Heartdance - Nina Lealie - E-Book
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Heartdance E-Book

Nina Lealie

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Beschreibung

Sam hatte nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt.

Wie sollte man sich auch in jemanden verlieben, den man gar nicht kennt?

Das geht nicht, das ist lächerlich. Da ist sie sich sicher.

Bis zu diesem einen Tag im Herbst, als sie ihm aus heiterem Himmel gegenübersteht: Hale Silver. Der gefeierte Musiker, Frauenschwarm und Weltstar stellt ihr Leben völlig auf den Kopf.

Doch so schnell, wie er aufgetaucht ist, ist er auch schon wieder verschwunden. Wie soll Sam ihn nur wiederfinden? Sie ist schließlich nur irgendein Mädchen unter Millionen! Sie ist doch wie alle anderen auch!

Aber ab jetzt wird für sie nichts mehr so sein wie zuvor.

Auf einmal verändert sich alles.

Und ihr Herz beginnt zu tanzen ...

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Seitenzahl: 532

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Inhalt

CoverÜber das BuchÜber die AutorinTitelImpressumPrologKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32Kapitel 33Danke!

Über das Buch

Sam hatte nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt. Wie sollte man sich auch in jemanden verlieben, den man gar nicht kennt? Das geht nicht, das ist lächerlich. Da ist sie sich sicher. Bis zu diesem einen Tag im Herbst, als sie ihm aus heiterem Himmel gegenübersteht: Hale Silver. Der gefeierte Musiker, Frauenschwarm und Weltstar stellt ihr Leben völlig auf den Kopf. Doch so schnell, wie er aufgetaucht ist, ist er auch schon wieder verschwunden. Wie soll Sam ihn nur wiederfinden? Sie ist schließlich nur irgendein Mädchen unter Millionen! Sie ist doch wie alle anderen auch! Aber ab jetzt wird für sie nichts mehr so sein wie zuvor. Auf einmal verändert sich alles.

Über die Autorin

Nina Lealie, 1995 geboren, wuchs im Herzen Bayerns auf, wo sie 2013 die Schule abschloss und niemals im Matheunterricht einschlief. Im Herbst desselben Jahres begann sie, ihre Liebe zu Büchern auszuweiten und Geschichten im Internet zu veröffentlichen, aus denen sich »Heartdance – Nur mit dir« entwickelte.

Nina Lealie

beHEARTBEAT

Digitale Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Lektorat: Mirka Uhrmacher

Covergestaltung: Manuela Städele-Monverdeunter Verwendung von Motiven© shutterstock/Klowreed, © shutterstock/Marina99

Datenkonvertierung E-Book:

hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7325-2740-3

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Prolog

Sam atmete langsam tief und geübt ein und aus.

Ihr Herzschlag hatte sich vor Anstrengung verdoppelt, aber sie atmete trotzdem ruhig. Sie hatte die Augen geschlossen und nahm ihren Körper ganz bewusst wahr. Der Beat der Musik ließ den edlen Parkettboden erzittern und durchflutete sie wie flüssige Lebensenergie.

Das war Tanzen für sie. Pures Leben. Leidenschaft. Energie. Liebe.

Bedacht atmete Sam die Luft, die sie kurz angehalten hatte, wieder aus und öffnete die Augen. Sie blickte sich selbst im Spiegel an, der die ganze Wand des geräumigen Fitnessraums einnahm. Sie hob das Kinn und wippte leicht mit dem Fuß im Takt der Musik.

Die Ideen wirbelten durch ihren Kopf, und sie kam überhaupt nicht damit hinterher, sie in Tanzschritte umzusetzen.

Wenn Sam tanzte, blieb die Welt um sie herum stehen, als würde sie alle Bewegungen, die es gab, allein auf sich konzentrieren. Nichts konnte ihr mehr etwas anhaben. All der Stress, die Sorgen und der Kummer schmolzen dahin wie Eis im Sonnenlicht.

»Das gefällt mir … Ja, das ist gut …«, murmelte sie konzentriert vor sich hin, lief zur Stereoanlage und ließ den Song wieder von vorne ablaufen. Sie wiederholte das, was von der gerade in ihrem Kopf entstandenen Choreografie noch hängen geblieben war, und prägte sich jeden einzelnen Move genau ein.

Und noch mal tanzte sie den Refrain. Und noch einmal. Und noch einmal. Bis er perfekt saß und sie ihn im Schlaf hätte tanzen können.

Choreografien zu entwickeln war so einfach. Alles ergab sich von alleine. Die Bewegungen und Abläufe waren praktisch schon im Lied enthalten, man musste sie nur noch umsetzen. Wenn es nach Sam gegangen wäre, hätte sie am liebsten ausschließlich vom Tanzen gelebt. Tja, wenn das doch nur so einfach wäre.

Nachdem Sam die Choreografie auf einem Video festgehalten hatte, griff sie nach ihrem Handy, wählte eine Nummer und wartete, bis am anderen Ende abgehoben wurde.

»Hey, hast du grad Zeit? Hab was Neues entwickelt«, begrüßte sie ihre Freundin Ilona aufgeregt.

»Cool! Bin in zehn Minuten bei dir!«, ertönte die begeisterte Antwort, und Ilona hatte schon aufgelegt, ehe Sam noch »Bis gleich« sagen konnte.

Sam und Ilona kannten sich, seit sie in ihrer ersten Hip-Hop-Stunde nebeneinander in dem großen Tanzstudio gestanden hatten. Niemand tanzte so synchron wie sie. Beide waren damals elf gewesen, was bedeutete, dass sie inzwischen seit mehr als einem Jahrzehnt jede Woche mehrmals stundenlang zusammen vor dem Spiegel standen und tanzten. Mal im Studio, wo sie beide unterrichteten, mal bei Sam im Keller, in dem sich ein Fitnessraum befand, und mal in Ilonas Wohnung. Nichts und niemand konnte die beiden auseinanderbringen.

»Ich glaube, das passt voll gut zu unserer Crew!«, sprudelte Sam gleich los, als sie Ilona die schwere Haustür öffnete. »Wir könnten erst eins der Mädels anfangen lassen. Eine nach der anderen steigt dann ein, daraufhin tanzen die Jungs, später alle gemeinsam, und zum Schluss folgt so eine Art Paartanz …«

»Okay, okay, jetzt hol mal Luft, und lass mich erst einmal rein«, lachte Ilona und wuschelte Sam durch ihre schwarzen Locken, die genauso elektrisiert waren wie sie selbst.

Unten im Fitnessraum des Mietshauses, in dem sich ihre Wohnung befand, angekommen, fing Sam sofort an, die Choreografie zu wiederholen. Ilona setzte sich mit dem Rücken gegen den Spiegel gelehnt auf den Boden und sah ihr mit lässig übereinandergeschlagenen Beinen ganz genau zu. Sie erkannte sofort, dass Sam sehr viele Passagen eingebaut hatte, in denen einzelne Crewmitglieder gegeneinander wie in einem Wettkampf antreten mussten. Das gefiel ihr. Es war dynamisch, explosiv, verwegen und ganz schön sexy. Die Choreo trug eindeutig Sams Handschrift.

»Ich frage mich immer, wie man in so kurzer Zeit so eine ausgefeilte Choreo auf die Beine stellen kann!«, rief Ilona begeistert, als Sam die Musik abschaltete und sich, gespannt auf die Reaktion ihrer Freundin, wieder umdrehte. »Ehrlich, du solltest für die ganz großen Stars arbeiten, Sam!«

Sam lächelte nur. Das Thema hatten sie schon oft genug besprochen. Natürlich wollte sie tanzen. Gott, sie wollte nichts anderes tun als tanzen! Aber das war nun einmal nicht so einfach. Die tollen, gut bezahlten Jobs für professionelle Tänzer fielen schließlich nicht vom Himmel. Und die Ausbildungsplätze dafür auch nicht. Und der Mumm, das alles dann auch noch durchzuziehen, erst recht nicht. Leider.

»Wenn wir die nächsten«, Ilona sah prüfend auf ihre Armbanduhr, »zwei bis drei Stunden damit verbringen, dass du mir die Choreo beibringst, können wir sie beim nächsten Training morgen schon mit den anderen anfangen.« Voller Tatendrang band sie sich ihre wasserstoffblonde Mähne zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen. Sie klatschte einmal in die Hände und sah ihre langjährige Freundin auffordernd an.

Sam grinste zurück und drehte die Musik bis zum Anschlag auf.

Dafür liebte sie Ilona. Sie teilte ihre Liebe fürs Tanzen zu einhundert Prozent.

1

Gestresst schlug Sam die Autotür hinter sich zu.

»Sam, jetzt komm endlich!«, rief ihre Cousine Jana aufgeregt, die schon einige Meter vorausgelaufen war, und sprang auf der Stelle auf und ab.

»Ja, ist ja gut«, gab Sam ein wenig gezwungen zurück und sperrte ihr Auto ab. Sie folgte ihrer Cousine den geteerten Weg in Richtung Olympiahalle.

Oh Mann, worauf hatte sie sich da nur eingelassen? Inzwischen bereute sie ihre Entscheidung fast, Jana den, wie sie sich ausgedrückt hatte, größten Gefallen ever zu tun.

