Mit feinen Sensoren - Dirk Lüling - E-Book

Mit feinen Sensoren E-Book

Dirk Lüling

4,7

Beschreibung

Das Ehepaar Lüling als Betroffene und weitere pädagogisch versierte Autoren zum Thema Hochsensitivität bei Kindern

Das E-Book Mit feinen Sensoren wird angeboten von ASAPH und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
hochsensitiv, Hochsensibilität, Erziehung, Hochsensitivität, hochsensibel

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Seitenzahl: 208

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Eigentümerhinweis

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Impressum

© Copyright 2014 by Asaph-Verlag. All rights reserved.

Umschlaggestaltung: joussenkarliczek, D-Schorndorf (unter Verwendung eines Fotos von © Fotoline/Photocase.com)

Satz/DTP: Jens Wirth

Druck: cpi books

Printed in the EU

eBook: ISBN 978-3-95459-536-5 (Best.-Nr. 148536)

Print: ISBN 978-3-940188-77-9 (Best.-Nr. 147477)

Für kostenlose Informationen über unser umfangreiches Lieferprogramm an christlicher Literatur, Musik und vielem mehr wenden Sie sich bitte an:

Asaph, Postfach 2889, D-58478 Lüdenscheid

[email protected] – www.asaph.net

Inhalt

Eigentümerhinweis

Impressum

Inhalt

Vorbemerkung

Typisch hochsensitiv …

1. Grundlagen

Hardware und Software der „Orchideenkinder“

Neurologische und biochemische Grundlagen der Hochsensitivität – die „Hardware“

Extrovertiert und Introvertiert

Hochsensitivität oder AD(H)S?

Checkliste

2. Hochsensitive Kinder im Babyalter

3. Hochsensitive Kinder im Kindergarten

Ergänzung zum Kindergartenalter: Fragen und Antworten aus den Seminaren

4. Hochsensitive Kinder in der Schule

5. Hort und ganztägige Betreuung an der Schule

6. Hochsensitive Teenager

7. Aspekte der Hochsensibilität

Wie wird ein Kind zum Lastenträger?

Feine Antennen – Intuition und Empathie

8. Den Umgang mit Gefühlen lernen

Empathisch-hochsensitive Kinder und Gefühle

Die Wahrnehmung intuitiv-hochsensitiver Kinder prüfen

Die Wahrnehmung begrenzen

Fragen und Ergänzungen

9. Eine gute Perspektive

Literaturangaben und weitere Hinweise

Vorbemerkung

Warum dieses Buch? – Bei unseren Seminaren für hochsensible Menschen wurde immer wieder der Wunsch nach einem Seminartag zum Thema „Hochsensible Kinder“ geäußert. Nach einigem Zögern machten wir uns daran, dieses Thema gemeinsam mit zwei Mitarbeiterinnen auszuarbeiten, und luden zum Seminar ein. Die Reaktion der teilnehmenden Eltern und Erzieher war: „Das müssen auch die Erzieher und Lehrer unserer Kinder hören. Wie können wir ihnen das vermitteln?“ Uns allen war klar, dass die Verbreitung des Themas durch Seminare Grenzen hat. So entstand während des letzten Tagesseminars die Idee, die Vorträge zu tippen und in Buchform zu bringen. Wir fanden schnell eine Mitarbeiterin, die die Vorträge hörte und gleichzeitig in den PC tippte. Dann haben wir das Geschriebene überarbeitet und ergänzt. An einigen Textpassagen lassen wir bewusst noch den Vortragsstil durchklingen. So haben wir z. B. die Frage- und Antwortzeiten des Seminars ins Buch übernommen.

Die Vorträge wurden in der Ich-Form gehalten. Da man die Sprecherin im Buch leider nicht sehen kann, sollten Sie wissen, dass sich hinter „ich“ in der Regel Christa Lüling verbirgt und in den Kapiteln zwei bis vier Mareike Dahlmann-Krötz.

