Ghost Your Girl! - Joe Vitani - E-Book
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Joe Vitani

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Beschreibung

Allies Leben steht Kopf. Na ja, von "Leben" kann nicht unbedingt die Rede sein, denn Allie ist vor Kurzem gestorben. Gerade erst hat sich Allie mehr oder weniger damit abgefunden, ein Teenager-Geist zu sein. Und dann wird sie genau im unpassendsten Moment, den man sich nur vorstellen kann, von einem geheimen Gespenster-Clan gekidnappt. Den eingebildeten Adronema würde sie dafür zu gern die Meinung geigen! Aber verscherzen sollte man es sich mit den mächtigsten Gespenstern der Welt wohl lieber nicht. Außerdem will sie herausfinden, was hinter all dem steckt. Man entführt ja nicht jeden Tag ein unscheinbares Geistermädchen … oder? Ihre größte Hoffnung, aus diesem Affenzirkus zu entkommen, ist Walter. Ob es ihm gelingen wird, sie zu finden und zurück nach Hause zu bringen?   "Ghost Your Girl" ist der zweite und finale Band der Dilogie "Ghost Girl".

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Ghost your Girl!

Band 2

Joe Vitani

Widmung

Für Marie,

unsere Freundschaft mag noch recht jung sein,

aber was ist schon Zeit, wenn sich verwandte Seelen gefunden haben?

Playlist

Ella Henderson – Ghost

Thirty Seconds to Mars – Do Or Die

Florence + The Machine – Wish That You Were Here

Bring Me The Horizon – Oh No

Halestorm – Vicious

Green Day – Know Your Enemy

Trans-Siberian Orchestra, feat. Lzzy Hale – Forget About The Blame

Reamonn – Supergirl

Shinedown – Sound of Madness

My Chemical Romance – I Don’t Love You

Queen – Love Of My Life

The Red Hot Chilli Peppers – Californication

Fit For Rivals – Freak Machine

Reamonn – Tonight

The Rolling Stones – She’s A Rainbow

Was für ein Mist!

Allie

Ihr meint, euer Leben wäre hart? Lehrerinnen und Lehrer, die euch mit einer Tonne an Hausaufgaben überschütten? Eltern, die nicht verstehen, dass ihr Besseres zu tun habt, als ebendiese Hausaufgaben zu machen? Der Junge oder das Mädchen, in das ihr verliebt seid, würdigt euch keines Blickes? Wenn das euer Leben ist und ihr meine Frage dennoch mit Ja beantwortet, dann seid ihr noch nie von drei gruseligen Gestalten entführt und in ein dunkles Verlies verschleppt worden! Genau das ist mir geschehen. Und das in dem unpassendsten Moment, den ich mir hätte vorstellen können!

Ihr müsst wissen, ich war gerade dabei, meiner Familie mitzuteilen, dass ich noch immer auf der Erde weile. Und das ist eine Tatsache, die gar nicht mal so selbstverständlich ist. Denn was ihr außerdem wissen müsst: Ich bin eigentlich tot.

Ja, ihr habt richtig gehört. Ich, Allie Winter, bin vor gar nicht allzu langer Zeit gestorben. Und das im zarten Alter von gerade einmal sechzehn Jahren.

Aber hey, nicht alles nach meinem Tod war scheiße! Zum Beispiel hatte ich das große Glück, dass mein bester Freund Jake mich nach wie vor sehen und hören konnte. Wenn das nicht der absolute Wahnsinn ist, dann weiß ich auch nicht.

Aber das ist noch nicht alles. Und zwar hat mich der Tod wieder mit meinen lieben Großeltern vereint. Oh, wie sehr habe ich sie die letzten fünf Jahre vermisst! Aber jetzt, da ich ihnen ins Land der Toten gefolgt bin, habe ich endlich einen Teil meiner Familie wieder, den ich längst verloren geglaubt hatte. Und was das Ganze noch übertrifft: Die beiden haben mir gezeigt, dass ich als Gespenst besondere Kräfte entwickeln kann! Ich habe mich schon ein wenig darin geübt. Dabei hatte ich allerdings nicht nur Hilfe von meiner Granny Luise und Grandpa Eddy, sondern auch von einem gewissen Walter …

Nur noch eine Sache hätte mir zu meinem vollständigen Glück gefehlt. Ich wünschte mir so sehr, dass auch meine Eltern und meine Brüder Simon und Josh von meiner Existenz als Gespenst erfahren würden. Vielleicht wären sie dann nicht mehr ganz so traurig über meinen Tod. Ich wäre immerhin in ihrer Nähe und könnte mit etwas Übung sogar mit ihnen kommunizieren.

