Kindergesundheit beginnt zu Hause - Désirée Ratay - E-Book

Kindergesundheit beginnt zu Hause E-Book

Désirée Ratay

0,0
18,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Keine Pille der Welt kann Kindern ein starkes Fundament für ein gesundes und glückliches Leben geben. Kindergesundheit ist so viel mehr als Medizin, deshalb werden die Weichen für ein ganzheitlich gesundes Leben nicht in der Kinderarztpraxis, sondern zu Hause gelegt.  Was brauchen Kinder von ihren Eltern, um gesundheitserhaltende biologische Systeme, einen gesunden Körper und eine gesundheitsfördernde Gehirnarchitektur zu entwickeln? Ganzheitliche Kindergesundheit hat viele Facetten und Eltern geben ihr Bestes, um gesunde Rahmenbedingungen für ihr Kind zu schaffen. Aber was ist, wenn sie ihren Fokus während dieser Mission auf Themen richten, die zweifellos wichtig (wie z.B. der Umgang mit Infekten), aber vielleicht nicht am wichtigsten sind?  Kinder brauchen Eltern und Experten, die ihre ganzheitliche Natur verstehen, denn nur dann können sie Kindern das geben, was sie wirklich brauchen, um ein gesundes und glückliches Leben führen zu können. Kinder, die auf körperlicher, psychischer und seelischer Ebene das bekommen, was sie brauchen, können ihr genetisch veranlagtes gesundheitliches Potenzial optimal entfalten. Sie entwickeln ein anderes körperliches und psychisches Gesundheitsfundament als solche, deren Bedürfnisse ungesehen oder missachtet werden.  In ihrem ersten Buch zeigt die Kinderärztin Désirée Ratay, wie wichtig das Familienleben und die Verbundenheit innerhalb der Familie für die Gesundheit - die psychische wie die körperliche - ihres Kindes sind. Wissenschaftlich fundiert, liebevoll aufbereitet und mit vielen praktischen Tipps hilft dieses Buch beim Verständnis kindlicher – und auch elterlicher - Nöte, Schmerzen und Bedürfnisse und zeigt, wie es gelingt, die Gesundheit nachhaltig zu stärken. Désirée's Vision ist es, ein ganzheitliches Verständnis von Kindergesundheit zu vermitteln. Ihr Wissen aus Kindermedizin, Neurowissenschaften und Psychologie kombiniert sie zu einem einzigartigen Ganzen und teilt es seit Jahren erfolgreich als "Dr. Mami" im Netz.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Unsere eBooks werden auf kindle paperwhite, iBooks (iPad) und tolino vision 3 HD optimiert. Auf anderen Lesegeräten bzw. in anderen Lese-Softwares und -Apps kann es zu Verschiebungen in der Darstellung von Textelementen und Tabellen kommen, die leider nicht zu vermeiden sind. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Impressum

© eBook: 2024 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2024 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Ariane Hug

Lektorat: Margarethe Brunner

Bildredaktion: Nafsika Mylona

Umschlaggestaltung: ki 36 Editorial Design, Bettina Stickel

eBook-Herstellung: Maria Prochaska

ISBN 978-3-8338-8586-0

1. Auflage 2024

Bildnachweis

Coverabbildung: Karolin Rögner Fotografie; mit freundlicher Genehmigung von KOKADI Babytragen

Innenteil: Illustrationen: Ariane Warneke; Grafik Quelle Levitt (2009); Adobe Stock; iStockphoto; Karolin Rögner Fotografie; Stocksy

Syndication: Bildagentur Image Professionals GmbH, Tumblingerstr. 32, 80337 München, www.imageprofessionals.com

GuU 8-8586 02_2024_01

Unser E-Book enthält Links zu externen Webseiten Dritter, auf deren Inhalte wir keinen Einfluss haben. Deshalb können wir für diese fremden Inhalte auch keine Gewähr übernehmen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber der Seiten verantwortlich. Im Laufe der Zeit können die Adressen vereinzelt ungültig werden und/oder deren Inhalte sich ändern.

Die GU-Homepage finden Sie im Internet unter www.gu.de

www.facebook.com/gu.verlag

Garantie

LIEBE LESERINNEN UND LESER,

wir wollen Ihnen mit diesem E-Book Informationen und Anregungen geben, um Ihnen das Leben zu erleichtern oder Sie zu inspirieren, Neues auszuprobieren. Wir achten bei der Erstellung unserer E-Books auf Aktualität und stellen höchste Ansprüche an Inhalt und Gestaltung. Alle Anleitungen und Rezepte werden von unseren Autoren, jeweils Experten auf ihren Gebieten, gewissenhaft erstellt und von unseren Redakteur*innen mit größter Sorgfalt ausgewählt und geprüft. Haben wir Ihre Erwartungen erfüllt? Sind Sie mit diesem E-Book und seinen Inhalten zufrieden? Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung. Und wir freuen uns, wenn Sie diesen Titel weiterempfehlen, in ihrem Freundeskreis oder bei Ihrem Online-Kauf.

KONTAKT ZUM LESERSERVICE

GRÄFE UND UNZER VERLAG

Wichtiger Hinweis

Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung bzw. Erfahrung der Verfasserin dar. Sie wurden von der Autorin nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für persönlichen kompetenten medizinischen Rat. Jede Leserin, jeder Leser ist für das eigene Tun und Lassen auch weiterhin selbst verantwortlich. Weder Autorin noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

Keine Pille der Welt kann Kindern ein starkes Fundament für ein gesundes und glückliches Leben geben.

Kindergesundheit ist so viel mehr als Medizin, deshalb werden die Weichen für ein ganzheitlich gesundes Leben nicht in der Kinderarztpraxis, sondern zu Hause gestellt.

