Liebe, Leidenschaft, Mord - Hans G. Wende - E-Book

Liebe, Leidenschaft, Mord E-Book

Hans G. Wende

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Beschreibung

In der Polizeiinspektion von Sonthofen ist die Stelle des Leiters dieser Behörde vakant. Oberkommissar Krause, der Leiter der Dienststelle, ging in den Ruhestand. In der Inspektion rätselten die Angestellten, wer der Neue sein wird. Kommissar Mario Brandner und seine Kollegin, Kommissarin Gaby Merten, sprachen gerade darüber, als Beate Weber, die Büroangestellte, herein kam und das Gespräch unterbrach. Sie zeigte eine Mail, die gerade vom Landeskriminalamt eingegangen war. Darin wurde mitgeteilt, dass Kriminalhauptkommissar Frank Colani die frei gewordene Stelle schon morgen, den 8. Oktober, besetzen wird.

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Auch der stillste Teich hat Wellen;

Auch der rundeste Kreis hat Dellen;

Liebend gern würd´ ich alles für dich ändern;

Ich kann es nicht, also nimm die Dinge wie sie sind.

»Konfuzius«

HUSTON SMITHS

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Kapitel 55

Kapitel 56

Kapitel 57

Kapitel 58

Kapitel 59

Kapitel 60

Kapitel 61

Kapitel 62

Kapitel 63

Kapitel 64

Kapitel 65

Kapitel 66

Kapitel 67

Kapitel 68

Kapitel 69

Kapitel 70

Kapitel 71

Kapitel 72

Kapitel 73

Kapitel 74

Kapitel 75

Kapitel 76

Kapitel 76

Kapitel 77

Kapitel 78

Kapitel 79

Kapitel 80

Kapitel 81

Kapitel 82

1

In der Polizeiinspektion von Sonthofen ist die Stelle des Leiters dieser Behörde vakant. Oberkommissar Krause, der Leiter der Dienststelle, ging in den Ruhestand. In der Inspektion rätselten die Angestellten, wer der Neue sein wird. Kommissar Mario Brandner und seine Kollegin, Kommissarin Gaby Merten, sprachen gerade darüber, als Beate Weber, die Büroangestellte, herein kam und das Gespräch unterbrach. Sie zeigte eine Mail, die gerade vom Landeskriminalamt eingegangen war. Darin wurde mitgeteilt, dass Kriminalhauptkommissar Frank Colani die frei gewordene Stelle schon morgen, den 8. Oktober, besetzen wird. Brandner fragte seine Kollegin Beate:

»Beate, was weißt du noch über Colani, wo kommt er her und so weiter?«

»Oh ja, ich habe mich natürlich bei meiner Kollegin in der Direktion erkundigt. Wir beide kennen uns ganz gut. Sie sagte mir, dass Herr Colani Leiter der Kriminalpolizei in Plauen war. Er soll ein sehr umgänglicher Mensch sein.« Gaby Merten meinte noch: »Also Leute, hoffen wir das Beste. Morgen wissen wir mehr.«

Es ist Montag der 8. Oktober und alle Mitarbeiter erwarten die Ankunft ihres neuen Chefs. Kriminalrat Helder begrüßt die Kollegen:

»Liebe Kollegen, ich darf Ihnen heute Herrn Kriminalhauptkommissar Frank Colani vorstellen. Kollege Colani war Leiter der Kriminalpolizei in Plauen und er wird ab heute Leiter Ihrer Inspektion sein. Kollege Colani, ich möchte Ihnen jetzt zunächst einmal Ihre Mitarbeiter vorstellen.« Er deutet auf Frau Merten, »Kommissarin Gaby Merten, Kommissar Mario Brandner und sozusagen die Seele der Inspektion, Frau Beate Weber. Ich wünsche Ihnen allen eine angenehme Zusammenarbeit und viel Erfolg. Danke.«

»Herr Kriminalrat Helder, ich danke Ihnen für Ihre freundlichen Worte. Liebe Kollegen, ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam alle Aufgaben, die auf uns zu kommen, zum Erfolg führen werden. Danke. Gemeinsam mit Ihnen möchte ich heute Abend meinen Einstand feiern. Man sagte mir, dass hierfür der beste Ort das altehrwürdige Deutsche Haus sei. Ich würde mich freuen, wenn Sie auch Ihre Frau oder Mann mitbringen würden. Herr Kriminalrat, sollte es Ihre Zeit erlauben, sind Sie ebenfalls ganz herzlich eingeladen.«

»Herr Colani, für Ihre Einladung bedanke ich mich sehr, heute geht es leider nicht, aber vielleicht ein andermal. Ich möchte mich jetzt von Ihnen verabschieden. Alles Gute und auf Wiedersehen.« Als Helder gegangen war, besprach Colani mit seinen neuen Mitarbeitern deren Arbeit in der letzten Zeit.

»Kollegen, um eines möchte ich Sie bitten, das förmliche „Sie“ möchte ich gerne, wenn Sie damit einverstanden sind, durch das „Du“ ersetzen. Mein Vorname ist Frank, wären Sie damit einverstanden?«

Mario Brandner sah seine Kollegen an und als diese nickten antwortete er:

»Hauptkommissar, wir sind damit einverstanden. Ich bin Mario und das sind meine Kollegen Kommissarin Gaby und die Seele der Inspektion, Beate Weber.«

»Nun, Kollegen, ich bin froh über eure Entscheidung und wir werden heute Abend das „Du“ besiegeln. Was mich jetzt besonders interessiert ist, welches waren in der Vergangenheit eure Haupttätigkeiten? Mario fang du einmal an.«

»Ja, in der Vergangenheit, oder besser, in den letzten zwei Jahren hatten wir, mehr oder weniger, Einbrüche, Familienstreitigkeiten, Straßenschlägereien etc. zu bearbeiten.« Gaby warf ein, »Mordfälle und andere schwere Delikte hatten wir nicht. Aber, Frank, wie wir von deiner früheren Tätigkeit in Plauen wissen, hattest du ja diverse Mordfälle gelöst, die mit Drogen und Drogenhandel zu tun hatten.«

