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Jahrtausende trennen uns von Abraham und seiner Welt und dennoch können uns seine Abenteuer dabei helfen, im Glauben zu wachsen. Sieben alltagstaugliche Predigten wollen dazu ermutigen, auch in schwierigen Zeiten an Gott festzuhalten.
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Seitenzahl: 89
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Pastor Jörg Arndt
GLAUBEN IN WÜSTENZEITEN
7 Predigten über Abraham, den Pionier Gottes
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2014
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Umschlag:
Emporenbild von Bruno Spießwinkel
St. Marienkirche Havetoft
Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
www.engelsdorfer-verlag.de
Cover
Titel
Impressum
Vorwort 1: Für alle, die Predigten hören
Vorwort 2: Für alle, die Predigten halten
1. Zwischen Glaube und Halbherzigkeit
2. Predigt: Sei ein guter Mensch!
3. Helden und ihre Schwächen
4. Der böse Krieg und das liebe Geld
5. Gefahren des Wartens
6. Gottes Namen und die Taufe
7. Gastgeber Gottes sein
Über den Autor
Wüstenzeiten sind unvermeidlich.
Immer wieder gibt es diese Phasen im Leben, die uns aufs Äußerste herausfordern. Wir haben keinen Weg vor Augen und müssen dennoch weiter; dabei schlagen wir uns mit der dumpfen Angst herum, es diesmal nicht zu schaffen und als Futter für die Geier zu enden.
Wohl dem, der glauben kann – er besitzt eine unerschöpfliche Kraftquelle in seinem Leben und trägt einen Frieden in sich, der übernatürlich ist. Doch auch der Glaube wird in den Wüstenzeiten auf die Probe gestellt. Was uns in guten Zeiten sicher und verlässlich schien, droht plötzlich wie Sand zwischen den Fingern zu zerrinnen.
Manchmal hilft da eine Rückbesinnung auf die Wurzeln.
Eine der tiefsten Wurzeln unseres Glaubens ist Abraham, der Pionier Gottes. Er hat es gewagt, radikal zu vertrauen, hat Gott gehört und gesehen, und ist zum Segensträger für alle Völker geworden. Dabei war er ein Mensch wie wir. Auch er musste durch die Wüste (im wörtlichen wie im übertragenen Sinne), auch seine Geduld wurde auf die Probe gestellt – doch am Ende durfte er erleben, dass Gott zu seinem Wort steht und alle seine Verheißungen treu erfüllt.
Wir haben es heute noch mit demselben Gott zu tun.
Sollte er dich in der Wüste umkommen lassen?
Eine gute Predigt ist das Wichtigste im Gottesdienst.
Liturgiewissenschaftler mögen über diese These die Nase rümpfen, aber so erlebe ich die Erwartungshaltung meiner Gemeinde und so geht es auch mir, wenn ich Gottesdienste besuche. Ich brauche ein Wort, das mich stärkt und mir Impulse für mein geistliches Leben liefert.
Leider wird die Predigtarbeit durch diese Erwartung nicht gerade leichter. Als Pastor einer Landgemeinde, der jeden Sonntag auf der Kanzel steht und die Woche über mit Amtshandlungen, Verwaltung und den üblichen Herausforderungen einer lebendigen Gemeinde zu tun hat, weiß ich, wovon ich spreche. Die Perikopenreihen sind dabei nicht immer eine Hilfe. Je höher die Zahl der aktuellen Reihe, desto größer die Wahrscheinlichkeit, es mit einem Text zu tun zu haben, der spröde und – positiv gesagt – herausfordernd für Pastor und Gemeinde ist.
Eigene Predigtreihen sind eine gute Alternative. Gegenüber den normalen Perikopenpredigten erlauben sie es, über Wochen hinweg gedanklich bei einem Thema zu bleiben und so eine Tiefe zu erreichen, die sonst nicht möglich wäre. Ich habe gute Erfahrungen mit dieser Art zu predigen gemacht – und so manchen Gottesdienstbesucher motiviert die Kontinuität zum häufigeren Kommen. Schließlich möchte man wissen, wie es weitergeht.
Das vorliegende Büchlein befasst sich in sieben Predigten mit Abraham, dem Vater des Glaubens. Ich wünsche mir, dass es Menschen hilft, geistlich zu wachsen, und würde mich freuen, wenn es als Grundlage einer eigenen Predigtreihe diente.
(1. Mose 12, 1-9)
Ich möchte Sie einladen auf eine Reise durch Raum und Zeit.
Eine Reise durch den Raum: etwa 4000 Kilometer in südöstlicher Richtung – damit befinden wir uns im heutigen Irak – und eine Reise durch die Zeit: etwa 4000 Jahre rückwärts, mitten hinein in das Reich der alten Sumerer.
Unser Ziel ist die Stadt Ur, eine der Hauptstädte des Reiches. Sie liegt an den Ufern des Euphrats und war die Stätte einer frühen Hochkultur. Hier wurden das Rad und der Pflug erfunden, hier wurden hohe Türme gebaut, die dazu dienten, die Sterne zu beobachten und die Götter des Himmels zu verehren, besonders den Gott des Mondes. Hier steht die Wiege der Astrologie, des Glaubens an die Macht der Sterne, der auch noch in unserer Zeit viele Menschen anspricht.
In dieser Umgebung treffen wir auf einen Mann, der viel später als der „Vater des Glaubens“ bezeichnet werden soll. Die Rede ist von Abraham, auf den sich immerhin drei Religionen beziehen, das Judentum, das Christentum und auch der Islam. Sie alle sehen Abraham als einen geistigen Vater an.
Vielleicht erinnern Sie sich: Vor einiger Zeit haben wir für ein Projekt in Israel gesammelt, das den Namen „Abrahams Herberge“ trägt. Dort kommen jüdische, christliche und muslimische Jugendliche zusammen. Der Name ist bewusst gewählt, denn Abraham ist etwas, das diese drei Religionen gemeinsam haben.
Wer war dieser Abraham, was wissen wir von ihm, und vor allem, was können wir für unser eigenes Glaubensleben von ihm lernen?
Diesen Fragen möchte ich in einer neuen Predigtreihe nachgehen, die heute beginnen soll. Wir wollen den biblischen Berichten über Abraham und seinen Abenteuern nachspüren und dabei die Spuren Gottes in unserem eigenen Leben entdecken. Die dazugehörigen Texte finden Sie im ersten Buch der Bibel, genannt „Genesis“ oder einfach „1. Buch Mose“; in den Kapiteln 12-18.
Abraham kam etwa 2000 Jahre vor Christi Geburt in der Stadt Ur, im heutigen Irak, zur Welt. Über die genaue Datierung streiten sich die Gelehrten; für unser Thema tut sie nichts zur Sache.
Sein ursprünglicher Name lautete „Abram“ – das heißt etwas flapsig übersetzt: „Vater ist der Beste“, genauer „Vater ist hoch“. Vielleicht hat es sein Vater genossen, wenn er nach einem langen Tag den Sohn zum Essen gerufen hat mit den Worten: „Vater ist der Beste!“
Dieser Vater, dem Abram seinen Namen verdankt, hieß selbst Terach und hatte noch zwei weitere Söhne. Aus irgendeinem Grund brach er eines Tages mit seiner ganzen Sippschaft von Ur auf, um ins Land Kanaan zu ziehen. Es wird nicht ganz klar, was ihn zu dieser einschneidenden Entscheidung veranlasst, aber an zwei Stellen (1. Mose 15, 7 und Apostelgeschichte 7, 2) berichtet die Bibel, dass Gott in Ur zu Abraham gesprochen und ihn auf die Reise geschickt hat. Vielleicht lässt sich es sich so zusammenreimen, dass Abram seinen Vater mit Erfolg dazu überredet hat, Ur zu verlassen – wir wissen es nicht genau.
Auf jeden Fall beschließt Terach, als das Sippenoberhaupt, mit seiner ganzen Familie nach Kanaan umzusiedeln. Das war ein anspruchsvoller Plan, denn es galt, gut tausend Kilometer Luftlinie zu überbrücken. Da Terach nicht mit Sack und Pack die arabische Wüste durchqueren wollte, folgte er einer der alten Handelsstraßen, die am Ufer des Tigris entlang führten.
Dieser Weg war zwar wesentlich länger, aber dafür sehr viel angenehmer und ungefährlicher.
Die Bibel erzählt uns, dass ihre Reise sie bis nach Haran führte. Das liegt im Süden der heutigen Türkei. Dort blieb die Sippe dann irgendwie hängen.
Es war nicht so, dass sie nicht mehr weiterkonnten, weil sie einen Unfall gehabt hätten oder zu schwach für die Weiterreise waren, sondern sie haben es anscheinend einfach aufgegeben, ihr Ziel weiter zu verfolgen. Stattdessen richteten sie sich in Haran häuslich ein – und es lässt sich erschließen, dass es ihnen dort ganz gut gegangen ist. Sie brachten es zu Ansehen und Wohlstand.
Für mich steckt darin eine handfeste Symbolik.
Kanaan, das ist das Land des Glaubens. Ur in Chaldäa ist die Hochburg des Heidentums. Nun spricht Gott einen Menschen an, der im Bannkreis des Aberglaubens lebt. Er sagt ihm: „Trenne dich von diesen Dingen und leb mit mir, dann wirst du es viel besser haben!“ Und tatsächlich setzt sich der Mensch in Bewegung. Er wagt einen gewaltigen Schritt. Er lässt alles hinter sich, was sein Leben bislang geprägt hat und geht los. Aber dann, etwa auf der Hälfte der Reise, erlahmen die Kräfte, die Begeisterung lässt nach. Er verliert das Ziel aus den Augen, sagt, „ach, was soll ich noch weiter gehen, hier ist es doch auch ganz nett“ – und richtet sich häuslich ein in Haran, im Lande der Halbherzigkeit.
Manch einer lässt sich ansprechen von Jesus. Er öffnet ihm sein Herz, sagt: „Ja, ich will es wagen, ich will zu Jesus gehören, ich will als Christ in dieser Welt leben“, und geht los. Er verlässt das Land des Heidentums. Er sagt sich los vom Aberglauben, er wirft seinen Talisman weg und die Tarotkarten und die Musik, von der er weiß, dass sie den Satan verherrlichen will; er trennt sich von alten Freunden, die mit Drogen und Geisterbeschwörungen zu tun haben, er lässt all diese Dinge hinter sich, die vorher sein Leben bestimmt haben und macht sich auf den Weg in das Land des Glaubens.
Anfangs läuft alles prima, er engagiert sich in der Gemeinde, er macht tolle Erfahrungen mit Gott, er erlebt, dass Gebete erhört werden – aber irgendwann erlahmt sein Schwung.
Die Wüstenzeit fängt an. Das ist oft so im Glauben. Nach einer anfänglichen Hoch-Zeit kommt unweigerlich eine Wüstenzeit, in der es darum geht, Geduld zu lernen. Gott prüft uns: „Was ist dir wichtiger, die Beziehung zu mir oder meine Geschenke? Bleibst du mir auch dann noch treu, wenn die Dinge schwieriger werden?“
Das ist hart, Gott scheint weit weg zu sein, nichts bewegt sich so recht und man beginnt sich zu fragen, ob man nicht einem gewaltigen Irrtum erlegen ist, als man beschlossen hat, Jesus zu folgen.
Gut, wenn man in solchen Zeiten eine Gemeinschaft hat, die einen trägt. Christliche Freunde oder ein Hauskreis oder erfahrene Christen, die einen ermutigen und immer wieder sagen: „Bleib dran, es lohnt sich, Wüstenzeiten gehen auch wieder vorbei!“
Die große Versuchung in solchen Zeiten besteht darin, sich in Haran niederzulassen, im Lande der Halbherzigkeit, und zu sagen: „Ach was soll’s, ich bin doch getauft und konfirmiert und sogar bekehrt, das können nicht viele von sich sagen, warum soll ich mich weiter abmühen? Es gibt noch andere schöne Dinge im Leben als den Glauben, auf die will ich mich jetzt konzentrieren.“ Oft sieht man in solcher Lage dann ein wenig herab auf die jungen Christen, die noch voller Begeisterung stecken: „Ja, ja, so war ich auch mal – aber glaubt mir, das gibt sich mit den Jahren!“
Haran ist ein gefährlicher Ort. Gerade weil es sich dort nett und bequem leben lässt. Es ist der Ort der Gleichgültigkeit, der Ort der Selbstrechtfertigung. Wer dort lebt, ist nicht Fisch und nicht Fleisch, ist nicht heiß und nicht kalt, er ist lau. Ungenießbar.