Kapstadt statt Karstadt - Anne Jacoby - E-Book

Kapstadt statt Karstadt E-Book

Anne Jacoby

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Beschreibung

Andere Länder, andere Sitten – das gilt auch für die internationale Bewerbung. Damit sie erfolgreich ist, sollte man sich sehr gut vorbereiten. Das Buch unterstützt Berufseinsteiger und Young Professionals, die aufbrechen wollen in die weite Welt, um neue Herausforderungen zu suchen. Die Autoren zeigen, welche Zusatzqualifikationen bereits im Studium erworben werden können, wie englischsprachige Bewerbungsunterlagen aussehen sollten und was beim Jobinterview im Ausland zu beachten ist.

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Anne Jacoby, Florian Vollmers

Kapstadt statt Karstadt

So geht internationale Karriere heute

Campus Verlag Frankfurt/New York

Über das Buch

Alles langweilig hier? Schon ein paar Monate Kapstadt, Canberra oder Caracas öffnen den Horizont, pimpen die Karriere und machen einfach Spaß! Also Koffer packen und los? Geht auch. Besser ist es aber, du hast einen Plan. Dabei hilft dir dieses Buch. Es zeigt, welche Zusatzqualifikationen bereits im Studium erworben werden können, wie englischsprachige Bewerbungsunterlagen aussehen sollten und was beim Jobinterview im Ausland zu beachten ist.

Mit Länderüberblick und den wichtigsten FörderprogrammenMit vielen Erfahrungsberichten von Young ProfessionalsMit vielen Experten-Tipps

campus smart ist der multimediale Jobcoach.

Mit E-Book inside – die Freiheit, zu lesen, wo und wie man will.

On top gibtʼs pro Buch einen Gutschein (gültig für die erste Auflage bis zum 31.12.2017) für ein Webinar aus der campus smart Reihe.

So kommst du zum Webinar:

Öffne die Webseite campus-smart.deSuche dir eines der angebotenen Webinare ausMelde dich für das Webinar an und gib bei der Buchung den unten stehenden Code an.

»TICKET TO LEARN« – DEIN WEBINARE-CODE:

4989JaA4Z

Über die Autoren

Anne Jacoby arbeitet seit 2001 als freie Journalistin, Buchautorin und Ghostwriterin in Frankfurt am Main. Weil sie als Freiberuflerin überall schreiben kann, entstanden Teile ihrer Wirtschaftsbücher an einem New Yorker Küchentisch und auf einem portugiesischen Bauernhof. Auf ihren Reportagereisen in Österreich gewöhnte sie sich an die Anrede »Frau Magister« und in Dänemark an die landestypischen Arbeitsschuhe: Clogs.

Florian Vollmers arbeitet seit 2001 als freier Journalist und Buchautor. Im Ausland war er zweimal: In Frankreich hat Vollmers Stunden in Behörden-Warteschlangen verbracht, um eine die Aufenthaltsgenehmigung »Carte de Séjour« ausgestellt zu bekommen. Und in Dänemark hat er sich mit ungewohnten Bräuchen wie dem »Freitagsbier« und dem »Guten Abend-Kaffee« unter Arbeitskollegen angefreundet. Heute lebt – und bleibt – er in Bremen.

Vorwort

Nichts wie weg!

DEIN DEUTSCHER SCHREIBTISCH SIEHT JEDEN TAG SO SCHRECKLICH GLEICH AUS? DU HAST LUST AUF NEUE ABENTEUER? DU FINDEST, DA GEHT NOCH WAS IN SACHEN KARRIERE? NA DANN: HÖCHSTE ZEIT FÜR DICH, NEUE WEGE ZU GEHEN! SCHON EIN PAAR MONATE KAPSTADT, CANBERRA ODER CARACAS ÖFFNEN DEINEN HORIZONT, PIMPEN DEINE KOMPETENZEN, GEBEN DEINEM SELBSTBEWUSSTSEIN EINEN KICK UND MACHEN EINFACH SPASS!

