Half Broke Horses von Jeannette Walls. - Jeannette Walls - E-Book

Half Broke Horses von Jeannette Walls. E-Book

Jeannette Walls

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Beschreibung

Königs Erläuterungen: Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben Das spart dir lästiges Recherchieren und kostet weniger Zeit zur Vorbereitung. In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen ALLES, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Infos zu Leben und Werk bis zu Stil und Sprache u. v. m. - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download . findest du kurz und knapp aber auch ausführlich - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick ideal auch zum Wiederholen. - Das Stichwortregister ermöglicht dir schnelles Finden wichtiger Textstellen. . und klar strukturiert - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen gibt dir bessere Orientierung beim Suchen wichtiger Textstellen. - Klar strukturierte Schaubilder zeigen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. . mit weiteren extra Abituraufgaben und vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 495

Textanalyse und Interpretation zu

Jeannette Walls

HALF BROKE HORSES

Von Sabine Hasenbach

Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Zitierte Ausgabe: Walls, Jeannette: Half Broke Horses. A true-lifenovel. Stuttgart: Ernst Klett Sprachen, 2013.  Über den Autor dieser Erläuterung: Sabine Hasenbach hat Mineralogie (mit den Nebenfächern Mathematik, Physik und Chemie) an den Universitäten Köln und Bonn sowie Literaturwissenschaft (mit den Nebenfächern Psychologie und Soziologie) an der FernUniversität in Hagen studiert, wo sie mit einer Arbeit über Katherine Mansfield graduiert worden ist. Sie wohnt in Düsseldorf und arbeitet an der dortigen Heinrich-Heine-Universität. In ihrer Freizeit läuft sie Langstrecke.

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.

1. Auflage 2013

ISBN: 978-3-8044-7011-8

© 2013 by Bange Verlag GmbH, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: © Cinetext

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

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INHALT

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

2. Jeannette Walls: Leben und Werk

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

USA: Weg zur wirtschaftlichen Großmacht

The Big-Business-Periode 1919–1929

Die Weltwirtschaftskrise 1929

Die Roosevelt-Ära und der Zweite Weltkrieg

Die Zwergschulen

Literaturszene der USA im 21. Jahrhundert

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

3. Textanalyse und -Interpretation

3.1 Entstehung und Quellen

3.2 Inhaltsangabe

Kapitel I: Salt Draw

Kapitel II: The Miraculous Staircase

Kapitel III: Promises

Kapitel IV: The Red Silk Shirt

Kapitel V: Lambs

Kapitel VI: Teacher Lady

Kapitel VII: The Garden of Eden

Kapitel VIII: Gumshoes

Kapitel IX: The Flyboy

EPILOGUE The Little Critter

3.3 Aufbau

Textstruktur

Chronologische Struktur

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

Lily Casey Smith

Rosemary Smith

Jim Smith

Adam Casey

Helen Casey

Daisy Mae Casey

Rex Walls

Nebenfiguren

Mutter Albertina

Jim Smith junior

Ted Conover

Buster Casey

Dorothy Casey

Orville Stubbs

Weitere Personen in Half Broke Horses

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

Figurensprache

Zitierte Rede und indirekte Rede

Erzählform und Erzählverhalten

Themen und Motive

3.7 Interpretationsansätze

Half Broke Horses als Amerika-Roman

Half Broke Horses als psychologischer Roman

Die Psychologie Lily Casey Smiths

4. Rezeptionsgeschichte

5. Materialien

Homesteading

Die Mormonen

Route 66

Äußerungen von Jeannette Walls

6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen

Task 1 ***

Task 2 *

Task 3 ***

Task 4 *

Literatur

Zitierte Ausgabe

Biografie und Biografisches

Sekundärliteratur zu Half Broke Horses

Übergreifende Darstellungen – Literatur

Übergreifende Darstellungen – Geschichte

Internet-Adressen

1.Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet, hier eine Übersicht.

Im 2. Kapitel beschreiben wir Jeannette Walls’ Leben und stellen den zeitgeschichtlichen Hintergrund dar:

Jeannette Walls wurde am 21. April 1960 in Phoenix/Arizona, USA, geboren. Sie lebt in Culpeper/Virginia.

