Holzmarkt - Hans-Ulrich Krause - E-Book

Holzmarkt E-Book

Hans Ulrich Krause

4,9

  • Herausgeber: BeBra Verlag
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Der Student Jakub Lelek stand kurz davor ein kleines Puppentheater in den S-Bahn-Bögen am Holzmarkt zu eröffnen. Jetzt liegt er erstochen im Zimmer seines Wohnheimes. Bei seinen Ermittlungen trifft Kommissar Martaler auf rivalisierende Puppenspieler und exzentrische Professoren, auf undurchsichtige Geschäftspartner und auf die schönen Freundinnen des Toten. Es ist nicht leicht herauszufinden, wer in dem verworrenen Spiel die Fäden in der Hand hat ... Berlin und seine Kieze - ob Neukölln, Friedrichshain oder Prenzlauer Berg - Sie alle bieten in unserer Reihe "Kiezkrimis" eine spannende Kulisse, vor welcher die zum Teil kauzig-symphatischen Kommissare ermitteln. Lesen Sie doch mal rein: Thomas Knauf "Prenzlauer Berg Krimis", Krause und Winckelkopf "Friedrichshain Krimis" oder Christoph Spielbergs "Neuköllnkrimi"

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Seitenzahl: 368

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Krause & Winckelkopf

HOLZMARKT

Ein Friedrichshain Krimi

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.

Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen, Verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung auf DVDs, CDROMs, CDs, Videos, in weiteren elektronischen Systemen sowie für Internet-Plattformen.

ebook im be.bra verlag, 2015

© der Originalausgabe:

berlin.krimi.verlag im be.bra verlag GmbH

Berlin-Brandenburg, 2015

KulturBrauerei Haus 2

Schönhauser Allee 37, 10435 Berlin

[email protected]

Lektorat: Gabriele Dietz, Berlin

Umschlaggestaltung: Ansichtssache, Berlin, unter Verwendung eines Fotos von fotolia

ISBN 978-3-8393-6149-8 (epub)

ISBN 978-3-89809-541-9 (print)

www.bebraverlag.de

I.

Wie betäubt laufe ich weg, fassungslos und blind vor Schreck. Lange Zeit spüre ich nichts und denke nichts, renne nur wie im Traum im unwirklichen Licht der Straßenbeleuchtung, bis die Bilder mich einholen und ich nichts anderes mehr sehe als die immer gleichen furchtbaren Szenen. Sie laufen vor meinen Augen ab wie ein Film, weit entfernt und der Realität entrückt. Ich projiziere sie aus der Erinnerung, während ich ungeduldig darauf warte, aufzuwachen. Mit der Zeit nimmt die Unruhe zu und das Bewusstsein kehrt langsam zurück. Die dramatischen Szenen rücken immer näher, wie Wände in einem engen, dunklen Raum. Ich habe nicht geträumt, es ist die Realität. Mein Herz und meine Gedanken beginnen zu rasen. Ich laufe eilig die Straße entlang, ohne zu wissen, wohin, spüre Stiche im Körper, Angst und Scham. Die Erinnerungen überlagern sich, kurze, zerrissene Szenen, ein Puzzle, das ich mühsam zusammensetze. Ich sehe sein Gesicht im Profil. Er dreht den Kopf und schaut mich mit ernstem Blick an. Ich sehe ihn streiten, seinen aufgerissenen Mund, höre seine scharfe Stimme. Aber schon im nächsten Bild liegt er reglos am Boden und scheint an die Decke zu starren.

Sind diese Augen wirklich tot? Kam es mir vielleicht nur so vor? Wie lange habe ich da gestanden und ihn angesehen? Die Zeit vergeht langsamer in solchen Situationen. Kann es sein, dass es zu kurz war, um beurteilen zu können, ob er tatsächlich tot ist? Vielleicht war er nur ohnmächtig, schwer verletzt und hat sich nach einer Weile wieder geregt. Vielleicht ist er gar nicht tot.

Hoffnung durchströmt mich. Ja, es könnte doch so sein? Ich gehe noch schneller und denke, dass ich eigentlich zurück müsste, um mich zu vergewissern, ob er tatsächlich noch lebt. Ich hebe den Blick vom Pflaster des Gehwegs, blicke zu den Fassaden der Häuser auf und bemerke plötzlich, wo ich bin. Ich kenne die Straße, sie ist mir gut vertraut. Die Modersohnstraße. Kindheitserinnerungen schießen mir durch den Kopf. Die gute alte Zeit. Aber schon kehrt der Alptraum zurück und ich bin wieder konfrontiert mit dem, was sich gerade ereignet hat. Was ist da eben passiert? Wie konnte das geschehen?

Du hättest einen Krankenwagen rufen müssen, denke ich. Wie lange ist es her? Ich greife in die Jackentasche und hole mein Smartphone hervor. Vielleicht kann ich ihm jetzt noch helfen. Ich muss den Notruf wählen … Aber nicht auf meinem Smartphone. Ich werde panisch. Er darf nicht tot sein! Nein, sage ich immer wieder, nein, nein. Nein! Gibt es denn nirgendwo mehr eine Telefonzelle? Es muss doch irgendwo eine Telefonzelle geben!

Aber was ist mit dem Blut? Bleib ruhig und erinnere dich: das Blut, das aus seinem zuckenden Körper pulsierte. Die Lache, in der er danach lag? Du hast doch an ihm gerüttelt, du hast doch gespürt, dass in diesem Körper kein Leben mehr war. Er ist tot. Tot.

Ich laufe um den Rudolfplatz, grübelnd und aufgewühlt. Oder hast du das alles überzeichnet wahrgenommen? War da wirklich so viel Blut? Versuch dich zu erinnern, vielleicht hast du etwas übersehen. Wieder drehe und wende ich die Bilder in meinem Kopf, aber da ist nichts, was mich entlasten könnte, nichts, was mir Ruhe schenkt. Ich spüre die Wucht der Messerstiche. Er ist tot. Er muss tot sein. Was habe ich getan?

Ich höre den Laut, den er von sich gab, als er zusammensackte, spüre das Zucken der Muskeln, das seinen Körper durchfuhr, bevor er schlaff wurde und schwer wie Blei. Trotzdem suche ich in meiner Erinnerung noch immer nach den Anzeichen einer Illusion, nach einer Bestätigung, dass es nicht wahr ist. Aber die Bilder sind real. Eine Erinnerung, die jede Hoffnung und jeden Trost auslöscht. Minuten, die ich nicht zurückdrehen kann und die alles verändern. Eine Szene, die ich nicht fassen kann und doch akzeptieren muss. Es gibt keinen Zweifel, es ist geschehen. Es gibt kein Zurück mehr. Mit grimmiger Entschlossenheit verlasse ich den Platz und laufe wieder auf die Straße.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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