In ihrem ersten Buch zeigt die Kinderärztin Désirée Ratay, wie wichtig das Familienleben und die Verbundenheit innerhalb der Familie für die körperliche und psychische Gesundheit der Kinder sind. Wissenschaftlich fundiert, liebevoll aufbereitet und mit vielen praktischen Tipps hilft dieses Buch beim Verstehen kindlicher und elterlicher Nöte, Schmerzen und Bedürfnisse und zeigt, wie es gelingt, die Gesundheit nachhaltig zu stärken.

Désirées Vision ist es, ein ganzheitliches Verständnis von Kindergesundheit zu vermitteln. Ihr Wissen aus Kindermedizin, Neurowissenschaften und Psychologie kombiniert sie zu einem einzigartigen Ganzen.

Gesund und entspannt

»Schnell, schnell!« Kennst du das auch? Wir Eltern sind es gewohnt, unsere Kinder zur Eile anzutreiben, damit der Zeitplan eingehalten wird. Ohne es zu wollen, verursachen wir damit viel Stress. Dabei ist mittlerweile gut belegt, dass chronischer Stress am Anfang vieler krankheitsfördernder Prozesse steht!

Höchste Zeit, ihn aus dem Familienleben zu verbannen und wieder mehr auf Verbundenheit und Entspannung zu setzen. Mit ein wenig Übung ist es ganz leicht, die Stressampel wieder auf Grün zu schalten. Hier ein paar Vorschläge:

Weniger davon

Mehr davon

K Ö R P E R

Es gibt öfter Fertiggerichte zwischen Tür und Angel, weil neben Kita, Schule, Arbeit und Freizeit keine Zeit zum Kochen bleibt.

Ihr kauft gemeinsam frische Lebensmittel auf dem Markt, bereitet regenbogenbunte Gerichte zu und genießt die Mahlzeiten zusammen.

G E I S T

Das Kinderzimmer gleicht mehr einer Rumpelkammer als einem Rückzugsort zum Entspannen und Auftanken.

Ihr räumt auf, sortiert aus und gestaltet den Raum mit Farben, Düften und Klängen so, dass dein Kind sich gern dort aufhält und zur Ruhe kommen kann.

S E E L E

Du drängst dein Kind zum Weitergehen, obwohl es gerade sehr zufrieden einen Marienkäfer bestaunt.

Du lässt deinem Kind die Zeit, die es für seine Erfahrung benötigt, ohne seinen Moment der Verbundenheit zu stören.

Liebe Leserin, lieber Leser, wenn im Buch folgende Begriffe fallen, versteh sie bitte in diesem Sinn:

MaPa:

Damit möchte ich gleichermaßen Mütter und Väter ansprechen

Körper:

Damit meine ich Körper und Gehirn

Gehirn:

Damit meine ich das verkörperte Gehirn

Gesundheit:

Sie umfasst für mich sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit

Geist/geistig:

Ich mag das Wort nicht. Ich meine damit nichts Religiöses! Für mich ist es das deutsche Wort für »mind« als Anteil des kindlichen Wesens

Wenn du dich dafür interessierst, mit welchen Quellen und Studien ich gearbeitet habe, findest du auf > einen Barcode, der dich zur Literaturliste führt.

Das Quellenverzeichnis kannst du abrufen unter:

So liest du dieses Buch

Lange bevor Medikamente, Therapien und andere medizinische Verfahren zum Einsatz kommen, kannst du durch gelebte Verbundenheit mit deinem Kind viel für seine und eure Gesundheit tun. Um die Zusammenhänge zwischen Verbundenheit und Gesundheit in der Tiefe begreifen und das Wissen umsetzen zu können, empfehle ich dir folgendes Vorgehen: Lies den Theorieteil des Buches zweimal, bevor du zum Praxisteil übergehst, da du den Inhalt im zweiten Durchgang in seinem ganzheitlichen Kontext besser verstehen kannst. Zusätzlich findest du quer durch das ganze Buch immer wieder QR-Codes, die dich zu weiteren Anregungen, Audios und Übungen führen. Mit dem Kennwort »Verbundenheit« kannst du sie scannen und abrufen.

Da Eltern zu Schuldgefühlen neigen, vor allem dann, wenn es ihnen nicht gelingt, das zu tun, was sie für richtig halten, könnte dieses Buch potenziell triggernd für dich sein. Bitte lass mich dir an dieser Stelle sagen, dass ich nichts, was ich hier schreibe, verurteilend meine. Ich verurteile dich für absolut gar nichts! Ich habe tiefes Mitgefühl für dich in deiner Mission, deinem Kind das Beste zu geben, und kenne selbst alle Höhen und Tiefen, die mit der Elternschaft einhergehen. Falls dich etwas sehr aufwühlt, dann markiere dir die Stelle und überleg dir, welchen Schmerz ich unbeabsichtigt ausgelöst habe.

Egal, wie alt dein Kind ist, du kannst von diesem Buch profitieren. Nicht nur in deiner Eigenschaft als Elternteil: Da du selbst einmal klein warst, kannst du auch viel über dich selbst erfahren. Im Praxisteil bekommst du einen Vorschlag dafür, wie du das Fundament ganzheitlicher Kindergesundheit durch die Stärkung von Verbundenheit nachhaltig verbessern kannst. Viel Freude, viel Demut, viele Aha-Momente und viel Faszination mit diesem Buch!

Kapitel 1

Wer ist dein Kind wirklich?

Dein Kind ist so viel mehr, als dir jemals bewusst sein wird! Dieses Kapitel soll dir dabei helfen, dein Verständnis von deinem Kind zu hinterfragen und offen für das Wunder zu bleiben, das dein Kind wirklich ist. Diese Offenheit und Neugier erschaffen einen Raum, in dem du deinem Kind wahrhaftig begegnest: Neugierig und bereit, es immer und immer wieder, sein Leben lang, neu kennenzulernen.

Glaube nicht, was du denkst

Wie fühlt es sich an, wenn ich dir sage: »Eigentlich kennst du dein Kind gar nicht wirklich!«? Vermutlich verletzt es dich, weil du der Überzeugung bist, dass ein guter Vater oder eine gute Mutter das eigene Kind besser kennt als jeder andere Mensch. Und natürlich verbringst du sehr viel Zeit mit deinem Kind! Es liegt also auf der Hand, dass du es am besten kennst. Oder? Die Antwort ist ein klares: JEIN! Wenn du davon überzeugt bist, dass du dein Kind durchschaut hast, dann muss ich dir leider sagen, dass das eine Illusion ist.

Je überzeugter du davon bist, zu wissen, wer dein Kind ist, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass du dein Kind jemals wirklich kennenlernen wirst. Es ist ganz einfach so: Du sollst nicht glauben, was du denkst! Das klingt wahrscheinlich etwas merkwürdig. Es ist dennoch wichtig, sich damit zu beschäftigen, wie eingeschränkt die menschliche Wahrnehmung eigentlich ist. Pro Sekunde werden schätzungsweise 11 Millionen Bits Sinneseindrücke in unserem Gehirn verarbeitet. Von dieser Masse an Informationen erreichen schätzungsweise nur etwa 40 Bits unser Bewusstsein!

Es ist höchst unwahrscheinlich, fast unmöglich, dass du und ich innerhalb von einer Sekunde in derselben Situation genau die gleichen 40 Bits wahrnehmen. Dazu kommt, dass das eigene Unterbewusstsein aufgrund seiner Prägungen und Glaubenssätze herausfiltert, welche 40 Bits überhaupt ins Bewusstsein gelangen und wie du diese für dich interpretierst und verarbeitest. Wenn du also dein Kind betrachtest, nimmst du nur einen kleinen, dazu höchst gefilterten Teil von ihm wirklich bewusst wahr. Wenn du überzeugt bist, dass dein Kind nicht mehr ist, als was du von ihm wahrnimmst, dann lernst du es niemals wirklich kennen. Du lernst nur das Bild von deinem Kind kennen, das du in deinem Gehirn von ihm erschaffen hast.

Als Kind hat es mich unglaublich genervt, wenn meine Eltern dachten, sie wüssten alles über mich. Ich weiß auch, dass das all meinen Freunden mit ihren Eltern damals – und häufig sogar heute noch – genauso ging. Wenn das Elterngehirn ein Kind einmal »in eine Schublade gesteckt« hat, dann fällt es ihm sehr schwer, diese Überzeugungen wieder loszulassen.

Ich habe viele Seiten an mir erst außerhalb meiner Familie kennengelernt. Seiten, von denen meine Eltern lange gar nichts wussten, weil sie sie nie kennenlernen konnten. Jede Freundschaft und Beziehung, jede neue Begegnung oder neue Situation ist auch eine Selbsterfahrung, eine Chance, neue Fähigkeiten, Interessen, Talente an sich selbst zu entdecken. Beispielsweise versteckte sich unter all meinem Chaos ein unglaubliches organisatorisches Talent, das ich erst mit 28 Jahren kennenlernte, als dieses Talent sichtbar werden musste. Zu diesem Zeitpunkt übernahm ich die organisatorische Leitung erst einer, dann von zwei und schließlich von drei Praxen und in dieser Zeit offenbarte sich mir eine Facette meines Selbst, die ich bis dahin gar nicht kannte. Ich war nicht nur eine Chaos-Queen, sondern auch eine absolute strategische Meisterin!

Es gibt also viele Dinge, die mich interessieren, von denen meine Eltern heute noch nichts wissen, weil sie Teile meines Lebens betreffen, mit dem meine Eltern nichts zu tun haben. Sie wissen nichts über meine Stärken in der Personalführung und im innovativen und lösungsorientierten Denken. Sie wissen viel über meine alten Gewohnheiten und Interessen, von denen viele aber gar kein Teil meines aktuellen Lebens mehr sind.

Die Tatsache, dass meine Mutter mich mittlerweile wirklich am besten kennt, hat nichts damit zu tun, dass sie meine Mutter ist. Es hat in erster Linie damit zu tun, dass wir zusammenleben und ich mit ihr über alles reden kann. Wir reden allgemein ziemlich viel miteinander, ihre Haltung ist offen, warmherzig und neugierig, ihre Ratschläge sind durchdacht und immer abgestimmt auf die Person, die ich gerade bin. Diese Verbundenheit zwischen uns ist nur so stark, weil sie bereit ist, mich jeden Tag neu kennenzulernen.

Vom Fremdbild zum Selbstbild

Jeder Mensch hat seine eigene, sehr eingeschränkte und hochindividuelle Realität und nimmt nur einen kleinen Teil dessen wahr, was tatsächlich ist. Die Wahrnehmung jedes Menschen wird verzerrt durch diverse innere Filter. Das betrifft auch die elterliche Wahrnehmung des eigenen Kindes. Das Bild, das du von deinem Kind aufgrund deiner limitierten Wahrnehmung und deiner eigenen Prägungen hast, hat mehr mit dir selbst als mit deinem Kind zu tun! Es ist sehr wichtig, dass du dir dies als MaPa klar machst: Dein inneres Bild von deinem Kind trägt stark dazu bei, welches Bild dein Kind eines Tages von sich selbst haben wird. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Kind zu anstrengend oder zu emotional, nicht besonders talentiert, zu faul, nicht ehrgeizig oder nicht klug genug, zu egoistisch oder nicht schön genug ist, wirst du deinem Kind genau das signalisieren – sowohl verbal als auch nonverbal. Daraus wiederum leitet dein Kind seinen eigenen Wert ab. Entwickelt dein Kind aus deinen verbalen oder nonverbalen Hinweisen die innere Überzeugung »So wie ich bin, bin ich nicht gut genug«, kann diese Überzeugung eine lebenslange, energiefressende Stressquelle sein! Je stärker diese innere Überzeugung das Leben deines Kindes diktiert, desto stärker beeinflusst sie seine Entscheidungen und seinen Lebensstil und desto stärker verschiebt sich sein inneres Gleichgewicht – später wirst du noch verstehen, warum – hin zu krankheitsfördernd.