In ihrem Roman Half Broke Horses. A true-lifenovel erzählt Walls das Leben ihrer Großmutter Lily Casey Smith. Zugleich ist dieser Roman ein Portrait der USA in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Im 3. Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation.

Half Broke Horses. A true-life novel – Entstehung und Quellen:

Zu HalfBroke Horses. A true-lifenovel wurde Jeannette Walls angeregt durch die Erzählungen ihrer Mutter Rosemary Walls über deren Mutter Lily und zweier Publikationen: Major Lot Smith,Mormon Raider von Ivan J. Barret (1991) und Robert Casey and the Ranch on the Rio Hondo von James Shinkle (1970). Oktober 2009: Veröffentlichung des Romans beim New Yorker Verlag Scribner.

Inhalt:

Der Roman beschreibt in autobiografischer Form das Leben von Lily Casey Smith, der 1901 in einem Erdloch in Texas geborenen Großmutter von Autorin Jeannette Walls. Lily ist das älteste von drei Kindern von Adam Casey. Die Familie bewirtschaftet später einen kleinen Hof und dann eine Ranch. Lily muss schon als kleines Kind hart arbeiten. 1914 besucht sie kurz eine Mädchenschule in Santa Fe, die sie wieder verlassen muss, nachdem ihr Vater das Schulgeld in vier Dänische Doggen investiert hat. Durch Vermittlung von Schulleiterin Mutter Albertina geht Lily 1916 nach Arizona, um dort bis 1919 an verschiedenen Zwergschulen zu unterrichten. Anschließend arbeitet sie als Dienstmädchen in Chicago und besucht dort Abendkurse an der High School. Sie verliert ihre Freundin Minnie durch einen Arbeitsunfall und fällt auf den Heiratsschwindler Ted herein, so dass sie die Stadt 1928 enttäuscht verlässt, um später wieder zu unterrichten. 1930 nimmt sie ihre schwangere, aber ledige Schwester Helen auf, die sich kurz darauf das Leben nimmt. 1931 heiratet Lily Jim Smith, mit dem sie in Ash Fork an der Route 66 eine Autowerkstatt betreibt. Dort werden die Kinder Rosemary und Little Jim geboren. Als Folge der Weltwirtschaftskrise verlieren die Smiths die Autowerkstatt und übernehmen die Verwaltung der AIC-Ranch. Nach dem Verkauf der Ranch zieht die Familie 1945 nach Phoenix/Arizona und 1946 nach Horse Mesa um. Beide Kinder heiraten: Rosemary den Air Force Piloten Rex Walls. Als zweites Kind des Paares wird 1960 Jeannette Walls geboren.

Aufbau, Chronologie und Schauplätze:

Die Handlung des Romans (neun Kapitel und ein Epilog; überwiegend chronologisch erzählt) vollzieht sich im Zeitraum 1901 bis 1960. Schauplätze sind Orte und Städte in den Bundesstaaten Texas, New-Mexico, Arizona und Illinois.

Personen:

Die Hauptpersonen sind:

Lily Casey Smith

wissbegierig, wenig anpassungsfähig

starker Charakter

Rosemary Smith

Tochter von Jim und Lily Casey Smith

sensibel

Jim Smith

Lilys zweiter Ehemann

begnadeter Rancher

Adam Casey

Lily Caseys Vater

jähzornig und egoistisch

Auch auf die weiteren Haupt- und Nebenfiguren wird eingegangen.

Stil und Sprache:

Jeannette Walls erzählt in der Ich-Form mit überwiegend neutralem Erzählverhalten. Die Figurensprache oszilliert zwischen mittlerer und niederer Stilebene. Walls setzt direkte und indirekte Rede ein und arbeitet mit Motivwiederholungen.