Aber bevor dieser Traum Wirklichkeit werden konnte, mussten ja diese drei vermaledeiten Kerle auftauchen und mich kidnappen! Das waren vielleicht blöde Schweine. Die sollten mir noch mal vor die Augen treten. Dann konnten sie aber was erleben! Noch dazu sahen sie in ihren langen schwarzen Umhängen total bescheuert aus. Vor allem im Sommer in Long Beach, Kalifornien. Meinem Zuhause.

Jetzt saß ich hier in einem dunklen, kahlen Raum und fragte mich, wie weit ich wohl von diesem Zuhause entfernt war. Von dem Weg hierher hatte ich nichts mitgekriegt. Irgendwie musste es diesen drei gruseligen Typen gelungen sein, mich völlig auszuknocken. Ich war erst hier wieder zu mir gekommen. Und das Komische war, ich konnte meine Umgebung spüren.

Für euch mag es selbstverständlich sein, sich den Kopf anzustoßen, wenn man gegen eine Wand läuft. Für mich war es das keineswegs. Normalerweise konnte ich als Gespenst lustig durch alles und jeden hindurchfliegen, wie es mir beliebte. Doch nicht hier. Nicht an diesem seltsamen Ort, in welchem ich mich auf einmal wiederfand. Es war unmöglich, durch die steinernen Wände zu entkommen. Das hatte ich unter Schmerzen feststellen müssen. Man sollte ja meinen, dass einem als Gespenst wenigstens Verletzungen erspart bleiben würden. Diese Annahme hatte sich als Trugschluss erwiesen.

Ich verstand die Welt nicht mehr. Eine Million Fragen sprudelten in meinem Kopf herum. Ich brauchte Antworten.

Als ich die Schritte auf dem Flur hörte, die meinem Verlies immer näher kamen, war mein Geist gespalten. Einerseits würde ich möglicherweise endlich Antworten auf meine Fragen erhalten. Auf der anderen Seite war ich ein mieses Häufchen Elend. Ich fürchtete mich so sehr, dass ich glaubte, sterben zu müssen. Ich hatte in diesem Augenblick kurzzeitig vergessen, dass ich diesen Lebensschritt bereits hinter mich gebracht hatte.

Als die Tür zu meinem Verlies geöffnet wurde, sah ich nichts weiter als gleißend helles Licht und einen dunklen Schatten, der sich diesem in den Weg stellte. Der Schatten musste einer meiner Entführer sein. Ich erkannte den langen schwarzen Mantel, der ihn von Kopf bis Fuß einhüllte wie ein Kokon ein Raupenbaby. Diese Vorstellung ließ mich meine Angst für einen kurzen Augenblick vergessen.

»Wer sind Sie?«, fragte ich, so selbstbewusst es mir möglich war. »Wo haben Sie mich hingebracht und warum?«

»Du sollst bald Antworten auf deine Fragen erhalten«, sprach die Schattenraupe. Sie hatte eine äußerst tiefe Stimme. Vielleicht war sie doch schon eine erwachsene Raupe und kein Baby mehr.

Ich schluckte.

»Gut«, sagte ich, nachdem ich meinen Kloß im Hals losgeworden war. »Das will ich ja wohl hoffen.«

Der Raupenmann ging zwei Schritte rückwärts in den hellen Flur und ebnete mir so den Weg. Er brauchte nichts mehr zu sagen. Ich wusste, was er von mir wollte. Ich trat aus meiner Zelle. Wo auch immer ich nun hingeführt werden mochte, die Antworten würden dort auf mich warten.

Spionage

Walter

Das war vielleicht ein aufregender Tag! Dabei hatte er ganz gemütlich angefangen. Ein entspanntes Beisammensein mit Edgar und Luise, ein paar leckere Cocktails … Dann war Allie aufgetaucht und hatte mal wieder alles durcheinandergewirbelt. Man sollte unbedingt den nächsten Hurrikan nach ihr benennen, so wie sie immer Chaos in die Ruhe bringt. Und dennoch konnte ich nicht verhindern, dass sich in diesem Moment ein Lächeln auf mein Gesicht schlich, als ich an Allie Winter dachte. Das verrückte Gör hatte sich in den vergangenen Tagen doch sehr gemacht. Sie hatte ihre Besessenheit von dem guten James überwunden, ihrem besten Freund in einer schweren Zeit beigestanden und noch dazu beachtliche Fortschritte erzielt, was ihre Fähigkeiten betraf. Dafür, dass sie ein furchtbar junges Gespenst war, schien sie mir überhaupt ausnehmend talentiert zu sein.

Natürlich ließ ich sie das nicht wissen. Sie bildete sich schon genug auf ihre Talente ein. Erst heute hatte sie mir gegenüber Andeutungen gemacht, sie könnte eine Adronema sein! Also bitte! Als ob ausgerechnet sie zu den begabtesten und mächtigsten Gespenstern in der Geschichte der Gespenster gehören würde!

