Im Schutz der Schatten - Helene Tursten - E-Book

Im Schutz der Schatten E-Book

Helene Tursten

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Beschreibung

Die Bestseller-Serie aus Schweden! – Band 10

Nur sie kann die Familie schützen. Aber auf welcher Seite steht ihr Mann?

Im düsteren Hafenviertel wird ein Mann mit Benzin übergossen und angezündet. Der Tote war Mitglied einer von Göteborgs berüchtigten Banden. Irene Huss ist sich bewusst, dass die Ermittlungen heikel sind: die Organisation durchsetzt bereits weite Teile des öffentlichen Lebens. Doch wie nah die Kriminalinspektorin den Tätern wirklich kommt, wird ihr erst klar, als im Auto ihres Mannes Krister eine Bombe explodiert und sie ihre Familie in Sicherheit bringen muss. Weiß Krister mehr, als er zugibt?

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Seitenzahl: 353

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Helene Tursten

Im Schutz der Schatten

Roman

Aus dem Schwedischen von Lotta Rüegger und Holger Wolandt

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. Die schwedische Originalausgabe erschien 2012 unter dem Titel »I skydd av skuggorna« bei Piratvörlaget, Stockholm.

Deutsche Erstausgabe August 2012

Copyright © 2012 by Helene Tursten

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2012 by btb Verlag

in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München

Published by agreement with Leonhardt & Høier Agency, Copenhagen.

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-08936-8V002www.btb-verlag.de

Für Karin A. und Ola C., weil ihr die ganze Zeit dabei wart.

Der Pizzakurier fuhr langsam die Ringögatan entlang und sprach aufgeregt in sein Handy.

Dann legte er verärgert auf und warf das Mobiltelefon auf den Beifahrersitz. Sein Chef war wütend, weil er die Adresse nicht fand, obwohl sich der blöde Typ selbst nicht an die Hausnummer erinnerte. »Steht auf Zettel, Adem. Du lesen!«, hatte er gebrüllt und aufgelegt. Super! Die Zahl konnte eine Zwei, Sieben oder Neun sein. Außerdem: Wo zum Teufel lag die Kolgruvegatan? War ein Navi zu viel verlangt? Selber besaß er leider nur ein altes Handy ohne GPS. Von seinem Lohn wollte er sich als Erstes ein iPhone kaufen.

Adem Guzel arbeitete den dritten Abend als Pizza-kurier. Jetzt bereute er es bereits bitter, sich auf diesen Job eingelassen zu haben. Gerade erst hatte er den Führerschein gemacht. In zwei Wochen würde das letzte Schuljahr beginnen. Den Sommer hatte er bei Verwandten und Freunden in der Türkei verbracht und viel Spaß gehabt. Und da er vor Schuljahresbeginn noch etwas Geld brauchte, hatte er den Job angenommen, außerdem lernte er so autofahren. Der Besitzer der Pizzeria war ein alter Freund seines Onkels, der ihm den Kontakt vermittelt hatte. Leider lag die Pizzeria im Stadtteil Brunnsbo, dort war Adem vorher noch nie.

Er versuchte sich damit aufzumuntern, dass es die letzte Tour des Abends war. Die Pizzeria schloss um 23 Uhr, und er würde pünktlich wieder zurück sein. Vorausgesetzt er fand diese verdammte Adresse.

Angestrengt versuchte er die Straßenschilder zu lesen, doch dazu war es fast zu dunkel. An etlichen Stellen fehlten die Schilder auch, oder sie waren so verdreht, dass er sie nicht lesen konnte. Einige waren mit schwarzer Farbe übersprayt. Außerdem begann es gerade wieder zu regnen, was die Sicht auch nicht gerade verbesserte.

Hinter ihm blendete der Fahrer eines alten VW-Pick-up die Scheinwerfer auf, weil er vorbei wollte. Er sah mit seinem Schlapphut und seinem langen grauen Bart aus wie ein in die Jahre gekommener Hippie. Beim Überholen zeigte er Adem den Mittelfinger. Adem fluchte, gab Gas, bremste dann aber abrupt wieder ab, als er ein Straßenschild bemerkte, das lesbar aussah. Er lehnte sich gegen das Beifahrerfenster. Yes! Kolgruvegatan. Er schöpfte wieder Hoffnung, seine Pizza doch noch loszuwerden, und bog mit quietschenden Reifen in die Straße ein. Er mochte dieses Geräusch und den Geruch verbrannten Gummis. Verfolgungsjagden. Niemand kriegt mich, dachte er und lachte leise. Dann verlangsamte er sofort wieder und suchte die niedrigen Häuser nach Hausnummern ab.

Nichts als alte Holzhäuser und Schuppen. Ihm fiel auf, wie dunkel und verlassen die Gegend war. Die meisten Straßenlaternen waren beschädigt, trotzdem ließen sich einige verblichene Schilder lesen: Autowerkstatt, Import-Export, ein Malermeister. Die Gebäude befanden sich in einem Zustand betrüblichen Verfalls. Ganz offensichtlich waren die Firmen schon vor Jahren ausgezogen. Adem hatte das Gefühl, durch eine Geisterstadt zu fahren. In der unbehaglichen Kälte sträubten sich ihm die Nackenhärchen und in ihm wuchs der fatale Gedanke, sich in einem Horrorfilm zu befinden. Er schrie, als etwas vor seinen Scheinwerfern vorbeihuschte, aber es war nur ein großer schwarzer Vogel, wahrscheinlich eine Krähe. Trotzdem pochte sein Herz wie wild in seiner Brust.

Vor ihm beleuchtete eine noch funktionierende Laterne einen alten Bootsrumpf auf Land. Vermutlich der fliegende Holländer, dachte Adem, bemüht, die aufkeimende Angst zu unterdrücken. Hinter dem Boot konnte er das schwarze Wasser des Götaälvs ausmachen. Dies war das alte Hafenviertel, hier wohnte niemand. Wer bloß hatte an einem späten Samstagabend telefonisch eine Kebabpizza mit extra Sauce béarnaise dorthin bestellt? Niemand. Absolut niemand! Er versuchte ruhig zu atmen, doch langsam ergriff die Panik Besitz von ihm. Was, wenn das eine Falle war? Er sollte jetzt besser abhauen.

Adem hielt an, um zu wenden, doch die Straße war zu schmal, und er setzte den Wagen zurück. Eine Straßenseite wurde von einem hohen Stacheldrahtzaun gesäumt. Die Gittertore waren gut drei Meter hoch. An einem Tor hing ein gelbes Schild, das er jedoch nicht lesen konnte, da es zu verblichen war. Hinter dem Zaun lag Gerümpel. Plötzlich meinte er, hinter einem Fenster einen Lichtschein zu sehen. Befand sich doch jemand in dem Gebäude? Er fuhr langsamer und suchte nach der Hausnummer. Hatte er jetzt doch endlich die richtige Adresse gefunden?

Plötzlich wurde in dem niedrigen Holzhaus hinter dem Zaun ein Tor aufgestoßen, das krachend gegen die Hauswand schlug. Jetzt hielt Adem an, um zu sehen, was da los war.

