Lernwirksame Seminare entwickeln und durchführen - Harald Groß - E-Book

Lernwirksame Seminare entwickeln und durchführen E-Book

Harald Groß

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Beschreibung

Jeder kann unterrichten! - GABAL DIGITAL – NEUES LERNEN - Lernen mit allen Sinnen: umfangreiche digitale Zusatzinhalte zum BuchSind Sie Experte auf Ihrem Fachgebiet und stehen vor der Herausforderung, Ihr Know-How und Ihre Erfahrungen an andere weiterzugeben? Zum Beispiel an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen, an Studierende, an Auszubildende, an Lernende in der Sprachschule, an der Volkshochschule oder in einem Verein? Dann ist dieses Buch Ihre Rettung! Ganz egal, in welchem Gebiet Sie Fachfrau oder Fachmann sind, in diesem Buch erfahren Sie, wie Sie zu Ihrem Thema ein passendes Schulungskonzept entwickeln und einen guten Kurs, ein gutes Seminar durchführen können, und zwar analog ebenso wie digital. So, dass die Teilnehmenden dabei möglichst viel lernen. Und das Ganze auch noch Freude bereitet. Den Lernenden und auch Ihnen! Dieses Einsteigerbuch bietet Ihnen Praxishilfen für Ihre ersten Kurse. Es hilft Ihnen, klassische Anfängerfehler zu vermeiden und stattdessen von Anfang an gute Seminare geben zu können. Angereichert wird das Buch durch zahlreiche digitale Zusatzangebote wie Videos, Arbeitsblätter und Online-Aufgaben. Der Erste-Hilfe-Koffer für didaktisch Unerfahrene!

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HARALD GROß

Lernwirksame Seminare entwickeln und durchführen

Ein didaktisches Praxisbuch für Ein- und Umsteiger

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

©2022 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

Das E-Book basiert auf dem 2022 erschienenen Buchtitel "Lernwirksame Seminare entwickeln und durchführen. Ein didaktisches Praxisbuch für Ein- und Umsteiger" von Harald Groß ©2022 GABAL Verlag GmbH, Offenbach.

ISBN Buchausgabe: 978-3-96739-117-6

ISBN epub: 978-3-96740-216-2

Umschlaggestaltung: Buddelschiff, Stuttgart | www.buddelschiff.de

Umschlagkonzept: Buddelschiff, Stuttgart | www.buddelschiff.de

Lektorat: Anja Hilgarth, Herzogenaurach

Autorenfoto: Lena Siebrasse, Berlin

Grafiken: Ina Raßbach, Dürrholz

Layout: Buddelschiff, Stuttgart | www.buddelschiff.de

Satz: ZeroSoft, Timisoara

© 2022 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schrift-licher Genehmigung des Verlags.

www.gabal-verlag.de

www.gabal-magazin.de

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Inhalt

Lernen mit vielen Sinnen

Ein paar Worte vorweg

1. Ihre Hauptaufgabe: Das Lernen auslösen

Was das Atmen mit dem Lernen zu tun hat

Das Lernmodell nach Klaus Döring

Fünf Lernbeschleuniger

Chance zum Ausatmen

2. Die Grundstruktur Ihrer Seminare

Was Seminare mit Schulaufsätzen zu tun haben

Die Einleitung

Der Hauptteil

Der Schluss

Chance zum Ausatmen

3. Ein Seminarkonzept entwickeln

Warum das „Was“ Vorfahrt vor dem „Wie“ hat

Die acht Schritte der Konzeptentwicklung

Chance zum Ausatmen

4. Einfache aktivierende Methoden

Die erste Grundausrüstung für Ihre Seminare

Die Methodenwahl

Zehn einfache aktivierende Methoden

Praxistipps für den Einsatz der Methoden

Chance zum Ausatmen

5. Gut verständlich erklären

Quantenphysik im Kindergarten

Fünf Verständlichmacher und ihre Wirkungen

Chance zum Ausatmen

6. Mit Fachlandkarten das Lernen erleichtern

Was wenige Pfeile bewirken können

Vorteile von Fachlandkarten

Fachlandkarten entwickeln

Chance zum Ausatmen

7. Gute Fragen stellen und darauf reagieren

Was gute Fragen bewirken können

Tipps rund ums Fragenstellen

Chance zum Ausatmen

8. Lerngruppen leiten

Crash-Kurs für Bandleader

Sieben Sätze zu Ihren Aufgaben in Lerngruppen

Sieben Anregungen zu Ihren Aufgaben in Lerngruppen

Chance zum Ausatmen

9. Rollenklarheit gewinnen

Warum auch Sie immer wieder aus der Rolle fallen

Sechs Rollen, die Sie als Trainer*in ausfüllen

Chance zum Ausatmen

10. Lernen auslösen im Online-Seminar

Zwei Settings – eine Aufgabe

Voraussetzungen für gelingende Online-Seminare

Didaktische Empfehlungen für Online-Seminare

Chance zum Ausatmen

11. Ihren persönlichen Trainingsstil schärfen

Was alles in diesem Buch steckt: 66 didaktische Kernbotschaften

Sie und Ihr Trainingsstil

Das Ende des Buches

Alle Methoden auf einen Blick

Verwendete Literatur und Tipps zum Weiterlesen

Endnoten

Stichwort- und Methodenverzeichnis

Über den Autor

Lernen mit vielen Sinnen

Unsere interaktiven Bücher im praktischen Softcoverformat sprechen viele Sinne und Lernkanäle an und bieten Ihnen echten Mehrwert: Digitale Zusatzinhalte ergänzen die Bücher um Miniaufgaben in verschiedenen Lernapps, nützliche Vorlagen für Ihre Trainingspraxis und kurze Videos und ermöglichen so einen optimalen Lernerfolg und die volle Ausschöpfung Ihres persönlichen Potenzials.

Das Buch steht für sich allein gut da. Sie bekommen alles, was Sie brauchen, um lernwirksame Seminare zu entwickeln und durchzuführen. Dazu eine Menge an Impulsen über Fragen und Anregungen. Das Buch bietet aber noch mehr, wenn Sie wollen. Sie haben digitale Zusatzinhalte, die Sie kostenfrei hinzuziehen und als Unterstützung für die Umsetzung der im Buch enthaltenen Ideen abrufen können.

Die digitalen Angebote sind eine Ergänzung mit drei wirkungsvollen Effekten:

Zusätzlich zum Buch können Sie auf hilfreiche Vorlagen für die Konzeption Ihrer künftigen Seminare zugreifen.

