If You Fly - Any Cherubim - E-Book
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Any Cherubim

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Beschreibung

Spiel ums Überleben – werden Maggie und John den Fängen der Mafia entkommen? Maggie hat mit Johns Verschwinden zu kämpfen, da läuft auch noch Bonnie erneut weg. Als die Kleine von einem Mann namens Iron zurückgebracht wird, ist die Erleichterung jedoch nur von kurzer Dauer: Iron ist ebenfalls ein Mafia-Mitglied und erpresst Maggie. Verzweifelt willigt sie in seine Forderungen ein, um ihre Kinder zu schützen. Gefangen in der Rolle, die sie spielen muss, muss Maggie lernen, dass auch John nicht immer ehrlich war. Als John wieder auftaucht, tiefer in die  Mafia verwickelt denn je, ist beiden klar, dass sie ein tödliches Spiel spielen. Ein Kampf ums Überleben und das Wohlergehen aller, die Maggie liebt, beginnt. Für sie stellt sich in all dem Chaos und dem Strudel aus Gewalt allerdings eine alles entscheidende Frage: Auf welcher Seite steht John? Der zweite Band der mitreißenden Mafia-Romance von Erfolgsautorin Any Cherubim schließt die Geschichte von Maggie und John ab und ist spannender denn je!

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If You Fly

If You

Any Cherubim

Für Anja

Schulter an Schulter

und

Schwestern für immer.

1

Maggie

John ist fort, und mit jeder Sekunde, die vergeht, vermisse ich ihn mehr. Anfangs wollte ich, dass er so schnell wie möglich aus unserem Leben verschwindet, doch jetzt ist alles anders. Ich gestehe mir ein, dass er mir viel mehr bedeutet, als ich vermutet habe.

Ja, verdammter Mist, ich trauere einem Kerl nach, der zur Mafia gehört, der womöglich schlimme Dinge getan hat. Zurück bleibt die Erinnerung an einen Mann, der mich aufgewühlt hat und voller moralischer Widersprüche ist, die nicht zu ihm passen wollen. Jetzt ist er endgültig gegangen und hat mein Herz mitgenommen. Wie kann ein Mann so einfühlsam, korrekt und edelmütig sein und gleichzeitig auf der dunklen Seite des Lebens stehen? Das wollte mir von Anfang an nicht in den Kopf. Ich muss mich wohl damit abfinden, dass diese Fragen unbeantwortet bleiben.

Noch lange sitze ich auf den Verandastufen und betrachte den Sonnenaufgang, während Hasi es sich auf meinem Schoß gemütlich gemacht hat. Gedankenverloren kraule ich sein winziges Köpfchen. Er scheint es zu genießen, denn er gibt leise Grunzgeräusche von sich.

In mir wummert der Abschiedsschmerz, mit dem ich von jetzt an leben muss. Ich schlucke neue Tränen hinunter, wische mir übers Gesicht, denn ich will nicht, dass meine Mädchen wach werden und sehen, dass ich geweint habe. John hat die Sympathie meiner Töchter und Tante Eddas im Sturm erobert, und sein Verschwinden wird sie genauso treffen wie die Tatsache, dass Miles fort ist, ohne sich verabschiedet zu haben. Besonders Bonnie. Und wie zur Hölle erkläre ich Miles' kleines Andenken? Mein Auge ist immer noch geschwollen, und ein tiefer, blauer Fleck hat sich gebildet. Das wird bei Fremden Fragen aufwerfen und einige Tage dauern, bis das Veilchen verschwunden ist. Hinzu kommt, dass die Polizei mir im Nacken sitzt und jederzeit hier auftauchen könnte. Schlimmer noch, die Mädchen könnten sich verplappern und verraten, dass ich eines der geflohenen Kartellmitglieder tagelang beherbergt habe. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dann angeklagt werde und ins Kittchen wandere.

Mir wird übel bei dem Gedanken.

In der letzten Nacht hat Miles jeden Rest meiner Gefühle für ihn zum Verstummen gebracht. Nie werde ich vergessen, wie wütend er war und mich geschlagen hat. Ob ich jemals im Stande sein werde, die Kinder mit ihm gehen zu lassen, falls er eines Tages dieses Recht einfordert? Mir bleibt nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass dieser Tag nie kommen wird. Eigentlich sollte ich ihn anzeigen, doch ich will die Sache nicht noch mehr ausreizen, zumal er als Zeuge gegen mich aussagen könnte, weil er John gesehen hat. Die Zeit wird zeigen, ob Miles tatsächlich den Mund hält und die Unterhaltszahlungen leistet.

