Lukas Undercover – Voll verpeilt ist halb gerettet - Stephan Knösel - E-Book

Lukas Undercover – Voll verpeilt ist halb gerettet E-Book

Stephan Knösel

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Beschreibung

Eine falsche Entführung, eine missglückte Rettung und jede Menge Chaos Oh man, alles nervt. Lukas und seine Familie sind noch immer im Zeugenschutzprogramm. Und wegen der Geschichte mit dem vorgetäuschten Krokodil-Angriff lässt ihn Elena als Rache unleidige Aufgaben für sie erledigen - zum Beispiel ihre Fußballschuhe putzen. Plötzlich ist Elena spurlos verschwunden und Lukas ist erstmal froh sie losgeworden zu sein. Schon bald stellt sich allerdings heraus, sie wurde entführt und wird von den Hutter-Brüdern irgendwo in einem Keller gefangen gehalten. Lukas muss einsehen, dass er sich nun doch um die Sache kümmern, Elena suchen und befreien muss. Doch Lukas wäre nicht Lukas, wenn das nicht wieder gründlich in die Hose gehen würde … Actionreich, witzig und schräg: Eine rasante Krimikomödie um einen liebenswerten Helden zum Mitleiden und Schlapplachen! 

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Seitenzahl: 145

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Stephan Knösel

Lukas Undercover

Voll verpeilt ist halb gerettet

 

 

Mit Illustrationen von Reto Klindt

 

 

Band 2

 

 

Über dieses Buch

 

 

Eine falsche Entführung, eine missglückte Rettung und jede Menge Chaos

Oh man, alles nervt. Lukas und seine Familie sind noch immer im Zeugenschutzprogramm. Und wegen der Geschichte mit dem vorgetäuschten Krokodil-Angriff lässt ihn Elena als Rache unleidige Aufgaben für sie erledigen - zum Beispiel ihre Fußballschuhe putzen. Plötzlich ist Elena spurlos verschwunden und Lukas ist erstmal froh sie losgeworden zu sein. Schon bald stellt sich allerdings heraus, sie wurde entführt und wird von den Hutter-Brüdern irgendwo in einem Keller gefangen gehalten. Lukas muss einsehen, dass er sich nun doch um die Sache kümmern, Elena suchen und befreien muss. Doch Lukas wäre nicht Lukas, wenn das nicht wieder gründlich in die Hose gehen würde …

Actionreich, witzig und schräg: Eine rasante Krimikomödie um einen liebenswerten Helden zum Mitleiden und Schlapplachen! 

 

 

Weitere Informationen finden Sie unter www.fischerverlage.de/kinderbuch-jugendbuch

Biografie

 

 

© Christian Meckel

Stephan Knösel, 1970 geboren, lebt mit Frau und zwei Kindern in München. Er arbeitet als freiberuflicher Drehbuchautor und wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Für seinen Roman »Echte Cowboys« erhielt er das Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendium 2011, die Auszeichnung Buch des Monats, Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur, Volkach, Februar 2011 sowie den Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte Literatur 2010. Sein zweiter Jugendbuchroman »Jackpot - wer träumt, verliert« war 2013 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.

 

Reto Klindt studierte Illustration und Kommunikationsdesign an der HTK und Animationsdesign an der ASH in Hamburg. Seit 2008 arbeitet er als freiberuflicher Illustrator und Kommunikationsdesigner. Er lebt in Schleswig-Holstein.

Weitere Informationen zum Kinder- und Jugendbuchprogramm der S. Fischer Verlage finden Sie unter www.fischerverlage.de

Für Tini Meckel,

die beste Mama überhaupt

1Der Umzug, oder: Wann wird 6 Uhr früh als Uhrzeit endlich abgeschafft?

Also wenn es etwas gibt, das ich überhaupt nicht ausstehen kann, dann sind das die Worte: »LUUUKAS … AUFWACHEN!«

Meistens sagt die mein Vater, was tierisch nervt – vor allem jetzt … Ich träumte nämlich gerade, dass ich der neue James Bond war – und weil mich so ein fieser Bösewicht namens General Bolsanero durch den brasilianischen Urwald jagte, konnte ich natürlich in diesem Moment unmöglich aufwachen!

Also krallte ich mich mit den Fingern und Zehen an allen vier Zipfeln meiner Bettdecke fest. Denn das würde mein Vater garantiert als Nächstes versuchen: mir die Decke wegziehen, damit ich endlich aufstehe. Aber nicht mit mir, Leute!

Zum Glück hatte Q mir für mein Dschungel-Abenteuer ein paar neue Waffen mitgegeben: unter anderem ein superpraktisches Hosentaschen-Maschinengewehr, mit dem ich General Bolsanero in Schach halten konnte. Der wollte ja den gesamten Regenwald abholzen, um megareich zu werden – was ich auf keinen Fall zulassen wollte. Doch genau deswegen feuerte der General jetzt mit seinem Panzer einen Schuss nach dem anderen auf mich ab.

Aber damit ließ ich ihn nicht durchkommen! Ich hatte ja Q’s Anti-Schwerkraft-Geländemotorrad. Darauf raste ich gerade einen hundert Meter hohen Mammutbaum hoch, machte über dem Wipfel noch ein paar Saltos, dann griff ich nach einer Liane und schwang mich wie Tarzan auf Bolsaneros Rücken – während das Motorrad direkt vor dem Panzer zu Boden fiel und explodierte. Schnell steckte ich mir noch ein Paar Ohrenstöpsel rein – damit meine Trommelfelle schön heil blieben –, dann packte ich Q’s Laser-Handschellen aus, um sie dem General anzulegen.

Ich hatte meine Mission also fast schon erfolgreich ausgeführt – aber in dem Moment spazierte natürlich mein Vater wieder ins Zimmer und flötete:

»Komm schon, Lukas – du musst aufstehen!«

»ESISTWOCHENENDE!«, rief ich unter meiner Bettdecke zurück. Wenigstens am Wochenende wollte ich so lange träumen, wie es ging … und an diesem ganz besonders! Denn wenn ich aufwachte, wartete ja das absolute Grauen auf mich. Noch furchtbarer sogar als ein General Bolsanero! Und dieses Grauen konnte ich nicht einfach mit irgendwelchen Hosentaschen-Maschinengewehren abknallen. Weil es die in Wirklichkeit ja gar nicht gab!

Wahrscheinlich könnt ihr es euch schon denken: Dieses Grauen hat auch einen Namen – und der fängt mit E an und hört mit leeeeena auf.

»Lukas, bitte!«, sagte Papa genervt, weil ich den Kampf um die Bettdecke mal wieder gewann. Doch dummerweise hatte er dann eine noch viel bessere Idee, um mich aus dem Bett zu werfen. Er schaltete das Radio ein.

»WAGESJANICHT!«, sagte ich mit meiner tiefsten Batman-Stimme.

Doch genau das tat mein Vater: Er fand einen Sender, der deutsche Schlager spielte … und plötzlich trällerte Helene Fischer etwas von Sonnenuntergängen, ewiger Liebe und dem perfekten Haarspray durch mein Zimmer. Und ausgerechnet damit wurde ich geweckt – mit Helene Fischer! Mit der im Radio würde wahrscheinlich sogar Graf Dracula aus seinem Sarg hüpfen und ins Tageslicht rennen und dabei auch noch freiwillig eine Knolle Knoblauch verputzen.

»DASISTUNFAIR!«, rief ich und sprang aus dem Bett.

Am liebsten hätte ich das Radio aus dem Fenster geworfen. Doch das Fenster war noch zu – und es war ja nicht das Radio schuld an der Foltermusik, sondern mein Vater. Den würde ich zwar auch manchmal gern aus dem Fenster schmeißen, aber dafür war er mir momentan noch zu schwer – ich war ja erst zehn.

»Hallo – schon vergessen? Wir ziehen heute um!«, sagte Papa so gutgelaunt, dass ich schon Angst bekam, er würde selber gleich anfangen zu singen. »Freust du dich gar nicht? Endlich wohnen wir wieder zusammen! Mama, Bernhard, du und ich – und Onkel Martin kriegt die Einliegerwohnung. Das neue Haus hat sogar einen richtig großen Garten!«

Da erinnerte ich mich wieder. »Doch, doch«, sagte ich verschlafen, denn darauf freute ich mich ja wirklich.

»Warum schaust du dann so bedröppelt?«, fragte Papa.

Ich zögerte einen Augenblick, dann sagte ich: »Na ja … vielleicht weil Wochenende ist und erst sechs Uhr morgens? Das passt doch irgendwie nicht zusammen!«

Das stimmte zwar, aber nur halb: Es war nicht der wahre Grund, warum ich nicht aufstehen wollte. Den konnte ich Papa leider niemals verraten …

 

Falls ihr die Sache mit Flauschi vergessen habt, könntet ihr das jetzt natürlich in Band 1 nachlesen – aber dann wärt ihr ja weg, und das wär doof. Deswegen hier noch mal in Kürze das Allerwichtigste:

Meine Familie und ich sind vor ein paar Wochen ins Saarland gezogen, aber nicht ganz freiwillig, sondern weil uns die Polizei ins Zeugenschutzprogramm gesteckt hat. Mein Onkel hatte sich nämlich mit so einem fiesen Umweltzerstörer angelegt, einem Bauunternehmer namens Karl »Klatsche« Keiler. Und der wollte uns dann fertigmachen – was natürlich null geklappt hat, weil er sich dafür die falsche Familie ausgesucht hatte. Aber momentan mussten wir eben eine Weile untertauchen, und zwar in Saarbrücken-Dudweiler, bis diesem blöden Karl »Klatsche« Keiler der Prozess gemacht wurde.

Das Problem dabei war nur, dass wir uns hier »bedeckt halten« sollten – deswegen hatte mir die Polizei eingebläut, dass ich so lange leider auf meine Hobbys verzichten müsste. Die bestanden nämlich aus Lehrer ärgern, überhaupt Idioten ärgern, vor allem natürlich Mädchen ärgern – und generell so viel Mist bauen wie möglich, damit ja keine Langeweile aufkam. Doch mit solchen Hobbys fällt man in der Öffentlichkeit nun mal ab und zu auf – das lässt sich leider nicht vermeiden. Nur auffallen durfte ich hier eben nicht. Weil sonst dieser Karl »Klatsche« Keiler Wind davon bekommen könnte, wo meine Familie sich gerade versteckte. Und wer weiß, was für Fiesheiten dem noch einfallen würden, um meinen Onkel unter Druck zu setzen?

Also versuchte ich – was echt weh tat –, eine Weile lang brav zu sein beziehungsweise unauffällig. Aber das klappte eben nicht, weil mir da diese Elena dazwischenkam! Die verwechselte nämlich mein Zwangsbravsein mit Freiwillig-langweilig-Sein – und das konnte ich ja wohl nicht auf mir sitzen lassen.

Ich meine, ich und langweilig! Das ist ja ungefähr so, als würde man Dwayne »The Rock« Johnson für zu mickrig halten und ihm ein Glas Milch in die Hand drücken, damit ihm endlich mal ein paar Muskeln wachsen.

Jedenfalls wollte ich Elena davon überzeugen, dass ich nicht langweilig war – das musste einfach sein. Dafür bastelte ich zusammen mit meinem Bruder ein ferngesteuertes Krokodil, das wir Flauschi nannten und danach in einem Badesee aussetzten. Und dann sollte Bernhard in dem See baden gehen, so dass ich ihn vor unserem Fake-Krokodil retten konnte … und weil ja nur wir wussten, dass es ein ferngesteuertes falsches Krokodil war, hielten mich danach alle für einen Held, sogar Elena.

Mein Plan hatte also supergut funktioniert! Zumindest bis Elena etwas später dieses Fake-Krokodil in unserer Garage fand. Seitdem hatte sie mich in der Hand. Meine Heldennummer hatte damals ziemlich viel Staub aufgewirbelt. Die Polizei war da gewesen, und die Feuerwehr, die Zeitung, sogar das Fernsehen! Wenn Elena mich jetzt verraten würde, hätte ich einen Mordsärger an der Backe. Das war auch der Grund, warum ich meiner Familie nichts davon erzählen konnte, zumindest den Erwachsenen nicht. Dann würde ich ja nur noch mehr Ärger kriegen.

Tja, und deswegen war ich jetzt nebenberuflich Elenas Sklave und durfte bei ihr zu Hause den Rasen mähen … oder die Hecke schneiden … den Keller ausmisten … irgendwelche Türrahmen mit Schmirgelpapier abschleifen … beim Flohmarkt mithelfen … ihre Fußballschuhe putzen – all diese herrlich tollen Dinge durfte ich jetzt für sie machen, es war echt zum K…!

 

Ich krempelte mich aus der Decke und setzte mich im Bett auf, während Papa das Fenster öffnete und mir mein Wasserglas reichte. Da dröhnte schon ein Hupen von der Straße hoch – aber kein gewöhnliches Hupen: Es war ein gehuptes Highway to Hell von AC/DC. Das da unten war Onkel Martin – der im nächsten Moment schon zu uns hochrief: »Christian, wo ist denn der Lkw?«

»Den wolltest du doch abholen!«, rief Papa aus dem Fenster.

»Was?!«, fragte Onkel Martin, als hätte Papa ihm einen Kübel Wasser über den Kopf geschüttet. »Wie kommst du denn darauf?«

»Na weil du das gestern angeboten hast!? Weißt du nicht mehr? Bei Luigi – beim Pizza-Essen!«

»Ach das!« Onkel Martin winkte ab. »Das hab ich doch nur aus Höflichkeit gesagt – um vor der hübschen Kellnerin anzugeben. So was dürft ihr doch nicht gleich ernst nehmen.«

Papa stöhnte wie ein Donner, der sich über einen zu späten Blitz ärgerte. »Und was machen wir jetzt?«, fragte er.

»Na, dann fahr ich wohl mal zur Autovermietung und hol den Lkw, oder?«, antwortete Onkel Martin unten.

Ich drängelte mich neben Papa ans Fenster. »Kann ich mitkommen?«, rief ich.

»Äh … wenn dein Vater nichts dagegen hat«, sagte Onkel Martin und stieg von seiner alten Vespa ab.

Das war natürlich möglich, aber zum Glück hatte ich schon eine Idee, wie ich ihn trotzdem rumkriegen würde. »Du könntest ja schon mal ein paar Umzugskisten runtertragen, Papi. Oder … ist das zu schwer für dich alleine?«

»Wie bitte!?«, antwortete Papa empört. »Ihr wisst doch, dass ich seit eineinhalb Wochen Mitglied in einem Fitnessstudio bin! Ich bin ja wohl in Topform!«

Ich atmete erleichtert, aber unauffällig aus. Ich war ja auch in Topform – nur hatte ich null Bock, Umzugskisten rumzuschleppen. »Dann ist ja gut!«, sagte ich zu Papa, bevor ihm noch einfiel, dass er vielleicht doch nicht so fit war.

Im Fitnessstudio schlürfte er nämlich die meiste Zeit nur irgendwelche Eiweißshakes am Empfangstresen, weswegen sein kleines Bäuchlein sogar noch ein bisschen größer geworden war. Doch Papa sagte bloß – jetzt wieder zu Onkel Martin unten:

»Wollt ihr vorher vielleicht noch was frühstücken? Ich hab ein ganz, ganz tolles Vollkornbrot gekauft – und diesen leckeren Grünkern-Pastinake-Aufstrich … der wirklich total lecker ist, wenn man sich erst mal daran gewöhnt hat!«

Als ich das hörte, lief ich natürlich noch schneller aus dem Zimmer und zog mich lieber im Gehen an. Also nichts gegen Veganer und ihr Essen, aber ich bin mehr so der Pizza-Burger-Döner-Typ. Auf der Treppe bekam ich noch mit, wie Onkel Martin unten auf der Straße sagte: »Äh, das klingt verlockend, Christian – aber wir sollten jetzt vielleicht nicht zu viel Zeit verlieren, oder?«

»Na gut«, sagte Papa, und da stürmte ich schon durch die Haustür nach draußen. Komischerweise parkte schon wieder dieser alte grüne VW Golf vor dem Haus gegenüber. Doch gerade als ich Onkel Martin darauf aufmerksam machen wollte, streckte Herr Doktor Fichte auf der anderen Straßenseite seinen Strubbelkopf aus dem Fenster: »SAGTMAL, HABTIHRSIENOCHALLE! ESISTSECHSUHRFRÜHAMWOCHENENDE – SEIDGEFÄLLIGSTLEISE!«

Unser Nachbar Doktor Fichte war angeblich ein extrem kluger Physiker. Auf den ersten Blick sah der auch super entspannt aus, so ein junger Erwachsener mit Hipster-Vollbart, Schlabberklamotten und Samurai-Zopf. Aber das coole Aussehen war bloß ein Trick! Eigentlich war der immer nur am Rumnölen, vor allem gegen uns Kinder. Na ja, vielleicht gehörte der grüne VW ja ihm. Hässlich genug war er jedenfalls.

Fairerweise muss ich allerdings sagen, dass ich mich an Doktor Fichtes Stelle natürlich auch über den Lärm beschwert hätte – er hatte ja recht: Es war immerhin sechs Uhr früh und Samstag. Ich hätte es unmöglich gefunden, wenn da irgendjemand anderes als wir seine Umzugs-Lkw-Probleme aus dem Fenster krakeelt hätte.

Aber Doktor Fichte, dieser Hipster-Spießer, hatte keine Gnade verdient. Deswegen rief ich besonders laut zu ihm rüber: »WAS?!«

»IHRSOLLTLEISESEIN!«, kam es von drüben zurück.

Da musste ich natürlich wieder »WAAS??!« rufen – nur diesmal noch lauter, so als könnte ich ihn wirklich nicht verstehen.

»SCHNAUZE, VERDAMMT!!!!!«

Beim dritten Mal rief ich selbstverständlich nicht mehr »WAAS?!« Das hatte mir ja Frau Belavek, meine Deutschlehrerin, beigebracht. Die fand Wortwiederholungen total unschön. Also schrie ich jetzt: »HÄÄÄ??!«

Doch Doktor Fichte gegenüber war inzwischen so sauer, dass man gar nicht mehr verstehen konnte, mit welchen Schimpfwörtern er uns genau bedachte – denn seine Worte gingen irgendwie in seinem eigenen Gebrüll unter.

Papa nutzte die Gelegenheit, um mir flüsternd aus dem zweiten Stock zuzurufen: »Lukas! Du sollst doch nicht immer unsere Nachbarn veräppeln! Wie oft muss ich dir das noch sagen?«

Da warf ich Papa meinen allerbesten Hundewelpenblick zu. »Aber ich mach das doch höchstens ein-, zweimal am Tag … Außerdem ist Doktor Fichte ja nur noch heute unser Nachbar! Morgen wohnen wir doch schon woanders.«

Da musste Papa erst mal drüber nachdenken. Aber dann sagte er: »Hm … stimmt eigentlich! Gut, dann hilf deinem Onkel mal beim Lkw-Mieten!«

2Döner zum Frühstück, ein krasser Anfängerfehler und wie ich mich mal wieder erfolgreich vor der Arbeit drückte …

Das machte ich natürlich viel lieber als Umzugskisten schleppen. Also meinem Onkel helfen. Der war momentan genau die richtige Gesellschaft für mich. Mit ihm war immer was los. Wenn mich irgendjemand von meinen trüben Elena-Gedanken ablenken konnte, dann er. Und zum Glück war das auch diesmal so.

Bei der Autovermietung waren wir nämlich nach fünf Minuten schon wieder fertig, weil vor uns niemand angestanden hatte und wir gleich drankamen. Und das traf sich ganz gut, denn wir hatten ja noch nicht gefrühstückt. Deswegen fuhren wir auf dem Rückweg kurz bei Serkan und seinem Döner-Truck vorbei.

Das Dumme war nur, dass Onkel Martin darauf bestand, sich einen extra-extra-scharfen Dürüm zu bestellen – sosehr ich auch versuchte, ihn davon abzuhalten. Aber so sind Erwachsene nun mal – sie hören einfach nicht auf vernünftige Ratschläge.

Jedenfalls, als wir dann im Lkw in unsere Dürüms bissen, sagte Onkel Martin: »Au-au-au! Mmm, aaah, oooh! Ch-ch-ch!!«, und da reichte ich ihm den ersten Becher Ayran. Nach dem dritten Becher konnte er sogar wieder richtig sprechen: »Meine Güte, ist der scharf! Heilige Sch…, …ande!«

»Hä? Hast du aufgehört zu fluchen?«, fragte ich entsetzt.

»Nur heute«, stöhnte Onkel Martin am Steuer. »Du kennst doch deine Mutter. Die fällt ja schon in Ohnmacht, wenn man die Wörter ›doof‹ und ›kacke‹ im selben Satz benutzt. Und ich brauch später noch ihr Auto.« Dann stutzte Onkel Martin. »Aber was ist denn mit dir los? Du schaust so bedrückt – ist was passiert?«

Ja, so konnte man es auch nennen, aber ich schüttelte lieber den Kopf. »Nee, passt schon.«

Nur wurde da Onkel Martin noch skeptischer. »Lukas, mit mir kannst du doch über alles reden. Ist irgendwas in der Schule?«

»Nein«, antwortete ich. »Da ist alles wunderbar. Also bis auf den Unterricht natürlich.«

Onkel Martin seufzte. »Dann kann ich es mir schon denken. Jetzt, wo ihr wieder zusammenwohnen werdet, ist wohl Schluss mit dem Lotterleben, oder? Dann übernimmt deine Mama wieder das Kommando zu Hause …«

Ich nickte, denn da hatte Onkel Martin bestimmt recht. Grenzenlose Handyzeit, Zocken, bis der Bär brummt, und Nutella-Pizza zum Frühstück – das würde es bei uns erst mal nicht mehr geben. Ich hatte ja die letzten Wochen nur mit Papa zusammengewohnt und mein Bruder Bernhard mit Mama.

Und bei Papa reicht es nun mal meistens, dass man ihm nur lange genug Bitte, bitte, bitte vorsingt – dann kann der irgendwann nicht mehr nein sagen. Und so durfte ich in den letzten Wochen so ziemlich alles machen, was ich wollte.

Mama dagegen ist in Erziehungsfragen eine total harte Nuss. Der macht es auch nichts aus, siebenhundert Mal in Folge nein zu sagen. Aus der wäre auch eine gute Löwenbändigerin geworden. Da kann man noch so sehr einen auf dicke Hose machen, am Ende beißt man sich doch die Zähne an ihr aus.

»Ach – zur Not krallst du dir deinen Bruder, und ihr zockt bei mir in der Einliegerwohnung!«, sagte Onkel Martin. »Okay?«