Ihre Lesezeit wird noch lebendiger. Immer wieder können Sie mithilfe der digitalen Aufgaben prüfen, was Sie durch das Buch bereits gelernt haben.

„Nebenbei“ lernen Sie kostenfreie Apps kennen, die Sie auch in Ihren Seminaren zu Ihren Fachthemen einsetzen können.

Durch den Kauf dieses Buches haben Sie zusätzlich einen exklusiven kostenfreien Zugang zu allen Zusatzmaterialien erworben. Diese werden auf unserem GABAL eCAMPUS zur Verfügung gestellt.

Der eCAMPUS ist ein geschützter Bereich, von dem Buchkäufer die Zusatzinhalte für unsere Whitebooks downloaden können – kostenfrei, in keiner Weise verpflichtend und ohne zeitliche Beschränkung. Er wird in der nächsten Zeit um viele Inhalte und Features erweitert.

Um auf die Zusatzinhalte aus dem Buch „Lernwirksame Seminare entwickeln und durchführen“ zugreifen zu können, müssen Sie sich einmalig auf dem GABAL eCAMPUS registrieren.

Um diesen zu erreichen, gehen Sie auf: https://gabal-ecampus.de/whitebooks

oder scannen Sie den folgenden QR-Code:

https://gabal-ecampus.de/whitebooks/course/digitale-zusatzinhalte-zum-whitebook-lernwirksame-seminare-entwickeln-und-durchfuehren-

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Schritt 1:

a) Oben stehenden QR-Code scannenoder

 

b) Adresse in Browser eingeben

Schritt 2:

a) QR-Code: auf den Button „Starten“ klicken

 

b) Browser: auf den Button „Whitebooks“ klicken, Produkt „Lernwirksame Seminare entwickeln und durchführen“ auswählen, danach auf „Starten“ klicken

Schritt 3:

Registrierung

 

1. Die erforderlichen Felder ausfüllen und sicheres Passwort wählen (8 Zeichen, darunter 1 Großbuchstabe, 1 Zahl, 1 Kleinbuchstabe und 1 Sonderzeichen).

 

2. Auf „Registrieren“ klicken

Schritt 4:

Aktivierung des Zugangs mit Klick auf Bestätigungsmail

Schritt 5:

Zusatzinhalte freischalten

 

1. Klick auf „Starten“

 

2. Eingabe des folgenden Produktschlüssels:

 

WHS2BT5T22

Ab sofort können Sie im Browser durch Klick auf die Materialien oder durch Einscannen der QR-Codes im Buch direkt auf die digitalen Zusatzinhalte gelangen.

Beachten Sie: Der eCAMPUS überprüft jedes Mal, ob Sie angemeldet sind und einen Zugang besitzen. Sollten Sie nicht mehr angemeldet sein, können Sie dies über den „Anmelden“-Button rechts oben auf der Seite mit E-Mail und Ihrem persönlichen Passwort vornehmen.

Sie erkennen diese digitalen Zusatzangebote an den folgenden Symbolen:

APP. Am Ende vieler Kapitel führt Sie ein QR-Code oder ein Link zu verschiedenen Apps. Dort erwarten Sie kleine Aufgaben zum vorausgehenden Kapitel.

DOKUMENT. Hier führt Sie ein QR-Code zu einer nützlichen Vorlage für Ihre Trainingspraxis. Sie können sich die Dokumente ausdrucken und herunterladen.

VIDEO. In Kapitel 5 können Sie Harald Groß an zwei Stellen bei einem kleinen Experiment live im Seminar erleben. Ein QR-Code führt Sie zu den kurzen Videos.

Wenden Sie sich bei Fragen gern jederzeit an: [email protected].

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei Ihrer persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung.

Ein paar Worte vorweg

Liebe Leserin, lieber Leser,

schön, dass Sie dieses Buch in Ihren Händen halten. Ich habe es geschrieben für alle, die sich in ihrem Fachgebiet so gut auskennen, dass sie als Trainer*innen ihr Know-how und ihre Erfahrungen weitergeben wollen oder sollen. Zum Beispiel an Mitarbeitende im Unternehmen, an Studierende, an Auszubildende, an Lernende in der Sprachschule, an der Volkshochschule oder im Imkerverein.

Ganz egal, auf welchem Gebiet Sie Fachfrau oder Fachmann sind, in diesem Buch erfahren Sie, wie Sie zu Ihrem Thema ein passendes Seminarkonzept entwickeln und ein gutes Seminar durchführen können. So, dass die Teilnehmenden dabei möglichst viel lernen und das Ganze auch noch Freude bereitet. Den Lernenden und auch Ihnen!

Dieses Ein- und Umsteigerbuch bietet Ihnen Praxishilfen für Ihre ersten Seminare. Es hilft Ihnen, klassische Anfängerfehler zu vermeiden und stattdessen von Anfang an gute Seminare geben zu können. Das Buch bereitet Sie darauf vor, sowohl Präsenz- als auch Online-Seminare durchzuführen.

Trainieren ist eine schöne Aufgabe – und anspruchsvoll ist sie auch. Letzteres wird in der Erwachsenenbildung oft ignoriert. Während Lehrkräfte für den Schuldienst in Studium und Referendariat viele Jahre auf ihre Tätigkeit vorbereitet werden, ist der Weg, um Seminare in Unternehmen und Hochschulen halten zu können, oft überraschend kurz. „Sie kennen sich doch im Thema aus. Machen Sie mal das Seminar, Frau Müller. Sie kriegen das schon hin.“

Für alle, die wie Frau Müller mit wenig Unterstützung ins kalte Wasser geworfen werden, ihre Sache aber dennoch gut machen wollen, habe ich dieses Buch geschrieben.

Wenn Sie sich jetzt angesprochen fühlen, dann ist dieses Buch das Richtige für Sie.

Der Aufbau des Buches

Dies ist ein „didaktisches“ Buch. Didaktik, das ist die Wissenschaft von Lernen und Lehren. Beides muss erlernt werden, sowohl das Lernen als auch das Lehren, und ich bringe in beiden Feldern Erfahrungen mit.

Als Kind zweier leidenschaftlicher Lehrer begleitet mich das Lernen und Lehren schon mein Leben lang. Ich habe Pädagogik und Didaktik studiert. Als Lehrer in der Schule bin ich nicht gelandet, sondern immer dort, wo erwachsene Menschen lernen und lehren. In meiner Firma in Berlin – Orbium Seminare – bilden wir Trainer*innen aus, die in Unternehmen, Behörden, an Hochschulen oder an Akademien tätig sind. Wir haben es mit Teilnehmenden aus ganz unterschiedlichen Fachgebieten zu tun: von A wie Augenoptik über E wie Elektrotechnik und S wie Sozialversicherungsrecht bis hin zu Z wie Zahntechnik.

Und ganz egal, worum es inhaltlich geht, verbindet die Menschen in unseren Ausbildungen – und vermutlich auch Sie als Leser*in dieses Buches – ein Anliegen: Wir wollen in unserem Fachgebiet gute Seminare entwickeln und durchführen.

Ich habe mich kritisch gefragt, ob ein Buch überhaupt geeignet ist, um das Trainieren zu lehren und zu lernen. Ganz klar: Eine richtige Ausbildung wäre besser. Wir könnten miteinander diskutieren, ausprobieren und vor allem viel üben. (Vielleicht sehen wir uns ja eines Tages in der Trainer*innenausbildung.) Dennoch geht es auch „per Buch“ – es muss eben richtig aufgebaut sein.

In diesem Buch finden Sie ganz schnell gute Hilfen für die anstehenden Seminare. Aus meiner Erfahrung in der Ausbildung von Trainer*innen habe ich das wichtigste Rüstzeug für den Start zusammengestellt. Ich empfehle Ihnen, das Buch Kapitel für Kapitel zu lesen. So entwickeln Sie am leichtesten das notwendige didaktische Grundwissen. Ganz bewusst wiederhole ich zentrale Erfolgsfaktoren für gelingende Seminare im Buch immer wieder. Mein Wunsch ist, dass Sie die wichtigen Grundlagen beim Lesen dadurch mehr und mehr verinnerlichen.

Was ist dabei unsere Hauptaufgabe als Trainer*in? Gleich zu Beginn zeige ich Ihnen meine Lieblingsdefinition: Es fehlen noch ein paar Buchstaben. Versuchen Sie das Rätsel zu lösen.

Haben Sie es herausgefunden? Die Hauptaufgabe als Trainer*in heißt: „das Lernen auslösen“. Diese Aufgabenbeschreibung gefällt mir so gut, weil sie ganz deutlich macht, worum es als Trainer*in geht: Es geht um viel mehr, als sich vor die Gruppe zu stellen und den Stoff vorzutragen. Es geht darum, in den Köpfen der Teilnehmenden Denk- und Lernprozesse in Gang zu bringen. Das ist eine herausfordernde Aufgabe. Denn wir können – und das ist auch gut so! – nicht in die Köpfe der Lernenden hineinschauen. Je mehr wir aber darüber wissen, wie Lernprozesse verlaufen und wie wir sie fördern und unterstützen können, desto besser können wir „Lernen auslösen“.

Mit drei großen Bereichen werden wir uns in diesem Buch beschäftigen: mit der Konzeption von Seminaren, mit der Durchführung und mit Ihrer Haltung als Trainer*in.

Werfen wir einen kurzen Blick auf die drei Bereiche:

Konzeption:

Bevor Sie das Seminar beginnen, beschäftigen Sie sich mit Ihrem Konzept. Zum Beispiel mit den Fragen: „In welchen Schritten gehe ich bei der Planung vor?“ oder „Wie setze ich im umfangreichen Stoffgebiet sinnvolle Schwerpunkte?“. Freuen Sie sich im Buch auf praktische Hilfestellungen.

Durchführung:

Bei der Durchführung wird es zum Beispiel um die Frage gehen, wie Sie Fachinhalte gut verständlich erklären, wie Sie Aufgaben so anleiten, dass viele schnell verstehen, was zu tun ist. Sie werden einfache aktivierende Methoden kennenlernen und erfahren, worauf es bei der Leitung von Lerngruppen ankommt.

Haltung als Trainer*in:

Und immer wieder wird es um Ihre Haltung als Trainer*in gehen. Um die Frage, was für ein*e Trainer*in Sie sein wollen, wie Ihr persönlicher Stil aussieht.

Diese drei Elemente, das machen auch die Pfeile in der Abbildung deutlich, beeinflussen sich in der Praxis wechselseitig. Und auch im Buch fließen sie in die verschiedenen Kapitel ein.

Damit Sie von diesem Buch bestmöglich profitieren, habe ich drei Bitten an Sie:

Machen Sie sich Notizen.

Bitte legen Sie sich Stift und Papier bereit, damit Sie wichtige Gedanken sofort festhalten können. Vielleicht besorgen Sie sich ein kleines Heft für Ihre Notizen zum Buch. So entsteht nebenbei eine Sammlung der für Sie nützlichsten Essenzen für Ihre Praxis.

Nehmen Sie sich Zeit für die Miniübungen.

In allen Kapiteln erwarten Sie kleine Aufgaben. Meine Empfehlung: Nehmen Sie sich Zeit dafür, denn diese Miniübungen bieten Ihnen die Chance, sich intensiv mit den Buchinhalten auseinanderzusetzen. Sie werden schnell merken, wie viel Sie auf diese Weise lernen. Viel mehr als durch bloßes Lesen! Bei manchen Übungen führt Sie ein QR-Code zu hilfreichen Übungsblättern.

Beantworten Sie die Fragen am Kapitelende.

Am Ende jedes Kapitels finden Sie Fragen und Aufgaben zum Kapitelinhalt. Mal stehen die Fragen im Buch, mal führt Sie ein QR-Code auf eine Fragenseite. Nehmen Sie sich auch dafür Zeit. Warum sich das lerntechnisch lohnt, erfahren Sie gleich in Kapitel 1.

Jetzt kann es losgehen. Viel Freude beim Lesen, Lernen und ganz besonders beim Anwenden in Ihrer Praxis!

Harald Groß

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Ihre Hauptaufgabe: Das Lernen auslösen

Das erwartet Sie in Kapitel 1:

Es geht um Ihre Hauptaufgabe als Trainer*in: das Lernen auslösen.

Sie erfahren, was alles passieren muss, bis Ihre Teilnehmenden eine Sache gelernt haben.

Sie lernen fünf Lernbeschleuniger kennen, die Sie ab sofort in Ihrer Praxis einsetzen können.

Was das Atmen mit dem Lernen zu tun hat

Vor einigen Jahren nahm ich an einem einwöchigen Seminar zum Thema „Positive Psychologie“ teil. Ich hatte mich lange auf das Seminar gefreut, war neugierig auf das Thema. Unser Trainer hatte ein umfassendes Fachwissen. Davon erzählte er mit unzähligen Folien. Viel und lange. Ich mochte den Trainer. Ich war interessiert am Thema. Und dennoch habe ich als zuhörender Teilnehmer auf diese Weise wenig gelernt. Einmal, am Nachmittag des dritten Tages, sagte der Trainer nach einem längeren Vortrag mehr zu sich selbst als zu uns: „So, das habe ich jetzt auch gesagt.“ Er schien ganz zufrieden mit sich und dieser Erkenntnis. Sein Satz hat mich noch lange beschäftigt. Mir wurde klar: „Ja, du hast es gesagt. Aber ich habe es dadurch noch nicht gelernt!“

In Präsenz- und ganz besonders auch in Online-Seminaren begegnen mir immer wieder Trainer*innen, die ähnlich denken wie er. Indem sie ihr Wissen mitteilen, wollen sie Lernen auslösen. Diese jahrhundertealte Vorstellung von Unterricht hat schon Charme, denn so wäre die Aufgabe der Trainer*innen ganz einfach: Man erklärt, was wichtig ist und was in die Köpfe der Lernenden hinein soll. Fertig! Fundiertes Fachwissen und ein paar rhetorische Fähigkeiten reichen dafür als Grundqualifikation aus. Und das Beste: Trainieren geht so ganz schnell. Es ist enorm, was man in einer Stunde alles sagen kann!

Leider klappt es so mit dem Lernen meist nicht gut. Was muss passieren, damit die Teilnehmenden in Ihren Seminaren überhaupt etwas lernen? Wir machen zum Start ein kleines Experiment.

EXPERIMENT. Ganz egal, wo Sie gerade sind, bitte setzen Sie sich so aufrecht wie möglich hin. So, dass Sie gut atmen können.

Und jetzt atmen Sie bitte so lange wie möglich ein. Einatmen.

Einatmen. Einatmen … Sicher atmen Sie noch immer ein.

Und immer noch. Auch jetzt noch. Vielleicht noch ein wenig.

Und jetzt, jetzt beginnen Sie vermutlich die Luft anzuhalten.

Und atmen erleichtert wieder aus …

Vielen Dank fürs Mitmachen. Gut, wenn Sie nun wieder in Ihren gewohnten Atemrhythmus zurückkehren. Was hat es mit dem Atemexperiment auf sich? Der Berliner Weiterbildungsprofessor Klaus Döring vergleicht das Lernen mit unserem Atem. Er sagt:

„Lernen, das ist ein Wechselspiel von Phasen des Einatmens und Phasen des Ausatmens. Ein wechselseitiger Prozess, der stets fortschreitet.“1

Überlegen Sie, bevor Sie weiterlesen:

Was tun Lernende in Professor Dörings Modell beim Einatmen?

Was passiert beim Ausatmen?

Das Lernmodell nach Klaus Döring

Professor Döring stellt sich den Lernprozess als Spirale mit zwei Schwüngen vor:

den Einatmungsschwung, die sogenannte rezeptive Phase, in der sich die Lernenden für den Stoff interessieren, Neues aufnehmen, verarbeiten und verankern, und

den Ausatmungsschwung, die expressive Phase, in der sich die Lernenden erinnern, den Stoff wiedergeben, ihn übertragen und anwenden.

Die Idee des Lernmodells: Das Lernen lösen wir durch einen steten Wechsel von Phasen des Einatmens und Phasen des Ausatmens aus. Ein Blick in die Praxis zeigt häufig ein anderes Bild: Im ersten Schritt erzählen Trainer*innen lange und ausgiebig. Sie erklären den Stoff und bisweilen auch die Welt. Die Lernenden hören zu. Dieser langen Einatmungsphase folgt – oft erst sehr spät – eine kurze Ausatmungszeit.

Professor Döring hat die „20-Minuten-Regel“ formuliert. Er sagt: „Maximal 20 Minuten Einatmen pur!“, spätestens dann sollten die Lernenden die Chance haben, wieder ausatmen zu können. Zum Beispiel, indem sie die wichtigsten Punkte selbst zusammenfassen, indem sie sich gegenseitig den Stoff erklären, indem sie das Gelernte in die Praxis, auf eine andere Situation übertragen oder Fälle lösen.

Überlegen Sie:

Was denken Sie? Worin könnten die Vorteile dieses raschen Wechsels liegen?

Was könnten kurze Einatmungs- und Ausatmungsschwünge bewirken?

In meinen Seminaren beobachte ich diese Wirkungen:

Die Lernenden verarbeiten den Stoff intensiver: Sie hören und schauen nicht nur zu. Sie denken selbst mit, beschäftigen sich aktiv mit dem Lernstoff.

Die Lernenden sind munterer bei der Sache: Der Wechsel von Einatmungs- und Ausatmungsschwüngen führt automatisch zu unterschiedlichen Aktivitäten. So kommen die Lernenden seltener an die Grenze ihrer Aufmerksamkeitsspanne. Die Wechsel machen Seminare abwechslungsreicher und kurzweiliger. In meinen Online-Seminaren sorge ich für noch kürzere Einatmungsschwünge. Hier lasse ich die ich die Teilnehmenden maximal zehn Minuten einatmen. Die Aufmerksamkeitsspanne ist online, das haben Sie selbst als Teilnehmende am Bildschirm bestimmt auch schon erlebt, noch kürzer. Wenn Sie als Teilnehmer*in lange nur zuhören, steigt die Gefahr, dass Sie Nebentätigkeiten aufnehmen: Mails bearbeiten oder im Internet surfen …

Die Lernenden erleben Erfolge: Jede Ausatmungsaktivität bietet die Chance auf kleine Erfolge. Die Lernenden spüren, dass sie vorankommen, dass sie den Stoff erinnern, erklären, übertragen oder anwenden können. In jedem dieser Momente steckt für die Teilnehmenden ein wertvoller kleiner Motivationsschub.

Die Lernenden stoßen früh auf Unklarheiten: Bei den kleinen Ausatmungsübungen merken die Teilnehmenden schnell, wie sicher oder unsicher sie mit den Lerninhalten sind. Unklarheiten werden früh deutlich. Die Lernenden haben Gelegenheit nachzufragen. Und Sie als Lehrende bekommen rasch ein Feedback, wie gut die Teilnehmenden mitkommen.

Überzeugen Sie diese Effekte, die kleine Ein- und Ausatmungsschwünge in Seminaren haben? Wenn ja, dann haben Sie den ersten Qualitätshebel für Ihre Kurse gefunden. Er lautet:

Sorgen Sie für einen stetigen Wechsel von Einatmen und Ausatmen.

BEISPIEL.Jochen, ein Teilnehmer der Trainer*innenausbildung, tat sich mit der Idee vom Ein- und Ausatmen zunächst schwer. Ein paar Wochen später erzählte er mir: „Weißt du, wann mir das mit der Ausatmungszeit zum ersten Mal so richtig gut gelungen ist? Als ich Halsschmerzen hatte. Mein Rachen brannte. Jeder Satz war schmerzhaft. Zwangsweise habe ich weniger geredet und die Teilnehmenden mehr denken und machen lassen. Erst hatte ich ein ganz schlechtes Gefühl. Dann aber habe ich gemerkt, wozu mein Schweigen führt: Die Lernenden konnten viel aktiver sein. Ich glaube, sie haben mehr gelernt als beim gesunden Jochen!“

Das Modell von Döring unterteilt die beiden Schwünge in jeweils vier Schritte:

Zum Einatmen gehören

sich interessieren,

wahrnehmen,

verarbeiten und

verankern.

Zum Ausatmen gehören:

sich erinnern,

wiedergeben,

übertragen und

anwenden.

Schauen wir uns die einzelnen Lernschritte nun noch etwas genauer an. Nehmen wir an, ich nehme an Ihrem Seminar teil. Wie lerne ich aus Professor Dörings Sicht bei Ihnen?

Das „Einatmen“ – oder die aufnehmende, rezeptive Phase – beginnt mit meinem Interesse am Thema. Ich bin neugierig auf die Inhalte, Fragen und Antworten. Ich höre aufmerksam zu und bin mit wachem Geist dabei, nehme alles wahr und sauge die neuen Informationen und Gedanken auf. Ich verknüpfe das Neue mit meinen Erfahrungen. Ich frage nach, bis ich alles verstanden habe. Ich beschäftige mich so lange mit dem Stoff, bis ich ihn sicher gespeichert und verankert habe.

Puh – das ist eine Menge Arbeit auf meiner Seite. Und in Dörings Model habe ich erst die Hälfte des Weges zurückgelegt.

Beim „Ausatmen“ – oder in der expressiven Phase – erinnere ich mich an alles, was ich gehört, gesehen, erkannt habe. Wichtige Inhalte erkläre ich anderen: Sitz-Nachbar*innen im Präsenz-Seminar, im Online-Seminar anderen Teilnehmenden im Breakout-Room, Kolleg*innen bei der Arbeit, der Familie zu Hause. Indem ich den Stoff mit eigenen Worten wiedergebe, festigt sich das Gelernte mehr und mehr. Ich überlege, wie ich die Informationen auf meine Fragestellungen, auf Probleme im Alltag übertragen kann. Bei Übungen im Kurs und vor allem nach dem Seminar in der Praxis wende ich das Neue an. Dabei merke ich, ob ich die Inhalte wirklich verinnerlicht habe. Ich nutze viele Übungs- und Trainingschancen.

Es ist ein langer Weg, den wir zurücklegen, bis wir etwas gelernt haben. Bei mir selbst und bei anderen beobachte ich oft, dass wir beim Lernen bisweilen ungeduldig werden und uns Sätze sagen wie: „Ich habe es doch schon zwei Mal angeschaut. Jetzt muss es doch sitzen!“ Manchmal glauben wir sogar, dass wir schlicht zu blöd seien, um Neues zu lernen. Wir sind schnell frustriert, wenn es nicht auf Anhieb klappt.

Die acht Schritte aus Dörings Modell zeigen, warum es eben häufig nicht so schnell geht. Über die Jahre bin ich mit den Lernenden – und meistens auch mit mir selbst – gnädiger geworden. „Lernen braucht Zeit!“, rufe ich mir und den Lernenden zu und werbe um Geduld: „Viele Wiederholungen, viele Schwünge sind nötig!“

Der Blick auf das Modell zeigt noch etwas: Neben einer großen Portion Geduld müssen die Lernenden viel Einsatz zeigen, bis sie etwas wirklich gelernt haben. Ihre Teilnehmer*innen sind es also, die die Lernarbeit leisten! Jetzt könnten Sie sich entspannt zurücklehnen und sagen: „Na bitte, das Lernen müssen die Lernenden machen!“ Ein Teil dieses Gedankens ist richtig. Es sind die Lernenden, die lernen. Sie als Trainer*in können ihnen das nicht abnehmen. Sie können es ihnen aber schwerer oder leichter machen. Sie können bessere oder schlechtere Lernbedingungen schaffen.

Einen ersten Beitrag für gute Lernbedingungen leisten Sie, indem Sie für einen stetigen Wechsel von Ein- und Ausatmen sorgen. Ich bin immer wieder überrascht, was dieser Wechsel bewirkt. Er beschleunigt das Lernen. Fünf weitere Lernbeschleuniger stelle ich Ihnen auf den folgenden Seiten vor.

Fünf Lernbeschleuniger

Schauen Sie sich die folgenden fünf Lernbeschleuniger an und überlegen Sie, was Sie intuitiv bereits tun und worauf Sie in Ihren nächsten Seminaren achten können.

Lernbeschleuniger 1: Knüpfen Sie früh an die Erfahrungen der Lernenden an

Zeit für das kleine Experiment „Sechs Richtige“:

EXPERIMENT. Wir stellen uns vor, wir wären in einem Online-Seminar zum Thema „Augenheilkunde“. Frau Meckel, die Trainerin, bringt uns gleich zu Beginn in einem Breakout-Room jeweils in Zweiergruppen zusammen. Sie bittet uns, über das Thema nachzudenken. Zu zweit sollen wir überlegen, welche 6 Begriffe im anstehenden Seminar zum Thema „Augenheilkunde“ unserer Meinung nach mit hoher Wahrscheinlichkeit vorkommen werden. Die Begriffe, die uns einfallen, sollen wir notieren.

Welche Begriffe kommen im Seminar zum Thema „Augenheilkunde“ mit hoher Wahrscheinlichkeit vor? Notieren Sie die Worte. Mindestens 6 Begriffe … Ich habe auch überlegt. Mir fielen diese ein: „Augendruck“, „Grauer Star“, „Lasern“, „Sehnerv“, „Brille“ „Bindehaut“.

Was passiert in unseren Köpfen, während wir Begriffe zum Thema „Augenheilkunde“ suchen? Wir denken über das Seminarthema nach. Wir durchforsten unsere Wissens- und Erfahrungsnetze nach Informationen zur Augenheilkunde. Und das ist fürs Lernen super! Lernen geschieht stets durch Verknüpfen. Wir verbinden das Neue mit dem, was wir schon kennen und wissen. Je leichter wir neue Informationen in unserem System anknüpfen können, desto besser können wir sie speichern und später wieder abrufen.

Was heißt das für Ihr Seminar? Lassen Sie die Teilnehmenden gleich beim Einstieg in ein neues Fachgebiet überlegen und zusammentragen, was sie bereits zum Thema wissen, welche Erfahrungen sie dazu mitbringen. Das lässt sich ganz einfach umsetzen und benötigt nur wenige Minuten Zeit.

Obwohl es so einfach und wirkungsvoll ist, wird dieser wichtige Einflussfaktor auf den Lernerfolg in der Praxis oft nicht bedacht. Der oder die Trainer*in legt los, erzählt und erklärt. Und hofft, dass die Lernenden die Informationen irgendwie aufnehmen können.

Machen Sie es besser! Bitten Sie die Teilnehmenden, zu überlegen und zu berichten, welche Erfahrungen sie zum Thema haben, was sie bereits dazu wissen oder vermuten.

Überlegen Sie: Wie ist es bei Ihnen?

Knüpfen Sie in Ihren Seminaren häufig an die Erfahrungen der Lernenden an? Auf einer Skala von 1 bis 10 (von „so gut wie nie“ bis „immer“) – wo stehen Sie gerade?

Was könnten Ihre nächsten Schritte in Richtung 10 sein?

Lernbeschleuniger 2: Entwickeln Sie Ihre Langsamkeitstoleranz

Was ist das ideale Tempo in einem Seminar? Eindeutige Empfehlungen zur optimalen Geschwindigkeit gibt es nicht. Beobachtungen aus der Lehr-Lernforschung zeigen: Trainer*innen sind eher zu schnell als zu langsam.

Der Didaktiker Andreas Helmke hat dafür den Begriff der „Langsamkeitstoleranz“ eingeführt. Trainer*innen mit Langsamkeitstoleranz geben Zeit zum Denken, Verarbeiten und Verankern. Sie dosieren den Stoff so, dass die Lernenden genügend Zeit haben, die neuen Informationen zu verinnerlichen und mit ihren Erfahrungen zu verbinden. Ihre Geduld bewirkt, dass mehr Lernende im Seminar mitkommen und Lernfortschritte machen können. Das hat unmittelbar Einfluss auf Lernfreude und Lernmotivation.

Vieles spricht also dafür, geduldig zu sein. Und doch fällt uns genau das als Trainer*innen in der Praxis oft schwer. Eine innere Stimme drängt, schneller zu machen und (vermeintlich) mehr zu schaffen. Doch es lohnt sich, tief durchzuatmen und unseren Lernenden ein wenig mehr Zeit zu geben.

BEISPIEL.Vor einigen Jahren wollte ich in einem Seminar Kopien an die Teilnehmenden verteilen. Normalerweise liegen die Materialien, die ich im Laufe des Seminars benötige, auf einem Tisch bereit. In diesem Fall aber fand ich die nötigen Blätter nicht. Während ich suchte, machte ich mir Vorwürfe für diese unnötige Verzögerung. Es war ganz still im Raum. Da sagte ein Teilnehmer: „Wie angenehm, diese Ruhe. Wir haben Zeit zum Nachdenken.“ Was ich als störende Verzögerung erlebt habe, war für ihn eine wohltuende Denkzeit. Seit diesem Erlebnis halte ich in meinen Seminaren immer wieder inne. Ich tue einfach nichts. Häufig meldet sich schon nach kurzer Zeit jemand. Manchmal mit einer Frage zum Thema: „Wie ist das eigentlich bei X oder Y?“ Oder mit einer Ergänzung: „Mir fällt zum Thema noch ein …“ Dann freue ich mich und denke: „Das wäre nicht passiert, wenn ich im schnellen Tempo durchgezogen hätte.“

Es lohnt sich also, (ganz langsam) die eigene Langsamkeitstoleranz zu entwickeln.

Überlegen Sie: Wie ist es bei Ihnen?

Wie steht es im Seminar um Ihre Langsamkeitstoleranz?

Was könnten Ihre nächsten Schritte zu mehr Langsamkeitstoleranz in Richtung 10 sein?

Lernbeschleuniger 3: Investieren Sie immer wieder in Wiederholungsminuten

Wiederholungsminuten sind sehr leicht zu realisieren und gleichzeitig lerntechnisch hochwirksam, denn sie ermöglichen die wichtigen Ausatmungsschritte „Erinnern“ und „Wiedergeben“. Bauen Sie in Ihren Kursverlauf immer wieder kleine Sequenzen ein, in denen die Lernenden innehalten und für sich überlegen: „Was habe ich heute bereits gelernt?“

Die Teilnehmenden können sich im Stillen erinnern, sie können Notizen machen oder den neben ihnen Sitzenden die neuen Inhalte erklären. Diese Minuten sind sehr gut investierte Lernzeit. Die Lernenden setzen sich noch einmal mit dem Stoff auseinander. Sie merken rasch, welche Informationen nur müde an ihnen vorbeigezogen sind. Und je häufiger sie die Inhalte selbstständig erinnern, desto leichter werden ihnen die folgenden Ausatmungsschritte fallen, desto sicherer können sie die neuen Inhalte nutzen.

Achtung: Hier kommt eine entscheidende Feinheit zum dritten Lernbeschleuniger. Es geht nicht darum, dass Sie den Stoff zusammenfassen und wiederholen. Das wäre eine super Ausatmungschance für Sie! Geben Sie Ihren Teilnehmenden die Möglichkeit, es selbst zu tun. Das ist viel wirksamer! In Kapitel 4 finden Sie ganz einfach einsetzbare Wiederholungsmethoden.

Überlegen Sie: Wie ist es bei Ihnen?

Wie viel Zeit investieren Sie in Ihren Seminaren in Wiederholungsminuten?

Was könnten Ihre nächsten Schritte zu mehr Wiederholungsminuten in Richtung 10 sein?

Lernbeschleuniger 4: Lassen Sie die Lernenden häufig übertragen und üben

Wenn ich selbst – als Lernender – an einem Seminar teilnehme, mache ich immer wieder diese Erfahrung: Besonders viel lerne ich auf zwei Arten. Beide beginnen mit dem Buchstaben Ü: Ich lerne durch üben und durch übertragen.

Beginnen wir mit dem Üben: Ganz besonders profitiere ich, wenn ich im Seminar selbst etwas ausprobieren kann. Es können ganz kleine Übungen sein. Zwei Beispiele: Im Online-Excel-Kurs lege ich in meinem Programm eine Pivot-Tabelle an, im Führungstraining üben wir ein Feedbackgespräch. Dabei merke ich, wie gut ich das Gelernte schon umsetzen kann.

Wenn wir etwas machen, tun, ausprobieren können, prägt sich das besonders gut ein. Bieten Sie Ihren Teilnehmenden diese Lernchance. Bauen Sie früh und häufig kleine Übungen ein.

Kommen wir zum Übertragen: Bieten Sie den Lernenden in Ihrem Seminar häufig Übertragungsmöglichkeiten. Mit ganz einfachen Fragen können Sie die Teilnehmenden im Seminar dazu anstoßen, den Stoff in ihre Praxis oder auf andere Fälle und Situationen zu übertragen. Hier ein paar Beispiele für mögliche Übertragungsfragen:

„Welche drei Informationen aus der Vormittagseinheit sind für Sie besonders wichtig?“

„Wir haben die Berechnung beim Thema X angeschaut. Wie sähe sie beim Thema Y aus?“

„Was konkret wollen Sie in Ihrer Praxis umsetzen?“

„Welche Fehler werden Sie nach der zurückliegenden Einheit in Ihrer Praxis nicht machen?“

Jede einzelne Übertragungsfrage regt die Lernenden dazu an, noch einmal über die zurückliegende Etappe nachzudenken. Und darüber hinaus zu überlegen, was der Stoff für sie bedeutet.

Überlegen Sie: Wie ist es bei Ihnen? (Achtung: Jetzt kommt eine Übertragungsfrage!)

Wie häufig lassen Sie die Lernenden in Ihren Seminaren übertragen und üben?

Was könnten Ihre nächsten Schritte zu mehr Übungs- und Übertragungsmöglichkeiten in Richtung 10 sein?

Lernbeschleuniger 5: Specken Sie Ihr Programm ab – von Anfang an

„Das klingt ja alles schön und gut“, denken Sie vielleicht, „ich habe aber wahnsinnig viel Stoff. Da bleibt keine Zeit, um ständig nach Erfahrungen zu fragen, zu wiederholen, zu üben und zu übertragen. Ganz zu schweigen von der Geduld zur Langsamkeitstoleranz. Und jetzt soll ich auch noch abspecken? Wie soll das bei unserem Stoffpensum gehen?“

Ich stimme Ihnen zu. Es ist wirklich eine Herausforderung. Auf der einen Seite begegnen uns in Firmen, Hochschulen, Schulen und Akademien oft Auftraggeber*innen, die mit Nachdruck darauf pochen, möglichst viel Stoff zu behandeln. Bisweilen sind es auch wir selbst, die möglichst viel „durchnehmen“ wollen. Und jetzt stoßen Sie hier auf das von mir vorgestellte Lehr-Lern-Verständnis. Jetzt rufe ich Ihnen zu: „Ausgewähltes sehr gut tun!“, „Den Lernenden Zeit geben!“, „Lernprozesse verlangsamen!“, „Schwerpunkte setzen!“

Ich hole mir einen erfahrenen Unterstützer zur Seite. Johann Amos Comenius gilt als großer europäischer Didaktiker. Er lebte von 1592 bis 1670. Von ihm ist neben vielen didaktischen Schriften auch dieser Satz überliefert:

Lehrt nicht so viel, damit die Lernenden mehr lernen können!

Was zunächst wie ein Widerspruch klingt, ergibt nach meiner Erfahrung durchaus Sinn. Trainer*innen tun gut daran, die Lernenden selbst viel denken, vermuten und ausprobieren zu lassen. Es lohnt sich, ihnen Freiraum und Zeit zu geben, um eigene Erfahrungen – und auch Fehler – zu machen.

Häufig ist das nur möglich, wenn wir aus den Stoffgebieten die wesentlichen Kernpunkte auswählen. Trainer*innen, die ich in den Ausbildungen bei der Seminarkonzeption begleite, sagen ganz häufig mit einem tiefen Seufzen: „Harald, ich habe mein Programm wieder abgespeckt!“ Und fügen dann strahlend hinzu: „Es wird immer besser!“

Specken auch Sie Ihr Seminarprogramm ab. Von Anfang an. Wie das gut geht, erfahren Sie nachher in Kapitel 3.

Überlegen Sie: Wie ist es bei Ihnen?

Wie sehr gelingt es Ihnen, sich auf die wesentlichen Kernpunkte zu konzentrieren und so Raum für das Lernen der Teilnehmenden zu schaffen?

Was könnten Ihre nächsten Schritte in Richtung 10 sein?

Sie haben das erste Kapitel zu Ende gelesen. Jetzt können Sie direkt weiterziehen zu Kapitel 2. Dort lernen Sie eine dreiteilige Grobstruktur für Ihre Seminare kennen.

Wenn Sie jetzt unmittelbar ins nächste Thema hüpfen – und ich Sie munter dazu anstiften würde –, dann hätten wir beide die Grundbotschaft des ersten Kapitels nicht wirklich verstanden. Gleich weiterblättern und weiterlesen wäre „Einatmen pur!“ vom Feinsten. Wir machen es besser. Auf den nächsten Seiten – und am Ende jedes weiteren Buchkapitels – finden Sie Fragen und Übungen. Lauter kleine Ausatmungsmöglichkeiten mit großer Wirkung. Solche Aufgaben baue ich auch im Seminar regelmäßig ein. Christina, eine Teilnehmerin aus Graz, sagte nach ein paar Kurstagen einmal zu mir: „Ich hab mich oft gefragt, wie du das machst, dass ich so viel lerne in deinem Seminar. Ich verstehe jetzt, woran es liegt: Du lässt uns die Sachen ständig wiederholen. Das ist dein Geheimnis. Durch die häufigen Wiederholungen präge ich mir das alles so gut ein!“ Christina hat recht. Ein didaktisches Geheimnis ist gelüftet. Weitere folgen in Kapitel 2.

Aber jetzt erst mal tüchtig ausatmen!

Chance zum Ausatmen

Sie sind am Ende des ersten Kapitels angekommen. Ich habe für Sie einen kleinen „Learning Snack“ vorbereitet. Folgen Sie dem QR-Code. Dort warten fünf Fragen zu den zurückliegenden Seiten auf Sie.

Viel Spaß!

https://www.learningsnacks.de/share/290662/eeb64f1f065b1b31f8d34f2530367d35918b747c

QR-Code und Link zum Learning Snack für Kapitel 1

https://qrco.de/orbium-gabal-1

TOOL. Nebenbei haben Sie gerade ein sehr nützliches digitales Instrument kennengelernt: die Learning Snacks.

Unter www.learningsnacks.de können Sie auch für die Teilnehmenden Ihrer Seminare solche Chat-Dialoge erstellen. Die Anwendung ist kostenfrei. Einzige Voraussetzung ist, dass Sie sich einmal mit einem „Lehrerkonto“ registrieren. Anschließend können Sie Dialoge mit Single-Choice- und Multiple-Choice-Fragen entwickeln. Zusätzlich zu den Textbausteinen können Sie Bilder einfügen. Die Teilnehmenden bekommen von Ihnen dann den QR-Code oder einen Link. Damit können die Lernenden ohne Anmeldung unkompliziert starten.

Learning Snacks nutze ich in Online-Kursen. Hier schicke ich den Teilnehmenden zum Beispiel über den Chat den entsprechenden Link. Auch in Präsenz-Seminaren setze ich Learning Snacks ein, zum Beispiel am Ende eines Lerntages. Alle Lernenden erhalten einen kleinen Zettel mit dem QR-Code. Auf dem Heimweg können sie sich noch einmal mit den Inhalten des Tages befassen.

2

Die Grundstruktur Ihrer Seminare

Das erwartet Sie in Kapitel 2:

Sie lernen drei wichtige Seminarteile kennen: Einleitung, Hauptteil und Schluss.

Sie erfahren, worauf es in den einzelnen Teilen ankommt.

Freuen Sie sich auf viele wertvolle Praxistipps, die Sie sofort in Ihren Seminaren umsetzen können.

Was Seminare mit Schulaufsätzen zu tun haben

In Kapitel 1 haben Sie erfahren, was in der Hauptzeit Ihrer Seminare passieren muss, wenn die Teilnehmenden viel lernen sollen: ein steter Wechsel von Phasen des Einatmens und Ausatmens. Das geschieht insbesondere im Hauptteil Ihres Seminars. Gute Seminare haben – wie gute Schulaufsätze – drei Teile: eine Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss.

Diese drei Teile nehmen wir in diesem Kapitel unter die Lupe. Wir schauen, worauf es jeweils ankommt. Wenn Sie die Skizze anschauen, sehen Sie sofort die idealen Größenverhältnisse: Der Hauptteil nimmt den meisten Raum ein, Einleitung und Schluss sind kleinere Einheiten. Für den Seminarerfolg sind sie jedoch wichtig.

Wenn Sie auf die Einleitung verzichten, fallen Sie sprichwörtlich mit der Tür ins Haus. Das hat, wie wir gleich sehen werden, nachteilige Folgen für den weiteren Seminarverlauf. Die Einleitung ist sehr bedeutend: Hier stellen Sie die Weichen für Ihr Seminar!

Auch ohne einen deutlichen Schluss wird Ihr Seminar nicht rund. Wenn Sie den Kurs gegen Ende einfach kommentarlos auslaufen lassen, fragen sich die Teilnehmenden irritiert: „War’s das jetzt? Oder kommt da noch etwas?“ Sorgen Sie in Ihren Seminaren für einen kraftvollen Schluss!

Ganz schlecht wäre auch diese Variante: Nach einer übertrieben langen Einleitung stellen Sie fest, dass die Lernzeit zu Ende geht, und steuern in die Schlussphase. „Was haben wir heute eigentlich gemacht?“, rätseln Ihre Teilnehmenden zu Recht und fragen sich, worin der Nutzen dieses Seminars lag.

Wir benötigen also das richtige Maß:

eine zielführende Einleitung – so lang wie nötig und so kurz wie möglich,

in der meisten Zeit einen lernintensiven Hauptteil und

am Ende einen kurzen und prägnanten Schluss.

Dies gilt in Ihren Seminaren, ganz egal ob in Präsenz oder online, auf mehreren Ebenen: im Gesamtseminar und in jeder Lerneinheit.

Einleitung, Hauptteil und Schluss im Gesamtseminar:

Hier gilt die Einteilung für die gesamte Dauer Ihres Seminars. Ein Wochenkurs mit fünf Lerntagen beginnt beispielsweise am Montagmorgen mit der Einleitung. Dann folgt über die fünf Tage hinweg der Hauptteil. Und am Freitagnachmittag läuten Sie für das Gesamtseminar die Schlussphase ein. Wenn Sie an der Hochschule eine Gruppe über 14 Semesterwochen begleiten, könnte der erste Termin als Einleitung dienen. Dann befinden Sie sich zwölf Einheiten lang im Hauptteil. Und am Ende des vorletzten Termins gehen Sie in die Schlussphase über.

Einleitung, Hauptteil und Schluss in jeder einzelnen Einheit:

Auch an jedem einzelnen Seminartag, in jeder einzelnen inhaltlichen Einheit spiegeln sich die drei Teile wider: eine Einleitung, um gut in den Tag oder ins neue Thema hineinzukommen, ein Hauptteil, in dem Sie am Thema arbeiten, und ein Schluss, in dem Sie ein Fazit zum Lerntag oder zum zurückliegenden Thema ziehen.

Schauen wir uns die einzelnen Teile nun genauer ein.

Die Einleitung

Die ersten Minuten Ihres Seminars sind entscheidend. Hier stellen Sie die Weichen für den weiteren Verlauf. Ich empfehle Ihnen, in der Einleitung auf zwei Ebenen aktiv zu werden: Eröffnen Sie Ihre Kurse thematisch und sozial. Beginnen wir mit einem Blick auf den thematischen Teil.

Der thematische Start

Das Thema führt die Menschen in Ihrem Seminar zusammen. Die Teilnehmenden kommen in Ihr Seminar, weil sie bei Ihnen etwas über Hörgeräteakustik, Zeitmanagement oder Design-Thinking lernen wollen oder sollen. Deshalb sollten Sie in der Einleitung auch rasch zum Thema kommen.

Zwei Richtungen schlage ich beim thematischen Start gerne ein:

Einerseits gebe ich Orientierung über das Vorhaben, und

andererseits bitte ich die Lernenden zu überlegen und zu berichten, welche Erfahrungen sie mit dem Thema bereits gemacht haben.

Schauen wir uns die beiden Aspekte des thematischen Starts etwas genauer an:

Empfehlung 1: Geben Sie den Lernenden viel Orientierung

In Kapitel 3