MENSCH: SEIN - Wolfgang Zidek - E-Book

MENSCH: SEIN E-Book

Wolfgang Zidek

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Beschreibung

Lilith, eine junge Frau in einer Krise, steht an der Weggabelung ihres Lebensweges, zögernd bei einer Kreuzung auf der Selbstfindungssuche über ihren Weiterweg. Lilith wälzt unbeantwortbare Fragen in der Suche zu verlässlichen Antworten für sich. Eine glückliche Fügung führt zu einer Begegnung mit Diotima, einer spirituellen, lebensgereiften, älteren und weisen Frau. Beide spüren ihre gemeinsame Herzverbundenheit. Lilith erzählt von ihrer Situation, schildert ihre existentiellen Fragen der Unsicherheit zur Orientierung ihres Lebens, denn sie spürt die Unzufriedenheit ihrer momentanen Situation, sie fühlt Unbehagen, will sich als frei, unabhängig, lebensfroh fühlen, als Menschen, als eine Frau verstehen und begreifen, ihr Leben aus eigenen Entschlüssen und Entscheidungen selbst gestalten. Im Dialogverlauf der beiden Frauen beginnt Lilith ihr Bewusstsein als Mensch und sich selbst als Frau zu leben, aus Freiheit, Aktivität, Gefühl und Emotion ihre Lebendigkeit zu erspüren. Lilith findet ihr persönliches Bewusstsein ihres MENSCH: SEINs. Dieses bedarf ja des (eigenen) Bewusstseins auf allen Ebenen im Physischen, der Vernunft und der Gefühle-Emotionen, wodurch sich Menschen als Subjekte, Individuen überhaupt zu begreifen vermögen.

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Bewusstsein

Freiheit

Aktivität

Lebendigkeit

MENSCH: SEIN

Erklärungen (Begriffe), Hinweise, Berggeschichte

Wolfgang Zidek

MENSCH: SEIN

Bewusstsein - Freiheit - Aktivität

Diothima und Lilith im Dialog über das

Wesen des Menschen

AUGUST VON GOETHE LITERATURVERLAG

FRANKFURT A.M. • LONDON • NEW YORK

Die neue Literatur, die – in Erinnerung an die Zusammenarbeit Heinrich Heines und Annette von Droste-Hülshoffs mit der Herausgeberin Elise von Hohenhausen – ein Wagnis ist, steht im Mittelpunkt der Verlagsarbeit. Das Lektorat nimmt daher Manuskripte an, um deren Einsendung das gebildete Publikum gebeten wird.

©2018 FRANKFURTER LITERATURVERLAG

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FRANKFURTER VERLAGSGRUPPE

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Mainstraße 143

D-63065 Offenbach

Tel. 069-40-894-0 ▪ Fax 069-40-894-194

E-Mail [email protected]

Medien- und Buchverlage

DR. VON HÄNSEL-HOHENHAUSEN

seit 1987

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.d-nb.de.

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Abbildungen: Wolfgang Zidek

ISBN 978-3-8372-2058-2

Für kommende Leben

Erinnerung vom Jetzt

Inhaltsverzeichnis

Einleitung  9

Bewusstsein  17

Freiheit  65

Aktivität  85

Lebendigkeit  101

MENSCH: SEIN  115

Einleitung

Bewusstsein bestimmt uns Menschen, als jene von sich selbst Wissenden (Lebewesen), jene Erdenbürger als Subjekte, als Individuen mit einem individuellen, einzigartigen Namen, einer individuellen Geschichte. So gut wie jeder andere beliebige Sachverhalt kann Bewusstsein auch über und durch Beispiele verständlicher erklärt werden, wird mit Beispielen begreifbarer, und dies besonders im Hinblick auf die Auswirkung von Bewusstsein auf unser Tun, unser Handeln, das gesamte Leben. Deswegen, aber auch aus anderen Gründen, greife ich hier in meinem Buch auf Beispiele zurück (damit sind auch Metapher, Gleichnisse, Modelle, Erklärungen zu verstehen), damit individuelles Verständnis und mögliche Erkenntnis ohne einen strengen Begriffskatalog stattfinden können. Die Begriffsbestimmung von Bewusstsein füllt Bibliotheken. In meinem Buch hier verwende ich den Begriff Bewusstsein ganz zentral als jenes Bewusstsein, welches dem gesunden Menschen zukommt, wenn er aus und von sich selbst bewusst ICH „sagt“ und es auch so fühlt. Jenes unerschütterliche Bewusstsein des sich selbst bestimmenden Menschen, welches sonst keinem anderen Lebewesen zukommt und auch nicht zukommen kann, bildet den Inhalt. Bewusstsein bedeutet jenen Zustand eines Individuums/eines Menschen, in welchen er sich selbst als solcher, als ein eigenständiges Menschenwesen bezeichnet und erkannt hat.