ALSO KOFFER PACKEN UND LOS? KLAR: DAS GEHT AUCH. MEHR ERFOLG UND WENIGER STRESS ABER HABEN DIE JOBSEEKER, DIE IHR ABENTEUER PLANEN. DENN IN MANCHEN LÄNDERN GIBT ES JOBS IN HÜLLE UND FÜLLE, IN ANDEREN FINDEN SCHON DIE EINHEIMISCHEN NICHT GENUG ARBEIT. AN MANCHEN ECKEN DER WELT WERDEN ZAHNÄRZTE FÜR KINDER GESUCHT, IN ANDEREN INGENIEURE FÜR NÄHMASCHINEN. UND FÜR DEN EINEN IST EIN JOB IM AUSLAND DAS RICHTIGE, FÜR DEN ANDEREN PASST EIN TRAINEEPROGRAMM BESSER. GUT ALSO, WENN DU VORHER WEISST, WAS GEHT, WAS GUT FÜR DICH IST UND WAS DU TUN MUSST, UM ENDLICH LOSZUKOMMEN. DENN AUSSER FREUEN UND KOFFERPACKEN MUSST DU JA NOCH ETWAS GANZ TYPISCH DEUTSCHES TUN, BEVOR DU ENDLICH IN DEN FLIEGER STEIGST: JEDE MENGE LANGWEILIGEN PAPIERKRAM ERLEDIGEN.

»Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.«

Aurelius Augustinus

Inhalt

1 ICH BIN DANN MAL WEG!Die besten Gründe und die tollsten Ziele für deine Zeit im Ausland

Warum weggehen gut ist

Wo zieht es mich hin?

Was gibt es wo?

2 KLAR ZUM STARTWelche Pluspunkte du vor der Abreise sammeln kannst – und solltest

Sprachen lernen

Ausland auf Probe

Soziales Engagement kommt an

Vitamin B besorgen

Erst mal üben

3 TYPISCH BEWERBENEinen Traumjob im Ausland angeln? Wie geht das denn?

Heute alles online

Europa macht manches einfacher

Der Business-Knigge gilt global

Formulare, Finanzen, Fiskus

4 IMMER WIEDER FUSS FASSENVor Ort klar kommen – und nach Hause zurück finden

Kulturschocks? Ja, bitte!

Und jetzt: Um eine Erfahrung reicher?

ANHANG

Lebensläufe

Die schönsten Checklisten

Links & Listen

Schlaueste Literatur

Über die Autoren

1

Ich bin dann mal weg!

Die besten Gründe und die tollsten Ziele für deine Zeit im Ausland

[Bild vergrößern]

EINLEITUNG DAS GEFÜHL, DASS DIE WIESE HINTER DEM ZAUN GRÜNER IST ALS DIE AUF DER EIGENEN SEITE – DAS IST SO ALT WIE DIE MENSCHHEIT SELBST. WIR SIND SCHON IMMER AUFGEBROCHEN, UM DAS WEITE ZU SUCHEN. VIELE VON UNS, DIE EINMAL LOSGEFAHREN SIND, VERLÄSST DAS REISEFIEBER NIE MEHR. SO ZIEHEN SIE WEITER VON LAND ZU LAND, VON JOB ZU JOB. ANDERE FINDEN IN EINEM ANDEREN LAND IHRE NEUE HEIMAT. AUCH WENN SIE DABEI FÜR IMMER EIN GAIJIN BLEIBEN – DAS IST JAPANISCH UND MEINT »MENSCH VON DRAUSSEN«.

800000 Menschen wandern jährlich nach Europa ein – wusstest du, dass zur gleichen Zeit rund 550000 auswandern? Ähnlich ist das Verhältnis in Amerika: 62000 wandern ein, während über 54000 Menschen auswandern. Es ist also eine Menge in Bewegung auf dem globalen Arbeitsmarkt. Hunderttausende wagen jedes Jahr »Kapstadt statt Karstadt«. Träumst du auch davon? Zugegeben: Wir auch. Eins wissen wir jetzt schon: Der Traum vom Job im Ausland lässt sich ziemlich leicht wahr machen. Glaubst du nicht? Die vielen unterschiedlichen und auch skurrilen Geschichten, die wir für dieses Buch gesammelt haben, zeigen: Internationale Karriere ist heute zwar immer noch abenteuerlich. Aber auch ganz normal.

Warum weggehen gut ist

»Deinen Sinn musst du wechseln, nicht den Himmelsstrich«, hat Seneca schon vor mehr als 2 000 Jahren gesagt. »Was dich forttrieb, folgt dir auf dem Fuße.« Das stimmt wahrscheinlich. Macht aber nichts! Natürlich nimmt man sich immer selbst mit, wenn man in die Ferne zieht. Dennoch gibt es woanders viel Neues zu entdecken.

Wie leben und arbeiten Japaner? Was heißt Karriere in Schweden? Was isst man in Äthiopien in der Mittagspause? Bleibt das, was mir selbst in der Heimat so wichtig war, woanders auch noch bedeutend? Wie verändere ich mich selbst, wenn alles um mich herum anders ist?

Theorie ist gut– Praxis ist besser

Das alles kannst du nicht durch Denken herausfinden. Nur durch einen Selbstversuch. Der lohnt sich! Doch Vorsicht: Er lässt sich nicht rückgängig machen. Und könnte dein Leben komplett auf den Kopf stellen.

ANDERE MENSCHEN KENNENLERNEN – UND SICH SELBST

Marco Sulima und Alexandra Reuss gehören zu den Menschen, um die es in diesem Buch geht. Menschen, die zeitweise oder für immer eine internationale Karriere eingeschlagen haben, die zum Arbeiten ans andere Ende der Welt gegangen sind. Sie zeigen dir in diesem Buch wie »Kapstadt statt Karstadt« geht, warum es sich lohnt – und sie erzählen, was man dafür wissen muss.

INTERVIEW ÜBERALL DAS BESTE HERAUSPICKEN

Alexandra Reuss, derzeit Rezeptionistin in Frankreich, kommt aus der Wetterau, einem bäuerlichen Landstrich im nördlichen Hessen, der so platt ist wie ein Kuhfladen. Heute arbeitet sie im gebirgigen Südfrankreich, an der Rezeption des Campingplatzes »La Grande Cosse«. Aber noch nicht lange. Vorher hat sie in Schweden Bremsen getestet und in Norwegen Wale beobachtet.

Alexandra, du hast dich vor acht Jahren entschieden, Deutschland zum Arbeiten zu verlassen. Warum?

Ich hatte einen Sprachkurs in Schweden besucht und war von dem Land fasziniert. Ich dachte: Da muss ich noch mal hin. Hinzu kam, dass ich meinen Job als PR-Referentin verloren hatte und arbeitslos geworden war. In Schweden hoffte ich auf bessere Jobmöglichkeiten.

Die sich erfüllt haben?

Ja. Ich hatte zwar nie nur eine Arbeit, sondern immer mehrere Saisonjobs, aber ich konnte mir eine neue Existenz aufbauen, habe sogar ein Haus in Lappland gekauft. Wichtig war mir aber in Schweden vor allem, die Natur und die Ruhe zu erleben.

Welche Jobs hattest du dort?

Viele. Ich habe im berühmten Icehotel in Jukkasjärvi gearbeitet, im Bosch Winter Test Center in Arjeplog, wo die Bremstests gemacht werden, und im Schlittenhunde-Camp Snowtrail Dogcamp in Gällivare. Ich wollte immer da arbeiten, wo andere Urlaub machen.

Bist du deshalb ein paar Jahre später nach Norwegen gegangen?

Ja, dort habe ich bei dem Anbieter von Walsafaris Hvalsafari AS als Fremdenführerin gearbeitet. Auch hier hat mich der Reiz der Natur angelockt.

Warum arbeitest du jetzt in Frankreich?

Ich bin hierhergekommen, um die Sprache zu lernen. Über das Internet habe ich eine Familie gefunden, bei der ich gegen Kost und Logis in deren Feriendomizil gearbeitet habe. Nebenbei habe ich mir andere Jobs gesucht, und jetzt bin ich hier, in Südfrankreich in Saint Pierre la Mer und arbeite an der Rezeption eines Campingplatzes.

Kapstadt statt Karstadt– warum hast du dich für diesen Weg entschieden?

Ich will meinen Horizont erweitern, Kulturen erleben, Menschen kennenlernen. Jedes Land hat seine Vor- und Nachteile. Ich picke mir das Beste aus allen Ländern.

Was meinst du damit?

In Skandinavien zum Beispiel sind die Hierarchien total flach, alle duzen sich und beim Vorstellungsgespräch zählt an erster Stelle, ob man dich sympathisch findet. In Frankreich hingegen zählen Positionen viel mehr, dafür ist man hier viel offener für Kritik als beispielsweise in Schweden. In Deutschland gibt es dafür mehr Sicherheiten und feste Regeln auf dem Arbeitsmarkt, an denen man sich festhalten kann. Ich empfinde es bereichernd, diese unterschiedlichen Erfahrungen kennenzulernen und mitzunehmen.

Mal ehrlich: Schlaucht dich der Wechsel zwischen Ländern und Kulturen?

Doch, klar. Mittlerweile habe ich immer öfter das Gefühl, dass es reicht. Mit diesem Lebensstil muss man mit finanziellen Unsicherheiten klarkommen, man hängt immer zwischendrin und weiß oft nicht, wie es weitergeht. Vielleicht bleibe ich für immer in Frankreich. Hier habe ich jetzt auch einen Freund.

Als du aus Deutschland weggingst, warst du immerhin schon 34. Ziemlich spät, oder?

Nein. Was hatte ich zu verlieren? Ich dachte mir: Wenn es mir nicht gefällt oder nicht klappt, komme ich eben zurück. Ich muss aber auch sagen: Ich hatte es damals einfach, war ungebunden. Mit Partner oder Familie ist das natürlich anders.

Wie hast du den ganzen bürokratischen Kram erledigt?

Stimmt, da gab es einiges zu tun. Mein Auto hat in den letzten Jahren vier unterschiedliche nationale Nummernschilder gehabt. Aber ganz ehrlich: Das ist überschaubar. Man kann sich im Internet sehr gut informieren, die Behörden helfen einem in der Regel.

Aber in jedem Land gibt es völlig unterschiedliche Regularien?

Ja, das stimmt. In Schweden hätte ich gern die Staatsbürgerschaft angenommen, aber das geht erst nach sieben Jahren – so lange war ich nicht dort. Man braucht keine Arbeitserlaubnis, muss nur eine Sozialversicherungskarte beantragen und ein Bankkonto eröffnen. Ähnlich simpel war das in Norwegen. In Frankreich hingegen wollte man meine Arbeitszeit in Schweden nicht anerkennen. In der EU hat man drei Monate Anspruch auf Arbeitslosengeld, und ich rate jedem, dies bei einem Länderwechsel vorab zu klären.

Hast du bei den Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen in den Ländern starke Unterschiede bemerkt?

Einfach authentisch bleiben.

Nein, eigentlich läuft das überall ähnlich ab – natürlich bis auf die Mentalitätsunterscheide. Wie gesagt ist in Frankreich alles viel formeller als in Skandinavien. Ich hatte das Gefühl, dass es letztlich immer darauf ankommt, dass man authentisch bleibt. Und eines kann man generell sagen: Der Schlüssel zum Jobmarkt ist in allen Ländern die Sprache. Die muss man schon einigermaßen beherrschen.

Was würdest du Menschen, die hin und her überlegen, ob sie ins Ausland gehen sollen oder nicht, an Ratschlägen mit auf den Weg geben?

Wenn sie noch hin- und herüberlegen, dann sollten sie es lassen. Wer will, der findet eine Lösung.

INTERVIEW »DU BIST JA SCHON EIN HALBER JAPANER«

AuchMarco Sulima (30), hat den Schritt in die große, weite Welt gewagt. Seit fünf Jahren lebt und arbeitet er in Tokio. Als Recruiter sucht er Führungskräfte für die Modebranche– als Mitarbeiter der japanischen Firma A Balloon Consulting. Schon vorher lebte Marco Sulima zwischen Madrid, Paris, London und New York.

Marco, du arbeitest seit fünf Jahren als Recruiter für die Modebranche in Tokio. Warum Japan?

Ich habe mir hier ein Netzwerk aufgebaut, mein Job ist toll, ich verdiene sehr gut. Sogar die sehr schwierige japanische Sprache beherrsche ich mittlerweile. Das alles will ich nicht aufgeben. Außerdem liebe ich Tokio, eine gigantische Stadt, die zu den schönsten der Welt gehört.

Wie bist du hierher gekommen?

Eigentlich wollte ich Grafikdesign in meiner Heimatstadt Aachen studieren. Aber dann hat mich eine Modelagentur quasi auf der Straße entdeckt und direkt engagiert, als ich 19 Jahre alt war. Zwei Wochen später ging es nach Paris und Mailand, wo ich dann für die bekannten Marken wie Gucci und Dolce Gabbana als Model gearbeitet habe. Mein erster Kontakt zu Japan entstand, als mich der japanische Designer Mihara Yasuhiro auf dem Laufsteg sah und mit meiner Kölner Agentur einen Vertrag abschloss. Danach bin ich dann als Model zwischen Japan, Europa und New York hin- und hergependelt. Nach fünf Jahren hatte ich genug und habe bei Mihara Yasuhiro ein Jobangebot im internationalen Verkauf angenommen.

Kann man in Japan einfach so in den Arbeitsmarkt einsteigen?

Ja, das geht relativ problemlos. Als »Working Holiday« muss man nur ein Anschreiben aufsetzen, bekommt ein einjähriges Arbeitsvisum und kann dann überall eingestellt werden. Dazu muss man allerdings unter 27 Jahre sein.

Du bist heute 30 und bei dem Unternehmen A Balloon Consulting in Tokio fest angestellt. Wie ist dein Aufenthalt geregelt?

Es ist in Japan ziemlich schwierig, ein Vollzeit-Visum zu bekommen, aber ich habe mich dahinter geklemmt und es geschafft. Dieses einjährige Visum muss ich ständig erneuern, aber auch das erledigt sich irgendwann, denn ich habe mittlerweile hier geheiratet. Nach sieben Jahren Ehe erhält man dann eine permanente Aufenthaltsgenehmigung. Vielleicht strebe ich irgendwann sogar die japanische Staatsangehörigkeit an, obwohl ich weiß, dass das eine schmerzhafte Prozedur ist – soll heißen, dass man eine Menge an bürokratischem Aufwand und schwierigen Sprachtests bewältigen muss.

Was ist dir in Japan besonders schwergefallen?

Ganz klar die Sprache. Das japanische Kanji-Alphabet mit seinen über 3000 Zeichen ist schon sehr schwierig. Das Schreiben ist ein mühseliger Lernprozess, und auch beim Sprechen beherrsche ich nach sieben Jahren noch nicht alles, aber ich arbeite dran. Anfangs habe ich sogar gezielt Nebenjobs gehabt, in denen man nicht schreiben und stattdessen viel reden muss – also zum Beispiel als Kellner oder Deutschlehrer.

Wann kommt man in einem fremden Land wirklich an?

