Geistliche Leitung in Kirche und Gemeinde. Zudem identifizieren sie unterschiedliche Typen von Leitung, etwa gemeinschaftsfördernd, richtungweisend oder erkenntnisleitend. Dabei decken Böhlemann und Herbst Chancen und Grenzen des eigenen Leitungstyps auf.Im zweiten Teil des Buches wird der Ertrag dieses Leitungsmodells im Blick auf konkrete Leitungsthemen und -situationen angewendet, wie z.B. Sitzungsleitung, Zeitmanagement oder Umgang mit Konflikten.Der schließlich folgende Fragebogen mit Auswertung und Erläuterungen dient der Einsicht in das eigene Leitungsprofil und ist zugleich ein praktisches Hilfsmittel für die Arbeit in Leitungsgruppen.Geistliche Leitung der hier vorgestellten Art kann Kirchen und Gemeinden verändern und sie auch im 21. Jahrhundert wachsen lassen. Sie ist kein »Geheimrezept« für volle Kirchen und satte Finanzen, aber sie kann helfen, nachhaltig und ressourcenorientiert den Boden für das zu bereiten, was Gott wachsen lassen will.

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Peter Böhlemann / Michael Herbst

Geistlich leiten

Ein Handbuch

Vandenhoeck & Ruprecht

Mit 20 farbigen Abbildungen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-525-57014-2ISBN 978-3-647-57014-3 (E-Book)

Umschlagabbildung: © Jens Wolf, Trinität www.atelier-jens-wolf.de

© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen / Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Oakville, C. T., U. S. A.www.v-r.deAlle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne vorherige schriftliche Einwilligung des Verlages öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies gilt auch bei einer entsprechenden Nutzung für Lehr- und Unterrichtszwecke.Printed in Germany.Satz: textformart, GöttingenDruck und Bindung: Memminger MedienCentrum, Memmingen

Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.

Inhalt

Vorwort

I. Geistliche Leitung – Theorie und Modell

Einleitung

Definitionen und Klarstellungen

Leitung durch den Geist in der Bibel

Leitung von Organisationen

Dimensionen Geistlicher Leitung in Kirche und Gemeinde

Leitungstypologien

Geistliche Leitung im Team und durch Strukturen

»Prüfsteine« Geistlicher Leitung (Controlling)

II. Geistliche Leitung in der Praxis

Gebet

Kommunikations- und Feedbackkultur

Geistliche Begleitung

Visitation zwischen Besuchsdienst und Aufsicht

Unterstützungssysteme für Mitarbeitende

Zeitmanagement

Sitzungsleitung

Konfliktmanagement

Veränderungsmanagement

Gemeindeentwicklung

Missionarisch-diakonische Leitung

Geistliche Leitung – Aber wie?

III. Fragebogen und Überblick zur Geistlichen Leitung

Einführung in den Fragebogen zur Geistlichen Leitung

Auswertung des Fragebogens

Das dreidimensionale Modell im Überblick

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Literatur

Bibelstellenverzeichnis

Vorwort

Das Gelingen von geistlicher Leitung ist eine der größten Herausforderungen für die Kirche. Im Reformprozess der Evangelischen Kirche in Deutschland »Kirche der Freiheit« ist Leiten und Führen ein Schwerpunktthema. Wir sind überzeugt, dass die Profilierung dieses Themas als geistliches Leiten für die Zukunft der Kirche von entscheidender Bedeutung ist. Hier kann das Besondere des Leitungshandelns als und in der Kirche deutlich werden. Eine Beratungsgesellschaft redet sogar von geistlicher Leitung als einem »Alleinstellungsmerkmal« der Kirche. Allerdings muss die gleiche Unternehmensberatung auch feststellen, dass es innerhalb der evangelischen Kirche leider keinen Konsens darüber gibt, was geistliche Leitung ist. Sie empfiehlt die Initiierung eines Diskurses zum Verständnis geistlicher Leitung und ihrer Erkennbarkeit als Qualitätskriterium.

Nach der Tradition reformatorischer Theologie geschieht geistliche Leitung im Hören auf Gottes Wort und durch seine Auslegung. Verkündigung und Bibelauslegung ist Kirchenleitung. Es reicht aber nicht, dieses Axiom evangelischer Theologie einfach nur immer wieder aufs Neue zu konstatieren, es muss auf die gegenwärtigen Aufgaben von Leitung in der Kirche bezogen und mindestens beispielsweise bewährt werden. Das ist bisher kaum versucht worden.

Mit diesem Buch stellen der Praktische Theologe Michael Herbst und der Pastoralkollegsleiter Peter Böhlemann ein effizientes Modell mit konkreten Anwendungsbeispielen vor und eröffnen damit den Diskurs um geistliche Leitung in unseren Gemeinden und Kirchen. Die Partizipation der Beteiligten, die Wahrnehmung der gesellschaftlichen Herausforderungen und die Zielvorgaben des Evangeliums spielen dabei eine entscheidende Rolle. Es ist zu hoffen, dass sich durch diesen Ansatz geistliche Leitung stärker in unserer Kirche etabliert. Denn nur wenn wir in unseren Kirchen und Gemeinden überzeugend und glaubhaft geistlich leiten, werden wir auch in und am Rand unserer Gesellschaft mit dem, was wir zu sagen haben, Menschen für das Evangelium gewinnen und so unserem Auftrag entsprechen.

Allen, die in der Kirche Leitungsverantwortung tragen, ob ehrenamtlich oder hauptamtlich, sei dieses allgemeinverständliche und theologisch tiefschürfende Buch von Herzen empfohlen.

Düsseldorf, Hannover und Greifswald, Neujahr 2011

NIKOLAUS SCHNEIDER

DR. HANS-JÜRGEN ABROMEIT

Präses der Ev. Kirche im Rheinlandund Vorsitzender des Rates derEvangelischen Kirche in Deutschland

Bischof der Pommerschen Ev. Kirche

I. Geistliche Leitung – Theorie und Modell

Einleitung

Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie (Kurt Lewin, 1890–1947).1

Eine Theorie, das ist eine Geschichte, die sich Erwachsene erzählen, und die erklärt, wie die Dinge funktionieren. Man glaubt, dass sie wahr sei, bis jemand eine neue erfindet, die es besser erklärt (François Lelord).2

Die in diesem Buch vorgestellte Theorie Geistlicher Leitung ist ein Modell, um Leitungsprozesse geistlich zu begreifen und zu gestalten. Die Anwendung erfordert ein erhebliches Maß an Reflexion, Zusammenarbeit und geistlichem Tiefgang, wird aber helfen, mit schwierigen Leitungsaufgaben in Kirche und Gemeinde geistlich verantwortet und situativ angemessen umzugehen.

Geistliche Leitung, so wie sie hier vorgestellt wird, entspricht dem weiter entwickelten Ansatz eines »Spirituellen Gemeindemanagements«, das sich seit nunmehr 10 Jahren als pastoraler Ausbildungsstandard in Deutschland etabliert hat.3 Die Idee dabei war die Verbindung von Erkenntnissen aus dem Bereich des Managements und der Theologie, um den pastoralen Aufgaben im einundzwanzigsten Jahrhundert gewachsen zu sein.

Um an die Ambivalenz Geistlicher Leitung zu erinnern, die durch Menschen geschieht, aber zugleich darauf angewiesen ist, vom Geist Gottes her gewirkt zu sein, schreiben wir »Geistliche Leitung« immer groß. Diese ungewöhnliche Schreibweise soll uns mahnen, geistliches Leitungsgeschehen nie nur für eine Technik zu halten, sondern immer mit dem unverfügbaren, aber uns verheißenen Handeln Gottes in Verbindung zu bringen.

Wir bedanken uns herzlich bei: Jens Wolf aus Volkenroda für die kongeniale Erstellung des Titelbildes, den Greifswalder Studierenden Heike Breitenstein, Christian Brodowski, Malte Detje und Felix Eiffler, für die gründliche Hilfe bei der Erstellung des Manuskriptes, der westfälischen und rheinischen Landeskirche sowie der Evangelischen Kirche in Deutschland und dem Förderverein des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung für großzügige Druckkostenzuschüsse.

Villigst und Greifswald, Neujahr 2011    Peter Böhlemann / Michael Herbst

Situationsanalyse

Niemand leitet – schon gar nicht geistlich! – im luftleeren Raum. Geistliche Leitung soll situativ angemessen sein, das heißt, den besonderen Herausforderungen in einer bestimmten Zeit und einem spezifischen Lebensraum entsprechen. In welcher Zeit und in welchem Lebensraum geschieht also Geistliche Leitung?

Wir können hier keine vollständige kirchen- und religionssoziologische Analyse anbieten, aber doch einige Aspekte benennen, die für Geistliche Leitung relevant sind:

Die christlichen Gemeinden in Westeuropa haben ihre Mittelpunktstellung in Kultur und Gesellschaft verloren. Sie sind nicht nur zahlenmäßig deutlich geschrumpft, in einigen Regionen besonders Ostdeutschlands zur kleinen Minderheit. Sie haben vor allem ihre kulturelle Dominanz verloren. Ordnete sich in vergangenen Jahrhunderten das gesamte Leben um die Kathedrale, so haben sich heute die meisten Menschen in ihrer Lebensführung, ihren Einstellungen, Haltungen und auch in ihren Erwartungen von der Kirche gelöst. Säkularisierung ist der Auszug weiter Teile der Bevölkerung aus der kirchlichen Bindung. Kirche steht eher am Rand als in der Mitte der Gesellschaft – darüber sollten uns restliche Privilegien und gelegentliche »Highlights« sowie Bischöfe in Talkshows nicht hinwegtäuschen.

Wo aber befinden wir uns dann? Unsere Gemeinden befinden sich seit längerem in einer Marktsituation. Die Menschen verhalten sich wie Kunden auf einem großen Marktplatz. Sie gehen umher, prüfen die Angebote, wählen mal hier etwas, mal dort. Stammkunden werden sie selten. Unbekanntere Stände erregen eher ihre Aufmerksamkeit als die der alten Kirche – denn die kennen sie ja schon längst, meinen sie. Ein Monopol in irgendeinem Lebensbereich kann die Kirche nicht beanspruchen. Sie ist, ob sie will oder nicht, ein »Mitbewerber«. Ob es um Lebensberatung geht oder die Feier der großen Lebens- und Jahreswenden, um die Bildung der Kinder oder die Sorge für Kranke, Alte und Sterbende – Konkurrenzen, wohin das Auge blickt! Die christentümliche Gesellschaft (Paul Zulehner) neigt sich ihrem Ende entgegen und das kulturgestützte Christsein ist erschöpft.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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