Ihre fünfzehnjährige Cousine war einer der größten Fans, die Secret Light, eine der zurzeit erfolgreichsten Popbands, auf der ganzen Welt je gesehen hatte. Es war schon ein wenig gruselig, wenn man die Höhle betrat, die sie ihr Zimmer nannte: Jede noch so kleine Stelle ihres Zimmers war mit den fünf britischen Jungs beklebt, selbst die Decke war komplett mit Postern von Hale, James & Co. zugepflastert. Sie hatte sogar Pappaufsteller von ihnen, die ihre Tür bewachten, und Becher mit ihren Gesichtern darauf, aus denen sie morgens ihren Tee trank.

Sam hingegen konnte sich nichts weniger vorstellen, als ein Fan von Secret Light zu sein. Sie ließ sich zwar von der Musik, die sie machten, berieseln, wenn nichts anderes im Radio lief, doch ansonsten konnte sie herzlich wenig mit dieser Band anfangen. Sam liebte und tanzte Hip-Hop mit ganzer Seele, und da passte dieser oftmals sehr romantische Pop nicht wirklich rein. Außerdem war sie schon lange aus dem Alter raus, in dem man irgendwelche Musiker anhimmelte. Aber Gott sei Dank musste sie Jana auch nicht auf das heutige Konzert begleiten – dafür hatte ihre Cousine nämlich keine Karten mehr bekommen –, sondern nur vor die Halle, wo Jana hoffte, wenigstens einen Blick auf ihre Idole erhaschen zu können.

Dass das unter diesen Umständen gar nicht so leicht bis ziemlich unmöglich werden würde, erkannte Sam allerdings noch, bevor sie den Vorplatz des Osteingangs der Halle betraten. Offensichtlich war nicht nur Jana auf die glorreiche Idee gekommen, die Band vor dem Konzert noch abfangen zu wollen, sondern Hunderte weitere Mädchen hatten sich ungeachtet des ungemütlichen Nieselregens bereits versammelt und warteten aufgeregt. Das Gekreische und Stimmengewirr war ohrenbetäubend, obwohl die fünf Helden noch nicht einmal im Entferntesten irgendwo zu sehen waren.

»Bleib bloß bei mir, ich will dich später nicht irgendwo einsammeln müssen!«, mahnte Sam, die jetzt schon befürchtete, dass Jana schneller in dem Getümmel verschwunden sein würde, als sie gucken konnte. Doch Jana nickte nur geistesabwesend und schob sich durch die Menge auf den Eingang zu, ohne auf ihre große Cousine zu achten. Sam verdrehte stöhnend die Augen und schickte sich an, Janas hüpfendem Pferdeschwanz zu folgen, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren.

Jana war felsenfest davon überzeugt, dass der Osteingang der richtige war. Hier würden Secret Light sicher auftauchen. Es gab ja nicht noch etwa zwanzig andere Eingänge rund um die Halle. Jana hatte sich das so in den Kopf gesetzt, und nichts auf der Welt würde sie von dieser Vermutung abbringen können. Sam hatte sich daher zurückgehalten und nichts von ihren Bedenken geäußert, um ihrer Cousine nicht die Freude zu verderben. Jetzt hatte sie allerdings ein schlechtes Gewissen, weil Jana wahrscheinlich ganz umsonst bei diesem fiesen Wetter ausharren würde – und sie zwangsläufig mit ihr.

Was für eine wundervolle Beschäftigung für einen verregneten Samstagnachmittag!

Die Hauptsache war jedoch, dass Sam heute Abend um zehn vor sechs im Studio stand, um ihre Tanzstunde mit Ilona zu geben. Und solange sie das zeitlich schaffte, konnte sie hier auch mit ihrer Cousine stehen.

Sam gab in einer Hip-Hop-Tanzschule Unterricht, seit sie sechzehn war. Damals hatte ein Bekannter diese Schule eigentlich aus Jux und Tollerei gegründet. Erstaunlicherweise war der Andrang von Anfang an aber so groß, dass er alle ins Boot geholt hatte, die er kannte und die tanzen konnten. Sie hatte daraufhin eine sechsmonatige Ausbildung zur Tanzlehrerin gemacht. Seitdem verbrachte Sam manchmal mehr Zeit im Studio als zu Hause.

Sie wusste, dass auf sie gezählt wurde, deswegen konnte sie heute Abend nicht zu spät kommen. Das war in den letzten fünfeinhalb Jahren kein einziges Mal vorgekommen!

Sie sah zu ihrer Cousine hinüber und musste unwillkürlich lächeln. Man konnte behaupten, was man wollte, Janas Begeisterung war es trotz allem wert, mit ihr hier zu sein. Ihre graublauen Augen strahlten, ihre Wangen waren leicht gerötet, und sie fuhr sich ständig nervös durch ihren Pony, dem der Regen bereits übel mitgespielt hatte. Dabei wanderte ihr Blick rastlos umher, immer auf der Suche nach ihren fünf Helden. Wäre es doch bloß nicht so nass, kalt und vor allem laut, hätte sich Sam glatt mit dem Umstand versöhnen können, hier als Anstandsdame den Altersdurchschnitt zu heben.

Der Summton einer eingehenden Nachricht unterbrach Sam in ihren Betrachtungen. Sie zog ihr Handy aus der Tasche.

Hey Chica! Kannst du mich mal anrufen, wenn du Zeit hast? Wir müssen was besprechen ;)

Sie grinste, als sie Ilonas WhatsApp-Nachricht las. Wahrscheinlich heckte sie wieder etwas Besonderes für später aus.

Sam tippte ihrer Cousine von hinten auf die Schulter, um ihre Aufmerksamkeit für ein paar Sekunden zu ergattern. »Schätzchen, ich muss mal kurz telefonieren.«

»Yep, okay«, murmelte Jana kurz angebunden, doch dann drehte sie sich plötzlich um und umarmte Sam überschwänglich. »Ich hab dich so lieb, Sammy. Danke, dass du mit mir hierhergefahren bist. Du bist so toll, wirklich.«

Sie strahlte jetzt sogar noch mehr als vorhin schon, falls das überhaupt möglich war, und Sam musste ihre Meinung korrigieren. Schon allein für dieses Lächeln hatte es sich eindeutig gelohnt, mit Jana hierherzukommen.

»Gern geschehen«, setzte Sam an, aber ihre Cousine war bereits wieder dabei, die Umgebung nach Tourbussen oder sonstigen Hinweisen auf die Band abzuscannen. Na ja, sie würde sich schon nicht vom Fleck bewegen, bis Sam wiederkam. Sie könnte ja etwas verpassen. Oder jemanden!

Sam schob sich langsam durch die Menge aufgeregter, schnatternder Teenager, die ebenfalls auf alles Mögliche achteten, nur nicht darauf, wem sie vielleicht im Weg standen. Was traute sich Sam auch, den heiligen Ort verlassen zu wollen, an dem Secret Light bald auftauchen würden!

Von allen Seiten wurde sie angemurrt und schräg angeschaut. Zwei Mädchen, die höchstens dreizehn oder vierzehn sein konnten, deuteten sogar mit dem Finger auf sie und fingen an zu flüstern. Doch das entlockte Sam nur ein müdes, nachsichtiges Lächeln.

Endlich am Rand des Platzes angekommen, sah Sam sich nach einem ruhigeren Platz zum Telefonieren um, aber da konnte sie lange suchen. Überall auf der angrenzenden Wiese standen Mädchen in mehr oder weniger großen Gruppen herum, die zusammengenommen einen ungeheuren Lärm veranstalteten. Wie sollte man denn so ungestört ein Gespräch führen?

Notgedrungen musste Sam sich noch weiter von der Halle entfernen, bis die Fanbesiedelung sich auf ein erträglicheres Maß reduziert hatte.

Ein wenig ziellos lief sie umher, bis sie an der Einfahrt zu einer Tiefgarage stand, die sich so geschickt in einen der grasbewachsenen Hügel schlängelte, dass sie von weiter hinten gar nicht zu erkennen gewesen war.

Perfekt, dachte sie sich, hier war sie wenigstens ungestört und konnte in Ruhe mit Ilona telefonieren und sich anhören, wo es jetzt wieder brannte. Ilona brütete immer wieder neue Ideen für ihre gemeinsame Tanzcrew aus, die sie dann jedes Mal umgehend mit Sam besprechen musste.

Sam grübelte schon, was für einen Plan Ilona ihr diesmal in atemberaubendem Tempo ins Ohr quasseln würde, und wollte gerade auf den Anrufbutton tippen, als plötzlich jemand wie aus dem Nichts mit Karacho in sie hineinrannte.

Bumm. Einfach so.

»Woah!«, konnte sie gerade noch ausrufen, ehe sie das Gleichgewicht verlor, ihre Knie einknickten und sie drohte wie ein nasser Sack zu Boden zu fallen. Erst im letzten Moment legten sich zwei Hände um ihre Taille und zogen sie wieder nach oben.

Puh, das war knapp!

Mühsam rappelte sie sich auf und versuchte, die fremden Hände abzuschütteln, die sie noch immer hielten. Wütend sah sie auf, um dem Verursacher dieses Unfalls die Meinung zu geigen – ganz egal, ob er sie nun im letzten Moment noch aufgefangen hatte oder nicht –, als die Welt um sie herum stehen blieb.

Sam hatte nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt.

Wie sollte man sich auch in jemanden verlieben, den man gar nicht kannte? Das ging nicht, das war lächerlich.

Doch als die Zeit plötzlich stillzustehen schien und alles um sie herum verschwand, da wurde sie eines Besseren belehrt.

Das Einzige, was sie noch wahrnahm, waren diese intensiv grünen Augen in dem Gesicht des schönsten Menschen der Welt.

Sie hatte noch nie zuvor jemanden als »schön« bezeichnet, aber für den Mann, der ihr jetzt gegenüberstand, war jedes andere Wort zu ausdruckslos.

Seine dunkelbraunen Locken fielen ihm in die Stirn, und Sam musste dem ganz unvermittelt aufkommenden Drang widerstehen, sie sanft zurückzustreichen. Seine Augen waren grün wie ihre, jedoch nicht so hell wie Sams Augen, die an die einer Katze erinnerten, sondern von einem beruhigenden, dunklen Grün, das eher der Farbe des Meeres glich. Seine Wangenknochen sahen aus wie von Künstlerhand geschaffen, und seine Wimpern waren für einen Mann verboten lang. Ein leichter Dreitagebart zeichnete sich auf seinen Wangen ab.

Sam kannte sein Gesicht aus Zeitschriften und aus dem Fernsehen, aber ihr wurde jetzt klar, dass sie es noch nie so genau betrachtet hatte.

Sie starrte ihn an, ohne zu blinzeln – sie konnte einfach nicht anders. Und komischerweise schien es ihm genauso zu gehen. Auch er schaute ihr in die Augen und löste weder seinen Blick von ihrem Gesicht noch seine Hände von ihrer Taille.

Sam konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Es schien ihr unmöglich zu beschreiben, was gerade in ihr vorging. Sie war hoffnungslos überfordert und bekam vor lauter Aufregung kein Wort heraus.

Und nur ganz langsam dämmerte ihr, dass sie in diesem Moment wirklich und wahrhaftig Hale Silver, dem Frontmann von Secret Light, gegenüberstand – oder besser gesagt: dass Hale Silver, der Frontmann von Secret Light, sie ansah und ihre Taille umklammert hielt, als wäre sie sein sicherer Hafen bei stürmischer See.

Seine perfekten Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das bis zu seinen Augen reichte. Unwillkürlich erwiderte sie es, und all die Wut und auch die Standpauke, die ihr schon auf der Zunge gelegen hatte, waren verpufft wie eine Rauchwolke.

»Ähm, hi«, sagte er, »tut mir wirklich leid, irgendwie habe ich dich total übersehen.« Sein Londoner Akzent ließ sie unwillkürlich erzittern. Als hätte er jetzt erst gemerkt, was er tat, löste er seine Hände von ihr, ganz langsam, als würde es ihm widerstreben, sie loszulassen.

»Halb so wild?«, erwiderte Sam noch immer verwirrt und ließ den Satz wie eine Frage klingen, ohne es zu wollen. Als es ihr auffiel, zuckte sie noch schnell nachträglich mit den Schultern, was das Ganze aber nur noch seltsamer wirken ließ.

Um Himmels willen, sie war ja völlig durch den Wind, und ihr Herz schlug wie verrückt.

»Was machst du denn hier unten, solltest du nicht lieber draußen vor einem der zwanzig Eingänge stehen und auf diese Band mit dem kitschigen Namen warten?«, fragte ihr Gegenüber mit einem spitzbübischen Grinsen und strich sich lässig durch seine dunkelbraunen Haare, die sich perfekt um sein Gesicht schmiegten. Ihm schien nicht entgangen zu sein, dass sie etwas durcheinander war.

Sam lachte verlegen. »Nein, ich bin hier gelandet, weil ich eigentlich kurz telefonieren wollte.«

Wie zum Beweis für ihre Worte hielt sie ihm ihr Handy unter die Nase, das sie noch immer in der Hand hielt und das Gott sei Dank ebenso wenig Bekanntschaft mit dem Betonboden gemacht hatte wie sie selbst.

»Oh, also bist du kein Fan?«, fragte er gespielt traurig und tat so, als würde er schmollen, indem er seine perfekte Unterlippe nach vorne schob – wovon sie nur noch mehr Herzklopfen bekam.

»Von dieser britischen Band? Na ja, so halb«, gab Sam zu und unterstrich ihre Aussage mit einer wegwerfenden Handbewegung, die aber nicht ganz so lässig rüberkam, wie sie sich das erhofft hatte. Vielmehr wirkte ihre Bewegung fehl am Platz und ein wenig unbeholfen.

»Halb? Wie geht das denn? Und wieso bist du dann überhaupt hier?«

Sam strich sich eine schwarze Locke aus dem Gesicht, nur um irgendetwas mit ihren nervösen Händen zu tun. Das Handy allein gab ihr nicht genug Halt, und sie wollte sich nicht vor Hale Silver blamieren.

»Meine fünfzehnjährige Cousine hat mich hierhergeschleppt. Sie steht bei ›einem der zwanzig Eingänge‹ und will unbedingt Hale Silver sehen. Was für sie da drüben allerdings schwierig werden könnte …«

Sam versuchte sich an einem vorwurfsvollen Blick, konnte diesen aber nicht lange aufrechterhalten, denn ein Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht. Sie schlug die Augen nieder, als es ihr auffiel, nur um gleich darauf wieder aufzusehen und zu erkennen, dass Hale seinen Blick nicht von ihr abgewandt hatte. Röte schoss ihr in die Wangen. Was stellte dieser Kerl bloß mit ihr an? Sie hatte immer gedacht, sie sei immun gegen so etwas, und nun verhielt sie sich wie ein schmachtender Teenager!

Reiß dich mal zusammen, Sam! Hör auf, ihn anzustarren!

Doch die kleine Stimme in ihrem Kopf hatte keine besonders große Überzeugungskraft. Das Grün seiner Augen war viel zu intensiv, viel zu warm und vor allem viel zu nah, um wegzuschauen, um nicht darin zu versinken, um …

»Hale! Komm endlich!«, drang plötzlich eine Stimme aus den Tiefen der Garage empor und ruinierte den Augenblick.

Beide zuckten schuldbewusst zusammen, als hätte man sie bei etwas erwischt, und mussten sofort lachen, als sie bemerkten, wie versunken sie in ihrer eigenen kleinen Welt gewesen waren.

Sam räusperte sich ein wenig verlegen und trat einen Schritt zurück.

»Ich komme!«, rief Hale über die Schulter, aber sein Blick ruhte weiterhin auf ihrem Gesicht, sanft und durchdringend zugleich. Der Moment dehnte sich, schien nie mehr enden zu wollen. Langsam, beinahe bedächtig streckte er die Hand aus, legte sie sachte an ihre Wange und kam den Schritt näher, den sie gerade zurückgewichen war. Er stand jetzt unmittelbar vor ihr. Ihre Lippen waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt.

Sie war sich seiner Nähe mit einem Mal so bewusst, dass ihre Knie ganz weich wurden. Sie müsste sich nur ein ganz kleines bisschen vorbeugen, und ihre Lippen würden sich berühren.

»Geht es nur mir so oder spürst du das auch?«, flüsterte er. Sein Blick wanderte von ihren Augen hinunter zu ihrem Mund.

Sam konnte gar nicht fassen, was hier gerade passierte. Wollte er sie etwa …? Wollte er etwa wirklich …? Er konnte sie doch nicht einfach …!

Sein warmer Atem strich sanft über ihre Haut.

Sie konnte es nicht glauben.

Spürst du das auch?

Sollte das etwa heißen, dass es ihm genauso ging wie ihr? Träumte sie diese verrückte Situation eigentlich nur? War sie vielleicht doch gestürzt und hatte sich den Kopf angestoßen, sodass sie jetzt halluzinierte oder gar bewusstlos war?

Hale musste die Verwirrung in ihrem Blick gelesen haben, denn er setzte an, noch etwas zu sagen – aber wieder wurde sein Name gerufen. Und es klang ziemlich gestresst und sauer.

»Du solltest nun wirklich gehen, nicht dass du noch Probleme kriegst.«

»Ich kann dich jetzt aber doch nicht einfach so hier stehen lassen«, sagte er so leise, dass sie beinahe dachte, sie hätte es sich eingebildet. Ihr Blick wanderte kurz von seinen Augen zu seinen Lippen und wieder zurück.

»Bist du später auf dem Konzert?«, fragte er.

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht, wir haben keine Karten mehr gekriegt, weil wir im Urlaub waren, als der Kartenvorverkauf losging.«

Was das für ein Drama für Jana gewesen war, behielt sie besser für sich, denn zum ersten Mal war sie auch selbst traurig, dass sie keine Karten bekommen hatten.

Er sah sie aus seinen intensiv grünen Augen an, und sie meinte darin tatsächlich so etwas wie Enttäuschung zu erkennen. Gerührt legte sie eine Hand auf seine Brust und konnte seinen Herzschlag an ihrer Handfläche spüren. Wie gebannt folgte sein Blick ihrer Bewegung. Und als er wieder aufsah, umspielte ein leichtes, kaum merkliches Lächeln seine Lippen.

Das schönste Lächeln, das sie je gesehen hatte.

»Das ist schade. Ich würde dich nämlich gerne wiedersehen«, sagte er, was ihr Herz höherschlagen ließ. Sam wusste nicht, was sie darauf sagen sollte.

Er strich ihr mit seiner warmen Hand eine Haarsträhne hinters Ohr, die der Wind ihr ins Gesicht geweht hatte. Diese unschuldige und so einfache Geste ließ sie am ganzen Körper erschauern. Sie hatte ja keine Ahnung gehabt, dass eine so kurze Berührung ein so starkes Gefühl auslösen konnte.

»Wie darf ich das wunderschöne Mädchen, das vor mir steht, eigentlich nennen?«, fragte er lächelnd.

Erst da wurde ihr bewusst, dass sie ihm noch nicht einmal ihren Namen verraten hatte. Dazu war sie bisher irgendwie … noch nicht gekommen. Das ganze Anstarren und Lächeln hatte sie wohl etwas abgelenkt.

»Sam. Ich heiße Sam«, sagte sie leise.

»Sam …«, wiederholte er sanft und ließ ihren Namen wie Musik klingen.

»HALESILVER, VERDAMMTNOCHMAL, ICHBINNICHTDEINKINDERMÄDCHEN!«, klang es schon wieder aus der Tiefgarage nach oben, jetzt noch lauter. Sie zuckten beide zusammen.

»Nun geh schon«, murmelte sie widerstrebend und wollte sich bereits von ihm losmachen, doch er fasste ihr sanft unters Kinn und hob ihren Kopf an, sodass sie gar nicht anders konnte, als wieder in seine grünen Augen zu blicken.

Eine unausgesprochene Frage lastete schwer zwischen ihnen.

Was jetzt?

Aber im Gegensatz zu Sam schien Hale auf diese Frage eine Antwort zu kennen, denn er kam wieder ein Stück näher. Sein Körper berührte den ihren, und ihr wurde beinahe schwindelig von der Intensität all der Gefühle, die durch ihre Adern schossen.

»Sam, warte am Osteingang auf mich, ich komme in einer halben Stunde dorthin, in Ordnung? Bis gleich!«

Mit diesen Worten löste er sich blitzschnell von ihr, streifte mit seinen Lippen federleicht ihre Stirn, drehte sich um und verschwand in der Dunkelheit der Tiefgarage. Sie hatte nicht einmal mehr die Möglichkeit, noch irgendetwas zu antworten, so schnell war alles gegangen.

»Bis gleich«, flüsterte sie daher nur leise und wie zu sich selbst. Ihre Finger wanderten zu der Stelle, an der sie seine Lippen kurz zuvor berührt hatten. Eine Berührung, die so vorsichtig gewesen war, als wäre Sam etwas Kostbares und Verletzliches, das er nicht erschrecken wollte.

Sie konnte später nicht sagen, wie lange sie dort noch so gestanden und in die leere Dunkelheit gestarrt hatte, doch irgendwann holte sie ihr Handy wieder auf den Boden der Realität zurück. Sie seufzte und schaute auf ihr Display:

Samboy, bist du in Ohnmacht gefallen, weil die Superhelden jetzt da sind? Komm schon, bitte ruf mich endlich an!

Erst jetzt fiel ihr wieder ein, wieso sie überhaupt hierhergekommen war. Mist! Schnell wählte sie Ilonas Nummer und telefonierte ein paar Minuten mit ihr. Es ging natürlich um die heutige Trainingsstunde. Sam hörte ihrer Freundin geduldig zu, während sie sich einen Weg zurück zum Osteingang bahnte. Von ihrem Aufeinandertreffen mit Hale erzählte sie nichts.

»Ja, ist in Ordnung, dann machen wir das so. Bringst du die Musik dazu mit?«, fragte sie, und es war überdeutlich, dass sie Ilonas Redeschwall endlich abwürgen wollte.

»Ich bringe die Musik mit, und du bringst allen die neue Choreo bei, du Genie!«, erklärte Ilona ihr den Deal, und Sam seufzte.

»Klar, ich darf wieder die ganze Arbeit machen.«

»Du hast es ja auch eindeutig mehr drauf von uns beiden!«, begründete Ilona lachend, und sie verabschiedeten sich voneinander.

Sam legte auf, verstaute ihr Handy in ihrer Hosentasche und konzentrierte sich darauf, ihre Cousine unter den Tausenden Fans wiederzufinden. Die Stimmung hatte sich in der Zwischenzeit eindeutig gewandelt.

Misstrauisch lief sie durch die Menschenmenge. Irgendetwas war hier anders. Es war alles viel ruhiger als vorher, als würden die Leute auf etwas warten.

Erst jetzt sah sie den Typen, der direkt vor der großen Eingangstür zur Halle auf einem Plastikstuhl stand und gerade anfing, durch ein Megafon zu den Fans zu sprechen.

»Hallo, darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten! Ich muss alle Anwesenden ohne gültiges Ticket für das heutige Secret–Light-Konzert bitten, sich umgehend vom Gelände zu entfernen, damit wir mit dem regulären Einlass beginnen können!«

Sofort buhten die Fans ihn aus, und der Lärm schwoll wieder an. Wutentbrannt schrien die Mädchen wüst durcheinander, doch die Ordner auf dem Platz waren bereits zur Stelle und sorgten dafür, dass alles in geregelten Bahnen verlief.

Endlich fand Sam Jana wieder, die mit finsterem Blick den Typen mit dem Megafon ansah.

»Hey, Jana, da bin ich wieder. Was ist denn hier los?«

»Na, wir sollen uns entfernen«, knurrte Jana und warf dem Megafon und seinem Besitzer einen vernichtenden Blick zu.

Sam geriet in Panik. Sie konnte jetzt nicht gehen. Das ging nicht. Das war nicht möglich! Sie musste hierbleiben und Hale wiedersehen! In weniger als zwanzig Minuten würde er hier auftauchen, das hatte er ihr versprochen!

»Sam, lass uns gehen. Ich habe keinen Bock, meine Zeit hier noch weiter zu verschwenden. Und diese Ordner sind immer so unfreundlich«, schimpfte Jana und zog ihre Cousine am Ärmel ihrer Lederjacke weg vom Eingang.

Sam folgte Jana wie in Trance. Sie wusste überhaupt nicht mehr, was sie noch denken sollte. Oder eher: was sie jetzt tun sollte! Sie war doch nur eine unter Millionen, wie sollte sie ihm jemals wiederbegegnen? Ständig drehte sie sich zu dem Platz um, doch es gab kein Zurück mehr, dafür sorgten Absperrungen, die nun aufgebaut wurden.

»Sam, ist alles okay bei dir?«, fragte Jana besorgt und sah ihre Cousine prüfend an. Als Sam nicht antwortete, bildete sich auf Janas Stirn eine tiefe Sorgenfalte. »Sam, ich habe dich etwas gefragt!«

»Ich habe ihn getroffen«, sagte Sam tonlos.

»Du hast wen getroffen?«, hakte Jana verwundert nach.

Sie waren jetzt bei Sams Auto angekommen und stiegen ein. Sam war aber nicht in der Lage loszufahren. Sie starrte vor sich auf das Lenkrad.

»Saaham!« Jana zog an ihrem Ärmel, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Verdammt, was ist los mit dir?«

Langsam wanderte Sams Blick hinüber zum Beifahrersitz. Sie war ganz blass.

»Ich habe Hale getroffen. Und jetzt werde ich ihn nie wiedersehen.«

2

Krass, einfach nur krass!«

Sam konnte nicht mehr sagen, wie oft Jana das schon von sich gegeben hatte.

»Ich glaub’s einfach nicht, Sam! Hale Silver!« Sie war vollkommen aus dem Häuschen. Doch als sie merkte, dass ihre Cousine nicht im Geringsten so begeistert dreinschaute wie sie, runzelte sie verwirrt die Stirn. »Sammy, was ist denn los?«

Sam lachte auf, aber es klang eher sarkastisch als belustigt. »Jana, hast du schon mal daran gedacht, wie bescheuert das jetzt für mich ist? Ich wäre ihm wirklich lieber nicht begegnet.«

»Was?« Jana sah sie komplett entgeistert an.

»Ja, ist doch wahr! Wie soll ich ihn denn wiedersehen? Ich kann ja schlecht twittern: ›Hey, Hale. Ich bin’s, Sam! Kannst du dich noch an mich erinnern?‹ Er kriegt doch Tausende von Tweets täglich, nein, wahrscheinlich stündlich! Und selbst wenn ich wüsste, in welchem Hotel er abgestiegen ist, könnte ich wohl schlecht zur Rezeption gehen und nach seiner Zimmernummer fragen.« Resigniert zuckte Sam mit den Schultern und strich sich ein paar wirre Locken aus dem Gesicht. »Aber es ist nicht schlimm, es ist eher besser so. Was soll ich denn mit einem Musiker? Die sind doch eh ständig nur unterwegs und haben kein Privatleben.«

Jana verzog ihr Gesicht zu einer Schnute, was wirklich niedlich anzusehen war. Sie hatte sich offenbar richtig für Sam gefreut. Oder vielleicht auch nur über die Aussicht, Hale durch ihre Cousine persönlich kennenzulernen? Trotz allem musste Sam schmunzeln, als sie darüber nachdachte, wie selbstlos Jana reagiert hatte. Teenager waren immerhin unberechenbar, und Jana hätte ihrer Cousine auch eine eifersüchtige Szene machen können! Aber nun gab es eh nichts, auf das sie hätte eifersüchtig sein können.

Noch bevor überhaupt irgendetwas richtig begonnen hatte, war es auch schon wieder vorbei. So war das wohl mit Musikern. Heute hier und morgen fort. Unwillkürlich schüttelte sie den Kopf und war insgeheim wirklich froh drüber, dass man sie vorhin einfach des Olympiageländes verwiesen hatte.

Jana schien zwar mit ihrer Antwort nicht so ganz zufrieden, war aber klug genug, nicht nachzubohren, und so fuhren sie schweigend weiter, bis Sam die Einfahrt neben Janas Elternhaus erreichte und ihre Cousine aus dem Auto stieg.

»Danke noch mal, dass du mitgekommen bist. Auch wenn du eindeutig mehr zu sehen bekommen hast als alle anderen zusammen.« Jana zwinkerte ihr bei dem kleinen Seitenhieb zu, und Sam musste lachen.

»Gerne, Cousinchen. Richte liebe Grüße daheim aus!«

Jana nickte, warf die Autotür zu und winkte noch einmal, als Sam aus der Einfahrt fuhr und um die Straßenecke verschwand.

Auf dem Weg zum Tanzunterricht schloss sie wie immer ihr Handy an die Anlage im Auto an und drückte auf »zufällige Wiedergabe«. Sie hatte über tausend Songs auf dem Handy. Ein-tausend! Doch als die ersten Töne des zufällig gewählten Lieds ertönten, konnte Sam das nur für einen schlechten Scherz halten.

Ausgerechnet einer der vier oder fünf Songs von Secret Light, die sie auf ihrem Handy hatte. Wirklich?

Eine warme Stimme ertönte aus den Lautsprechern, die sie vor Kurzem noch ganz nah an ihrem Ohr gehört hatte. Sie seufzte. Sie hatte seine Stimme schon immer gemocht.

Geht es nur mir so oder spürst du das auch?

Seine Worte hallten durch ihren Kopf. Er hatte das tatsächlich zu ihr gesagt.

Ja klar, als ob, schalt sie sich selbst und versuchte, wieder in die Wirklichkeit zurückzukehren.

Wahrscheinlich tat er so etwas ständig, ohne sich darum zu kümmern, wen er damit völlig durcheinanderbrachte. Bestimmt war das so eine Art Hobby von ihm und er lachte sich hinterher mit seinen Jungs darüber schlapp, wenn ihm wieder einmal irgendein dummes Mädchen seine ach so romantischen Worte abgekauft hatte.

Und trotzdem nahm sie ihr Handy zur Hand, drückte auf »Repeat« und ließ sich von seiner Stimme auf dem Weg zum Studio begleiten.

♥♥♥

Als sie nach einer anstrengenden Streetdance-Tanzstunde in die Tiefgarage fuhr und auf ihrem sündhaft teuren Stellplatz parkte, war sie immer noch – bisher ziemlich erfolglos – damit beschäftigt, Hale aus ihrem Kopf zu verbannen. Sie stapfte die vier Stockwerke vom Keller in den dritten Stock nach oben, wo sich ihre und Caros gemeinsame Wohnung befand. Caro war Sams beste Freundin seit gut zehn Jahren und die beste Mitbewohnerin, die man sich nur wünschen konnte. Im Moment war sie jedoch nicht zu Hause.

Unter der Dusche ließ Sam den ganzen verrückten Tag noch einmal Revue passieren, ehe sie sich in Jogginghose und weitem Kuschelpulli aufs Bett fallen ließ. Ein Blinken an ihrem Handy machte sie auf neue Nachrichten aufmerksam, die sie unmotiviert durchging, bis ihr eine Meldung ins Auge stach. Facebook erinnerte sie an eine Veranstaltung.

Welcome–back–Party! Ich freu mich auf euch! :P

Heute war die Willkommensparty von Nico, ihrem Freund.

Na ja, Noch-Freund.

Fast-Exfreund.

So-gut-wie-Exfreund.

Sie hatte völlig verdrängt, dass er ja wieder nach München zurückkommen würde und sie das zwischen ihnen noch klären musste.

Shit!

Nico und sie waren vor knapp eineinhalb Jahren ein Paar geworden, und zu Beginn war alles wundervoll gewesen. Doch dann war er letzten September für ein Jahr nach Texas gegangen, wo er anscheinend sehr viel Spaß gehabt hatte. Zu viel Spaß, wenn es nach Sam ging. Zumindest den Fotos nach zu urteilen, auf denen er in sämtlichen sozialen Netzwerken markiert wurde und die ihn in recht eindeutigen Posen mit verschiedenen fremden Frauen zeigten. Seit diese Bilder vor einem halben Jahr aufgetaucht waren, hatte Sam den Kontakt zu ihm abgebrochen.

Das war zwar möglicherweise kindisch, aber Sam war zu wütend und enttäuscht, um ein offenes Gespräch auch nur in Betracht zu ziehen. Und er hatte sich ebenfalls nicht gerührt, so als wäre es ihm entweder egal oder sogar sehr recht, dass Funkstille herrschte. Innerlich hatte sie die Beziehung daher schon lange beendet, nur offiziell noch nicht. Und sie hatte, wenn sie ehrlich war, auch keinen Gedanken mehr daran verschwendet, bis gerade eben diese Einladung in ihr Postfach bei Facebook geflattert war.

Dass er sie überhaupt bei seiner Welcome-back-Party dabeihaben wollte, war ihr anfangs schon beinahe wie ein Wunder vorgekommen, bis sie gesehen hatte, dass die Einladung an seine komplette Freundesliste gegangen sein musste. Schlappe 873 Leute. So viel dazu.

Und nun erinnerte sie diese gnadenlose Funktion daran, dass sie bis heute keine Entscheidung getroffen hatte, ob sie wirklich hingehen sollte oder nicht. Der Tag konnte zwar kaum noch beschissener werden, aber ihr Glück herausfordern wollte sie jetzt auch nicht unbedingt.

Natürlich konnte sie es auf der einen Seite gar nicht erwarten, ihm vor allen Anwesenden den Laufpass zu geben, auch wenn das eigentlich nicht ihre Art war. Aber gleichzeitig war Nico schon so sehr aus ihrem Kopf und aus ihrem Leben verschwunden, dass sie wenig Lust verspürte, alte Wunden wieder aufreißen zu lassen.

Seufzend ließ sie ihr Handy neben sich auf das Kopfkissen fallen und starrte an die Decke. Nein, in ihrem Kopf war gerade tatsächlich nur Platz für einen.

Wie konnte man nur so perfekt sein? Und wieso war ihr das früher nie aufgefallen, als sie ihn nur aus Videos oder von Fotos aus den Magazinen ihrer Cousine her kannte? Wie es ihm im Moment wohl ging? Ob er auch an sie dachte?

Wahrscheinlich nicht. Er hat mich sicher schon wieder vergessen.

Er war bestimmt längst mit irgendetwas Wichtigerem beschäftigt. Sam schnaubte verdrießlich. Sie durfte sich von diesem einen Zusammentreffen nicht restlos die Laune verhageln lassen.

Sie begann, die verschiedenen Apps auf ihrem Handy durchzugehen, um sich abzulenken und zu sehen, was sie sonst noch Weltbewegendes in der Zeit verpasst hatte, die sie nicht online gewesen war.

Facebook – hm, nichts Interessantes.

Instagram – ein paar neue Follower, ziemlich viele Likes für ein aktuelles Bild, das sie nach dem gestrigen Tanztraining mit Ilona aufgenommen hatte. Sie sah verschwitzt und abgekämpft aus – aber auch glücklich und zufrieden. Sie liebte diesen Zustand der Erschöpfung, der der Beweis dafür war, dass sie viel getan, sich selbst richtig herausgefordert hatte. Doch auch wenn das Bild erst einen Tag alt war, wusste Sam vom Unterricht heute, dass ihr gerade nicht mal das Tanzen dabei helfen konnte, den Kopf freizubekommen. Sie war unkonzentriert gewesen, hatte Fehler gemacht, sich heimlich darüber geärgert und schlussendlich noch schlechtere Laune bekommen als ohnehin schon. Zum Glück war es Ilona nicht aufgefallen, oder aber sie hatte geflissentlich darüber hinweggesehen und einfach nichts gesagt.

Weiter zu Twitter. Sie scrollte lustlos durch einige Meldungen von Freunden und Bekannten, Stars und Sternchen, ohne genau zu wissen, wonach sie suchte.

Plötzlich blieb ihr Blick an einem Tweet hängen.

Vor Schreck rutschte ihr das Handy aus der Hand und landete, da sie auf dem Rücken lag, fast in ihrem Gesicht. Hastig klaubte sie es von der Bettdecke wieder auf und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf das, was da stand.

Es war nur ein Buchstabe.

S.

Der Tweet kam von Hale. Er hatte ihn vor einer Stunde veröffentlicht.

Im Bruchteil einer Sekunde redete ihr ihr Gehirn ein, sich darauf auf keinen Fall etwas einzubilden, dass es unendlich viele Möglichkeiten gäbe, was dieser eine Buchstabe bedeuten könnte, aber ihr beschleunigter Herzschlag verriet sie doch.

Stand dieses »S.« tatsächlich für sie?

Sie klickte auf sein Profil – und schnappte nach Luft.

Es gab noch einen zweiten Beitrag. Er war zwanzig Minuten alt.

Ich werde dich finden. Egal, was es kostet.

Entgeistert starrte Sam auf ihr Handy. Konnte das etwa wirklich bedeuten, dass …?

Plötzlich wurde ihr Bildschirm schwarz, und ein Bild von Jana erschien. Es dauerte ein wenig, bis Sam begriff, dass sie gerade angerufen wurde.

»Warst du auf Twitter?!«, fragte sie ihre Cousine unumwunden und mit heiserer Stimme, ehe Jana noch zu Wort kommen konnte.

»Ja! Oh Gott! Deswegen rufe ich an! Und jetzt?« Sie war total aufgeregt.

Und Sam wurde sofort klar, wie albern das alles war. Wirklich daran zu glauben, dass diese beiden Meldungen auf sie bezogen waren, würde bedeuten, dass sie ernsthaft davon ausging, jemand wie Hale hätte Interesse an ihr. Und das war vollkommen abwegig.

Wenn sie sich das nur oft genug sagte, dann würde sie es sicher auch irgendwann glauben. Sie atmete einmal tief durch.

»Es gibt kein ›und jetzt‹, Jana. ›Und jetzt‹ ist: Sam wird Hale vergessen, und Hale wird Sam vergessen. Oder er hat es schon längst. Ende der Geschichte.«

Aber Jana war da ganz anderer Meinung. »Spinnst du, du kannst doch nicht einfach kampflos aufgeben! Ich werde jedes verdammte Hotel in München abklappern, bis ich ihn finde!«

Sam musste widerwillig bei ihrer drastischen Wortwahl lachen. »Bis du alle Hotels durchhast, sind sie schon längst wieder zu Hause in England oder in Amerika oder wohin auch immer sie anschließend fliegen.«

»London, aber erst nach den EMAs, das schaffe ich schon!«

Ach ja, die EMAs waren ja nächste Woche. Sam hatte nur am Rande mitbekommen, dass die Preisverleihung dieses Jahr in ihrer Heimatstadt stattfinden würde. Sie interessierte sich nicht wirklich für solche Veranstaltungen.

»Gut, mach das, und sag Bescheid, wenn es Neuigkeiten gibt.« Sams Stimme war deutlich anzuhören, dass sie nichts von dem meinte, was sie sagte, aber sie wollte gerade einfach nicht diskutieren. Und ihr war auch nicht nach den verrückten Plänen ihrer kleinen Cousine zumute, die sie schon zur Genüge kannte und die eindeutig mit Vorsicht zu genießen waren.

»Okay, ich überleg mir was. Wirklich. Darauf kannst du dich verlassen! Bis dann!«

Irritiert schaute Sam auf ihr Handy. Jana hatte aufgelegt. Was heckte sie nur wieder aus? Aber Sam konnte es eigentlich egal sein, weit würde ihre Cousine eh nicht kommen. Sie war zu jung, um um diese Uhrzeit von ihren Eltern noch aus dem Haus gelassen zu werden, damit sie Hotels abklappern konnte. Und sollte sie an irgendwelchen Rezeptionen anrufen, würde man sie nur auslachen. Morgen war der ganze Spuk vorbei, Jana würde das Interesse verlieren, und Sam könnte wieder ihr ganz normales Leben leben. Und bis es so weit war, würde sie sich mit einem großen Teller Nudeln ins Bett verkriechen und möglichst wenig darüber nachdenken.

Sie nickte, beglückwünschte sich selbst zu dieser weisen Entscheidung und ging in die Küche, um den ersten Teil des Plans in Form von Spaghetti Carbonara in die Tat umzusetzen.

Während die Nudeln im Wasser köchelten, holte Sam aus reiner Gewohnheit ihr Handy wieder hervor und landete, ehe es ihr noch so ganz bewusst war, erneut auf Twitter. Möglichst wenig darüber nachdenken funktionierte ja schon mal einwandfrei – nicht.

Ich werde dich finden.

Wie wollte er das denn bitte anstellen? Natürlich könnte sie auf seinen Tweet reagieren, aber würde sie damit nicht Gefahr laufen, sich lächerlich zu machen, wenn er gar nicht sie gemeint hatte? Würde er es überhaupt mitkriegen, bei der Flut an Nachrichten, die ihn erreichte? Und noch viel wichtiger: Wollte sie überhaupt, dass es um sie ging? Eigentlich war das alles doch ein bis zwei Nummern zu groß für ihren Geschmack.

Während sie weiter hin und her überlegte, wie sie vorgehen sollte, klingelte ihr Handy erneut. Himmel, was war denn heute los, dass sie ständig angerufen wurde?

Es war Caro, und der Grund für ihren Anruf konnte nur eins sein: Nicos dämliche Party.

Sam stöhnte auf, ehe sie abhob, und fragte sich, wieso ihr Leben gerade eigentlich so kompliziert sein musste.

»Hi!«, flötete Caro gut gelaunt. »Bist du inzwischen wieder zu Hause?«

»Ja«, antwortete Sam mit dem Telefon zwischen Wange und Schulter, während sie die Spaghetti umrührte und sich bereits im Kopf eine Ausrede zurechtlegte, warum sie ganz bestimmt nicht zu dieser Party gehen würde. »Wieso, was ist los?«

»Nun, ich stehe vor dem Haus, aber habe meinen Schlüssel nicht dabei. Und die Klingel ist wohl mal wieder kaputt.« Das dumme Ding hatte einen Wackelkontakt. Wenn man es wusste, konnte man ihn ganz leicht beheben, doch dafür musste auch jemand Bescheid sagen, dass die Klingel nicht funktionierte, sonst fiel es einem eben nicht oder zu spät auf.

Sam ließ den Löffel sinken und atmete resigniert aus. Eigentlich hatte Caro angekündigt, den ganzen Abend auf einer Familienfeier zu sein, aber daraus war wohl nichts geworden.

»Okay, ich mach dir auf.«

♥♥♥

»Das ist der Hammer. Wie im Film!«

Caro starrte Sam aus ihren haselnussbraunen Augen nun schon über eine Viertelstunde lang an, und ihre Gabel schwebte ebenso lange schon über ihrem Teller. Der Rest ihrer Nudeln war mittlerweile bestimmt kalt.

Sie saßen am Küchentisch, und Sam hatte die Spaghetti serviert, von denen sie, offenbar in weiser Voraussicht, viel zu viel gemacht hatte.

Es gab eine besondere Verbindung zwischen den beiden jungen Frauen, und Gedankenübertragung in Bezug auf Essen war nicht selten ein Bestandteil davon, was natürlich nützlich war, wenn man zusammen in einer Wohnung wohnte. Seit dem Moment, als Sam sich damals in der fünften Klasse neben das picklige Mädchen mit der Zahnspange gesetzt hatte, waren die beiden unzertrennlich und wussten oft, was die andere dachte, noch bevor diese es aussprechen konnte.

Von dem kleinen pickeligen Mädchen war heute allerdings nichts mehr zu sehen, Caro war zu einer bildhübschen Frau geworden, mit blonden, schulterlangen Haaren, einer reinen Haut und geradezu unverschämt gleichmäßigen Zähnen. Die Zahnspange hatte ganze Arbeit geleistet.

»Ja, das weiß ich auch, Caro, aber …«

»Wie im Film!« Caro hörte sich an wie eine gesprungene Schallplatte, die nicht mehr von der Stelle kam.

»Nur leider ohne Happy End.«

»Ach, so ein Unsinn! Jetzt hör mal auf, Trübsal zu blasen!« Caros Zuversicht war schon immer unerschütterlich gewesen. »Erst mal eins nach dem anderen. Bevor wir uns den Wahnsinnskerl angeln können, müssen wir zuerst den Idioten loswerden.«

Sam verdrehte die Augen. »Ich will da heute nicht hin. Wirklich nicht. Ich will mich in mein Bett verziehen und niemanden mehr sehen.«

»Kommt überhaupt nicht infrage, ich glaube, Sie spinnen, Frau Ferroni!«, schimpfte Caro mit spielerisch erhobenem Zeigefinger. »Wer ist denn hier die Italienerin und besitzt so viel Temperament, dass man damit eine ganze Fußballmannschaft ausstaffieren könnte? Du kommst mit, so einfach ist das.«

An ihrem Blick konnte Sam erkennen, dass es ihrer besten Freundin sehr ernst damit war, aber sie wollte sich nicht geschlagen geben.

»Der Tag war schon turbulent genug. Ich möchte wenigstens den Abend ohne weitere Vorfälle überstehen. Okay?«, bat sie Caro und sah sie mit dem herzerweichendsten Hundeblick an, den sie auf ihr Gesicht zaubern konnte.

Caro öffnete den Mund, doch Sam kam ihr zuvor und erklärte noch genauer: »Es geht ja nicht nur um Nico, ich habe auch keine Lust, den anderen Pappnasen zu begegnen. Du weißt, wer alles da sein wird.«

Als Sam das erwähnte, rümpfte Caro nur die Nase. Das war wohl ein schlagendes Argument gewesen. Einige der Mädels, die Nico und seine Freunde immer um sich herum versammelten, konnte sie auf den Tod nicht ausstehen. Und da Caro natürlich nur das Beste für Sam wollte, lenkte sie jetzt doch noch ein, allerdings nicht, ohne vorher noch einmal theatralisch zu seufzen.

»Na gut. Aber lange kommst du mir nicht davon! Ich will, dass das mit dem Typen endlich ein für alle Mal geklärt wird!«

»Ja, Mama«, gab Sam grinsend zurück und erntete dafür eine herausgestreckte Zunge von Caro.

Die beiden Freundinnen einigten sich auf einen gemütlichen DVD-Abend in Sams King-size-Bett inklusive Unmengen von Eiscreme und Popcorn. Was gab es Schöneres?

♥♥♥

Mitten in der Nacht wurde Sam plötzlich geweckt.

»Sam«, flüsterte eine Stimme. »Sam, wach auf! Ich bin hier!«

Sie schlug die Augen auf und sah sich irritiert um. Erst als sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie den Menschen erkennen, der auf ihrer Bettkante saß. Sie traute ihren Augen nicht.

»Hale? Was machst du hier? Wie kommst du hierher?«

Er lächelte sein wunderschönes Lächeln, und total süße Grübchen erschienen auf seinen Wangen.

»Ich habe dich gefunden! Ich kann es gar nicht glauben!«, flüsterte er und beugte sich ihr entgegen.

Ihr Herz fing an, schneller zu schlagen, und ihr Blick wanderte zu seinen perfekten Lippen. Sie streckte die Hand aus, um sie an seine Wange zu legen, um sich davon zu überzeugen, dass er echt war und wirklich vor ihr saß, doch als ihre Finger sein Gesicht hätten berühren müssen – war er plötzlich verschwunden.

3

Sam schreckte hoch und sah sich hektisch und mit weit aufgerissenen Augen in ihrem taghellen Zimmer um.

Nichts.

Nach ein paar Sekunden ließ sie sich zurück in ihre Kissen sinken und stöhnte gequält auf.

Das Ganze war nur ein Traum. Hale war nie hier gewesen. Natürlich nicht.

Wahrscheinlich waren diese beiden Tweets nicht einmal für sie gewesen, sondern er hatte gestern das Konzert gegeben, danach gefeiert und konnte sich nun nicht einmal mehr an sie erinnern. Sie musste ihn irgendwie aus ihrem Kopf kriegen!

Um sich abzulenken, drehte sie sich auf die Seite und griff nach ihrem Handy. Es war ja schon fast Mittag!

Und sie hatte dreizehn Anrufe verpasst. Dreizehn! Was war denn da los?

Sie tippte auf das kleine Symbol des Telefons und seufzte. Jana. Wehe, sie kam ihr jetzt mit irgendeinem Plan, wie sie das Hotel finden konnten, in dem Secret Light abgestiegen waren.

Doch haargenau damit kam sie, aber anders, als Sam gedacht hatte, denn in dem Moment, in dem sie ihre Cousine zurückrufen wollte, wurde die Tür aufgerissen und mit einem lauten Knall ebenso schwungvoll wieder zugeworfen. Sam schrak so heftig zusammen, dass ihr Handy im hohen Bogen durch ihr Zimmer flog.

»Du hast mich zu Tode erschreckt!«, keuchte sie. Das war wirklich zu viel, so kurz nach dem Wachwerden.

»Guten Morgen!«, strahlte Jana, die sich davon nicht aus dem Konzept bringen ließ, gut gelaunt und ließ sich einfach auf das Bett und auch halb auf Sam fallen.

Sam versuchte, sie von sich herunterzurollen. »Was willst du denn hier?« Gequält schob sie sich an ihrer Cousine vorbei aus dem Bett und trottete in Richtung Badezimmer. Jana flatterte ihr hinterher wie ein frisch geschlüpftes aufgeregtes Küken.

Im Gang trafen sie auf Caro, die ebenfalls noch im Schlafanzug unterwegs war, die blonden Haare zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie arbeitete in den Semesterferien in einem Café und nutzte den Sonntag immer aus, um richtig lang zu schlafen und danach ausgiebig zu frühstücken.

»Guten Morgen. Ich habe den kleinen Wirbelwind reingelassen, nachdem er Sturm geklingelt hat. Sorry.«

Grummelnd setzte Sam ihren Weg Richtung Badezimmer fort. Sie wollte eigentlich direkt die Tür hinter sich zuwerfen und Jana so aussperren, doch die war flink wie ein Wiesel um ihre Cousine herumgehuscht.

»Gut geschlafen?«, fragte Jana und setzte sich auf den Badewannenrand.

»Was hat dich hierher verschlagen?«, fragte Sam zurück, ohne ihre Frage zu beantworten.

»Ich hab dich ein paar Mal angerufen …«

»Ein paar Mal? Das ist ja wohl die Untertreibung des Jahrhunderts«, unterbrach Sam sie, Jana ließ sich allerdings davon nicht beirren.

»… aber du bist nicht drangegangen, also dachte ich mir, komm ich doch einfach gleich selbst vorbei! Ich wollte dir nämlich was erzählen!«

»Aha«, machte Sam nur mäßig interessiert und nahm ungerührt ihre Zahnbürste aus dem Zahnputzbecher. Jana würde eh gleich von alleine mit der Sprache rausrücken, es war also nur eine Frage von ein paar Sekunden.

Während sie begann, sich die Zähne zu putzen, zählte sie daher im Kopf langsam bis zehn. Komischerweise hatte Jana bis dahin aber noch immer nichts gesagt, sondern saß weiterhin zwar verschlagen grinsend, aber stumm auf dem Badewannenrand und beobachtete sie.

Okay, dachte sie seufzend, Jana wollte also, dass sie nachfragte. Dabei war Sam sich sicher, dass sie sowieso schon wusste, worum es ging. Und dass sie davon garantiert nichts hören wollte. Sam wollte nicht nach ihm suchen. Und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann wollte sie nicht einmal gefunden werden. Aber das auffordernde Grinsen ihrer Cousine, das sie im Spiegel sehen konnte, ging ihr so auf die Nerven, dass sie schließlich nachgab.

»Jetzt schieß schon los.«

Janas Grinsen wurde tatsächlich noch ein bisschen breiter.

»Wir gehen heute auf Hale-Jagd!«

»Vergiss es«, versuchte Sam sie auf den Badezimmerteppich zurückzuholen, doch Jana verdrehte nur die Augen und wischte ihren Einwand mit einer lässigen Handbewegung weg.

»Pff, nichts da, wir werden ihn suchen fahren!«

»Jana, wir werden ihn aber nicht finden.« Sam betonte jedes einzelne Wort, als würde sie mit einem Kleinkind sprechen.

»Ach ja? Was wetten wir, dass wir ihn wohl finden?« Jana verschränkte herausfordernd die Arme vor der Brust. Sie wirkte ungemein siegessicher, was Sam ein wenig beunruhigte.

»Gar nichts«, erwiderte sie schroff, »sonst weinst du am Ende, wenn du deine Wettschulden bei mir einlösen musst.«

»Tja, aber ich weiß zufällig, in welchem Hotel sie sind. Ganz zufällig, weißt du.«

Sam fiel vor Schreck beinahe die Zahnbürste aus dem Mund. Hastig spülte sie sich den Mund aus.

»Natürlich. Und diese Information ist auch bestimmt korrekt, weil sie mit Sicherheit ganz zufällig im Internet stand, und bekanntlich ist ja immer alles wahr, was im Internet steht. Können wir das Thema also bitte endlich abhaken?«

Doch so, wie Jana dreinblickte, hatte sie noch ein Ass im Ärmel und sich das Beste bis zum Schluss aufgehoben.

»Klar können wir das. Ich habe die Informationen zwar aus erster Hand, aber wenn du es nicht wissen willst …«, begann sie betont desinteressiert und legte eine Kunstpause ein, um Sam auf die Folter zu spannen.

»Woher um alles in der Welt willst du bitte schön aus erster Hand wissen, wo die Band ist?«

Jana lachte. »Korbinian hat es mir erzählt.«

»Der Korbinian, der früher neben uns gewohnt hat?«

Jana nickte. »Der, der so wahnsinnig in dich verknallt war. Ich habe ihn heute Morgen in der Fußgängerzone getroffen – ich konnte leider nicht flüchten, sonst hätte ich das getan. Also war ich gezwungen, mit ihm zu reden. Er hat mich ausgequetscht, und ich habe höflich, wie ich bin, zurückgefragt, was er denn so macht. Und er hat mir erzählt, dass er momentan für so ein hippes Musikmagazin arbeitet! Da kommt er wohl an alle möglichen Infos, an die wir nie rankommen würden. Ich konnte ein paar spannende Details aus ihm herauskitzeln, indem ich ihm versprochen habe, dich ganz lieb von ihm zu grüßen.« Jana blickte so stolz drein, als habe sie gerade ein jahrhundertealtes Rätsel der Wissenschaft gelöst.

Sam sah sie nur ungläubig an. Sie brauchte einen Moment, um das soeben Gehörte zu verarbeiten.

»Und wie heißt das Hotel?«, fragte sie schließlich skeptisch.