Und doch war da erneut dieses Schmunzeln, das sich auf mein Gesicht stahl. Mein älteres Gesicht, mit dem ich mich seit heute schmückte. Ihretwegen. Nun waren wir optisch gesehen gleich alt. Lediglich meine Lebenserfahrung und meine überragenden Kompetenzen der Gespenstermagie ließen erkennen, dass ich bereits deutlich mehr Jahre auf dem Buckel hatte als meine liebe Allie. Dennoch hatte ich das letzte Jahrhundert im Körper eines vierzehnjährigen Jungen verbracht. Es war längst Zeit für eine Veränderung gewesen.

Ich erhoffte mir indessen, dass bald eine weitere Veränderung mein Dasein als Gespenst verschönern würde. Ich hatte mir nämlich vorgenommen, Allie Winters Herz zu erobern. Jetzt, da sie von James abgelassen hatte – wenn auch gezwungenermaßen –, standen meine Chancen gar nicht schlecht. Jahrzehntelang hatte ich allein in einer Bibliothek gehaust und mich nur selten auf Reisen begeben. Nun war es an der Zeit, dass ich endlich die richtige Frau und Gefährtin an meiner Seite fand. Und ich hatte Allie Winter zu jener glücklichen Dame auserkoren.

Jetzt war ich auf dem Weg zu ihr. Nachdem ich einen ganzen Nachmittag lang meine Kräfte für sie aufgeopfert hatte, war es notwendig gewesen, meine Energie aufzutanken. Also war ich zu der nächstgelegenen Quelle geflogen. Wechselstrom nannten Allie und ihre werten Großeltern dieses Phänomen. Es versorgte unsereins mit positiver Energie. Diese benötigten wir für unsere Fähigkeiten. Jetzt sprudelte ich vor frischgewonnener Kraft. So würde ich Allie später noch einen ihrer heißgeliebten Milchshakes zaubern können, ehe wir uns zur Nachtruhe begeben würden.

Im strahlenden Schein der untergehenden Sonne lag das Haus der Familie Winter seelenruhig da. Als hätte es nur auf mich gewartet. Um keine Zeit zu vergeuden, hob ich vom Boden ab und flog geradewegs durch Allies Fenster in ihr Zimmer. Ich konnte es kaum erwarten, ihr hinreißendes Gesicht zu sehen, das seit dem heutigen Tage von einer blonden Haarpracht mit einer pinken Strähne umrahmt wurde.

Aber zu meiner Überraschung war meine werte Allie nirgends zu entdecken. War sie vielleicht doch noch mit Jake unterwegs? Es war immerhin sein Geburtstag, und sie waren seit jeher die besten Freunde. Ich könnte es nur zu gut verstehen, wenn Allie an diesem Tag Zeit mit Jake verbringen wollte. Und doch kam ich nicht umhin, den tückischen Stich der Eifersucht in meiner Brust zu spüren.

Jetzt, da Allie nicht hier war, blieb mir nichts anderes übrig, als mich in ihrem Zimmer umzusehen. Gut, ich gebe zu, es hätte womöglich dutzende Alternativen für eine Beschäftigung gegeben. Aber seit meine romantischen Gefühle für Allie erwacht waren, empfand ich eine unbändige Neugier an ihr. Demnach konnte ich dieser einmaligen Chance nicht widerstehen.

Zuerst warf ich einen Blick in ihr Bücherregal. Die meisten Titel sagten mir nichts. Und das, wo ich doch jahrelang in einer Bibliothek gelebt und mehr Bücher gelesen hatte, als ich zählen konnte. Die pastellfarbene Gestaltung der Cover ließ mich allerdings vermuten, dass es sich um Liebesromane für jugendliche Mädchen handelte. Ach, Allie, dachte ich, du weißt ja gar nicht, was dir entgeht. Wenn sie zurückkehrte, würde ich auf ein Neues versuchen, ihr die großen Werke der Weltliteratur näherzubringen.

Auch in ihrem CD-Regal fand ich nichts Ansprechendes. Allie schien einen äußerst eigentümlichen Musikgeschmack zu haben. Wer hatte denn bitte schon einmal von Musikgruppen mit den Namen The Red Hot Chilli Peppers, Ramones, The Rolling Stones oder Blondie gehört? Auch Green Day und Thirty Seconds to Mars sagten mir nichts. Also bitte, es war doch wohl allgemein bekannt, dass man nicht zum Mars fliegen konnte. Zumindest nicht als Mensch und schon gar nicht in lächerlichen dreißig Sekunden! Wo waren nur Mozart und Beethoven geblieben? Oder der Meister aller Meister Tschaikowsky? Lediglich einige CD-Hüllen mit der Aufschrift Queen weckten mein Interesse. War die Königin von England etwa unter die Musiker gegangen? Doch als mir auf einem der Cover vier männliche Gestalten mit wirren Haarfrisuren entgegenstarrten, erlosch mein Interesse auf der Stelle.