Erst bemerkte er nur einen kräftigen Lichtschein in der Toröffnung, anschließend hörte er ein lautes Gebrüll. Das Gebrüll ging in herzerweichende Angstschreie über. Ein Mann schwankte auf den Vorplatz. Er schlug wild um sich und versuchte das Tor an der Straße zu erreichen, kam aber nur ein paar Meter weit. Dann sackte er in die Knie. Die Schreie wurden leiser.

Adem saß wie versteinert im Auto und beobachtete den Todeskampf des brennenden Mannes. Er konnte seinen Blick nicht von dem grauenvollen Anblick losreißen. Als der Mann schließlich verstummte und zur Seite fiel, wurde es unheimlich still. Adem hörte das Prasseln der Flammen, und der Gestank verbrannten Fleisches stieg ihm in die Nase.

Das Auto machte einen Satz zurück, als Adem den Fuß von der Bremse nahm, dann fuhr er mit durchgetretenem Gas rückwärts auf den Ringövägen zurück. Dort gelang es ihm gerade noch, einen Zusammenstoß mit zwei Motorrädern zu vermeiden, die nebeneinander her fuhren. Eines davon auf der falschen Straßenseite. Es war reines Glück, dass es nicht knallte.

Sein Herz pochte so heftig, dass er dachte, ihm platze der Brustkorb. Panik erfasste ihn in Wellen, und er wollte nur noch Gas geben und fliehen. Egal wohin, nur möglichst weit weg von Ringön. Dann jedoch unterdrückte er seinen Fluchtimpuls und fuhr rechts ran. Mit zitternden Fingern griff er zu seinem Handy, das immer noch auf dem Beifahrersitz lag, und wählte 112. Fast sofort meldete sich eine gelassene Frauenstimme, die fragte, womit man ihm helfen könne.

»Er … er brennt! Er … brennt!«, brachte Adem mit Mühe schluchzend über die Lippen.

Bei Familie Huss wurde gefeiert. Wie zu erwarten von Gastgebern, die selbst in der Gastronomie arbeiteten, war der Tisch kunstvoll gedeckt: gefaltete Stoffservietten und Kerzen, dazu verschiedene Gläser und Besteck für Vorspeise, Hauptspeise und Dessert. Natürlich war auch das von den beiden Köchen der Familie zusammengestellte Menü sehr exquisit.

Krister Huss hob sein Glas und räusperte sich. Dann ergriff er das Wort:

»Es gibt einiges zu feiern. Mama und ich freuen uns sehr, dass du deine Ausbildung beendet hast und jetzt ausgelernte Köchin bist, Jenny. Außerdem gratulieren wir dir zur neuen Arbeit und der Wohnung!«

Alle an der Tafel sahen sich an und tranken dann einen Schluck Champagner. Jenny stieß mit alkoholfreiem Cidre an. Als Teenager war sie strikte Veganerin gewesen, aber die Lehre zur Köchin mit dem Schwerpunkt vegetarische Küche hatte ihre rigide Einstellung ein wenig modifiziert. Alkohol trank sie aber weiterhin keinen.

Krister behielt das perlende Getränk einen Augenblick auf der Zunge und schluckte dann genüsslich.

»Und dann wollen wir natürlich auch auf euch anstoßen, Katarina und Felipe, obwohl seit eurer Verlobung bereits ein Monat vergangen ist. Alles Glück euch beiden!«

Wieder hoben sie die Gläser.

»Und letzten Mittwoch haben Irene und ich unsere silberne Hochzeit gefeiert. Fünfundzwanzig Jahre. Und ihr seid seit vierundzwanzig Jahren dabei.«

Krister blinzelte seinen Zwillingstöchtern zu. Eigentlich stimmte das nicht ganz, denn strenggenommen waren die Zwillinge von Anfang an dabei. Irene erinnerte sich schaudernd an das Hochzeitsfoto. Sie war damals im siebten Monat schwanger und sah in ihrem Hochzeitskleid aus wie der Panzerkreuzer Potemkin. Deswegen hatte sie es auch nie einrahmen lassen, sondern stattdessen ein Bild aufgehängt, auf dem Krister und sie nur bis zur Brust und in die Kamera lächelnd zu sehen waren. Wie ergreifend jung wir damals noch waren, dachte Irene immer, wenn sie dieses Foto betrachtete. Als sie Mutter geworden war, war sie fast ein Jahr jünger als die Zwillinge jetzt. Irgendwie, auch wenn es nicht immer einfach gewesen war, hatten sie es geschafft, ihre kleine Familie durch ein Vierteljahrhundert zu navigieren. Aber jetzt hatte es den Anschein, als wären sie alle zur Ruhe gekommen. Nicht zuletzt Krister.

»Jetzt bin ich an der Reihe«, sagte Irene und lächelte ihren Mann an.

Dieser verdrehte die Augen, konnte aber ein kleines zufriedenes Lächeln nicht unterdrücken.

»Wir wollen dir gratulieren, Liebling, dass du Besitzer des Glady’s geworden bist. Da du dort ja schon seit so vielen Jahren für alles verantwortlich bist, bin ich davon überzeugt, dass alles gut gehen wird. Einen Kuss, Herr Wirt.«

Mit diesen Worten küsste sie Krister auf den Mund. Die anderen riefen Hurra und pfiffen. Nachdem sich die Begeisterung gelegt hatte, fragte Jenny:

»Warum wollte Månsson eigentlich so plötzlich verkaufen?«

Krister wurde mit einem Mal ernst.

»Ihm blieb nichts anderes übrig. Ich hatte keine Ahnung, aber anscheinend ist er spielsüchtig. Er hatte wahnsinnige Schulden. Das war auch der Grund für seine Scheidung und dafür, dass er vor zwei Jahren nach Göteborg zurückgezogen ist. Offenbar hat er für seine beiden Restaurants in Stockholm sehr viel Geld bekommen, und davon hat er dann zunächst sowohl das Glady’s als auch den Sjökrogen gekauft. Vielleicht hatte er sich einen Teil des Geldes aber auch geliehen … was weiß ich.«

»Und jetzt hat er mit dem Geld, das er für die beiden neuen Lokale hier in Göteborg bekommen hat, also seine Spielschulden zurückgezahlt?«, fragte Katarina.

»Vermutlich. Er war im Frühjahr wegen seiner Spielsucht in Therapie. Anscheinend hat er seine Finanzen in den Griff bekommen, denn er und seine neue Flamme … wie heißt sie noch gleich … Jeanette Stenberg, richtig. Sie hat eine Weile als Oberkellnerin im Glady’s gearbeitet, bevor sie im Sjökrogen angefangen hat. Deswegen kenne ich sie auch ein wenig. Nett.«

Krister trank einen Schluck Champagner und fuhr dann fort:

»Jetzt wollen Janne und Jeanette also nach Malle ziehen. Laut Janne bereits am Montag. Er hat mich gestern angerufen und sich verabschiedet. Er musste packen, und ich habe ja gearbeitet, also konnten wir nicht mal ein Abschiedsbier trinken.«

»Was haben sie für Pläne auf Mallorca?«, wollte Irene neugierig wissen.

Sie kannte Jan-Erik Månsson nicht sonderlich gut. Er war ein alter Freund Kristers. Krister hatte einige Jahre in Stockholm im Ritz gearbeitet. Als der Koch Jan-Erik direkt nach seiner Lehre dort anfing, hatte ihn Krister unter seine Fittiche genommen. Sie waren Freunde geworden. Irene und Krister hatten sich kennengelernt, als Irene in Stockholm die Polizeischule besucht hatte. Damals hatte sie auch Janne einige Male getroffen. Er war nett und gesellig, und man schloss ihn rasch ins Herz. Nach Beendigung ihrer Ausbildung hatte sich Irene zurück nach Göteborg gesehnt. Krister, der aus Värmland stammte, hatte sie mitgenommen. Janne hatte einige Jahre im Ausland gearbeitet, war dann nach Stockholm zurückgekehrt und dort sehr erfolgreich geworden. Alle waren erstaunt gewesen, als er plötzlich seine beiden mit Michelin-Sternen ausgezeichneten Restaurants verkauft hatte und nach Göteborg zurückgezogen war. Irene und Krister hatten auf Heimweh getippt. Dann erfuhren sie von seiner Scheidung und nahmen an, dass diese ein weiterer Grund für seinen Umzug gewesen war. Von der Spielsucht hatten Irene und Krister erst erfahren, als er es ihnen selbst erzählt hatte.

»Sie wollen in einer kleineren Stadt ein Hotel betreiben. Der Ort heißt, glaube ich, Puerto Pollensa. Offenbar ist der Hotelbesitzer ein alter Freund Jannes. Irgendein Steven. Sie kennen sich aus Jannes Londoner Zeit«, meinte Krister.

Jetzt war es an der Zeit, die Vorspeise fertig zu machen. Krister erhob sich und ging Richtung Küche, um Jennys mit Kräutern und Tofu gefüllte Tomaten und die Hummerhälften für die Fleischesser zu gratinieren, als Egon zur Tür hereinstürzte. Beinahe wäre Krister über ihn gestolpert.

»Egon!«, rief er. Im letzten Moment gelang es ihm, sich am Türrahmen abzufangen.

Der kleine Zwergdackel blieb auf der Schwelle stehen. Im Maul hielt er seinen geliebten blauen Ball, den er von Sammie, dem ersten Hund der Familie, geerbt hatte. Er setzte sich auf die Hinterbeine, legte den Kopf zur Seite, wedelte erwartungsvoll mit dem Schwanz und ließ sein Herrchen nicht aus den Augen. Natürlich konnte ihm Krister nicht widerstehen. Das konnte er nie. Er beugte sich vor und nahm den Hund auf den Arm.

»Nicht jetzt, Kleiner. Später. Du bekommst erst was zu fressen«, sagte er und vergrub sein Gesicht in Egons weichem Pelz.

In Egons Wortschatz kam das Wort »später« nicht vor. Hingegen hatte er das Wort »fressen« deutlich gehört. Er kläffte. Fressen war eines seiner Lieblingswörter.

»Ich gebe Egon was zu fressen, dann kannst du mit der Vorspeise anfangen«, sagte Irene und stand vom Tisch auf.

Durch die halboffene Tür zum Schlafzimmer konnte Irene sehen, wie Egon in ihr Bett kroch. Er rülpste ein paarmal und rollte dann mit in die Luft gestreckten Pfoten auf den Rücken. Das Abendessen aus abgehangenem Rehrücken und Trockenfutter war offenbar delikat gewesen, denn er hatte den Napf so gründlich ausgeleckt, dass er glänzte.

Egon schlief im Bett ein, während man sich im Wohnzimmer weiterhin unterhielt und lachte.

Das lästige Schrillen des Telefons riss Irene am Sonntag frühmorgens aus dem Schlaf.

»Lass es klingeln«, murmelte Krister und versuchte, sie an sich zu ziehen.

»Geht nicht. Es könnte wichtig sein«, erwiderte Irene und hantierte mit dem Hörer.

Ihr Kopf war schwer. Am Vorabend hatte sie mehr als sonst getrunken. Aber Familienfeste fanden schließlich nicht mehr so oft statt, seit die Mädchen erwachsen waren und ihr eigenes Leben lebten. Es war immer schwer, einen Abend zu finden, an dem alle Zeit hatten.

Der Blick auf den Wecker ließ sie feststellen, dass sie nur knapp vier Stunden geschlafen hatte. Kein Wunder, dass sie so erschöpft war.

»Hier ist Irene«, sagte sie und versuchte, munterer zu klingen, als sie sich fühlte.

»Morgen! Hier ist Fredrik. Tut mir leid, aber die Arbeit ruft!«, sagte Kriminalinspektor Fredrik Stridh und klang so energisch wie immer.

»Aber … ich hab’ frei. Krister und ich haben gestern unsere silberne Hochzeit gefeiert.«

Irene versuchte nicht einmal, ihr Gähnen zu unterdrücken. Ihre Kiefergelenke knackten.

»Du bist also etwas mitgenommen? Das verstehe ich, aber dir bleibt trotzdem nichts anderes übrig. Hannu, Sara und Jonny sind noch in Urlaub. Ich habe auf dem Dienstplan nachgesehen. Jonny und Sara fangen zwar morgen wieder an, aber ich erreiche sie trotzdem nicht. Da bleibst vom Dezernat nur du übrig.«

Krister hatte recht gehabt. Sie hätte nicht drangehen sollen.

»Okay. Worum geht’s?«, fragte Irene und seufzte laut.

»Im alten Gebäude des Gothia MC in Ringön war gestern Abend Grillparty«, antwortete Fredrik.

»Grillparty?«

»Ja. Jemand hat einen Mann angezündet.«

Einmal heiß Duschen, drei große Tassen schwarzen Kaffees und ein Käsebrötchen später saß Irene im Auto und fuhr nach Hisingen und Ringön. Sonntagmorgen gegen acht war kaum Verkehr, sie gelangte also rasch zur Nordstan und weiter auf die Götaälvbrücke. Der feine Regen in der Luft trug auch nicht grade dazu bei, dass die Bewohner Göteborgs zu dieser frühen Stunde aus dem Bett sprangen.

Es war immer noch warm, obwohl es bereits Mitte August war. In einigen Wochen würden die ersten richtigen Herbststürme über die Westküste ziehen. Irene seufzte laut, als sie an den Herbst dachte, aber es war ein zufriedener Seufzer. Sie mochte diese Jahreszeit.

Krister und sie hatten erst vor einer Woche ihre herrlichen Ferien beendet. Mit dem Auto durch die Städtchen und Dörfer Nordfrankreichs, Einkehr in kleinen gemütlichen Gasthöfen. Ihre silberne Hochzeit hatten sie in einem sehr eleganten Hotel im Zentrum von Paris vorgefeiert und abends in einem extrem teuren Restaurant diniert, an dessen Namen sie sich nicht mehr erinnern konnte. Sie tranken einige gute Weine und einige Gläser Champagner. Am Tag darauf hatte sie sich ungefähr so gefühlt wie jetzt. In der Tat vielleicht noch etwas schlechter. Aber das war es wert gewesen.

Irene befürchtete plötzlich, die uniformierten Kollegen könnten sie anhalten. Vielleicht musste sie ja blasen. Sie war sich nicht sicher, ob sie den Test bestehen würde. Woran hatte sie bloß gedacht, als sie sich ins Auto gesetzt hatte? Sie drosselte das Tempo und versuchte, sich zu konzentrieren. Es war nicht ganz einfach, die Kolgruvegatan zu finden, obwohl sie dienstlich schon einige Male in der Gegend gewesen war.

Es war einige Zeit her, dass Irene Fredrik Stridh das letzte Mal gesehen hatte. Sie waren beide beim ehemaligen Dezernat für Gewaltverbrechen angestellt gewesen, bevor er vom Dezernat für organisiertes Verbrechen abgeworben worden war. Dort lag der Schwerpunkt auf der langfristigen Beobachtung krimineller Netzwerke, und das hatte nichts mit Mordermittlungen zu tun. Bei Morden kontaktierten die Kollegen die Ermittler vom Dezernat für schwere Kriminalität, das ehemalige Dezernat für Gewaltverbrechen. Dort arbeitete Irene jetzt seit bald zwanzig Jahren.

»Die Identität des Opfers ist noch nicht geklärt. Brieftasche, Ausweise und Handy fehlen. Trotzdem glauben wir nicht, dass es sich um Raubmord handelt. Niemand außer diesem Pizza-Typen hat etwas gesehen oder gehört. Und der hat nur beobachtet, wie das Opfer aus dem Gebäude taumelte und verbrannte. Er kann keine Angaben dazu machen, wer den Ärmsten angezündet hat. Sicher ist auch das Opfer ein Krimineller, aber trotzdem ist es fürchterlich, so zu sterben«, sagte Fredrik Stridh.

Irene und Fredrik standen auf dem asphaltierten Vorplatz des verfallenen Hauses in Hisingen, das dem Gothia MC einige Jahre zuvor als Hauptquartier gedient hatte. Die Kriminaltechniker bauten gerade das Zelt ab, das den Tatort vor dem nächtlichen Regen geschützt hatte. Wenige Minuten zuvor war die Leiche in die Gerichtsmedizin abtransportiert worden, aber der widerliche Gestank des verbrannten Toten hing immer noch in der Luft. Auf der Erde, dort, wo der Tote gelegen hatte, war ein unregelmäßiger dunkler Fleck zu erkennen. Das Feuer hatte die Konturen der Leiche in den Asphalt eingebrannt. Der Gestank ließ Irene den Magen umdrehen. Um sich abzulenken, sah sie sich am Tatort um. An dem hohen Tor zur Straße hing ein verblichenes gelbes Schild mit roten Buchstaben: »Trespassers will be shot! Survivors will be shot again! Bandidos.« Das Schild befand sich dort, weil die Bandidos das Gebäude einige Jahre genutzt hatten, ehe sie es dem Gothia MC, einer langjährigen Anwärtervereinigung, überlassen hatten. Das bedeutete, der Club war dem Ziel, vollwertiges Mitglied der Bandidos zu werden, ein gutes Stück nähergekommen.

Der Vorplatz war mit altem schadhaftem Asphalt bedeckt und nach Irenes Schätzung etwa zweihundert Quadratmeter groß. In den Rissen wuchsen Gräser und Gestrüpp. Aufgestapelte und mit Plastikplanen abgedeckte Gegenstände lagen herum. Es war nur schwer zu erkennen, was sich unter den grauen Plastikplanen verbarg, aber vermutlich handelte es sich um Baugerüste. Vielleicht eine Baufirma, die das Gelände als Lagerplatz nutzt, dachte Irene. Das verfallene Holzhaus besaß ein rostiges Wellblechdach. Ziemlich groß, stellte Irene fest, als sie es betrat.

Während sie das Gebäude besichtigten, referierte Fredrik in groben Zügen, wie es um die Bandenkriminalität in Göteborg bestellt war. Er ging dabei besonders auf die Gruppierung ein, in deren ehemaligen Räumlichkeiten sie gerade eine Spurensicherung durchführten.

Fredrik erzählte, der Gothia MC habe während des großen Bandenkrieges 2008 und 2009 große Probleme bekommen. Dieser Krieg war zwischen einigen bekannten Bikergangs und zwei größeren Migrantengangs ausgebrochen, unter anderem den Gangster Lions. Im Streit um die Aufteilung des Rauschgifthandels waren der Gothia MC und die Gangster Lions schon lange erbitterte Feinde. Dies hatte schließlich zur gewaltvollen Auseinandersetzung der beiden Gruppierungen geführt. Etliche Mitglieder der Gangs wurden dabei entweder schwer verletzt oder ermordet. Noch schwieriger wurde es, als die Führung des Gothia MC zusammenbrach und die Mitglieder dem Club den Rücken kehrten. Eine dezimierte Schar zog sich schließlich auf einen kleinen Bauernhof in Gråbo zurück und leckte dort ihre Wunden. Um das Gebäude errichteten sie einen hohen Bretterzaun mit Überwachungskameras. In den letzten Jahren nun hatten sie sich relativ unauffällig verhalten, wohl damit beschäftigt, ihr Ansehen wiederherzustellen und neue Mitglieder zu werben. Langsam erstarkte auch ihr Einfluss am Drogenmarkt wieder, und letzten Gerüchten zufolge befassten sie sich neuerdings auch mit Schutzgelderpressung – ein Geschäft, das bislang den Bandidos und ihrer Untergruppierung vorbehalten gewesen war, dem X-Team. Dieses jedoch existiere in der Göteborger Gegend heute fast nicht mehr, und so übernehme der Gothia MC seine Geschäfte. Außerdem war Fredrik zu Ohren gekommen, dass der neue Boss des Gothia MC Per »The Champ« Lindström mit der Bauindustrie zu tun habe. Er deutete auf die mit Plastikplanen abgedeckten Baugerüste auf dem Vorplatz.

Als ihn Irene fragte, was er über Per Lindström sonst noch wisse, erzählte Fredrik, der Gangsterboss sei 38 Jahre alt, früher Amateurboxer gewesen und habe ein Vorstrafenregister, das ebenso lang sei wie die Strecke vom alten Vereinslokal des Gothia MC bis nach Gråbo. Er sei ein furchtloser und rücksichtsloser Verbrecher, der schon wegen fast allem gesessen habe, angefangen von schwerem Raubüberfall über Drogendelikte bis hin zu schwerer Körperverletzung. Irene erinnerte sich, dass er auch einmal unter Mordanklage gestanden hatte beziehungsweise der Mittäterschaft bezichtigt worden war. Es war aber nie zur Verurteilung gekommen. Der Hauptzeuge war spurlos verschwunden und auch nach vier Jahren nicht wieder aufgetaucht. Die übrigen Zeugen hatten einen plötzlichen Gedächtnisschwund erlitten, worauf die Staatsanwaltschaft die Ermittlung einstellen musste.

Irene und Fredrik befanden sich im ehemaligen Vereinslokal mit den kleinen schmutzigen Fenstern, die kaum Licht hereinließen. Es war feucht, und der Gestank von Mäusedreck vermischte sich mit dem deutlichen Geruch von Benzin und verbranntem Fleisch. Auf dem Zementboden, dort, wo die Mörder ihr Opfer mit Benzin übergossen und angezündet hatten, prangte ein großer dunkler Fleck. Daneben war ein stabiles Jagdmesser gefunden worden. Auf der rasiermesserscharfen Klinge war in Frakturschrift ein großes P eingraviert. Irene und Fredrik wussten, dass diese Messer bei Bikern sehr beliebt waren. Wahrscheinlich hatte es dem Opfer gehört. Am Tatort sicherte die Spurensicherung auch etliche große Blutflecken. Einiges deutete darauf hin, dass der Tote bereits misshandelt worden war, bevor man ihn angezündet hatte.

An einer Längswand stand eine grob aus Brettern gezimmerte Theke. Hier war kein Tischler am Werk gewesen, dachte Irene, aber der Tresen hatte seine Funktion erfüllt, wie an den Ringen, die unzählige Flaschen und Gläser hinterlassen hatten, zu erkennen war. Hinter der Theke entdeckte die Spurensicherung einen Kanister, der offenbar Benzin enthalten hatte. Er war ganz neu. Der Fund zauberte ein seliges Lächeln auf die Lippen von Kriminaltechniker Matti Berggren. »Yes! Yes!«, sagte er halblaut und trug den Kanister vorsichtig in einer großen Plastiktüte nach draußen. Fredrik schüttelte den Kopf und äußerte gewisse Bedenken, was die geistige Gesundheit des Technikers anging, aber Irene hatte keine Zweifel. Falls Matti den Kanister als wichtig einstufte, dann war er das auch. Wahrscheinlich hoffte er, darauf einen Fingerabdruck des Mörders zu finden. Irene setzte großes Vertrauen in den jungen Kriminaltechniker, der die Nachfolge des alten Orakels Svante Malm angetreten hatte. Außerdem lebte Matti seit einem halben Jahr mit Irenes Kollegin Sara Persson zusammen. Auch das sprach für sein gutes Urteilsvermögen.

Bis auf die grob gezimmerte Theke war der Raum leer. Er wirkte vollkommen verlassen. Der Fußboden war jedoch mit Zigarettenkippen, leeren Bierdosen, Glasscherben, Pizzakartons und anderem Müll bedeckt, der jedoch schon älteren Datums zu sein schien. Es wird schwer werden, darin Spuren zu finden, dachte Irene müde. Vielleicht gab der Benzinkanister, der vollkommen neu wirkte, ja tatsächlich etwas her.

»Dass es den Bikern gerade gut geht, weiß ich, aber was ist aus den Gangster Lions geworden?«, fragte Irene.

»Ihre Geschäfte laufen glänzend. Die Gangster Lions und ihre Untergruppierung The Pumas wachsen, was das Zeug hält, aber es ist in letzter Zeit zu etlichen Konflikten mit anderen Migrantengangs gekommen. Viele drängen auf den Drogenmarkt. Es gilt, sein Revier abzustecken«, antwortete Fredrik.

Ein Kollege der uniformierten Polizei tauchte in einer kleineren Hintertür auf.

»Kommt mal her. Wir haben was Interessantes gefunden«, sagte er.

Irene und Fredrik folgten ihm auf einen asphaltierten Platz, der jenem vor dem Haus glich, jedoch im Innenhof lag. Er wurde von verfallenen Schuppen aus Holz umgeben. Hier lagen ebenfalls mit Plastikplanen abgedeckte Stapel, vermutlich verschiedene Arten von Baumaterial. Der uniformierte Polizist ging auf einen der Stapel zu, schob die schadhafte Plastikplane beiseite und zeigte, was sich darunter verbarg. Ein chromblitzendes Motorrad der Marke Harley Davidson funkelte ihnen entgegen. Fredrik stieß einen Pfiff aus.

»Hells Angels«, vermutete Irene.

»Möglich, aber nicht unbedingt, es gibt auch andere Bikergangs, die Harleys fahren«, meinte Fredrik.

»Konntest du schon überprüfen, auf wen das Motorrad zugelassen ist?«, fragte Irene.

Der uniformierte Polizist nickte.

»Einen Patrik Karlsson, einundzwanzig Jahre alt. Mehr wissen wir bislang nicht, aber wir haben da noch ein paar andere Dinge entdeckt«, sagte er.

Er ging auf einen der verfallenen, den Innenhof umgebenden Schuppen zu. Als er die Klinke der Türe betätigte, öffnete sich diese lautlos. Die Scharniere waren frisch geölt.

»Jemand war darauf bedacht, dass man es nicht hört, wenn man durch diese Türe kommt«, stellte er fest.

Sie gingen durch die niedrige Türöffnung und betraten einen feuchten Raum, in dem es nach Schimmel stank. Auf dem Fußboden stand das Wasser, das durch das kaputte Dach drang, zentimeterhoch. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein größeres Tor. Der uniformierte Kollege öffnete es, wieder ohne ein Quietschen. Er deutete auf die Straße.

»Manufakturgatan«, sagte er.

»Waren die Türen abgeschlossen?«, fragte Irene.

»Offen. Der Schlüssel steckte im Schloss dieser Tür. Ein Schlüssel für beide Schlösser. Beide recht neu.«

»Jemand hat sich die Mühe gemacht, einen smarten Notausgang durch die Hintertür einzurichten. Oder einen diskreten Zugang. Vermutlich verschwanden der oder die Mörder auf diesem Weg«, sagte Fredrik.

»Vielleicht hat ja der Gothia MC die neuen Schlösser einbauen lassen?«, meinte Irene.

»Möglich. Wir müssen sie fragen. Und dann müssen wir sie auch noch fragen, ob sie möglicherweise ein Mitglied namens Patrik Karlsson vermissen«, erwiderte Fredrik.

Den Boss des Gothia MC, Per »The Champ« Lindström, ausfindig zu machen, erwies sich als einfacher, als sie geglaubt hatten, denn dieser befand sich sicher hinter Schloss und Riegel. Er saß im Polizeipräsidium in Untersuchungshaft. Der diensthabende Kollege meinte mit einem breiten Grinsen, Per Lindström befände sich dort bereits seit dem Vortag, 22.25 Uhr. Sein Stellvertreter Jorma Kinnunen und er waren bei einer normalen Verkehrskontrolle auf dem Gråbovägen südwestlich von Olofstorp angehalten worden. Der nagelneue BMW sei dadurch aufgefallen, dass er die vorgeschriebene Geschwindigkeit um 43 Stundenkilometer überschritten habe. Und als die Beamten dann gesehen hätten, wer in dem Auto saß, habe ihr Interesse natürlich noch weiter zugenommen.

Per Lindström saß am Steuer. Die Polizisten zogen ihre Waffen und forderten beide Männer dazu auf, mit erhobenen Händen auszusteigen. Diese kamen der Aufforderung widerwillig nach. Dabei bestand Per Lindström die ganze Zeit laut und deutlich darauf, dass er sich von der Polizei schikaniert fühle. Bei der Leibesvisitation fiel den Beamten auf, dass beide Männer kugelsichere Westen trugen. Außerdem fand sich bei näherer Überprüfung des Fahrzeugs eine kleinere Maschinenpistole, die wie eine selbstgebaute Uzi aussah. Das Magazin, das 25 statt der bei einer Uzi üblichen 32 Patronen fasste, war voll. Bei den Patronen handelte es sich – wie bei der aus der Fabrik stammenden Waffe – um das Kaliber 9 x 19 mm Parabellum. Natürlich bestritten beide Männer, etwas von der Waffe zu wissen. Sie konnten sich angeblich nicht erklären, wie die Maschinenpistole unter den Beifahrersitz geraten war. Beide behaupteten, jemand müsse sie in dem Wagen deponiert haben, um ihnen etwas anzuhängen. Außerdem sei das auch gar nicht ihr Auto, hatten sie behauptet. Das allerdings erwies sich tatsächlich als wahr. Bei Überprüfung des Nummernschilds stellten die Kollegen fest, dass es falsch war. Die Fahrgestellnummer passte auf ein Fahrzeug, das seit dem frühen Abend in Kungshöjd im Zentrum von Göteborg gestohlen gemeldet war.

Als man Per Lindström aufforderte, in den Alkoholmesser zu blasen, weigerte er sich. Doch nachdem man ihn und Kinnunen ins Untersuchungsgefängnis gebracht hatte, wurde ihm dort eine Blutprobe entnommen. Die Beamten hatten seine Fahne bemerkt und hofften nun, ihn nicht nur wegen Überschreitung der Geschwindigkeitsbegrenzung, sondern auch wegen Alkohol am Steuer dranzukriegen. Illegalen Waffenbesitz würde man ihm natürlich auch vorwerfen.

»Im Register steht vermerkt, Patrik Karlsson fehlen zwei Finger der linken Hand. Ein Unfall mit einem Feuerwerkskörper vor zehn Jahren. Ich habe bei der Gerichtsmedizin nachgefragt. Sie sagen, dass dem Leichnam ebenfalls zwei Finger fehlen. Alles spricht also dafür, dass es sich hier wirklich um Patrik Karlsson handelt«, meinte Fredrik.

»Schon seltsam. Er war Mitglied des Gothia MC und wurde in dessen alten Vereinshaus getötet. Nehmen wir also an, es handelte sich um eine interne Angelegenheit, wieso hat der Gothia MC dann nicht zugesehen, ihn so weit wie möglich von dem eigenen Terrain wegzuschaffen?«, fragte Irene.

Sie mussten warten, bis es 13 Uhr wurde, bevor sie sich mit Per Lindström unterhalten konnten. Währenddessen berichtete Fredrik, dass Per Lindström und Jorma Kinnunen sich im Gefängnis kennengelernt hatten. Als Kinnunen einige Monate nach Lindström entlassen worden war, hatte der kurz zuvor auserkorene Bandenchef dafür gesorgt, dass dieser in den inneren Kreis aufgenommen worden war. Bereits von Anfang an galt Kinnunen als Lindströms rechte Hand. Kinnunen hatte keine Biker-Vergangenheit, sondern war Mitglied einer schwerkriminellen Einwanderer-Gang. Wenn es jemanden gab, der sich mit dem Rauschgifthandel wirklich auskannte, dann war es Kinnunen. Deswegen musste er auch nicht über eine Untergruppierung in den GothiaMC aufsteigen. Er besaß genau die Qualifikationen und Spezialkenntnisse, die für den Biker-Club und seine Anführer vonnöten waren. Fredrik lächelte vielsagend, als er das sagte.

»Das mit der Uzi will mir nicht so recht in den Kopf. Die Bosse sind in der Regel unbewaffnet. Die Handlanger haben die Aufgabe, die Bosse zu beschützen. Das tun sie, damit sie in den Club aufgenommen werden und die begehrte Weste tragen dürfen«, meinte er nachdenklich.

»Apropos Westen. Lindström und Kinnunen trugen kugelsichere. Das deutete darauf hin, dass sie damit rechneten, beschossen zu werden. Könnte nicht Kinnunen bewaffnet gewesen sein, um Per Lindström zu beschützen?«

»Sehr gut möglich. Die Waffe lag unter dem Beifahrersitz. Wahrscheinlich gelang es ihm nicht mehr, sie aus dem Fenster zu werfen, als die Streife auftauchte. Wahrscheinlich fuhren sie ganz einfach zu schnell.«

Per Lindström wirkte nicht fröhlich. Tatsache war, dass er wahnsinnig verdrossen aussah, und dazu hatte er allen Grund. Wenn er für alles verurteilt wurde, das ihm die Anklage zur Last legte, dann hatte er mit einer langen Haftstrafe zu rechnen. Vor der Vernehmung hatten Irene und Fredrik abgesprochen, dass sie beginnen sollte. Eventuell würde Fredrik sie später mit den Fragen ablösen, je nachdem, wie sich das Ganze entwickelte.

Der Gangster stank nach Schweiß und Alkohol. Er trug ein T-Shirt mit dem Wappen des Gothia MC. Dieses hatte er sich auch auf den rechten Unterarm tätowieren lassen. Daneben war alles, was Irene von seinem massiven Körper sehen konnte, mit den verschiedensten Tätowierungen bedeckt. Eine farbenprächtige Schlange wand sich um seinen Hals bis zu seinem linken Ohr. Sie war gut zu erkennen, da sein Schädel rasiert war. Die Schlange sah nach einer erstklassigen Arbeit aus, aber die übrigen Motive waren von sehr unterschiedlicher Qualität.

Die Mode, sich tätowieren zu lassen, ist wirklich das Beste, was der Polizei auf aller Welt passieren konnte, dachte Irene. Kriminelle ließen sich anhand ihrer Tätowierungen ohne große Mühe identifizieren. Ein halbwegs scharfes Foto genügte. Außerdem waren sie schwer zu verstecken. Per Lindström hätte vermutlich eine Burka tragen müssen, damit man seine Verzierungen nicht sah.

Irene stellte sich vor, ohne dass der Gangsterboss eine Miene verzog. Er warf ihr einen zerstreuten Blick zu und starrte dann wieder an die Wand hinter ihr.

»Ich will vorausschicken, dass ich keine Fragen zum gestrigen Abend stellen werde, zu Ihrer Festnahme und der von Jorma Kinnunen. Darum werden sich andere Kollegen kümmern«, begann Irene.

Der gleichgültige Blick des Gangsters gewann einen Augenblick an Schärfe, aber er rührte sich nicht, sondern saß weiterhin reglos mit auf der Brust verschränkten Armen da. Seine riesigen Bizepse waren imponierend, was bei dieser Pose natürlich auch beabsichtigt war.

»Es hat sich noch etwas anderes ereignet«, fuhr Irene gelassen fort.

Per Lindström schnaubte verächtlich und warf ihr einen überlegenen Blick zu, der besagen sollte, sie solle ihre lächerlichen Versuche, ihn zum Reden zu bringen, unterlassen. Irene beachtete das nicht weiter.

»Mord«, sagte sie leise.

Er blinzelte ungewollt.

Irene sagte nichts weiter, sondern sah den Gangsterboss nur an. Auch dieser schwieg, fixierte sie jedoch nach einer Weile mit seinen blassblauen Augen.

»Von einem verdammten Mord weiß ich nichts«, fauchte er schließlich.

»Aber sicher doch. Wir interessieren uns für einen Mord, der gestern Abend begangen wurde. Nachdem Sie und Jorma festgenommen wurden, wohlgemerkt. Sie beide sind also nicht tatverdächtig.«

Plötzlich wirkte Lindström nicht mehr ganz so desinteressiert. Er wusste, dass etwas Bestimmtes hinter dieser Unterhaltung steckte, er konnte jedoch nicht erraten, was. Sicherlich trug sein Kater dazu bei, dass er unvorsichtig wurde, denn normalerweise wäre ihm kein Wort über die Lippen gekommen. Vielleicht war aber auch einfach seine Neugier erwacht.

»Und wer zum Teufel ist tot?«, fragte er.

»Das sage ich Ihnen gleich. Aber erst will ich wissen, ob dem Gothia MC immer noch das Gebäude in der Kolgruvegatan gehört?«

»Nein. Wir haben seit ein paar Jahren eine neue Bude.«

»Wissen Sie, wer das andere Gebäude im Augenblick nutzt?«

»Nein.«

»Hat der Gothia MC die Schlösser der Tore zur Manufakturgatan austauschen lassen?«

Der Gangsterboss schnaubte nur verächtlich und sah Irene gelangweilt an. Nach einer Weile konnte er sich dann aber doch nicht beherrschen.

»Wer hat ins Gras gebissen?«

»Ein Mitglied Ihrer Rockerbande. Patrik Karlsson.«

Per Lindström zog erstaunt seine Brauen hoch.

»Patte? Sie machen wohl Witze?«

»Keineswegs. Falls dieser Patte Patrik Karlsson heißt und seit einem Jahr vollwertiges Mitglied im Gothia MC ist, dann ist er das Mordopfer.«

Lindström nickte. Irene sah förmlich, wie sich sein benebeltes Gehirn anstrengte, diese Information zu verarbeiten.

»Wer hat ihn erschossen?«, fragte er.

»Er wurde nicht erschossen.«

Wieder zog Per Lindström die Brauen hoch. Jetzt versuchte er nicht einmal mehr, Desinteresse vorzutäuschen.

»Wie ist er denn dann draufgegangen, verdammt nochmal?«

»Erst hat man ihn misshandelt, dann hat man ihn bei lebendigem Leib angezündet«, antwortete Irene mit gleichmütiger Stimme.

Sie versuchte die Erinnerung an den üblen Gestank und an die in den Asphalt eingebrannten Konturen wegzuschieben.

»Pfui Teufel!«

»Ja, wirklich nicht schön«, pflichtete ihm Irene bei.

Per Lindström schwieg eine Weile und starrte auf einen Punkt über dem Kopf der Polizisten. Schließlich sagte er:

»Das hat verdammt nochmal nichts mit uns zu tun. Vielleicht hat jemandem seine Fresse nicht gepasst.«

»Möglich. Aber es geschah ausgerechnet in den alten Räumlichkeiten des Gothia MC in der Kolgruvegatan. Er hat seine Mörder im Haus getroffen und ist auf den Hof getaumelt, nachdem sie ihn angezündet hatten. Draußen ist er dann verbrannt.«

»Scheiße.«

Es war Lindström deutlich anzusehen, wie sich die Zahnräder in seinem verkaterten Gehirn langsam in Bewegung setzten. Irene bemerkte eine Veränderung. Die Beschreibung der Todesursache hatte etwas in ihm ausgelöst.

»Haben Sie eine Idee, wer Patrik ermordet haben könnte?«, fragte sie.

Per Lindström schüttelte nur mit abwesender Miene den Kopf. Welche Erkenntnisse er auch immer aus dem Gehörten gewonnen haben mochte, so hatte er offenbar nicht die Absicht, sie der Polizei mitzuteilen.

Bei den weiteren Verhören behauptete Per Lindström, sich zusammen mit Jorma Kinnunen auf einer Probefahrt befunden zu haben. Ein junger Mann habe ihm das Auto zum Kauf angeboten, da er sich seinen teuren Schlitten nicht mehr habe leisten können. Nein, er habe die Angaben des Mannes nicht in Zweifel gezogen. Nein, an seinen Namen könne er sich auch nicht erinnern. Wie die Waffe in das Auto gekommen sei, sei ihm ein Rätsel. Vermutlich habe der Autobesitzer sie unter dem Beifahrersitz versteckt. Was seine 1,4 Promille betreffe, so habe er nicht geahnt, wie stark der eine Drink gewesen sei, den ihm seine Frau vor dem Abendessen serviert habe. Der Alkohol und die Geschwindigkeitsüberschreitung würden ihn einige Monate seinen Führerschein kosten, mehr aber auch nicht.

Kinnunen gab gar keine Antworten, sondern schwieg stets mürrisch zu allem, was man ihn fragte.

Irene seufzte und schaltete ihren Computer aus, nachdem sie die Protokolle von den Verhören beider Rocker-Bosse gelesen hatte. Selbst wenn sie die Gründe des Mordes an Patrik Karlsson kannten oder etwas ahnten, würden sie den Ermittlern nichts verraten.

»Da kehrt man aus seinem wohlverdienten Urlaub zurück und muss sich sofort mit Göteborgs Schwerverbrechern herumschlagen«, klagte Kriminalinspektor Jonny Blom und tat, als schauderte ihn.

Er saß sonnengebräunt mit den anderen im Pausenzimmer und sah eigentlich recht zufrieden aus, da es frische Zimtschnecken gab. Er konnte es natürlich nicht lassen, Irenes Bericht über den makaberen Mord in der Kolgruvegatan am Wochenende zu kommentieren.

»Willkommen in der Wirklichkeit!«, sagte Kommissar Tommy Persson und hob seine Kaffeetasse zu einem scherzhaften Skål.

»Na danke! Die Mafia bereits am ersten Arbeitstag in Mordlaune. Das trägt nicht unbedingt zum Wohlbefinden am Arbeitsplatz bei. Wer ist eigentlich im Augenblick der Arbeitsschutzbeauftragte?«, klagte Jonny und sah sich um.

Neben ihm saß die Kriminalinspektorin Sara Persson. Seit Sara am Dezernat angefangen hatte, wurde darüber gewitzelt, dass der Kommissar und sie denselben Nachnamen trugen, und Jonny pflegte stets grinsend eine Bemerkung über Nepotismus zum Besten zu geben.

Die letzte Restrukturierung der Bezirkskriminalpolizei in Västra Götaland hatte neben einer Namensänderung zu zwei entscheidenden Veränderungen geführt. Das Dezernat für schwere Kriminalität war im Präsidium ein Stockwerk höher gezogen, und Tommy Persson war zu dessen Kommissar ernannt worden. Ihre alte Chefin Efva Thylqvist hatte nach einem brutalen Überfall, der im Vorjahr auf sie verübt worden war, gekündigt. Die erlittenen Verletzungen bereiteten ihr noch immer Probleme. Nach dem Strangulierungsversuch war ihre Stimme heiser und rau. Zudem war ihre heimliche Beziehung mit Tommy Persson zu Ende gegangen. Er hatte es sich sehr zu Herzen genommen, dass sie ihn mit einem Kollegen betrogen hatte. Noch dazu gehörte der Mann zur Polizeiführung. Irene hatte erleichtert aufgeatmet, als sie gehört hatte, dass ihre Chefin nicht zurückkehren würde. Mittlerweile arbeitete Thylqvist bei der Reichskriminalpolizei in Stockholm. Irene wusste nicht genau, worin dort eigentlich ihre Aufgabe bestand.

Tommy Persson hatte sie gefragt, ob sie seinen alten Posten, Stellvertretung des Leitenden Kommissars, übernehmen wolle, aber sie lehnte nach reiflicher Überlegung dankend ab. Vor allen Dingen, weil sie nur wenig für Verwaltungsarbeiten übrig hatte, aber auch weil ihr die Ermittlertätigkeit gefiel. Sie zog Tempo und Abwechslung der Schreibtischarbeit vor. Außerdem hatte sie Probleme mit der Rechtschreibung und damit, sich schriftlich auszudrücken. Heutzutage sprach man von Dyslexie. Als sie zur Schule gegangen war, hatte es noch geheißen, man sei dumm und faul.

Statt Irene war Hannu Rauhala Stellvertretender Kommissar geworden, was sich als ausgezeichnete Entscheidung erwies. Irene dachte, dass er den neuernannten Kommissar viel besser unterstützte, als sie dies je vermocht hätte. Hannu gewann aus Archiven Informationen, die jeder andere übersehen hätte. Wie er das allerdings anstellte, hatte in all diesen Jahren noch niemand ergründet. Er würde in der kommenden Woche aus dem Urlaub zurückkommen, und Irene wusste, dass sich alle schon nach ihm sehnten.

»Wir arbeiten in diesem Fall eng mit dem Dezernat für schweres organisiertes Verbrechen zusammen, natürlich insbesondere mit unserem alten Freund und Kollegen Fredrik«, sagte Irene.

»Gut. Er weiß viel darüber, was sich in den Göteborger Mafiakreisen abspielt«, sagte Kommissar Persson und schenkte sich eine weitere Tasse Kaffee ein.

»Also von mir aus kann er diesen ganzen Müll übernehmen«, murmelte Jonny und nahm sich die letzte Zimtschnecke.

Der Kommissar lächelte über diese Bemerkung. Dann wurde er wieder ernst und verteilte die Aufgaben dieses Tages. Wie immer galt es, schnellstmöglich alle verfügbaren Fakten über das Opfer und das eigentliche Verbrechen aufzutreiben.

Am Montagvormittag betrat ein junger Rowdy das Präsidium und verlangte, die »Bullen zu sprechen, die den Boss eingebuchtet« hätten. Es dauerte eine Weile, bis der Beamte am Empfang begriff, dass der dickliche Jüngling in einem Kapuzenpulli mit dem Wappen der Desperados auf dem Rücken die Kollegen meinte, die mit der Ermittlung über Per Lindström befasst waren.

Der taffe Teenager gab sich alle Mühe, sein Auftreten seinen Sprüchen anzupassen, aber sein unsteter Blick und der Schweiß auf seiner Stirn verrieten ihn. Kein krimineller Teenager fühlt sich in einem Gebäude wohl, in dem es von Polizisten wimmelt. Außerdem wusste er wohl sehr genau, dass ihn dieser Besuch ein Jahr oder mehr in staatlicher Verwahrung einbringen konnte. Aber das gehörte zu seinen Pflichten, und die Belohnung war es wert.

Der Junge wurde von einem Beamten in Uniform abgeholt und in einen Vernehmungsraum gebracht. Nachdem er ungefähr eine Stunde dort gesessen und geschwitzt hatte, begann die Befragung. Er hieß Kevin Berg, war siebzehn Jahre alt und Mitglied der Desperados, wie sich unschwer aus dem schwarzweißen Wappen mit dem rauchenden Colt in der Mitte schließen ließ, das auf seinem Rücken prangte. Bei den Desperados handelte es sich um eine Vorortgang. Junge Männer, die auf eine Aufnahme in den Gothia MC hofften. Kevin war der Polizei bereits im Zusammenhang mit Moped- und Autodiebstählen, Besitz von Haschisch sowie Beihilfe zum Einbruch in einen Tabakladen aufgefallen.

Kevin Berg sagte aus, den BMW in der Nacht auf Samstag geklaut zu haben. Am Tag darauf habe er Per Lindström angerufen und ihm das Auto zum Kauf angeboten. Natürlich habe er nicht erzählt, dass der Wagen geklaut sei. Erst behauptete Kevin, die beiden Chefs des Gothia MC seien zu ihm nach Hause nach Kortedala gefahren, um das Auto anzusehen und Probe zu fahren, konnte dann aber die Frage nicht beantworten, wo Per Lindströms eigenes Auto im Augenblick geparkt sei. Er gab eine Weile nur ausweichende Antworten und änderte seine Geschichte dann ganz. In der neuen Version hatten ihm zwei ältere Kumpel geholfen, den Wagen zum Hof des Gothia MC bei Gråbo zu fahren. An ihre Namen könne er sich nicht mehr erinnern. Er wisse jedoch, dass die beiden einen Führerschein besäßen. Der eine Kumpel sei mit seinem eigenen Wagen gefahren, der andere habe am Steuer des BMW gesessen. Nachdem sie auf dem Hof des Gothia MC eingetroffen seien, habe er das Auto dem Interessenten übergeben. Sie hätten sich darauf geeinigt, am Sonntag telefonisch alles Weitere zu besprechen. Aber dazu sei es dann nicht mehr gekommen, weil Per Lindström und Jorma Kinnunen festgenommen wurden.

Von einer Waffe wisse er nichts. Die müsse der Besitzer im Auto versteckt haben. Da es sich bei der rechtmäßigen Besitzerin jedoch um eine dreiundsiebzigjährige pensionierte Zahnärztin handelte, die der Polizei bislang nicht aufgefallen war, schien das nicht sonderlich wahrscheinlich.