»Das stimmt Kollegen, es war keine einfache Zeit. Hoffen wir, dass es hier derartiges nicht gibt. Also Kollegen, machen wir jetzt unsere Arbeit.«

2

Klaus Neumann war im Betrieb seines Vaters beschäftigt und ist jetzt Geschäftsführer der Firma. Er hat, damit er sich mehr um das Geschäft, auch insbesondere als Franchisegeber, besser kümmern konnte, einen weiteren Mitarbeiter eingestellt. Franz Kopper soll speziell das Maklergeschäft weiter ausbauen. Das ging einige Monate auch sehr gut. Mit der Zeit haben sich aber Probleme ergeben, weil einige Franchisenehmer ihre Royalties, also die Franchisegebühren, kaum oder gar nicht bezahlten. Zu dem kam, dass der von ihm als Entlastung eingestellte Franz Kopper die ihm übertragenen Aufgaben auch nicht wie gewünscht erfüllte. Er besprach diese Probleme mit ihm.

»Herr Kopper, was ist los, unsere Franchisenehmer verkaufen ja kaum noch Immobilien, erklären Sie mir das. Sie haben mir bis jetzt nur Probleme bereitet. Ich bin dadurch in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Ich musste bereits schon einen Kredit aufnehmen, um zum Beispiel auch Sie bezahlen zu können.«

»Herr Neumann, ich kann gegen die schlechte wirtschaftliche Lage, in der wir uns befinden, auch nichts weiter tun.«

»Schieben Sie nicht alles auf die wirtschaftliche Lage, Sie müssen mehr Ehrgeiz entwickeln.«

Die Probleme für Klaus Neumann hatten inzwischen riesige Ausmaße angenommen. Die Schulden, die er beim Steuerberater und besonders beim Finanzamt hatte, konnte er nicht mehr begleichen. Er sprach darüber mit Friedrich Balser, einem Bekannten. Dieser hatte eine Idee, wie man schnell zu Geld kommen konnte. Von ihm hat er sich belabern lassen; Balser erklärte Ihm, das Beste, um schnell Geld zu machen, wäre zum Beispiel mit Pokern. Und ohne seinen Verstand einzuschalten, folgte er dieser Idee.

»Klaus, komm, ich kann dich jetzt in unserem Pokerkreis einführen. Fahren wir doch gleich einmal hin.«

»Was, jetzt?«

»Ja, wir sind ja gleich da.«

Balser führte Klaus in einen privaten, illegalen Pokerkreis ein. Am Tisch wurde gerade gespielt und man forderte Klaus auf, doch mitzuspielen. Er tat das und gewann sofort einiges Geld. Balser sagte zu ihm:

»Na, was habe ich dir gesagt? Was hältst du von meiner Idee und schau einmal, du hast auch Geld gewonnen. Willst du an einem anderen Tag weiter mitspielen?«

»Ja, die Sache sieht nicht schlecht aus. Ich glaube, dass ich weiter mache.«

Das Spielen wurde mit der Zeit führ ihn zur Sucht. Er steigerte sich mehr und mehr hinein. Seine Glückssträhne verließ ihn, um aber weiter spielen zu können pumpte er sich von Lee Tum, einer der Mitspieler und Besitzer des Spieltisches Geld. Die Schulden bei diesem Mann wuchsen enorm an. Es waren schon 45.000 EURO.

Es kam der Tag, an dem Lee Tum jetzt den Kredit, den er Klaus Neumann gab, einschließlich Zinsen zurückforderte. Er gab ihm dafür eine Frist von 14 Tagen. Die Frist war jetzt zu Ende. Lee ging zu Klaus, um zu kassieren, dabei hatte er einen bulligen Begleiter an seiner Seite.

»Klaus, ich gab dir für die Rückzahlung 14 Tage Zeit, hast du mein Geld dabei? Den Schuldschein über 45.000 € habe ich hier.«

»Lee, ich habe versucht, das Geld zusammen zu bringen, aber es hat nicht geklappt. Gib mir noch 10 Tage, dann bekommst du alles zurück.« Lee machte eine bezeichnende Bewegung zu seinem Begleiter, der nahm Klaus in den Schwitzkasten und verpasste ihm einige kräftige Rippenstöße. Lee sagte in einem grollenden Ton:

»Klaus, lass es nicht darauf ankommen, in 10 Tagen ist meine Geduld am Ende.« Danach ließen sie ihn allein.

Klaus war voller Wut, erstens auf sich selbst und zweitens auf die Drohung von Lee Tum.

3

Es waren wunderschöne Herbsttage, immer noch sonnig und angenehm warm. Sabine Papendorf, eine sehr gut aussehende junge Frau, blonde Haare, wurde 33 Jahre alt. Von Statur war sie schlank und sehr sportlich. Sabine war in guter Stimmung und dachte darüber nach, an einem der kommenden Wochenenden ein paar engere Freunde zu einer Grillparty einzuladen. Sie wollte das mit ihrem Mann Peter noch besprechen. Peter war 40 Jahre alt. Beide wohnten in Oberstdorf im Allgäu, in einer hübschen Villa, die ihr gehörte. Der Garten war groß und sehr schön angelegt. Darin befand sich auch ein angenehm großer Swimmingpool.

Mitten in ihre Gedanken hinein klingelte das Telefon. Am anderen Ende meldete sich Rolf Sosnik. Er war einmal ihr Freund und auch ihr Geliebter. Das Verhältnis ging aber zu Ende, weil sie sich bei einem Golfturnier in den Mitspieler Ben Targer verliebte. Es war Liebe auf den ersten Blick.