Was Lance betrifft, bin ich mir jetzt sicher, dass ich diese Beziehung nicht weiter vertiefen will, auch wenn er mir seit Monaten ein sorgenfreies Leben in Aussicht stellt. Ich will nach vorn schauen, es selbst schaffen. Ich muss mich um Tante Edda, meine Töchter und um den ganzen anderen Kram kümmern. Nach den Sommerferien beginne ich mit dem Job und hoffe, dass es finanziell bald aufwärtsgehen wird. Bis dahin konzentriere ich mich auf meine Familie und verberge meine Gefühle für John, bis ich ihn irgendwann vergessen kann.

Seufzend setze ich Hasi ab und gehe ins Haus. Er folgt mir, und während ich ihn füttere, höre ich, wie Bonnie die Treppe heruntertapst.

»Guten Morgen.« Ich zwinge mich ihr ein freundliches Lächeln zu schenken. »Hunger?«

»Gleich. Ich will Daddy guten Morgen sagen.« Sie schaut sich suchend nach ihm um. »Wo ist er?«

Ich wende ihr den Rücken zu, um sie nicht ansehen zu müssen, fülle den Wasserkocher und bete, dass die Enttäuschung sie nicht zu sehr mitnehmen wird. »Setz dich doch erst mal, Liebling. Willst du etwas essen?«

»Nein, ich will zu Daddy«, beharrt sie, läuft zur Haustür und öffnet sie.

Regungslos steht sie auf der Veranda und starrt zu der Stelle, an der Miles' Transporter geparkt hat.

Ich greife nach ihren Schultern und drehe sie zu mir. »Süße … er …«

Tränen schimmern in ihren Augen, und ihr Kinn zittert. »Wo ist er?«

Mein Herz bricht, als ich in ihr trauriges Gesicht blicke. »Er musste ganz früh los.«

»Aber warum hat er uns nicht geweckt?«, sagt sie weinend. »Ich wollte doch mit ihm gehen.« Ihr kleiner Körper wird von heftigem Schluchzen geschüttelt, und ich ziehe sie in meine Arme. Was zur Hölle soll ich ihr nur erklären? Für Miles' Verhalten gibt es keine logische Begründung, und mit ihren sieben Jahren versteht sie den Ernst der Lage vielleicht nicht.

Ich setze mich auf die Hollywoodschaukel und nehme sie auf den Schoß. »Es tat ihm leid, dass er sich nicht verabschieden konnte«, lüge ich. »Auch John ist … Er ist fort.«

Erneut bricht sie in Tränen aus. Ich umarme sie fest, küsse und streichle sie und hoffe, dass ihr Schmerz bald vorübergehen wird. Langsam beruhigt sie sich und sieht mich mit verheultem Gesicht an. Wie immer, wenn sie sich aufregt, hat sie rote Flecken auf den Wangen. Erst jetzt bemerkt sie mein Veilchen und kneift die Augen zusammen. »Was ist da passiert?«

Ich streiche zärtlich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. »Nichts Schlimmes, ich bin gestolpert und dummerweise unglücklich gefallen.«

»Wieso ist John auch fort?«

»Wir wussten doch, dass er irgendwann gehen wird. Er konnte schließlich nicht ewig bei uns bleiben. Ich soll dir von ihm liebe Grüße ausrichten. Er –«

Bonnie löst sich von mir und lässt keinen weiteren Trost zu. »Das ist alles deine Schuld. Du streitest dich immer mit den Leuten, die ich lieb hab, sodass sie nicht mehr bei uns bleiben wollen.«

Schluchzend reißt sie sich los, rennt ins Haus, hinauf in ihr Zimmer.

Ich weiß ja, dass die Situation mit den Augen eines Kindes so aussieht, als wäre ich eine streitlustige, verbitterte und griesgrämige Frau, die an allem und jedem etwas auszusetzen hat. Aber Bonnie ist noch zu klein, um die komplizierte Erwachsenenwelt zu begreifen. Sie weiß nur, dass ihr Daddy nicht mehr bei uns ist. Und John ist nun auch fort. Diese Verluste hinterlassen Spuren bei meinen Kindern.

Ich stehe von der Schaukel auf und will ins Haus.

»John ist gegangen?«, höre ich Tante Eddas Stimme. Sie steht mit Eli an der Tür.

Ich bringe nur ein Nicken zustande.

Auch Tante Edda ist enttäuscht. »Schade, ich mochte diesen Mafia-Futzi.«

»Mafia-Futzi, Mafia-Futzi, Mafia-Futzi«, plappert Eli nach.

Edda lacht, was ich mit einem warnenden Blick quittiere.

»Wir sollten wirklich aufpassen, was wir in der Gegenwart der Kinder besprechen«, ermahne ich sie.

»Entschuldige.« Auch sie weiß, dass jedes Wort über John aus dem Mund der Mädchen gefährlich ist, besonders wenn Eli mehrmals ›Mafia-Futzi‹ nachplappert. Falls sie das wiederholt, wenn Pete auftaucht, könnte mich das in Erklärungsnot bringen.

»Bonnie meint es nicht so, Maggie.« Mitfühlend legt sie ihre Hand auf meinen Arm. »Sie wird darüber hinwegkommen.«

»Ich würde ihr so gern helfen.«

»Das tust du schon längst.«

Ich kneife fragend die Augen zusammen.

»Na, du bist immer für sie da, tröstest sie, unterstützt sie in ihrem Schmerz, egal wie groß die Enttäuschung ist. Du liebst sie und kümmerst dich. Sie wird das irgendwann erkennen.«

Schöne Worte, die im Augenblick aber wenig hilfreich sind. Bonnie gibt mir die Schuld für ihren Verlust, und tatsächlich bin ich mit verantwortlich für das ganze Dilemma. Ich nehme Eli auf den Arm und sehe meine jüngste Tochter an.

»Mommy, warum hast du ein blaues Auge?«

»Ich bin auf der Verandatreppe gestürzt. Das verheilt wieder«, erkläre ich, während Eli mich genau inspiziert. »Ich muss mit Bonnie sprechen«, sage ich an Tante Edda gerichtet und lasse die Kleine wieder herunter.

»Mach das. Ich richte das Frühstück. Komm, Eli. Hast du Hunger?« Edda streckt die Hand nach ihr aus.

»Ja, ich will einen großen Bären aufessen«, antwortet sie, ergreift die ausgestreckten Finger meiner Tante, und die beiden gehen in die Küche.

Als ich Bonnies Zimmer betrete und ihren ausgeräumten Kleiderschrank sowie den darunterliegenden offenen Kinderkoffer bemerke, versetzt es mir einen Stich. Meine Tochter hatte wirklich den Plan, mit Miles fortzugehen. Wie schlimm muss es jetzt für sie sein, dass sie ein zweites Mal von ihrem Vater verlassen wurde.

»Bonnie«, raune ich sanft und setze mich auf die Bettkante. Sie reagiert nicht, was sie meistens tut, wenn sie sauer ist. Ehrlich gesagt habe ich keinen blassen Schimmer, wie ich es ausdrücken soll, aber ich habe das tiefe Bedürfnis, ihr zu erklären, wie sehr ich sie liebe und froh bin, dass ich sie habe. Meine Hände knetend suche ich nach einem Anfang. »Ich weiß, wie verletzt und enttäuscht du bist.«

»Weißt du gar nicht«, muffelt sie mich an.

»Doch, glaub mir, das weiß ich, und soll ich dir sagen, woher?«

Keine Antwort.

»Zwischen Mutter und Kind gibt es diese besondere Verbindung. Ich habe dich neun Monate in mir getragen und vom ersten Augenblick an geliebt. Niemand kennt dich so gut wie ich, und das bedeutet, dein Schmerz ist auch meiner. Egal, wie traurig du bist, in meinem Herzen tut das genauso weh. Deshalb bin ich auch enttäuscht darüber, dass dein Daddy gegangen ist, ohne sich zu verabschieden. Ich finde es total blöd, dass ihr euch nicht mal unterhalten konntet. Du weißt, dass dein Vater und ich uns nicht mehr so gut verstehen, aber dass er fort ist, liegt nicht daran, dass ich ihn nicht hierhaben wollte. Er hat entschieden zu gehen.«

Sie schaut zu mir und zieht die Nase hoch.

»Auch John war sehr traurig, weil er dir nicht Lebewohl sagen konnte. Er wurde ganz früh heute Morgen abgeholt. Wenn ich nicht zufällig aufgewacht wäre, hätte er sich auch von mir nicht verabschiedet.«

Kurz denkt sie über meine Worte nach. »Und wo ist er jetzt?«

»Das weiß ich nicht.«

»Werden wir ihn wiedersehen?«

Langsam schüttle ich den Kopf, und noch mehr Tränen steigen bei ihr auf. »Das ist blöd. Wieso gehen alle fort?«

»Nicht alle, mein Liebling.« Ich lege meine Hand auf ihre Brust. »Manchmal begegnen wir Menschen, haben sie gern, und dann trennen sich die Wege.«

»Wieso kann John nicht hierbleiben?« Sie schluchzt und beginnt bitterlich zu weinen. Ich will sie trösten, und diesmal lässt sie es zu. Sie wirft sich in meine Arme, und ich halte sie ganz fest. Ich kämpfe selbst mit den Tränen und schicke ein Stoßgebet gen Himmel, damit sie schnell darüber hinwegkommt. Wir alle werden Zeit brauchen, um die letzten Tage zu verdauen.

Der Morgen vergeht. Bonnie wirkt in sich gekehrt und still. Sie redet nicht so viel wie sonst, sitzt mit Tante Edda am Esstisch und malt, während Eli mit Hasi spielt. Ich mache mich daran, im Gästezimmer das Fenster zu öffnen, und starre trübsinnig auf die leere Matratze am Boden. Ein T-Shirt, das John getragen hat, lugt unter der Decke hervor. Ich beuge mich hinunter, um das Kissen abzuziehen, da entdecke ich einen zusammengefalteten Zettel. Neugierig nehme ich ihn an mich, und etwas fällt heraus. Ich greife danach und halte einen Papiervogel in der Hand. Der Kloß in meinem Hals schwillt an, als ich das Bild vor Augen habe, wie John den Mädchen neulich gezeigt hat, wie man solche Vögel bastelt. Ich erinnere mich, wie er sagte: ›Wer fliegen will, muss das loslassen, was ihn festhält.‹

Tränen steigen auf, die ich nicht zurückhalten kann. Er hat die ganze Zeit gewusst, wo mein Problem lag, was mich gehindert hat, zu fliegen, und mich dazu gebracht, dass ich das erkenne.

Ich bin so ergriffen davon, dass ich mich zusammenreißen muss, um den Brief zu lesen. Mein Herz rast.

Maggie,wenn du diese Zeilen liest, werde ich nicht mehr bei euch sein. Es tut mir leid, dass ich mich nicht von dir und deiner Familie verabschieden konnte, aber vielleicht war das ganz gut.

Ich hatte wirklich verdammtes Glück, dass ich bei euch untergekommen bin und du mich wieder zusammengeflickt hast. Ich verdanke dir mein Leben, und ich weiß, welches Risiko du eingegangen bist. Nicht jede Frau ist so stark und entschlossen wie du. Dafür bewundere ich dich. Lass dir von den Kerlen nichts anderes einreden. Flieg, wann immer dir danach ist.Es fällt mir nicht leicht, zu gehen, aber ich habe keine Wahl. Vielleicht hätte aus uns in einer anderen Zeit, an einem anderen Ort, etwas werden können.

Ihr werdet mir fehlen – du wirst mir fehlen. Doch meine Realität ist leider gefährlich, tückisch und voller Risiken. Es tröstet mich, dass ihr wieder in Sicherheit seid und du von nun an nichts mehr mit meiner Welt zu tun haben wirst. Trotzdem werde ich an dich denken und hoffen, dass du und die Mädchen glücklich werdet.

Verbrenne diese Zeilen, nachdem du sie gelesen hast, damit keine Spuren zurückbleiben.

Lebe wohl

Dein John

Mehrmals überfliege ich seine Worte und starre auf den Vogel in meiner Hand. Alles, was ich in den letzten Monaten durchgemacht habe, bricht ungefiltert über mich herein: Die Trennung von Miles, Tante Eddas Schlaganfall und seit Neustem ihre seltsamen Gedächtnisaussetzer. Bonnie, die keine Ahnung hat, dass ihr Vater ein selbstsüchtiger Egoist ist, meine aufgebrauchten Ersparnisse und die finanziellen Sorgen. Schließlich John, der verletzt in meiner Scheune lag, mich erpresst hat, ihm zu helfen, und letztlich, wie ich mich in ihn verliebte. Mit John lernte ich wieder zu vertrauen, obwohl sein Umfeld nicht gerade Sicherheit verspricht und man um solche Menschen einen großen Bogen machen sollte.

Es ist immer noch schwer zu glauben, dass er zu diesen Leuten gehört, die gewissenlos sind und kaltblütig Dinge tun, die ich nur aus dem Fernsehen kenne. Das kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Er war genauso, wie ich mir einen Mann vorgestellt habe – familiär, einfühlsam und witzig, aber auch fordernd, stark und, so verrückt es klingt, vertrauenswürdig.

Eine Gänsehaut überzieht meine Arme, als ich an den Sex mit ihm denke, und ein wehmütiges Ziehen macht sich in mir breit. John hat mich Dinge fühlen lassen, die ich nie gekannt habe. Er hat mich verschlungen, meinen Körper geliebt und dabei meine Seele berührt. All das wird nun eine Erinnerung bleiben. Sie wird verblassen, vielleicht irgendwann ganz verschwinden.

Hastig streife ich die Tränen fort, die unaufhaltsam über meine Wangen strömen. Ich habe Angst, dass sie die Tinte auf dem Papier verwischen könnten. Mein Blick fällt auf das T-Shirt unter dem Kissen. Voller Sehnsucht greife ich danach, drücke es mir ins Gesicht, atme tief seinen unverwechselbaren Duft ein, der mich tröstend einhüllt. Ich schließe dabei die Lider. Es ist wie eine sanfte Umarmung, und ich stelle mir das Blau seiner Augen vor. Seit dem ersten Moment unserer Begegnung bin ich in sie hineingefallen.

Genug! Ich bin so eine verrückte Kuh, John ist noch keine fünf Stunden fort, und ich führe mich auf wie ein verliebter Teenager. Den Brief falte ich ordentlich zusammen. Vernichten kann ich Johns Zeilen nicht. Das Papier und das T-Shirt sind alles, was ich von ihm habe. Er wollte zwar, dass ich seinen Brief verbrenne, doch ich kann das nicht und beschließe, ihn zu behalten – versteckt. Das Aroma des T-Shirts wird mich trösten, wenn ich mich besonders einsam fühle, und von Zeit zu Zeit will ich mir einen schwachen Moment erlauben und von ihm träumen dürfen. Eilig laufe ich ins Schlafzimmer, verstaue den Brief in der Schublade zwischen der Unterwäsche und stopfe das T-Shirt unter mein Kissen.

***

Mit Mühe schleppe ich die Matratze aus dem Gästezimmer und bin froh, dass Miles seinen Kram endlich abgeholt hat. Dadurch komme ich schnell voran und kann dem Raum einen frischen Farbanstrich verpassen. Den Mädchen drücke ich jeweils einen Pinsel in die Hand. Gemeinsam streichen wir das Zimmer in einem freundlichen Rosaton, so wie es Tante Edda sich gewünscht hat.

Eli hat Spaß daran, statt der Wand sich selbst anzupinseln, und lacht jedes Mal, wenn ich sie entsetzt anschaue, weil sie sich neue Farbkleckse auf ihr Shirt getupft hat. Dieses Spiel hat zur Folge, dass ich ihre Klamotten wahrscheinlich entsorgen und das Kind in der Badewanne erst mal einweichen muss, um sämtliche Farbe von ihren Ärmchen und vom Gesicht zu waschen.

Wir sind beinahe fertig, als mir einfällt, dass ich Tante Edda schon eine Weile nicht mehr gesehen habe.

»Edda?« Ein ungutes Gefühl steigt in mir auf, als ich keine Antwort erhalte. »Bonnie, pass auf deine Schwester auf, dass sie nicht auch noch in den Farbeimer fällt, ich sehe mal nach Tante Edda.« Ich schaue mich im Wohnzimmer und in der Küche nach ihr um. »Edda?«

Gerade will ich die Treppe hinauf, da öffnet sich die Eingangstür.

»Sie kommen, Maggie.« Edda ist kalkweiß im Gesicht und sichtlich aufgeregt.

»Wer?«

»Die Bullen«, flüstert sie und deutet hinaus. Ich spähe aus dem Fenster und sehe einen Polizeiwagen, der direkt vor dem Haus parkt. Mir wird heiß und kalt. Angst kräuselt sich in meinem Magen.

»Hast du alles von John weggeräumt?«, fragt Edda, die nervös ihren Blick durchs Haus gleiten lässt. Obwohl ich wusste, dass die Polizei früher oder später hier auftaucht, stehe ich neben mir und schaue mich panisch um, doch John hatte nichts bei sich, außer der Kleidung, die er trug, und seiner Waffe. Die hat er natürlich mitgenommen. Seine blutigen und verschmutzten Sachen habe ich längst entsorgt.

»Sei ganz beruhigt«, versichere ich ihr. »Geh zu den Mädchen und lenke sie ab. Sie dürfen auf keinen Fall Pete begegnen.« Nervös schlucke ich meine Spucke herunter, bevor ich einmal tief einatme und dem Polizisten, einem alten Schulfreund, auf der Veranda entgegentrete.

»Hi Pete«, sage ich lächelnd und bin so froh, dass er seinen Hund im Auto gelassen hat. Das Tier bellt, als es mich sieht. Ob es etwas wittert?

»Hallo Maggie.« Er tippt grüßend gegen seinen Polizeihut und mustert mich. »Was ist denn mit dir passiert?« Besorgt zeigt er auf mein blaues Auge.

Mist! Ich hätte versuchen können, es ein wenig mit Make-up abzudecken, aber durch die Malerarbeiten habe ich das völlig vergessen. Ich lächle verhalten. »Nichts, ich bin gestern gefallen. Ist nicht weiter schlimm.«

»Das sieht übel aus. Der Doc sollte mal drauf schauen.«

Ich winke ab. »Quatsch. Das wird wieder. In ein paar Tagen ist davon nichts mehr zu sehen. Ich sollte zukünftig aufpassen, wo ich hintrete.«

Er nickt nachdenklich und hadert, ob er mich weiter danach ausfragen soll.

»Ich habe gehört, dass Miles gestern im Ort gesehen wurde.« Er schaut sich suchend nach ihm um.

»Ja, er hat seine Sachen geholt und ist gleich wieder zurück.«

Langsam habe ich das Gefühl, dass er bemerkt, wie nervös mich seine Fragerei macht und sein bellender Hund mir den Schweiß auf die Stirn treibt. Ich verschränke die Arme.

»So eilig?«

»Tja …« Ich zucke mit den Achseln.

»Aber … er hat seine Kinder ne ganze Weile nicht gesehen, oder?«

»Er wollte gleich wieder los, nachdem er seinen Kram abgeholt hat.« Ich setze eine eingeschnappte Miene auf.

»Hat er dir etwa …?« Er deutet auf mein blaues Auge, und sofort weiß ich, welchen Gedankengang er verfolgt.

Schnell schüttle ich mit dem Kopf.

»Nein, Quatsch. Miles hat damit nichts zu tun, Pete. Ich bin hier auf den Stufen gestern Abend ausgerutscht und blöderweise auf eine der Kanten geknallt«, lüge ich, was mir erstaunlicherweise leicht über die Lippen kommt.

»Halt die Klappe, Arion«, ruft er dem Hund zu, worauf Stille einkehrt. Pete wendet sich wieder an mich. »Bist du dir sicher«, fragt er misstrauisch.

»Ja, es ist wirklich alles gut.«

»Trotzdem … Ich hätte nie gedacht, dass Miles sich euch gegenüber so mies verhält«, sagt er. Pete und Miles waren zwar nie enge Freunde, aber als Mitglied der kleinen Gemeinde Gridley kennt man sich und hat mal zusammen ein Bier getrunken. Dennoch muss ich Pete recht geben, niemand hätte Miles das zugetraut, was er sich seit einem Jahr leistet – schon gar nicht, dass er mich je schlagen würde. So kann man sich in Menschen täuschen.

»Tut mir leid, Maggie. Das ist sicher nicht leicht für dich.«

»Danke, aber ich komme klar.«

»Ihr seid am Renovieren?« Er grinst und deutet auf mein T-Shirt, auf dem überall Farbkleckse zu sehen sind.

»Ja, Tante Edda kann endlich ins Gästezimmer unten einziehen. Du weißt doch, wie schlecht sie zu Fuß ist, und die Treppen sind sehr anstrengend für sie.«

»Ah, coole Aktion. Kann ich euch helfen? Möbel nach unten schleppen?«

»Nein, das ist lieb, das kriegen wir hin.«

Er nickt, und eine unangenehme Stille entsteht. »Äh, dann will ich dich nicht länger aufhalten. Ich bin zu euch rausgefahren, um euch mitzuteilen, dass die Suche nach den Flüchtigen der Schießerei eingestellt wurde.«

Mein Herz macht einen Satz. »Ach wirklich?«

»Ja. Wir wundern uns auch.« Er will wohl das Gespräch vertiefen, kommt die Stufen herauf und deutet zu der Flasche mit dem Eistee, den Edda in der Früh aufgebrüht hat. »Heiß heute. Darf ich?«

»Klar, bedien dich«, sage ich und hoffe, dass er sich nicht zu wohlfühlt. »Und darf ich fragen, warum die Durchsuchungsaktion doch nicht stattfindet?«

Er schenkt sich ein und trinkt einen großen Schluck. Anschließend wischt er sich über den Mund, bevor er antwortet. »Aus, Arion!«, schnauzt er seinen Hund an, der wieder unaufhörlich bellt. Nach dem Kommando verstummt das Tier – vorerst. »Tja, die Anweisung kam von ganz oben, warum, wissen wir nicht. Selbst der Chief findet das seltsam. Erst letzte Woche haben sie mächtig Druck gemacht, und jetzt ist alles abgeblasen.«

Er zuckt mit den Achseln, aber mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich habe schon Spürhunde und ein riesiges polizeiliches Aufgebot auf unserem Grund und Boden erwartet. Das bedeutet, dass nach John nicht mehr gesucht wird. Zumindest nicht von der Polizei.

Er trinkt sein Glas aus und stellt es auf dem Tisch ab. »Sei trotzdem weiter vorsichtig, ja?«

»Na klar.«

Endlich geht er, dreht sich aber auf den Stufen nochmals um. »Ach, sind deine Mädchen wieder gesund?«

»Ja, top fit.«

»Schön zu hören. Also dann, wir sehen uns, und falls du Hilfe brauchst, ruf uns an.«

»Mach ich.« Erleichtert schaue ich zu, wie Pete zu seinem Streifenwagen geht. Sein Hund bellt noch aufgeregter, aber bevor Pete den Wagen erreicht, bleibt er plötzlich vor der kaputten Scheunentür stehen. »Was ist denn hier passiert?«

Hitze steigt in meine Wangen, während ich fieberhaft mein Hirn nach einer plausiblen Erklärung durchforste. »Ich … ich … bin neulich mit dem Wagen dagegen gekracht, als ich rückwärts gefahren bin.«

Etwas Besseres fällt mir nicht ein. Mir wird heiß und kalt, als er den Schaden genauer betrachtet.

Er runzelt die Stirn. »Bist du sicher? Das sieht mir eher nach …«

Meine Rettung kommt in süßem Rosa auf vier Beinen. Hasi wuselt direkt auf Pete zu und schubbert sich an seinem Hosenbein.

»Hey!« Irritiert schaut der Polizist auf den kleinen Frechdachs hinab und nimmt ihn unter quiekendem Protest hoch. »Was bist du denn für einer?«, fragt er lachend, während Hasi sich windet und Pete ihn daraufhin wieder herunterlässt.

»Das ist Hasi, unser Hausschwein.«

»Ihr habt ein Schwein? Das ist aber winzig.«

»Ja, ist ein Teacup-Ferkel. Bonnie hat es beim Stadtfest gewonnen.«

»Davon wird ja niemand satt.« Er kichert.Warum zum Teufel betrachten alle Leute unser Schweinchen als Nahrung? »Ich würde dir empfehlen, es gegen einen Wachhund einzutauschen. Der würde euch hier draußen deutlich besser beschützen.« Lachend steigt er in seinen Wagen.

»Sehr witzig, Pete.« Ich winke ihm, als er wegfährt, und blähe vor Erleichterung meine Wangen auf.

2

Maggie

 

 

Nach diesen Neuigkeiten kann ich mein Glück kaum fassen. Ich hätte niemals vermutet, dass ein kleines Schweinchen Pete so sehr von der kaputten Scheunentür ablenkt, dass er sogar vergisst, meinen angeblichen Rückfahrunfall infrage zu stellen. Dafür bekommt Hasi eine extra Portion Futter von mir.

Nichts ist mehr ein Problem, was mich in Schwierigkeiten hätte bringen können. John hat dafür gesorgt, dass Miles die Destille mitnimmt, das Whiskeyfass verschwunden ist, und die Polizei wird unser Grundstück nicht durchsuchen. Durch John lichtet sich der Rauch, ich sehe klarer und kann mein Leben wieder aufnehmen.

Beflügelt von Petes Neuigkeiten, Johns Brief und seinem Papiervogel, schaffe ich es in nur wenigen Tagen, Tante Eddas Zimmer fertig zu streichen und einzurichten. Ihr Bett habe ich in Einzelteile auseinandergeschraubt, heruntergetragen und wieder aufgebaut. Sogar die Schranktür konnte ich reparieren. Zum Glück hat mir Onkel Joseph früh beigebracht, wie ich mit einem Schraubenzieher umzugehen habe.

Als Tante Edda die erste Nacht in ihrem neuen Zimmer verbringt, setze ich mich zufrieden an den Laptop und stöbere im Netz nach Informationen. Ich google nach dem Donatelli-Kartell und sauge förmlich alle Berichte und Bilder, die ich finden kann, in mich auf. Toni Donatelli ist kein unbeschriebenes Blatt. Es gibt mehrere Fotos, auf denen er mit Politikern, einflussreichen Leuten und schönen Frauen abgelichtet ist. In manchen Artikeln wird von seiner beispiellosen Spendenbereitschaft für wohltätige Zwecke berichtet. Er soll unermesslich reich sein, aber er steht auch immer wieder im Verdacht, mit Waffen und Drogen zu handeln. Er scheint eine wichtige Figur der Unterwelt zu sein, jedoch konnte man ihm das bisher nie nachweisen. Er beschäftigt ein ganzes Geschwader von Anwälten, die sämtliche Indizien und Beweise widerlegen. Der Mann ist Ende vierzig, gutaussehend und hat ein sympathisches Lächeln. Ich mag seinen Pornobalken im Gesicht nicht, aber die Damen, die ihn ständig umgarnen, scheint das nicht zu stören. Er ist auf allen Fotos stets in Begleitung seiner Bodyguards. Ich suche John, aber finde ihn nicht.

Später liege ich noch lange im Bett, kuschle mich in sein T-Shirt und versinke in Erinnerungen, bis Eli zu mir gekrochen kommt. Eng an mich gekuschelt schlafen wir beide ein.

Am nächsten Tag ist endlich Tante Eddas Arzttermin. Auf dem Weg zu Dr. Darney bin ich vollkommen entspannt, auch wenn ich mir Sorgen um meine Tante mache. Seit John fort ist, hat sie zum Glück keinen ihrer Anfälle mehr gehabt, aber ich frage mich, was deren Ursache sein könnte.

Wir erreichen Gridley, und ich bin froh, dass mein Veilchen inzwischen so weit abgeheilt ist, dass man es kaum noch sieht. Die Überreste decke ich mit etwas Make-up ab, um jedes Gerede und Tuscheln in der Stadt im Keim zu ersticken.

Am Ortseingang schaue ich in den Rückspiegel. Vier Männer sitzen in einem Wagen hinter mir, und ich habe den Eindruck, dass sie uns folgen. Bilde ich mir das nur ein? Genau kann ich sie nicht erkennen. Vielleicht bin ich verrückt, aber um das zu prüfen, biege ich bei der nächsten Gelegenheit in eine Seitenstraße ab und nehme einen Umweg in Kauf. Sofort wirft mir Tante Edda einen Blick zu. »Was machst du? Du bist falsch abgebogen.«

Der Wagen hinter uns folgt mir nicht, und ich frage mich, ob ich mein Hirn vielleicht auch untersuchen lassen sollte. Ich darf definitiv nicht so viel im Internet über das Donatelli-Kartell lesen. »Entschuldige, ich war in Gedanken. Wir sind gleich da.«

Ich parke in der Nähe der Praxis.

»Mommy, können wir nachher ein Eis haben«, fragt Bonnie, die sich, zusammen mit Eli, die Nase an der Glasscheibe des Eisladens plattdrückt.

»Erst gehen wir zum Arzt, und wenn ihr brav seid, bekommt ihr eins«, erwidere ich. Die Mädchen freuen sich und schließen fröhlich hüpfend zu mir und Tante Edda auf.

Dr. Darney empfängt uns zu einem Vorgespräch, während die Kinder im Wartezimmer mit der Arzthelferin beschäftigt sind. Ich nutze die Gelegenheit, mit ihm allein zu sprechen, solange Tante Edda bei der Blutabnahme ist. Ich berichte ihm von den merkwürdigen Momenten, die wir in letzter Zeit hatten – wie sie sich neulich herausgeputzt hat und ziemlich spät am Abend Gäste für eine Party empfangen wollte. Dass ich völlig in Panik verfiel, weil John zu dem Zeitpunkt noch bei uns war, verschweige ich. Eine weitere Situation war, als sie eimerweise Wasser gegen die Zimmerwand warf, da sie davon überzeugt war, dass das Haus in Flammen stünde. In den letzten Tagen hat sie wieder stundenlang alle Schubladen, Schränke durchwühlt, faselte etwas von einem Schlüssel und redete mit ihrem verstorbenen Ehemann, was für mich noch die harmlosere Variante ist. »Was ist mit ihr los, Dr. Darney? Das alles macht mir Angst.«

Nickend kritzelt er irgendwelche Notizen in Tante Eddas Akte. Als er damit fertig ist, zieht er nachdenklich seine Brille ab und lehnt sich zurück. »Nun, Maggie, wir werden einige Untersuchungen starten und es herausfinden.«

Es werden unzählige Tests gemacht, die zwei volle Nachmittage dauern. Bei der Ergebnisbesprechung beschließe ich, mit den Mädchen das versprochene Eis zu essen, während Tante Edda einen letzten Check über sich ergehen lassen muss. Bis zum Diagnosegespräch spazieren wir durch die Innenstadt und begegnen bekannten Gesichtern, die uns grüßen. Wir treffen Mrs. Green, eine alte Freundin von Edda. Mrs. Porter kommt mit ihrem Hund. Die Kinder sind ganz entzückt von dem Mops, erzählen von Hasi und …

Wieder entdecke ich den dunklen Wagen, in dem die vier Männer sitzen. Diesmal kann ich erkennen, dass sie Sonnenbrillen tragen und der Fahrer eine tätowierte Glatze hat. Sie parken keine zehn Meter von uns entfernt. Unwohlsein schleicht mir durch den Magen, aber der Fahrer zündet den Motor und fährt los. War das ein Zufall? Oder bilde ich mir das nur ein?

Kurze Zeit später setzen wir uns beim Brunnen auf eine Bank unter einer Eiche und genießen im Schatten unser Eis. Bonnie und Eli spielen am Wasser und waschen ihre klebrigen Finger. Eine Frau sitzt auf einer zweiten Bank und beobachtet lächelnd meine Mädchen.

»Mommy, sieh mal, da ist John!«, ruft plötzlich Eli.

 

***

 

Mein Herz fällt mir in den Magen, und nervös folge ich Elis Finger. Hektisch suche ich die Straße nach ihm ab. Er ist nirgends zu sehen, doch dann entdecke ich an einem Fenster auf der anderen Straßenseite ein Fahndungsplakat der Polizei. Der Anblick seines Gesichts tut weh, weil mir bewusst wird, wie sehr er mir fehlt.

»Ihre Kinder kennen den Mann wohl vom Fernsehen, oder?«, fragt die ältere Frau.

»Ja«, antworte ich lachend. »Komm, Schätzchen, wir müssen jetzt zu Tante Edda.«