Komm, das schaffst Du! - Britta Winter - E-Book

Komm, das schaffst Du! E-Book

Britta Winter

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  • Herausgeber: TRIAS
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2017
Beschreibung

So klappt es! Hilfen bei Aufmerksamkeitsproblemen. Kennen Sie so ein Kind? - Zappelig, laut, leicht ablenkbar oder sehr verträumt? - Wenig eigenständig und unorganisiert? - Tollpatschig und beim Malen, Basteln und Schreiben ungeschickt? - Schnell frustriert und irritierbar? Immer mehr Kindern fällt es schwer, im Alltag zurechtzukommen, teilzuhaben und ein gutes Selbstvertrauen zu entwickeln. Die erfahrene Ergotherapeutin Britta Winter zeigt Ihnen praktische Alltags- und Inklusionshilfen. So lernt Ihr Kind auf einfache Weise, wie es seine Aufmerksamkeit steuert, seine Koordination verbessert und sein Verhalten anpasst. Und auch Ihnen sowie den Erziehern und Lehrern gelingt ein stressfreierer Umgang mit dem Kind.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 176

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»Komm, das schaffst Du!«

Aufmerksamkeit, Koordination und ADHS: Ergotherapeutische Alltags- und Inklusionshilfen

Britta Winter

2. Auflage

Liebe Eltern, Erzieher und Lehrer,

ich freue mich sehr über das große Interesse an diesem Ratgeber. Die vielen positiven Rückmeldungen und Rezensionen zu der Erstauflage dieses Buches haben gezeigt, wie hilfreich die Inhalte für Eltern, Erzieher und Lehrer sind. Die Erstauflage war überaus erfolgreich und doch hat sich in den letzten Jahren einiges verändert und neues Wissen ist hinzugekommen. Daher halten Sie nun eine komplett aktualisierte und erweiterte Neuauflage in den Händen.

Neben den bewährten Erkenntnissen zum Umgang mit Kindern mit Selbstregulationsproblemen wurde die Neuauflage zum Thema Kinder mit Koordinationsstörungen – Umschriebene Entwicklungsstörungen der motorischen Funktionen (UEMF) – deutlich erweitert. Wir wissen heute, dass beide Problembereiche zu ca. 50 Prozent gemeinsam auftreten. Wenn diese Probleme nicht angegangen werden, riskieren diese Kinder eine deutlich schlechtere Prognose für ihren Lebensweg. Daher macht es Sinn, beide Themen in diesem Ratgeber abzudecken, um Eltern, Erzieher und Lehrer für diese Störungsbilder zu sensibilisieren und darüber aufzuklären.

Auch wissen wir heute noch besser, wie wir das motorische Lernen und den Fertigkeitserwerb von Kindern vor allem mit Aufmerksamkeits- und Selbstregulationsproblemen verbessern können. Dieses Wissen können Sie als Eltern, Erzieher und Lehrer sehr gut im Alltag nutzen, um betroffene Kinder wirksam bei der Alltagsbewältigung, Teilhabe und im Rahmen von Inklusion zu begleiten.

Herzlichst,Ihre Britta Winter

Inhaltsverzeichnis

Liebe Eltern, Erzieher und Lehrer,

Teil I Basiswissen

1 Wie Sie dieses Buch nutzen

1.1 Beitrag zur Prävention und Inklusion

1.1.1 Den Alltag einfacher machen

1.1.2 Themen, Fragen und Tricks

2 Warum Ergotherapie als Hilfe?

2.1 Ergotherapeuten sind Experten

2.1.1 Passgenaue Strategien

2.2 Warum gerade Hilfen von mir?

3 Aufmerksamkeit

3.1 Was ist eigentlich Aufmerksamkeit?

3.1.1 Nur die wichtigen Informationen erreichen das Großhirn

3.2 Welche Aufmerksamkeitsprobleme gibt es?

3.2.1 Generelle zentralnervöse Übererregtheit

3.3 Klassifizierung von Aufmerksamkeitsstörungen

3.3.1 Auffälligkeiten der Aufmerksamkeitskraft

3.3.2 Auffälligkeiten der Aufmerksamkeitssteuerung

3.3.3 Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS)

3.4 Aufmerksamkeitsprobleme im Alltag

3.4.1 Häusliches Umfeld

3.4.2 Kindergarten

3.4.3 Schule

3.5 Ursachen für Aufmerksamkeitsstörungen

3.6 Wer kann Aufmerksamkeitsstörungen feststellen?

3.6.1 Hinweise auf eine ADHS

3.6.2 Auswirkungen einer ADHS

3.7 Welche Behandlungsansätze gibt es?

3.7.1 Alltagstraining bei einer Ergotherapeutin

3.7.2 Therapieoptionen bei ADHS

4 Koordinationsstörungen

4.1 Koordinationsprobleme

4.2 Koordinationsstörungen – UEMF

4.2.1 Tollpatschige unkoordinierte Bewegungen

4.2.2 Ursachen

4.3 Welche Behandlungsansätze gibt es?

5 Bewegungen erlernen, Fertigkeiten erwerben

5.1 Wenn Üben nicht hilft

5.1.1 1. Phase: Kognitive Phase

5.1.2 2. Phase: Assoziative Phase

5.1.3 3. Phase: Autonome Phase

5.2 Interesse und Motivation nutzen

5.3 Anstrengungsbereitschaft fördern

5.4 Direktives Lehren sparsam einsetzen

5.5 Aktives Problemlösen unterstützen

5.6 Krisen bewältigen

5.7 Anregende Übungssituationen gestalten

5.7.1 Training statt üben

6 Recht auf Teilhabe und Inklusion

6.1 Inklusion

6.2 Hilfen bei der Inklusion

Teil II Alltags- und Inklusionshilfen

7 Das Kind tut sich schwer damit, Neues zu lernen

7.1 Der Trick mit dem Fertigkeitserwerb

7.1.1 Treffen Sie Vorüberlegungen

7.1.2 Sprechen Sie mit dem Kind über die Zielfertigkeit

7.1.3 Planen Sie gemeinsam mit dem Kind die Durchführung der Fertigkeit

7.1.4 Begleiten Sie das Kind bei der Umsetzung

7.1.5 Besprechen Sie die Umsetzung der Fertigkeit mit dem Kind nach

7.1.6 Alltags- und Inklusionshilfen

8 Das Kind ist unorganisiert/unselbstständig

8.1 Der Trick mit der Selbstständigkeit

8.1.1 Alltags- und Inklusionshilfen

8.2 Der Trick mit dem »Schritt für Schritt«

8.2.1 Alltags- und Inklusionshilfen

8.3 Der Trick mit dem »laut gedacht und dann gemacht«

8.3.1 Alltags- und Inklusionshilfen

8.4 Der Trick mit den Handlungsorganisationstricks

8.4.1 Alltags- und Inklusionshilfen

9 Wenn das Kind sich wenig zutraut

9.1 Der Trick mit dem »Du schaffst das«

9.1.1 Alltags- und Inklusionshilfen

10 Wenn es viele Spannungen gibt

10.1 Der Trick mit den Interessen und Stärken

10.1.1 Alltagshilfen

10.1.2 Inklusionshilfen für Kiga/Schule

10.2 Der Trick mit den Ritualen

10.3 Der Trick mit dem Tages-/Wochenplan

10.3.1 Alltagshilfen

10.3.2 Inklusionshilfen für Kiga/Schule

10.4 Der Trick mit der Rama-Zeit (Quality-Time)

10.4.1 Alltagshilfen

10.5 Der Trick mit dem Humor und der Fantasie

10.5.1 Alltagshilfen

10.6 Der Trick mit dem Lob

10.6.1 Alltags- und Inklusionshilfen

11 Wenn das Kind zappelig oder verträumt ist

11.1 Der Trick mit dem Motorenvokabular

11.1.1 Alltags- und Inklusionshilfen

11.2 Der Trick mit dem Tunen des Motors

11.2.1 Ruhig-mach-Tricks

11.2.2 Inklusionshilfen für Kiga/Schule

11.2.3  Wach-mach-Tricks

11.2.4 Inklusionshilfen für Kiga/Schule

11.3 Der Trick mit der Muskelspannung und Bewegung

11.3.1 Alltagshilfen

11.3.2 Inklusionshilfen für Kiga/Schule

11.4 Der Trick mit der Haltung und dem Sitzen

11.4.1 Alltags- und Inklusionshilfen für Kiga/Schule

11.4.2 Dynamisches Sitzen

11.4.3 Der Stuhlkantensitz

11.4.4 Alltags- und Inklusionshilfen für Kiga/Schule

11.5 Der Trick mit dem AZAZ

11.5.1 Alltagshilfen

11.6 Der Trick mit den Aufpassübungen

11.6.1 Alltags- und Inklusionshilfen für Kiga/Schule

11.6.2 Besonders wirksame Aufpassübungen

11.7 Der Trick mit den Zentrierungsübungen

11.7.1 Alltags- und Inklusionshilfen für Kiga/Schule

12 Wenn das Kind unaufmerksam ist

12.1 Der Trick mit den Basisfertigkeiten

12.1.1 Alltagshilfen

12.1.2 Inklusionshilfen für Kiga/Schule

12.2 Der Trick gegen die Ablenkung

12.2.1 Alltagshilfen

12.2.2 Inklusionshilfen für Kiga/Schule

12.3 Der Trick mit der geteilten Aufmerksamkeit

12.3.1 Alltagshilfen

12.3.2 Inklusionshilfen für Kiga/Schule

13 Schwierigkeiten mit Regeln und Aufgaben

13.1 Der Trick mit den Aufforderungen

13.1.1 Alltags- und Inklusionshilfen für Kiga/Schule

13.2 Der Trick mit den Regeln

13.2.1 Alltags- und Inklusionshilfen für Kiga/Schule

13.2.2 Mögliche Regeln für die ganze Familie

13.2.3 Mögliche Regeln für das Kind

13.2.4 Inklusionshilfen für Kiga/Schule

13.2.5 Der Trick mit den Punkteplänen

13.2.6 Der Trick mit den logischen Konsequenzen

13.2.7 Der Trick mit dem STOPP

13.2.8 Der Trick mit dem Durchatmen

14 Häufiger Stress mit anderen Kindern

14.1 Der Trick mit dem Vorbildsein

14.1.1 Alltags- und Inklusionshilfen

14.2 Der Trick mit dem »Freunde finden« und dem »Team«

14.2.1 Alltagshilfen

14.2.2 Inklusionshilfen für Kiga/Schule

15 Das Kind ist in der Freizeit wenig aktiv

15.1 »Konzentriert gespielt geht’s wie geschmiert«

15.1.1 Alltagshilfen

15.2 Gegen Langeweile – die Spielideenkiste!

15.3 Tipps zu Fernsehen, Smartphone, Computer & Co.

15.3.1 Alltagshilfen

15.3.2 Inklusionshilfen für Kiga/Schule

15.4 Tipps für eine aktive Freizeit, Vereine, Sport & Co.

15.4.1 Alltagshilfen

16 Wenn Kinder ungeschickt sind

16.1 Die Entwicklung der grobmotorischen Koordination

16.1.1 Die Entwicklung der Feinmotorik

16.1.2 Die Entwicklung der Schreibmotorik

16.1.3 Ursachen und Resultate bei Schwächen der Fein- und Schreibmotorik

16.2 Der Trick mit dem geschickten Körper

16.2.1 Inklusionshilfen für Kiga/Schule

16.3 Der Trick mit den geschickten Fingern

16.3.1 Alltags- und Inklusionshilfen

16.3.2 Inklusionshilfen für Kiga/Schule

16.4 Der Trick mit dem Malen und dem lesbaren Schreiben

16.4.1 Alltags- und Inklusionshilfen

16.5 Ausgereifte Stifthaltungen

16.5.1 Kinder nicht in eine bestimmte Stifthaltung drängen

16.5.2 Entwicklungsgemäße Stifte

16.5.3 Malentwicklung

16.6 Tricks zum besseren Schreiben

17 Die Umgebung des Kindes gestalten

17.1 Tipps zur Optimierung der Umgebungsgestaltung

17.1.1 Sicher?

17.1.2 Kindgerecht?

17.1.3 Ergonomisch?

17.1.4 Entwicklungsfördernd?

17.1.5 Bewegungsfördernd?

17.1.6 Einladend, anregend?

17.1.7 Übersichtlich, strukturiert?

17.1.8 Ordentlich?

17.1.9 Großzügig?

17.1.10 Leise?

17.1.11 Hell?

17.1.12 Warm?

17.1.13 Belüftbar?

18 Nachwort

19 Service

19.1 Literatur

19.2 Adressen von Verbänden, Selbsthilfeverbänden, Arbeitsgemeinschaften, Netzwerken

19.2.1 Alltag

19.2.2 Inklusion

19.2.3 Mediennutzung

19.2.4 Familie, Erziehung, Soziales

19.2.5 Freizeit

20 Abreißkarten

20.1 Ruhig-mach-Tricks

20.1.1 Inklusionshilfen für Kiga/Schule

20.2 Wach-mach-Tricks

20.2.1 Inklusionshilfen für Kiga/Schule

20.3 Aufpassübung

20.4 Zentrierungsübung

20.5 Handlungsorganisationstricks (HOTs)

20.6 Mein Tagesplan

20.7 Mein Wochenplan

20.8 Meine Checkliste vom ______________________

20.9 Familienvertrag

20.10 Klassen-Vertrag

20.11 Schul-Checkliste vom ______________________

20.12 Unsere Spielzeitregeln:

20.13 Meine Wunschliste

20.14 Lobwörter

20.15 Applaus

20.16 Stuhlkantensitz

20.17 Merksprüche

Autorenvorstellung

Sachverzeichnis

Impressum

Teil I Basiswissen

1 Wie Sie dieses Buch nutzen

2 Warum Ergotherapie als Hilfe?

3 Aufmerksamkeit

4 Koordinationsstörungen

5 Bewegungen erlernen, Fertigkeiten erwerben

6 Recht auf Teilhabe und Inklusion

Wirksame Hilfe bei der Bewältigung problematischer Alltagssituationen von Kindern mit Aufmerksamkeits- und Unruhezuständen und Koordinationsschwächen.

1 Wie Sie dieses Buch nutzen

Dieses Buch soll bei der Bewältigung problematischer Alltagssituationen von Kindern mit Aufmerksamkeits- und Unruhezuständen und Koordinationsschwächen helfen.

Eltern, Erzieher, Lehrer, Ärzte und Therapeuten äußern den Eindruck, dass in heutiger Zeit Kinder gehäuft Aufmerksamkeitsprobleme, Selbstregulationsprobleme und auch Koordinationsprobleme aufweisen. Sicherlich haben Sie Kontakt zu Kindern mit derartigen Schwierigkeiten. Vielleicht ist sogar Ihr eigenes Kind davon betroffen.

Diese Kinder erscheinen entweder besonders unruhig, zappelig und unaufmerksam oder sehr verträumt und verlangsamt und oft auch unkoordiniert und tollpatschig. Sie haben Schwierigkeiten, den Alltag und die damit verbundenen Aufgaben zufriedenstellend zu bewältigen. Das Zusammensein mit diesen Kindern ist oft anstrengend und fordert uns Erwachsene sehr heraus.

Dieses Buch soll Sie bei der Bewältigung problematischer Alltagssituationen von Kindern mit Aufmerksamkeits- und Unruhezuständen und Koordinationsschwächen im häuslichen Umfeld, im Kindergarten und in der Grundschule unterstützen. Es kann eine erforderliche Therapie jedoch keinesfalls ersetzen, wird sie jedoch sinnvoll ergänzen.

Antworten auf Fragen:

Was tun, wenn das Kind Schwierigkeiten hat, neue Fertigkeiten zu erlernen?

Was tun, wenn das Kind unorganisiert und unselbstständig ist?

Was tun, wenn das Kind unsicher ist und sich wenig zutraut?

Was tun, wenn es zwischen den Erwachsenen und dem Kind viele Spannungen gibt?

Was tun, wenn das Kind sehr zappelig und laut ist?

Was tun, wenn das Kind sehr verträumt und verlangsamt ist?

Was tun, wenn das Kind unaufmerksam, leicht ablenkbar ist und viele Fehler macht?

Was tun, wenn sich das Kind nicht an Regeln hält?

Was tun, wenn das Kind seine Aufgaben nicht zuverlässig erledigt?

Was tun, wenn das Kind mit anderen Kindern häufig Stress hat?

Was tun, wenn das Kind in seiner Freizeit wenig aktiv ist?

Was tun, wenn das Kind tollpatschig und beim Basteln, Malen und Schreiben ungeschickt ist?

Wie kann ich die Umgebung des Kindes unterstützend gestalten?

1.1 Beitrag zur Prävention und Inklusion

Darüber hinaus versteht sich dieser Ratgeber als ein Beitrag zur Prävention und Inklusion. Er bietet Hilfen und Anregungen dafür, dem Auftreten oder der Verschlimmerung möglicher Verhaltensprobleme im Kindesalter entgegenzuwirken, und kann die Inklusion betroffener Kinder in Kindergarten und Schule begünstigen.

Nicht alle aufmerksamkeitsgestörten Kinder weisen eine vollständige krankheitsrelevante Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätsstörung (z. B. ADHS) auf. Aber gerade jüngere Kinder können durch Aufmerksamkeitsdefizite und Unruhezustände und erhöhte Ungeschicklichkeit besonders auffallen und haben damit Schwierigkeiten, angemessen am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Bestimmt kennen Sie so ein Kind und haben sich auch schon einmal einige dieser Fragen gestellt.

In diesem Ratgeber erhalten Sie Antworten auf alle diese Fragen sowie eine Vielzahl von erprobten Alltags- und Inklusionshilfen, Tipps und Tricks dafür, Kinder mit Aufmerksamkeitsproblemen, erhöhter Unruhe und Koordinationsschwächen zu unterstützen, damit sie sich positiv entfalten.

1.1.1 Den Alltag einfacher machen

Ziel ist es, dass der Alltag für diese ganz besonderen Kinder und auch für Sie (wieder) einfacher wird! So kann dieser Ratgeber auch die Inklusion von auffälligen Kindern in der Kindertagesstätte und in der Schule erleichtern.

Bestimmt geht es Ihnen so wie mir, egal was mit unseren Kindern ist, was sie können oder nicht so gut können – wir möchten, dass es ihnen gut geht, sie sich gut aufgehoben, in dieser Welt zu Hause fühlen und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Es ist uns wichtig, dass sie mit einem stabilen Selbstvertrauen durchs Leben gehen, sich anerkannt und geliebt fühlen und Freundschaft und Liebe schenken können.

Hilfreiche Tipps

Tipps, die dem Kind helfen, Fertigkeiten zu erlernen und Aufgaben zu bewältigen.

Tipps, die das Kind unterstützen, selbstständiger und organisierter zu werden.

Tipps, die das Selbstvertrauen des Kindes stärken.

Tipps zur Entspannung und Verbesserung der Erwachsenen-Kind-Beziehung.

Tipps, die dem Kind helfen, sich besser zu regulieren.

Tipps, die das Kind ruhiger oder wacher werden lassen.

Tipps, die die Aufmerksamkeitsleistungen des Kindes verbessern.

Tipps, die dem Kind helfen, seine Aufgaben und Pflichten zu erfüllen.

Tipps, die die Sozialkompetenz des Kindes verbessern.

Tipps, die zu einer aktiveren und zufriedeneren Freizeitgestaltung des Kindes verhelfen.

Tipps, die zur Verbesserung der Grob-, Fein- und Schreibmotorik beitragen.

Tipps zur Optimierung der Umgebungsgestaltung.

Wir Erwachsene können mit unserer unbedingten Liebe, Zuneigung, Wertschätzung und einem respektvollen Umgang ganz viel dafür tun, dass unsere Kinder ein sicheres und stabiles Selbstvertrauen entwickeln und positive Emotionen fühlen und äußern können. Deshalb, neben allen konkreten Alltagshilfen und Tricks, ist mir die wichtigste Botschaft dieses Ratgebers:

Stärken Sie das Vertrauen des Kindes in sich selbst und in seine Fähigkeiten und Stärken, indem Sie immer wieder verdeutlichen, dass Sie diese anerkennen, es wertschätzen, gerne haben oder sogar unbedingt lieben!

Weiterführende Hilfen: Sollte sich das Kind in therapeutischer Behandlung befinden, kann der Ratgeber die Therapie sicherlich zusätzlich unterstützen. Ihr Hausarzt/Kinderarzt/Kinder- und Jugend-Psychiater und/oder eine Ergotherapeutin Ihres Vertrauens können Ihnen sicherlich weiterhelfen und Sie kompetent beraten.

1.1.2 Themen, Fragen und Tricks

Im ersten Teil dieses Ratgebers erhalten Sie Basisinformationen zu den Themen Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeitsstörungen, Koordinationsstörungen und Fertigkeiten lernen. Im zweiten Teil bekommen Sie vielfältige Alltagshilfen und Tipps dafür, bestimmte Situationen positiv so zu verändern, dass das Kind vermehrt Selbstvertrauen, Konzentration, Geschicklichkeit und Selbstständigkeit entwickeln kann. Es werden die wichtigsten typischen Fragen im Zusammenhang mit Aufmerksamkeits- und Koordinationsproblemen gestellt und die damit verbundenen Auffälligkeiten beschrieben. Anschließend werden Lösungsansätze in Form von Alltags- und Inklusionshilfen und Tipps für das häusliche Umfeld, den Kindergarten und die Schule vorgestellt. Die Lösungsansätze sind der Übersicht halber folgenden 10 Zielen zugeordnet:

10 Ziele für Ihr Kind:

Verbesserung des Fertigkeitserwerbs

Verbesserung der Selbstständigkeit und Handlungsorganisation

Verbesserung des Selbstvertrauens

Verbesserung der Erwachsenen-Kind-Interaktion

Verbesserung der grundlegenden Aufmerksamkeitsaktivierung, der Selbstregulation und der zielgerichteten Aufmerksamkeitssteuerung

Verbesserung der Mitarbeit bei fremdbestimmten Aufgaben

Verbesserung der Sozialkompetenz

Verbesserung der Spielintensität und der Freizeitaktivitäten

Verbesserung der Grob-, Fein- und Schreibmotorik

Optimierung der Umgebungsgestaltung

Gern können Sie sich die Themen, Fragen und Tricks heraussuchen, die Sie besonders interessieren. Sie müssen diesen Ratgeber nicht chronologisch »abarbeiten«! Lassen Sie sich inspirieren und probieren Sie einzelne Anregungen aus. Fragen Sie auch das Kind oder die Kinder, ob und was sich durch den Einsatz der Tricks verändert und wie sie dies bewerten. Wenn Sie aufmerksam und im Kontakt mit dem Kind sind, müssen Sie keine Angst haben, dem Kind zu schaden, wenn ein Trick einmal nicht funktionieren sollte. Das Kind spürt sehr genau, dass Sie etwas positiv verändern wollen, und wird es Ihnen danken!

1.1.2.1 Offen sein für eigene Veränderung

Seien Sie nicht befremdet, dass ich Sie manchmal bitte, Ihr eigenes Verhalten kritisch zu hinterfragen. Wir Erwachsenen sind nun einmal Vorbilder für unsere Kinder, sie gucken ab und lernen von uns, wie wir die Dinge angehen und unser Leben gestalten. Und manchmal kann ein Kind sich am besten dadurch weiterentwickeln, dass wir in unserer Vorbildfunktion etwas an unserem Verhalten verändern.

Beim Schreiben habe ich mich übrigens oft selbstkritisch bezüglich meines eigenen Erziehungsverhaltens hinterfragt. Welches bei Weitem nicht perfekt ist! Meine Kinder können dies nur bestätigen! Aber ich arbeite genau wie Sie daran und bin immer wieder überrascht, welche positiven Effekte kleine Veränderungen bewirken können. Ich glaube, entscheidend ist, dass wir uns immer wieder beobachten, hinterfragen und Veränderungen als Chance zur Weiterentwicklung betrachten.

Sollten Sie jedoch nicht weiterkommen oder sollte sich die Situation mit dem Kind verschlechtern, suchen Sie bitte unbedingt professionelle Hilfe auf!

Im Anhang erhalten Sie weiterführende Adressen und Buchempfehlungen, die Ihnen weitere Hilfen und Anregungen bieten. Den Abschluss bietet eine Sammlung von Abreißkarten, die Ihnen die wichtigsten Alltagshilfen und Tipps aus diesem Buch noch einmal anschaulich darstellen.

Inklusionshilfen

Dieser Ratgeber soll auch als eine Hilfe zur Inklusion in Kindergarten und Schule dienen. Die empfohlenen Alltags-Inklusionshilfen können bei entsprechender Durchführung tatsächlich auch für nicht betroffene Kinder sinnvoll und hilfreich sein und betroffene Kinder unterstützen, am Alltag teilzuhaben. Dies haben viele Kinder, Eltern, Erzieher, Lehrer und Fachleute bestätigt!

2 Warum Ergotherapie als Hilfe?

Bei der Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen und Koordinationsstörungen kann die Ergotherapie besonders wertvolle Hilfen anbieten.

Ergotherapeuten analysieren die Handlungskompetenz der Kinder in den Bereichen Selbstversorgung, Aktivitäten der alltäglichen Routine und des Spiels, im Kindergarten, in der Schule, in der Freizeit und im sozialen Leben. Der ergotherapeutische Prozess umfasst neben spezifischen ergotherapeutischen Behandlungsverfahren auch häusliche Übungsprogramme, die Beratung des Umfelds (Eltern, Erzieher und Lehrer) und die Anpassung der räumlichen Umwelt.

Ergotherapeuten sind Experten für den Alltag ihrer Klienten. Ziel der Ergotherapie ist die Verbesserung der Handlungskompetenz, Selbstständigkeit und Teilhabe des Klienten in dessen Alltag. Daher sind Ergotherapeuten Experten zum Thema Inklusion.

2.1 Ergotherapeuten sind Experten

Da Auffälligkeiten in den Aufmerksamkeitsleistungen, der Selbstregulation und der Koordination in der Regel zu einer Einschränkung der Handlungskompetenz, Alltagsbewältigung und Teilhabe führen, stellt die Ergotherapie in der Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen und Koordinationsstörungen im Kindesalter (aber auch im Erwachsenenalter) eine wichtige Behandlungsoption dar.

Es gibt in Deutschland ca. 9500 ambulante Ergotherapiepraxen. In der Mehrzahl der Praxen werden zu einem großen Teil Kinder behandelt. Neben Auffälligkeiten in der Körperkoordination, Wahrnehmungsverarbeitung, Entwicklung und im Verhalten weisen eine Vielzahl dieser Kinder Aufmerksamkeitsstörungen als Kernsymptom oder als begleitendes Nebensymptom auf. Daher ist die Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen in der Ergotherapie bei Kindern ein zentrales Thema. Ebenso werden in der Ergotherapie Kinder mit Koordinationsstörungen erfolgreich behandelt. Da beide Störungen gehäuft in Kombination auftreten, kann die Ergotherapie hier besonders wertvolle Hilfen anbieten.

 Indikationen, Ziele und Behandlungsansätze der Ergotherapie

2.1.1 Passgenaue Strategien

Viele Ergotherapeuten haben sich inzwischen umfassend in der Behandlung von kindlichen Aufmerksamkeits- und Koordinationsstörungen, der Beratung des Umfelds und der Beseitigung von Barrieren und der Optimierung der räumlichen Umwelt weitergebildet und qualifiziert. Sie sind mit den spezifischen Behandlungsangeboten kompetente Ansprechpartner in der Behandlung von kindlichen Aufmerksamkeits- und Koordinationsstörungen. Sie analysieren, bei welchen Alltagsbetätigungen die Kinder Schwierigkeiten haben, und ermitteln sehr differenziert die Punkte, die das Kind bei der Bewältigung der jeweiligen Aufgabe scheitern lassen. Gemeinsam mit dem Kind und den Eltern, Erziehern und Lehrern werden dann passgenaue Strategien entwickelt, die dem Kind helfen, die Aufgabe zu bewältigen und zufriedenstellend teilhaben zu können. Unterstützend werden dazu in der Ergotherapie auch spezifische evidenzbasierte Aufmerksamkeits-, Koordinations-, Sozialkompetenz- und Selbstinstruktionstrainings in Einzel- und Gruppentherapie durchgeführt. Die Wirksamkeit dieser Trainings ist durch wissenschaftliche Studien hinlänglich nachgewiesen.

Die Einbeziehung und Beratung der Bezugspersonen des Kindes, also der Eltern, Erzieher und Lehrer, ist in der ergotherapeutischen Behandlung ein ganz besonderer Schwerpunkt. In der ergotherapeutischen Umfeldberatung erhalten die Bezugspersonen viele Informationen zu spezifischen Aspekten der Kindesentwicklung, Aufmerksamkeitsentwicklung und Koordinationsschulung.

Die Eltern, Erzieher und Lehrer erhalten bewährte Anregungen, Hilfen und Fördermöglichkeiten, wie sie das Kind in konkreten Alltagssituationen fördern und unterstützen können. Es werden auch Ideen aufgezeigt, wie die räumliche Umwelt (z. B. das Kinderzimmer, der Arbeitsplatz) optimiert werden können und Teilhabebarrieren beseitigt werden können. Im Rahmen der Umfeldberatung fließen fortlaufend die ergotherapeutischen Grundprinzipien in der Arbeit mit aufmerksamkeitsgestörten und koordinationsschwachen Kindern ein.

Darüber hinaus haben die Beratung zur Inklusion und Gesundheitsförderung und Maßnahmen zur Prävention in der Ergotherapie einen immer höheren Stellenwert.

In diesem Ratgeber fasst nun eine erfahrene Ergotherapeutin all die vielen Anregungen, Alltags- und Inklusionshilfen und Tipps, die Ergotherapeuten den Eltern, Erziehern und Lehrern mit auf den Weg geben, zusammen.

2.2 Warum gerade Hilfen von mir?

Ich bin Mutter von zwei wunderbaren, inzwischen erwachsenen Kindern und seit 1987 mit Begeisterung Ergotherapeutin. Ich habe 12 Jahre eine eigene Ergotherapiepraxis in Wunstorf geleitet. Seit dieser Zeit liegen mir vor allem die Kinder mit Aufmerksamkeitsproblemen, Selbstregulationsproblemen, Koordinationsproblemen und ADHS am Herzen. Diese Kinder und ihre Familien haben oft einen hohen Leidensdruck, und ich erlebe es als äußerst befriedigend, ihnen mittels ergotherapeutischer Interventionen und gezielter Beratung bei der Alltagsbewältigung und Teilhabe unterstützend zur Seite zu stehen.

Nach einer schweren Erkrankung habe ich meine Praxis verkauft, bin als freie Referentin zu Themen der Kindertherapie, Beratung und Inklusion tätig und leite darüber hinaus das Fortbildungszentrum Therapie + Wissen. Durch meine Lehrtätigkeit und die Auseinandersetzung mit aktuellen wissenschaftlich überprüften Therapiekonzepten habe ich einen Leitfaden für das Vorgehen in der Ergotherapie mit Kindern (das Wunstorfer Konzept) und Therapiekonzepte für Kinder mit Aufmerksamkeitsproblemen und ADHS entwickelt und publiziert. Weiterhin habe ich mit einer Kollegin ein Ergotherapeutisches Elterntraining (ETET) konzipiert, das Eltern, deren Kinder sich wegen Aufmerksamkeits-, Selbstregulations- und Handlungsorganisationsproblemen in ergotherapeutischer Behandlung befinden, wertvolle Erklärungen und Alltagshilfen bietet. Seit 2009 bin ich Instructor der internationalen CO-OP-Academy und habe mich in diesem Zusammenhang intensiv mit dem Thema der kindlichen Koordinationsstörungen befasst und lehre dazu den signifikant wirksamen Behandlungsansatz CO-OP (Cognitive Orientation to occupational Performance).

Meine tiefe Überzeugung, dass die Ergotherapie mit ihrem konkreten Alltagsbezug Kindern mit Aufmerksamkeitsstörungen, ADHS und Koordinationsstörungen eine wirksame Unterstützung zur Bewältigung ihrer Problematik, zur Alltagsbewältigung und zur Verbesserung der Teilhabe ist, wird nun auch in der Fachwelt zunehmend mit fundierten Fakten belegt. Dies freut mich sehr und ist mir ein großer Ansporn weiterzumachen und z. B. die Neuauflage meines Buches zu schreiben.

Darüber hinaus war und bin ich sehr engagiert in der Erzieher- und Lehrerfortbildung und in der Ausbildung zum Inklusionstherapeuten tätig. Und es macht mich geradezu glücklich, festzustellen, wie gut die Inhalte aus diesem Ratgeber bei den Teilnehmern ankommen und was die Umsetzung in der Praxis Positives bewirken kann. Damit leistet dieser Ratgeber auch einen Beitrag zur Inklusion von aufmerksamkeitsgestörten und koordinationsschwachen Kindern in den Kindergarten- und Schulalltag. Und das freut mich wirklich sehr.

3 Aufmerksamkeit

Aufmerksamkeitsleistungen werden für nahezu jede Tätigkeit im Alltag benötigt und Probleme mit der Aufmerksamkeit sind in bestimmten Altersstufen völlig normal.

Aufmerksamkeitsleistungen sind an den komplexen Funktionen der Wahrnehmung, des Gedächtnisses, der Handlungssteuerung, der sprachlichen und kognitiven Funktionen beteiligt. Aufmerksamkeit wird oftmals mit einem Scheinwerferlicht verglichen: Es lässt aktuell wichtige Aspekte hell in den Mittelpunkt rücken und belässt unwichtige Aspekte im Dunkeln – also unbeachtet. Nur durch diese Hemm- und Filterfunktionen kann unser Gehirn die Unmenge an Informationen bewältigen, die permanent auf uns einwirken.

Um aufmerksam sein zu können, müssen wir ein bestimmtes zentralnervöses Aktivierungsniveau bereitstellen und aufrechterhalten. Es versetzt uns in die Lage, eine Aufgabe, Handlung oder längerfristige geistige Anstrengung durchzuführen und durchzuhalten. Dabei müssen wir ständig Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden und unser Handeln permanent kontrollieren.