Ihr Schreibtisch war ein einziges Chaos. Hier hatte Mrs Hurrikan mal wieder ordentlich zugeschlagen. Ich fand es erstaunlich, dass Allies Eltern nach ihrem Tod nicht aufgeräumt hatten. Vermutlich hatten sie es noch nicht übers Herz gebracht, Allies Chaos – und damit einen Teil ihrer Seele – aus diesen vier Wänden zu verbannen. Komisch, ich hätte nicht geglaubt, dass ich beim Anblick eines völlig unordentlichen Schreibtischs einmal rührselig werden würde.

Auch der Rest ihres Zimmers war nicht gerade sauber. Ich war überaus versucht, den Kleiderstapel, der seinen treuen Platz auf einem roten Sessel sicher seit einer ganzen Weile nicht verlassen hatte, in den weißlackierten Schrank einzusortieren. Ich ließ es aber bleiben. Am Ende würde Allies Familie noch annehmen, dass es hier spukte. Und doch musste ich mich schwer zusammenreißen. Ich konnte Unordentlichkeit nicht ausstehen. Es war schon seltsam, dass ich mir dennoch ein Mädchen wie Allie als meine Gefährtin auserwählt hatte.

Pünktlichkeit schien auch nicht gerade zu ihren Stärken zu gehören. Mit der Zeit wurde ich rastlos. So verlockend es auch sein mochte, mehr über Allies Interessen und Charakter in Erfahrung zu bringen, hing meine Geduld inzwischen am seidenen Faden. Die Sonne war bereits hinter dem Horizont ins Meer getaucht, und Allie war nicht wieder heimgekehrt. Konnte sie allen Ernstes immer noch mit Jake unterwegs sein? Oder vergnügte sie sich gar alleine irgendwo, ganz ohne mich? Das war nicht fair. Nicht nach dem, was ich heute alles für sie getan hatte.

Kurzum traf ich den Entschluss, die Gegend nach ihr zu durchkämmen. Ich wusste auch schon, wo ich mit meiner Suche beginnen würde.

Die Königin der Gespenster

Allie

»Was ist das für ein Ort? Und wer sind Sie überhaupt? Könnte mir das mal jemand verraten?« Ich konnte mir meine Fragen nicht verkneifen.

Natürlich bekam ich von dem düsteren Raupenmann noch immer keine Antwort. Er grunzte nur mürrisch in seinen Umhang und führte mich vor sich durch den Flur wie ein Viehtreiber sein Rind. Leider hatte er dabei so gar nichts von Hugh Jackman in Australia.

Da ich keine Antworten erhielt, sah ich mich notgedrungen ein bisschen um. Dies war wirklich der seltsamste Ort, an dem ich je gewesen war. Wir befanden uns in einer Art Burg. Eine riesengroße steinerne Festung, die für mich ebenso spürbar war wie das Schloss im Disney Land für einen lebendigen Menschen. Während mein Verlies düster und fensterlos gewesen war, hatte der Flur nicht mal ein Dach. Das gleißende Sonnenlicht strahlte direkt und mit voller Kraft auf unsere Köpfe. Und auch wenn ich Sonnenwärme als Gespenst nicht spüren konnte, wurde mir bei dem Gedanken daran doch ein bisschen warm.

»Da rein«, murrte Mr Raupe schroff. Er wies auf eine große Tür zu unserer Rechten.

»Ich soll einfach da reingehen?« Ich drehte mich zaudernd zu ihm um. Die Tür aus dunklem Holz war mit fratzenhaften Schnitzereien versehen und wirkte alles andere als einladend. Ein Blick in Mr Raupes dunkle Augen war mir Antwort genug. »Okay«, sagte ich und öffnete die Tür. Sie gab ein lautes Knatschen von sich. Meine Güte, wer auch immer diesen Ort hier erschaffen hatte, hatte alles darangesetzt, dass man sich wie in einem Gruselschloss fühlte.

Auch wenn der Raum, den wir nun betraten, wieder deutlich dunkler war, wurde mir noch einmal wärmer. Ein seltsames Gefühl, das ich nicht einzuordnen wusste, bemächtigte sich meiner. War das die Aufregung, die in mir brodelte? Ich konnte es nicht mit Sicherheit sagen.

Ich fand mich in einem großen Saal wieder. Die Wände waren, so wie vermutlich überall sonst in dieser Burg, aus dunklem Stein. Nur wenige Fenster waren darin eingelassen. Und selbst diese wurden von dunkelroten Gardinen verhüllt. Lediglich ein paar Kerzen, die auf Tischen aus beinahe schwarzem Holz standen, erhellten den Raum mit etwas Licht.