Gute Frage. Hier in Tokio bleibt man, glaube ich, immer ein Gaijin, ein »Mensch von draußen«. Ein Kollege hat erst kürzlich zu mir gesagt: »Du bist ein halber Japaner!«, und das war schon eine Ehre. Über diesen Status kommt man wahrscheinlich nicht hinaus.

Ist das auf Dauer auszuhalten?

Jeder, der ins Ausland geht, muss wissen, dass dies eine große Herausforderung ist, an der man auch scheitern kann. Natürlich ist es auf Dauer anstrengend, und es kann sehr einsam sein. Ich glaube, man muss der Typ dafür sein. Ich selbst war schon immer rastlos. Ich mag es auch, der Fremde zu sein. Es verpasst mir einen Nervenkitzel, mich durch einen täglichen Lernprozess anpassen zu müssen. Und gelegentlich mag ich auch die Anonymität, die man in einer fremden Großstadt wie Tokio genießen kann.

Welche kulturellen Unterschiede fallen dir im Arbeitsleben besonders auf?

Hier in Japan spielt der gesellschaftliche Rang eine besondere Rolle. Man muss die Hierarchien in der Arbeitswelt kennen und ihre Regeln genau beachten, sonst kommt man nicht voran. Andererseits hat man als Fremder, als Gaijin, auch eine Trumpfkarte. Denn Ausländer können zum Beispiel Topmanagern auch mal auf Augenhöhe begegnen und sie einfach so anquatschen – was für einen japanischen Angestellten undenkbar wäre. Weiterhin gilt für Japan, dass Eigenständigkeit zählt. Als es um meine Arbeitserlaubnis ging, musste ich mich zum Beispiel mühsam durch alle Formulare durchkämpfen. Hier vor Ort gibt es niemanden, der einem das abnimmt. Es wird erwartet, dass man sich selbst kümmert.

Was wünschst du dir für deine Zukunft in Japan am meisten?

Erfolg im Beruf, und dass es so weitergeht. Und – das klingt jetzt vielleicht komisch – ich wünsche mir keine Erdbeben, keine Tsunamis und keine Atomkatastrophen. Das spielt hier in der Tat eine große Rolle. Ich wünsche mir, dass ich endlich perfekt Japanisch lesen und schreiben kann und irgendwann mein Permanent Resident Visa bekomme. Aber an allererster Stelle steht, dass ich hier in Japan eine Familie gründen möchte.

Klar: Es ist ganz schön mühsam, sich vom heimischen Sofa aufzurappeln, den Bürokram zu organisieren, die Koffer zu packen, in den Flieger zu steigen und woanders weiterzuleben. Ist doch viel bequemer, einfach zu Hause sitzen zu bleiben. Oder? Stimmt leider. Doch wer sich für diesen Weg entscheidet, verpasst sieben Mal Glück.

GLÜCK NUMMER 1: ENDLICH ENGLISCH!

Oder Japanisch. Oder Chinesisch. Oder Suaheli. In welches Land auch immer du gehst – wenn du nicht komplett auf die Ohren gefallen bist, wirst du automatisch eine neue Sprache lernen. Und zwar richtig gut und mit vergleichsweise wenig Mühe. Ein echtes Glücksgefühl, wenn du dir im Small Talk nicht mehr die Zunge verknotest, sondern ganz fröhlich mitplaudern kannst. Und wer weiß: Vielleicht wachst du als Job-Abenteurer in Kopenhagen eines schönen Morgens auf und merkst – du hast auf Dänisch geträumt. Fantastisk!

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GLÜCK NUMMER 2: BESSERE LAUNE!

Wie das jetzt? Wer einmal seinen Kiez verlässt, der merkt: Woanders sind ganz andere Sachen wichtig. Andere Umgangsformen, andere Werte, andere Dinge. In anderen Kulturen wird nicht nur anders gesprochen, sondern auch ganz anders gedacht! Das relativiert den eigenen Blick auf das eigene Leben. Manche bisher unerfüllten Wünsche werden unwichtig. Manches, was in der Heimat nervte, wird auf einmal wertvoll. Und über manch eigenen Spleen kannst du auf einmal selbst lachen. Ergebnis: Mehr Offenheit, mehr Toleranz, bessere Laune. Karriereexperten nennen diesen Mix auch »interkulturelle Kompetenz«. Klingt auch schön.

Oscar Wilde: »Reisen veredelt den Geist und räumt mit allen unseren Vorurteilen auf.«

GLÜCK NUMMER 3: MEHR GESCHMEIDIGKEIT!

Wer sich mal vor das eigene, nationale Gartentor wagt, der stößt sich unweigerlich die Hörner ab. Im Ausland bist du wie ein unbeschriebenes Blatt Papier! Niemand interessiert sich für deine nationalen oder individuellen Marotten. In vielen Situationen musst du dir selbst Hilfe organisieren oder dich ganz allein aus verzwickten Lagen befreien. Das härtet ab. Und das macht auch geschmeidiger.

GLÜCK NUMMER 4: NEUE FREUNDE!

Bei einem Job oder einer Fortbildung im Ausland lernst du ganz neue Menschen kennen. Weil du fernab von deinen angestammten Lieblingsplätzen, fernab deiner Lieblingsbranche, deines Lieblingsorts und auch fernab deines sozialen Milieus unterwegs bist, triffst du auf eine viel größere Bandbreite neuer Menschen. Diese wiederum können dich nicht sofort in eine soziale Schublade einsortieren – weil sie das deutsche Milieu-Schubladensystem (von katholisch-konservativ bis sozialökologisch-alternativ) überhaupt nicht kennen. Und das auch gar nicht wollen. Daraus folgt eine neue Offenheit auf beiden Seiten. Super Chancen, ganz ohne Vorbehalte richtig tolle Menschen kennenzulernen. Oder sogar: lieben.

Johann Wolfgang von Goethe: »Wir lernen die Menschen nicht kennen, wenn sie zu uns kommen. Wir müssen zu ihnen gehen, um zu erfahren, wie es mit ihnen steht.«

GLÜCK NUMMER 5: BESSERE JOBCHANCEN!

Wer fließend Japanisch, Portugiesisch oder Chinesisch spricht, hat automatisch bessere Jobchancen, als Mitbewerber ohne besondere Sprachkenntnisse. Ganz ohne Zusatzstudium und ohne Vokabelpaukerei. Und noch mehr: Wer via Auslandsabenteuer ein Land und seine Sitten auch noch gut von innen kennt, kann für seine Firma wertvolle Kontakte herstellen. Was bares Geld wert ist. Für die Firma – und vor allem auch für sich selbst!

GLÜCK NUMMER 6: GUTE STORYS!

Wenn sich jemand in Südafrika schon einmal aus einem Buschfeuer befreit oder in Japan wochenlang auf ungefähr drei Quadratmetern gelebt hat, dann hat er spannendere Geschichten auf Lager als jemand, der seit seinem Schulabschluss im Einwohnermeldeamt seines Heimatstädtchens Papiere gestempelt hat. Nichts gegen diesen Job – der muss ja auch gemacht werden. Doch vielleicht fehlt doch ein wenig Gewürz in so einem Leben? Du musst ja nicht gleich nach Indonesien gehen (das ist »da, wo der Pfeffer wächst«), Holland ist auch schon ein guter Anfang.

GLÜCK NUMMER 7: FÜR IMMER DEINS!

Sorry, wir klingen jetzt mal dramatisch: Du kannst im Leben im Prinzip alles verlieren, Job, Haus, Gesundheit. Die Erinnerungen an besondere Erlebnisse aber bleiben dir für immer. Und ein Job im Ausland wird immer etwas sein, das unvergesslich bleibt.

Studie: Rosarote Brille für die Heimat

Warst du weg und kommst nach Deutschland zurück, bist du nicht mehr derselbe Mensch: Das zeigt eine Umfrage der HIS GmbH.