Es erscheint mir auch sehr wichtig, bereits hier, noch vor den ersten Buchseiten, Gedanken, Empfindungen, ein Gespür entstehen zu lassen, welches nur individuell geschehen kann, damit die gesamte Lektüre entsprechend als ein rein persönlicher Prozess für die besonderen Sinn- und Bedeutungszusammenhänge der Begriffsausdrücke verläuft und so im Text erfasst werden kann. Beispiele eignen sich meines Erachtens in einzigartiger Weise, (solche) Aussagen, Tatsachen, Feststellungen näher zu erklären, ohne mit den eigenen Begriffsvorstellungen in Konflikt zu geraten.

Auch ohne nähere Erklärungen leuchtet es ein, dass zwischen einer bewussten und einer automatischen Handlung nicht nur qualitative, sondern auch zumeist quantitative Unterschiede bestehen und auch sichtbar festgestellt werden können. So könnte beispielsweise ein Kranker zwar mit Medikation versorgt werden, obwohl eigene Rückenschmerzen im Zentrum der bewussten Aufmerksamkeit des Therapeuten stehen. Er kann aber trotz seiner (gegenwärtig unterdrückten) Rückenschmerzen nur dem Zustand des Kranken und der Medikation zugewendet und bewusst auf die äußere Tätigkeit konzentriert bleiben. Bewusstsein kommt nicht von außen, sondern es liegt an uns, in unserer Wahrnehmung der Umstände, wie und wann wir uns der Handlungen, des Tuns, bewusst sind, zumindest die ungeteilte Aufmerksamkeit darauf abstellen, oder ob wir automatisch handeln, abgetrennt bleiben von der aktuellen Tätigkeit, sei diese rational, emotional oder spirituell. Unterhalten wir uns im Restaurant bei Tisch und führen ein durchdacht tief gehendes Gespräch, dann wechselt unser Bewusstsein bestenfalls zwischen dem Gespräch und den Speisen. Wir können aber auch ohne jede Aufmerksamkeit, dem Gesprächsthema verfallend, gleichsam auch nebenbei essen. In einer kniffligen, heiklen Arbeit vermögen wir uns dieser so hinzugeben, dass die umliegende Welt in unserem Bewusstsein (des MENSCH: SEINs) untergeht, sie entzogen wird, weil unsere Konzentration nur der Ausführung der betreffenden Aufgabe gilt. Ähnlich diesem Tätigsein im Alltag lebt Bewusstsein mit den Emotionen, den Gefühlen. So können wir von einer betrübten, traurigen Stimmung erfasst sein, deren unbewusst für uns selbst bleiben und erst durch Fragen Außenstehender, wie etwa „Was hast du denn heute? Geht es dir gut“ darauf aufmerksam und dieser Situation so richtig bewusst werden. Manchmal erfasst uns Trauer, Traurigkeit so bewusst, dass wir uns kaum fassen können und das gesamte Bewusstsein jämmerlich zu Trauer wird, ja nur aus reiner Traurigkeit zu bestehen scheint.

Welche Dimensionen bestimmen also dann uns Menschen? Wie können wir in dieses unser lebendiges MENSCH: SEIN, das Leben von uns Menschen hineinsehen? Mein Buch beschreibt solche Dimensionen grundlegend als Bewusstsein, Freiheit, Aktivität. Die darin liegenden Möglichkeiten belegen einen bemerkenswerten Platz im Kosmos der Schöpfung. Nach unserer Kenntnis wissen nur wir als Menschen, dass wir wissen, um uns zu wissen, dass wir eben dies mit und durch ein Bewusstsein wissen. Wenn ich Bewusstsein sage, dann verstehen mich wohl alle insofern richtig, als sie in ihrer eigenen Vorstellung über ein inneres Bild verfügen (vom Begriff Bewusstsein), welches sich von den inneren Bildern aller anderen Menschen in einem vielleicht nur geringen oder auch in einem erheblichen Umfang unterscheiden wird.

