Herzjuwel - Geshe Kelsang Gyatso - E-Book

Herzjuwel E-Book

Geshe Kelsang Gyatso

0,0

Beschreibung

Kadampa Buddhismus ist eine besondere Präsentation des Mahayana Buddhismus, die der modernen Welt den Pfad zu Erleuchtung zugänglich macht, indem klar aufgezeigt wird, wie unsere Leben in den spirituellen Pfad umgewandelt werden. In diesem Buch erklärt Geshe Kelsang, ein Meditationsmeister dieser lebendigen Tradition, zwei essentielle spirituelle Übungen. Die erste ist eine besondere Meditationspraxis, durch die wir Segnungen empfangen und Realisationen des Pfaders zur Erleuchtung gewinnen können. Die zweite ist Meditation über den Weisheits Buddha im Aspekt eines Dharma Beschützers, wodurch wir innere Stärke gewinnen, die benötigt wird, um alle Hindernisse für unsere spirituelle Praxis zu überwinden. "Je Tsongkhapa zeigte ein vollkommenes Beispiel, wie die Grundlage für den spirituellen Weg gelegt wird, wie man auf diesem Pfad voranschreitet und wie man ihn vollendet." Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Empfohlene Reihenfolge für Anfänger, in der die Bücher des Ehrwürdigen Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche studiert oder gelesen werden sollten:

Wie wir unser Leben verwandeln

Wie wir den Geist verstehen

Freudvoller Weg

Der Spiegel des Dharma mit Ergänzungen

Das neue Herz der Weisheit

Moderner Buddhismus

Tantrische Ebenen und Pfade

Führer ins Dakiniland

Essenz des Vajrayana

Die mündlichen Anleitungen des Mahamudra

Große Schatzkammer der Verdienste

Acht Schritte zum Glück – Neuausgabe

Einführung in den Buddhismus

Wie wir unsere menschlichen Probleme lösen

Sinnvoll zu betrachten

Das Bodhisattva Gelübde

Allumfassendes Mitgefühl

Das neue Meditationshandbuch

Sinnvoll leben, freudvoll sterben

Ozean von Nektar

Herzjuwel

Das klare Licht der Glückseligkeit

Mahamudra Tantra

Dieses Buch wurde unter der Schirmherrschaft des

Internationalen Tempelprojekts der NKT-IKBU

veröffentlicht und der Verkaufserlös ist

durch diesen Fonds für das Wohl der Allgemeinheit bestimmt.

Eingetragen unter VR 33517 B

GESHE KELSANG GYATSO

Herzjuwel

EIN KOMMENTAR ZUM SADHANA HERZJUWEL, DER ESSENTIELLEN PRAXIS DES KADAMPA-BUDDHISMUS

Originaltitel: Heart Jewel

Erstveröffentlichung 1991

Tharpa Publications

15 Bendemeer Road

London SW15 1JX

© 1991 Geshe Kelsang Gyatso und Manjushri Centre

© 1996 Deutsche Übersetzung

Geshe Kelsang Gyatso und Manjushri Centre

Herausgeber: 

Tharpa Verlag, Deutschland, ein Teil des 

Dipankara Kadampa Meditationszentrum e. V. (VR 33517 B)

Chausseestraße 108

10115 Berlin

Übersetzung: Gen Kelsang Nyima

Umschlagbild: Je Tsongkhapa und seine beiden Söhne 

Satz: Tharpa Verlag

ISBN 3-908543-04-5

Inhaltsverzeichnis
Illustrationen
Danksagung
Vorwort des deutschen Herausgebers
Vorwort
ERSTER TEIL: Der Guru-Yoga von Je Tsongkhapa
Einleitung
Je Tsongkhapa
Die Geschichte und die Überlieferungslinie der Unterweisung
Der Nutzen dieser Praxis
Das Ansammeln von Verdiensten
Die vorbereitenden Übungen der Zufluchtnahme und des Erzeugens von Bodhichitta
Das Einladen des Feldes für die Ansammlung von Verdiensten
Das Ansammeln von Verdiensten
Das Empfangen von Erlangungen
Das Vorbringen von Bitten
Das Empfangen von Erlangungen
Das Migtsema-Gebet
Eine Erklärung des Migtsema-Gebetes
Eine Erklärung der ersten Zeile
Eine Erklärung der verbleibenden vier Zeilen
Annäherungs-Retreat
Was ist ein Retreat?
Die notwendigen Voraussetzungen für ein Annäherungs-Retreat über Migtsema
Die Vorbereitungen für ein Annäherungs-Retreat über Migtsema
Die Praxis eines Handlungsannäherungs-Retreats über Migtsema
ZWEITER TEIL: Sich auf den Dharma-Beschützer verlassen
Einführung zum Dharma-Beschützer
Frühere Inkarnationen des Dharma-Beschützers
Manjushri
Mahasiddha Biwawa
Sakya Pandita
Butön Rinchen Drub
Duldzin Dragpa Gyaltsän
Panchen Sönam Dragpa
Ngatrul Dragpa Gyaltsän
Die Natur und Funktion des Dharma-Beschützers
Die Natur und Funktion Dorje Shugdäns
Der Nutzen, sich auf Dorje Shugdän zu verlassen
Wie man sich auf den Dharma-Beschützer verläßt
Wie man sich in Gedanken und Taten auf Dorje Shugdän verläßt
Wie man das Sadhana von Dorje Shugdän praktiziert
Widmung
Anhang I - Die zusammengefaßte Bedeutung des Textes
Anhang II - Das Mandala des Dharma-Beschützers
Anhang III - Sadhanas
Herzjuwel
König des Dharmas
Wunscherfüllendes Juwel
Vajradaka-Feuerdarbringung
Glossar
Bibliographie
Bücher
Sadhanas und andere Broschüren
Studienprogramme des Kadampa Buddhismus

Illustrationen

Je Tsongkhapa und seine beiden Söhne kommen vom Reinen Land Tushita herab

Je Sherab Senge

Palden Sangpo

Je Sangye Gyatso

Phabongkha Rinpoche

Trijang Rinpoche

Avalokiteshvara

Manjushri

Vajrapani

Je Tsongkhapa

Die Fünf Linien von Dorje Shugdän

Die Neun Großen Mütter

Die Acht Vollordinierten Mönche

Danksagung

Im Herbst 1990 hatten die Studenten des Manjushri Centre das große Glück, vom kostbaren und voll verwirklichten Meister Geshe Kelsang Gyatso eine komplette Reihe klarer und inspirierender Unterweisungen über den Guru-Yoga von Je Tsongkhapa gemäß der Segyu-Überlieferungslinie zu erhalten. Das vorliegende Buch enthält diese Unterweisungen.

In diesem Buch begründet Geshe Kelsang die Echtheit und die einzigartigen Qualitäten Je Tsongkhapas und des Kadampa-Buddhismus. Durch sein Werk hilft er, diese reine Tradition in der ganzen Welt für nachfolgende Generationen zu verbreiten. Wir danken dem Autor aus tiefstem Herzen für diese unermeßliche Güte.

Das ursprüngliche Manuskript des ersten Teils wurde von Alison Ramsay und Jim Belither mit Unterstützung von Tessa Winterbotham niedergeschrieben. Der zweite Teil wurde von Mike Garside aus Unterweisungen zusammengestellt, die bereits früher am Madhyamaka Centre und Manjushri Centre gegeben wurden.

Das vollständige Manuskript wurde dann zur endgültigen Bearbeitung an Gen Thubten Gyatso weitergegeben und bei Tharpa Publications von Tsultrim Kelsang, Lucy James, Kelsang Sopa, Ingrid Barton und anderen Schülern zur Veröffentlichung vorbereitet. Unser Dank gilt all diesen Schülern, die durch ihre Güte dem Autor halfen, dieses kostbare Werk zu vollenden.

Roy Tyson, Direktor,

Manjushri Mahayana

Buddhist Centre,

Mai 1991

Vorwort des deutschen Herausgebers

Der Tharpa Verlag bringt dieses wertvolle Handbuch der spirituellen Schulung und Führung in der Hoffnung heraus, daß weiten Kreisen von spirituell Praktizierenden eine ähnlich große Inspiration und Hilfe zuteil wird, wie sie Kadampa-Praktizierende bereits auf der ganzen Welt erhalten.

In der heutigen Zeit der zunehmenden Schwierigkeiten und Hindernisse für echte spirituelle Praxis und Entwicklung ist dieses Buch von unschätzbarem Wert, um wirkliche Fortschritte auf dem spirituellen Pfad zu machen.

Wir danken Gen Nyima für die ursprüngliche Übersetzungsarbeit, Monika Elias und Andrea Schumacher für das Redigieren, Kelsang Chösang, Werner Stephan und Joy Hänni für die Textgestaltung sowie allen anderen, die die Fertigstellung des Buches unterstützt haben.

Kadam Björn Clausen,

Dr. Henk Goorhuis,

Vajradhara Zentrum und

Tharpa Verlag Zürich,

Juni 1996

Vorwort

Dieses Buch stellt zwei Formen der Praxis vor, die vom Weisheits-Buddha Manjushri enthüllt wurden. Die erste ist ein besonderer Guru-Yoga, in dem wir unseren Spirituellen Meister als Je Tsongkhapa visualisieren. Je Tsongkhapa selbst ist eine Ausstrahlung Manjushris. Indem wir uns auf diese Praxis verlassen, können wir Negativität reinigen, Verdienste ansammeln und Segnungen empfangen. So werden wir ganz natürlich alle Realisationen der Stufen des Pfades von Sutra und Tantra vollenden und werden insbesondere eine sehr spezielle Dharma-Weisheit erlangen.

Die zweite Praxis ist eine Methode, sich auf den Dharma-Beschützer zu verlassen. Dadurch können wir Hindernisse in unserer Praxis überwinden und günstige Bedingungen schaffen, so daß wir unsere reinen Dharma-Realisationen ausbilden und vergrößern können. Wenn wir uns auf den Dharma-Beschützer verlassen, wächst unser Vertrauen in Je Tsongkhapa ganz natürlich, und wir erlangen leicht Erfahrungen des reinen Buddhadharmas, der vom Weisheits-Buddha Manjushri direkt an Je Tsongkhapa überliefert wurde.

Diese zwei Formen der Praxis sind die innerste Essenz des Kadampa-Buddhismus. Beide sind im Sadhana Herzjuwel im Anhang dieses Buches enthalten. Durch regelmäßiges und aufrichtiges Praktizieren dieses Sadhanas werden wir unser kostbares menschliches Leben äußerst bedeutungsvoll machen, und wir werden mit Sicherheit eine reiche Ernte reiner Dharma-Realisationen erhalten. Schließlich werden wir die erhabene Freude der vollen Erleuchtung erfahren.

ERSTER TEIL

Der Guru-Yoga von Je Tsongkhapa

Einleitung

Der Kommentar zum Sadhana Herzjuwel ist in drei Teile mit den folgenden Hauptüberschriften gegliedert:

1. Die Unterweisung zum Guru-Yoga von Je Tsongkhapa gemäß der Segyu-Überlieferungslinie

2. Sich auf den Dharma-Beschützer verlassen

3. Widmung

Die Unterweisung zum Guru-Yoga von Je Tsongkhapa gemäß der Segyu-Überlieferungslinie wird in zwei Teilen vorgestellt:

1. Einleitung

2. Die eigentliche Praxis der Unterweisung

Die Einleitung hat drei Teile:

1. Je Tsongkhapa

2. Die Geschichte und die Überlieferungslinie der Unterweisung

3. Der Nutzen dieser Praxis

JE TSONGKHAPA

Buddha Shakyamuni machte im Wurzel-Tantra Manjushris eine Prophezeiung, daß Manjushri später als Je Tsongkhapa erscheinen würde:

Wenn ich dahingegangen bin

Und meine reine Lehre nicht mehr da sein wird,

Wirst Du als gewöhnliches Wesen erscheinen,

Die Taten eines Buddhas vollbringen

Und das Freudvolle Land, den großen Beschützer,

Im Lande des Schnees errichten.

Dieser Vers offenbart die besonderen Qualitäten Je Tsongkhapas. Die dritte Zeile erklärt, daß Je Tsongkhapa zwar ein erleuchtetes Wesen war, eine Manifestation des Weisheits-Buddhas Manjushri, sich aber nicht als besonderes Wesen zeigte, sondern stets in der Form eines gewöhnlichen Praktizierenden erschien. Insbesondere stellte er niemals seine Wunderkräfte oder seine Hellsicht öffentlich zur Schau. Er ermutigte seine Schüler, seinem Beispiel zu folgen und die besonderen Kräfte, die sie möglicherweise erlangt hatten, nicht zu offenbaren.

Statt Wunderkräfte vorzuführen, arbeitete Je Tsongkhapa vorwiegend daran, den reinen Buddhadharma in ganz Tibet einzuführen. Indem er Unterweisungen gab und ein gutes Vorbild war, führte er viele Wesen zur Erlangung reiner, authentischer Realisationen von Sutra und Tantra. Dies ist die Bedeutung der vierten Zeile des Verses.

Der Ausdruck «Freudvolles Land» in der fünften Zeile ist der Name des Reinen Landes von Buddha Maitreya, das im Sanskrit als «Tushita» oder im Tibetischen als «Ganden» bekannt ist. Nach seinem Tod ging Je Tsongkhapa an diesen Ort. Während seines Lebens errichtete Je Tsongkhapa in Tibet ein großes Kloster, das «Kloster Ganden», und verbreitete im ganzen Land eine reine Lehre, die als «Ganden-Lehre» bekannt wurde. Diese Lehre ist ein besonderer, reiner Buddhadharma, der aus Manjushris Weisheit entstanden ist. Sie wird «der große Beschützer» genannt, da sie alle Lebewesen vor dem Ozean samsarischer Leiden beschützt. All dies weist darauf hin, daß Je Tsongkhapa eine Manifestation Buddha Maitreyas ist, des Beschützers der Hunderte von Gottheiten des Freudvollen Landes. Heutzutage ist die Tradition Je Tsongkhapas als die «Gelug-» oder «tugendhafte Tradition» bekannt, und die Anhänger Je Tsongkhapas sind die «Gelugpas». Der ursprüngliche Name «Ganden» stammt jedoch von Buddha Shakyamuni. Dies ist die Bedeutung der fünften Zeile.

Wie Buddha vorhergesagt hatte, erschien Je Tsongkhapa in Tibet, dem Lande des Schnees, wo er von 1357 bis 1419 lebte. Bei seiner Geburt fiel ein Tropfen Blut seiner Mutter auf die Erde. Später wuchs an dieser Stelle ein weißer Sandelbaum mit einhunderttausend Blättern. Auf jedem Blatt erschien ein Abbild des Buddhas Sengei Ngaro, der das gleiche Geisteskontinuum wie Buddha Manjushri ist. Dies weist darauf hin, daß das Kind eine Manifestation Manjushris war. Später sagte der Dritte Dalai Lama, Sönam Gyatso, daß dieser kostbare Baum ein Objekt der Verehrung und der Darbringungen sei. Er brachte ihn in ein nahegelegenes Kloster, wo er ihn in einen silbernen Stupa mit vielen kostbaren Juwelen stellte und ihm reiche Gaben darbrachte. Dieses Kloster wurde als «Kloster Kumbum» oder «das Kloster der einhunderttausend Bildnisse» bekannt. Schließlich wuchsen weitere ähnliche Bäume rund um den Stupa, und ihre Blätter trugen ebenfalls besondere Abbildungen. Auf manchen erschienen die Buchstaben von Manjushris Mantra AH RA PA TSA NA DHI, und auf anderen erschien der Samenbuchstabe Manjushris, der Buchstabe DHI. Diese Blätter wurden als sehr kostbar erachtet, und wenn sie im Herbst fielen, sammelten sie die Menschen und verarbeiteten sie zu Pulver. Viele Menschen wurden durch das Einnehmen dieses Pulvers von Krankheiten geheilt und waren in der Lage, ihre Weisheit zu vergrößern.

Je Tsongkhapa zeigte ein vollkommenes Beispiel, wie die Grundlage für den spirituellen Pfad gelegt wird, wie man auf diesem Pfad voranschreitet und wie man ihn vollendet. Als erstes studierte er den gesamten Dharma von Sutra und Tantra, indem er sich aufrichtig auf seine Spirituellen Meister verließ. Dann setzte er dieses gesamte Wissen in die Praxis um und zeigte die Erlangung aller Realisationen – von sich auf den Spirituellen Meister zu verlassen bis zur Vereinigung des Nicht-mehr-Lernens, der Buddhaschaft. Seither haben Tausende von Praktizierenden das endgültige Glück der Buddhaschaft in einem einzigen Leben erreicht, indem sie Je Tsongkhapas Beispiel folgten und seine Unterweisungen aufrichtig praktizierten. Selbst heute können vertrauensvolle Praktizierende, die Je Tsongkhapas reinem Dharma folgen, diese Ergebnisse erzielen.

Hätte Je Tsongkhapa, statt Unterweisungen zu erteilen und ein reines Beispiel zu geben, hauptsächlich seine eigenen guten Qualitäten gezeigt und Wunderkräfte und andere Formen von Hellsicht zur Schau gestellt, hätten wir keinen Nutzen aus seinen Handlungen erhalten. Was wir brauchen, ist nicht die Vorführung von Wunderkräften, sondern ein klares Vorbild, wie ein fehlerfreier spiritueller Pfad betreten, wie dieser Pfad bequem und problemlos praktiziert und wie er erfolgreich vollendet wird. Das ist die eigentliche Methode, um unsere täglichen Probleme zu lösen. Da uns Je Tsongkhapa gerade dieses Vorbild gab, sollten wir seine unendliche Güte erkennen und unerschütterliches Vertrauen und großen Respekt für ihn entwickeln.

Je Gendundrub, der Erste Dalai Lama, schrieb eine besondere Lobpreisung an Je Tsongkhapa, das Lied des östlichen Schneeberges, das im Tibetischen Shargangrima genannt wird. In diesem Lied sagt er zu Je Tsongkhapa:

Für die glücklichen Menschen von Tibet, dem Lande des Schnees, ist Eure Güte, o Beschützer, unvorstellbar.

Ich selbst im besonderen, Gendundrub, ein Halter von Nyomlä,

Verdanke es einzig Eurer Güte, o Ehrwürdiger Vater und Ehrwürdige Söhne,

Daß mein Geist auf den Dharma gerichtet ist.

Von jetzt an bis ich Erleuchtung erlange, 

Werde ich keine andere Zuflucht als Euch suchen.

O Ehrwürdiger Vater und Ehrwürdige Söhne,

Bitte sorgt für mich mit Eurem Mitgefühl.

Obwohl ich Eure Güte nicht erwidern kann, o Beschützer,

Bete ich dafür, daß ich mit einem Geist, frei von Beeinflussung durch Anhaftung und Haß,

Danach streben möge, Eure Lehre zu bewahren und gedeihen zu lassen,

Ohne dieses Bestreben jemals aufzugeben.

Nur schon das vertrauensvolle Visualisieren von Je Tsongkhapa ist eine kraftvolle Methode, um die Segnungen aller Buddhas zu empfangen, und mit starkem Vertrauen wird unser Haus bereits durch das Aufstellen einer Statue Je Tsongkhapas in einen heiligen Ort verwandelt, und sie wird uns vor Armut beschützen.

Als Je Tsongkhapa starb, war das ganze Land von Trauer über den Verlust seines kostbaren Lehrers überwältigt. Nicht nur konnten ihn die Menschen jetzt nicht mehr persönlich sehen, sondern, da es nur wenige Darstellungen von ihm gab, konnten die meisten nicht einmal eine Abbildung von ihm betrachten. Folglich begannen viele Kunsthandwerker Statuen anzufertigen und Thangkhas von ihm zu malen. Zwar hatte Je Tsongkhapa während seines Lebens seine Wunderkräfte nicht öffentlich gezeigt, doch nach seinem Tod vollbrachte er durch diese Statuen und Thangkhas viele Wunder. Besonders acht Statuen sind seit damals sehr berühmt geworden. Sie sind bekannt als:

1. Je she par ma (Die Ehrwürdige, die mit einem Lächeln verschwand)

2. Je nga dra ma (Die Ehrwürdige, die ein besseres Abbild ist)

3. Je shen pän ma (Die Ehrwürdige, die anderen nützlicher ist)

4. Je ku thim ma (Die Ehrwürdige, die sich in den Körper auflöste)

5. Je nam pur ma (Die Ehrwürdige, die in den Raum aufstieg)

6. Je tsong pön gelek ma (Die Ehrwürdige, Oberkaufmann Gelek)

7. Je tsö dog ma (Die Ehrwürdige, die Konflikte befriedet)

8. Je ling pur ma (Die Ehrwürdige, die in ein anderes Land ging)

Die Geschichte der ersten Statue ist folgende: Einst bemühte sich ein demütiger Praktizierender, eine Statue Je Tsongkhapas für sein Retreat zu finden. Da ihm dies nicht gelang, fertigte er während seines Retreats eine kleine Statue an und stellte sie auf seinen Altar. Diese Statue war für ihn wie der lebendige Je Tsongkhapa, und jeden Tag brachte er ihr vor Beginn seiner Meditation Gaben dar und machte Verbeugungen. Als er sich eines Tages von der Meditation erhob, bemerkte er, daß sich die Statue langsam in Licht auflöste. Während er dies beobachtete, lächelte die Statue plötzlich, stieg in den Raum auf und verschwand vollkommen. Der Praktizierende war erstaunt und konnte kaum glauben, was er gesehen hatte. Nach reiflicher Überlegung entschloß er sich, zu seinem Lehrer zu gehen und ihm die Vorkommnisse zu erzählen. Sein Lehrer war hoch erfreut und beauftragte ihn, eine weitere Statue anzufertigen, die der ersten exakt gleichen sollte. Er tat, wie ihm geheißen, und es ist diese Statue, die schließlich unter dem Namen «Die Ehrwürdige, die mit einem Lächeln verschwand» bekannt wurde.

Die zweite und dritte Statue wurde von zwei Kunsthandwerkern hergestellt, die in einem freundschaftlichen Wettbewerb feststellen wollten, wer geschickter in der Herstellung von Statuen war. Sie brachten die beiden Statuen einem hohen Lama zur Beurteilung. Als der Lama diese mit einem vertrauensvollen Geist untersuchte, begann die eine zu sprechen und sagte: «Ich bin das bessere Abbild.» Daraufhin erwiderte die andere: «Aber ich bin anderen nützlicher.» So erhielten diese beiden berühmten Statuen ihre Namen.

Die vierte wurde nach einer Statue benannt, die einem Praktizierenden namens Nyungnä Lama gehörte, dessen Hauptpraxis der Guru-Yoga von Je Tsongkhapa war. Nyungnä Lama hatte eine Statue Je Tsongkhapas auf seinem Altar, und er betrachtete sie als den lebendigen Je Tsongkhapa. Jeden Tag praktizierte Nyungnä Lama den Guru-Yoga, beginnend mit der Zufluchtnahme bis zum Auflösen Guru Tsongkhapas in sein Herz. Da er so aufrichtig praktizierte, entwickelte er ein sehr reines Herz und erzielte eine besondere Erfahrung von Konzentration. Eines Tages, als er die Auflösung Je Tsongkhapas in sein Herz visualisierte, erlebte er, wie sich seine Statue tatsächlich in ihn auflöste, und als er sich von der Meditation erhob, war die Statue auf seinem Altar verschwunden. Nach dieser Erfahrung erlangte er schnell viele hohe Realisationen. Die Kunde dieses Ereignisses verbreitete sich, und der Handwerker, der die Statue angefertigt hatte, wurde sehr berühmt. Später stellte er eine weitere Statue Je Tsongkhapas her, die er «Die Ehrwürdige, die sich in den Körper auflöste» nannte. 

Die fünfte Statue gehörte einem Kloster. Dort beobachtete ein besonders aufrichtiger Praktizierender des öfteren, wie sich die Statue in den Raum erhob und dann zu ihrem Platz auf dem Altar zurückkehrte. Deshalb wurde diese Statue unter dem Namen «Die Ehrwürdige, die in den Raum aufstieg» bekannt.

Die sechste Statue wurde von einem Minister der Regierung angefertigt, der ein vertrauensvoller Schüler Je Tsongkhapas war. Je Tsongkhapa selbst hatte diese Statue gesegnet. Eines Tages jedoch stahl sie ein böser Mensch aus Neid, brachte sie weit weg und warf sie in einen großen Fluß. Einige Zeit später reiste ein wichtiger Kaufmann namens Gelek zu Pferde durch jene Gegend und bemerkte einen Regenbogen in leuchtenden Farben, der senkrecht im Raume stand und dem Flußbett zu entspringen schien. Er dachte, daß dies ein ungewöhnliches Zeichen sei, und beschloß daher, die Nacht in der Nähe zu verbringen. Am nächsten Morgen war der Regenbogen noch immer da, und so entschloß er sich, weitere Nachforschungen anzustellen. Zwar konnte die örtliche Bevölkerung im Fluß nichts entdecken, doch Gelek war nicht überzeugt. Er sicherte sich mit Seilen, watete in den eiskalten Fluß und tauchte auf den Grund. Dort fand er die Statue Je Tsongkhapas, die Regenbogenlicht in leuchtenden Farben ausstrahlte. Als er wieder auftauchte, waren die Zuschauer erstaunt, daß er nicht ertrunken war, und noch erstaunter waren sie angesichts der kostbaren Statue in seinen Händen. Da es der Oberkaufmann Gelek war, der die Statue geborgen hatte, wurde sie anschließend als «Die Ehrwürdige, Oberkaufmann Gelek» bekannt.

Die siebte Statue stammte aus einer Gegend im östlichen Tibet, wo einst ein lang anhaltender Bürgerkrieg herrschte. Die Ortsbewohner sehnten sich nach einer Beendigung der Kämpfe, und so gingen sie zu einem Lama in der Nähe, der hohes Ansehen als großer Meditierender genoß und fragten ihn, was sie tun sollten. Er sagte, sie sollten eine große Statue Je Tsongkhapas in ihrer Stadt bauen und Darbringungen und Bitten vor ihr machen. Dies taten sie, und bald darauf endeten die Kämpfe, und der Friede kehrte in jene Gegend zurück. Diese Statue wurde später unter dem Namen «Die Ehrwürdige, die Konflikte befriedet» bekannt.

Die achte Statue wurde nach einer hochverehrten Statue Je Tsongkhapas benannt, die auf geheimnisvolle Art und Weise aus Tibet verschwand. Reine Praktizierende mit Hellsicht erkannten, daß sich die Statue in ein anderes, weit entferntes Land begeben hatte, wo der Boden mit Diamanten bestreut war und Sprache und Sitten vollkommen anders waren. Sie erkannten auch, daß die Statue den Menschen in jenem Land von Nutzen war, und beschlossen deshalb, eine weitere, ihr ähnliche Statue anzufertigen; sie nannten sie «Die Ehrwürdige, die in ein anderes Land ging».

Wunder wie diese sind nicht auf frühere Zeiten beschränkt. Auch heute noch gibt es viele Statuen und andere Darstellungen Je Tsongkhapas, die besondere Qualitäten besitzen. Als ich mich im Kloster Sera in Tibet aufhielt, war ich zum Beispiel gut bekannt mit einem Geshe namens Geshe Jatse. Als dieser seine Geshe-Schulung beendet hatte, zog er sich in eine Berghöhle zurück, um in Abgeschiedenheit zu meditieren. Er blieb für den Rest seines Lebens dort und lebte genau wie Milarepa. Als er starb, gingen seine zahlreichen Schüler gemeinsam mit vielen Zuschauern zur Höhle, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Zu ihrem Erstaunen sahen sie, daß der Je-Tsongkhapa-Statue Geshe Jatses Zähne und Haare gewachsen waren. Ich hörte diese Erzählung direkt von diesen Schülern, die ich zum Teil gut kannte.

Mein erster Philosophielehrer am Kloster Ngamring Jampaling hieß Geshe Palden. Geshe Palden machte einmal ein langes Annäherungs-Retreat über Je Tsongkhapa, bei dem er Migtsema-Gebete zählte. Am Ende seines Retreats erschien ein Bild Je Tsongkhapas auf einer der Perlen seiner Mala. Er zeigte es mir, und ich konnte die Abbildung ganz deutlich sehen.

Es gibt noch viele andere Geschichten wie diese, die uns zeigen, daß auch in diesen unreinen Zeiten vertrauensvolle Praktizierende unablässig Segnungen von Je Tsongkhapa empfangen können.

DIE GESCHICHTE UND DIE ÜBERLIEFERUNGSLINIE DER UNTERWEISUNG

Der Guru-Yoga von Je Tsongkhapa gemäß der Segyu-Überlieferungslinie wurde ursprünglich von Buddha Manjushri als Teil einer besonderen Schrift gelehrt, die unter dem Namen Kadam-Emanationsschrift bekannt ist. Je Tsongkhapa selbst entnahm den Guru-Yoga dieser Schrift. Heutzutage ist diese Praxis als Ganden Lhagyäma auf Tibetisch oder als Die Hunderte von Gottheiten des Freudvollen Landes auf Deutsch bekannt. Der Name rührt daher, daß wir im ersten Vers Je Tsongkhapa einladen, vom Herzen Buddha Maitreyas, der bekannt ist als «Beschützer der Hunderte von Gottheiten des Freudvollen Landes», herabzukommen.

Je Tsongkhapa gab diese Unterweisung an Je Sherab Senge weiter, der einer seiner Hauptschüler war. Je Sherab Senge wurde in Tsang im oberen Teil Tibets geboren. Er war ein sehr heiliger Meditationsmeister und Gelehrter, der Tausende von Schülern hatte, zu denen auch Je Gendundrub, der Erste Dalai Lama, gehörte. Er war der Linienhalter der tantrischen Unterweisungen Je Tsongkhapas, und wie es von Je Tsongkhapa vorhergesagt wurde, gründete er die tantrischen Hoch-schulen Gyumä in Zentraltibet und Segyu im oberen Teil Tibets.

Je Sherab Senge gab diese Unterweisung an Dulnagpa Palden Sangpo weiter, der einer seiner Hauptschüler war. Palden Sangpo stammte ebenfalls aus Tsang, aus einer Stadt namens Tanagdo in der Nähe des Klosters Tashilhunpo; er wurde im Kloster Narthang ordiniert. Nachdem er diese Unterweisung erhalten hatte, praktizierte er sie aufrichtig und erlangte als Ergebnis davon sehr hohe spirituelle Realisationen. Er konnte zahlreichen kranken Menschen helfen, indem er durch heilende Handlungen in Verbindung mit dem Migtsema-Gebet schwere Krankheiten kurierte und Hindernisse überwand.

Im allgemeinen gibt es viele Menschen, die durch Geister namens «Behar» zu Schaden kommen. Diese Geister treten in die Körper der Menschen ein und bewirken, daß sie entweder geisteskrank oder in ihrer spirituellen Entwicklung gestört werden oder vorzeitig sterben. Als sich Palden Sangpo einmal an einem Ort namens Säpu in einem Retreat über das Migtsema-Gebet befand, begann ein Behar-Geist einer in der Nähe lebenden reichen Familie zu schaden. Viele ihrer Verwandten waren bereits durch solche Geister getötet worden, und nun versuchte dieser Geist in den Körper des Sohnes einzudringen. Die Familienmitglieder waren sehr besorgt und baten Palden Sangpo, den Geist daran zu hindern, ihrem Sohn weiterhin Schaden zuzufügen. Palden Sangpo nahm ihre Bitte an und gab dem Vater einige Perlen der Mala, die er während seiner Migtsema-Rezitation benutzt hatte. Er sagte ihm: «Leg sofort, sobald der Geist in den Körper deines Sohnes eindringt, eine Perle an jeden Ausgang deines Hauses. Es kann sein, daß dies den Geist vor Entsetzen aufschreien läßt, und wenn dies geschieht, ruf mich.» Der Vater tat genau, wie ihn Palden Sangpo geheißen hatte, und fing so den Geist in seinem Haus ein. Der Geist war entsetzt und schrie: «Ich will aus diesem Haus heraus, aber viele mächtige und furchterregende, zornvolle Wesen hindern mich daran.»

Der Vater ging sofort zu Palden Sangpo und bat ihn, in sein Haus zu kommen. Als Palden Sangpo eintraf, fragte er den Geist: «Wie kannst du so vielen fühlenden Mutterwesen Schaden zufügen, wenn du selbst nicht einmal dieses geringfügige Leiden ertragen kannst? Von jetzt an darfst du niemandem mehr schaden. Wenn du nicht versprichst, anderen nicht mehr zu schaden, wird dich Yamantaka nicht gehen lassen.» Der Geist erwiderte: «Ich befolge die Anweisungen des obersten Behar-Geistes. Wenn ich niemandem schade, werden meine Kräfte schwinden, und ich werde leiden. Bitte fordere nicht so viel von mir, bitte vermindere die Verpflichtung.» Palden Sangpo sagte zum Geist: «Du mußt mir wenigstens versprechen, daß du niemandem schadest, der das Ganden-Lhagyäma- oder Migtsema-Gebet rezitiert.» Daraufhin sagte der Geist: «Ja, das kann ich dir versprechen.» Palden Sangpo sammelte dann die Perlen seiner Mala von den Ausgängen des Hauses auf, und der Geist verließ sofort den Körper des Sohnes und floh. Der Junge wurde wieder normal und litt nicht mehr. Später erkannten die Menschen ganz klar, daß jeder, der das Ganden-Lhagyäma- oder Migtsema-Gebet rezitiert, vor Schaden durch Behar-Geister beschützt wird.

Sowohl das Ganden-Lhagyäma- als auch das Migtsema-Gebet entstammen der Kadam-Emanationsschrift. Diese Schrift, die die gleiche Natur wie Manjushris Weisheit hat, kann von gewöhnlichen Wesen nicht gesehen werden, und die Unterweisungen, die sie enthält, sind nicht mit normalen Buchstaben geschrieben. Damit gewöhnliche Wesen diese Gebete sehen können, schrieb sie Palden Sangpo mit normalen Buchstaben in Prosaform nieder. Später schrieb Khädrub Sangye Gyatso die Verse, die wir heute rezitieren.