Mr Raupe und ich waren nicht allein. Am gegenüberliegenden Ende des langen Saals standen vier Stühle. Drei davon waren besetzt. Zwei der Anwesenden hätten Mr Raupes Doppelgänger sein können. Ich erkannte in den dreien meine Entführer. Sofort kochte Wut in mir hoch. Diese heimtückischen Burschen hatten mich einfach aus meinem Leben gerissen und hierher verschleppt! Na ja, okay … ›Leben‹ war etwas übertrieben. Aber es war doch zumindest so etwas Ähnliches.

Die vierte Person unterschied sich von meinen Entführern wie ein klassisches Ballett von einem Metal-Konzert. Sie saß auf dem größten der vier Stühle. Nein, ihrer war viel mehr als das. Es war ein Thron. Etwas Geringeres wäre dieser Person definitiv nicht würdig gewesen. Sie trug ein pompöses Kleid mit Goldstickereien darauf, die bis zu mir herüberfunkelten. Der Rock war so ausladend, dass sie damit Marie Antoinette hätte Konkurrenz machen können. Auch ihr dunkles Haar türmte sich auf ihrem Kopf wie eine Pyramide und verlieh ihr ein noch erhabeneres Aussehen. Ihr Alter war schwer einzuschätzen. Auch sie war ein Gespenst, keine Frage! Genauso wie meine drei Entführer. Trotzdem konnte sie von außen betrachtet alles zwischen fünfzig und Mitte zwanzig sein.

»Tritt näher, Alice Winter aus Long Beach!«, tönte ihre kraftvolle Stimme durch den Saal.

Erst jetzt bemerkte ich, dass ich sie angestarrt hatte. Damit hatte ich bestimmt einen äußerst bescheuerten ersten Eindruck abgeliefert. Andererseits … Was interessierte mich schon die Meinung dieser seltsamen Frau?

»Man hat das Mädchen wohl nicht angehalten, seine vorlaute Zunge zu hüten!« Die kuriose Dame blickte jetzt äußerst grummelig drein.

»Ich habe doch gar nichts –«

»Still!«, fuhr sie mir ins Wort.

Ich verstand die Welt nicht mehr.

Mit einer unterwürfigen Verbeugung in Richtung Marie Antoinette schritt Mr Raupe an mir vorbei und nahm auf dem freien Stuhl neben seinen Doppelgängern Platz. Ich selbst kam ebenfalls ein paar Schritte näher, wie man mir befohlen hatte. Vielleicht durfte ich ja bald wieder nach Hause, wenn ich nur tat, was man mir sagte.

»Also, Kind«, richtete die Dame ihr Wort erneut an mich. »Erzähl uns etwas über dich. Todesdatum, erster Kontakt mit deinen Fähigkeiten … das Übliche.«

»Bei allem Respekt«, begann ich zu sprechen und bemühte mich um eine möglichst selbstbewusste Haltung. »Ich habe noch immer keine Ahnung, wo zur Hölle ich hier bin und wer zum Teufel Sie sind. Bevor ich Ihnen also von mir erzähle, würde ich gerne erst mal von Ihnen hören, was das hier alles zu bedeuten hat!« Hatte ich mir nicht gerade noch vorgenommen, allen Aufforderungen Folge zu leisten? Ups.

»Man merkt, dass du noch nicht lange unter den Gespenstern weilst.« Die Lippen der Dame kräuselten sich wie eine Wüstenschlange. »Die Jugend in diesem Jahrtausend ist wirklich unerhört. Keinerlei Manieren und Respekt gegenüber der Obrigkeit.«

»Majestät, vielleicht sollten wir ihr wenigstens ein paar Antworten –«, raunte eine der Raupen der Dame zu, wurde aber sofort von einer scharfen Geste ihrerseits zum Schweigen gebracht.

»Ich allein mache hier die Regeln, Claudius!«, fuhr sie ihn an, ohne ihren stechenden Blick von mir abzuwenden. »Ich bin nicht umsonst die Königin.«

»Die Königin?«, fragte ich etwas perplex. Immerhin hatte ich jetzt zumindest einen Teil der Antwort erhalten. Diese seltsame Dame war also irgendeine Möchtegern-Königin, die sich hier ihr persönliches Schloss aufgebaut hatte. Na super. In welchen Affenzirkus war ich da nur hineingeraten?

»Unerhört!«, fauchte die Königin. »Du solltest wirklich lernen, deine Gedanken im Zaum zu halten, Kind!«

Wie jetzt? Konnte sie etwa hören, was ich dachte? Das würde zumindest ihren Teint erklären, der sich immer mehr der Farbe meiner Haarsträhne annäherte.

»Ich merke schon, man hat das Mädchen wahrhaftig über nichts informiert!« Die Königin gab ein theatralisches Stöhnen von sich. Sie hatte eindeutig zu viele Shakespeare-Verfilmungen gesehen. »Also, wie immer muss ich alles selbst machen. Alice …«

»Allie«, platzte es aus mir heraus, ehe ich mir meines erneuten Fehltritts bewusst werden konnte. »Verzeiht, Eure Majestät, aber ich werde Allie genannt und nicht Alice«, versuchte ich mich aus meiner prekären Lage zu retten.

