Lernfeld: Persönlichkeit - Johannes Soth - E-Book

Lernfeld: Persönlichkeit E-Book

Johannes Soth

5,0

Beschreibung

Durch ein Übermaß von Außenreizen verlieren Kinder mehr und mehr den Kontakt zur eigenen Innenwelt und geraten außer Rand und Band. Gegen diese Tendenzen der Zerstreuung und Ent-persönlichung betont K.E.K.S den Weg nach innen. Denn nur vom Innersten her kann kraftvoll im Außen gehandelt werden.Das Konzept der "Körperorientierten Entspannungs- und Konzentrations- Schulung" (K.E.K.S) wird von der Basis eines personzentrierten Menschenbildes her erklärt und didaktisch/methodisch entfaltet. Die Unterstützung der Personwerdung steht im Fokus: Kinder wachsen zu starken Persönlichkeiten, wenn sie bei der heutigen Dominanz des Außen, dem Übermaß von Informationen, Reizen und Zerstreuungsmöglichkeiten, lernen, sich nicht aus ihrer seelischen Mitte heraus ziehen zu lassen, sondern in Kontakt zu kommen mit den eigenen inneren Kraftquellen. Dazu werden im ausführlichen Praxis-Kapitel viele Körper- und Atemübungen, Methoden der Entspannung, Selbstwahrnehmung und inneren Sammlung präzise beschrieben. Dass Konzentrationsfähigkeit auch extrovertiert und interaktiv in Spielen zur Kommunikation und Kooperation sowie in Übungen zum Selbstausdruck aufgebaut werden kann, wird anhand zahlreicher Beispiele veranschaulicht. Der Weg nach innen, der in K.E.K.S in besonderer Weise kultiviert wird, und der Weg nach außen fördern und ergänzen sich gegenseitig. Personale Identitätsfindung kann letztlich nur gelingen im Spannungsverhältnis von Selbstfindung und sozialer Verantwortung, die erst in der Selbstüberschreitung zu einer überindividuellen Sinndimension hin ihre eigentliche Kraft und Authentizität gewinnt.Die wirksamste Bewusstseins-Übung des K.E.K.S-Programms besteht darin, nichts zu tun, wachsam mit allen Sinnen da zu sein und für eine kurze Zeit Gedanken und Absichten aufzugeben, um gerade dadurch mehr und mehr geistesgegenwärtig zu werden.

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Johannes Soth

Lernfeld: Persönlichkeit

Körperorientierte Entspannungs- und Konzentrations-Schulung

K.E.K.S

Mit zahlreichen Übungsanleitungen, 21 weiteren Abbildungen und digitalem Zusatzmaterial unterwww.v-r.de/KEKS

Wichtiger Hinweis

Die Übungen und Anleitungen, die in diesem Buch in Wort und Bild dargestellt werden, sind vom Autor sorgfältig geprüft und in langjähriger Praxis erprobt worden. Sie sind für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die über eine normale gesundheitliche Konstitution verfügen, gut geeignet.

Wer die vorgeschlagenen Übungen praktiziert oder anleitet, hat dennoch eigenverantwortlich darüber zu entscheiden, in welchem Maße er das tut. Bei gesundheitlichen Problemen und in Zweifelsfällen empfiehlt es sich, Rücksprache mit den Eltern bzw. mit einem zuständigen Arzt oder Therapeuten zu halten.

Für Nachteile oder Schäden, die eventuell aus der Umsetzung von Übungen entstehen, übernehmen Verlag und Autor keine Haftung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-647-99651-6

Umschlagabbildung: Johannes Soth Alle Abbildungen, soweit nicht anders angegeben: © Johannes Soth

© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen / Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U.S.A.www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.

Satz: SchwabScantechnik, Göttingen

Inhalt

Vorwort

  I. Pädagogische Grundlegung

1 Die Entwicklung eines Programms zur Konzentrationsförderung

2 Wofür steht ?

3 Bildung braucht ein Menschenbild

3.1 Person-Sein

3.2 Selbstdistanz

3.3 Die vier Dimensionen personaler Ganzheit

3.4 Der Leib als Medium personaler Entfaltung

3.5 Das Geheimnis der Mitte

4 Begründung und Notwendigkeit einer Konzentrationsschulung

4.1 Gefährdungen der Personwerdung

4.2 Konzentrations-Verlust

5 Konsequenzen aus den Erkenntnissen der Hirnforschung

5.1 Erstes Prinzip: Liebe

5.2 Zweites Prinzip: Ganzheit

5.3 Drittes Prinzip: Sinn

5.4 Viertes Prinzip: Selbstorganisation

6 Lernen in Erziehungs- und Bildungsprozessen

7 »Lebensheiligtümer« und Bildungsziele

8 Wahrnehmungsschulung

8.1 Zum Ästhetik-Begriff

8.2 Grundsätzliches zur Wahrnehmung

8.3 Die verschiedenen Arten der Wahrnehmung

8.4 Wahrnehmungsförderung in der Schule

9 Hinführung zur Achtsamkeit

10 und die drei Wege des Lernens

10.1 Das erinnernde Lernen

10.2 Lernen durch Begegnung

10.3 Lernen durch Tun

11 Ein mystagogischer Ansatz

12 – Didaktik und Methodik

12.1 Didaktische Proportionen

12.2 Lernfelder und -ziele

12.3 Methoden

 II. Erfahrungsbericht

1 Die Einführung von als Unterrichtsfach der 5. Jahrgangsstufe

2 Erfahrungen der ersten beiden Jahre

2.1 – von Anfangsschwierigkeiten bis zu Zeugnisnoten

2.2 Das Programm im Klassenraum

2.3 Befragung der Schüler und Eltern

3 Herausforderungen und neue Schwerpunkte

3.1 Freiräume und neue Perspektiven

3.2 Lebendigkeit und Disziplin

3.3 Vier Sternstunden

4 Die Spirale der Personwerdung

5 Ein Curriculum für die 5. Jahrgangsstufe

III. Anleitung zur Praxis

1 Verschiedene Arten von Bewegung

2 Lockerheit und Erdverbundenheit erfahren

3 Die Kunst der Entspannung

Vorbereitung auf die Tiefenentspannung

Die vier Phasen der Tiefenentspannung

4 Yoga

4.1 Eine kurze Einführung

4.2 Āsanas, die sich in bewährt haben

4.3 Āsana-Reihen

4.4 Prinzipien der Āsana-Praxis

4.5 Die Kraft des Atems

4.6 Das »Nach-innen-Ziehen« der Sinne (Pratyāhāra)

4.7 Konzentration, Meditation und Kontemplation

4.8 Hinweise zum Aufbau einer Yoga-Reihe

5 Wahrnehmungsübungen

5.1 Tastsinn

5.2 Hörsinn

5.3 Geruchssinn

5.4 Geschmackssinn

5.5 Sehsinn

5.6 Zeitwahrnehmung

5.7 Andere Arten der Wahrnehmung

6 Spielerisches Handeln in Partner- und Gruppenübungen

6.1 Partnerübungen

6.2 Gruppenübungen und -spiele

7 Schöpferisches Tun

7.1 Pantomime

7.2 Szenisches Spiel

7.3 Tanz

7.4 Singen und Musizieren

7.5 Fantasie-Reisen

7.6 Arbeit mit archetypischen Bildern

7.7 Gestalten mit Farben und Formen

8 Die Wirksamkeit von Ritualen

8.1 Bewährte Rituale

8.2 Übungen und Handlungen mit Ritualcharakter

8.3 Die Wirkungen der Rituale

9 Die Kunst des Lebens

9.1 Lebensglück und Personwerdung

9.2 Die Wechselbeziehung zwischen Gefühlen und Gedanken

9.3 Vom Umgang mit den Gefühlen

9.4 Gedanken kommen und gehen lassen

10 Zur Planung und Durchführung von -Stunden

10.1 Anleitung zum Aufbau einer -Stunde

10.2 Thematische Schwerpunkte

10.3 Vielseitig einsetzbare Module

IV. Zukunftsaussichten

1 Die Integration von -Elementen in andere Unterrichtsfächer

1.1 Fachgruppe ›Muttersprache‹ und ›Fremdsprachen‹

1.2 Fachgruppe ›Künste‹ (Kunst, Musik, Literatur/Theater)

1.3 Fachgruppe ›Kultur und Gesellschaft‹ (Geschichte, Politik, Sozialwissenschaften, Erdkunde)

1.4 Fachgruppe ›Religion und Philosophie‹

1.5 Fachgruppe ›Psychologie und Pädagogik‹

1.6 Fachgruppe ›Sport‹

1.7 Fachgruppe ›Natur und Technik‹ (Biologie, Chemie, Physik)

1.8 Fachgruppe ›Mathematik und Informatik‹

2 in verschiedenen Jahrgangsstufen und Schulformen

3 für Erwachsene

4 Ein neues Lehrerbild

4.1 Gefragte Fähigkeiten

4.2 Die Lehrer-Schüler-Beziehung

4.3 Lehrerausbildung

5 Innovative Projekte und fortschrittliche Schulen

6 Abschließende Gedanken

Danksagung

Literatur

Adressen und Links

Vorwort

Pädagogik ist Investition in Zukunft. Die Zukunft ist offen, aber sie wird mitgestaltet aus den Erwartungen, die Akteure an das herantragen, was wir ein »gutes Leben« nennen. Diese Erwartungen wiederum werden gespeist aus Erfahrungen, die in kulturellen Traditionen verdichtet und überliefert sind. Was wir sind und werden – beides ist nicht voneinander zu trennen – ist die Dynamik dieser eben benannten unterschiedlichen Aspekte. Der Mensch gestaltet die Welt, und dabei gestaltet er die eigene Gestaltung. Daraus folgt, dass Pädagogik immer auch die bewusste Umsetzung eben dieser Dynamik ist, sie ist also auch Selbstvergewisserung. Pädagogisches Handeln zielt damit selbstverständlich auf den Anderen, der in bestimmter Weise das Angebot von Formung und Gestaltung erhält, es ist aber gleichzeitig auch Selbstgestaltung. Subjekt und Objekt pädagogischer Arbeit sind miteinander verwoben.

Pädagogisches Engagement dient vor allem der Entdeckung und Ausprägung von Potenzialen der Kinder und Jugendlichen. Diese sind oft verborgen, und die multimediale Welt mit Zeitknappheit allerorten lässt Ressourcen oft unentdeckt bleiben. Um dies zu ändern, bedarf es des genauen Blicks, der Beruhigung von Alltagsabläufen und der Konzentration auf das Wesentliche. Und zwar bei den Pädagogen wie bei den Kindern! Die Methoden der körperbasierten Achtsamkeits-Schulung, die der Autor vorstellt, sind dabei äußerst hilfreich. Achtsamkeit durch Meditation ist ein Königsweg zu einem konzentrierten Bewusstsein und zur ausgeglichenen Balance von Kognition und Emotion. Johannes Soth beschreibt die hierin liegenden Möglichkeiten auf der Basis jahrelanger eigener Meditationspraxis und ebenfalls bereits eingeübter Erfahrung in der Arbeit mit Kindern in der Schule. Er ist ein engagierter Pädagoge, dem die Entfaltungsmöglichkeiten der Kinder am Herzen liegen. Er jammert nicht über die Zustände, die in der Tat gelegentlich beklagenswert sind, sondern zeigt Wege des Handelns angesichts zahlreicher Probleme. Das ist die große Stärke des Buches. Es ist praxisorientiert und beruft sich gleichzeitig auf eine solide Anthropologie, die alte Werte in neue Sprache zu übersetzen weiß.

Die Achtsamkeits-Schulungen durch Meditation gründen in einem jahrtausendealten Erfahrungswissen, das in vielen Kulturen und Religionen überliefert ist. Die von Asien herkommenden Wege zeichnen sich dadurch aus, dass sie implizites Wissen bezüglich Körper, Emotion und Kognition explizit einsetzen, um die in jedem Menschen schlummernden Kräfte optimal zu wecken und auszubilden. Dabei fehlt die ethische Komponente keineswegs: Achtsamkeit erzieht zur Erkenntnis der Einheit allen Seins, zur Verantwortung gegenüber der Mitwelt. Und zwar ganz spontan, aufgrund von Beobachtung und eigener Erfahrung, ohne dass der erhobene Zeigefinger Imperative setzen müsste, die dann schnell abgetan werden. Genau das ist es, was wir heute brauchen, nicht nur die Jugendlichen, sondern Menschen in allen Lebensbereichen.

Ich bin sehr froh darüber, dass Johannes Soth sein Erfahrungswissen in so ansprechender Weise präsentieren kann. In vielen Ländern sind ähnliche Praxen schon lange äußerst erfolgreich erprobt worden. In den Schulen, in Krankenhäusern, im sozialen Bereich (Gefängnisse). Lehrern und Schülern wird hier eine Einladung zur Praxis in die Hand gelegt, die den Schulalltag kreativ verändern kann. Die Lust am Lernen wird neu geweckt, die dafür nötige Aufmerksamkeit ist erlernbar.

Michael von Brück

I. Pädagogische Grundlegung

1   Die Entwicklung eines Programms zur Konzentrationsförderung

Die ersten Ansätze und Bausteine, aus denen sich später dieses Konzept zur Konzentrationsförderung entwickelt hat, gibt es schon seit 25 Jahren. Damals habe ich in den Religionsunterricht hin und wieder Sensibilisierungs- und Stille-Übungen und kurze Yoga-Sequenzen eingebaut. Wenn ich mit einer Yoga-Matte unter dem Arm in einen Klassenraum ging, wurde ich von vielen KollegInnen nicht ganz ernst genommen und musste so manches Mal ein süffisantes Lächeln oder auch ein verständnisloses Kopfschütteln »einstecken«. Inzwischen hat sich das deutlich verändert: Die gesellschaftliche Akzeptanz von Yoga und Meditation ist recht groß, unter anderem deshalb, weil mittlerweile im Rahmen der Hirn- und Kognitionsforschung viele positive Wirkungen von Yoga- und Meditationsübungen in den Bereichen des emotionalen, kognitiven und sozialen Lernens eindeutig nachgewiesen werden konnten (Beispiele dazu → I.4).

Ich bin immer wieder überrascht von der positiven Wirkung kurzer, etwa fünf Minuten dauernder Übungen zur inneren Stille und geistigen Sammlung, z. B. am Anfang oder in der Mitte einer Unterrichtsstunde. Durch diese Praxis verbessert sich das Unterrichts-Klima, die Offenheit und Präsenz, Wahrnehmungsfähigkeit und mentale Klarheit der SchülerInnen nehmen zu, wenn auch manchmal nur für eine Viertelstunde. Auf jeden Fall sind die Auswirkungen so wertvoll, dass ich nie den Eindruck hatte, durch die Übungen Zeit verloren zu haben. Das Unterrichtsgespräch kam mir danach immer konstruktiver und das Lernen effektiver vor als in den Stunden ohne Übungspraxis.

In den letzten zehn Jahren haben leider bei den Kindern, die in die fünfte Jahrgangsstufe unseres Gymnasiums (JSG, Julius-Stursberg-Gymnasium in Neukirchen-Vluyn) eingetreten sind, Wahrnehmungs-, Verhaltens- und Lernstörungen rapide zugenommen. Viele KollegInnen anderer Schulen und Schulformen kommen diesbezüglich zu sehr ähnlichen Beobachtungen. Insbesondere ist ein deutlicher Verlust an Konzentrationsfähigkeit (und damit auch Unterrichtsfähigkeit) zu beklagen (genauere Ausführungen und Analysen → I.4).

Gegenüber diesen Entwicklungen erschienen mir die erwähnten Kurzübungen im Religionsunterricht wie ein Tropfen auf den heißen Stein – ein umfassenderes Konzept zur Konzentrationsförderung wurde notwendig. So stellte ich nach und nach Lernfelder (z. B. zu den Zielen ›Selbstwahrnehmung, Entspannung und innere Sammlung‹), für die ein hoher Förderungsbedarf bestand, sowie Übungsformen und Methoden, die sich in vielen Schuljahren in Projekten und Unterrichtsreihen bewährt hatten, zu einem kompletten Programm zusammen: Körperorientierte Entspannungs- und Konzentrations-Schulung, kurz 1.

Kinder, die eine geringe Konzentrationsfähigkeit haben, sind selten bei sich selbst und haben wenig Kontakt zu ihrer eigenen Mitte. Dadurch werden Selbstfindungsprozesse oftmals gefährdet und behindert. Deshalb sind zwei äußerst wichtige Ziele eng mit der Entspannungs- und Konzentrations-Schulung verbunden: Persönlichkeitsbildung und Aufbau von Selbstwertgefühl.

Nach der Arbeit an einem Curriculum für die 5. Jahrgangsstufe (vgl. II.5) konnte ich an unserer Schule im Schuljahr 2008/2009 als Pflichtfach im Vormittagsbereich einführen (dazu mehr → II.1).

kann aber in vielfältiger Weise einsetzt werden:

1.  als Unterrichtsfach mit Teilnahmepflicht und einer Stunde pro Woche,

2.  als freiwillige Arbeitsgemeinschaft im Nachmittagsbereich (wöchentlich oder vierzehntägig),

3.  als Angebot in der Mittagspause, wobei dann der Schwerpunkt auf Lockerungsübungen, Entspannung, Fantasie-Reisen u. ä. liegt,

4.  als kurze Unterbrechung innerhalb der Unterrichtsstunden aller Fächer ( im Klassenraum → II.2.2),

5.  durch Einbindung von Methoden und pädagogischen Prinzipien des -Konzeptes (etwa in Hinsicht auf Wahrnehmungs- und Achtsamkeitsschulung und auf das »Lernen mit Bewegung«) in alle Unterrichtsfächer.

Alles, was in diesem Buch zum Unterrichtsfach gesagt wird, lässt sich ohne Weiteres auf eine AG übertragen, wobei eine Gruppe freiwilliger TeilnehmerInnen sicherlich leichter angeleitet und unterrichtet werden kann, weil deren Motivation wahrscheinlich deutlich höher ist.

Zwei nicht unbedingt notwendige, aber doch sehr günstige Voraussetzungen zur Einführung des -Programms, die an unserer Schule gegeben waren, möchte ich näher vorstellen:

(1) Die 70-Minuten-Stunde: Seit der Einführung des 70-Minuten-Rasters im Schuljahr 2007/2008 wollte an unserer Schule niemand mehr zum traditionellen 45-Minuten-Raster zurückkehren. Der Hauptvorteil der 70-Minuten-Stunde besteht meines Erachtens darin, dass viel mehr Ruhe und eine regelrechte Entschleunigung in den Schulvormittag einkehren, der jetzt höchstens aus vier Stunden besteht: Wir beginnen die erste Stunde um 7.55 Uhr, nach einer 10-Minuten-Pause folgt um 9.15 Uhr die zweite Stunde, dann beginnt nach der großen Pause von 20 Minuten um 10.45 Uhr die dritte und nach wiederum einer 10-minütigen Pause um 12.05 Uhr die vierte Stunde. Der Vormittag endet um 13.15 Uhr. In diesen »langen« Stunden lassen sich die Themen ohne Zeitdruck entfalten, es ist genug Zeit vorhanden für Partner- oder Stillarbeits-Phasen, für Wiederholung, Anwendung und Vertiefung. Zum Glück haben wir nicht mehr die Hektik der 5-Minuten-Pausen, die ja eigentlich keine Pausen waren und je nachdem, was zwischendurch noch zu organisieren war, oft nicht ausreichten, pünktlich den Unterrichtsraum der nächsten Lerngruppe zu erreichen. Die Uhren gehen nun langsamer, und der Tag fühlt sich für SchülerInnen und LehrerInnen einfach besser an. Ich kann jeder weiterbildenden Schule diesen Rhythmus nur wärmstens empfehlen.

Für ist er in zweifacher Hinsicht förderlich: Erstens unterstützt die Beruhigung des Schulvormittags natürlich jede Form von Konzentrationsschulung, zweitens können sich die Kinder in siebzig Minuten viel intensiver auf Selbstwahrnehmung, Entspannung und Meditation einlassen, als es in 45 Minuten möglich wäre. Die unterschiedlichen methodischen Phasen des -Programms lassen sich differenzierter aufbauen und entwickeln und es ist genügend Zeit für die Nachbesprechung der Übungen vorhanden.

Eine -AG am Nachmittag sollte dementsprechend ebenfalls in einem zeitlichen Rahmen von 70 Minuten (bis zu 90 Minuten) durchgeführt werden.

(2) Raum der Stille: An unserer Schule haben sich besonders die Religionsfachschaften für die Einrichtung eines Stille-Raumes eingesetzt. Mit intensivem Arbeitseinsatz konnten wir vor etwa zehn Jahren einen (inzwischen neu gestalteten) ansprechenden Raum der Stille verwirklichen. Er steht dem Kollegium und der Schülerschaft zur Verfügung. Der Raum wird nicht nur im Fach Religion, sondern auch z. B. von den Fachschaften Deutsch, Philosophie, Musik, Erziehungswissenschaften sowie bei vielen Projekten und besonderen Veranstaltungen genutzt. Ohne diesen Raum hätte kaum als Unterrichtsfach eingeführt werden können.

Für schülerorientiert arbeitende Schulen gehört ein Raum der Stille im Rahmen von Schulentwicklung und Gesundheitsförderung eigentlich zur Grundausstattung. Bei einer Bewerbung zum »Schulentwicklungspreis« wird zum Beispiel die Frage gestellt, ob SchülerInnen die Möglichkeit haben, sich in separaten Räumen zu entspannen.

Auf jeden Fall bietet ein Raum der Stille, der sich – abgesehen von den 30 Yoga-Matten, die zum notwendigen Inventar gehören – durch Leere auszeichnet, viele Chancen, einen körper- und bewegungsorientierten Unterricht zu realisieren und Methoden zur Förderung emotionaler Intelligenz einzusetzen. So wird im Sinne des ganzheitlichen Lernens für eine wichtige Ergänzung des immer noch vorherrschenden kognitiven Unterrichts gesorgt.

Die heutige kompetenzorientierte Ausrichtung des Lernens ist bestimmt durch eine Ökonomisierung und Standardisierung von Bildung und lässt daher nur wenig Spielraum für schülerorientierte Lernprozesse.

Die Fokussierung auf Kompetenzen zieht nach sich, dass Inhalte und Wissensbereiche beliebig und austauschbar werden und Grundlagen für eine verbindliche Allgemeinbildung abhanden kommen: Die an sich inhaltsleeren einzelnen Kompetenzen weisen keinerlei Verbindung zu Bildungstraditionen und -zielen oder zu Identität stiftenden kulturellen und ethischen Werten auf.

Im Gegensatz dazu ist die Körperorientierte Entspannungs- und Konzentrations-Schulung () mit einem personzentrierten pädagogischen Konzept verbunden, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt und insbesondere seine »Selbstbestimmungs-, Mitbestimmungs- und Solidaritätsfähigkeit«2 betont. Das Hauptziel dieses Konzepts, in dem die wesentlichen Züge unserer Bildungstradition zusammengefasst sind, lautet: Personwerdung in sozialer Verantwortung.

Zur Verwirklichung dieses Ziels möchte durch einen »neuen« pädagogischen Ansatz beitragen, der vor allem darin besteht, Bewusstseins-Arbeit, Methoden der Introspektion und Persönlichkeitsentwicklung fest in schulischen Erziehungs- und Bildungsprozessen zu verankern. Die Zeit ist reif dafür, das bisher nahezu ungenutzte Potenzial unserer Heranwachsenden auf dem »Weg nach innen«3 aufzuschließen. Nur so werden sie sich gegen die immer stärker werdenden Gefährdungen der personalen Ganzheit wehren können und zu starken Persönlichkeiten heranwachsen.

möchte einen »offenen Raum« schaffen, in dem Begegnung und Sinnfindung möglich werden. Gespräche zu ethischen Themen, über Ä und Sehnsüchte der Schüler oder Fragen zur »Kunst des Lebens« ergeben sich in der Nachbesprechung einzelner Übungen, werden aber nie vorher geplant. Meiner Erfahrung nach sind Kinder schon im Alter von zehn Jahren erstaunlich aufgeschlossen und interessiert an psychologischen und philosophischen Fragen wie: Sind wir unseren eigenen Gefühlen und Gedanken machtlos ausgeliefert oder können wir sie beeinflussen und sogar beherrschen? Was ist Seele, was ist Geist? Von welchen Bedingungen ist Glück abhängig?

Entscheidend für nachhaltige Lern- und Erkenntnisprozesse ist das, was Heranwachsende (und ebenso Erwachsene) am eigenen Leibe und unter Einbeziehung möglichst vieler Sinne (z. B. Sehsinn, Gehör, Tastsinn, Gleichgewichtssinn) erleben und bewusst wahrnehmen. In vielfältigen Bewegungsformen, Atem- und Energiesammlungsübungen, in der Tiefenentspannung, in Imagination und Konzentration4 lernen sie, sich selbst in ihrem Körper und in ihren Gefühlen und Gedanken wahrzunehmen.

Wenn sie zumindest zeitweise bewusst in sich »zu Hause« sein können, ist schon ein erster, entscheidender Lernerfolg auf dem Weg der Konzentrationsschulung und Personwerdung erreicht.

Von höchstem Wert ist dabei die Einführung in eine Kultur der Stille. Zehnjährige Kinder lernen erstaunlich schnell, sich einfach nur im eigenen Körper zu spüren, ohne irgendetwas zu tun. Sie richten sich in ihrer Wirbelsäule auf und lassen eine »Funkstille im Gehirn« entstehen, sitzen ohne Absicht, aufmerksam und wach, und stellen fest, »dass auf einmal alle Uhren stehen bleiben« und sich eine Kraft im Raum ausbreitet, die fünf Minuten vorher überhaupt noch nicht vorhanden war.

So werden sie allmählich mit der Stille vertraut. Nach und nach lernen sie sogar, die Stille zu lieben.

1   Der Name und seine inhaltliche Bedeutung ist beim Deutschen Marken- und Patentamt angemeldet und geschützt.

2   Wolfgang Klafki in: Kursthemen Erziehungswissenschaft (2009), Ergänzungsband Zentralabitur ab 2011 – Nordrhein-Westfalen, S. 173.

3   Nur jemand, der in sich selbst gegründet ist, kann kraftvoll und engagiert im Außen wirken.

4   Hierzu werden in auch Methoden, die ursprünglich aus asiatischen Traditionen stammen (z. B. Yoga) eingesetzt. Diese Methoden können problemlos in unsere europäische Kultur und in unser personales Menschenbild integriert werden.

2Wofür steht ?

Der Name beinhaltet ein pädagogisches Programm: Die Reihenfolge der Buchstaben zeigt die wichtigsten, aufeinander aufbauenden Merkmale der Persönlichkeitsentwicklung auf.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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