Woher dieses Bewusstsein stammt, welches uns ermöglicht, solches zu wissen, wissen wir nicht. Diese Frage bleibt in meinem Buch eine Frage zur Beantwortung durch jedes lesende Subjekt. Häufig wird Bewusstsein mit dem bloßen Wachzustand des Körpers gleichgesetzt. Somit ergibt sich die große Schwierigkeit einer Begriffsbestimmung von Bewusstsein in den unterschiedlichsten Situationen. Ja, wir sind uns unseres eigenen Bewusstseinszustandes häufig unbewusst, wie schon erwähnt. Wenn wir essen, tun wir dies immer wieder abwesend gedankenversunken, meditativ, träumerisch, zerstreut, automatisch. Ähnlich verhält es sich bei anderen Tätigkeiten: Wenn wir konzentriert arbeiten, tun wir dies sozusagen in unbewusster Bewusstheit. Bei einer Meditation, konzentriert-versunken mit einem Bild vor dem geistigen Auge, rückt dann dieses Bild ins Bewusstsein. Der Meditationszustand selbst, dass Meditation stattfindet, wird gleichsam vom Bild, dem Meditationsgegenstand überlagert. Üblicherweise setzen wir unser Bewusstsein irgendwie als vorhanden und gegeben voraus, jeder besitzt das gleiche Bewusstsein, es existiert irgendwie, nehmen wir einmal so an. Wissenschaft kennt mannigfache Bestimmungen, Ein-, Aus- und Umgrenzungen von Bewusstsein, verschiedenste Definitionen, Begriffe. Ich möchte vermitteln, wann, wo, wenn von Bewusstsein überhaupt gesprochen werden darf, ein solches angenommen werden kann. Eine Wissenschaft der Bewusstseins-Formen insgesamt zu beschreiben, übersteigt den Gegenstand des Buchs, wäre unmöglich, denn es verfolgt ja keine wissenschaftliche Aufgabe, sondern strebt vielmehr ein pragmatisches Verständnis von MENSCH: SEIN in der breiten Gesellschaft an. Ich wende mich an den Durchschnittsmenschen mit normaler Alltagssicht, an geistig rege Menschen, welche allgemein Unterschiede wahrzunehmen und Inhalte zu beurteilen in der Lage sind, die über eine innere – äußere Sicht der Welt verfügen sowie überhaupt in eine (intellektuelle, emotionale, spirituelle) Beziehung aus sich herauszutreten vermögen. Für andere müssten meine Gedanken wohl in anderer literarischer Form, wie einem Roman, Cartoon, Märchen, oder einem ähnlichen Genre später einmal umgeschrieben werden.

Mein Begriff von Bewusstsein in diesem Buch übersteigt jenen, welche die Wissenschaft aus ihrer logisch, analytischen Basis zu geben vermag. Wissenschaft vermag bekanntlich (noch) nicht, alle Bereiche menschlichen Lebens als Allgemeine zu erfassen, denn sie bleibt sich der Tatsache unbewusst, dass Emotionen jeden Menschen in seinem Bewusstsein als bewusste Gestalter individuellen Seins und Tuns bestimmen. Wissenschaft bestätigt ja auch selbst, dass etwa 96 Prozent des Kosmos als sogenannte dunkle Energie, dunkle Materie, deren Existenz jedoch für die Naturwissenschaft offensichtlich festzustehen scheint, als vorhanden gilt, also Tatsache bedeutet, welche von ihr (vorläufig) nicht erklärt werden kann. Die 4 Prozent des wissenschaftlich erklärten Kosmos wären nach den Regeln der Statistik dann eigentlich zu vernachlässigen, was sogar den Schluss einer Marginalität von Wissenschaft im Gesamten der Welt unter diesen Prämissen erlauben würde. Wissenschaft lebt in ihren selbst geschaffenen Regeln und bleibt an ihre eigenen Gesetze gebunden.

Bewusstsein setzen wir üblicherweise in uns selbst und den Mitmenschen voraus, ohne uns mit einer solchen Voraussetzung näher zu befassen. Es fällt uns gar nicht ein zu zweifeln, ob allen Menschen Bewusstsein zukommt. Mitunter beobachten wir jedoch Menschen und sind uns bewusst, wir fühlen dies ohne handfeste Begründung, dass sie sich ihrer selbst und ihrer momentanen Tätigkeiten unbewusst sind, ja unbewusst sein müssen, denn in ihrem Eindruck auf uns, dem Bild, welches wir gerade von ihnen erhalten, scheint etwas zu fehlen, es zu stören oder überflüssig zu sein, ohne dass wir Genaueres angeben könnten.

Eine mögliche Antwort über jene Quelle von Bewusstsein liegt wohl im Göttlichen, kann und wird von vielen dort auch gesehen und angenommen. Im Göttlichen, einer anderen als der materiellen Ebene, bildet es sozusagen das Numinose, das Göttliche als den EINEN Grund dafür. Sehr zahlreich und übereinstimmend, ohne ein Allgemeines gültiges Ergebnis, blieben bisher Versuche einer Bestimmung des Menschen. Religion, Philosophie und andere Wissenschaften haben in einer Klärung versagt. Manche glauben, eine Erklärung zu besitzen, wollen eine Allgemeine Geltung auch für die übrige Menschheit erzwingen, durchsetzen. Vergeblich waren solche Glaubenskriege. Zwischen Erkenntnis und Verständnis bestehen Unterschiede, welche im Alltag unentdeckt verbleiben. Es bleibt glücklicherweise jedem Individuum Freiheit für Erkenntnis. Daher beschreibe ich in meinem Buch jene Eckpunkte, Dimensionen, Knotenpunkte, welche jeder Mensch in seinem eigenen Leben erkennbar fühlt. Zumindest wäre es ihm unter bestimmten Umständen oder Bedingungen möglich, wenn er für sich im eigenen Leben Gedanken über Aufgaben und Ziele entwickeln möchte.

Eine inhaltliche Gliederung als hierarchisch entwickelter Aufbau halte ich für störend und entschloss mich daher für den Dialog. So hoffe ich, dass das Werk die Erkenntnis über jene Dimensionen von MENSCH: SEIN aus dem Innen und nach dem Innen hin sowie aus dem Äußeren und nach dem Äußeren hin für jede(n) eine wichtige Entwicklung seines ICH bringen wird. Es sind Dimensionen jenseits der Raumdimension, unmateriell, aphysisch. Dehnungen des ICH, pulsierend in Zeit und Raum, die jedoch auch für das Körperliche Geltung besitzen, Wirkungen erzeugen. Das große Ich als physisch-psychisch-spirituelle Einheit lebt diese Dimension, erwacht in einer davon, blickt gleichsam um sich zur Orientierung, erkennt, nimmt wahr und bewegt dadurch die übrigen wahrnehmend, als Bewegung, Aktivität und Lebendigkeit im Bewusstsein. Dies bildet die Basis, das Fundament für Grunddimensionen, welche einzeln, kombiniert oder gemeinsam erwachen, indem sie gleichsam, sich einer hierarchischen Einordnung entziehend, über ihre Entstehungsgeschichte springen. Aktivität und Bewegung werden im Bewusstsein als Leben(digkeit) wahrgenommen.

Das Verständnis von Bewusstsein, wie in diesem Buch behandelt, und beliebiger Bewusstheit eines bewussten Tuns und automatischem Geschehen wird schön erfassbar im Beispiel der Muskeltätigkeit im Körper. Wir steigen eine Stiege meist gedankenlos, automatisch, Stufe um Stufe hinauf, ohne besonders auf Füße und Stufe hinzuschauen. Sehr wohl anders, der Füße und Stufen bewusst, bleiben wir, wenn wir mit einem Schritt auf- oder (noch bewusster) zwei Stufen absteigen, dann auch noch eine Tasse mit heißem Kaffee tragen. Muskelaktivität benötigt nicht unbedingt unser Kommando, welches für bestimmte Aufgaben der Präzision und besonders bei neuen Bewegungsabläufen unerlässlich ist. Bei körperlichen Tätigkeiten, wie Laufen, Schreiben, Kisten transportieren und anderem mehr, bleiben genaue Anweisungen an den Bewegungsapparat überflüssig. Ausdrücklich müssen solche jedoch wie etwa bei vielen Aktivitäten (zum Beispiel im Sport, Schauspiel, Chirurgie, Verkehr) erfolgen. Zunächst müssen diese in genauer, anfangs in konzentrierter Anweisung an die Muskeln erfolgen, später dann, nach Übung und Training, zum Beispiel an einem Musikinstrument, werden sie gleichsam automatisch ablaufen.

Wie eine Ruhebank an einem markanten Aussichtsplatz im Gebirge zur Freude, Bewunderung der Umgebung, des Panoramas zum Ausruhen und Verweilen einlädt, so möge sich auch der Leser an dieser Stelle zur Fortführung obiger Gedanken zu eigenen Bildern und Gefühlen anregen lassen.

Im Dialog finden sich beispielhaft eingebunden Hinweise, welche das Wachwerden des Bewusstseins im Menschen als eine traditionelle Aufgabe zwischen den Generationen von der Antike bis HEUTE verdeutlichen.

Bewusstsein

Diotima, jene weise Frau aus Mantineia, von welcher Sokrates über Eros und in dessen Wesen von Liebe eingeweiht worden war, begegnet auf dem Heimweg von einem Fest im Tempel der Göttin Artemis einer jungen Frau mit Namen Lilith. Liliths Seele befindet sich auf der Suche zu sich, ihrem Wesen, zum eigenen Wesenskern, unterwegs zur Bewusstwerdung ihres Wesens mit der Frage in ihrem Herzen: Wie kann ich mich und mein Lebensziel finden? Beide Frauen begegneten einander schon öfter. Lilith scheute sich bisher, Diotima anzusprechen, obwohl sie eine innere seelische Verbindung zu Diotima hinzog. Da ergab sich nun der günstige Moment zum Dialog.

Diotima: Sei gegrüßt, Lilith.

Lilith: Du auch, Diotima. Welche Freude, dir jetzt zu begegnen. Während der Feierlichkeiten hatte ich mir ein Gespräch mit dir so sehr gewünscht. Nun wurde es Wirklichkeit.

Diotima: Schon länger fühle ich dich schwanger mit forschenden Fragen, mit dem Wunsch nach einer Klärung über dich selbst. Dein Herz drängt und sehnt sich, endlich jene Frau, in welcher es pulsierend lebt, auch zu begreifen, zu verstehen.

Lilith: Das siehst du wirklich sehr richtig. Ja, ich versuche, die Stimme meines Herzens zu hören. Über den Herzschlag und Rhythmus hinausgehend, vernehme beziehungsweise höre ich darin ein Fragen: Was, wie, warum, wohin, woher, wann? Es macht mich unruhig, kribbelig, nachdenklich, schlaflos. Die Fragen quälen mich, lassen mich nicht los, halten mich gefangen. Ich hatte einen eindrucksvollen Traum, welcher mich sehr beschäftigte und mir noch immer sehr plastisch und eindrucksvoll präsent ist.

Diotima: Was war das Besondere? Bitte erzähle es.

Lilith: Ich war zu einer Bergwanderung eingeladen worden. Als Kind hatte ich in der Schule an Ausflügen teilgenommen. So wusste ich, es erfordert eine besondere Vorbereitung und Ausrüstung. Die einladende Freundin war Bergsteigerin und häufig in den Bergen. Sie kurierte gerade eine Knieverletzung und wollte den Gesundungsfortschritt auf einer leichteren Wanderung erproben. So lud sie mich ein, um Gesellschaft zu haben, nicht allein zu sein, als eine Begleitung für alle Fälle. Wir erreichten den Ausgangspunkt, bereiteten uns vor, zogen die Bergschuhe an, schulterten die Rucksäcke, studierten noch die Beschreibung an der Hinweistafel und nahmen den Weg unter die Beine.

Zunächst plauderten wir, erzählten uns unsere Träume der vergangenen Nacht. Allmählich wurden wir stiller, stellten das Reden ein, weil wir unseren Atem brauchten. Der Weg führte bergauf, in unserer Kleidung wurde uns wärmer. Diese Wärme aus der anstrengenden Muskelbewegung beim Gehen ließ uns stehen bleiben und den Anorak ausziehen, nach kurzer Pause weitergehen. Etwa eine Stunde später sprach der Körper: Durst, Hunger, Rast. Wir setzten uns und verschnauften, aßen und tranken. Eine Gruppe von fünf Personen zog an uns grüßend vorbei. Bald ging es wieder weiter, immer ansteigend, wir hingen unseren Gedanken nach, zum Sprechen fehlte uns der Atem, nach und nach kamen wir höher. Der Wald lichtete sich, die Sonne wärmte, wir gingen an der nun auch rastenden Fünfergruppe vorbei und bemerkten, dass ein Mann der Gruppe seinen Bergschuh ausgezogen hatte und die Ferse, die offensichtlich schmerzte, mit einem Wundpflaster beklebte. Nach einer Weile erreichten wir einen wunderbaren Rastplatz mit einer Bank neben einer sprudelnden Quelle mit einer freien Aussicht in die Ferne, ins Tal und den Gipfel, unser Ziel. Dieser Aussichtsplatz wäre, allein für sich genommen, auch schon als Tagesziel geeignet. Doch wir wollten ja den Gipfel ersteigen, so mussten wir weiter. Eine Weggabelung ohne Hinweistafel zwang uns, die Wanderkarte zu konsultieren. Beide Wege waren farblich gleich markiert, was eigentlich ungewöhnlich war. Die zurate gezogene Wanderkarte erklärte es uns: Es handelte sich um einen sogenannten Sommerweg und den Winterweg. Ersterer führte stark ansteigend über offenes Gelände direkt in Gipfelrichtung. Letzterer querte in der Waldzone auf einem flachen Bergrücken und auf diesem dann allmählich ansteigend aufwärts und konnte als sicher gegen Schneelawinen gelten. Er war allerdings zeitlich um fast 45 Minuten länger als der Sommerweg. Dieser wiederum war wesentlich steiler, schwieriger, schweißtreibender, mit der Gefahr von Steinschlag. Im Detail erfuhren wir diese Unterschiede jedoch erst später am Gipfel von einem geselligen, erzählfreudigen Bergfex, welcher schon auf beiden Routen diesen Gipfel öfters erstiegen hatte. Er schilderte uns die besonderen Erlebnisse auf den beiden Wegen. Der steile und kürzere Weg hätte eine extreme Aussicht und eindrucksvolle Tiefblicke. Der andere, zwar ein Winterweg, entzückte im Sommer mit reicher Flora, Blütenpolstern, einer Enzianwiese sowie seltsam geformten Bäumen, Latschen, Knüppelföhren und Zirben, von Sturm und Blitz gezeichnet. Wir konnten seine Schilderung bestätigen, da wir diesen längeren Weg gewählt und die Enzianwiese erlebt hatten. In Gipfelnähe vereinigten sich die Anstiege wieder. Doch zurück zur Beschreibung des Traums. Unser Anstieg verlief schweigsam und nachdenklich. Meine Freundin Eva ging voraus, ich hatte viel Zeit, um die Fragen in meinem Herzen zu hören, Antworten hatte ich ja keine. Eva ging etwas schneller, ich verlor mich in meine Fragen, wollte ich doch wissen, wer ich eigentlich war, warum ich in der Welt war, woher sie kam, was meine Aufgaben und Ziele wären und warum ich mir überhaupt solche Fragen stellen musste. Dann holte ich Eva wieder ein, uns fesselte die Landschaft, die Vegetation, die Enzianwiese mit ihrer Schönheit. Wir fotografierten. Ich sah mich, wieder schweigsam hinter Eva gehend, eingebettet in die Natur aus Berg und Tal und Himmel, fühlte es auch so. Dann sah ich mich wieder als Frau irgendwo außerhalb, welche diese Welt bloß betrachtend-durchwandernd, etwas unwirklich erfährt. Diese beiden Bilder verstörten mich sehr.