»Also bitte, meinetwegen. Allie.« Die Königin schien etwas zwischen ihren Zähnen zermalmen zu wollen. »Es obliegt nun mir, dich über deine aktuelle Situation aufzuklären. Du befindest dich hier im Hauptquartier des Adronema-Clans. Ich vermute, du hast noch nie von uns gehört, nicht wahr?«

Ich schüttelte den Kopf. Dass ich bereits von Walter ein bisschen über die Adronema wusste, behielt ich lieber für mich. Nicht, dass ich ihn am Ende noch in diese verzwickte Situation mit hineinziehen würde.

Mist, hatte ich jetzt zu laut gedacht? Ich musste dringend versuchen, meine Gedanken unter Kontrolle zu behalten!

Die Königin zeigte keine Reaktion, was mich erleichtert aufatmen ließ. Stattdessen fuhr sie mit ihrem Vortrag fort.

»Wir Adronema sind der mit Abstand älteste und mächtigste Clan unter den Gespenstern. Unsere Fähigkeiten sind mit denen gewöhnlicher Verstorbener gar nicht zu vergleichen! Doch wir ziehen es seit jeher vor, unter uns zu bleiben. Jedem Gespenst, das sich als Adronema entpuppt, ist es deshalb untersagt, Kontakt zu gewöhnlichen Gespenstern zu pflegen. Stattdessen haben wir uns hier ein Domizil geschaffen, in welchem unsere geballte Macht erblühen kann. Ich selbst habe diese Festung mit aufgebaut und erhalte sie Tag ein Tag aus aufrecht. Wie dir bereits aufgefallen sein dürfte, Mädchen, kannst du alles in diesem Schloss berühren. Das liegt daran, dass wir jeden Tag, jede Stunde, ja jede Sekunde unsere Kräfte einsetzen, um unsere Festung zu wahren.«

»Das muss ganz schön anstrengend sein«, sprudelte es aus mir heraus. Ich dachte daran, wie viel Energie es mir bereits abverlangt hatte, ein paar Tasten auf einer Tastatur zu drücken. Und selbst Walter hatte es einiges an Energie gekostet, mir immer wieder neue Milchshakes zu zaubern, und er war mit Abstand das talentierteste Gespenst, das ich bislang kennengelernt hatte. Na ja, er hatte unterm Strich auch bereits ein Jahrhundert zum Üben gehabt … Aber ein solch ein riesiges Schloss zu erschaffen und all die Zeit aufrechtzuerhalten? Das war noch mal eine ganz andere Nummer.

»Es gibt Tage, da kann es ein wenig lästig werden, das gebe ich zu«, fuhr die Königin fort, nachdem sie mich mit einem bösen Blick für meine Unterbrechung gestraft hatte. »Diese ganze Illusion zu unserer Realität zu machen, kann durchaus kräftezehrend sein. Aber glücklicherweise verfügen wir Adronema nicht nur über exzeptionelle Fähigkeiten, sondern auch über die größte und stärkste Energiequelle der gesamten Welt. Sie fließt genau hier durch. Durch das Zentrum dieses Schlosses.«

»Wo genau befindet sich dieses Schloss denn, wenn ich fragen darf?« Da sie erneut nicht sonderlich erfreut darüber zu sein schien, dass ich schon wieder ohne Aufforderung gesprochen hatte, fügte ich schnell ein möglichst unterwürfiges »Eure Majestät« hinzu. Ich versuchte mich sogar an einem Knicks. Eine meiner schlechteren Ideen, wie ich zugeben musste. Ich kippte beinahe vornüber.

»Die Frage sei dir gestattet«, presste Fräulein Königin mühevoll heraus. »Wir befinden uns in der Mitte des sogenannten Death Valley.«

Ich atmete unscheinbar aus. Gut, ich war also immer noch in den USA. Sogar in Kalifornien. Das hieß, ich war gar nicht mal so weit weg von zu Hause.

»Das Death Valley, das Tal des Todes, scheint für die Menschen reines Ödland zu sein. Ohne Reiseleiter durch diese Landschaft zu pilgern, kann den besten Wanderer das Leben kosten. Weit und breit werden sie hier nicht eine einzige Pflanze finden. Und weißt du, woran das liegt?«

Ich schüttelte den Kopf. Erdkunde war nie mein bestes Fach gewesen. Oder war das Biologie? Ach, keine Ahnung!