Auf folgende Interpretationsansätze gehen wir näher ein:

Half Broke Horses als Amerika-Roman

Half Broke Horses als psychologischer Roman

2.Jeannette Walls: Leben und Werk

Jeannette Walls im Jahr 2009 © Lynn Goldsmith/Corbis

2.1Biografie[1]

JAHR

ORT

EREIGNIS

ALTER

1960

Phoenix/Arizona

Jeannette Walls wird am 21. April als zweites der vier Kinder von Rosemary und Rex Walls geboren. Die Familie zieht unstet durch Nevada, Arizona und Kalifornien und ist zeitweise obdachlos.

1961

Geburt des Bruders Brian.

1

1963

Walls erleidet, als sie sich ein Essen zubereiten will, einen schweren Brandunfall, der Hauttransplantationen nötig macht. Während ihrer Rekonvaleszenz holt ihr Vater sie ohne Einwilligung der Ärzte aus der Klinik.

3

1965

Geburt der Schwester Maureen.

5

1968

Phoenix/Arizona

Die Familie zieht in das Haus von Jeannette Walls’ Großmutter Lily Casey Smith. Die Familie führt zum ersten Mal ein geregeltes Leben.

8

1970

Welch/Virginia

Jeannette Walls’ Eltern haben das Erbe von Lily Casey Smith durchgebracht. Die Familie zieht nach Welch in West Virginia, wo sie zunächst bei Rex Walls’ asozialen Eltern lebt. Später beziehen die Walls ein leer stehendes heruntergekommenes Haus. Die Kinder hungern.

10

1973

Welch/Virginia

Jeannette besucht die High School von Welch und beginnt für die Schülerzeitung The Maron Wave als Korrekturleserin zu arbeiten. Nach zwei Jahren ist sie Chefredakteurin.

13

1977

New York

Jeannette Walls geht nach New York, wo sie ihr Leben zunächst mit dem Verkauf von Hamburgern finanziert.

17

1978

New York

Walls arbeitet als Reporterin bei der Wochenzeitschrift Phoenix. Im selben Jahr beginnt sie am der Columbia University angeschlossenen Barnard College ein Studium der Geisteswissenschaften.

18

1984

New York

Walls schließt ihr Studium mit Auszeichnung ab.

24

1987–1993

New York

Sie schreibt als Kolumnistin (Intelligencer) für das New York Magazine.

27–33

1988

New York

Walls heiratet Eric Goldberg.

28

1993–1998

New York

Walls schreibt für das Magazin Esquire.

33–38

1995

Rex Walls stirbt.

35

1996

Scheidung von Eric Goldberg. Kolumnistin bei US Today.

36

1998–2007

New York

Sie schreibt Gesellschaftskolumnen (Scoop) bei MSNBC.com.

38–47

2000

New York

Publikation des Buches Dish: The Inside Story on the World of Gossip.

40

2002

Walls heiratet den Journalisten John J. Taylor.

42

2005

New York

Veröffentlichung der Autobiografie The Glass Castle (dt. Schloss aus Glas).

45

2006

Walls wird mit dem „American Library Association’s Award” und dem „Christopher Award” für The Glass Castle ausgezeichnet.

46

2007

Verleihung des „Books for Better Living Awards” für The Glass Castle.

47

2009

New York

Publikation des RomansHalf Broke Horses: A true-life novel (dt. Ein ungezähmtes Leben).

49

2013

Publikation des Romans The Silver Star.

53

2.2Zeitgeschichtlicher Hintergrund

ZUSAMMENFASSUNG

Lily Casey Smith, die Hauptfigur aus Half Broke Horses, lebte von 1901 bis 1968. Innerhalb dieser Lebensspanne ereigneten sich sowohl innen- als auch außenpolitische Ereignisse von großer Tragweite für die USA und deren Bürger, die von Jeannette Walls jeweils kurz angerissen werden:

Die USA auf dem Weg zur wirtschaftlichen Großmacht 1901–1919

The Big-Business-Periode 1919–1929

Weltwirtschaftskrise 1929

Die Roosevelt-Ära 1933–1945 und der Zweite Weltkrieg

USA: Weg zur wirtschaftlichen Großmacht

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts befindet sich die USA auf dem Weg zur wirtschaftlichen Großmacht. Von 1860 bis 1914 wächst die Bevölkerung von 31,3 auf 91,9 Millionen, wovon 21 Millionen Menschen Einwanderer sind.[2] Zu ihnen gehört auch einer der Urgroßväter Jeannette Walls’, Robert Casey, der aus Irland in die USA emigriert ist, so erläutert Lily Casey Smith: „Dad’s pa had come over from Ireland during a potatoe blight …” (S. 24, Z. 24).

Die Eisen- und Stahlindustrie entwickelt sich zum wichtigsten Wirtschaftszweig des Landes, der in den folgenden Jahren eine Schlüsselstellung einnimmt. Stellvertretend für die wirtschaftliche Entwicklung sei hier der Stahlmagnat Andrew Carnegie (1835–1919) genannt, der das damals größte Stahlwerk der USA betrieb. Sein Unternehmen war eng mit anderen Betrieben verflochten, was ihm günstige Geschäftsbedingungen mit Eisenbahn- und Schifffahrtsgesellschaften verschaffte. Aufgrund dessen und wegen genügender Arbeitskräfte konnte Carnegie ungehindert expandieren. Eine vollständige Monopolisierung misslang allerdings und so fusionierte sein Unternehmen zusammen mit weiteren Stahlunternehmen 1901 zur United Steel Corporation.

Ähnlich kam es zur Bildung der Standard Oil Company (John Rockefeller: 1839–1937), die u. a. in Texas explorierte (vgl. S. 247, Z. 23/24). Die Unternehmer erkannten, dass sie Produktion und Märkte kontrollieren konnten, wenn sie das Prinzip der Konkurrenz aufgeben und sich in großen Organisationen, den Trusts[3], sammeln. Es folgten Zusammenschlüsse der Speiseöl-, Blei-, Zucker, Tabak- und Gummiindustrie. Die Schaltzentralen dieser Organisationen lagen in den Städten. Die Folge dieser Entwicklung war ein Kapitalgefälle zuungunsten der ländlichen Regionen und eine Monopolstellung der Trusts, die eine enorme wirtschaftliche Macht wurden.

Diese Zustände wurden von drei Zeitschriften – McClure’sMagazine, Everybody’s Magazine und Collier’s Magazine – aufgegriffen und der amerikanischen Öffentlichkeit bekannt gemacht. Der Schriftsteller Upton Sinclair deckte mit seinem Roman The Jungle (dt.: Der Sumpf[4]) von 1906 die unhaltbaren hygienischen Zustände in den Schlachthöfen von Chicago auf, während Frank Norris mit seinem Roman The Octopus (dt.: Der Polyp) von 1901 die Hintergründe der landwirtschaftlichen Krise thematisierte. Die Öffentlichkeit war empört, so dass es in verschiedenen Einzelstaaten der USA zu ersten Sozialreformen kam. So wurden die bestehenden Gesetze zur Kinderarbeit verschärft und der Schulbesuch zur Pflicht gemacht. Der amerikanische Präsident Theodore Roosevelt[5] (Präsidentschaft 1901–1909) initiierte Sozialreformen auf Bundesebene (Square Deal): Er schränkte 1906 mit dem „Hephurn-Gesetz” die Macht der Eisenbahngesellschaften ein und verabschiedete im selben Jahr das „Gesetz über die Reinheit von Lebensmitteln”. Außerdem stellte er Land unter Schutz, um es kontrolliert bewirtschaften zu lassen.[6]

Roosevelts Nachfolger William Taft (Präsident 1909–1913) baute die Strafverfolgung der Trusts aus und stärkte den Einfluss von Binnenhandelskommissionen. Auf Taft und Theodore Roosevelt wird im Roman verwiesen: Adam Casey verachtet Taft, da er angeblich das Land in die falsche Richtung führe, indem er die Pferde durch Automobile ausgetauscht habe. Roosevelt dagegen wird von Casey bewundert, da er auf einem Pferd eine gute Figur zu machen weiß (vgl. S. 90).

Präsident Woodrow Wilson (Präsident 1913–1921) schließlich revidiert die Zollgesetzgebung („Underwood-Zollgesetz” von 1913), womit erhebliche Senkungen von Zöllen für wichtige Rohstoffe und Lebensmittel einhergingen, reorganisierte das Bankenwesen und ließ die Trusts überwachen. Auch Industriearbeiter und Farmer/Rancher wurden in die Reformen einbezogen, so ermöglichte das „Gesetz über Bundesdarlehen an Farmer” diesen Bürgern Kredite bei niedrigen Zinssätzen. Mit dem Eintritt in den Ersten Weltkrieg aufseiten der Westmächte 1917 unterstrichen die USA ihre Weltmachtambitionen.

The Big-Business-Periode 1919–1929

Unter den republikanischen Präsidenten Warren Harding (1921–1923) und Calvin Coolidge (1923–1929) änderte sich die Sozial- und Wirtschaftspolitik. Während sich die europäischen Staaten im Zuge des Krieges bei den USA verschuldeten, erlebten diese einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Industrie prosperierte durch innovative Produktionsmethoden, die unter dem Begriff „Fordismus” zusammengefasst werden können.

Der Begriff „Fordismus” steht für eine Produktions- und Distributionsweise, die auf industrielle Massenfertigung und Massenkaufkraft setzt. Er geht zurück auf den amerikanischen Großindustriellen Henry Ford (1963–1947), der 1903 in Detroit die „Ford Motor Company” gründete und Automobile zu entwickeln und zu produzieren begann. 1908 brachte Ford den Kleinwagen „T4” mit dem Spitznamen „Tin Lizzie” auf den Markt. Ab 1914 führte er die Fließbandproduktion ein und initiierte so die Massenproduktion. In den Jahren 1921 bis 1929 verdoppelte sich die Automobilproduktion der USA von 15 Mio. auf 26 Mio. Automobile. Auf diese Entwicklung wird im Roman verwiesen. 1928 kehrt Lily Casey aus Chicago nach New-Mexico zurück und konstatiert die Vielzahl der Automobile: „You saw plenty of cars in Santa Fe now, …” (S. 115, Z. 1). Auch das bekannte Ford Model T findet Erwähnung: „He [Jim Smith] had a Model T Ford with a brass radiator, brass headlights, and a brass horn.” (S. 126, Z. 2/3)

Einen ähnlichen Anstieg wie die Automobilbranche verzeichneten die Konsumgüter- und Bauindustrie. Die Präsidenten Harding und Coolidge setzten auf die Kraft der Märkte und hielten sich wirtschaftspolitisch zurück. Durch eine entsprechende Steuerpolitik wurden Großverdiener begünstigt, Farmer und Rancher hingegen vernachlässigt: sie verschuldeten sich und verarmten durch ein Überangebot von Agrarerzeugnissen und durch Erosionsschäden.

In die Periode des Big Business fällt das Verbot alkoholischer Getränke, die Prohibition (1920–1933). Sie geht zurück auf die „Anti-Saloon-League” ASL von 1895: diese wollte den Konsum von Alkoholika zur Senkung der Kriminalitätsrate verboten sehen. Eine Folge des 1920 verhängten Verbots war ein blühender Schwarzmarkt und die Gründung illegaler Kneipen (Speakeasys), die interessanterweise häufig von Frauen besucht wurden. In diesem Umfeld entwickelte sich ein neuer Frauentyp, der „Flapper”. Der Flapper trug den Rock und das Haar kurz, rauchte, trank Alkohol und verhielt sich auch sonst nicht rollenkonform. Bekannte Schauspielerinnen wie Clara Bow und Louise Brooks trugen zur Popularität dieses unkonventionellen Frauentyps bei. Auch Lily Casey Smith trug diesen Stil, so heißt es im Roman: „... I felt I looked the model of the Chicago flapper.” (S. 98, Z. 14/15)

Die Belieferung der illegalen Kneipen wurde überwiegend von der Mafia kontrolliert, so von Al Capone in Chicago. Es etablierte sich eine kriminelle Szene, der die staatlichen Institutionen nicht gewachsen war. Eine weitere Folge war der Niedergang des Weinbaus. Die Wirtschaftskrise von 1929 führte schließlich zum Umdenken und 1933 wurde die Prohibition aufgehoben. Auch Lily Casey Smith ist in die Prohibition involviert: so verkauft sie in Ash Fork Alkohol. Da sie keinem Syndikat angehört, bekommt sie prompt Ärger mit der Polizei (vgl. S. 156 und S. 162/163).