»Keine Ahnung«, meinte Jana lapidar. »Hab mir den Namen nicht gemerkt. Aber du willst ja eh nicht hin, also ist das wohl nicht so schlimm.« Jana genoss es sichtlich, ihre Cousine so vorzuführen. Sam nämlich traten beinahe die Augen aus dem Kopf, als sie hören musste, dass ihre Cousine den Namen des Hotels vergessen hatte. Wie konnte sie nur …?

Jana lachte. »Du müsstest dein Gesicht sehen!« Sie hielt sich den Bauch und wäre beinahe rückwärts in die Badewanne gefallen. »Als würde ich das vergessen, jetzt mal ehrlich!« Sie kramte einen zerknitterten Zettel aus der Hosentasche hervor und wedelte damit vor Sams Nase herum. »Ich hab es natürlich aufgeschrieben.«

Sam hätte ihr am liebsten umgehend den Hals umgedreht. »Das ist gar nicht witzig!«, schimpfte sie und riss ihrer Cousine das Blatt Papier aus der Hand. Wie gebannt starrte sie auf die krakelige Schrift.

Oh mein Gott.

Sie könnte ihn finden. Aber hatte sie nicht noch vor ein paar Minuten beteuert, dass sie ihn gar nicht wiedersehen wollte? Und selbst wenn, was wollte er dann überhaupt mit ihr? Sie würden nicht einmal genug Zeit finden, um sich richtig kennenzulernen, bevor er auch schon wieder irgendwohin fliegen würde!

Sie musste ihn sich einfach möglichst schnell aus dem Kopf schlagen.

»Also?«, riss Janas Stimme sie aus ihren Gedanken. »Wann fahren wir los?«

»Gar nicht«, sagte Sam. »Kannst du mich denn nicht verstehen, wieso ich das nicht will? Kannst du dir nicht vorstellen, wie absurd es wäre? Ich mit einem berühmten Musiker? Das macht doch alles gar keinen Sinn. Und ich will das auch gar nicht. Viel zu viel Trubel, daran habe ich kein Interesse.« Dass Sam sich gerade selber in die Tasche log, musste sie Jana ja nicht auf die Nase binden.

Doch Jana sah sie nur einen Moment lang ruhig an und sagte dann etwas, auf das Sam nicht vorbereitet gewesen war. Sie klang dabei so erwachsen, dass ihre Worte gewichtiger wurden. »Woher willst du das wissen, ohne es je probiert zu haben?«

»Das ändert nichts an der Tatsache«, erwiderte Sam, obwohl sie sich eingestehen musste, dass etwas Wahres an Janas Einwand war. Aber sie war noch nicht so weit, offen zuzugeben, dass sie dieser ganzen verrückten Sache liebend gerne eine Chance geben würde – wenn sie nur nicht so viel Angst hätte, furchtbar enttäuscht zu werden.

»Doch, das ändert alles. Du weißt es nicht. Und solange das so ist, wie willst du dir da sicher sein?«

»Ich … ich muss mir einfach sicher sein, Jana. Du verstehst das noch nicht. Manchmal muss man etwas lassen, obwohl man es gern tun würde. Einfach, weil es vernünftiger ist.«

»Hörst du dir gerade eigentlich selbst zu?« Jana schüttelte ungläubig den Kopf. »Das ist doch nicht meine Cousine da vor mir, die sich so feige eine Chance durch die Lappen gehen lässt! Was ist los mit dir, Sam? Du bist doch die Letzte, die sich von so etwas einschüchtern lassen würde! Du wirst es nie wissen, wenn wir da nicht hinfahren.«

Ob sie wohl recht hatte? Würde Sam sich immer wieder fragen, was hätte passieren können, wenn sie jetzt einfach so mutig wäre, wie sie es sonst immer war? Niedergeschlagen setzte sie sich neben Jana auf den Badewannenrand und seufzte tief.

Wahrscheinlich würde es genau so sein. Sie würde sich immer fragen, was gewesen wäre, wenn sie sich getraut hätte. Und noch wahrscheinlicher war, dass sie die Sache nie ganz würde abhaken können, wenn sie sich nicht selbst davon überzeugte, sich das Ganze nur eingebildet zu haben.

»Vielleicht«, begann sie zögerlich, »vielleicht hast du recht.«

Jana nickte feierlich. »Halleluja, sie hat es eingesehen! Natürlich habe ich recht!«, sagte sie ungewöhnlich ruhig, holte dann tief Luft und platzte lautstark heraus: »Also schnapp dir den Kerl, verdammt noch mal!«

Sam schnaubte grinsend. »Na gut. Dann lass uns fahren.«

4

Hier jetzt links«, dirigierte Jana hochkonzentriert. Sie lief neben Sam her und schaute auf eine Straßenkarte auf ihrem Handy. Bald standen sie vor dem Hotel, in dem sich Secret Light angeblich aufhalten sollten.

Ziemlich unscheinbar, das Gebäude, aber womöglich war das durchaus so beabsichtigt.

»So, Frau Superschlau, und wie geht es jetzt weiter?«, fragte Sam an ihre Cousine gewandt.

Doch deren Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte sie daran wohl auch noch nicht gedacht. »Ich habe keine Ahnung«, gab Jana zerknirscht zu, und beide sahen sich betroffen an.

»… schon in München, gleich fängt die Pressekonferenz an. Ja, um halb zwei. Ja … genau … nein, weiß ich nicht. Wird wohl um ihr neues Album gehen.«

Sie drehten sich beide gleichzeitig um.

An ihnen lief ein Mann in Anzug vorbei, das Handy zwischen Schulter und Ohr eingeklemmt. Er sah sehr, sehr geschäftig aus und würdigte seine Umgebung keines Blickes, sondern ging geradewegs durch die gläserne Drehtür des Hotels.

Jana sah ihre Cousine strahlend an, doch Sam gab ihr keine Gelegenheit, in irgendeinen Freudentanz auszubrechen.

»Ja super, um halb zwei haben sie eine Pressekonferenz. Herzlichen Glückwunsch. Jetzt kann ich glücklich sterben, da ich diese Information habe. Jana, hör auf so zu grinsen, das nützt uns gar nichts!«

»Gehen wir einfach mal rein«, schlug Jana vor und zuckte mit den Schultern. »Dann können wir ja weitersehen.«

»Wir können da doch nicht einfach reinspazieren!«, entgegnete Sam entgeistert, aber ihre Cousine zuckte nur abermals mit den Schultern.

»Du hast doch grad gesehen, dass der Anzugtyp auch einfach da reinspazieren konnte!« Mit diesen Worten drehte Jana sich um und lief mit festen Schritten auf die gläserne Drehtür zu. Sam folgte ihrer kleinen Cousine hastig.

Und war dann ganz erstaunt, dass sie wirklich einfach so in das Hotel reingehen konnten. Betont desinteressiert sahen sie sich in der Eingangshalle um, lächelten die Empfangsdame höflich an und gingen dann eine Treppe nach oben, die sich rechts von der Rezeption in die Höhe schraubte.

»Wo gehen wir jetzt hin, Miss?«, fragte Sam leise und sah sich verstohlen um. Sie waren jetzt im ersten Stock auf einer Galerie. Links von ihnen ging es in einen langen Gang.

»Keine Ahnung. Setzen wir uns doch einfach mal hier hin und spielen Mäuschen«, schlug Jana vor und machte es sich auf einem silberfarbenen Sofa bequem, das an der Wand neben dem Treppengeländer stand. Von dort aus hatte man einen Überblick sowohl über den Gang wie auch über die Eingangshalle weiter unten. Sam setzte sich an den Rand des Sofas und behielt beides abwechselnd im Auge. Sie hatte wirklich keine Lust darauf, dass irgendwelche Sicherheitsleute sie hinauswarfen.

»Super Idee«, sagte Sam nach fünf Minuten ereignislosen Schweigens. »Nichts hat sich gerührt. Hier laufen nicht einmal Leute herum! Findest du das nicht ein bisschen komisch?«

Aber Jana hörte ihr gar nicht zu. Sie sah nämlich gerade auf ihr Handy und flüsterte aufgeregt: »Oh Gott, es ist 13:26 Uhr! In vier Minuten geht die Pressekonferenz los!«

»Jana, hast du mir zugehört? Und wieso flüsterst du jetzt überhaupt?«, fragte Sam genervt. Sie bereute es gerade zutiefst, sich auf dieses Hirngespinst ihrer kleinen Cousine eingelassen zu haben. Schön, die Pressekonferenz ging in vier Minuten los. Ja und? Deswegen würden sicher nicht ausgerechnet hier Pressemenschen oder weltweit bekannte Musiker herumlaufen. Wer wusste schon, in welchem Teil des riesigen Hotels die Konferenz war?

Wie aufs Stichwort strömten in diesem Augenblick einige Menschen aus einem Raum unterhalb der beiden Mädchen in die Haupthalle und kurz darauf die Treppe empor, die vom Empfang aus nach oben führte. Es musste sich um Journalisten handeln, die zur Pressekonferenz wollten, denn unter ihnen war auch der Mann im Anzug, der vorhin an ihnen vorbeigehetzt war. Sie passierten den Flur und gingen auf eine große Holztür am Ende des Ganges zu, die soeben geöffnet wurde. In dem Raum dahinter konnte Sam viele Stühle und ein Podest mit fünf Mikrofonen ausmachen.

Oh Gott, Sam, was machst du hier nur!