Diotima: Es war eine Art Bewusstwerdung in dir zwischen dem Allgemeinen, der Einheit von Lilith und Natur, jedoch auch von dir, der individuellen Frau, als Einzelne.

Lilith: Würdest du mir dies bitte näher erklären? Einzelnes, Allgemeines, was soll ich darunter verstehen? Wie soll ich es auseinanderhalten?

Diotima: Mit einem Beispiel aus dem Kindergarten: Zeus, ein kleiner Bub, spielt mit einem roten Ball aus der Ballkiste, in welcher noch viele andere Bälle liegen. Einzelnes ist jener Ball, mit dem Zeus spielt, Allgemeines sind alle Bälle, jene in der Kiste und überhaupt alle sonstigen runden Dinge, die Ball genannt werden. Klingt einfach, macht jedoch immer wieder Schwierigkeiten. Ich werde dir eine Kopie aus meinem Lexikon mitbringen.

Lilith: Durch deine Erklärungen, Diotima, verstehe ich nun meine Gefühle beim damaligen Anstieg der Bergtour schon wesentlich besser. Obwohl es großartig gewesen ist, die Situation am Berg als Ganzes, mit mir mittendrin, zu erfassen, dieses außergewöhnliche Glücksgefühl gleichsam zu sein, konnte ich mich dennoch unabhängig von dem Bild der Wanderung, der Natur, als jemanden sehen, der darum weiß, dass dieses Erleben meine Person gleichsam zu einem Einzigen verbindet.

Diotima: Du wurdest wach, wolltest wissen, herausfinden, warum du lebst. Nun erkennst du, dass du selbst die Antwort zu deinen Lebensfragen bist.

Lilith: Glücklicherweise habe ich dich getroffen, um herauszufinden, wie ich beginnen muss.

Diotima: Du bist dir deiner selbst, deines persönlichen Selbst als Wesen bewusst geworden.

Lilith: War ich das nicht schon immer?

Diotima: Offensichtlich eben nicht. Du warst zwar immer Lilith, aber du wusstest es nicht, du lebtest, ohne zu richtig zu wissen, dass du lebst.

Lilith: Kann man das überhaupt leben, ohne es zu wissen?

Diotima: Welche Frage! Schau um dich! Wie viele Menschen deiner Umgebung stellen solche Fragen? Derartige Fragen bleiben ihnen unbekannt.

Lilith: Du hast recht. Ich kenne keinen Menschen, niemandem im Umfeld käme eine derartige Frage in den Sinn. Solche Fragen hat niemand in meiner Umgebung, ich aber schon. Mich quälen diese Fragen manchmal richtig, denn ich kann keine zufriedenstellende Antwort erhalten.

Diotima: Damit man überhaupt eine Antwort erhalten kann, bedarf es vorher immer einer Frage. Deine Frage an mich hast du ja selbst schon beinahe beantwortet. Denn nun weißt du ja selbst von dir als Fragestellerin. Du bist dir nun selbst bewusst, ein Jemand, ein Mensch, eine Frau, eben Lilith, geworden zu sein, welche derlei Fragen überhaupt stellen kann. Du hast das Un-Bewusstsein verlassen.

Lilith: Du meinst, dass ich nun in einem Zustand bin, der gelernt hat, sich von jenem früheren zu unterscheiden. Wann kann das erfolgt sein? Ich habe es noch nicht bemerkt. Wie konnte es geschehen, dass dies ohne mein Tun passieren konnte?

Diotima: Grüble jetzt nicht darüber nach, es wird dir später noch einfallen. Freue dich über deine Erkenntnis, entscheidend war der erste Gedanke, solchem überhaupt nachzusinnen. Wichtig war die Unterscheidung, welche in deiner klarsichtig gewordenen Seele gleichsam explosionsartig erfolgen konnte.

Lilith: Und nun? Wie kann ich auf meine Frage, was, wie, wer ich bin, eine Antwort erhalten?

Diotima: Geduld wirst du schon noch benötigen. Eine kurze Antwort dazu kann dir niemand geben, so einfach sich die Frage auch darstellt und klingt. Es handelt sich ja um eine Frage von dir an dich selbst, auch wenn du sie gegenüber mir gestellt hast beziehungsweise ich sie in dir gesehen habe. Diese Frage nach dir selbst hängt mit der Erkenntnis des Bewusstseins unmittelbar zusammen.

Lilith: Bewusstsein?

Diotima: Ja, weil solche Fragen in dir aufgetaucht sind, fühlte ich, dass Bewusstsein in dir erwachte, welches dich diese Fragen nach dem Wesen deines Seins stellen ließ.

Lilith: Bewusstsein? Wesen des Seins? Meines Seins? Meine Gedanken? Meine Emotionen? Mein Gefühl?

Diotima: Ja, um dich selbst zu wissen, dich zu fühlen, zu spüren, dass du Frau bist und sagen kannst: Ich bin Lilith. Jeder Mensch besitzt gleichsam einen Samen, welcher Bewusstsein heißt. Dein Bewusstseins-Samen strebt ins Licht, will wachsen.

Lilith: Aha. Es war mir immer schon klar, wenn jemand Lilith sagte, dass mit diesem Namen ich gemeint sei. Lilith sieht so aus wie ich, ist eine Frau wie ich, eben Frau Lilith, wohnt, wo ich wohne. Lilith bin eben einfach ich, wenn jemand Lilith sagt, meint man mich.

Diotima: Das stimmt natürlich, es bedeutet ein Wissen um deine Person, dass eben ein Unterschied zu den anderen, den Tieren und Dingen und so weiter besteht. Bewusstsein jedoch bedeutet die Krönung jenes Wissens, welches ja allen Menschen eigen ist, das alle in der Form der physischen Unterscheidung haben, der physischen Wahrnehmung in allen Vernunftbegabten. Unsere Seelen fühlen dieses Bewusstsein, das bewusste, lebendige Wissen um unser Selbst als ICH. Eine Erfahrung des Göttlichen in uns. Dieses lässt dich in der Seele, in deinem Herzen als jenes einzigartige Wesen, welches du selbst bist, unmittelbar und ganz plötzlich begreifen. Über deinen Körper hinaus wird dir die Gesamtheit deines Wesens, des Lilith-Wesens, der Lilith, der Frau, die du als Mensch bist, bewusst. Wenn du also Lilith sagst, dann umfasst dies weite Bereiche, welche den Körper mit seiner Gestalt aus Fleisch und Blut, als Materie mit seinen fünf Sinnen begreifen lassen, in dem er so näher bestimmt wird. Weil du nun Ich bin Lilith sagen kannst, erkennst du mehr von dir und um deine Person. Das Wissen über diese Person, welche ja du selbst bist, vertieft sich in dir. Du wirst dir immer mehr deiner Einzigartigkeit bewusst, beginnst dadurch gleichsam ein neues Leben, wirst als ein ganzer Mensch, als Frau, als Lilith, als Seelenwesen geboren, welches nun um sich selbst weiß. Allmählich erkennst du mehr und mehr, wenn du ICH (von dir) sagst, dass du dann mehr meinst als deinen Körper allein.

Lilith:Damit man von Bewusstsein sprechen kann, muss man sich seines Bewusstseins zuerst selber bewusst sein? Mein Bewusstsein schlummert gleichsam und wartet auf den Moment, wenn ich mir seiner bewusst werde?

Diotima: Ja! Damit hast du die Sache genau getroffen. Größtenteils denken Menschen nicht an ihr Bewusstsein. Sie meinen zwar, ihr Leben bewusst zu leben, aber sie beziehen dies lediglich auf den Körper, ihre materielle Form und Natur. Sie setzen allgemein Bewusstsein nur mit dem Physischen, der materiellen Welt gleich. Du jedoch, Lilith, erlebst gerade die Geburt von deinem zeitlosen Bewusstsein, nämlich jenem Bewusstsein, welches alle Seelen bewohnt, sie einbezieht und umschließt.

Lilith: Geburt setzt doch eine Schwangerschaft voraus. Warum habe ich eine solche nicht bemerkt?

Diotima: