Kommissar Lüppi - Band 5 - Markus Schmitz - E-Book

Kommissar Lüppi - Band 5 E-Book

Markus Schmitz

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2022
Beschreibung

Der Kriminalhauptkommissar Martin Lüpke, Spitzname Lüppi, und sein Team ermitteln in sieben Altfällen und dem neuen Mordfall. Mit der Zeit stellen sie fest, alles hängt zusammen und hat auch mit der internen Ermittlung zu tun, womit sie beauftragt worden sind. Keiner von ihnen ahnt, dass es sich um einen der komplexesten Fälle handeln wird. Dieser Fall fordert alle Kraft im Team und wird lebensbedrohlich für zwei von ihnen. Die Ermittlungen werden die umfangreichsten, in denen Lüppi je ermittelt hat. Achtung, Leserhinweis: Dieser Roman ist nichts für Leute, die gerne einmal nur ein bisschen 'schmökern' wollen und in größeren Abständen weiterlesen. Bei Band 5 handelte es sich um die Fortsetzung von Band 4. Weitere Informationen unter www.MarkusSchmitz.site

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Seitenzahl: 478

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Kommissar Lüppi

Band 5

Das Syndikat

Autor

Markus Schmitz. Ich bin 1964 in Essen geboren und lebe seit einigen Jahren mit meiner Verlobten in Bochum. Von Beruf bin ich Konstrukteur und habe viele Jahre lang Modellbau betrieben. Im Jahr 2016 entschloss ich mich mit dem Modellbau aufzuhören und habe das Schreiben wieder angefangen.Die ersten drei Bücher ‚Der Rennfahrer Mark Kirchheim‘ handeln von Motorsport und der organisierten Kriminalität. Kommissar Lüppi ist meine erste Kriminalromanreihe.

Weitere Informationen unterwww.MarkusSchmitz.site

Inhaltsangabe

Der Kriminalhauptkommissar Martin Lüpke, Spitzname Lüppi, und sein Team ermitteln in sieben Altfällen und dem neuen Mordfall. Mit der Zeit stellen sie fest, alles hängt zusammen und hat auch mit der internen Ermittlung zu tun, womit sie beauftragt worden sind. Keiner von ihnen ahnt, dass es sich um einen der komplexesten Fälle handeln wird. Dieser Fall fordert alle Kraft im Team und wird lebensbedrohlich für zwei von ihnen. Die Ermittlungen werden die umfangreichsten, in denen Lüppi je ermittelt hat.

Achtung, Leserhinweis:Dieser Roman ist nichts für Leute, die gerne einmal nur ein bisschen ‚schmökern‘ wollen und in größeren Abständen weiterlesen. Bei Band 5 handelte es sich um die Fortsetzung von Band 4.

Vorwort

Kommissar Lüppi ermittelt in der Stadt, aus der ich selber stamme, der Stadt Essen im Ruhrgebiet und startet im 1. Band am Ostersonntag 1995. Das Wort Romanreihe ist dabei wörtlich zu nehmen, da die Bände zeitlich aufeinander folgen. Das heißt, der nächste Band führt die Geschichte da weiter, wo der vorherige aufgehört hat. Der letzte Tag im Band 4 ist der erste Tag im Band 5. Die Bände gehen somit ineinander über. Jeder Band ist normalerweise in sich abgeschlossen. Das ist in Band 5 nicht der Fall, da dieser die Geschichte von Band 4 weiterführt und möglicherweise abschließt?!

Wie bereits von Ihnen gewohnt, sind immer Tag, Zeit und Ort bei einem Handlungs- und Ortswechsel eingefügt.Ich habe mir bekannte Orte in dem Roman verwendet, wenn ich nicht welche erfand. Während des Schreibens bei den ersten vier Bänden sind mir vorkommende Personen so sehr ans Herz gewachsen, dass ich mich gezwungen sah, ihnen die eine und andere Person zur Seite zu stellen. Damit das mit der Zeit nicht überhandnimmt, müssen auch mal wieder welche gehen. Dieses ist in Band 5 nun der Fall.

Diese Geschichte ist reine Fiktion. Die Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Firmen, Hersteller, Orte und Ereignisse entstammen entweder der Fantasie des Autors oder wurden auf fiktionale Weise verwendet. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, mit Ereignissen und Orte wäre vollkommen zufällig.

Impressum

Texte: ©2021 Copyright by Markus Schmitz

Alle Rechte vorbehalten

Umschlag:©2021 Copyright by Markus Schmitz

Alle Rechte vorbehalten

Verlag:Markus Schmitz

Gertrudenhof 144866 Bochum

www.Schmitz-Sobaszek.de

[email protected]

Druck:epubli - ein Service der neopubli GmbH,

Berlin

1

10. August 1995, Donnerstag, 7.00 UhrEssen Frohnhausen

Das Telefon schellte an dem Morgen mal nicht bei den beiden. Auch wurde kein weiterer Toter gemeldet. Somit saßen Lüppi und sein Schatz gemütlich am Kaffeetisch zusammen und tranken wie üblich ihre erste Tasse Kaffee. Lüppi erzählte seiner Torti von Dirk´s Zuspätkommen am Vortag und den Verdächtigungen von dessen Arbeitskollegen. Schnell kamen sie noch einmal auf die abgeschlossenen Mordfälle zu sprechen. Beide fassten zusammen, wie der Ablauf von allem war.

„Ich finde, diese Fälle waren noch schlimmer als die Morde im Hotel Amadeus“, sagte Torti.

„Stimmt und noch schwieriger zu lösen als die anderen“, bestätigte Lüppi.Kurz vor halb acht verließen beide die Wohnung und verabschiedeten sich mit Küsschen. Lüppi´s Tochter, Petra, wartete schon am Auto, um mit ihm zum Präsidium zu fahren. Mario, ihr Freund nahm seinen eigenen Wagen, um zur Staatsanwaltschaft zu fahren. Heike, Gördi und Tochter Nina kamen auch aus dem Haus. Wie ebenfalls üblich hatte Lüppi eine Butterbrotstüte von seiner Torti dabei. Torti winkte den drei Fahrzeugen hinterher als diese die Kölner Straße entlangfuhren. Sie ging mit Nina zur Straßenbahnhaltestelle der Linie 109, um zur Schreinerei zu fahren, wo Torti im Büro arbeitete. Nina freute sich darauf ihre nächste Schachfigur schnitzen zu können.

Donnerstag, 10.00 UhrItalien, Sizilien Ort, Novara di Sicilia

Der oberste Boss der Sizilianischen Organisation, Bernardo Carbone, wartete auf seine zwei Spezialkräfte, die Brüder Marco und Antonio Mancini, auch genannt die Mancini-Brüder. Beide hatte er zum Frühstück auf seine mit Weinreben überdachten Terrasse gebeten. Er wollte von ihnen nun genau erfahren, was mit dem Anwalt Sorrentino passiert war. Beide Brüder waren 22 Stunden lang von Essen bis zum Ort Novara di Sicilia durchgefahren. Dort waren sie mitten in der Nacht um 2 Uhr angekommen. Sie hatten die restliche Nacht in einem der Gästezimmer verbracht. Der Maserati Quattroporte der beiden, mit Kennzeichen MI für Milano, stand auf dem Anwesen. Maria, die gute Seele des Hauses, kam zu ihm und sagte.

„Signore Carbone, die beiden sind wach und kommen jetzt gleich zu Ihnen.“Dann ging sie wieder. Es dauerte noch eine Viertelstunde bis Marco und Antonio die überdachte Terrasse betraten.

„Buon giorno, Bernardo“, grüßten beide und blieben am Tisch stehen, der für fünf Personen gedeckt war.

„Buon giorno“, grüßte er zurück. „Setzt euch.“Was die beiden taten. Maria kam und brachte zwei Espressi für sie.

„Signore Carbone, möchten Sie noch auf die anderen beiden warten?“, erkundigte sie sich.

„Ja, wir warten noch“, bekam sie zur Antwort und ging wieder.

„Dürfen wir fragen, wer noch kommt?“, erkundigte sich Marco.

„Ja, dürft Ihr. Giacomo und ein wichtiger Gast“, antwortete Signore Carbone. „Erzählt mir, was genau dort im Ruhrgebiet schiefgelaufen ist und warum ihr es für nötig gehalten habt unseren Anwalt auf eine Reise zu schicken.“Beide berichteten von dem Hamit-Clan, den Ermittlungen der Essener Polizei in zwei Mordfällen und dass die Geschäftsbeziehungen mit dem Kunstfälscher aufgedeckt worden waren. Des Weiteren erzählten sie von dem hinterhältigen Verhalten der vier Hamit-Bosse, die dafür gesorgt hatten, dass sein alter Freund, Michele Alessandro Mascali, hintergangen und ihm eine wertlose Halle angedreht worden war. Signore Mascali hatte zwar Nevio Sorrentino gebeten sich alles genau anzusehen, um festzustellen, ob alles okay wäre, was der Anwalt aber nicht getan hatte. Er und die Hamit-Bosse waren schuld, dass dieses lukrative Geschäft im Ruhrgebiet verhindert worden war und sie 8,9 Millionen Lire verloren hatten. Bernardo Carbone sagte die ganze Zeit nichts und hörte nur zu. Als Marco fertig war schaute er, wie häufig, von der Terrasse hinunter Richtung Meer, was weit weg zu sehen war. Keiner der drei sagte etwas, schließlich drehte Bernardo Carbone sich zurück und schaute die beiden an.

„Bene, ich kann eure Entscheidung nachvollziehen und bin mit eurem Tun einverstanden. Ihr zwei habt richtig gehandelt. Also, alles gut, dann brauchen wir jetzt halt einen neuen Anwalt in Deutschland.“

„Was passiert jetzt mit Signore Mascali?“, fragte Antonio.

„Das wird uns gleich unser Gast sagen, den Giacomo hierherbringt“, antwortete Signore Carbone. „Es sieht wohl ganz gut aus, so wie ich mir das vorgestellt habe.“Maria kam und sagte, Giacomo und der Besuch wären da.

„Sollen zu uns kommen“, erwiderte Signore Carbone.Maria ging, um die beiden zu holen.

„Was ich nachher von euch noch wissen möchte ist, was schlagt ihr vor, was wir mit dieser Hamit Familie machen“, sagte Signore Carbone. „Ungestraft können die nicht davon- kommen.“

„Das sehen wir genauso“, antwortete Marco.

Donnerstag, 11.00 UhrPolizeipräsidium EssenKriminalinspektion 1 – KK11

Die Rechtsmedizinerin, Dr. Stefanie Schneider, betrat das Büro der sechs. Sie hatte drei Obduktionsberichte dabei. Nach dem üblichen Gruß in den Raum hinein und den entsprechenden Antworten, sagte sie, sie hätte die fehlenden Obduktionsberichte dabei und übergab sie Lüppi. Der wiederum fragte, ob etwas drinstehen würde, was sie noch nicht wüssten. Frau Doktor sagte nein, es wären keine neuen Erkenntnisse dabei. Die Todeszeitpunkte konnten aber eingegrenzt werden. Lüppi nahm die Aussage zur Kenntnis und legte die Berichte zur Seite.

„Was machen die drei anderen Morde?“, fragte Stefanie. „Wisst ihr jetzt, wer das war?“

„Ja, wissen wir und schließen heute die Fälle mit den Wachleuten ab“, antwortete er und klärte sie auf, wie es sich verhalten hatte. Auch für Stefanie war diese Entwicklung eine Überraschung. Eckerhard kam kurz dazu und bat Stefanie einmal zu sich. Beide verließen gemeinsam wieder das Büro.Eine Stunde später legten Petra und Conny die beiden Fallakten der Wachmänner auf Lüppi´s Schreibtisch ab, der beide Frauen dabei ansah. Er nahm die erste Akte von Olaf Pader, blätterte sie kurz durch, nahm seinen Kugelschreiber und schrieb seinen berühmten Abschlusssatz auf die Vorderseite des Pappdeckels.

‚Ein Mann, der mit 30 Jahren mitten im Leben stand und Familienvater war, musste sterben, weil ein anderer von seiner Familie gesagt bekam, er könne nicht zusehen wie ein fremder Mann sein Kind groß- ziehen würde. Mein Mitgefühl gilt der jungen Familie.‘M. Lüpke

Auch die zweite Akte von Anton Beyfang schaute er kurz durch und schrieb auch dort den Abschlusssatz auf den Deckel.

‚Mit 25 Jahren hat man das ganze Leben noch vor sich. Es sei denn, man begegnet einem anderen, der besser nie geboren worden wäre. Vielen Menschen wäre dann sehr viel Leid erspart geblieben, denn wer einem anderen nach dem Leben trachtet und das aus Benzinmangel und taktischen Gründen, hat es nicht verdient auf dieser Welt zu leben.‘M. Lüpke

Dann nahm er die beiden Fallakten und gab sie Petra, die mit Conny zusammen beide Abschlusssätze durchlas. Als beide fertig waren, fragte Conny, ob sie die Akten in die Registratur bringen solle.

„Nein, lass sie bitte hier liegen. Da kommen gleich bestimmt noch welche und wollen das auch lesen“, antwortete Petra.Conny war überrascht über diese Vorhersage. Wie recht sie damit hatte, zeigte sich eine Stunde später.

Donnerstag, 13.00 UhrPolizeipräsidium Essen

Lüppi hatte die Duisburger Firma ‚Italienischer Großhandel Lombardi‘ angerufen. Er sprach mit Alessio und teilte ihm mit, was sich ereignet hatte. Alessio rief seinen Bruder Antonio dazu und sagte ihm, was Lüppi ihm erzählt hatte.

„Dann sind die Mancini-Brüder schon wieder davongekommen“, stellte Antonio fest, was Lüppi mitbekam.Nach weiteren Wortwechseln waren mehrere Schritte auf dem Gang zu hören. Kaum hatte Lüppi dies wahrgenommen, beendete er das Gespräch und es klopfte auch schon an der offenen Bürotür. Mit vier Mann deutete sich hoher Besuch an. Es kamen Kriminaldirektor Lothar Bäumler, der Kriminalrat Eckerhard Schuster und zwei Herren, die gut bekannt waren, ins Büro. Das waren Petra´s Freund Mario mit seinem Chef, dem Oberstaatsanwalt Marcel Pohlmeier. Alle grüßten freundlich und Marcel schloss hinter sich die Tür. Nachdem sich die vier an den Besprechungstisch gesetzt hatten, nahmen auch Heike, Gördi und Lüppi dort Platz.

„Bevor wir anfangen über das zu reden, weswegen wir hier sind, kann ich mal die beiden Akten der Wachleute haben?“, fragte der Kriminaldirektor.Petra stand auf und gab sie ihm. Er schaute sich beide an und meinte zu dem Abschlusssatz auf der Akte von Anton Beyfang.

„Hoppla. Das ist ja hart an der Grenze.“Marcel bekam auch die Akte zu sehen und meinte nur.

„Passt schon!“Eckerhard bat Petra, Conny und Chris sich mit an den Besprechungstisch zu setzen. Als alle saßen, berichtete Marcel.

„Übrigens, vorab noch etwas, unser Herr Mascali wird heute nach Frankfurt am Main verlegt. Die Oberstaatsanwältin, Frau Dr. Schiehmann, von der Generalstaatsanwaltschaft hat das angeordnet. Italien hat wohl auch einen Auslieferungsantrag gestellt. Das war es für uns.“

„Dann habe ich da vorab noch eine Frage“, fing Herr Bäumler an und sah dabei zu Lüppi. „Wie sieht es mit Frau Aschbacher und Herrn Franke aus? Sie möchten bestimmt, dass die beiden hier bei Ihnen bleiben, nicht wahr?“Lüppi schaute zu Chris und danach zu dem Kriminaldirektor.

„Frau Aschbacher, ja. Den Herrn Franke können Sie versetzen“, sagte Lüppi und alle sahen ihn völlig perplex an. Vor allen Dingen Chris, der damit nicht gerechnet hatte.

„Aber, Papa“, reagierte Petra sichtlich erschrocken.

„Herr Bäumler, ich schlage vor, Sie versetzen ihn in die KK31, da kann er bestimmt ganz toll ermitteln“, ergänzte Lüppi noch, ohne eine Gesichtsregung.Eckerhard stand der Mund auf und Marcel meinte.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst?“Nur Gördi verstand, was sein Freund in Wirklichkeit meinte und sagte daher.

„Da gebe ich dir Recht, Chris wird in der KK31 bestimmt ganz tolle Arbeit leisten können… für uns hier.“Heike sah ihren Gerhard an und langsam dämmerte es auch ihr. Chris verstand, wie Lüppi das gemeint hatte und lächelte ihn an.

„Sie meinen, einen verdeckten Einsatz?“, fragte er nach.

„Ganz genau, aber das SIE lasst ihr zwei ab jetzt mal weg. Ich bin Lüppi.“Beide freuten sich, dass DU angeboten bekommen zu haben, was sie ihm auch sagten.

„Okay, jetzt habe auch ich es verstanden“, gestand Marcel und Kriminaldirektor Bäumler meinte noch.

„Ja, das ist eine gute Idee… der Herr Franke ist hier auch gar nicht richtig, Sie passen viel besser in die Abteilung von Herrn Uellendahl, vorerst.“Eckerhard war auch angekommen und lächelte wieder. Herr Bäumler ergriff erneut das Wort.

„Wie Sie alle wissen, habe ich gesagt, wenn die Fälle der beiden ermordeten Wachmänner aufgeklärt sind, möchte ich, dass Sie, Lüppi, sich mit Ihren Leuten um die KK31 kümmern. Wie wir leider von dem LKA Direktor, Hans Hoinger, erfahren mussten, gibt es bei unserem Kollegen Herrn Uellendahl mehrere Anhaltspunkte für eine interne Ermittlung.“Herr Bäumler schaute alle einmal an und sprach weiter.

„Das davon nichts nach draußen dringen darf, versteht sich von selbst. Außerhalb der hier Anwesenden möchte ich Sie alle bitten, mit niemandem darüber zu sprechen.“Alle nickten zustimmend.

„Unsere ‚Sonderermittlerin‘ ist natürlich mit einbezogen“, fügte Eckerhard noch an.

„Na klar, die ‚Sonderermittlerin‘ darf natürlich eingeweiht werden“, bestätigte Herr Bäumler und grinste.

„Wer bitte ist denn jetzt diese ‚Sonderermittlerin‘, kann mir das bitte mal jemand sagen?“, fragte Conny.

„Die wirst du dann kennenlernen, wenn wir uns ab morgen wieder öfter in der KK11 Außenstelle aufhalten werden“, versprach Gördi.

„Haben wir wirklich eine Außenstelle?“, fragte Chris nach. „Ich hatte das bis jetzt für einen Scherz gehalten.“

„Das ist kein Scherz“, antwortete Herr Bäumler. „Diese Außenstelle der KK11 gibt es wirklich, genauso wie es die ‚Sonderermittlerin‘ gibt. Beides ist aber streng vertraulich.“Chris und Conny konnten kaum glauben was sie hörten, da aber Herr Bäumler es sagte, musste es ja stimmen.Das Telefon von Petra schellte. Sie stand auf und ging dran.

„Kriminalkommissarin Petra Wilkerling, guten Tag.“Es war der wachhabende Kollege aus der Wache von unten, der mitteilte.

„Petra, da haben sich zwei Kollegen gemeldet, die zu einem männlichen Leichenfund gerufen worden sind. Es müsste einer oder zwei von euch dort hin. Die beiden meinen, es sieht nach einem Unfall aus.“

„In Ordnung, wo ist das denn?“, fragte Petra nach.

„Im Schürmanns-Weg 25, bitte bei Zeuner klingeln.“

„In Ordnung“, erwiderte Petra. „Ich sage Lüppi Bescheid, wir kommen.“Alle sahen sie fragend an.

„Lüppi“, sagte Petra. „Wir haben eine männliche Leiche ‚Im Schürmanns-Weg 25‘.“

„Dann fahr mit Conny dahin“, erwiderte Lüppi.Conny und Petra schauten sich an und verließen kurze Zeit später das Präsidium.

„Also, dann machen wir das so“, fasste Herr Bäumler zusammen. „Sie, Herr Franke, wechseln in geheimer Mission in das Kriminalkommissariat 31. Ermitteln dort verdeckt und berichten regelmäßig an Ihren eigentlichen Chef, Herrn Lüpke. In welchen Abständen und in welcher Form Sie dies tun, sprechen Sie bitte mit ihm ab“, mit diesen Worten sah er zu Lüppi und fragte ihn. „Ist das so in Ordnung für Sie?“

„Von meiner Seite, auf jeden Fall“, bestätigte er.

„Ja, prima. Was ist eigentlich mit den Morden an den vier Männern der Hamit-Familie?“, erkundigte sich Herr Bäumler als nächstes.

„Da sind wir daran“, antwortete Lüppi und sagte weiter. „Wir gehen aber davon aus, es waren nicht die Brüder Marco und Antonio Mancini. Der italienische Text ‚avere colpa‘ diente nur zur Ablenkung und sollte uns auf eine falsche Spur führen.“

„Aha, wie kommen Sie darauf?“

„Der italienische Text ‚avere colpa‘ heißt zu Deutsch ‚Haben Schuld‘. Auf Sizilien wird zwar auch Italienisch gesprochen, nur mit dem Unterschied, Sizilianer würden in dem Fall ‚aviri curpa‘ sagen und nicht ‚avere colpa‘.“

„Und das wissen Sie woher?“, fragte Herr Bäumler.

„Von Alessio Lombardi, dem Chef von ‚Italienischer Großhandel Lombardi‘ aus Duisburg. Viele Italiener wissen überhaupt nicht, dass es auf Sizilien einige andere Begriffe und Worte gibt, als auf dem Festland.“

„Sie glauben also, da wollte jemand den Mancini-Brüdern den vierfachen Mord in die Schuhe schieben?“, fragte er nach.

„Genauso sieht das für uns aus“, antwortete Lüppi und sah Herrn Bäumler an. „Allerdings fragen wir uns auch, wie der Mord an Agon Hamit damit zusammenpasst. Denn er hatte ein Wort in seine Stirn geritzt und das auf Deutsch.“

„Welches Wort war das?“

„Das Wort ‚Verurteilt‘.“

„Das ist wirklich merkwürdig. Die vier Morde mit italienischem Text und der einzelne Mord mit einem deutschen Wort!“, fasste Herr Bäumler zusammen und machte einen nachdenklichen Eindruck.

„Entweder war das Absicht oder es waren wirklich zwei verschiedene Täter“, überlegte Eckerhard laut, was nun eigentlich schon gesagt worden war.

„Das müssen wir herausfinden“, bestätigte Lüppi. „Und da war noch etwas“, sagte Lüppi weiter und Heike reichte zwei Beutel zur Beweissicherung dem Kriminaldirektor. Der eine beinhaltete eine Patrone und der andere einen Zettel. Er nahm die Beutel in die Hand und las vor, was auf dem Zettel stand.

„Für die Polizei zum Andenken.“Den anderen Beutel mit der Patrone sah er sich an.

„Die Patrone war in der Hosentasche von Agon Hamit mit diesem Zettel“, ergänzte Heike noch.

„Dann ist da noch der Mord an dem Anwalt Nevio Sorrentino“, erinnerte Lüppi.

„Da ist aber kein Wort oder ein Text gefunden worden?“

„Nein, ist nicht“, bestätigte Heike.

„Na, gut“, sagte Herr Bäumler und sah zu Chris.„Herr Franke, dann kommen Sie bitte einmal mit mir. Wir gehen dann jetzt in mein Büro.“

„Herr Bäumler, gehen Sie doch schon mal vor. Ich gebe unserem Kollegen noch meine private Anschrift. Er kommt gleich nach“, sagte Lüppi.Kriminaldirektor Lothar Bäumler nickte zustimmend und verließ zusammen mit Kriminalrat Eckerhard Schuster das Büro.

Donnerstag, 13.15 UhrItalien, Sizilien Ort, Novara di Sicilia

Giacomo und der Besucher waren dabei sich von dem obersten Boss der Sizilianischen Organisation, Bernardo Carbone, und den Mancini-Brüdern zu verabschieden.

„Fliegen Sie noch heute nach Genua zurück?“, erkundigte sich Signore Carbone.

„Nein“, sagte der Besucher. „Ich bleibe noch bis Sonntag hier. Ich habe entfernte Verwandte hier auf Sizilien. Die leben nicht weit weg von dem Ort Taormina, die besuche ich jetzt. Außerdem ist es besser, wenn ich meine Hände in Unschuld waschen kann, wenn Signore Mascali durch einen Fehler auf freien Fuß gesetzt wird. Zudem ist es ja auch glaubwürdiger, wenn ich wegen der angeblichen Tante hier ein paar Tage bin.“

„Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Aufenthalt auf Sizilien“, sagte Signore Carbone und stand auf, um dem Besucher die Hand zu geben.Dieser nahm sie und fragte nach: „Und Sie sind sich sicher, das mit der Villa am Gardasee klappt?“

„Ist schon alles veranlasst. Die Villa wird in diesem Augenblick geräumt und steht ab Montag Ihnen zum Kauf zur Verfügung, wie vorhin besprochen“, antwortete Signore Carbone. „Und Ihr angebliches Erbe von Ihrer Ihnen nicht bekannten Tante ist auch schon in die Wege geleitet. Wenn Sie am Dienstag zurück in Genua sind, wird alles offiziell gemacht und Sie als Alleinerbe bekanntgegeben. Ich verspreche Ihnen, es wird niemand auf die Idee kommen, dass Sie nicht gerbt haben könnten. So etwas machen wir nicht zum ersten Mal. Den Kaufvertrag der Villa können Sie dann Mitte nächster Woche unterschreiben.“Der Besucher machte ein zufriedenes Gesicht, schüttelte die die rechte Hand von Bernardo Carbone und sagte noch.

„Dann bedanke ich mich bei Ihnen, Signore Carbone und sage Ciao. Wenn ich Ihnen irgendwann noch einmal helfen kann, sagen Sie es“, versprach Richter Dr. Montanari, der bei der deutschen Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt am Main die Überstellung von Michele Alessandro Mascali nach Italien veranlasste hatte. Giacomo und Richter Dr. Montanari aus Genua verließen das Anwesen. Als Bernardo Carbone mit den Mancini-Brüdern wieder allein war, fragte er sie.

„Und was sagt ihr?“

„Scheint ja zu klappen, wenn er sich an die Absprachen hält“, antwortete Mario.

„Das wird er. Schaut mal unter den Tisch“, erwiderte Bernardo Carbone.Antonio bückte sich und sah unter den Tisch.

„Ein Diktiergerät? Wann hast du das denn eingeschaltet?“, fragte er als er wieder hochkam.

Donnerstag, 14.00 UhrEssen Bergerhausen

Conny und Petra kamen im ‚Schürmanns-Weg‘ an. Eine Art Hochhaus-Siedlung mit jeweils acht Stockwerken erstreckte sich vor ihnen. Das erste Haus, was von der Straße zu sehen war, war Haus Nr. 25. Das Auto parkten sie an der Straße und gingen zu Fuß in Richtung Nr. 25. Der Streifenwagen der Kollegen stand mitten auf dem Fußweg, der so breit war, dass Rettungswagen und Fahrzeuge der Feuerwehr auf den Weg passten. Die Haustür stand offen, mit einem Türkeil festgesetzt. Nach der Klingel-Anordnung war die Wohnung ‚Zeuner‘ im fünften Obergeschoss. Mit dem Aufzug ging es hoch. Auf der rechten Seite stand eine Wohnungstür auf. Conny klopfte an und sagte „Hallo“. Einer der Streifenkollegen kam in die Diele und winkte die beiden Frauen ins Wohnzimmer. Beide betraten es und sahen einen rechteckigen Raum mit Balkon.

„Hallo, Kollegen“, grüßte Petra.Zwei Couchen mit Tisch und eine Essecke mit Eckbank und zwei Stühlen waren zu sehen. Auf dem Boden lag ein Mann mittleren Alters mit Kopf und Oberkörper auf dem Boden. Die Beine lagen auf einem umgekippten kleinen Fußbänkchen. Eine Art niedlichem Hocker, den man früher als Tritterhöhung benutzte. Seine Füße hingen in der Luft. Blut hatte sich auf dem Teppichboden verteilt.

„Der hat sich selbst erstochen“, sagte einer der beiden Kollegen.Conny bückte sich und sah ihn sich näher an. Petra schaute auf den Esstisch. Frühstücksutensilien in Form von Brot, Margarine, Aufschnitt und Käse lagen auf dem Tisch. Ein Frühstücksbrettchen und ein Kaffeepott befanden sich auch dort.

„Fehlt eigentlich nur noch das Messer und der Kaffee“, überlegte Petra laut.

„Haben wir auch so gesehen“, bestätigte der eine Kollege, während der andere sagte. „Das Messer steckt in seiner Brust.“

„Stimmt“, bestätigte Conny. „Sieht nach einem Brotmesser aus.“

„Ein Brotmesser, was wollte er denn damit?“ fragte Petra nach.

„Ja, warum?“ fragte Conny zurück.

„Was bitte wollte Herr Zeuner mit einem Brotmesser? Das Brot, welches hier auf dem Tisch liegt, ist fertig aufgeschnitten aus dem Supermarkt. Da braucht man kein Brotmesser für.“Conny kam aus der gebückten Haltung wieder hoch und schaute selbst auf den Tisch.

„Stimmt, du hast recht, Petra, für das Brot braucht niemand ein Brotmesser“, sagte sie.

„Haben wir so gar nicht gesehen“, sagte der eine Kollege.

„Ich schmiere mir auch öfters meine Schnitten mit einem Brotmesser“, bemerkte der andere.

„Dann hast du aber auch vorher das Brot damit geschnitten, Kollege, oder?“, fragte Petra nach.

„Mmh… stimmt, hast Recht.“

„Passt also schon nicht“, bemerkte Petra.Conny ging in die Küche, die direkt an das Wohnzimmer anschloss. Sie zog zwei Schubladen auf und schaute hinein.

„Hier liegt normales Besteck drin“, sagte sie.

„Habt ihr die KTU verständigt?“, erkundigte sich Petra bei den beiden.

„Nein, da wir dachten, es wäre ein Unglück gewesen“, antwortete einer der Kollegen.

„Ich funke die Zentrale an“, sagte der andere und nahm sein Funkgerät aus der Gürtelhalterung.

Donnerstag, 14.25 UhrPolizeipräsidium EssenBüro Lothar Bäumler

Der Kriminaldirektorhatte den Leiter der KK31, Herrn Uellendahl, zu sich gerufen. Dieser betrat das Büro und stutzte, als er jemanden vor dem Schreibtisch des Kriminaldirektors sitzen sah. Er grüßte knapp und blieb neben den beiden Stühlen stehen.

„Herr Uellendahl, bitte setzten Sie sich zu uns“, sagte im freundlichen Tonfall der Kriminaldirektor.„Ich darf Ihnen Herrn Franke vorstellen. Herr Franke ist Kriminalkommissar und kommt aus Frankfurt am Main. Er hat dort im Rotlicht-Milieu verdeckt ermittelt.“

„Guten Tag Herr Uellendahl“, sagte Chris und hielt ihm seine Hand hin.Herr Uellendahl schaute auf sie und ergriff die Hand. Nach einigen Augenblicken sagte er knapp. „Willkommen.“

„Herr Franke würde gerne weiter in dem Bereich Organisiertes Verbrechen oder Bandenkriminalität tätig sein. Daher habe ich an Ihre Abteilung gedacht. Der Kollege Stiegler hat ja nicht mehr lange bis zur Pensionierung, zwei Wochen um genau zu sein und daher würde sich Herr Franke anbieten. Was meinen Sie dazu?“

„Warum nicht in die KK21? Die sind doch für Organisierte Kriminalität zuständig“, antwortete Herr Uellendahl.

„Das ist richtig, nur ist da keine Planstelle frei und wird auch nicht“, sagte Herr Bäumler, dabei sah er ihn weiterhin an.Herr Uellendahl schaute daraufhin das erste Mal in Chris Gesicht. Sein Mund formte sich dabei spitz zu und der Kopf nahm eine leicht schräge Haltung ein.

„Na, dann ist das so. Da fällt mir ein, Sie waren doch bis jetzt in der KK11. Was ist denn damit?“, fragte Herr Uellendahl nach.

„Dort ist nur eine Planstelle frei geworden.“

„Ach und der Lüpke wollte Sie nicht?“, fragte er in Richtung Chris.

„Doch, schon, aber ich wollte nicht. Immer nur so einfache Mordfälle ist auf Dauer nichts für mich“, antwortete Chris und lächelte Herrn Uellendahl an.

„Einfache Mordfälle? Wie meinen Sie das denn?“

„Der Kollege Lüpke hat ja bestimmt ganz viel Erfahrung, nur…“, weiter sprach Chris nicht.

„Nur… was?“

„Ach, nicht so wichtig.“

„Jetzt haben Sie den Satz angefangen, jetzt sprechen Sie ihn auch zu Ende“, reagierte Herr Bäumler daraufhin.

„Ja, man hört ja sehr viel über Kollege Lüpke, aber mein Eindruck ist, er sonnt sich nicht zu Recht in der Sonne und erntet Lorbeeren, die ihm nicht zustehen. Das gefällt mir nicht in der KK11.“

„Mit so klaren Worten hat das noch niemand gesagt“, entgegnete Herr Uellendahl.

„Und was meinen Sie jetzt, Herr Uellendahl?“, fragte Herr Bäumler ein zweites Mal.

„Na, dann kommen Sie zu uns in die beste Abteilung des ganzen Polizeipräsidiums. Ein Mann mit klaren Ansichten ist bei uns immer gern gesehen“, sagte Herr Uellendahl.Chris und Herr Bäumler lächelten Herr Uellendahl an. Kurze Zeit später gingen beide. Als sie ein paar Minuten weg waren, rief der Kriminaldirektor in der KK11 an und teilte Lüppi mit.

„Alles gut gelaufen. Man merkt, Herr Franke macht das nicht zum ersten Mal. Er ist jetzt mit Herrn Uellendahl zur KK31.“

Donnerstag, 15.05 UhrItalien, Sizilien Ort, Novara di Sicilia

Der Boss der Sizilianischen Organisation, Bernardo Carbone und die Mancini-Brüder saßen weiterhin zusammen.

„Was ihr mir noch nicht erzählt habt, was schlagt ihr vor, was wir mit den vier Bossen der Hamit Familien anstellen sollen“, sagte Bernardo Carbone.

„Wir haben da schon etwas veranlasst und eigentlich sollten sich auch schon längst unsere Verbindungsmänner gemeldet haben“, teilte Antonio Mancini mit und sah zu seinem Bruder, der daraufhin sein Mobiltelefon nahm und eine Telefonnummer in Deutschland wählte. Genauer gesagt, im Essener Polizeipräsidium. Es schellte am anderen Ende.

„Ja, bitte?“, fragte der Angerufene.

„Mancini hier. Warum melden Sie sich nicht, was ist mit den vier Hamit Bossen?“, fragte Marco und sprach natürlich deutsch mit dem Gesprächsteilnehmer, was Signore Carbone aber nicht verstand, da er nur Sizilianisch bzw. Italienisch sprach.

„Sie sollen doch nicht hier im Präsidium anrufen, das ist zu gefährlich.“

„Wenn Sie sich nicht melden, also, was ist jetzt?“, fragte Marco Mancini nach.

„Die sind erledigt“, antwortete der Polizeibeamte. „Die liegen schon in der Rechtsmedizin.“

„Wie genau sind die vier auf Reisen gegangen?“

„Drei erschossen und einer erdrosselt.“

„Warum erdrosselt?“

„Es fehlte eine Patrone. Ich dachte, es wären noch vier Patronen in der Beretta M9, die ich hatte. Naja, waren aber nur drei drin. Na, auch egal, da habe ich halt einen erdrosselt. Hauptsache tot.“

„Wieso nur drei? Wir haben Ihnen doch sechs Patronen mitgebracht. Sind Sie sich sicher, dass das nicht auffällt?“, wollte Marco wissen.

„Nein, bestimmt nicht, da kommen die von der KK11 nie drauf.“

„Ich will es hoffen, sonst kommen wir noch einmal zu Ihnen. Das wird dann ein Abschlussbesuch!“, sagte Marco und beendete das Gespräch.

„Und, erledigt?“, fragte Signore Carbone.

„Ja, sind abgereist. Viellicht müssen wir noch einmal ins Ruhrgebiet und da noch etwas aufräumen“, sagte Marco.

„Aufräumen und Ordnung halten ist immer gut. Was man nicht mehr braucht, sollte man entsorgen. Wird hinterher immer übersichtlicher und man muss sich auch keine Gedanken mehr um alte Dinge machen“, sagte Signore Carbone.

„Da geben wir dir recht“, antwortete Antonio Mancini.

Donnerstag, 15.15 UhrEssen Bergerhausen

Während Conny und Petra noch immer vor Ort waren, hatten sich die Streifenkollegen verabschiedet. Horst Vollmer, der Leiter der KTU, war mit Kollege Moris Veigel inzwischen ebenfalls eingetroffen. Es war eine Weile vergangen und Conny schaute in den Wandschrank, der sich in der Diele befand. Da ihr der Boden des Wandschrankes merkwürdig vorkam, schaute sie ihn sich näher an. Auch klopfte sie mit einem Finger darauf. Es klang hohl. Sie fragte sich, ob der Boden herausnehmbar wäre, sie fand aber keine Stelle an der sie ihn hätte hochheben können. Petra kam dazu und beide sahen sich den Boden im Schrank an. Aber auch zu zweit war nichts zu erkennen. Beide ließen es nach einer Weile sein, dem Schrank weiter auf den Grund zu gehen.

„Und?“, fragte Petra die beiden KTU-Kollegen, als sie wieder zu ihnen kamen.

„Auf dem Brotmesser sind nur Fingerabdrücke von Hartmut Zeuner. Es sind aber auch ein paar verwischt, so als wenn jemand mit Gummihandschuhen das Messer in der Hand gehabt hätte“, antwortete Moris und Horst bestätigte die Aussage seines jungen Kollegen. Conny bat Horst sich den Boden des Wandschrankes anzusehen, aber auch er fand keine Anzeichen dafür, ob und wie sich der Boden herausnehmen lassen würde.

Donnerstag, 15.35 UhrPolizeipräsidium EssenKriminalinspektion 3 – KK31

Herr Uellendahl hatte den neuen Kollegen, Kriminalkommissar Christoph Franke, allen in der KK31 vorgestellt. Einen Schreibtisch bekam er auch zugewiesen. Dieser befand sich vor Kopf von zwei anderen. Die beiden Kollegen waren nicht ganz so begeistert, dass Chris dort nun zu sitzen kam, da sie in den letzten Jahren diesen Schreibtisch als ihren Ablagetisch benutzt hatten. Der Schreibtisch war nicht aus Zufall von Herr Uellendahl ausgewählt worden. Er hatte Chris gesagt, er solle die beiden Kollegen unterstützen. Den Tisch freizumachen war nicht ganz einfach, da die beiden an ihren Schreibtischen kaum zu sehen gewesen waren, so hoch türmten sich die Akten, die eigentlich schon alle ins Archiv hätten gebracht werden können. Chris bot sich den beiden an, beim herunterschaffen behilflich zu sein. Die beiden Kollegen waren Axel Fuchs und Oliver Cramer. Im Archiv angekommen wurden beide nur mit ihrem gemeinsamen Spitznamen Fuchs-Cramer angesprochen. Chris erster Eindruck war, die beiden schienen ganz okay zu sein. Wieder zurück an den drei Schreibtischen wollten die beiden einiges über ihn und den verdeckten Einsatz in Frankfurt am Main erfahren. Chris erzählte davon ausführlich. Als er fertig war, erkundigte er sich, an welchen Fällen die beiden arbeiten würden. Axel teilte ihm mit, den aktuellen Fall mit dem Hamit-Clan hätten sie soweit und könnten diesen am nächsten Tag abschließen. Alle weiteren Fälle wären nur verschiedene Raubdelikte.

Donnerstag, 16.00 UhrPolizeipräsidium EssenKriminalinspektion 1 – KK11

Petra und Conny kamen wieder im Büro der KK11 an. Lüppi saß mit den anderen beiden zusammen und alle drei gingen die noch offenen sieben Morde durch. Nach einer Weile erzählten Petra und Conny den dreien von dem toten Hartmut Zeuner und dem Brotmesser. Den Wandschrank erwähnten sie auch beiläufig. Während Conny versuchte den Vermieter von der Wohnung des Herrn Zeuner herauszufinden, beschäftigte sich Petra mit der Familie und dem Arbeitgeber des Toten. Außer der Tatsache, dass es sich bei dem Vermieter um eine Wohnungsbaufirma handelte hatten sie bis zum Feierabend noch nichts herausgefunden. Telefonisch hatten sie auch niemanden erreicht. Das Büro der Wohnungsbaufirma machte um 16 Uhr Feierabend.

Donnerstag, 17.33 UhrEssen Frohnhausen

Lüppi traf Zuhause ein. Torti war noch nicht da. Petra war mit Mario zusammen einkaufen gefahren. Wie gewohnt hatte er die Kaffeemaschine vorbereitet und betätigte gerade den Schalter als Torti die Wohnungstür aufschloss. Lüppi hörte noch die Stimme von Nina, die mit ihrem Schlüssel die Wohnung von Gördi und Heike aufschloss. Nina sagte noch zu Torti wie glücklich sie wäre bei den beiden zu sein. Auch das Basteln in der Schreinerei würde viel Spaß machen. Sie sagte anschließend noch etwas, was Lüppi aber nicht verstand. Wenig später betrat Torti die Wohnung. Beide gingen aufeinander zu und nahmen sich in den Arm, Küsschen gab es auch. Aus ihrem Einkaufsbeutel holte sie zwei Teilchen für Lüppi und sich. Sein Lieblings-Teilchen, eine Rosinenschnecke, hatte sie ihm mitgebracht. Für sich hatte sie ein Puddingteilchen ausgesucht. Wenig später saßen beide einträchtig zusammen und sie berichtete von ihrem Tag und wieviel Spaß Nina das Werkeln mit Holz machte. Bevor Lüppi seine Frau danach fragen konnte, was sie zuletzt gesagt hatte, was er nicht verstanden hatte, erzählte Torti davon.

„Nina hat mich vorhin, bevor sie zu den beiden in die Wohnung gegangen ist, in den Arm genommen und mir gesagt, auch wenn ich nicht so alt wäre, wie eine Oma, so wäre ich für sie, ihre Oma. Dann hat sie mich gedrückt und uns einen schönen Abend gewünscht. Als ich ihr dann gesagt habe, das würde ich den dreien auch wünschen, meinte sie zu mir, mal schauen, was Mama-Heike zum Abendessen macht.“

„Ist ja putzig“, reagierte Lüppi und meinte weiter. „Mal sehen, wann sie das Wort Heike weglässt und nur noch Mama sagt.“

„Apropos sagt. Sag du mir mal, was es bei euch Neues gibt. Was machen eure sieben Mordfälle?“

„Müssen noch weiter aufgeklärt werden. Dafür ist ein neuer Fall hinzugekommen. Wahrscheinlich auch ein Tötungsdelikt, sagen Petra und Conny“, berichte Lüppi.

„Oh… dann verschiebt sich euere Interne Ermittlung gegen Herrn Uellendahl?“, erkundigte sich Torti.

„Nein, tut sie nicht. Christoph ermittelt ab heute verdeckt in der KK31. Der Herr Bäumler hat heute folgendes gesagt“, fing Lüppi die Zusammenfassung des Gesprächs an.

Donnerstag, 21.00 UhrItalien, Sizilien Ort, Novara di Sicilia

Bernardo Carbone und die Mancini-Brüder saßen noch immer zusammen. Dieses Mal aßen sie zu Abend und der Boss fasste dabei die Berichte zusammen: „Die Hamit-Bosse haben den Kunstfälscher, in eurem Auftrag erschossen, weil er mit der Polizia zusammengearbeitet hat und ihr habt sie dann von unseren Kontakten bei der Polizia abreisen lassen, nachdem sie sie zum Sprechen gebracht hatten, wo der Sohn Agon ist. Dieser Agon hatte das Gastgeschenk, die Beretta M1923, wieder schussfertig gemacht und ihr habt sie ihm umgehängt, damit die Polizia sie finden kann. Zum Schluss habt ihr zwei unseren schlechten Anwalt, den Sorrentino, mit einer der neuen Waffen, die von Heckler & Koch MK23, auf Reisen geschickt. Stimmt alles?“

„Alles richtig, Bernardo“, bestätigte Antonio.

„Wird das mit den Kontaktpersonen bei der Polizia weiterhin klappen?“, fragte Bernardo und Maria, die gute Seele des Hauses kam mit einem Funktelefon auf die Terrasse und hielt es Signore Carbone hin. „Giacomo“, sagte sie nur.

Er nahm das Telefon und sagte. „Sì.“

„Wir haben möglicherweise ein Problem mit einer der beiden Kontaktpersonen von der Polizia. Wenn unser Informant vor Ort das richtig mitbekommen hat, wird intern bei der Polizia ermittelt gegen einen oder beide“, sagte Giacomo.

„Das ist nicht gut. Ich schicke die beiden zurück“, sagte Bernardo und beendete das Gespräch. Danach wandte er sich an die Mancini-Brüder.

„Es scheint Probleme im Ruhrgebiet zu geben. Ihr müsst zurück.“

2

11. August 1995, Freitag, 8.45 UhrPolizeipräsidium EssenKriminalinspektion 1 – KK11

Alle fünf saßen an ihren Schreibtischen. Fünf waren an dem Morgen Lüppi und Petra, Heike und Gördi sowie Conny. Von Chris hatten sie seitdem er zum Büro von Kriminaldirektor Lothar Bäumler gegangen war, nichts mehr gehört noch gesehen. Lüppi und Gördi machten sich darüber keine Gedanken. Heike dachte schon darüber nach, sagte aber nichts. Conny sah immer wieder zu Petra herüber, die sich ihrer Auffassung nach auch Gedanken machte. Diese Vermutung sprach Conny bei Petra an.

„Äh… nein“, antwortete Petra ihr. „Über Chris mache ich mir keine Gedanken. Ich frage mich, was der Herr Zeuner von Beruf war.“

„Wie meinst du das?“, fragte sie nach.

„Laut Finanzamt-Unterlagen hat er keine Sozialabgaben abgeführt, bis vor einem dreiviertel Jahr. Seitdem bezieht er Stütze.“

„Stütze? Was ist das denn?“

„Stütze ist ein anderes Wort für Sozialhilfe.“Lüppi wurde hellhörig. Er sah zwischen beiden hin und her. Petra schaute ihn an und fragte ihren Vater.

„Hast du eine Idee, warum der Herr Zeuner keine Sozialabgaben zahlen musste, aber dann seit einem dreiviertel Jahr von der Sozialhilfe lebte?“

„Mmh… nö… keine Ahnung“, antwortete Lüppi.Petra nahm das Telefon und wählte eine bestimmte Rufnummer beim Finanzamt. Lüppi´s Telefon schellte. Es war Bernhard Stiebing von der KK32. Abteilung für Einbruchsdelikte, Diebstahl rund ums Auto und Motorrad, sowie Sachfahndung.

„Hallo Bernhard, was gibt es Schönes?“, fragte Lüppi, nachdem er sich gemeldet hatte.

„Wir haben einen Einbruch gemeldet bekommen“, antwortete Bernhard.

„Wie schön für euch, und?“

„Soweit nichts Besonderes, nur das gestern schon Kollegen am Tatort waren.“

„Aha, soso, klingt interessant.“

„Der Wohnungseinbruch ist im Schürmanns-Weg 25 bei Zeuner.“

„Bitte, was? Bei dem Zeuner ist eingebrochen worden?“, fragte Lüppi erstaunt nach.

„Wir haben das aufgebrochene Siegel von Horst vorgefunden und mit ihm gesprochen. Er hat uns von eurem Fall erzählt. So wie wir das sehen, fehlt nichts, aber wir wissen natürlich auch nicht, was vorher hier war“, sagte Bernhard.

„Wir ist, du und der Kollege Norbert Abelmann, richtig?“

„Jo, stimmt. Wer war gestern von euch hier?“

„Petra und Conny. Ich schicke die beiden gleich zu euch. Ihr seid noch vor Ort?“

„Jo, wir warten auf die beiden. Diese Conny kennen wir noch gar nicht.“

„Das ändert sich dann. Bis nachher“, sagte Lüppi und beendete das Telefonat. Petra bat er, das Gespräch mit dem Finanzamt ihm zu übergeben, was sie tat.

Freitag, 9.05 UhrPolizeipräsidium EssenKriminalinspektion 3 – KK31

Chris saß seit zehn vor acht an seinem neuen Schreibtisch. Seine beiden Kollegen Fuchs-Cramer waren noch nicht aufgetaucht. Die Schreibtische hatte er sich inzwischen näher angesehen um festzustellen, ob er an Hand einer Notiz herausfinden konnte, wo die beiden stecken könnten, was aber nicht der Fall gewesen war. Ohne eine Aufgabe saß er nun da wie bestellt und nicht abgeholt. Sein neuer Chef, Herr Uellendahl, kam vorbei, sah ihn und fragte, ob er nichts zu tun hätte.

„Leider nein. Die beiden Kollegen sind bis jetzt noch nicht aufgetaucht. Gestern Nachmittag haben sie noch zu mir gesagt, ich soll heute Morgen ja pünktlich sein und das war ich auch“, antwortete Chris.

„Dann haben Sie wahrscheinlich nicht richtig zugehört, das kennen wir ja von euch jungen Leuten. Da haben Sie wohl schon an Feierabend gedacht und das Wichtige nicht mitgekommen, na, das fängt ja gut mit Ihnen an. Ich krieg jetzt schon nen Hals und dat am ersten Tag. Na super, richtig KLASSE!“, sagte Herr Uellendahl zum Schluss laut und ging weiter. Chris saß da und war bedient.

– Das, mit fängt ja gut an, stimmt allerdings. Da haben mich die beiden ja schön verarscht. Mist. – dachte Chris und kam auf eine Idee. Er wählte die Rufnummer von dem wachhabenden Streifenkollegen unten aus der Wache.

Freitag, 9.35 UhrEssen Bergerhausen

Conny und Petra trafen mit Lüppi´s Mercedes am Schürmanns-Weg 25 ein. Wieder stand ein Streifenwagen direkt vor dem Haus, nur das dieses Mal die Haustür zu war. Sie schellten bei Zeuner im fünften Stock. Nach einigen Momenten surrte der Türöffner. Oben im fünften Stock trafen sie auf die beiden Streifenkollegen und einem von der Kriminalpolizei. Dieser begrüßte Petra und stellte sich Conny vor.

„Ich bin Kriminalhauptkommissar Norbert Abelmann von der KK32. Also Norbert für dich.“

„Hallo und ich bin Kriminalkommissarin Cornelia Aschbacher. Komme ursprünglich aus Hamburg vom LKA. Du kannst Conny zu mir sagen.“Der zweite Kollege kam aus der Küche, sah die beiden und stellte sich auch vor.

„Kriminalhauptkommissar Bernhard Stiebing, auch von der KK32.“

„Hallo“, sagte Conny.

„Und was habt ihr bis jetzt?“ erkundigte sich Petra.

„Nix, wir haben nichts Auffälliges gesehen. Die beiden Kollegen auch nicht“, sagte Bernhard und meinte damit die beiden Streifenkollegen.

„Wer hat denn den Einbruch gemeldet?“, fragte Conny nach.

„Die Nachbarin von nebenan hat auf der Wache angerufen“, antwortete einer der Streifenkollegen.

„Die Nachbarin ist nebenan?“, fragte Conny.

„Ja, ist sie“, antwortete Norbert. „Komm Conny, wir befragen sie mal.“Beide verließen die Wohnung und klopften bei der Nachbarin an. Auf der Klingel stand „Schmidke“. Petra ging zum Wandschrank, da ihr die Bodenplatte wieder eingefallen war. Sie öffnete die Tür und sah hinein. Der Boden war irgendwie hochgehoben worden. Er lag leicht schräg und verkeilt im Wandschrank. Von der Diele fiel etwas Licht in den Raum unter der Bodenplatte, dort war nur blanker Betonboden zusehen. Sonst nichts. Nein, halt da war doch etwas. Petra bückte sich und ging auf die Knie. Sie griff unter der Bodenplatte hinein und holte eine kleine Kugel hervor. Sie schimmerte Perlmutt und hatte eine Bohrung.

Freitag, 9.45 UhrPolizeipräsidium EssenKriminalinspektion 1 – KK11

Heike, Lüppi und Gördi gingen zum x-ten Male die noch zu lösenden sieben Mordfälle durch.

„Das der Heinz Meisenbäumler von einer der Hamit-Brüder getötet worden ist, steht ja fest“, sagte Gördi.

„Na, von feststehen können wir da noch nicht sprechen… wir nehmen an, denn die Kollegen, die für die Observierung zuständig waren, haben ja den Eingang nicht sehen können“, sagte Lüppi.

„Es könnte auch jemand nach den Hamit-Brüdern noch dort gewesen sein und dann den Meisenbäumler… und so weiter…“, überlegte Heike.

„Und wie ist die Kleinkaliber Waffe Beretta 87 Target, mit der der Meisenbäumler getötet worden ist, in die Hände der Täter gekommen, die damit die Kniescheiben der Hamit-Brüder zerstört haben?“, fragte Gördi.

„Kann doch der gleiche Täter gewesen sein… der uns nur verwirren will“, antwortete Heike.

„Ist nicht auszuschließen“, bestätigte Lüppi die Überlegung.

„Und wer kann das bitte sein?“, fragte Gördi.

„Zum Beispiel unser Herr Uellendahl“, überlegte Heike weiter. „Weil alle Vermutungen stimmen und er den Meisenbäumler und die Hamit-Brüder loswerden wollte. Die Annahme, dass es nicht die Mancini-Brüder gewesen sein können, haben wir ja erst durch den Mord an dem Anwalt Nevio Sorrentino, der ja bekannterweise mit einer recht neuen Waffe getötet worden ist.“

„Ist auch möglich“, bestätigte Lüppi erneut.

„Na, okay. Dann hätten die Mancini-Brüder mit der neuen Heckler & Koch MK23 und einem Schalldämpfer den Anwalt ermordet.“, sagte Gördi und sah zu seiner Heike.„Wie kommt die gleiche Patrone von dieser Heckler & Koch MK23 mit dem Zettel „Für die Polizei zum Andenken“ dann in die Hosentasche von Agon Hamit?“

„Könnte auch unser Herr Uellendahl gewesen sein. Er hat von dem Mord an dem Anwalt Sorrentino gehört. War ja ein Tag vorher und besorgt sich eine Patrone, die cleverer Weise nicht abgeschossen worden ist und daher auch keiner Waffe zugeordnet werden kann. Wir gehen natürlich davon aus, es wäre eine Patrone, die mit den anderen zusammen gewesen ist, aber möglicherweise gar nicht war. Jeder glaubt, so wie wir auch, es ist eine Patrone von dieser einen Schusswaffe Heckler & Koch MK23. Liegt ja auch nahe, muss aber nicht stimmen“, antwortete Heike ihrem Gördi.

„Wieder möglich und clever… unsere Heike“, sagte Lüppi.

„Ist meine Heike, nicht unsere“, erwiderte Gördi und machte ein künstlich böses Gesicht.

„Wollt ihr auch einen Kaffee?“ fragte Lüppi.

„Wenn du diesmal einen kochst, ja“, antwortete Gördi.

„Für euch doch gerne“, sagte Lüppi und stand auf.Er ging zur Maschine und kochte nach langer, sehr langer Zeit mal wieder selbst Kaffee.

„Überlegen wir doch mal weiter, würde Lüppi jetzt sagen“, sagte Heike. „Gehen wir mal davon aus, der Gedanke mit unserem Herrn Uellendahl stimmt, dann hätte…“

„Dann hätte was?“, fragte Gördi.

„Dann hätte er auch die vier Hamit-Brüder getötet“, sagte Heike weiter.

„Gut, dann haben wir jetzt aus unserem Kollegen einen kaltblütigen Massenmörder gemacht… und das ist jetzt euer beider Ernst, ja?“

„Lüppi würde jetzt sagen, wäre möglich“, sagte Heike.

„Ihr zwei macht mich irre“, erwiderte Gördi.

„In Ordnung“, sagte Lüppi mal wieder, während er Kaffeemehl in die Filtertüte schüttete. „Dann lass uns mal deine Überlegung hören.“

„Ja, also… das Ganze war in Wirklichkeit ganz anders. Nämlich so. Die Mancini-Brüder haben nach dem Besuch der Hamit-Brüder den Meisenbäumler erschossen. Sie erfahren noch von ihm, dass die Hamit´s dahinterstecken und schnappen sich die vier. Damit wir auf die falsche Fährte geschickt werden schreiben sie den Text ‚Haben Schuld‘ auf Italienisch statt auf Sizilianisch. Wir kommen dann auf die Idee, dass die drei Spezialisten von der kalabrischen Organisation mit dem Audi A4 und mit italienischem Kennzeichen CZ für Catanzaro eigentlich die Täter sein müssten und lenken von sich ab. Der Herr Uellendahl ist zwar ein blödes Arschloch, aber völlig unschuldig an den Morden. Und was sagt ihr zwei jetzt?“, fragte Gördi.

„Mmh… ist auch möglich, könnte ich jetzt sagen“, meinte Lüppi.

„Na, dann sag das jetzt auch, bitte“, bat Gördi.

„Ist auch möglich und du hast fast gut überlegt, mein Lieber“, sagte Lüppi und streichelte ihm über den Kopf.„Aber nur fast. Deine Theorie hat einen Haken. Der Herr Meisenbäumler war schon 17 bis 20 Stunden tot als die Mancini-Brüder bei ihm aufgetaucht sind.“

„Dann sind die halt noch einmal dorthin, um…“, weiter sprach Gördi nicht.

„Um was?“, fragte Lüppi.

„Um von sich abzulenken, kommen sie noch mal wieder und lassen sich festnehmen.“

„Echt jetzt?“, fragte seine Heike.

„Möglich wäre es. Widerlege es doch“, sagte Gördi zu ihr.

„Lange Überlegung, kurzer Sinn, es bleiben viele Möglichkeiten offen und so lange wir nicht zumindest eine der Tatwaffen haben oder einer Lust verspürt auszupacken werden wir die Morde so schnell nicht aufklären“, sagte Lüppi.

„Was ist denn mit unserer vorherigen Überlegung?“, fragte Heike. „Wir hatten doch zusammen mit Conny die Theorie, die Hamit-Brüder haben sich mit den Mancini-Brüdern in der Halle getroffen, die dem Herrn Mascali angedreht worden ist und die Mancini-Brüder nehmen den Hamit´s die Kleinkaliber-Waffe ab mit der sie den Herrn Meisenbäumler erschossen haben. Die beiden erpressen durch Schüsse auf deren Kniescheiben das Versteck von Agon Hamit. Den finden die Mancini-Brüder. Die beiden rächen sich an ihm, weil durch seinen Racheversuch an Dirk Beise ihre Geschäfte aufgedeckt wurden.“

„Ach ja“, sagte Gördi. „Ich erinnere mich wieder und als Dankeschön hängen sie ihn an dem Ort auf, wo er der Sizilianischen Organisation mit deren Gastgeschenk, der alten Beretta M1923, einen Wachmann erschossen und alles kaputtgemacht hat.“

„Stimmt, so war die erste Überlegung“, bestätigte Lüppi.

„Wir ermitteln wegen der alten Beretta M1923 in Richtung sizilianische Organisation“, erinnerte sich Gördi weiter. „Und decken dabei den Zusammenhang mit den Brandanschlägen und Erpressungen bei den Handwerksfirmen auf. Finden heraus wie Herr Mascali sich in Italien Kredite erschleicht, um hier im Ruhrgebiet im großen Stil Firmen aufzukaufen und das alles mit gefälschten Gemälden von Heinz Meisenbäumler.“

„Aber es sind alles nur Theorien“, stellte Lüppi fest.

„Ich habe da vielleicht eine Idee“, sagte Heike.

Freitag, 9.50 UhrEssen Altendorf

Mit seinem Wagen war Chris in die Straße gefahren, wo der Hamit-Clan wohnte. Bei dem Kollegen der Wache hatte er sich erkundigt, was für ein Auto die beiden Fuchs-Cramer fuhren. Diesen VW Passat sah er nun in der Straße stehen, aber von den beiden keine Spur. Er blieb in seinem Wagen sitzen und wartete darauf, wo die beiden wieder auftauchen würden. Es dauerte eine halbe Stunde. Es ging eine Haustür von einem Haus auf, das sich auf der anderen Straßenseite von dem geparkten Passat befand. Die beiden Fuchs-Cramer traten heraus. Oliver Cramer hatte in seiner rechten Hand eine weiße Plastiktüte. Axel Fuchs hielt nichts in seinen Händen. Was in der Tüte zu sein schien, war nicht zu erkennen. Beide überquerten die Straße und stiegen in den Passat ein. Sie sprachen noch eine ganze Weile miteinander bis sie losfuhren. Chris vermutete sie würden nun zum Präsidium zurückfahren. Er überlegte, während er den beiden auf Abstand folgte, wie er es schaffen konnte vor den beiden wieder am Schreibtisch zu sitzen. Leicht in Gedanken verloren bemerkte er fast nicht, der Weg führte die Kollegen gar nicht zum Präsidium. Beide fuhren nach Essen Frillendorf. Chris fragte sich, was sie denn da nun wollten.

Freitag, 10.30 UhrEssen Bergerhausen

Conny und Norbert waren von der Nachbarin Frau Schmidke zurück.

„Und, was sagt die Dame?“, erkundigte sich Bernhard.

„Sie ist in der Nacht von einem Schrei geweckt worden. Es war aber nur einer. Sie hat dann überlegt woher der wohl gekommen sein könnte. Da im Nachbarhaus junge Leute eingezogen und die Wände sehr hellhörig sind hat sie sich erklärt, dass es bestimmt von dort gekommen sein muss. Heute Morgen hat sie die Tageszeitung aus dem Briefkasten geholt und hat auf dem Rückweg die aufgebrochene Tür entdeckt. Den Rest wisst ihr“, antwortete Norbert.

„Wir waren auch unten drunter und oben drüber. Da hat niemand etwas mitbekommen“, fügte Conny noch an.

„Ich habe eine Perle unter der Bodenplatte im Wandschrank gefunden“, sagte Petra.

„Oh, dann war der Boden also doch zum herausnehmen“, stellte Conny fest. „Hätten wir doch noch weiter versucht ihn hochzuheben.“

„Der Boden ist anscheinend mit einer Art Saugnapf hochgehoben worden“, sagte Petra.

„Der war aber gestern nicht da“, reagierte Conny.

„Wir können also davon ausgehen, darunter war Schmuck versteckt“, sagte Bernhard.

„Dann war der Tod des Herrn Zeuner auch kein Zufall“, stellte Norbert fest.

„Was war der Zeuner denn für einer? War er uns schon bekannt?“, fragte Norbert.

„Nein, nicht Aktenkundig. Und was er von Beruf war können wir euch noch nicht sagen, darum wollten wir uns heute Morgen kümmern“, antwortete Petra.

„Na, dann schauen wir mal, was ihr zwei noch so herausfindet“, meinte Norbert.

„Die Spurensicherung ist übrigens unterwegs“, sagte Norbert.

„Nein! Ist sie nicht mehr“, hörten sie die Stimme von Moris Veigel, dem Mitarbeiter von Horst, vom Eingang der Wohnung aus, rufen.

Freitag, 11.00 UhrEssen Frillendorf

Chris hielt mit ungefähr zwanzig Metern Abstand von einem Firmengebäude am Straßenrand an. Die beiden Fuchs-Cramer waren zur Firma Wachschutz Breitschläger gefahren. Chris fiel der Name der Firma wieder ein. Davon hatte er in der letzten Fallakte, der Morde an den Wachmännern, gelesen.

– Was um Himmels Willen wollen die denn jetzt hier? – fragte er sich.

Beide, Axel Fuchs und Oliver Cramer, betraten mit der weißen Plastiktüte das Bürogebäude. Chris blieb im Auto sitzen und wartete. Es verging eine halbe Stunde, aber von den beiden war nichts zu sehen. Erst nach einer weiteren halben Stunde kamen beide gutgelaunt wieder heraus, mit der weißen Plastiktüte. Sie stiegen in ihr Auto und fuhren. Chris folgte ihnen auf Abstand. Nach zehn Minuten hielten sie an einer Frittenbude an. Chris sah noch wie sie nach weiteren fünf Minuten jeder mit zwei Schalen in den Händen sich einen Tisch suchten. Er selbst entschied sich seine Fahrt zum Polizeipräsidium fortzusetzten. Er sah auf die Uhr, es war 12.15 Uhr. Als er im Büro der KK31 wieder ankam und freundlich grüßte, bekam er keine Antwort von den anderen Kollegen. Er verzog sein Gesicht und setzte sich an seinen neuen Schreibtisch.

Freitag, 12.10 UhrEssen Bergerhausen

Norbert und Bernhard waren in der Zwischenzeit schon gefahren. Petra und Conny waren noch da und standen mit Moris Veigel vor der Wohnungstür. Er war mit seiner Spurensicherung fertig und versiegelte in dem Augenblick die Wohnungstür in dem Mehrfamilienhaus. Eine Frau mittleren Alters kam die Treppe zu Fuß hoch und fragte. „Sagen Sie, Sie sind doch von der Polizei, oder?“

„Das ist richtig, warum fragen Sie?“, antwortete Conny mit ihrem leicht Norddeutschen Akzent.

„Stimmt das Gerücht, das der Kinderschänder dran glauben musste?“

„Wieso bezeichnen Sie Herrn Zeuner als Kinderschänder?“, fragte Conny zurück.

„Zuerst beantworten Sie mal meine Frage, dann kriegen Sie eine Antwort von mir. Also?“

„Ja, Sie haben es richtig gehört. Herr Zeuner ist tot in seiner Wohnung aufgefunden worden“, antwortete Petra.

„Und jetzt Ihre Antwort“, forderte Conny.

„Der Zeuner, dieser perverse Drecksack, war Pastor in Gelsenkirchen und ist da aus seiner Gemeinde rausgeschmissen worden und jetzt dürfen Sie mal raten warum“, sagte die Frau.

„Sagen Sie uns bitte, wer Sie sind“, bat Petra freundlich.

„Ich heiße Ernst“, antwortete die Frau und ergänzte noch ihren vollständigen Namen. „Dörte Ernst. Ich wohne schon hier seit die Häuser gebaut wurden.“

„Ach, dann sind Sie also, so zu sagen, eine Ureinwohnerin?“, fragte Conny mit leichter Ironie nach.

„Ja, das kann man so sagen“, bestätigte Frau Ernst. „Ich finde es absolut abscheulich, wie kann die Wohnungsbaufirma hier ein solchen Menschen wohnen lassen. Man ist ja hier im Haus nicht mehr sicher.“

„Wieso nicht mehr sicher?“, fragte Conny nach.

„Neben dem Perversen wohnen hier inzwischen nur noch Ausländer im Haus“, sagte Frau Ernst entrüstet.

„Was für Ausländer?“, fragte Petra nach.

„Eine Familie aus Italien, zwei aus Griechenland und sogar eine Familie aus Portugal. Können sich das vorstellen?“

„Na, das ist doch schön“, erwiderte Petra. „Ich habe nichts gegen Griechen und Portugiesen. Mit einem Italiener bin ich selbst zusammen. Wenn Sie alle lieb zu den vier Familien sind, laden sie Sie vielleicht sogar mal ein. Wäre das nicht toll?“Frau Ernst stand der Schock ins Gesicht geschrieben, drehte sich um und verschwand Kopfschüttelnd wieder die Treppe hinunter. Eine Etage tiefer hörten sie, wie eine Wohnungstür ins Schloss geworfen wurde.

„Was war das denn?“, fragte Moris.

„Das hätte ich auch gerne gewusst“, antwortete Conny.

„Die hat doch wohl einen Knall“, befand Petra.

„Aber interessant, dass der Tote ein Pastor gewesen sein soll“, fügte Conny an.

Freitag, 13.45 UhrPolizeipräsidium EssenKriminalinspektion 1 – KK11

Lüppi und die beiden saßen noch immer zusammen… halt, was nicht ganz richtig ist, es muss heißen, sie saßen inzwischen wieder zusammen. Die Überlegungen, die sie anstellten, waren noch immer die gleichen oder dieselben. Es klopfte an der offenen Tür. Es waren Marcel Pohlmeier, der Oberstaatsanwalt mit Mario Minnelli, auch Staatsanwalt.

„Wir wollten euch mal besuchen“, sagte Marcel und lächelte anschließend.

„Hallo, ihr zwei“, grüßte Heike freundlich zurück, während Lüppi sich einen grinste und nur dazu meinte.

„Wenn du mit dem Spruch hier reinkommst, dann gibt es jetzt eine Überraschung… die wahrscheinlich nicht lustig ist.“

„Ich sehe schon, du kennst mich zu gut“, erwiderte Marcel. „Tja, also, wie wir vorhin von der Oberstaatsanwältin Frau Dr. Schiehmann von der Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt am Main erfahren haben…“, fing Marcel den Satz an, wurde aber von Lüppi unterbrochen.

„Ist der Mascali auf dem Transport abhandengekommen“, vollendete er den Satz.

„Nein, das war es nicht… Lüppi! Unser sehr geschätzter Herr Michele Alessandro Mascali wird nach Genua verlegt und müsste jetzt in dem Augenblick schon die Schweiz wieder verlassen haben. Wir haben mit dem italienischen Ermittler, Herrn Martinelli gesprochen. Er sagt, die Generalstaatsanwaltschaft in Genua hat die Klagen gegen Hr. Mascali fertig. Der Richter wird dieser Dr. Montanari sein. Er soll sehr gewissenhaft sein.“

„Das ist jetzt nicht euer Ernst?“, fragte Gördi nach.

„Wenn der Mascali so schnell nach Genua weiterverlegt wird, dann hat sich doch unsere Generalstaatsanwaltschaft nicht wirklich mit ihm beschäftigt, oder wie seht ihr das?“, fragte Heike.Noch bevor einer der beiden antworten konnte, mutmaßte Lüppi.

„Nein, der Richter Dr. Montanari hat so viel Druck gemacht, dass sich unsere Generalstaatsanwaltschaft hat überreden lassen, den Mascali sofort weiter nach Genua zu schicken. Ist ja auch viel einfacher als sich selbst darum zu kümmern. Mist, verdammter! Ich krieg das Kot…“, weiter sprach er nicht.Eckerhard hatte die Stimme von Marcel gehört und kam dazu. Auch er wollte nicht glaubte, was er zu hören bekam.

„Was hat denn die Frau Dr. Schiehmann gesagt, warum sie sich darauf eingelassen hat?“, fragte Eckerhard.

„Ihr Amtskollege hat ihr wohl die Anklagen zukommen lassen und die waren insgesamt schwerwiegender als unsere. Daher die Entscheidung, Herrn Mascali nach Genua zu überführen“, sagte Mario.

„Du hast die Anklagen gesehen?“, fragte Lüppi bei ihm nach.

„Ja, sie hat sie Marcel geschickt und ich habe sie mir angesehen. Sieht alles schlüssig aus. Meiner Meinung nach“, antwortete Mario.

„Tja, dann ist das wohl so“, resümierte Lüppi.

„Und wie geht es dann weiter?“, wollte Gördi erfahren.

„Er wird in Genua vor Gericht gestellt und wird für viele Jahre weggesperrt“, antwortete Marcel.

„Dein Wort in Gottes Ohr“, sagte Gördi und Lüppi nickte zustimmend.

Freitag, 14.20 UhrPolizeipräsidium EssenKriminalinspektion 3 – KK31

Chris schaute auf die Uhr und fragte sich, ob er doch hätte warten sollen, da die beiden noch immer nicht da waren.Erst nach 14.30 Uhr betraten auch die beiden Fuchs-Cramer wieder das Büro. Chris ließ es sich nicht nehmen, sie zu fragen, wo sie denn gewesen wären.

„Haben wir dir doch gestern gesagt“, antwortete Axel und Oli fügte noch an. „Wir haben dir erzählt, dass wir heute den Hamit-Fall abschließen.“

„Und da wart ihr heute noch einmal?“, erkundigte sich Chris so naiv wie möglich.Beide sahen ihn an als wenn ihn das nichts angehen würde. Eine Antwort bekam er nicht. Stattdessen fragte Oli ihn.

„Was hast du denn heute Vormittag so gemacht?“

„Studiert“, antwortete Chris knapp.

„Was hast du studiert?“, fragte Axel.Aber auch Chris zog es nun vor, nicht zu antworten. Axel und Oli sahen einander an, sagen tat keiner der beiden etwas. Es schien so als wenn die beiden mit Blicken sich austauschen könnten.Herr Uellendahl kam vorbei, begrüßte die beiden Kollegen freundlich und bat Chris mit in sein Einzelbüro zu kommen. Kaum war Chris seinem „neuen Chef“ gefolgt, hörte er wie die beiden Kollegen anfingen zu tuscheln.

Freitag, 14.25 UhrPolizeipräsidium EssenKriminalinspektion 1 – KK11

Conny und Petra betraten das Büro wieder. Während sich Petra an ihren Schreibtisch setzte, blieb Conny am Schreibtisch von Lüppi stehen. Lüppi sah beide abwechselnd an und stellte fest.

„Ihr wart aber lange weg.“

„Es ist in der Wohnung des Toten wirklich eingebrochen worden und Petra hat eine Perle von einer Perlenkette gefunden“, sagte Conny und Petra teilte mit. „Der verdächtige Boden im Wandschrank ließ sich doch herausnehmen.“

„Das hätten wir uns also gestern noch länger ansehen müssen“, stellte Conny fest und berichtete weiter, was die Nachbarin Frau Schmidke gesagt hatte. Auch den Kommentar von Frau Dörte Ernst erfuhr Lüppi. Er schüttelte danach nur seinen Kopf.

„Dann überprüft bitte, ob die Aussage mit dem Pastor stimmt“, bat er.Conny setzte sich an ihren Schreibtisch. Petra fing an zu telefonieren.

Freitag, 14.35 UhrPolizeipräsidium EssenKriminalinspektion 3 – KK31

Chris folgte Herrn Uellendahl in dessen Büro. Als er drinnen war, bat er ihn. „Herr Franke, schließen Sie bitte die Tür.“Was Chris natürlich tat. Herr Uellendahl zeigte danach auf einen der beiden Besucherstühle.

„Ich wollte Sie sprechen, weil ich… ja, also… ich habe mich heute Morgen wohl etwas gehen lassen. Das tut mir leid. Ich habe mitbekommen, dass Sie die beiden gesucht haben und mit dem PKW weg waren“, sagte Herr Uellendahl.