»Nun … Selbst wenn du mir jetzt mit deinem Schulwissen gekommen wärst, wäre deine Antwort mit Sicherheit die falsche gewesen«, fuhr die Königin mit süffisantem Unterton fort. »Wie ich dir gerade erklärte, strömt die größte und stärkste Energieader der Welt genau durch unser Quartier. Die Energie eines ganzen Nationalparks bündelt sich zu unseren Füßen. Dem Nationalpark, der heute Death Valley genannt wird.«

»Deshalb gibt es im Death Valley keine Pflanzen? Weil ihnen alle Energie ausgesogen und in eine riesige Energiequelle gebündelt worden ist?«

Zum ersten Mal an diesem Tag bildete sich so etwas wie ein Lächeln auf dem Gesicht der Königin. Sie sah nun beinahe schön aus. Das war mir vorher nicht aufgefallen, aber sie hatte tatsächlich ein recht ansehnliches Gesicht. Sie sollte dringend damit aufhören, es ständig zu einer grummeligen Fratze zu verziehen.

Ups, da war besagte Fratze schon wieder …

»Ganz recht.«

»Erlaubt mir noch eine Frage, Majestät«, versuchte ich die Wogen mit guten Manieren wieder zu glätten. Als sie nichts sagte, sondern mich nur abwartend ansah, fuhr ich fort: »Warum bin ich hier?«

»Nun, Kind, ich bin überrascht, dass du auf den Gedanken noch nicht selbst gekommen bist.« Sie zog ihre dunklen Augenbrauen hoch in die Stirn. »Es hat sich etwas herausgestellt, was sich nun mal nicht ändern lässt. Auch du bist eine Adronema, also ist dies von jetzt an dein Zuhause.«

Wo ist Allie?

Walter

Zum ersten Mal seit meinem Tod wünschte ich mir, ich wäre noch ein ganz normaler lebendiger Teenager. Dann hätte ich jetzt mein Smartphone aus der Hosentasche ziehen und Allie anrufen oder ihr zumindest eine Nachricht schreiben können.

Zwei Stunden nachdem ich aufgebrochen war, um sie zu suchen, war sie immer noch unauffindbar. Und auch ihr Zimmer war so seelenleer, wie ich es verlassen hatte. Ich hatte alle Orte nach ihr abgesucht, wo sie hätte sein können. Bei James oder Jake zu Hause, in der Schule, im Kino … Ich war den Strand ein Dutzend Mal abgeflogen. Ich hatte sogar einen Blick in Lobster Johnnys Fässer geworfen, die ihm als Sitzgelegenheiten dienten. Nirgends auch nur eine Spur von Allie. Es war zum Verrücktwerden!

Jetzt war ich wieder zurück in ihrem Zimmer und völlig ratlos, was ich als Nächstes tun sollte. Was wäre, wenn ihr etwas zugestoßen war? Jetzt, da ich daran zurückdachte, hatte Jake alles andere als gelassen gewirkt, als ich sein Zuhause nach seiner besten Freundin abgesucht hatte. Wusste er irgendetwas? Warum um alles in der Welt hatte ich ihn bloß nicht gefragt? Ich hätte sicher eine Möglichkeit gefunden, mit ihm zu kommunizieren, auch wenn er mich weder sehen noch hören konnte. Dieses besondere Band bestand lediglich zwischen ihm und Allie.

»Walter! Walter, bist du da?«

Luise! Sie und Edgar mussten einen nächtlichen Ausflug unternommen haben. Sofort war ich am Fenster und schaute hinaus auf die Einfahrt, die vom gelben Schein einer Laterne erhellt wurde.

»Edgar, Luise! Gut, dass ihr da seid!« Ich flog geradewegs durch das geschlossene Fenster und fand mich in der Gesellschaft des älteren Ehepaars wieder.

»Aber Walter Schätzchen, was ist denn nur geschehen?«, fragte Luise. Sie war ganz aufgelöst. Meine Sorge um Allie stand mir offenbar ins Gesicht geschrieben. »Und wie siehst du überhaupt aus?« Sie betrachtete mein erwachseneres Gesicht und meinen Körper, als hätte ich mich über Nacht in Barack Obama verwandelt.

»Luise, dafür ist jetzt nicht die Zeit«, sagte Edgar. Auch ihm war die Sorge anzumerken. »Es ist etwas vorgefallen, nicht wahr?«, richtete er sich nun direkt an mich. »Wo ist Allie?«

»Ich weiß es nicht«, gab ich beklommen zu. »Im Haus ist sie nicht. Ich bin gerade erst von meiner Suchaktion zurückgekehrt und habe wirklich keinerlei Ahnung –«

»Hier!«, fuhr Luise mir ins Wort. »Wir haben das gefunden und wussten sofort, dass etwas nicht stimmt. Komm, sieh selbst!« Die kleine Frau mit den silbernen Locken packte mich mit einer Kraft am Oberarm, die mich überraschte. Sofort spürte ich ihre Wärme und Energie in mir. Feuerpuls hatte Allie das immer genannt … Luise zerrte mich zum Briefkasten der Winters. An der Seite klebte ein Zettel mit der Aufschrift:

W. Muss dich dringend sprechen! J.

»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Luise nun völlig aufgelöst. Wie eine Irre rüttelte sie an mir und schüttelte mich kräftig durch.

»Aber, aber, mein Engel.« Edgar zog seine Frau sanft von mir weg. Beschützend nahm er sie in den Arm und streichelte ihre wirren Locken. »Es wird schon alles wieder gut werden. Vielleicht ist ja gar nichts Schlimmes geschehen.« Ich hatte das starke Gefühl, dass er mit diesen Worten nicht nur seine Frau, sondern auch sich selbst beruhigen wollte.

»Ich werde sofort zu Jake fliegen und in Erfahrung bringen, was er weiß«, sagte ich mit möglichst fester Stimme. »Ihr wartet hier, für den Fall, dass Allie vor mir zurückkehren sollte.«

Edgar nickte mir zu, während Luise ihr Gesicht an seiner Schulter vergrub.

Es gab nur noch eine Sache zu erledigen, bevor ich mich auf den Weg machen konnte. Mit meiner Kraft löste ich den Zettel vom Briefkasten und ließ ihn in Flammen aufgehen. Unkenntliche Aschereste segelten auf den gepflasterten Boden.

Es war bereits kurz nach Mitternacht. Trotzdem brannte noch Licht in Jakes Zimmer, weshalb ich auch, ohne zu zögern, hineinflog. Jake saß an seinem Schreibtisch. Er hatte sein Gesicht in den Händen vergraben und hätte mich vermutlich nicht einmal bemerkt, wenn er imstande gewesen wäre, mich zu sehen. Das klinische Licht seines geöffneten Mac Books strahlte ihn an. Ich warf einen Blick auf den Bildschirm. Offenbar hatte Jake die Adronema gegoogelt. Mir schwante nichts Gutes …

Ohne lange zu überlegen, öffnete ich ein Textdokument und schrieb: ›Jake, hier ist Walter. Was ist geschehen?‹ Um nicht darauf warten zu müssen, dass er zufällig aufblickte, ließ ich seine Deckenlampe einige Male flackern.

Jake richtete sich erschrocken auf. Seine Augen waren gerötet. Dann bemerkte er meine Nachricht.

»Walter!« Er sah sich suchend im Zimmer um, entschied sich dann aber dafür, der Einfachheit halber auf den Bildschirm zu gucken. »Gut, dass du da bist. Ich hatte schon Angst, du hättest meine Nachricht nicht entdeckt.«

Ich entschied mich, die Information, dass nicht ich es gewesen war, der die Nachricht gefunden hatte, auszulassen und direkt zur Sache zu kommen. ›Jake, wo ist Allie? Was ist passiert?‹, schrieb ich.

»Es war schrecklich!«, sagte Jake. Er musste sich bemühen, leise zu sprechen, um seine Eltern nicht zu wecken. »Es ist direkt vor ihrem Haus geschehen. Wir wollten gerade reingehen, um ihrer Familie die Fotos zu zeigen, da wurde sie auf einmal von irgendwelchen Gespenstern belästigt. Für mich waren sie unsichtbar. Aber ich konnte die Angst in Allies Augen sehen. Dann wurde sie von ihnen weggezerrt. Sie rief mir noch etwas zu. Sie bat mich, dich zu benachrichtigen, dass die Adronema sie entführt hätten. Keine Ahnung, was das bedeuten soll. Ich habe den ganzen Abend lang das Internet nach diesem Wort durchforstet, konnte aber absolut nichts finden …«

›Du hast dich nicht verhört‹, schrieb ich.

»Jedenfalls schien sie gleich danach in eine Art Trance zu fallen und ist einfach so davongeschwebt. Ich dachte mir die ganze Zeit: Was, wenn sie jetzt endgültig tot ist? Was, wenn ich meine beste Freundin doch noch verloren habe? Wer sind diese Adronema? Sind die irgendeine komische Art von Göttern?«

›Die Adronema sind Gespenster‹, erklärte ich. ›Egal, wo sie Allie auch hingebracht haben mögen, sie ist immer noch auf der Erde.‹

Jake atmete erleichtert aus. Immerhin hatte ich ihm die größte Furcht nehmen können.

»Sie meinte, du sollst sie suchen.« Jake blickte jetzt tatsächlich in meine Richtung. Vermutlich spürte er instinktiv, wo ich mich befand. Und falls nicht, hatte er einfach gut geraten. »Das waren ihre letzten Worte.«

›Ich werde sie finden‹, schrieb ich und sah ihm dabei tief in die Augen. ›Und wenn es das Letzte ist, was ich tue.‹

Noch ehe Jake meine Nachricht las, war ich bereits verschwunden.