Die Weltwirtschaftskrise 1929

Als Folge einer Spekulationswelle kam es am 24.10.1929 („Schwarzer Donnerstag”) zum Kurssturz an der New Yorker Börse. Industriepapiere fielen an Wert, die Industrieproduktion ging um die Hälfte zurück, Menschen wurden entlassen und verarmten. Folgende Romansequenz schildert die Auswirkungen der krisenhaften Ökonomie auf die Farmer und Rancher sehr eindrücklich:

Kunden stehen während der Weltwirtschaftkrise vor den geschlossenen Türen der Bank of the United States. © ullstein bild – AP

„At the same time, the country was a few years into the Depression. At first that seemed like a problem afflicting mostly the big cities. But it soon hurt the cattle market because so many folks back east couldn’t afford to eat steak anymore. Some of the littler ranches in Arizona started going under, and ranch hands joined the stream of Okies making their way past our house on Route 66 in the hopes of finding work in California.“ (S. 154, Z. 22–29)

Mit Hilfe der RFC („Reconstruction Finance Corporation“) versucht der zu dieser Zeit amtierende Präsident Herbert C. Hoover (1929–1933) der deflationistischen[7] Finanzpolitik der Banken entgegenzuwirken, allerdings wird die RFC zur Konsolidierung der Großbanken missbraucht. Hoover gelingt es nicht, die Krise zu bewältigen. Als Folge der Wirtschaftskrise verlieren die Smiths 1933 ihre Autowerkstatt: „Selling liquor had kept us afloat a year. But we shut the operation down, and six months later, the bank foreclosed on us.” (S. 163, Z. 23–25)

Die Roosevelt-Ära und der Zweite Weltkrieg

Dem demokratischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt gelang es, die Krise zu kontrollieren. Er rief den nationalen Notstand aus und leitete unter dem Schlagwort „New Deal“ umfangreiche Reformen ein. Dazu gehörte die Neuordnung des Bankenwesens, die Verringerung der Staatsausgaben durch Kürzung der Beamtengehälter, der Abbau des Produktionsüberhangs in der Landwirtschaft und Hebung der Kaufkraft der Farmer und Rancher. Außerdem schränkte die Regierung Roosevelt den Missbrauch wirtschaftlicher Macht ein und vergab Staatsaufträge zur Verringerung der Arbeitslosigkeit (z. B. Arbeiten im Naturschutz oder im Straßenbau oder im Bau von Flugplätzen). Stau- und Wasserkraftwerke wurden gebaut als Voraussetzung zur Industrialisierung und zur Verbesserung der Landwirtschaft. Außerdem wurden hohe Einkommen stark besteuert.

Ein weiteres Ereignis von nationaler und internationaler Tragweite war die Kriegserklärung der USA an Japan (08.12.1941) und Deutschland sowie Italien (11.12.1941). Dem voraus gegangen war der Überfall Japans auf die in Pearl Harbour liegende amerikanische Kriegsflotte am 07.12.1941. Von hohem symbolischem Wert war dabei die Versenkung des Kriegsschiffes Arizona, bei der drei Viertel der Besatzung starben. Beide Ereignisse erwähnt Walls in ihrem Roman explizit: den Überfall der Japaner mit seinen Auswirkungen auf die amerikanische Bevölkerung („The Japanese had bombed Pearl Harbour in December, and everyone at the school … lived in fear.“ S. 239, Z. 17–19) und auch den Untergang der Arizona („One girl in Rosemary’s class had a brother on the battleship Arizona, and when she heard it had been sunk, she fell to the floor sobbing.“ S. 239; Z. 20–22).

Auch der Abwurf zweier Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima (am 06.08.1945) und Nagasaki (am 09.08.1945) fließt in Walls’ Roman ein (vgl. S. 278). 1938 war Lise Meitner, Fritz Strassmann und Otto Hahn durch den Beschuss von Uran mit Neutronen die Kernspaltung gelungen.[8] In den USA reagierten vor allem aus Deutschland emigrierte Physiker wie Leo Szilard und Eugen Wigner bestürzt, da sie vermuteten, dass regimetreue deutsche Physiker wie Werner Heisenberg bereits an einer Atombombe arbeiten könnten. Über Albert Einstein als Vermittler teilten sie Franklin D. Roosevelt ihre Befürchtungen mit, der allerdings erst einmal verhalten reagierte. Als er jedoch Berichte englischer Atomphysiker erhielt, die den Bau einer Atombombe in den nächsten Jahren für möglich hielten, initiierte Roosevelt zusammen mit dem englischen Premierminister Winston Churchill 1942 das „Manhattan Project“ zur Entwicklung einer Atombombe durch amerikanische und englische Physiker und Chemiker unter der Leitung General Leslie Groves.

Im Juni 1944 landeten die Alliierten in Frankreich. Die amerikanischen Arbeiten an der Kernwaffe liefen jedoch weiter und im Sommer 1944 traf Leslie Groves erste Vorbereitungen für den Einsatz der Kernwaffe, die über Japan abgeworfen werden sollte:

„Ich hatte zur Hauptbedingung gemacht, dass die gewählten Ziele Orte sein müssten, deren Bombardierung den Willen des japanischen Volkes, den Krieg fortzusetzen, entscheidend schwächen würden. Außerdem sollten es militärische Ziele sein…“[9]

Als potenzielle Ziele wurden die Städte Kioto, Hiroshima, Kokura und Niigata festgegelegt. Schließlich fiel im Mai 1945 die Wahl auf Hiroshima und Nagasaki. Einen Monat zuvor war Harry S. Truman Präsident der USA geworden, der die Pläne billigte. Am 16. Juli 1945 fand in der Wüste von Alamogordo/New-Mexico der erste erfolgreiche Atomwaffentest statt. Am 24.07.1945 gab Truman sein Einverständnis zum Abwurf der Bomben, der dann am 06.08.1945 und 09.08.1945 erfolgte. Am 14.08.1945 kapitulierte Japan.

Die Einstellung Lily Casey Smiths zum Abwurf der Bomben kommt durch folgendes Zitat zum Ausdruck: „I tried to argue that it was the Japs who’d started the war, and because of Hiroshima, thousands more American boys would not have to die fighting them …“ (S. 277, Z. 24–26). Sie geht konform mit der von Truman und Groves ausgegebenen Parole der Verkürzung des Krieges durch den Kernwaffeneinsatz, die lange Zeit unkritisch übernommen wurde. Eine angemessene Erklärung für die Bombenabwürfe über die beiden japanischen Städte dürfte Rache der USA für den Überfall auf Pearl Harbour sein.

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeiteten amerikanische Physiker weiter am Kernspaltungsprogramm der USA, wofür uranhaltige Erze benötigt wurden. Die amerikanische Regierung forderte daher ihre Bürger auf, Uranvorkommen zu explorieren, woran sich Lily Casey Smith beteiligte:

„Jim and I also all took up a new hobby – hunting for uranium. The government needed the stuff for its nuclear weapons and offered a reward of one hundred thousand dollars to anyone who discovered a uranium mine.“ (S. 300, Z. 12–15)

Die Zwergschulen

Lily Casey Smith hat an verschiedenen Zwergschulen unterrichtet, weshalb hier kurz auf diese Schulform eingegangen werden soll. Zwergschulen sind typisch für abgelegene Regionen. Sie bestanden aus einem einzigen Raum mit spartanischer Ausstattung:

„At the front end of the schoolroom, between the two doors through which the children came, was the teacher’s desk, a table with a sloping top, standing on a low platform to add to the sense of superior command. Desks were in three rows facing the teacher, plain wooden affairs, each one accommodating two small bodies. Each seat was attached to the front of the desk behind it at right angles to it, making no concessions to the curves or comforts of the human spine. All seats were at the same height from the floor, regardless of the age or height of the occupant.“ (S. 343, Z. 12–21)

In Red Lake trifft Lily Casey folgende Verhältnisse an: