Jule deckt auf – Band 1 - Stefanie Vieru - kostenlos E-Book

Jule deckt auf – Band 1 E-Book

Stefanie Vieru

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Beschreibung

Jule und ihre Freundin Leo sind zwei neugierige Mädchen- immer auf der Suche nach Gerechtigkeit und Wahrheit. Als eines Tages Frau Hugendubel, die Vertretungslehrerin in Religion, den Kindern erklärt, dass die Schöpfung nur eine ausgedachte, nette Geschichte ist, die längst von der Wissenschaft widerlegt wurde, sind die beiden Freundinnen zuerst sehr verunsichert. Aber mit viel Mut und Forscherdrang machen sie sich auf den Weg, Antworten zu finden. Zum ihrem eigenen Erstaunen entdecken sie, dass die Evolutionstheorie gar nicht so bewiesen ist, wie es immer behauptet wird. Und sie finden heraus, dass viele wissenschaftliche Erkenntnisse ebenso auf die Wahrheit der Bibel hindeuten. Aber dann ist da noch Jakob, der immer gemein ist und Jule und Leo lächerlich macht, wo es nur geht. Ob sie sich trotzdem trauen, im Reliunterricht von ihren Entdeckungen zu erzählen? Ein Buch das Fakten liefert und Kindern Mut machen will, Gott und seinem Wort zu vertrauen. Für Kinder ab 8 Jahren

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Jule deckt auf – Band 1

Dumm ist, wer an die Schöpfung glaubt!?

Stefanie Vieru

Impressum

© 5. vollständig überarbeite Auflage 2019 ceBooks.de im Folgen Verlag, Langerwehe

Autor: Stefanie Vieru

Cover: Caspar Kaufmann

ISBN: 978-3-95893-113-8

Verlags-Seite und Shop: www.ceBooks.de

Kontakt: [email protected]

 

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Inhalt

Titelblatt

Impressum

1. Wer ich bin

2. Die Stunde Reli bei Frau Hugendubel

3. Der Samstag und die Schöpfung

4. Geschichten um Beweise und Hinweise

5. Sonntag: wieder bei Markus

6. Die nächste Reli-Stunde bei Frau Hugendubel

7. Samstag bei Oma

8. Sonntag: Falsch weitererzählt?

9. Gottesdienst mit meinen Freunden

10. Wir machen eine Fahrradtour

11. Wie Frau Hugendubel wohl reagiert?

12. Endlich wieder Herr Feil!

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1. Wer ich bin

Klack! Klack!

Zweimal dreht Leos Mama den Schlüssel im Schloss herum, dann geht die Tür auf.

Meine Freundin Leo und ich schauen uns unsicher an. Ganz wohl ist uns nicht bei der Sache. Einfach in ein fremdes Haus gehen – ist das in Ordnung? Würde Frau Sommer das erlauben? Aber immerhin ist Leos Mutter ja dabei. Und schließlich haben wir doch einen Grund, oder?

Mann, ist das unheimlich!

Was wohl mit der alten Frau Sommer passiert ist? Warum sitzt unsere Nachbarin nicht mehr am Fenster, wenn wir aus der Schule kommen?

Normalerweise sehen wir sie immer, sie lächelt und winkt uns zu. Manchmal klingeln wir auch, gehen kurz rein und bringen ihr einen Strauß selbstgepflückter Blumen, um ihr eine Freude zu machen. Sie hat ja sonst niemanden mehr, der nach ihr schaut. Ihr einziger Sohn wohnt 5 Stunden weg, aber die beiden haben kaum Kontakt. Schade, die arme Frau!

Warum nur haben wir sie seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen?

Erst habe ich mir nichts dabei gedacht, aber dann bin ich doch misstrauisch geworden.

Wenn doch was passiert ist?

Also haben Leo und ich vorhin, als wir von der Schule gekommen sind, bei ihr geklingelt. Aber nichts regte sich im Haus.

Komisch! Ob sie weggefahren ist? Aber dann hätte sie doch Leos Mutter Bescheid gegeben, die kümmert sich immer um die Blumen.

Wir haben noch einmal geklingelt. Und dann nochmal. Dazwischen haben wir immer wieder gelauscht, aber nichts war zu hören.

Leo hat schnell ihre Mutter geholt. Diese beschloss kurzerhand, den Ersatzschlüssel zu nehmen und einfach mal nachzuschauen.

Und jetzt stehen wir hier im Eingang von Frau Sommers Haus.

„Frau Sommer! Hallo! Sind sie da?“, ruft Leos Mutter.

Keine Antwort.

Nochmal: „Hallo! Ist jemand zu Hause?“

Wieder Stille.

Und dieser Geruch! Es riecht wie… – hm, wie soll ich das beschreiben? Es müffelt irgendwie. Das riecht wie eine Mischung aus den Socken meines Bruders, nachdem er sie mehrere Tage getragen hat und dem Geruch von Durchfall! Mir wird ganz komisch im Magen!

Langsam gehen wir von Zimmer zu Zimmer und schauen in alle Räume im unteren Stock: Küche, Wohnzimmer, sogar in die Toilette, die aber zum Glück unverschlossen und leer ist.

Nichts.

„Kommt, Kinder, wir sehen oben nach!“

Leos Mutter geht voran, wir hinterher. Der Flur ist nur schwach beleuchtet.

Plötzlich hören wir ein Geräusch von oben. Ein Einbrecher? Gruselig!

Aber Leos Mutter ist ja dabei und so schleichen wir nach oben, immer dem Geräusch nach – und dem Gestank. Puh, wie das riecht!

Der Geruch wird immer intensiver und brennt fast in meinen Augen!!!

Ich glaube, wir sind auf der richtigen Spur, denn mit einem Mal sagt Leos Mutter bestimmend: „Bleibt hier stehen, Mädchen, ich will zuerst alleine ins Schlafzimmer gehen!“

Leo und ich sehen uns ratlos und ein bisschen ängstlich an, bleiben aber, wo wir sind.

Zwei Sekunden später hören wir einen leisen Aufschrei, dann ein „Frau Sommer, hallo, Frau Sommer, können Sie mich hören?“, gefolgt von: „Jule, Leo, kommt schnell her!“

Wie der Blitz flitzen wir die letzten Stufen hoch ins Schlafzimmer.

Da liegt sie in ihrem Bett. Sie regt sich nicht. Ihre Augen sind ein wenig geöffnet.

Erschrocken sieht Leo ihre Mutter an: „Ist sie…, ich meine – äh, lebt sie noch?“

Frau Sommer sieht wirklich kreidebleich aus, aber ich kann sehen, dass sie noch atmet.

„Keine Angst, Leo, sie lebt noch“, antwortet Leos Mutter. „Aber es geht ihr nicht gut. Wir müssen sofort einen Krankenwagen rufen.“

„Das mach ich“, antworte ich und laufe los nach unten. Frau Sommer hat noch eines dieser altmodischen Telefone mit Kabel. Es steht im Wohnzimmer.

Ich wähle 112. Natürlich nicht, weil es brennt, sondern weil der Notarzt doch auch die Nummer 112 hat. Kurze Zeit später fährt der Krankenwagen mit Geheul vor.

Der nette junge Sanitäter, der sie untersucht, sagt, Frau Sommer sei sehr, sehr schwach, weil sie eine starke Infektion habe und deshalb nicht mehr aufstehen könne. Alte Leute können daran sterben, sagt er. Daher auch der Geruch: sie konnte auch nicht mehr zur Toilette gehen, die Arme! Aber weil wir sie rechtzeitig gefunden haben, wird sie überleben.

WOW, das ist eine Information! Wir haben Frau Sommer tatsächlich das Leben gerettet! Und das nur, weil wir aufmerksam waren!

Uff, jetzt muss ich aber erst mal richtig durchschnaufen. Ich bin wieder in meinem Zimmer und lasse mich erschöpft auf das Bett plumpsen. Von DEM Abenteuer muss ich mich erstmal erholen! Das war vielleicht eine Aufregung! Zum Glück ist ja alles gut gegangen mit Frau Sommer. Ich weiß auch nicht, warum, aber irgendwie geraten Leo und ich immer wieder in solch ungewöhnliche Situationen.

Aber jetzt will ich mich erstmal vorstellen: Ich heiße Juliana. So steht es jedenfalls in meiner Geburtsurkunde.

Aber ehrlich gesagt, ich finde diesen Namen einfach schrecklich! Weiß auch nicht, warum meine Eltern mich so genannt haben. Total blöd!

Ich könnte ausflippen bei dummen Kommentare wie: „Was ist DAS denn für’n komischer Name?“!

Noch schlimmer sind die alten Tanten, die betont freundlich lächelnd sagen: „Ach, DAS ist aber mal ein WIRKLICH schöner Name. DEN habe ich ja noch nie gehört! Sag mal, Kleine, weißt Du auch, wo der Name herkommt?“

Brr, bei dem Tonfall da schüttelt es mich!

Aber ich hab nun einmal diesen Namen und muss mit ihm leben.

Da ich nicht dumm bin, habe ich gelernt, damit umzugehen:

Ich sag einfach allen, ich heiße Jule. Punkt. Den Namen kennt jeder, alle sind zufrieden und ich hab meine Ruhe. Praktisch, oder?

Leo ist meine beste Freundin, wir gehen in dieselbe Klasse und wohnen direkt nebeneinander, das ist ebenfalls sehr praktisch.

Ich will dir ein Geheimnis verraten: Leo heißt auch nicht wirklich Leo. Jetzt glaubst Du sicherlich, sie heißt Leonie, aber das stimmt auch nicht. Über Leonie würde sie sich wirklich freuen. Aber nee, ihr vollständige Name lautet: Eleonora!!! Bah!!! Da kann ich über meinen Namen noch richtig dankbar sein!

Leo und ich erleben ständig was. Wir lieben es, gemeinsam Geheimnisse zu lösen oder anderen Menschen zu helfen.

Papa sagt, das liegt daran, dass wir mit offenen Augen durch die Welt gehen und Interesse haben an anderen Menschen.

Ich habe auch einen Bruder. Er heißt Leon und ist 2 Jahre älter als ich. Eigentlich mag ich ihn, aber in den letzten Monaten haben wir uns viel gestritten.

Meine Eltern werden dann immer sauer. Sie sagen, sie wollen im Haus nicht ständig Streit. Meine Mutter zitiert dann diesen Satz aus dem Bambi-Film, den der Hase Klopfer gesagt hat: „Wenn man nichts anständiges zu sagen hat, soll man den Mund halten.“

Das ist leichter gesagt, als getan! Der Leon kann nämlich ganz schön nerven, manchmal ist er auch richtig fies zu mir!

Seit kurzem ist es zum Glück wieder besser mit Leon und mir.

Leon ist befreundet mit Leos Bruder. Der hat einen nicht ganz so komischen Namen, nämlich Maximilian. Das ist doch allemal besser als Eleonora!!

Maximilian nennen wir einfach Max. Früher wurde er von allen Leuten Krümel genannt, weil er als kleiner Kerl immer voller Keks- und Brotkrümel war. Aber jetzt ist er dafür zu alt. Jetzt ist Max einfach Max.

Max und Leon sind fast gleichalt, genauso wie Leo und ich. Anfangs sind wir immer durcheinander gekommen mit den Namen Leo und Leon. Das war komisch und wir haben darüber viel gelacht, aber schließlich haben wir uns daran gewöhnt.

Max und Leon fahren gerne mit den Fahrrädern umher, oder spielen Basketball. Leon geht außerdem in den Schwimmverein.

Aber jetzt genug der Vorstellung! Ich habe viel zu tun. Mein Abenteuer hatte ich heute ja schon, jetzt kommt der Alltag eines Schülers: Hausaufgaben! Wir sagen immer ‚Hausis‘ dazu. Und das sind heute eine Menge!

Also, los geht’s! Drücken gibt’s nicht!

2. Die Stunde Reli bei Frau Hugendubel

Am nächsten Morgen steht Leo schon wartend vor ihrer Tür, als ich aus dem Haus trete.

„Guten Morgen, Leo!“, rufe ich und wir laufen los.

Es ist superkalt heute. Wenn ich ausatme, sieht es aus, als würde ich rauchen. Mama mag das gar nicht. Sie hasst das Rauchen, auch das Rauchen im Spiel oder diese Kaugummizigaretten.

Ich ziehe mir den Schal vor’s Gesicht. Auch Leo ist dick angezogen, trotzdem bibbert sie vor Kälte.

„Hi Juli!“ Manchmal macht Leo aus Jule auch Juli- ist mir egal. Hauptsache ist, sie nennt mich nicht Juliana!

„An diese kalten Herbsttage müssen wir uns wohl erst noch gewöhnen, was Jule? Wie soll das nur erst im Winter werden? Bestimmt schneit’s bald. Ich glaube, ich bin nicht für die Kälte gemacht.“

Dann fängt sie nach typischer Leo-Art an zu grinsen und sagt: „Vielleicht hat Gott bei mir ja ‘nen Fehler gemacht: ich sollte eigentlich zu einer Familie in Afrika, doch dann hat er sich bei der Hautfarbe vermalt und mich weiß gemacht, da musste er mich hierher ins kalte Deutschland schicken. Brrr!“, scherzt Leo und schüttelt sich.

Ich gehe auf ihren Scherz ein und necke sie: „Aber warum hat er dich dann zu DER Familie geschickt, die ihren Kindern so komische Namen gibt?“, erwidere ich lachend. „Was für eine Strafe!“

Fröhlich quatschend laufen wir Richtung Schule.

„Das war ‘n Ding gestern, was, Jule? Was haben deine Eltern dazu gesagt, dass wir Frau Sommer gerettet haben?“

Ich muss lachen, als ich daran zurückdenke. „Die standen da mit offenen Mündern. Mama hat nur den Kopf geschüttelt, Papa sagte: ‚Meine kleine Detektivin! Dir entgeht auch nichts!‘“

„Und Leon?“

„Ha! Der hat gegrinst und nur gesagt: „Klasse, dann schenkt sie dir als Dankeschön bestimmt ‘ne ganze Tüte Süßigkeiten, wenn sie wieder zu Hause ist. Gibst du mir dann was ab?“

„Typisch Leon!“, lacht Leo. „Verfressen wie immer!“

Wir lachen immer noch, als wir im Klassenzimmer ankommen. An manchen Tagen können wir nichts anderes als kichern und heute ist wieder so ein Tag.

Es klingelt und wir setzen uns auf unsere Plätze. Nach den letzten Ferien wurden alle Kinder umgesetzt, aber weil Leo und ich während der Stunde nicht schwätzen, durften wir nebeneinander sitzen bleiben.

Wir warten auf Frau Hugendubel. Sie verspätet sich etwas.

Frau Hugendubel ist nur unsere Vertretungslehrerin. Eigentlich haben wir Herrn Feil in Reli. Der liegt aber zurzeit mit gebrochenem Bein im Bett. Autsch! Er wurde auf dem Weg in die Schule von einem Auto angefahren. Leider saß Herr Feil nicht in seinem eigenen Auto, sondern auf dem Fahrrad, deshalb wurde er so schwer verletzt.

Also kam Frau Hugendubel als neue Religionslehrerin, die Herrn Feil so lange vertreten soll, bis dieser wieder gesund ist. Frau Hugendubel ist jung, hat schöne, lange, dunkle Haare und ist oft zu Scherzen aufgelegt. Alle mögen sie, so dass es gar nicht so schlimm ist, dass Herr Feil grade nicht kommen kann.

Nach einigen Minuten betritt Frau Hugendubel gutgelaunt wie immer das Klassenzimmer. „Guten Morgen, Kinder!“, ruft sie und geht motiviert Richtung Lehrerpult. Bei Herrn Feil lief die Stunde zwar immer anders ab, aber jeder hat halt seine eigene Art. Bei ihm haben wir die Stunde oft im Stuhlkreis begonnen, vor allem montags. Wir haben die Tische nach hinten geschoben und unsere Stühle zu einem engen Kreis gestellt. Herr Feil brachte immer eine Kerze und einen Stein mit. Beides wurde im Kreis herumgegeben und jeder sollte zur Kerze etwas Schönes aus der letzten Woche berichten und zum Stein etwas, das blöd war. Ich fand es immer schön, vor allem am Anfang der Woche etwas von sich erzählen zu können und etwas von den anderen zu erfahren. Das vermisse ich ein bisschen.

Frau Hugendubel beginnt ihre Stunde: „Heute ist Freitag, die Woche geht zu Ende und wir haben noch eine letzte gemeinsame Stunde, bevor ihr euch am Wochenende so richtig erholen könnt!“

Sie lächelt uns an. „Herr Feil ist leider immer noch krank, vorerst bis Mittwoch. Und so werde ich ihn auch in der nächsten Woche noch vertreten.“

Um mich herum beginnen alle zu jubeln. Mir entschlüpft nur ein leises „Oh!“ Ich hatte mich schon ein bisschen auf Herrn Feil gefreut.

„So, Kinder, heute soll es weitergehen in unserer Reihe über die Entstehung der Welt. Paula war am Montag nicht da, wer kann ihr kurz sagen, was wir durchgenommen haben?“

Leo meldet sich.

„Ja, Leo?“, wird sie von Frau Hugendubel zur Antwort aufgefordert.

Leo dreht sich zu Paula um und sagt: „Wir haben die Schöpfung aus 1. Mose 1 durchgenommen, Paula, und sollten bis heute auswendig lernen, was an welchem Tag geschaffen wurde.“

„Richtig“, bestätigt Frau Hugendubel. „Das waren die Hausaufgaben. Wer hat nicht daran gedacht zu lernen?“ Keiner streckt, alle scheinen die Hausis gemacht zu haben. Zufrieden schaut sie in die Runde und sagt: „Prima, ihr seid wirklich eine motivierte Klasse, die weiß, dass Reli mehr ist als ein Nebenfach!“ Wir lachen als Antwort. Schließlich ist für jeden Lehrer sein eigenes Fach das Wichtigste, oder?

„Fragen sie uns doch ab!“, ruft Sabine vorlaut und ohne sich zu melden.

„Spinnst du?“, kommt es sofort als Antwort von irgendwo aus der anderen Ecke des Klassenraumes.

Und Jakob, der hinter uns sitzt, stöhnt gequält. „Was soll das denn jetzt?“ Er mault leise vor sich hin: „So ein doofer Vorschlag kann auch nur von Sabine kommen. O Mann! Wie kann man nur!“

Frau Hugendubel grinst verschwörerisch. „Gute, Idee, Sabine! Und wen soll ich dran nehmen? Wenn du dich freiwillig meldest, dann kann ich also davon ausgehen, dass du wirklich gelernt hast, oder?“ Sabine nickt eifrig und beginnt: „Am ersten Tag schuf Gott…“, wird aber von Frau Hugendubel zwinkernd unterbrochen: „Dann nehme ich doch lieber mal jemand anderes dran. Dann dürfen alle noch ein wenig zittern!“ Sie sieht sich suchend im Klassenzimmer um. „Mal sehen, wen nehme ich denn?“ Schließlich bleibt ihr Blick an Jakob hängen. „Nun, Jakob, wie sieht’s bei dir aus? Hast du gelernt? Kannst du uns die Schöpfungstage aufzählen?“

Jakob zuckt zusammen, als er seinen Namen hört. Er wirft einen bösen Blick in Sabines Richtung. Dann wendet er seine Aufmerksamkeit seiner Lehrerin zu.

„Naja, also: am Anfang schuf Gott Himmel und Erde und dann…“ er stammelt und probiert weiter: “Äh, danach, also- die Sonne, oder…?“ Er mach eine verzweifelte Pause und gibt dann resigniert zu: „Nein, kann ich nicht.“

Frau Hugendubel runzelt die Stirn. „Mein Lieber, auch wenn Reli halt doch ein Nebenfach ist, musst du deine Hausaufgaben machen. Oder zumindest dazu stehen, dass du sie nicht gemacht hast, wenn ich danach frage.“ Sie seufzt. „Dann werde ich wohl wirklich jeden heute abfragen müssen. Wer seine Hausaufgaben nicht gemacht hat, kriegt einen Strich und ihr wisst, dass sich das auf die Note auswirkt.“

Jakob verzieht spöttisch den Mund. „Wer braucht denn schon die Schöpfungsgeschichte?“, fragt er laut. „So einen Quatsch können wir doch besser sein lassen und stattdessen lieber was Sinnvolles machen!“

Jetzt kommt Frau Hugendubel näher und baut sich vor Jakob auf. „Ja, wer meckert denn da? Jakob, warst du das?“

Jakob zuckt mit den Schultern. „Und wenn schon? Was soll’s? Ich hab doch Recht.“

Frau Hugendubel dreht sich um und geht zurück zum Lehrerpult. Dort angekommen wendet sie sich an die gesamten Klasse: „Ich glaube, ich muss euch doch noch mal etwas Grundlegendes zum Verständnis der Bibel erklären.“

Sie sieht Jakob an. „Jakob, und ihr alle anderen auch, du musst immer daran denken, dass die Schöpfungsgeschichte schon uralt ist. Damals wusste man noch nichts von Wissenschaft und den Erkenntnissen, die wir heute haben. Die Menschen damals haben sich diese Geschichten ausgedacht, um eine Erklärung dafür zu haben, warum es Leben gibt. Aber ihr dürft das nicht als Tatsachenbericht nehmen, ihr müsst es als interessante, alte Geschichte von den Menschen früher sehen. Zwar ausgedacht, aber ein Hinweis darauf, wie die Menschen vor tausenden von Jahren gedacht haben und wie sie versucht haben, mit einfachen Mitteln die Welt zu verstehen.“

Ich starre meine Lehrerin an. Ausgedacht? Habe ich richtig gehört?

Leo sieht ebenfalls entsetzt zu mir herüber. Sie verzieht verunsichert den Mund und bedeutet mir, nachzufragen, weil sie sich nicht zu trauen scheint. Zögernd hebe ich meine Hand und werde kurz danach aufgerufen.

„Nun, Jule, was möchtest du?“

Ich bin etwas unsicher. „Äh, Frau Hugendubel, ich wollte nur fragen, also, äh, ob sie wirklich denken, dass…“ Ein letzter Seitenblick auf Leo gibt mir die nötige Sicherheit, meine Frage zu beenden: „…dass die Schöpfungsgeschichte nur ausgedacht ist?“

Frau Hugendubel sieht mich an, als hätte ich sie gefragt, ob Tannenbäume wirklich grün sind. „Wie meinst du das, Jule? Natürlich ist die Schöpfung nicht wirklich so passiert, wie es da steht! Habt ihr denn nicht aufgepasst in Erdkunde? Biologie? Urknall? Evolution? Sagt dir das was? Jule, das alles ist doch längst von der Wissenschaft zweifelsfrei bewiesen worden! Was soll da noch die Frage, ob die Schöpfungsgeschichte wahr oder ausgedacht ist?“

Jakob kichert über meine Frage. „Die glaubt an die Schöpfung! Ich werd‘ nicht mehr!“, lacht er halblaut, aber immerhin so deutlich, dass es bestimmt die Hälfte der Klasse hören kann. Dann beugt er sich vor zu mir und flüstert: „Jule, ich muss dir jetzt die grausame Wahrheit sagen: Es gibt gar keinen Osterhasen!“

Alle, die in Hörweite sitzen, lachen los über diesen Spruch – sehr witzig!

Frau Hugendubel schüttelt den Kopf über meine Frage nach der Wahrheit der Schöpfungsgeschichte. Jakobs Kommentar hat sie zum Glück nicht mitbekommen. Dann fügt sie hinzu: „Naja, es gibt tatsächlich ein paar einzelne Menschen, die wirklich wortwörtlich an die Schöpfung glauben, aber die haben keine Ahnung. Nein, nein, Mädchen, glaube mir: die Evolution ist eindeutig bewiesen.“

Ich muss mich sehr zusammenreißen, weiter zuzuhören. Unsicher hake ich nach: „Glauben sie denn nicht, dass die Bibel wahr ist, Frau Hugendubel?“

Jakob kichert wieder. Blöder Kerl!

Beschwichtigend antwortet Frau Hugendubel: „Natürlich ist sie wahr, Juliana, jedenfalls für die Menschen damals, die daran geglaubt haben.“

Ich bin verwirrt und so erklärt sie weiter: „Ich erzähle dir mal eine Geschichte, damit du verstehst, was ich meine: Im Kindergarten ist ein kleines Mädchen, die behauptet: ‚Rosa ist die allerschönste Farbe!‘ Und der kleine Junge behauptet: ‚Grün ist die coolste Farbe!‘ Die Kindergärtnerin wird beiden Recht geben, weil es für jedes Kind in dem Moment die absolute Wahrheit ist. Du wirst dem Mädchen nur mit Schwierigkeiten etwas Schwarzes anziehen können. Aber Lieblingsfarben ändern sich, das wissen wir. Und genauso ist das mit den biblischen Geschichten. Das ist keine absolute Wahrheit, die für alle zählt, sondern die Menschen damals haben es so empfunden. Die Geschichten sind ihnen Trost und Ermutigung, Korrektur und Bestätigung gewesen.“

Ich kann nicht glauben, was ich gerade höre. Ich habe immer gelernt, dass die Bibel wirklich die absolute Wahrheit ist. ALLES daran. Nicht nur für einzelne Menschen, sondern für alle. Was stimmt denn nun?

Frau Hugendubel redet weiter. Im freundschaftlichen Ton versucht sie, die Diskussion zu beenden. „Und schließlich sind wir alle heutzutage doch moderne, gebildete Menschen. Wir wissen zweifelsfrei, dass sich alle Lebewesen durch die Evolution entwickelt haben. Da war der Urknall, irgendwann kam Wasser, die Einzeller begannen darin zu leben und schließlich entwickelten sich in ein paar Milliarden Jahren alle Tiere, die wir kennen – und sogar noch mehr, nämlich auch die, die schon ausgestorben sind. Mädchen, glaube mir, die Evolution ist wissenschaftlich eindeutig bewiesen. Und das zeigt, dass die Schöpfung nur eine Geschichte ist!“

Ich merke, wie ich den Kopf schüttle. Soll das wahr sein? Das kann ich nicht glauben. Aber könnte es wahr sein?

Kann es sein, dass alles, was in der Bibel steht, einfach nur ‚Trost‘ oder eine nette Geschichte ist, aber nicht wirklich wahr?

Ich kann mich nicht mehr konzentrieren.

In meinem Kopf hallen ihre letzten Worte nach: ‚die Evolution ist bewiesen, die Schöpfung ist nur eine Geschichte.‘

Irgendwie läuft der Rest des Tages nur noch an mir vorbei. Ich sitze auf meinem Platz, aber ich bin nur körperlich anwesend. Meine Gedanken habe ich nicht mehr im Unterricht. Zum Glück schreiben wir heute keine Klassenarbeit mehr, der wäre bestimmt eine 5 geworden, oder sogar schlimmer.

Nach der sechsten Stunde haben wir endlich Schluss. Immer noch tief in Gedanken versunken mache ich mich auf den Heimweg.

„Hey, kannst Du nicht warten? Was ist denn heute nur los mit Dir, Jule?“

Von hinten kommt Leo angerannt.

„Du läufst ja rum, als würdest du schlafwandeln. Was hast du denn? Hab ich dir irgendetwas getan, dass du alleine nach Hause gehst?“, fragt Leo in einem beleidigtem Ton.

Ach du Schreck! Vor lauter Denken hab ich meine beste Freundin stehen lassen. Das ist mir ja noch nie passiert! „Entschuldige Leo, ich hab dich vergessen. Es ist nichts.“