Die Art und Weise, wie du mit deinem Kind sprichst, egal, ob nonverbal oder verbal, wird zu seiner eigenen inneren Stimme und beeinflusst, wie streng, gemein, annehmend oder liebevoll dein Kind eines Tages zu sich selbst sein wird und wie gut es ihm gelingt, sich selbst treu zu bleiben.

Je gestresster du bist, desto negativer ist das Bild, das du von deinem Kind hast, deshalb ist deine Selbstfürsorge nicht nur für dich, sondern auch für dein Kind wichtig. Achte sehr genau darauf, was du deinem Kind über sich selbst mitteilst! Richte deinen Fokus auf die wundervollen Besonderheiten und Stärken deines Kindes und hilf ihm dabei, diese zu entdecken und zu entfalten, dann wird dein Kind die innere Überzeugung entwickeln »Das Leben ist immer auf meiner Seite« und die Leichtigkeit, die damit einhergeht, kann nur heilsam sein, oder?

Was Kindererziehung mit Plätzchenbacken zu tun hat

Stell dir vor, du möchtest Plätzchen backen. Du knetest die Zutaten zu einem glatten Teig, lässt ihn kurz ruhen und rollst ihn schließlich aus. Du hast deine Lieblingsformen schon bereitgelegt und beginnst damit, die Plätzchen auszustechen. Am Ende hast du kaum noch Teig übrig und das Backblech ist mit vielen Plätzchen in allen möglichen Formen belegt. Das Blech wird in den heißen Ofen geschoben und nach spätestens zehn Minuten kommen die feinsten Plätzchen heraus.

Jedes Kind kommt mit seinem eigenen Potenzial auf die Welt. Dieses Potenzial bewegt sich in einem für das Kind einzigartigen Rahmen. Das bedeutet, es kann sich nicht endlos frei entfalten, denn seine Gene haben ein Wörtchen mitzusprechen. Aber innerhalb dieses Rahmens kann es sich zu verschiedenen Varianten seines Selbst entwickeln. Welche Variante aus seinem ganzen Potenzial »herausgeformt« wird, hängt ab von den verschiedenen Erfahrungen, die das Kind macht. Die wichtigste Erfahrung von allen ist die Beziehungserfahrung mit seinen Eltern. Das heißt: Wenn es dein Kind zehnmal gäbe und jedes dieser zehn Kinder in anderen Familien aufwachsen würde, würden die einzigartigen Erfahrungen eines jeden Kindes zehn verschiedene Versionen des gleichen Kindes hervorbringen.

Alle Erfahrungen, die ein Kind macht, beeinflussen, welche Identität es im Laufe der Zeit entwickelt. Die wichtigsten Erfahrungen sind Beziehungserfahrungen.

Direkt nach der Geburt ist das Kind eins mit allem, was ist, und empfindet sich als Teil des Ganzen. Mit fortschreitendem Alter und zunehmender Prägung entwickelt jedes Kind eine Identität, das ist ganz normal und auch notwendig, damit es sein Leben navigieren kann. Die Identität (sein Ego), die ein Kind annimmt, ist sein eigenes mentales Konstrukt von seinem Ich. Das heißt: Die zehn Kinder, von denen wir eben gesprochen haben, werden, obwohl sie die gleichen Gene haben, durch die individuellen Erfahrungen, die sie innerhalb ihrer jeweiligen Familien machen, zehn verschiedene Identitäten entwickeln. Je stärker das Kind später in seiner Identität mit den darin gespeicherten Überzeugungen verhaftet ist, desto stärker ist seine gefühlte Trennung von anderen Menschen. Extreme Beispiele für Trennung durch Überidentifikation mit eigenen Überzeugungen sind Rassismus, Gewalt und Krieg.

Was hat das mit ganzheitlicher Kindergesundheit zu tun?

Wenn dein Kind als Plätzchenteig (= volles Potenzial) auf die Welt kommt, kannst du daraus weder einen Kuchen noch eine Pizza machen (= natürlicher Rahmen). Du kannst allerdings beeinflussen, mit welcher Ausstechform das Plätzchen herausgestochen, bei welcher Temperatur und wie lange es gebacken wird. Die Ausstechform, die Backtemperatur und die Backdauer stehen für die Summe der Erfahrungen, die ein Kind während seiner Identitätsentwicklung macht. Das fertig gebackene und verzierte Plätzchen steht für die Identitätsvariante des Kindes, die durch seine individuellen Erfahrungen hervorgebracht wurden. Das Plätzchen schmeckt am besten und sieht am schönsten aus, wenn der Teig die Erfahrungen macht, die er braucht, um sein »Plätzchenpotenzial« zu entfalten. Wenn ein Kind die richtigen Erfahrungen sammelt, blüht es zu seinem gesündesten und glücklichsten Ich auf. Denn die Erfahrungen, die ein Kind macht, beeinflussen die Identität, die es entwickelt, und diese wiederum entscheidet darüber, welchen Weg dieses Kind in seinem weiteren Leben einschlägt und ob es ein Weg ist, der es kränker oder gesünder macht.

Dein Kind ist nur ein Mitbewohner

Für mein ärztliches Staatsexamen habe ich mir ein Semester zum Lernen freigenommen. Mit meinem Multiple-Choice-Buch im Rucksack machte ich mich auf den Weg nach Malawi. Ich erinnere mich nicht daran, dort gelernt zu haben, aber ich erinnere mich an eine meiner schönsten Erfahrungen überhaupt: Ich saß mit meinem Schnorchel im Boot, als ein junger Mann neben mir mich aufgeregt aufforderte, mir die Taucherbrille überzuziehen und ins Wasser zu springen. Ich sprang und tauchte unter. Als ich meine Augen wieder öffnete, befand ich mich in einer neuen Welt. Wenige Zentimeter unter mir schwamm ein Walhai von ungefähr zehn Metern Länge – der größte Fisch der Welt. Der Anblick war unglaublich: riesig und sanft zugleich. Er war ganz allein. Auf den zweiten Blick stellte ich fest, dass er doch nicht so allein war. Er war umgeben von Hunderten kleiner Putzerfische, deren Aufgabe es war, diesen Giganten in stiller Übereinkunft von Außenparasiten, Hautverunreinigungen und abgestorbenen Hautteilen zu befreien. Der Walhai bildete gemeinsam mit den Putzerfischen ein funktionierendes System, innerhalb dessen er sein gesundheitliches Potenzial erst entfalten konnte. Im Erbgut des Walhais schlummern Erwartungen an bestimmte Erfahrungen (etwa von Putzerfischen versorgt zu werden), die erfüllt werden müssen, damit es ihm gut geht.

Auch dein Kind hat seine kleinen Helferlein: Billionen von Mikroorganismen, Viren, Pilzen und anderen Mikroben, die in und auf seinem Körper leben. Woher kommen sie? Den ersten Kontakt mit diesen Mikroben hat ein Kind vermutlich schon während der Schwangerschaft. Unter der Geburt und während des Stillens kommt es zum sogenannten Seeding. Durch Kontakt mit der Vaginal- und Hautflora der Mutter werden Mikroorganismen von ihr auf das Kind übertragen. Seine Haut wird davon überzogen, es atmet sie ein und schluckt sie. Das nennt man auch Implantation des zweiten Genoms, denn durch Übertragung dieser Mikroben sammeln sich mehrere Millionen mikrobielle Gene in und auf dem kindlichen Körper, das ist das sogenannte Mikrobiom. Alle Körperbereiche beherbergen ihr eigenes, einzigartiges Mikrobiom, das dort seine wichtigen Aufgaben für den Menschen erledigt. Das Darmmikrobiom beherbergt mit schätzungsweise 95 Prozent den größten Anteil von Mikroben im Körper.

In Zahlen ausgedrückt: Dein Kind hat in seinem Körper ungefähr 20 000 menschliche Gene und hundertmal so viele mikrobielle Gene. Dein Kind besteht aus über 30 Billionen menschlichen Zellen und wird vermutlich von eineinhalbmal so vielen bakteriellen Zellen besiedelt (hier ist noch keine Rede von den Viren, Pilzen und anderen Mikroben in und auf dem menschlichen Körper). Dein Kind besteht also aus mehr Fremd- als aus menschlichen Zellen! So gesehen hat dein Kind keine Mitbewohner, sondern ist selbst ein Mitbewohner! Die Symbiose zwischen menschlichen Zellen und dem Mikrobiom geht über das Koexistieren hinaus. Einige Forscher gehen davon aus, dass das genetische Material von Bakterien sogar in die menschliche DNA eingebaut wurde und den Menschen zu dem gemacht hat, was er heute ist. Die Interaktion zwischen menschlichen und bakteriellen Zellen hat also die Evolution des gesamten Körpers beeinflusst.

Dein Kind ist nicht vollständig menschlich, es ist ein wandelndes und sprechendes Ökosystem. Ein sogenannter Superorganismus.

Was hat das mit ganzheitlicher Kindergesundheit zu tun?

Unsere Mikroben sind unsere Putzerfische. In unserem Erbgut ist die Erwartung verankert, dass ein gesundheitserhaltendes Mikrobiom uns unterstützt und versorgt. Ohne gesundes Mikrobiom gibt es keine gesundheitsfördernden Abläufe im Körper. Es gibt Hinweise aus der Mikrobiomforschung, dass dem modernen Menschen etwa 30 Prozent des gesunden Mikrobioms abhandengekommen sind. Man geht davon aus, dass dieser Mikrobiomverlust eine große Rolle bei der Entwicklung chronischer Krankheiten wie Krebs, Infektionen, Autoimmunkrankheiten, Alzheimer und Diabetes spielt und dass die Zusammensetzung des Mikrobioms die Anpassungsfähigkeit des Immunsystems auf spätere Umweltbelastungen beeinflussen kann. Stress (aber auch falsche Ernährung, Umweltgifte oder Schlafmangel) hat einen starken Einfluss auf diese Entwicklung. Natürlich gibt es auch bei Kindern einen Zusammenhang zwischen Stress und der mikrobiellen Besiedlung.

Wofür hat dein Kind sein Gehirn wirklich?

In einem Wald fällt ein Baum um und landet mit Schmackes auf dem Boden. Kein Mensch hat es gehört. Hat der Sturz dann überhaupt ein Geräusch verursacht? Nein! Der Sturz hat lediglich Schwingungen von Luftmolekülen ausgelöst. Das Geräusch existiert eigentlich gar nicht. »Ich habe gehört, dass ein Baum umgefallen ist« ist eine Erfahrung, die im Gehirn entsteht, wenn schwingende Luftmoleküle auf das Trommelfell treffen. Das Geräusch ist die Übersetzung von Information aus der Umwelt (schwingende Luftmoleküle) in eine Sprache, die das menschliche System versteht.

Eine Realität, in der fast alles aus Schwingung oder Vibration und Energie besteht, kann der Mensch nicht erfassen. Deshalb verwandelt sein Gehirn das, was tatsächlich existiert, in etwas, mit dem es arbeiten kann. Die Aufgabe des Gehirns ist es, eine Welt zu erschaffen, in der man leben kann. Die Funktion des Nervensystems ist es, Verhalten zu erzeugen, das in einer vom Gehirn geschaffenen Wahrnehmung der Welt sinnvoll ist. Alle menschlichen Sinne nehmen ein Stück Realität auf, geben die Information an das Gehirn weiter, das diese Information in eine menschliche Erfahrung verwandelt. Der größte Teil dessen, was das menschliche Gehirn aufnimmt, landet im Unterbewusstsein und nur ein kleiner Teil dessen, was das Gehirn aufnimmt, wird bewusst wahrgenommen. Jedes Gehirn kreiert seine eigene Realität. Dein Kind hat eine andere Realität als du und du hast eine andere Wahrnehmung von deinem Kind als jeder andere Mensch, der dein Kind kennenlernen darf.

Die vier Ebenen kindlicher Erfahrungen

Dein Kind wirkt auf den ersten Blick durch seine Körpergrenzen (Haut) wie ein in sich abgeschlossenes Individuum. Aber wie du nun weißt, gibt es diese Trennung zwischen Innen und Außen nicht wirklich. In Wirklichkeit ist dein Kind ein offenes System und der Zustand, in dem sich dein Kind, in dem sich jede Zelle seines Körpers befindet, wird nicht nur von inneren kindlichen Faktoren beeinflusst, sondern von jeder einzelnen seiner Erfahrungen. Alles, was dein Kind erlebt, sowohl vor als auch nach seiner Geburt, nennt man Erfahrung. Dazu gehört alles, was dein Kind sieht, hört, schmeckt, isst, verdaut, spürt, tastet, riecht, wahrnimmt, beobachtet, denkt oder fühlt.

Die Bedeutung pränataler Erfahrungen

Bevor wir uns mit den verschiedenen Erfahrungsebenen deines Kindes beschäftigen, möchte ich dir eine persönliche Geschichte erzählen: »Wir können nichts mehr tun, Sie können jetzt nur nach Hause fahren und abwarten. Es tut mir so leid«, sagte meine Frauenärztin und legte die Schallsonde weg. Ich war gerade in der neunten Woche mit meinem ersten Kind schwanger. Mein Mann und ich fuhren schweigend heim, die Blutung nahm weiter zu, schließlich packte uns die Panik: Wir waren nicht bereit, kampflos aufzugeben, und fuhren in die Klinik, wo man uns das Ende der Schwangerschaft erneut bestätigte. Ich rief weinend meine Mutter an, um ihr zu sagen, was gerade passierte, und da erzählte sie mir, dass sie auf die gleiche Art sieben Fehlgeburten erlebt hatte! Ich kam erst auf die Welt, nachdem sie während der Schwangerschaft einen operativen Eingriff hatte vornehmen lassen (deshalb mein Name: Désirée, die Erwünschte). Wir sprachen mit der gynäkologischen Chefärztin über diesen operativen Eingriff, sie sagte, dass das möglich wäre, aber sie würde uns davon abraten, zumal es jetzt wahrscheinlich schon zu spät war. Wir hatten das Gefühl, dass dieser Eingriff nötig war, um unser zu diesem Zeitpunkt etwa neun Wochen altes Baby zu schützen. Eine Spinalanästhesie, einen Muttermundverschluss und eine Cerclage später hatten wir meiner Tochter den Ausgang operativ versperrt. Mir wurden verschiedene wehenhemmende Medikamente, strikte Bettruhe, eine Haushaltshilfe und die Anweisung, mich zu entspannen, verordnet.

Es waren knapp 200 lange Tage des Liegens. Ich zögerte monatelang jedes Duschen, selbst jeden Toilettengang hinaus. Ich wollte mich nicht unnötig bewegen, da jede Bewegung Gebärmutterkontraktionen auslöste. Ständig wurde ich daran erinnert, dass mein Körper immer noch versuchte, unser Baby auszutreiben. Ich nahm das Liegen also sehr, sehr ernst. Und mein Mann ebenfalls: Er stand jeden Morgen früher auf, trug mich auf die Couch, legte mir Essen für den ganzen Tag neben meinen Kopf und wischte, kehrte, entkrümelte mich und die Couch, wenn er wieder heimkam.

Ich übernahm bewusst die Aufgabe eines Brutkastens – und ich wollte, dass in diesem Brutkasten die besten Bedingungen für unsere kleine Tochter galten. Die Vorstellung, dass alle meine sorgenvollen Gedanken, nervösen Gefühle, alles, was ich an Nahrungsmitteln zu mir nahm, als Baustein für ihr Wachstum diente, beschäftigte mich. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nichts über all diese Dinge, aber ich fühlte all das, was man nun wissenschaftlich belegen kann: Die pränatale Zeit ist unglaublich wichtig für die Entwicklung des Körpers, der Körpersysteme und für die Entwicklung des Geistes.

Ich richtete in diesen 200 langen Tagen meine ganze Aufmerksamkeit darauf, meine Gedanken und somit auch Gefühle und meinen Körper in ein liebevolles, gesundheitsförderndes Zuhause für mein ungeborenes Kind zu verwandeln. Mein Mann trug mich auf Händen, er sprach mit der Kleinen und tröstete mich. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass ich allein in dieser Sache steckte. Ich beschäftigte mich nur noch mit wunderschönen und positiven Dingen und ging regelmäßig in eine tiefe Verbindung mit meiner Tochter. Ich streichelte sie, sang und sprach für sie und gab mich meiner Liebe hin. Wenn ich Angst hatte, weil ich sie nicht spürte, brauchte ich nur die Hand auf meinen Bauch zu legen und sie zu bitten, kurz dagegenzutreten, um mir zu zeigen, dass sie noch da war, und das tat sie. Jedes Mal!

Ich beobachtete genau, was in meinem Bauch vorging, wenn ich bestimmte Gerüche wahrnahm, wenn es unerwartete laute Geräusche um mich herum gab, wenn ich etwas aß, was mir Freude machte, wenn ich meinen Bauch streichelte oder ihn mit Sonnenstrahlen beleuchtete. Auch wenn ein ungeborenes Baby noch nicht so funktioniert wie ein geborenes Baby, Kleinkind oder späterer Erwachsener, begann ich mit meinen Sinneseindrücken und denen des Babys zu experimentieren und irgendwann wusste ich, was sie mochte und was nicht.

Ich wollte den Stress, den sie durch mich erlebte, abmildern und durch die enge Verbindung, die wir damals schon hatten, hatte ich das Gefühl, das auch zu können. Mein Brutkasten schien die optimalen Erfahrungen für sie bereitzuhalten, denn meine Tochter fühlte sich sehr wohl. Die Wehen hörten um die 29. Woche auf und kamen nicht wieder. Nach der 41. Woche wurde die Geburt eingeleitet und 37 Stunden später erblickte meine Tochter – per Kaiserschnitt – das Licht der Welt. Entgegen allen Erwartungen der uns betreuenden Ärzte.

Warum erzähle ich dir diese intime Geschichte?

Jedes Kind hat sein volles Potenzial zum Zeitpunkt seiner Zeugung. Die erste Prägung des kindlichen Körpers und Geistes findet bereits intrauterin statt. Alles, was die werdende Mutter über ihre Sinne erfährt, beeinflusst ihr Innenleben auf die eine oder andere Art und kann durch Ausschüttung verschiedenster Moleküle in die geteilte Blutbahn wiederum die Entwicklung und damit auch Zukunft ihres Babys beeinflussen. Das Baby selbst wird aber nicht nur von Erfahrungen der Mutter genährt, es macht auch eigene Erfahrungen. Meine Tochter hat sich beispielsweise im Bauch bei lauten Geräuschen erschreckt oder wurde jedes Mal besonders aktiv, wenn ihr Papa für sie gesungen hat.

Der Erfahrungsraum der schwangeren Frau ist gleichzeitig Entwicklungsraum des ungeborenen Kindes, dies kann beispielsweise anhand der frühen metabolischen Programmierung deutlich gemacht werden: Die Qualität der Ernährung hat in der Zeit, in der der kindliche Organismus sehr schnell wächst, einen massiven Einfluss auf die sich entwickelnden Körperstrukturen und Körperfunktionen. Das betrifft natürlich die ganze Kindheit, in besonderem Ausmaß allerdings die Zeit zwischen Zeugung und dem dritten Geburtstag. Die Ernährung einer Schwangeren induziert eine metabolische Programmierung beim Kind, die seine Gesundheit bis ins hohe Alter beeinträchtigen kann. So kann das Risiko, im Erwachsenenalter einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln oder an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erkranken, durch die falsche Ernährung während der Schwangerschaft steigen.

Nach der Geburt verbleibt das Kind in einem erweiterten Brutkasten. Dieser Brutkasten ist die Familie bzw. die Beziehung zu seinen Bezugspersonen. Aber hier macht das Kind nicht nur Beziehungserfahrungen. Dies ist auch der sichere Hafen, von dem aus das Kind die Welt erfährt. Über seine Sinne gelangen Informationen über die Außenwelt in seine Innenwelt und werden so vom Körper, Geist und von der Seele erfahren. Während dieser Erfahrungsprozesse verändert sich der Ist-Zustand des kindlichen Systems, etwa durch die Entstehung elektrischer Potenziale entlang der Nervenzellfortsätze, durch Ausschüttung chemischer Moleküle an den Kommunikationsstellen zwischen verschiedenen Nerven, durch Ablesen von Genen und Erstellung von Genprodukten, durch Aufnahme von Nährstoffen aus dem Darm in die Blutbahn, durch Veränderungen der Gehirnfrequenzen während einer Teilnahme an einem Klangbad oder durch Anpassung der Herzfrequenz und Sauerstoffaufnahme beim Sport. Selbst ein Gedanke von gestern, an den ein Kind sich heute erinnert, verändert sein Gehirn!

Alle kindlichen Erfahrungen entscheiden darüber, ob ein Kind sein körperliches, geistiges und spirituelles Potenzial entfalten kann – oder nicht. Erfahrungen können also neutral, krankheits- oder im besten Fall gesundheitsfördernd sein.

In meinem »Holistic Child Experiences«-Modell (kurz HCE) beschreibe ich vier von mir definierte Ebenen kindlicher Erfahrungen. Auf all diesen Ebenen kann das Kind während seiner Entwicklung gesundheitsfördernde oder krank machende Erfahrungen machen:

Innere Ebene: SelbsterfahrungSoziale Ebene: BeziehungserfahrungUmweltebene: UmwelterfahrungSystemische Ebene: Systemische Erfahrungen

Die innere Ebene

Auf dieser Ebene macht ein Kind Selbsterfahrungen. Es erfährt sich selbst und seine eigenen Seinsebenen: seinen Körper, seinen Geist, seine Seele. In diesen Bereich fallen körperliche Empfindungen und Schmerzen, Gefühle und Emotionen, Bauchgefühl, Intuition, Verdauung, Gedanken und Glaubenssätze, die Identität, aber auch die inneren Erfahrungen, die durch den Input der sechs Sinne (sehen, hören, riechen, schmecken, tasten, Gleichgewicht) gemacht werden.

Die soziale Ebene

Auf dieser Ebene macht dein Kind Beziehungserfahrungen mit Menschen und Tieren. Alle Menschen, die dein Kind umgeben, beeinflussen dein Kind, mit dem, was sie von ihm denken, was sie zu ihm sagen, wie sie mit ihm umgehen, was sie von ihm erwarten, mit der Energie, die sie ausstrahlen. Auch der Kontakt zu Tieren und das Aufwachsen mit Tieren hat einen großen Einfluss auf die Selbstwerdung des Kindes. Zu dieser Ebene gehört beispielsweise auch die Unterstützung durch eine Gemeinschaft, die Haltung einer Gesellschaft zu Kindern sowie kulturelle Traditionen.

Als engste Bezugspersonen haben Eltern einen entscheidenden Einfluss auf die kindliche Entwicklung. Wenn Verbundenheit die Grundmelodie dieser Beziehung ist, ist dieser Einfluss gesundheitsfördernd.

Die Umweltebene

Zu dieser Ebene gehört die natürliche Umwelt und die bebaute Umwelt. Dazu gehören auch die Wohnverhältnisse (Sind die Baumaterialien gesund? Schafft das Zuhause Geborgenheit und Entspannung? Im Ayurveda spielt die Ausrichtung des Hauses und der Möbel eine wichtige Rolle), der Zugang zu Natur, Luftqualität, Wasserversorgung, Exposition gegenüber Giftstoffen, Infrastruktur, Freizeitressourcen, Spielplatzangebote und vieles mehr. Selbst die natürlichen Rhythmen (Tag, Nacht, Ebbe, Flut usw.) und das Universum (und, wer will, auch die astrologische Ist-Situation) gehören zu dieser Erfahrungsebene. Eine der wichtigsten Umwelterfahrungen ist unsere tägliche Nahrung!

Die systemische Ebene

Auf dieser Ebene macht ein Kind systemische Erfahrungen. Dazu gehören das Schulsystem und der Aufbau des Unterrichtes, politische Entscheidungen, systemischer Rassismus, strukturelle Ungleichheiten, generationenübergreifende Armut, Ungleichheiten im Gesundheitssystem (etwa die private Krankenversicherung, aber auch die tatsächlich stattfindende Stigmatisierung im Zusammenhang mit psychischen Krankheiten), Zugang zu bedürfnisorientierter Kinderbetreuung und Bildungsmöglichkeiten.

Was sind gesundheitsfördernde Erfahrungen?

Ich meine mit Erfahrungen alles, was ein Kind gemäß dieses Erfahrungsmodells erlebt! Die Erfahrungen, die ein Kind macht, sollten seinen Bedürfnissen und angeborenen Erwartungen gerecht werden. Außerdem sollten sie die Fähigkeiten des kindlichen Körpers, in Balance zu bleiben bzw. sich selbst zu heilen, nicht überstrapazieren.

Da alles miteinander verbunden ist, beeinflussen sich diese Ebenen natürlich gegenseitig. Eltern beispielsweisebefinden sich auf der sozialen Ebene. Wenn das Kind in seiner Beziehung zu seinen Eltern nicht ausreichend Verbundenheit erfährt, verändert das seine innere Erfahrungsebene, denn ein Kind, das sich nicht mit seinen Eltern verbunden fühlt, erfährt innere Mängel. Alle vier Ebenen der kindlichen Erfahrungen beeinflussen die Gesundheit positiv wie negativ. Hier ein paar Beispiele für potenziell krank machende Auswirkungen von Erfahrungen:

Innere Ebene: Negative Glaubenssätze oder eine gestörte emotionale Regulation führen zu chronischem Stress.Beziehungsebene: Fehlende Verbundenheit zu den Eltern und Bindungsstörungen senken die kindliche Stresstoleranz.Umweltebene: Schlechte Ernährung, Umweltgifte und Lärm sind auf Dauer schädlich für den Körper.Systemische Ebene: Rassismus oder systemische Ungleichheiten (wie Nachteile in der medizinischen Versorgung) können toxischen Stress verursachen.

Kindliche Erfahrungen formen das Gehirn

Das erwachsene Gehirn ist hochkomplex. Es hat 100 Milliarden Nervenzellen und es gibt 100 Billionen Verbindungen zwischen den Nervenzellen. Sie nutzen elektrische und chemische Signale, um Informationen zwischen verschiedenen Bereichen des Gehirns sowie zwischen Gehirn, Rückenmark und dem gesamten Körper zu übertragen.

Es kann keine genetische Blaupause für ein fertiges Gehirn geben, weil das Gehirn in der Lage sein muss, sich an die Erfahrungen, die ein Kind macht, und an die Umwelt, in der das Kind aufwächst, anzupassen. Wie löst Mutter Natur dieses Dilemma? Ein zweijähriges Kind hat mehr als doppelt so viele Nervenzellverbindungen wie ein Erwachsener. Ab dem dritten Lebensjahr beginnt sein Gehirn mit Aufräumarbeiten und baut Nervenzellverbindungen, die nicht benötigt werden, wieder ab. So wird die Effizienz des Gehirns gesteigert und sein Energieverbrauch gleichzeitig gesenkt.

Mir ist sehr wichtig, zu betonen, dass Eltern keine Maschinen sind, die vollkommen unbeeinflusst von äußeren Faktoren funktionieren. Die besten Eltern können in ihrer Mission, eine liebevolle und gesundheitsfördernde Beziehung zu ihren Kindern zu erschaffen, scheitern, wenn ihre eigenen Erfahrungen sie daran hindern, mit ihren Kindern in Verbindung zu bleiben. Denn die vier Erfahrungsebenen (siehe ab >) beeinflussen die elterliche Gesundheit und das elterliche Verhalten genauso wie ihre Kinder! Wenn das elterliche Stresssystem durch ihre eigenen inneren Erfahrungen (wie Traumata), durch mangelhafte Beziehungserfahrungen (wie fehlende Unterstützung), durch kritische Umwelterfahrungen (wie beengtes Wohnen) oder durch belastende systemische Erfahrungen (wie existenzielle Not) auf toxische Art und Weise aktiviert wird, dann können Eltern die Fähigkeiten, die sie brauchen, um gute Eltern zu sein, nicht mehr abrufen.