»Hallo, Sabine, ich wollte wieder einmal deine Stimme hören und dich vor allem gerne wiedersehen. Wie geht es dir?«

»Rolf, was willst du von mir? Wir haben doch beide vereinbart, dass wir uns in Ruhe lassen. Zwischen uns ist es aus und vorbei. Du weißt, ich bin in einen anderen Mann verliebt. Von mir aus können wir weiterhin Freunde bleiben, aber mehr nicht.«

Rolf unterbrach:

»Sabine, ich habe große Sehnsucht nach dir und ich möchte gerne, dass wir wieder zusammen sind. Wir haben uns doch einmal sehr geliebt und gut verstanden.«

»Rolf, hast du nicht zugehört, es ist aus zwischen uns, aus und vorbei. Lass mich bitte in Ruhe.« Sie legte den Hörer auf und dachte noch über den Anruf von Rolf nach. Was wollte er noch von mir, hoffentlich machte er nicht noch Ärger.

Mit ihrem Mann Peter war sie seit 7 Jahren verheiratet. Sie hatten einen Sohn, Patrick, der jetzt 6 Jahre alt war. In ihrer Ehe krieselte es seit einiger Zeit. Viele Leute sagten, dass das 7. Jahr ein verflixtes Jahr sei. Ob das damit zusammenhing?

Peter war ein bekannter Anlageberater. In seiner Freizeit spielte er, oft auch mit seiner Frau, gerne Golf. Diesen Sport liebten beide sehr. Ihr Mann kam heute etwas früher nach Hause als sonst. Oft kam er erst spät abends heim. Ob er wohl eine Freundin hatte? Sabine hatte den Verdacht.

»Du, Peter, ich habe darüber nachgedacht, einmal ein paar unserer Freunde und eventuell auch unsere beiden Nachbarn zu einer Gartenparty, abends an einem Wochenende, einzuladen. Was hältst du davon?«

»Sabine, deine Idee finde ich gut. An welche unserer Freunde hast du gedacht und wann denkst du soll das Ganze stattfinden?«

»Ja, ich dachte vielleicht an einem der nächsten Wochenenden, an einem Samstag. Einladen wollte ich Helmut Fischer mit seiner Frau Judith, Markus Neumann mit seiner Frau Karla und auch ihren Sohn Klaus. Außerdem wollte ich vielleicht noch unsere beiden Nachbarn einladen.«

»Ich finde das gut, mach das bitte. Aber nicht an diesem Wochenende, da habe ich ein geschäftliches Gespräch mit Fischer.«

»Meinst du Helmut Fischer?«

»Ja, den meine ich.«

Zu ihrer griechischen Hausangestellte sagte Sabine: »Ifigenia, sie können, wenn es weiter nichts mehr zu tun gibt, schon jetzt nach Hause gehen.«

»Danke, Frau, ich fertig mit Arbeit. Wird sich freuen meine kleine Sohn. Danke Frau, bis Morgen.«

»Auf Wiedersehen, Ifigenia.«

4

Der Vater von Klaus, ein viel beschäftigter Geschäftsmann, wurde 65 Jahre alt. Er war verheiratet mit Karla. Beide wohnten in Sonthofen im Allgäu. Ihr Sohn Klaus war 33 Jahre alt und verheiratet mit Tania. Klaus studierte Betriebswirtschaft und arbeitete seit Ende seines Studiums im väterlichen Betrieb. Heute Abend wollte sein Sohn ihn dringend sprechen, weil der die Absicht hat, das Büro nach Kempten zu verlegen, weil er dort wohnte.

»Karla, heute Abend will unser Sohn mit mir sprechen, mal sehen, was er dringendes sagen will.« Klaus kam gerade hinzu. Nach einigen Begrüßungsworten kam Klaus zur Sache.

»Papa, ich weiß, dass du dich von den Geschäften zurückziehen willst, das hast du mir schon einmal gesagt. Ich kann das verstehen und möchte dir vorschlagen, dass ich die Geschäfte als Geschäftsführer weiterführe.«

Vater Markus hatte sich in der Tat mit der Idee beschäftigt, sich langsam in den verdienten Ruhestand zu begeben, um sich mit anderen Dingen zu beschäftigen, zu denen er bislang nicht gekommen ist. Zum Beispiel gemeinsam mit seiner Frau Karla zu verreisen, mehr Golf zu spielen und so weiter. Zu seinem Sohn sagte er:

»Wie stellst du dir das vor? Du weißt, dass ich zwei Betriebe habe, einmal die Bauträgergesellschaft und dann noch den Immobilienhandel, nicht nur hier, sondern auch in Kanada.

»Ja, Vater, das weiß ich alles. Aber du weißt auch, dass ich nicht hier in Sonthofen wohne, sondern in Kempten und daher denke ich, dass ich die Geschäfte von Kempten aus besser führen könnte. Außerdem möchte ich das Franchisegeschäft noch mehr ausbauen und weitere Maklerbüros als Franchisenehmer anwerben, um so den Immobilienverkauf weiter anzubauen und zu verstärken.

»Klaus, du bist intelligent, aber was ist, wenn das Ganze nicht so läuft, wie du dir das vorstellst? Was passiert dann?«

»Papa, es wird gut gehen, das weiß ich, du wirst schon sehen.«

Was er aber seinem Vater verschwieg war, dass er gepokert und enorme Spielschulden hatte, die er nicht an Lee Tum zurück zahlen konnte.

»So ganz überzeugt mich das nicht, Klaus, ich vertraue dir aber und hoffe, dass du uns, deine Eltern, nicht enttäuscht. Handle klug bei all deinen Entscheidungen,«

5

Friedrich Rollau beschloss, nachdem sich das Wetter wieder gebessert hatte, mit seinem Hund wieder einmal ausführlich Gassi zu gehen. Diesmal wollte er am Alpsee eine Wanderung unternehmen. Zu seiner Frau sagte er:

»Liebling, das Wetter ist einmalig schön, was hältst du von einem gemeinsamen Spaziergang am Alpsee?«

»Friedrich, ich kann leider nicht, ich habe noch einiges zu bügeln. Gehe ruhig und nimm Harro mit, der braucht auch Bewegung.«

»Ja, das habe ich vor, also dann bis später. Übrigens, welcher Tag ist heute?«

»Friedrich, du vergisst aber auch alles, heute ist Donnerstag, der 25. Oktober.«

Friedrich Rollau ging mit seinem Hund schon eine Weile am Alpsee entlang, als Harro nervös an der Leine zog. Er zog sein Herrchen abseits des Weges ins Gebüsch.

»Harro, was ist los, warum ziehst du so?« Jetzt entdeckte Rollau, halb zugedeckt mit Laub und ein paar herabgefallenen Zweigen, den Körper einer männlichen Leiche. Eigentlich war es sein Hund, der ihn dorthin zog. Er selbst hätte die Leiche nie gesehen. Er meldete das mit seinem Mobil sofort der Polizei in Sonthofen.

»Kommissariat Sonthofen, Weber am Apparat.«

»Hallo, hier liegt eine Leiche, kommen Sie bitte sofort.«

»OK, wie heißen Sie und wo sind Sie?«

»Mein Name ist Rollau, Friedrich Rollau. Beim Spaziergang mit meinem Hund, hier am Alpsee, entdeckte der eine Leiche. Die Leiche ist etwas mit Laub bedeckt.«

»Wo genau am Alpsee?«

Rollau entgegnete etwas aufgeregt und fast entnervt: »Am südlichen Ende des Campingplatzes, in der Nähe von Immenstadt.«

»Herr Rollau, bleiben Sie bitte dort. Hauptkommissar Colani wird sofort zu Ihnen kommen. Bleiben Sie bitte dort.« »Ja ich bleibe hier.« Die Beamtin notierte Donnerstag, 25. Oktober.

Rollau vertrieb sich inzwischen die Zeit mit seinem Hund. Warf kleine Holzstücke, die von Harro apportiert wurden.

Beate Weber informierte Colani von dem Anruf.

»Herr Colani, wir haben eine Leiche am Alpsee in der Nähe von Immenstadt, dort am südlichen Ende des Campingplatzes. Ein Herr Rollau wartet dort auf Sie, er hat die Leiche entdeckt.«

»Danke, Beate, ich fahre sofort dort hin. Frau Merten und Herr Brandner sollen mit mir kommen.«

Als die Beamten am See ankamen, sahen sie einem Mann mit Hund. Colin sprach diesen Mann an:

»Sind Sie Herr Rollau?«

»Ja, mein Name ist Rollau, Friedrich Rollau.«

»Ich bin Hauptkommissar Colani vom Polizeirevier in Sonthofen und das sind meine Kollegen, Kommissarin Merten und Kommissar Brandner.«

»Herr Rollau, Sie haben uns angerufen und gesagt, dass Sie eine Leiche gesehen hätten, stimmt das?«

»Ja, kommen Sie, Herr Kommissar, schauen Sie, da liegt die Leiche. Mein Hund Harro hat mich hierher gezogen.«

Colani ging gemeinsam mit seinen Kollegen zu der Leiche. Sie sahen einen auf dem Bauch liegenden Mann.

»Mario, nehme du doch bitte die Personalien von Herrn Rollau auf. Er soll morgen Vormittag zu uns kommen, wegen des Protokolls.«

»Frank, das erledige ich sofort.«

Kommissarin Merten beseitigte das Laub von der Leiche und sagte zu Colani:

»Frank, ich sehe keine Verletzung am Körper dieses Mannes. Gaby, verständige bitte die Spusi also die Spurensicherung, Oberinspektor Keller, soll sofort hierher kommen.«

»Wird erledigt, Frank.«

Gaby rief die Spusi an: »Otto, ich bin es Gaby Merten. Hauptkommissar Colani, Kollege Brandner und ich, wir sind hier am Alpsee, in der Nähe von Immenstadt. Hier liegt eine männliche Leiche und wir vermuten einen Mord. Komm doch bitte gleich und sieh dir das einmal an.«

Sie beschrieb ihm noch den Weg.

»Gaby, sage bitte Colani, das wir in etwa 30 Minuten dort sein können.« Gaby teilte dies Herrn Colani mit.

»Mario, was denkst du, äußerlich sind keine Spuren von Gewalt zu entdecken, ist dieser Mann hier getötet worden oder hat man ihn hier nur abgelegt? Nach einem natürlichen Tod sieht mir das nicht aus.«

»Gaby, ich denke genauso. Was war aber das Motiv für diesen Mord?«

»Kollegen, das müssen wir heraus finden. Kennen wir das Motiv, sind wir wieder einen Schritt weiter. Schaut doch einmal her, hier liegt doch etwas.«

Colani ging zu der Stelle, an der Gaby etwas gesehen hat. Tatsächlich, nur etwa zwei Meter entfernt, verdeckt durch Laub, hob er den Gegenstand auf, es war eine Brieftasche.

Colani öffnet die Tasche: »Schau mal einer an, was wir da haben. Geld, 160 Euro, eine Tankquittung, ausgestellt in Pfronten und ein paar Zettel mit Notizen. Seine Armbanduhr hat er noch am Handgelenk. Ja und hier, das ist ja interessant, eine Einladung zu einer Besprechung in München am kommenden Sonntag, den 4. November im Hotel Monaco.«

»Ist in der Brieftasche auch ein Ausweis?«

»Nein, Gaby, einen Ausweis sehe ich nicht. Suchen wir weiter, vielleicht finden wir noch mehr.«

»Frank, auf der Einladung steht dort ein Name?«

»Ja, die Einladung ist auf den Namen Lee Tum ausgestellt. Der Einladung wir dieser Mann nicht mehr folgen, aber vielleicht bringt sie uns doch ein Stück weiter, wenn wir an diesem Tag in München sind. Wir sollten dort unsere Fühler ausstrecken. Kollegen, das Ganze ist spannend und kann uns in unseren Ermittlungen vielleicht ein Stück weiter bringen.«

In der Zwischenzeit traf auch Oberinspektor Keller von der Spurensicherung mit ein paar Kollegen ein.

»Hallo, Hauptkommissar Colani, ich schätze, dass dies wohl Ihr erster Mordfall in Ihren neuen Arbeitsbereich ist. Konnten Sie schon einiges feststellen?«

»Ja, Herr Keller, einiges konnten wir feststellen, aber nicht die Todesursache. Äußerlich konnten wir nichts entdecken. Wir fanden aber in Nähe der Leiche diese Brieftasche mit Geld und ein paar Zettel, die wir auswerten müssen. Vielleicht bringt uns das auf eine Spur. Die kriminaltechnische Untersuchung soll alles untersuchen, auch auf Fingerabdrücke. Übrigens dieser Mann dort mit dem Hund hat uns von dem Leichenfund informiert. Sein Name ist Rollau, seine Personalien haben wir. Ich habe Zweifel, ob dies der Tatort ist.«

Zu seinen Kollegen sagte Keller: »Sperren wir zunächst den Tatort ab und dann beginnen wir mit unserer Arbeit.«

Colani wandte sich an Keller: »Also, dann lassen wir Sie jetzt einmal allein. Sagen Sie, wann kann ich Ihren Bericht haben?«

»Meinen Bericht kann ich Ihnen morgen am Nachmittag mit Fotos etc. überbringen.«

»Danke, Herr Keller und viel Vergnügen mit der Leiche, vielleicht sagt sie Ihnen, wer der Täter war. «

»Ha, ha, ha.« war die einzige Antwort, die Colani erhielt.

Colani fuhr mit seinen Kollegen zurück ins Büro nach Sonthofen. Unterwegs sagte Kommissarin Merten zu Colani:

»Respekt Frank, kaum bist du in unserem Kommissariat, haben wir schon den ersten Mord. Mal sehen was noch kommt.«

6

Am verabredeten Tag wartete Klaus Neumann in seinem Büro auf Lee Tum. Es war vereinbart, dass er sich um vier Uhr nachmittags mit ihm treffen würde. Die letzten 10 Tage, die für die Rückzahlung des Spielkredites vereinbart waren, waren heute abgelaufen. Sein bester Freund Rudy war auf einem Kaffee bei ihm vorbeigekommen.

»Klaus, was ist los, du machst ja ein Gesicht, was ist passiert?«

»Rudy, ich stecke in großen Schwierigkeiten.«

»Was für Schwierigkeiten, sag schon, kann ich dir vielleicht helfen?«

»Nein, das kannst du nicht. Ich habe riesige Schulden beim Pokerspiel gemacht und heute kommt der Mann, Lee Tum heißt der, von dem ich das Geld geliehen habe und er fordert es jetzt zurück.«

»Du meine Güte, wie viel ist das denn?«

»Es sind 45.000 Euro.«

»Was, 45.000 Euro? Du bist verrückt»

»Rudy, dieser Mann ist sehr gefährlich. Als er das letzte Mal bei mir war, um sein Geld zu holen, war ein Baum von Kerl an seiner Seite. Ich sagte Tum, dass ich das Geld im Moment nicht habe. Er gab er mir 10 Tage Zeit und die sind heute zu Ende. Rudy, ich denke, du solltest jetzt lieber gehen.«

»Warum soll ich jetzt gehen, ist es nicht besser, wenn ich gerade jetzt bei dir bleibe?

»Mein lieber Freund, dieser Baum von Kerl, der das letzte Mal mit Lee Tum hier war, hat mir auch ein paar schmerzhafte Rippenstöße verpasst. Gehe lieber.«

»Was sagtest du, wie heißt der Mann, dem du das Geld schuldest?«

»Ja, ich sagte es eben, der Mann heißt Lee Tum, er ist kein Deutscher, aber welche Nationalität er hat, weiß ich auch nicht. Er spricht aber fließend deutsch.«

»Oh, mein Gott, auch das noch. OK, ich gehe jetzt, rufe mich bitte an, wie die Sache ausgegangen ist, wenn dieser Mensch dich verlassen hat. Ich möchte wissen, dass es dir gut geht. Na denn, auf Wiedersehen.«

»Mach‘s gut, Rudy.«

Klaus wartete noch zwei Stunden. Als Lee Tum immer noch nicht erschien, beschloss er, nach Hause zu gehen. Mit seinem Handy rief er seinen Freund Rudy an.

»Hallo Rudy, ich bin jetzt auf dem Nachhauseweg. Der Kerl ist nicht gekommen. Er sollte um 16 Uhr da sein. Ich habe 2 Stunden gewartet. Aber, gottseidank, umsonst. Weiß der Teufel, was passiert sein mag. Vielleicht hat er vergessen, dass er heute kommen wollte. Aber mir ist das sehr recht, denn ich hätte ihn ja wieder nicht bezahlen können, woher auch.«

»Klaus, sei doch froh darüber, dass er nicht erschienen ist.«

»Natürlich bin ich froh darüber. Ich frage mich nur, was er jetzt vorhat.«

7

Helmut Fischer war Immobilienmakler. Verheiratet mit Judith, beide waren kinderlos und wohnten in Oberstdorf. Sein Geschäft lief gut und er verdiente hervorragend. Er hatte viele Ideen, die er in der Vergangenheit immer zu Geld gemacht hat. Die besten Ideen kamen ihm beim Gleitschirmfliegen. Diesen Sport betrieb er seit einigen Jahren. Er startete immer unterhalb des Nebelhorns bei Oberstdorf. Von dort aus segelte er dann hoch über die Alpen. Gerne steuerte er, bei guter Thermik, die Riesenfernergruppe an. Er sagte, es ist ein schönes und befreiendes Gefühl, über die Alpen zu gleiten.

Heute dachte er beim Fliegen an seinen Freund und Anlageberater Peter Papendorf. Er hatte bei ihm viel Geld angelegt und auf seine Beratung hin auch bei einer bekannten Sub-Prime-Bank in den USA Zertifikate gekauft. Die derzeitige Wirtschaftskrise hatte vieles zunichte gemacht. Er benötigt dringend Geld, weil er in Portugal investieren wollte. Ein Baugrundstück hatte er dort schon in der Algarve gekauft.

Die Algarve hatte er schon vor Jahren während eines Urlaubs kennengelernt und sich in die schöne Landschaft verliebt. Es war auch der angrenzende Atlantik und vor allem das, über das ganze Jahr hinweg, milde Klima. Auf dem Grundstück, in der Stadt Albufeira, beabsichtigte er, eine Ferienanlage zu bauen. Aus diesem Grund wollte er die amerikanischen Zertifikate verkaufen und das mit seinem Freund und Anlageberater Papendorf besprechen.

Obwohl Lee Tum nicht erschienen war, wusste Klaus, dass dieser früher oder später wieder auftauchen würde. Deswegen beichtete er schließlich seinem Vater seine Probleme.

»Vater, ich habe nicht nur mich, sondern auch uns alle in eine schwierige Lage gebracht. Ich weiß nicht mehr, was ich noch tun soll. Ich habe jede Menge Schulden gemacht.«

Sein Vater unterbrach die Rede seines Sohnes:

»Was sagst du da, was soll das heißen, jede Menge Schulden? Wieso, wie viel und wem schuldest du Geld?«

»Um meine Schulden beim Finanzamt zurückzahlen zu können, habe ich gepokert.«

»Mein Gott, was sagst du da, welcher Teufel hat dich da geritten? Wie viel Geld hast du beim Pokern verloren?«

»Es sind 45.000 €. Und um meinen Verpflichtungen nachzukommen, habe ich auch von einen unserer Kunden einen Kredit erhalten. Aber der will jetzt auch sein Geld wieder zurück haben.

»Auch das noch. Wie konntest du nur von einem unserer Kunden Geld leihen, das ist ja das allerletzte. Dieses Geld müssen wir sofort zurück zahlen. Und wem schuldest Du sonst noch Geld? Raus mit der Wahrheit.«

Klaus war aufgeregt und war dem Heulen nahe, er wusste ja, dass er großen Mist gebaut hat.

»Vater, ja ich weiß, dass ich unüberlegt gehandelt habe, aber es ist nun einmal geschehen und ich kann es nicht mehr ändern. Schlimm ist auch, dass ich beim Finanzamt und bei der Sozialversicherung in der Kreide stehe.«

»Um wie viel geht es da?«

»Papa ich gebe euch Morgen eine Zusammenstellung.«

»Klaus, mir fehlen die Worte, das kann doch nicht alles wahr sein. Verdammt nochmal, sag mir, dass das alles nur ein Scherz ist. Warum bist du nicht einfach zu mir gekommen und hast mich um Rat gefragt. Es gibt immer eine Lösung. Und was jetzt, hast du eine Idee, wie du aus dieser Schweinerei raus kommst?«

»Nein, Ich habe keine Idee, ich bin am Ende.«

»O.K. Wir nehmen jetzt den besten Steueranwalt, der beim Finanzamt gegen den Steuerbescheid Einspruch erhebt. Die Immobilie, mit dem Büro, die wir dir geschenkt haben, musst du jetzt verkaufen. Der Wert ist um die 160.000 €. Dieses Vermögen hast du schon jetzt verloren. Wir haben dir vertraut, du aber hast unser Vertrauen missbraucht, was bist du nur für ein Sohn, du hättest mich doch immer um Rat fragen können, dann wäre diese Katastrophe nie passiert. Ich habe dir auch gesagt, bei allem was du tust sei klug. Du bist ein Verlierer. Wenn ich dir jetzt nicht helfe, landest du in der Gosse. So sieht es doch aus. Ich werde mir überlegen, ob ich dir helfen werde.«

Klaus verließ seinen Vater ohne ein Wort der Rechtfertigung oder Entschuldigung.

8

Rudy besuchte seinen Freund Klaus. Er wollte ihm das Neueste aus der Zeitung zeigen.

»Klaus, hast du schon die Zeitung gelesen?«

»Nein, habe ich nicht, was soll sein, geht die Welt unter?«

»Nein, mein lieber Freund, die Welt geht nicht unter. Aber für dich geht sie vielleicht auf. Du hast mir doch einen Namen genannt, war das nicht ein Lee Tum, der von dir Geld haben will? Der ist ermordet worden. Hier lies mal selbst, was da geschrieben steht.«

Klaus nahm die Zeitung, und tatsächlich, da stand es mit großer Überschrift: „Spielhöllenboss ermordet“ und weiter, die Kriminalpolizei untersucht den Fall.

»Rudy, das ist ja ein Ding. Also, ich weine dem Kerl keine Träne nach. Jetzt erklärt sich auch, dass ich am Zahltag vergeblich auf ihn gewartet habe. Was aber passiert jetzt mit meinen Schulden, muss ich die jetzt bei einem anderen begleichen?«

Rudy meinte: »Das weiß ich auch nicht. Wie viel Schuldscheine sind das? Steht da nur als Gläubiger Lee Tum oder jemand anderes? Hast du eine Kopie?«

»Es gibt nur einen Schuldschein und soweit ich mich erinnere, steht als Gläubiger nur der Name Lee Tum drauf«

»Klaus, du musst jetzt aufpassen, dass nicht ein anderer sich der Schuldscheine bemächtigt hat und von dir das Geld fordert.«

»In der Zeitung steht auch, dass die Kriminalpolizei den Mordfall untersucht. Was ist, wenn die Polizei auch meine Teilnahme am illegalen Pokerspiel heraus findet, was dann?«

»Klaus, die Gefahr besteht, aber ich hoffe, dass alles gut für dich ausgeht.«

»Weiß der Teufel, wie das jetzt weiter geht. Ein gutes Gefühl habe ich dabei nicht. Ob die Polizei herausfindet, dass ich mit diesem Kerl gepokert habe? Ob durch dessen Tod auch meine Schulden bei dem sich in Nichts auflösen?«

»Das kann durchaus sein, wenn der Gläubiger verstorben ist. Ich bin kein Jurist, um das beurteilen zu können. Und ob diese Schulden vielleicht vererbbar sind, weiß ich auch nicht.«

Markus Neumann sprach mit seinem Sohn über die laufenden Geschäfte. Beide hatten sich für den Nachmittag verabredet. Als sein Sohn am Nachmittag zu ihm kam, fragte er ihn:

»Klaus, was sagte übrigens dein Anwalt zu der ganzen Misere? Ich möchte von dir hören, wie es nun weiter geht.«

»Also, der Anwalt hat Kontakte mit dem Finanzamt aufgenommen. Das Finanzamt hat ihm die Summe mitgeteilt, die noch von mir zu bezahlen ist. Das Finanzamt prüft auch noch, ob eine Konkursverschleppung vorliegt. Sollte dieser Fall vorliegen, wird wohl noch strafrechtlich gegen mich ermittelt werden. Mein Anwalt hat gegen die Steuerbescheide Einspruch erhoben. Er ist ein guter Anwalt und im Steuerrecht sehr versiert. Er sagte mir, dass er bei den Forderungen des Finanzamtes immer nach den Fehlern des Gegners sucht und danach seine Schriftsätze formuliert.«

»Klaus, das ist ja ungeheuerlich, was ich da höre, auch eventuelle strafrechtliche Ermittlungen? Junge, was hast du bloß für eine Scheiße gemacht. Hat der Anwalt schon seine Rechnung präsentiert?«

»Ja, das hat er. Er will, um den Prozess mit dem Finanzamt zu Ende zu bringen, Forderungen von insgesamt 4.500 Euro die er in Raten, je nach Stand des Steuerprozesses erhält.«

»Hast du schon etwas an ihn bezahlt?«

»Papa, das ist mein Problem. Von den Einnahmen, die ich derzeit habe, kann ich ihn nicht bezahlen. Ich möchte dich bitten, auch hier einzuspringen.«

»Mein Gott, Klaus, du bringst uns, deine Eltern, in immer weitere Schwierigkeiten. Wie hast du bloß gewirtschaftet?

»Du bist nach deinem Studium in meine Firmen eingestiegen, um bei mir zu arbeiten. Deine Bewerbungen bei anderen Unternehmen brachten keinen Erfolg. Ich habe also zugestimmt, in der Hoffnung, dass du meine Leistungen, zum Wohle unserer Firma, noch weiter ausbauen wirst.«

»Nein, du wolltest doch, dass ich bei dir arbeiten soll.«

»Warum sagst du so etwas? Du weißt, dass das nicht wahr ist. Mein lieber Sohn, da du nun in meinen Firmen gearbeitet hast, warst du verpflichtet, unseren Betrieb weiter auszubauen und das Geld zusammen zuhalten. Dann hast du aber, weil du selbständig arbeiten wolltest, meine Firmen in den Ruin getrieben. Warum schweigst du? Du bist mir eine verdammte Antwort schuldig. Klaus, ich habe dir vertraut. Was nun? Ich hatte daran gedacht, mich so langsam zur Ruhe zu setzen und jetzt diese Pleite.«

Klaus hört sich die Standpauke an und schwieg weiter.

»Was ist bloß los mit dir, für was hast du Betriebswirtschaft studiert? Wir haben dir diesen Wunsch erfüllt. Auch haben wir dir dein Studium im Ausland finanziert. Und was ist dabei herausgekommen? Du hättest besser das Fach Klugheit studieren sollen, aber dieses Fach wird wohl auf keiner Universität gelehrt, oder? Und noch etwas mein Sohn, wichtig ist für deine Zukunft, dass du ein Ziel hast und dieses Ziel, gepaart mit Klugheit, das ist´s was Gewinn bringt.«

Abends erzählte Markus seiner Frau von dem Gespräch, das er mit seinem Sohn hatte. Sein letzter Satz war:

»Karla, ich kann es nicht fassen, das kann doch nicht mein Sohn sein.«

»Bedenke bitte eines, Markus, Klaus ist unser Sohn und wir dürfen ihn und seine Familie jetzt nicht im Stich lassen.«

»Da haben wir es, wieder einmal lässt du dein Herz sprechen. Wo ist dein Verstand und auch meiner bei unseren Entscheidungen geblieben?«

9

Sabine Papendorf verabredete sich, so oft es ging mit ihrem Liebhaber Ben Targer in seiner Zweitwohnung in Bad Hindelang, um dort mit ihm alleine zu sein. Ben war 35 Jahre alt, hatte eine stattliche Figur und war ein sehr erfolgreicher marokkanischer Geschäftsmann. Ihr Mann Peter sollte von dieser Beziehung vorläufig nichts erfahren. Heute hatte Sabine den Wunsch, Ben zu treffen und rief ihn auf seinem Handy an. Er meldete sich,

»Targer, wer spricht?«

»Hallo, Ben, ich bin es, Sabine. Hast du heute Nachmittag Zeit?«

»Oh ja, liebste Sabine, du weißt ja, für dich habe ich immer Zeit. Ich sehne mich auch nach dir. Wann wollen wir uns treffen?«

»Ich denke, dass ich so gegen 4 Uhr am Nachmittag in deiner Wohnung in Bad Hindelang bin.«

»Prima Sabine, ich freue mich sehr und bitte, fahre vorsichtig, also bis dann.«

Am Samstag, wie verabredet, war Helmut Fischer im Büro seines Anlageberaters Papendorf und klingelte am Eingang.

»Hallo Helmut, komm rein, schön, dass du hier bist. Was kann ich für dich tun?«

»Peter, du musst eine Menge für mich tun. Von meinem Geld, das du für mich angelegt hast, brauche ich mindestens die Hälfte, oder mit anderen Worten gesagt, ich benötige dringend 300.000 Euro.«

»Warum brauchst du diese Summe?«

»Ich brauche diese Summe deshalb, weil ich in ein weiteres Objekt, das ich in Portugal angefangen habe, investieren will. Also sage mir, bis wann ich über diese Summe verfügen kann.«

»Helmut, heute ist Samstag, also Wochenende und da kann ich nicht viel machen. Wie du weißt, hast du bei mir Geld in Zertifikate und auch in eine Schiffsbeteiligung investiert. Ich muss jetzt herausfinden, welchen Wert diese Kapitalanlagen heute haben. Helmut, bis Montagnachmittag kann ich dir genaues sagen.«

»Peter, ich verlasse mich auf dich. Also dann bis Montag.«

Sabine ist mit ihrem Auto unterwegs nach Bad Hindelang. Auf der Fahrt nach dort ließ sie ihr Verhältnis zu Ben Revue passieren. Sie wusste, zwischen ihr und Ben hat sich eine leidenschaftliche Liebe entwickelt. Durch die Liebe zu ihm fühlte sie sich frisch und aufgeblüht. Sie konnte von ihrem Ben nicht mehr lassen. Endlich war sie in Bad Hindelang angekommen. Von Oberstdorf, ihrer Wohnung, bis nach Bad Hindelang waren es ja nur etwa 20 km.

Ben erwartete sie schon ungeduldig auf der Straße, vor dem Haus. Hier besaß er seit 3 Jahren eine Zweitwohnung. Die Wohnung war großzügig und er hatte sie etwas orientalisch eingerichtet. Von hier aus machte er seine Geschäfte mit deutschen Firmen und besonders auch mit dem Libanon. Er erinnerte sich an den Tag, als er Sabine auf dem Golfplatz kennen lernte. Es muss Liebe auf dem ersten Blick gewesen sein. Es entstand zu ihr eine tiefe und leidenschaftliche Liebe. Endlich, er sah ihr Auto kommen.

»Hallo Sabine, Liebling, wie war die Fahrt? Schön, dass du endlich hier bist, ich habe dich schon sehnsüchtig erwartet.«

»Ja, Ben, ich freue mich auch, wenn ich in deiner Nähe bin. Ich habe auch ständig Sehnsucht nach dir.«

»Komm rein, ich habe für uns einen schönen Wein, einen feinen Riesling, kühl gestellt. Es ist der, den du so magst. Wie war dein Tag?«

»Weißt du Ben, ich habe einige Dinge im Garten arrangiert und meine Griechin hat mir dabei geholfen. Mein Mann ist heute unterwegs und da habe ich auch Zeit, mich wieder einmal mit dir zu treffen. Lass uns jetzt einen guten Schluck Riesling genießen. Du hast ja eine tolle CD aufgelegt mit einer Musik zum Träumen, herrlich Ben.« Beide verbrachten einen schönen Tag voller Liebe miteinander.

»Ben, du bist auf einmal so nachdenklich, an was denkst du gerade?«

»Sabine, mir geht schon eine ganze Weile im Kopf herum, ob dein Mann, Peter, schon etwas von unserem Verhältnis weiß?«

»Nein, ich glaube nicht und ich hoffe, dass er das nicht so schnell herausfindet. Ich habe den Verdacht, dass er eine Freundin hat. Er ist oftmals erst spät abends zu Hause. Wir verstehen uns schon seit ein paar Monaten nicht mehr so gut wie früher. Aber wie geht es dir, Ben?«

»Ach, nicht schlecht, meine Geschäfte laufen sehr gut. Morgen muss ich leider für ein paar Tage in den Libanon. Es geht dort um einen Geschäftsabschluss.«

»In welcher Stadt bist du dort?«

«Ich habe in Beirut zu tun.«

»Kannst du mir sagen, um was es dabei geht, oder ist das geheim?«

»Sabine, du kennst wahrscheinlich die schlimmen politischen Verhältnisse in diesem Land. Die Opposition dort kommt mit ihren Bemühungen, einen politischen Wechsel zu erreichen, nicht voran und man hat mich gebeten, ihnen mit Material zu helfen. Ja, und das tue ich gerne, sind wir doch auch Glaubensbrüder. Sabine, was hältst du davon, wenn wir beide einmal für 2 Wochen nach Marokko reisen. Ich kann dir dann in Marrakesch, meiner Heimatstadt, vieles von den Schönheiten der Stadt und auch der Umgebung zeigen. Wie du weißt, habe ich dort auch eine Wohnung.«

»Lieber Ben, deine Idee finde ich großartig. Ich muss nur einmal darüber nachdenken, wie und wann ich das bewerkstelligen kann. Ich freue mich aber schon jetzt darauf, einmal deine Heimat kennen zu lernen.«

»Liebling, du wirst sehen, Marokko ist ein schönes Land.«

»Ach Ben, bei allem, was du tust, sei vorsichtig. Ich liebe dich sehr und komm mir gesund wieder.«

Und zum Abschied umarmten sie sich mit vielen Küssen.

Peter Papendorf hatte geschäftlich in Bad Hindelang zu tun. Auf dem Nachhauseweg kam er an der Ostrach Straße vorbei und sah das Auto seiner Frau vor dem Haus geparkt, in dem Ben Targer ein Appartement hat. Papendorf erinnerte sich, dass er schon einmal bei ihm war, um mit ihm eine besonders gute Kapitalanlage zu besprechen. Targer kannte er auch vom Golfspielen her. Was aber machte Sabine zu dieser Zeit hier? Er beschloss hinein zu gehen und klingelte an der Tür. Als sich nichts tat, klingelte er mehrmals, aber ohne Erfolg. Also fuhr er nach Hause und machte sich während der Fahrt so seine