HEILIGER KRIEG (Die Ritter des Vatikan 15) - Rick Jones - E-Book
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HEILIGER KRIEG (Die Ritter des Vatikan 15) E-Book

Rick Jones

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Beschreibung

Sie sind Elitesoldaten der ganz besonderen Art, denn sie stehen allein im Dienste Gottes: DIE RITTER DES VATIKAN Aus einer geheimen Blacksite-Einrichtung wird Mohammad Allawi befreit – jener Terrorist, der das Attentat auf Shari Cohen und ihre Familie verübte. In den darauffolgenden Tagen erschüttern furchtbare Terroranschläge das Land, die gezielt historische Wahrzeichen zerstören und die Nation an den Rand des Zusammenbruchs bringen. Als Kimball Hayden, geplagt von den Schuldgefühlen seiner Vergangenheit, erfährt, dass Shari Cohen erneut ins Fadenkreuz von Allawi geraten ist, begibt er sich sofort in die Vereinigten Staaten. Gemeinsam mit seiner großen Liebe formt Kimball einen Bund, um ihrer beider Nemesis aufzuspüren und aufzuhalten. Doch im Kampf um seine Liebe und das Wohl Amerikas sieht sich Kimball einer Übermacht gegenüber, die ihm vielleicht zum Verhängnis werden könnte …

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Heiliger Krieg

Die Ritter des Vatikan - Band 15

Rick Jones

übersetzt von Peter Mehler

This Translation is published by arrangement with Rick JonesTitle: JUGGERNAUT. All rights reserved. First published 2019.Diese Geschichte ist frei erfunden. Sämtliche Namen, Charaktere, Firmen, Einrichtungen, Orte, Ereignisse und Begebenheiten sind entweder das Produkt der Fantasie des Autors oder wurden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebend oder tot, Ereignissen oder Schauplätzen ist rein zufällig.

Impressum

Deutsche Erstausgabe Originaltitel: JUGGERNAUT Copyright Gesamtausgabe © 2024 LUZIFER Verlag Cyprus Ltd. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Cover: Michael Schubert Übersetzung: Peter Mehler Lektorat: Manfred Enderle

Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2024) lektoriert.

ISBN E-Book: 978-3-95835-845-4

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

Inhaltsverzeichnis

Heiliger Krieg
Impressum
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Epilog
Über den Autor

Prolog

Vor zwei Wochen Südliche Philippinen

Im Dschungel des Sulu-Archipels auf den Philippinen stand ein Priester mit hinter den Händen zusammengebunden Händen und einem Seil um den Hals. Hinter ihm befand sich ein Mitglied der Moro Islamic Liberation Front, der das Ende des Seils in beiden Händen hielt, um den Priester daran in die Höhe zu ziehen. Vor dem Geistlichen stand Rey Ramos, ein Mann, der sich zum Kommandanten der Terrorzelle emporgedient hatte, nachdem er durch einige entscheidende Bombenanschläge in Mindanao, auf dem Sulu-Archipel, in Basilan und Palawan, bei denen unzählige Menschen getötet und verletzt worden waren, seinen Greenhorn-Status abstreifen konnte.

Mit einer knochigen Hand, die aus einem Unterarm kaum breiter als ein Besenstiel ragte, deutete er auf einen benachbarten Baum, um sein Ansinnen deutlich zu machen. Ein Priester baumelte dort regungslos vom Ende eines Seils. Der Mann war bereits seit zwei Tagen tot. In dieser Zeit hatten die Gase des Mannes seinen Körper so weit aufblähen lassen, dass er nun an den Nähten seiner Kleidung zerrte. Und seine Haut, die früher einmal von einem heiteren Rotton gewesen war, war nun mit gelblichen, grünlichen und violetten Flecken bedeckt.

»Dein Schicksal«, war alles, was Ramos den Priester wissen ließ.

Pater Maggiano warf einen flüchtigen Blick auf den Leichnam, der sich im ersten Stadium der Verwesung befand. Und der Gestank, der von ihm ausging und bei dem sich ihm der Magen umdrehte, diente als weitere Erinnerung daran, wer in diesem Lager das Sagen hatte.

»Deine Zeit ist um«, erklärte Ramos ungerührt. »Und so wie auch den Priester vor dir …«, wieder deutete der Terrorist auf den erhängten Geistlichen, »wird auch dich deine Kirche im Stich lassen.« Dann ließ er seine Hand sinken, als würde sie ihm zu schwer werden, und fügte noch hinzu: »Offenbar bist du aus Sicht des Vatikan entbehrlich.«

Pater Maggiano fuhr sich mit seiner Zunge, die so trocken wie ein Stück Teppich war, über seine schmerzhaft aufgeplatzten Lippen und sagte: »Die Kirche wird sich niemals jenen ergeben, die im Schatten des Leibhaftigen wandeln.«

»Hier geht es nicht um religiöse Überzeugungen, Priester. Hier geht es um die eine Million Dollar, die deine Kirche nicht für deine Freilassung bezahlen wollte. Am Ende geht es immer nur um Geld.«

Pater Maggiano hob trotzig sein Kinn, was für Ramos eher ein Zeichen geistigen Mutes als ein wirkliches Anzeichen für die religiösen Prinzipien des Mannes war. Wie schnell wird sich deine Einstellung ändern, Priester, wenn du erst am Ende deines Seils baumelst? Wird es eine oder zwei Sekunden dauern, bis dich dein Mut verlässt? Dann grinste er Pater Maggiano mit teuflischer Belustigung an. »Jeder will in den Himmel fahren, Priester, aber kaum jemand will den Preis dafür bezahlen … nicht einmal ein Priester, dessen Profession seine Hingabe zu Gott ist.«

Pater Maggiano schloss die Augen und wartete auf den Ruck an seinem Seil, der ihn von dem Dschungelboden heben würde.

Aber der Ruck sollte nie eintreten.

Stattdessen war ein gedämpftes Geräusch zu hören, nicht lauter als ein Spucken.

Ein Blutschwall schoss aus der Schläfe seines Henkers, als eine Kugel seinen Schädel durchschlug. In dem Moment, als sich die Kugel ihren Weg durch seinen Schädel bahnte, ließ er das Seil los und sackte zu Boden. Der präzise Schuss ließ seinen Tod sofort eintreten.

Während das Seil kreisförmig um die Füße des Priesters fiel, begann die Welt um ihn herum plötzlich mit der surrealen Langsamkeit eines schlechten Traumes abzulaufen. Er sah Ramos, der seinen Leuten zuwinkte, doch seine Bewegungen schienen schwerfällig, und die Befehle, die er bellte, klangen lethargisch und unwirklich in die Länge gezogen. Rauch von Gewehrfeuer stieg in trägen Schwaden um ihn herum auf, während Kugeln mit einem wespenartigen Summen an ihm vorbeizischten. Und während des gesamten Schusswechsels schien Pater Maggiano von der Gewalt um ihn herum unangetastet zu bleiben. Vor seinen Füßen starben Ramos Männer – Kugeln durchbohrten ihre Brustkörbe und Bäuche und hinterließen Wunden, die sich wie erblühende Rosen öffneten.

Für Pater Maggiano lief alles weiter in dieser seltsamen Langsamkeit ab, bis ihn schließlich eine Kugel in den Trizeps traf, woraufhin sich plötzlich alles um ihn herum wieder in rasender Geschwindigkeit zu bewegen begann. Pater Maggiano sank mit einer Hand auf die Wunde gepresst zu Boden, verzog das Gesicht und sah, wie sich Ramos’ Team in den Dschungel zurückzog.

Von überall waren Schüsse zu hören, Erdreich stob um Pater Maggiano auf, und unzählige Patronen schlugen in die Landschaft ein. Langsam rollte sich der Priester in Embryonalstellung zusammen und betete, dass das Gemetzel bald ein Ende finden würde.

Obwohl Ramos nirgendwo zu sehen war, lagen die Leichen vieler Männer seiner Einheit in dem Lager verstreut, mit aus Überraschung über ihren eigenen Tod weit aufgerissenen Augen und Mündern.

Und dann erwachte der Dschungel zum Leben.

Zuerst sah Pater Maggiano nur den Hauch einer Bewegung, etwas Grünes vor grünem Hintergrund, dann wieder nichts. Schließlich aber brach ein Team der Vatikanritter aus der Baumgrenze und hielt mit schussbereiten Waffen auf das Lager zu.

Pater Maggiano sah durch eine Öffnung in den Baumkronen zu einem Flecken blauen Himmels hinauf und dankte Gott dafür, seine Gebete beantwortet zu haben. Als ein Schatten ihn überragte und die Sonne verdeckte, bemerkte er das makellose Weiß eines geistlichen Kollars, welches sich von der dunklen Silhouette abhob.

»Pater Maggiano«. Die Stimme gehörte Jesaja. »Wie schwer sind Sie verletzt?«

Als der Priester ihn im Gegenzug anlächelte, was ›nicht so schlimm‹ bedeuten sollte, hörten sie das Rattern einer Gewehrsalve aus der Baumgrenze.

***

Zwei Wochen zuvor war die Erzdiözese in Zamboanga City über die Entführung von zwei Priestern und drei Nonnen der Church of St. Anthony in Padua in Brasilien von Mitgliedern der Moro Islamic Liberation Front informiert worden. Ihre Forderung: Eine Million Dollar für ihre Freilassung, deren genaue Übergabe noch zwischen Rey Ramos und dem Vatikan hätte abgesprochen werden müssen.

Während der Verhandlungen mit dem Heiligen Stuhl hatte sich der vatikanische Geheimdienst in die Ermittlungen eingeschaltet und herausgefunden, dass die Moro Islamic Liberation Front von jenseits der Dschungelgrenze aus operierte, die an Brasilien grenzte. Da die Kommunikation mit der Erzdiözese in Zamboanga City nur über die Satellitentelefone der Front möglich war, zögerte der vatikanische Geheimdienst die Gespräche bewusst hinaus, um über geostationäre Satelliten das Operationsgebiet der Terroristen ausfindig zu machen.

Doch als Ramos die Verhandlungen zu langsam vorankamen, wurde dem Vatikan ein Video von der Hinrichtung eines Priesters übermittelt.

Das war vor zwei Tagen.

Zwei Tage später hielten die Vatikanritter auf den Ursprungsort der Telefone zu.

Versteckt hinter Buschwerk und mit Tarnfarbe in den Gesichtern beobachteten Kimball Hayden und sein Team aus Vatikanrittern das Lager. Rey Ramos sprach mit Pater Maggiano, um dessen Hals eine grob gefertigte Schlinge lag.

»Jeder will in den Himmel fahren, Priester, aber kaum jemand will den Preis dafür bezahlen … nicht einmal ein Priester, dessen Profession seine Hingabe zu Gott ist.«

Diese an Pater Maggiano gerichteten Worte schienen ein vorher abgesprochenes Stichwort für den Mann zu sein, der das Seil um den Hals des Priesters in den Händen hielt. Als der Terrorist daran ziehen wollte, gab Kimball Jeremias das Zeichen, ihn auszuschalten.

Der Vatikanritter, der die beste Sicht auf sein Ziel hatte, hob seine Waffe, visierte es mit dem Fadenkreuz seines Zielfernrohrs an und drückte den Abzug. Weniger als eine halbe Sekunde später schoss ein Blutschwall aus dem Schädel des Mannes. Der tödliche Schuss ließ ihn wie einen Stein zu Boden sinken.

Während die Vatikanritter aus dem Dickicht brachen und ihre Waffen in schallgedämpften Salven abfeuerten, gelang es ihnen, die Zahl ihrer Gegner deutlich zu dezimieren, ohne dabei auch nur eine einzige Kugel zu verschwenden. Wunden öffneten und schlossen sich, während die tödlichen Schüsse die Terroristen mit dem Gesicht voran zusammenbrechen ließen. Andere sackten mit überraschten Blicken in die Knie und blickten ungläubig auf ihre Wunden hinab, aus denen sie langsam verbluteten.

Andere jedoch erwiderten das Feuer. Kugeln peitschten durch das Dickicht, rissen ganze Äste ab und durchlöcherten die Blätter von Elefantenbäumen oder ließen die Stämme von Palmen zersplittern.

Die Vatikanritter rückten weiter vor, erfassten die unmittelbarste Bedrohung und neutralisierten sie dann mit gezielten Schüssen in die Körpermitte.

Körper fielen.

Der Rauch von Gewehrfeuer stieg in die Luft.

Was von Ramos’ Terrorzelle noch übrig war, zog sich zurück und verschwand zwischen den Bäumen am anderen Ende des Lagers. Einige von ihnen feuerten blindlings hinter sich.

Da erhaschte Kimball Hayden den Blick auf etwas, das am Rand seines linken Auges entlang huschte. Als er sich in die Richtung der Bewegung umdrehte, genügte das leichte Wogen der Vegetation als Beweis dafür, dass sich ein Geist in den Büschen befand.

Mit der Umsicht eines Jägers, der sich seiner Beute näherte, lauschte Kimball nach Geräuschen, die ihm einen Vorteil verschaffen würden.

Stille.

Dann war das Knacken eines Astes zu hören, direkt zu seiner Linken, wenn auch kaum wahrnehmbar.

In der Ferne konnte er Jesaja mit dem Priester reden hören.

Kimball drehte sich auf den Fersen herum, seine Bewegungen langsam und kalkuliert. Dann erspähte er etwas zwischen den Blättern, einen Umriss, der aufgrund seines T-Shirts mit einem ausgeblichenen Logo darauf nicht so gut mit dem Hintergrund verschmolz.

Kimball näherte sich ihm lautlos und mit katzenhafter Anmut.

Doch als sich der Umriss in sichereres Gelände zurückziehen wollte, rannte er dabei unvorsichtig direkt in Kimball hinein. Seine Augen explodierten von sichtlicher Überraschung. Er hatte den Vatikanritter aufgrund seiner Tarnkleidung, grün vor grün, nicht gesehen.

In der Hand des Terroristen befand sich eine Kalaschnikow.

Kimball sah auf die Mündung des Gewehrs, die von ihm weg gerichtet war, und dann in das Gesicht eines Jungen kaum älter als vierzehn. Kimballs Augen huschten zwischen der Mündung und dem Jungen hin und her und versuchten herauszufinden, ob der Junge die Waffe einsetzen oder sich ergeben würde. Aber als er sah, wie im Kopf des Jungen die Zahnräder zu rattern begannen, flüsterte er: »Tu es nicht, Sohn … wirf die Waffe weg.«

Der Junge antwortete etwas auf Tagalog, was Kimball nicht verstand.

Als Antwort deutete Kimball auf die Waffe des Jungen und berührte dann den Erdboden. »Leg sie weg«, forderte er ihn auf. »Ich werde dir nichts tun.« Dann deutete Kimball auf das geistliche Band im Kragen seines Hemdes, das Symbol der Frömmigkeit. »Ich gehöre zur Kirche«, erklärte er sanft dem Jungen. »Ich bin hier … um zu helfen.«

Der Junge, der von Rey Ramos verpflichtet worden war, streckte langsam seinen Zeigefinger aus und legte ihn dann um den Abzug.

»Tu es nicht, Junge«, flüsterte Kimball. Dann deutete der Vatikanritter erneut auf die Kalaschnikow und auf den Boden und hoffte, dass der Junge den Hinweis verstand. Bitte.

Aber die Augen des Jungen begannen, hin und her zu huschen, als würde er nach einem Fluchtweg suchen. Schließlich formte sich in seinem Kopf der Wille zum Handeln, was Kimball sofort als unkluge Entscheidung erkannte.

»Tu es nicht, Junge!«

Der Junge schwenkte die Mündung seines Gewehrs auf Kimball.

Kimball, der den Stich des moralischen Konfliktes verspürte, gab eine Salve aus seiner MP7 ab und sah zu, wie die Treffer den Jungen von den Füßen holten und in das Buschwerk warfen. Die Wucht löste einen Reflex des jungen Guerillakämpfers aus und schickte eine Gewehrsalve in den Himmel.

Kimball fiel auf den Rücken. Noch nie hatte er sich in einem solchen moralischen Dilemma befunden.

Kimball hegte keinen Zweifel daran, dass der Junge von Rey Ramos mit lauter intolerantem Müll gefüttert worden war, bis er ihre Ideologie zu romantisieren begann, anstatt die hässliche Wahrheit dahinter zu erkennen.

Er sah auf den Jungen hinunter, um den bereits die Fliegen zu kreisen begannen, und der binnen vierundzwanzig Stunden von ihren Larven heimgesucht werden würde.

Die Natur, ohne Bosheit oder einen Unterschied zu machen, würde ihren Lauf nehmen.

Kapitel 1

Federal Blacksite Containment Center 22 km nördlich von Richmond, Virginia Vor einer Woche, 23:56 Uhr

Montrell Thompson, auch bekannt als Mohammad Allawi, war ein in den Staaten aufgewachsener Terrorist, der terroristische Akte im Namen Allahs an der amerikanischen Front begangen hatte. Er war außerdem der Mann, der beinahe Shari Cohen getötet hatte, eine FBI-Agentin. Doch die Kugel hatte sie nicht getötet, sondern sie in ein monatelanges Koma geschickt. Was er aber erreicht hatte, war, ihre gesamte Familie – ihren Mann und ihre beiden Töchter – mit einer Autobombe zu töten. Und während ihr Leben am seidenen Faden hing und sie von der Welt um sich herum nichts mitbekam, heftete sich ein Fremder in der Gewandung eines Priesters wie eine Dampfwalze, wie eine verheerende Gewalt, an die Fährte Mohammad Allawis und hätte ihn beinahe umgebracht. Als Allawi den geistlichen Kragen eines Kriegers erblickte und ihm dann in die Augen sah, hatte er das völlige Fehlen eines moralischen Konfliktes in ihnen bemerkt, während der Priester ihm so lange Schmerzen zufügte, bis er das Bewusstsein verlor. Als Allawi irgendwann wieder zu sich kam, fand er sich in der Gewalt einer geheimen Autorität wieder, die ihm das Leben zur Hölle machen sollte. Das war der Grund, warum der Priester ihn am Leben gelassen hatte – damit er unter ihrer Leitung unendlich leiden sollte.

Zwei Jahre lang harrte Mohammad Allawi mit der Geduld eines finsteren Heiligen aus, denn er wusste, dass diese Zelle ihn nur auf seinen großen Moment unter Allahs Führung vorbereiten würde. So saß er auf seinem Betonbett in seiner knapp drei Meter langen und einen Meter zwanzig breiten Zelle, die Augen auf einen imaginären Punkt an der Wand gegenüber gerichtet, und so regungslos wie eine griechische Statue, selbst dann, wenn er das Bedürfnis verspürte, sich zu kratzen.

Als die Sonne unterging – was er jedoch nicht sehen konnte, da sein Gefängnis nicht über ein Fenster verfügte – verriet ihm seine innere Uhr, dass der große Moment nicht mehr weit war.

… tick … tack …

… tick … tack …

… tick … tack …

Keine Wasserfolter mehr.

Kein Schlafentzug.

Nie wieder Momente, in denen die Wachen ihren belgischen Schäferhunden gestatteten, ihre Mäuler nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt zuschnappen zu lassen.

Endlich würde Mohammad Allawi wieder die Kontrolle über sein Schicksal zurückgewinnen.

Federal Blacksite Containment Center

Kontrollraum

Vor einer Woche, 23:59 Uhr

Drei Soldaten der militärischen Sondereinheit überwachten mit einer Reihe von Monitoren im Kontrollraum die Gefängniszellen. Private First-Class Jonathan Penchoit war ein Mann, der nur über rudimentäre soziale Fähigkeiten verfügte. Meist sprach er nur in knappen Antworten. Er war nie ein großer Redner gewesen. Der Mann zu seiner Rechten, Private First-Class Geoffrey Miner, war das genaue Gegenteil von ihm. Er sprach quasi pausenlos von unwichtigen Dingen, oder Dingen, von denen er glaubte, ›eine Menge Ahnung‹ zu besitzen. Der dritte Mann, Second Lieutenant James Hathaway, bildete das Bindeglied der drei Personen. Er sprach weder zu viel noch zu wenig, und wenn er etwas zu sagen hatte, war es immer von Belang.

In dieser Nacht, wie in den meisten Nächten, war es ruhig in den Gefängniszellen. Außer Mohammad Allawi, der seltsam ruhig auf der Bettkante saß, schien alles normal zu sein.

An der Wand des Kontrollraums wechselte die Anzeige der Uhr von 23:59 Uhr zu 00:00 Uhr.

Miner, ein Meister nutzlosen Allgemeinwissens, sagte: »Wusstet ihr, dass die Sonne nur sechstausend Grad heiß ist?«

Hathaway schüttelte den Kopf. »Und sechstausend Grad ist dir nicht heiß genug?«

»Sollte man nicht annehmen, dass es eher zehn Millionen Grad oder so wären?«

Penchoit starrte desinteressiert auf seinen Monitor.

Dann sagte Miner, der die Uhrzeit bemerkt hatte und einen Kloß im Hals hinunterschluckte, tonlos: »Aber ich habe etwas anderes, was dich vielleicht interessieren könnte.«

Die Uhr an der Wand zeigte noch immer 00:00 Uhr an.

Miner, dessen Stimme sich nun seltsam abwesend anhörte, fuhr fort: »Kennt ihr die Geschichte von den beiden Kontrollraum-Offizieren, die aus nächster Nähe erschossen wurden?«

Hathaway schien verunsichert. Der Zusatz ›aus nächster Nähe‹ kam ihm seltsam präzise vor. Als Miner sich dem Second Lieutenant zuwandte, sah Hathaway, dass Miner nicht mehr der Mann war, der er behauptete zu sein. Statt dem heiteren Funkeln, das er oft in seinen Augen sah, lauerte dort nun eine gequälte Dunkelheit – etwas, das Hathaway verriet, dass der Teufel sein hässliches Antlitz erhoben hatte, um andere in ein Jenseits zu schicken, um das sie nicht gebeten hatten.

Unter seiner Konsole zog Miner eine Pistole hervor, die aus einem Hartplastikverbundstoff bestand – und daher nicht von den Metalldetektoren erkannt worden war – richtete sie auf Hathaways Kopf und drückte ab. Wie von Zauberhand erschien ein Einschussloch in der Stirn des Second Lieutenants, ließ seine Beine unter ihm nachgeben und ihn zu Boden sacken. In einer blitzschnellen und fließenden Bewegung wirbelte Miner zu Penchoit herum und tötete auch ihn mit einem Schuss zwischen die Augen.

Die Uhr an der Wand zeigte 00:01 Uhr an.

Miner zog eine zusammengerollte Tastatur aus seinem Rucksack, rollte sie auseinander, verband sie mit dem Mainframe und begann, Befehle in sie einzugeben. Er überschrieb das Befehlssystem und war so in der Lage, neue Programme zu installieren, die jede Überwachungskamera ausschalteten. Die Monitore an der Wand gingen nacheinander aus, das System war nicht mehr funktionsfähig. Dann nahm er alle Warnsysteme offline, sodass es keine pulsierenden Lichter oder Sirenen geben würde. Die Einrichtung war nun völlig abgeriegelt und jeder Flur, jeder Raum und jede Zelle in absolute Dunkelheit getaucht.

Er griff in seinen Rucksack, zog ein Nachtsichtgerät hervor, setzte es sich auf den Kopf und schaltete es ein. Nach dem Heulen, mit dem das System hochfuhr, wurde Miners Welt in Limettengrün getaucht. Mithilfe der Tastatur, die nun in seinem Schoß ruhte, gab er weitere Befehle ein, und seine Finger huschten über die Tasten wie die eines Weltklassepianisten, der in der Carnegie Hall an einem Steinway spielte. Nach ein paar weiteren relevanten Befehlen ließ er seinen Finger über der ENTER-Taste schweben, zögerte einen Moment, dann ließ er ihn mit Nachdruck für den finalen Befehl auf die Taste fallen.

Draußen öffneten sich einladend die modernen Fallgitter.

Aus den Schatten entlang der Baumgruppe lösten sich Umrisse und hielten auf die Einrichtung zu.

***

Die Lichter in der Einrichtung gingen aus, und da sich auch das Notfallsystem nicht einschaltete, war das Militärpersonal, das die Blacksite-Einrichtung bewachte, blind, ohne Licht, ohne Sirenen, ohne Kommunikationsmöglichkeit nach draußen. Die gesamte Anlage war außer Gefecht gesetzt und in Finsternis getaucht worden.

Die Wachen verfügten über keinerlei Ausweich-Prozeduren, nachdem das hochmoderne System und die angeblich unüberwindbaren Firewalls außer Gefecht gesetzt worden waren.

Sie sahen sich nun machtlos dieser kritischen Lage gegenüber, und draußen rückte eine Terroreinheit auf die Einrichtung zu, um sie zu übernehmen.

***

Jeder innerhalb der Terroreinheit war mit einem Nachtsicht-Monokular, schusssicherer Weste und schallgedämpftem Sturmgewehr ausgestattet. Während das Team auf das Torhaus zuhielt, nahm ein mit einem CheyTac-M200.408-Gewehr bewaffneter Scharfschütze an der Baumgrenze den Wachmann mit diesem ins Visier und drückte ab. Beinahe sofort nach Betätigen des Abzugs wurde der Wachmann von den Füßen gerissen, stürzte über das Geländer und stürzte in den Hof darunter.

Mit einem fünfschüssigen Magazin und erst einer verschossenen Patrone nahm der Scharfschütze den zweiten Mann in dem gleichen Turm ins Visier und feuerte. Dieses Mal traf die Kugel in die Körpermitte, was eine Blutfontäne aus der Austrittswunde an die Turmwand hinter ihm spritzen ließ und dort einen Fleck hinterließ, der in seiner chaotischen Anmutung an ein Gemälde von Pollock erinnerte.

Sofort richtete er seine Waffe auf ein drittes Ziel in dem Wachturm, einen Wachmann, der verwundert darüber, dass sich das Tor geöffnet hatte, an seiner Konsole arbeitete, als eine Kugel das Fenster durchschlug und die linke Seite seines Kopfes abtrennte.

Nun waren nur noch zwei Schuss in dem Magazin.

Mithilfe des Nachtsichtgeräts im Zielfernrohr seines Gewehrs suchte der Scharfschütze nach weiteren Zielen, und als er keine mehr fand, meldete er leise in sein Lippenmikrofon: »Gesichert.«

Der Teamführer antwortete: »Verstanden.«

***

Die Einheit bewegte sich mühelos durch die Dunkelheit, die Sturmgewehre im Anschlag. Nachdem sie das Torhaus durchsucht und den Tod des Wachmanns bestätigt hatten, begab sich die Einheit zu dem Ausfalltor. Als sie das Hauptportal erreicht hatten, das als so einbruchsicher wie ein Banktresor galt, funkte der Teamleiter. »Alpha One, wir haben den Eintrittspunkt erreicht.«

»Verstanden.«

Ein paar Augenblicke und eine Reihe von Klickgeräuschen später begannen sich die Bolzen aus ihren kreisförmig angeordneten Verankerungen zurückzuziehen und die Tür schwang zur Seite auf. Sobald die Tür offen stand, begab sich das Team in die Einrichtung. Sie hatten sich die Lagepläne so gut eingeprägt, als wären sie die Architekten der Anlage gewesen.

Die Hälfte des Teams schwärmte zu den Korridoren auf der linken Seite aus, die andere Hälfte zu jenen auf der rechten Seite. Obwohl die Korridore in absolute Finsternis getaucht waren, waren sie in der Lage, sich frei und ungehindert in der Anlage zu bewegen.

Als sie schließlich eine Metalltür erreichten, die in den Charlie-Block führte, befahl der Teamleiter in sein Lippenmikrofon: »Öffne das Paradies.«

Nach einem langgezogenen Summen öffnete sich die Tür in den C-Block und glitt auf ihrer Schiene in die Wand.

»Wir sind drin.«

Die Terroristen hatten nun Zugang zu ihrem Zielobjekt.

***

Miner war mit seiner Tastatur auf seinem Schoß in dem Kontrollraum verblieben. Neben ihm auf dem Boden begann sich das Blut der Leichen in beinahe perfekten Heiligenscheinen um sie auszubreiten, und die Luft füllte sich mit dem strengen Geruch von Metall. Während er wartete, schien die Zeit quälend langsam zu vergehen.

Dann meldete sich der Teamleiter klar und deutlich aus Miners Ohrhörern: »Alpha One, wir haben den Eintrittspunkt erreicht.«

Miner seufzte erleichtert auf. »Verstanden«, antwortete er. Dann begann er, weitere Befehle in seine Tastatur einzugeben, überprüfte seine Eingabe, und bestätigte sie mit ›ENTER‹.

»Öffne das Paradies.«

Er kommunizierte weiter über sein Override-Programm mit dem Blacksite-System, dann gab er den finalen Befehl ein. »Wir sind drin«, lautete wenige Sekunden später die Meldung.

Als er hörte, dass der Teamführer Zugang zum Charlie-Block erlangt hatte, gab der Computertechniker einen anderen Befehl ein, durch den er Zugriff auf die Lagepläne der Gefängniszellen bekam, die daraufhin als grüne Linien auf einem der Monitore auftauchten. Danach gab er einen Suchbefehl ein, die Linien auf dem Bildschirm begannen sich zu bewegen und die Angaben veränderten sich von Zelle zu Zelle, bis er eine bestimmte Gefängniszelle erreichte.

Bingo!

Ein paar Tastenanschläge später verwandelten sich die grünen Linien in rote Linien, und das Wort auf dem Monitor wechselte von ›GESICHERT‹ zu ›ZUGÄNGLICH‹.

Miner sprach in sein Mikrofon. »Das Paket ist jetzt bereit zur Extraktion.«

»Verstanden.«

Miner rollte seine Tastatur wieder zusammen, stopfte sie in seinen Rucksack und verließ den Kontrollraum mit dem Wissen, dass er seine Aufgabe perfekt erledigt hatte.

Nun war es an dem Teamführer, den Auftrag zu Ende zu bringen.

***

Mohammad Allawi spürte, wie sich die Welt aus absoluter Schwärze um ihn herum zu seinen Gunsten veränderte. Dinge regten sich in den Schatten; etwas, das ihn aus dieser Zwischenwelt retten und in eine andere eskortieren würde.

Er hatte bereits das Summen und Aufgleiten der Metalltüren vernommen.

Und während er mit seinen Augen weiterhin den Punkt an der gegenüberliegenden Wand fixierte, den er nicht mehr sehen konnte, hörte er, wie sich seine Zellentür in den Türrahmen zurückzog.

Aus den Schatten, die zu dunkel waren, um sie durchdringen zu können, vernahm Mohammad Allawi eine vertraute Stimme.

»Kommandant Allawi.«

Zum ersten Mal in den über zwei Jahren, in denen er nun schon inhaftiert war, lächelte Mohammad Allawi. Geführt von Allah würde er sich an all jenen rächen, die es gewagt hatten, gegen den Willen Allahs und einem Reich unter seiner Herrschaft aufzubegehren. Er würde mit Shari Cohen beginnen, der Frau, die verantwortlich für den Tod seines Bruders war, und für ihren Tod sorgen. Und wenn ihm dieses Privileg zuteilgeworden war, würde er den Priester suchen, der kein Priester war, und mit ihm auf die gleiche Weise verfahren.

»Hier«, antwortete er schließlich vom Rand seines Bettes.

»Allah hat Pläne für dich«, lautete die Antwort.

Allawis schwaches Lächeln zog einen seiner Mundwinkel nach oben. »Ich weiß, dass er das hat.«

Und nachdem er sich ein Nachtsicht-Monokular aufgesetzt hatte, welches der Teamführer ihm gereicht hatte, wurde seine Welt plötzlich wieder klar.

Kapitel 2

Das Weiße Haus, Oval Office Sechs Tage zuvor, 08:15 Uhr

Präsident Burroughs saß im Oval Office hinter dem Präsidentenschreibtisch und hatte einen Laptop vor sich. Ebenfalls anwesend waren der FBI-Direktor Larry Johnston, der CIA-Direktor Doug Craner und der Berater für Innere Sicherheit Rupert Moncrief. Nach dem Überfall auf das Federal Blacksite Containment Center in Virginia hatte der Präsident eine sofortige Beratung angeordnet. Burroughs, der an den Schläfen bereits erste graue Haare und Krähenfüße in den Augenwinkeln aufwies, saß mit zeltförmig aneinandergelegten Fingern vor ihm. »Also«, begann er, »wie hoch ist die Zahl der Verluste?«

»Fünf«, antwortete FBI-Direktor Johnston. Nachdem er eine Seite aus einem Aktenordner herausgenommen hatte, fügte er hinzu: »Einer aus dem Wachhaus, zwei aus dem Turm und zwei weitere im Kontrollraum.«

»Kennen wir die chronologische Abfolge der Ereignisse, wie es dazu kam?«, fragte der Präsident. Der FBI-Direktor nickte und reichte das Blatt an Präsident Burroughs weiter. Es war die erste Seite des biografischen Werdegangs von Geoffrey Miner. »Geoffrey Miner«, erklärte er dem Präsidenten. »Private First Class. Geboren in Malden, Massachusetts,

1994 …«

Der Präsident hob eine Hand, um den Direktor zu unterbrechen. »Ich kann lesen, Larry«, sagte er. Miner schien alle Voraussetzungen zu erfüllen, einschließlich der Auszeichnungen, die für die Mitglieder in einer Blacksite-Einheit erforderlich waren. Er verfügte über die erforderlichen Genehmigungen, die Fähigkeiten, den hohen Intelligenzquotienten und war Absolvent des VMI, welches zufällig auch das College war, an dem die Tochter von Präsident Burroughs ihren Abschluss gemacht hatte. Er war auch derjenige gewesen, der die Stromversorgung des Standorts lahmgelegt hatte.

Der Präsident legte das Blatt auf den Schreibtisch. »Dieser Mann, Miner … dann war er also derjenige, der den Überfall auf die Einrichtung ermöglichte?«

»Das war er«, antwortete Johnston tonlos. »Wenn Sie auf Ihrem Laptop die ENTER-Taste drücken, Mr. President, können Sie sich die letzten Aufnahmen vor dem Stromausfall ansehen.«

Präsident Burroughs drückte wie vorgeschlagen auf die Taste des Laptops und verfolgte, wie Miner eine Pistole hervorholte und dann beide Männer erschoss. In den folgenden Szenen entfaltete Miner eine rollende Tastatur, verband sie irgendwie mit dem System des Großrechners, tippte und drückte dann mit Nachdruck eine Taste, um das gesamte System zu deaktivieren. In diesem Moment wurde auch der Bildschirm des Laptops schwarz.

Burroughs schloss leise den Deckel des Computers und starrte seine Berater an, während die Muskeln in seinem Kiefer arbeiteten. Der Mann versuchte offensichtlich, seine Verärgerung im Zaum zu halten.

»Diese Blacksite-Einrichtung galt als hochmodern«, sagte er. »Eine uneinnehmbare Festung. Und doch haben wir da dieses Kind – ich sage Kind, weil er höchstens Mitte zwanzig ist – das in der Lage war, alle Protokolle zu umgehen und am Ende einer Terroristengruppe die Tür zu öffnen, die ein hohes Maß an militärischer Raffinesse aufwies. Kann mir jemand erklären, wie so etwas passieren konnte?«

»Miners Lebenslauf wies keinerlei Grund zur Sorge auf«, sagte der FBI-Direktor. »Und doch gab es etwas, das wir übersehen haben.«

Der Präsident wartete darauf, dass Johnston mit seiner Erläuterung fortfuhr, was der Direktor schließlich auch tat. »Wir haben es versäumt, die Sterbeurkunde von Miners Mutter, die vor sechs Jahren verstorben ist, und die seines Vaters, der 2012 verstorben ist, näher zu überprüfen«, erklärte er sichtlich verlegen, »Jüngste Hintergrundüberprüfungen haben etwas ziemlich Relevantes zutage gefördert, das eigentlich schon früher hätte entdeckt werden müssen, aber offensichtlich von Miner in den Datenbanken tief vergraben wurde.«

»Und welche Informationen wären das?«

»Wir konnten bestätigen, dass der echte Geoffrey Miner sechs Monate nach seiner Geburt im Jahr 1994 starb. Und dieser Geoffrey Miner«, der Direktor zeigte auf den Lebenslauf auf dem Schreibtisch des Präsidenten, »hat sich die Identität des Kindes angeeignet, indem er alle Daten des Gesundheitsamtes von Middlesex gelöscht hat, die den Tod des tatsächlichen Kindes dokumentierten, und dann einen falschen Lebenslauf erstellte, der sich über vierundzwanzig Jahre erstreckt.«

»Wissen wir überhaupt, wer dieser Typ wirklich ist? Wie sein richtiger Name lautet?«

»Nein, Mr. President, im Moment nicht.«

»Wie ist das in der heutigen Zeit überhaupt möglich?«, konterte der Präsident mit einigem Unmut. »Hintergrundüberprüfungen müssen mit der größten Sorgfalt durchgeführt werden. Wollen Sie mir sagen, dass dieser Typ – Miner – das VMI besuchte, dort seinen Abschluss machte und sich dann beim Militär als Blacksite-Operator beworben hat?«

»Mr. President«, erwiderte der Direktor verlegen, »alle Daten dieses Mannes, die aufgezeichnet und archiviert wurden, deuten darauf hin, dass er in der Lage war, sich in die ausgeklügeltsten Systeme und Datenbanken zu hacken und falsche Informationen zu hinterlegen, um so eine fiktive Geschichte zu schaffen. Die Datenbanken, von denen ich spreche, Mr. President, sind die des Pentagons und Langleys. Und dieser Mann, wer auch immer er ist, hat so wenig digitale Fingerabdrücke hinterlassen, dass er nicht zurückverfolgt werden kann.«

»Langley.« Der Präsident schien davon überrascht zu sein. »Die CIA?« Dann wandte er sich an Doug Craner, dem Leiter der Agency. »Ist das wahr? Ist dieser Kerl in unsere Geheimdienste eingedrungen?«

»Es hat ganz den Anschein, Mr. President, dass er emsig genug war, um seine falsche Geschichte in jede mögliche Datenbank einzufügen, damit seine Existenz bestätigt werden konnte. Er war nicht nur in der Lage, einen gefälschten Lebenslauf zu erstellen und ihn dann in unsere Banken einzupflegen, sondern auch in die Datenbanken des VMI, die er angeblich besuchte, sowie überall dort, wo Hintergrundermittler einen Blick darauf werfen würden. Auf dem Papier existierte dieser Mann. In Wirklichkeit aber ist er ein einheimischer Terrorist.«

Der Präsident lehnte sich in seinem Sitz zurück. »Wollen Sie mir sagen, dass diese Terrorzelle die Mittel besitzt, sich an den besten Firewalls unserer renommiertesten Einrichtungen vorbeizuhacken?«

»Alles, was wir zu diesem Zeitpunkt sagen können, Mr. President, ist, dass Miner auf diese Weise in der Lage war, aus allen infrage kommenden Kandidaten herauszustechen. Er schuf einen herausragenden Lebenslauf und platzierte ihn dort, wo er von den Auftraggebern gesehen werden konnte. Und so konnte er sich in eine Position begeben, die es ihm ermöglichte, die Ereignisse der gestrigen Nacht geschehen zu lassen.«

»Wir haben den Feind direkt durch das Haupttor spazieren lassen«, schrie der Präsident. »Schlimmer noch, er gefährdet unsere nationale Sicherheit!« Nachdem er sich mit den Händen das Gesicht gerieben hatte, gelang es ihm, sich wieder zu beruhigen. »Also gut«, sagte er dann ruhig, »erzählen Sie mir von der befreiten Zielperson.«

»Das Ziel war Montrell Thompson, alias Mohammad Allawi, ein stolzes Mitglied des Islamischen Staates und ebenfalls ein einheimischer Terrorist. Es wurde auch bestätigt, dass er Verbindungen zu ISIL und ISIS aufgebaut hat und Mitglieder aus der ganzen Welt rekrutiert, insbesondere aus berüchtigten Brennpunkten im Nahen Osten.«

»Ich kenne diesen Namen«, erklärte der Präsident. »Sein Bruder wurde bei einer Waffenrazzia getötet, die von Shari Cohen geleitet wurde. Liege ich da richtig, Larry?«

Der FBI-Direktor nickte. »Und deshalb wurde ihre Familie in einem Racheakt getötet. Und da ihm das noch nicht genügte, versuchte er auch noch, sie zu töten. Gott sei Dank hat sie den Anschlag überlebt, wenn auch nicht ohne körperliche Folgen zu erleiden.«

»Sie hat einen Teil ihrer Lunge verloren, soviel ich weiß.«

»Und ein Stück ihres Darms. Außerdem lag sie mehrere Monate lang im Koma.«

»Und wie wurde Thompson gleich noch einmal festgenommen?«

Der Direktor zuckte mit den Schultern. »Die örtlichen Behörden erhielten einen Anruf, in dem es um einen Terroristen namens Mohammad Allawi ging, und dass sie ihn in einer leerstehenden Wohneinheit finden würden. Als sie dort ankamen, fanden sie den Mann halb totgeprügelt vor. Alles, was Allawi murmelte, war etwas über einen Priester. Wir wissen allerdings nicht, wie Allawi in diesen körperlichen Zustand geriet und von wem der Anruf stammte.«

»Und jetzt wissen wir, dass es Allawi war, der mithilfe von Kämpfern, die nicht nur über fortgeschrittene Computerkenntnisse, sondern auch über militärische Raffinesse verfügten, aus der Blacksite entkommen ist. Und Sie glauben, dass Mohammad Allawi erneut die Führung übernehmen wird?«

»Mohammad Allawi«, begann FBI-Direktor Johnston, »ist ein äußerst gefährlicher Mann, der hochrangige Leute mit einem hohen Maß an Intelligenz befehligt.« Er öffnete die Akte und zog mehrere Seiten über den Terroristen heraus. »Thompson ist ein in den USA geborener Staatsbürger, der während eines Gefängnisaufenthaltes in New Jersey zu Allah fand. Außerdem besitzt er einen gemessenen Intelligenzquotienten von 182, was zweiundzwanzig Punkte über dem MENSA-Standard liegt. Er ist klug. Er ist gefährlich. Er ist eine unvorstellbare Bedrohung für die Gesellschaft. Und er wird den Terrorismus in die Grenzen unseres Landes zurückbringen. Wir müssen alle uns zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, Mr. President, um diesen Mann und seine Top-Leute ausfindig zu machen. Nur Gott allein weiß, was dieser Mann plant, jetzt, wo er auf freiem Fuß ist. Die CIA wird die Auslandskommunikation überwachen müssen, und die NSA wird die gesamte Kommunikation innerhalb des Landes auf mögliche einheimische Aufstände hin überprüfen müssen.«

»Erledigt«, sagte der Präsident und deutete auf den CIA-Direktor Craner und den Berater für Innere Sicherheit Moncrief. »Sie beide, bringen Sie die Sache so schnell wie möglich in Gang.«

Die beiden Männer nickten.

»Verraten Sie mir etwas«, begann der Präsident dann. »Wie ausgeklügelt war diese Operation?«

»Sehr«, antwortete der FBI-Direktor. »Die Terrorzelle sammelte in den zwei Jahren, in denen Allawi inhaftiert war, eifrig Daten. Sie gelangten in den Besitz der Pläne der Blacksite, erkannten ihre Schwachstellen …«

»Und das alles unter den blinden Augen unserer Geheimdienste«, unterbrach ihn Burroughs, »ohne auch nur einen digitalen Fußabdruck zu hinterlassen.«

»Ja, Mr. President.«

»Demnach konnten sie also die Pläne studieren, um den besten Weg zu finden, diese Festung zu stürmen, und sich zwei Jahre lang militärisch auf die Operation vorbereiten. Und dieser Geoffrey Miner, oder wer auch immer er ist, wurde zu Allawis internem Kontaktmann. Allawi wusste die ganze Zeit über, was passieren würde, nicht wahr?«

»Ja, davon gehen wir aus.«

Der Präsident nickte, während er in Gedanken mit den Fingerspitzen an sein Kinn tippte. »Das großartigste Land der Welt hat vielleicht gerade die Kontrolle über den größten Terroristen verloren, den es gefangen hielt. Finden Sie ihn, meine Herren, und zwar schnell. Die Lage ist in jeder Hinsicht kritisch, egal, wie man sie betrachtet. Wir müssen unsere ausfallsicheren Systeme, unsere Einrichtungen, das gesamte Land innerhalb unserer Grenzen sichern, oder diese Nation wird untergehen, wenn Leute wie Mohammad Allawi ihren religiösen Feldzug gegen unsere Nation beginnen. Ein einziger verheerender Anschlag auf eine wichtige amerikanische Einrichtung wird den DOW abstürzen lassen. Und das ist nur der Anfang, denn andere Volkswirtschaften der Welt werden mit ihm fallen.«

»Ja, Mr. President.«

»Was ist mit Shari Cohen? Ich würde sie gerne mit unserer Anti-Terror-Einheit zusammenbringen. Kann sie damit umgehen, da es Allawi betrifft?«

»Allawi hat ihre Familie ermordet und sie fast umgebracht, als sie seinen Waffenschmuggel auflöste. Sie könnte emotional beeinträchtigt sein.«

Der Präsident blickte an die Decke, als würde er darüber nachdenken. Shari Cohen war eine wichtige Akteurin in dieser Sache und ein absoluter Star und überaus begabte Ermittlerin dazu. Aber Allawi war in ihr Privatleben eingedrungen und hatte alles zerstört, was ihr im Leben lieb und teuer gewesen war. Ihr Ehemann und ihre zwei Töchter waren nun tot. Und auch ihr Leben wäre beinahe ausgelöscht worden, als Mohammad Allawi den Abzug eines Scharfschützengewehrs betätigt hatte.

Der Präsident schloss seine Augen. Shari Cohen wäre ein großer Gewinn für diese Operation gewesen, ihre größte Jägerin, aber sie war auch ein Mensch mit starken Gefühlen. Und er bezweifelte, dass sie mit klarem Kopf agieren konnte, wenn sie erfuhr, dass der Mann, der ihre Familie ausgelöscht hatte, wieder frei herumlief. Menschen, ganz gleich wie professionell sie waren, fielen manchmal chaotischen Emotionen zum Opfer, die der Sache eher abträglich waren, als ihr zu nützen.

Der Präsident öffnete die Augen und sagte: »Ich stimme Ihnen zu. Sosehr ich mir auch wünschen würde, dass sie die Führung übernimmt, glaube ich, dass sie Recht haben, Larry, und sie emotional so beeinträchtigt ist, dass ihr Urteilsvermögen getrübt sein könnte. In der Tat wäre es vielleicht besser, wenn sie sich ruhig verhält, bis Allawi neutralisiert werden konnte. Ich werde den Generalstaatsanwalt bitten, ein Memo zu verfassen, welches die Beteiligung von Ms. Cohen an diesem Fall untersagt.« Dann wandte er sich an den FBI-Direktor. »Weiß sie schon davon?«

»Noch nicht, Mr. President. Sie wurde noch nicht informiert.«

»Sorgen Sie für ihre Sicherheit«, sagte er an alle Anwesenden gewandt. »Wer weiß, was dieser Mann vorhat. Vielleicht ist Shari sogar ein Teil seiner Vergeltungsstrategie, wer weiß. Er hat schon einmal versucht, sie zu töten, er könnte es wieder versuchen.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »In Ordnung, meine Herren, lassen Sie uns beginnen. Setzen Sie alles Nötige in Gang.«

Nachdem sich das Oval Office geleert hatte, starrte Präsident Burroughs aus dem Fenster, obwohl seine Gedanken an einem anderen Ort weilten. Die Terrorzelle von Mohammad Allawi operierte mit höchster Raffinesse. Wenn sie gesichtslos blieben, konnte der Schaden, den sie der Nation zufügen könnten, unbeschreibliche Ausmaße annehmen. Dann begann er, mit seinen Fingerspitzen nervös gegen sein Kinn zu tippen, um die steigende Anspannung zu bewältigen.

Kapitel 3

J.-Edgar-Hoover-Building, Washington, D.C. Sechs Tage zuvor, 11:06 Uhr

Als Shari Cohen von der Flucht von Mohammad Allawis aus dem Federal Blacksite Containment Center in Virginia erfuhr, saß sie an ihrem Schreibtisch und wirkte klein und niedergeschlagen. Sie betrachtete die gerahmten Fotos ihrer Familie, ihres Mannes und ihrer beiden Töchter. Dann erinnerte sie sich an den Moment, als sie in den Escalade stiegen und dieser in einem Feuerball aufging, wie das Fahrzeug in die Luft gehoben wurde und sich überschlug, bevor es auf dem Dach aufkam. Das war eine Erinnerung, die sie nie mehr loslassen würde, das wusste sie. Ein ständiger Albtraum, der von einem Mann verursacht worden war, der die Dunkelheit in seiner Seele trug.

Montrell Thompson. Mohammad Allawi. Ein und derselbe Mann, der im Namen seines Gottes tötete.

Sie starrte weiter auf die Fotos.

Sie waren nun schon seit mehr als zwei Jahren tot. Die Leere dieses Verlustes hatte sie jedoch nie verlassen oder nachgelassen. Sie hatte einfach lernen müssen, mit ihrem Schmerz zu leben.

Dann betrachtete sie ein altes Bild ihrer Großmutter, ein Schwarz-Weiß-Foto. Sie war jung und schön und mit einem gewinnenden Lächeln, bis zu jenem Tag, an dem ihre gesamte Familie in ein Konzentrationslager verfrachtet worden war, wo Josef Mengele mit einer knappen Geste seines Gehstocks entschied, wer leben durfte oder sterben musste. Ihre Großmutter war für den einen Weg ausgewählt worden, ihre Familie für den anderen, und nach diesem schicksalhaften Tag hatte sie sie nie wieder gesehen. Sie jedoch hatte den Holocaust überlebt und die Linie fortgesetzt, mit Shari als ihrer jüngsten Enkelin.

Als Shari die Fotos betrachtete, spürte sie, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Mit jeder schmerzhaften Nuance ihres Leidens verstand Shari den Verlust ihrer Großmutter an dem Tag besser, an dem sie Auschwitz erreichte und die Schornsteine sah, die schwarze Rauchfahnen ausstießen. Der plötzliche Verlust eines geliebten Menschen war ein Schmerz, den sie beide teilten, um durch ihn aber eine unbestreitbare Stärke zu entdecken, von der sie nie gedacht hätten, sie zu besitzen.

Ich werde weiterkämpfen.

Während ihr die Tränen in die Augen stiegen, seufzte Shari leise. So stark sie auch war, konnte sie den Schmerz nicht leugnen, der nie nachließ. Doch sie war auch eisern und fest entschlossen, weiterzumachen und etwas zu bewirken – so weiterzumachen, wie Gott es von ihr wollte.

Dann fuhr sie mit dem Finger über das Bild ihrer Großmutter. »Ich verstehe«, sagte sie leise. »Du und ich, Großmutter, wie zwei Erbsen in einer Schote, wie du immer gesagt hast.« Und dann löste sich eine Träne aus ihrem Augenwinkel und lief ihr langsam über die Wange. Einen Moment später brach sie vollends in Tränen aus, als sie sich auf die Fotos ihrer beiden Kinder konzentrierte.

Meine Babys!

Die Fotos hatten sie eingefangen und für immer in der Zeit festgehalten, selbst die vordere Zahnlücke ihrer jüngeren Tochter. Sie hatten noch nicht einmal angefangen, all das zu entdecken, was das Leben ihnen zu bieten hatte, wie beispielsweise Teenager zu sein, die sich stundenlang am Telefon mit ihren Freundinnen darüber unterhielten, wie ›süß‹ sie einen Jungen fanden, oder sich zu verlieben und eines Tages eine eigene Familie zu haben. Mohammad Allawi hatte ihnen all das genommen.

Dann schlug die Traurigkeit in Wut um. Tief in ihrem Herzen konnte sie nicht leugnen, dass sie Allawi den Tod wünschte, denn Männer wie er kannten kein Mitgefühl und würden es auch nie empfinden. Ihre Seelen waren für immer befleckt, dachte sie, so finster, dass selbst das hellste Licht sie nicht durchdringen konnte.

Deshalb hatte es sie wütend gemacht, als der Direktor ihr mitteilte, dass sie aufgrund der Möglichkeit, durch ihre Gefühle beeinflusst zu werden, nicht die Leitung der Jagd auf Allawi übernehmen würde. Sie hatte darüber sogar heftig mit Johnston diskutiert, bis ihr vor Wut die Adern an ihrem Hals hervortraten, was den Standpunkt des Direktors nur noch mehr unterstrich.

Obwohl sie schließlich einlenkte, ließ sie Direktor Johnston auf die gleiche hitzige Art und Weise wissen, dass sie die Entscheidung missbilligte, auch wenn sie vom Chef der Behörde getroffen worden war.

Jetzt war sie hier, allein, mit zugezogenen Jalousien, um jeden Sonnenstrahl zu verdrängen. Sie brauchte diese Auszeit im Schatten, um zu trauern und wütend zu sein und um ihren Frustrationen und Sorgen Luft zu machen, um sie zu verarbeiten.

Mohammad Allawi war irgendwo da draußen und plante seinen nächsten Schritt.

Und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte.

Kapitel 4

Winchester, Virginia, Am selben Tag, 13:43 Uhr

In einer kleinen Stadt in Virginia, im Inneren eines unscheinbaren Hauses, war Mohammad Allawi gerade aus einem langen und notwendigen Schlaf erwacht. Während der Waterboarding-Sitzungen und dem Schlafentzug durch die Agenten, die ihm Informationen über seine Kontakte im Nahen Osten entlocken wollten, war er nie zusammengebrochen. Seine Schale war zu hart gewesen, um sie knacken zu können.