Sie werden beim Lesen auch feststellen, dass sich einige wichtige Aspekte wiederholen. Solche Überschneidungen lassen sich nicht vermeiden, wenn verschiedene Referenten ein Gesamtthema unter unterschiedlichen Gesichtspunkten angehen. Sehen Sie es uns nach, falls es Sie stören sollte, und freuen Sie sich, dadurch wieder etwas weiser zu werden – wie ein russisches Sprichwort sagt: „Wiederholung ist die Mutter der Weisheit.“

Engagierte Eltern werden auch feststellen, dass viele unserer Erziehungstipps für alle Kinder gelten und nicht nur für hochsensitive. Der Grund ist, dass wir im Rahmen unseres Vereins Team.F e.V. seit vielen Jahren Vorträge zu Erziehungs- und Familienthemen halten. Dafür schlägt unser Herz, denn dieses Wissen hat in unserer Familie vor vielen Jahren ausgereicht, um unseren fünf Kindern, von denen einige hochsensibel sind und eines ein frühkindliches Trauma hatte, eine gute Erziehung angedeihen zu lassen. Natürlich wären zusätzliche Informationen und Tipps für die hochsensiblen Kinder sehr hilfreich gewesen, aber das war damals noch kein Thema.

Danken möchten wir Uta Marquard und Mareike Dahlmann-Krötz, die mit uns das Seminar entwickelt und nun auch zur Entstehung des Buches beigetragen haben. Die Themen über die Baby-, Kindergarten- und Schulzeit wurden im Wesentlichen von den beiden erarbeitet. Uta Marquard war viele Jahre stellvertretende Leiterin einer Kindertagesstätte in Frankfurt und arbeitet jetzt mit Schulkindern in einem sozialen Brennpunkt in Hamburg. Sie hat auch das Kapitel 5 zum Buch beigesteuert. Mareike Dahlmann-Krötz ist Erzieherin im Kindergarten einer Elterninitiative in Lüdenscheid. Sie bringt zusätzlich ihre Erfahrungen als Mutter eines hochsensitiven Sohnes ein. Darüber hinaus danken wir allen, die das Buch durch ihre persönlichen Beiträge bereichert haben. Zur Wahrung der Privatsphäre wurden ihre Namen im Buch geändert.

Für Rückmeldungen und Ergänzungen sind wir dankbar. Auf unserer Homepage www.feine-sensoren.de ist ein Forum eingerichtet, wo Sie zur Ermutigung für andere Eltern Ihre guten Erfahrungen und Erziehungstipps mitteilen können.

Ihre

Dirk und Christa Lüling

März 2014

Typisch hochsensitiv …

„Als Kind hatte ich immer eine besondere Anteilnahme für meine Eltern und Geschwistern. Als ich zwischen 12 und 16 war, wurde ich von ihnen oft als Berater oder Vertraute in ihre Probleme hineingezogen. Das war zum Teil sehr belastend, vor allem, wenn meine Mutter mich ins Vertrauen zog über Dinge, die ich in dem Alter nicht hätte wissen sollen. Dadurch habe ich ein Stück unbeschwerte Kindheit verloren.“

„Als mein Sohn zwischen ein und drei Jahren war, mussten wir ihn abends zu einer bestimmten Zeit im Bett haben. Sonst war er vom Tag so überreizt, dass er eine Stunde lang Theater machte und schrie. Es war dann kaum möglich, ihn zu beruhigen und ins Bett zu kriegen.“

„In meiner Klasse war ein Junge, der sehr schlecht lesen konnte. Er stotterte dabei. Weil er ausgelacht wurde, habe ich so sehr mit ihm gelitten, dass ich körperliche Schmerzen hatte. Ich fühlte mich dann richtig krank und es dauerte immer eine Weile, bis ich mich innerlich wieder gefangen hatte.“

„Meine Tochter (7 Jahre) beobachtet mich genau und sagt oft: ‚Du guckst so traurig.‘ Sie tröstet gerne, ist ganz liebevoll und gibt gerne Zuspruch. Sie hat einen sehr hohen Anspruch an sich selber, möchte unbedingt alles richtig machen. Wenn sie im Klavierunterricht auf einen Fehler hingewiesen wird, fängt sie an zu weinen. Sie fühlt sich schnell unverstanden und steckt lieber selbst zurück, als dass es anderen schlecht geht.“

„Ich war etwas anders als andere. Bei längeren Autofahrten konnte ich nie schlafen. Ich war immer hellwach und habe über meine ‚Antennen‘ alle Reize intensiv aufgenommen.“

„Meine extrovertierte Tochter wurde im Kindergarten und in der Schule oft als pflegeleichtes Kind bewundert, mittags kam sie aber total überreizt nach Hause. Ihre ‚Zwischenablage‘ war voll mit unverarbeiteten Eindrücken. Kaum ging die Haustür auf, fing sie an zu kreischen. Manchmal hat sie dabei fast erbrochen. Sie brauchte immer einige Zeit, um ihre Seelenlast und ihre Überreizung herauszuschreien. Nach einer ganzen Weile ging es ihr dann besser.“

„Ich habe immer geweint und es nicht ausgehalten, wenn die Nachbarkinder Regenwürmer zerschnitten.“

„Mein Sohn hat im Grundschulalter jeden Abend für jedes Kind in der Klasse gebetet und dann für die Engel gedankt, die nachts an seinem Bett aufpassen. Als empathisches Kind hat er sich jedoch auch um das Wohl der Engel gesorgt und gebetet: ‚Und, lieber Gott, sag doch dem Engel, der vor meinem Bett steht, dass er auch mal mit dem Engel, der an der Wand steht, tauschen soll, weil es für den so eng ist zwischen meinem Bett und der Wand.‘“

„Von meiner Grundschullehrerin erhielt ich eine Empfehlung zur Hauptschule. Meine Leistungen waren damals schwach, weil ich mehr daran interessiert war, wie es meinen Mitschülern ging, die oft aus sozial schwachen Verhältnissen kamen. Wie es den Menschen geht, war für mich wichtiger als das Lernen. Ich kam auch nicht zum Lernen, weil ich ständig damit beschäftigt war, für Gerechtigkeit zu sorgen und Ungerechtigkeiten anzusprechen. Heute bin ich Kunstpädagogin und bilde an der Uni Lehrer aus.“

„In der Grundschule war ich ein schlechter Schüler. Ich habe immer die Kinder ganz genau beobachtet, die gerade drangenommen wurden, und mir zu ihnen viele Gedanken gemacht: Was haben sie an, mit welcher Stimme sprechen sie, wie fühlen sie sich gerade, haben sie wohl Angst, weil sie dran sind …? So war ich in Gedanken immer bei den anderen Kindern, aber nicht beim Thema. Die Gedanken über die Kinder habe ich auch zu Hause weiter bewegt.“

„Ich habe als Schuljunge immer gedacht: ‚Die sind alle schneller als ich. Ich lasse die alle laufen, aber ich hole das nach. Ich sehe viel mehr als die anderen, aber das muss ich alles erst mal einordnen. Ich weiß, ich hole das später wieder auf.‘ So war es immer in meinem Leben. Ich bin später dran als andere, aber dafür sehr viel gründlicher. Im Unterricht verstand ich auch fast nie, worum es ging. Zu Hause habe ich dann versucht, alles nachzuholen, denn zu Hause konnte ich mich konzentrieren. Da hatte ich Ruhe und nicht die Ablenkung und den Zeitdruck. Ich habe später studiert und leite heute meine eigene kleine Firma.“

„Bei Gruppenarbeiten in der Schule war ich immer blockiert. Ich mochte das nicht, weil ich mehr Zeit zum Nachdenken brauchte. Oft hatte ich gute Ideen, aber die anderen waren schneller. Das fand ich blöd, es sah immer so aus, als wäre ich zu dumm.“

Ja, hochsensitive Kinder sind besondere Kinder mit besonderen Begabungen!

Wenn sie ohne Ablenkung denken und arbeiten können, haben sie die Fähigkeit, sich gut zu konzentrieren. Besonders gut sind sie bei Aufgaben, die Umsicht, Sorgfalt und das Aufspüren von feinen Unterschieden erfordern. Mit ihrem Wissensdurst und ihren tiefen Fragen können sie Eltern und Lehrer ganz schön nerven. Zum Glück ist ihr Gehirn so geschaffen, dass sie vieles einfach durch genaues Beobachten verstehen und lernen.

Mit ihren feinen Sensoren nehmen sie Stimmungen und Feinheiten wahr, die anderen entgehen. Dann denken sie auch tiefer und sorgfältiger nach und machen sich Gedanken über Vergangenes und Zukünftiges, denn sie lieben es zu ergründen, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. Mithilfe einer ausgeprägten Intuition kommen sie häufig zu Lösungen, ohne Fakten zu kennen.

Sie haben eine breite Wahrnehmung, eine regelrechte Wahrnehmungsbegabung. Und was sie wahrnehmen, verarbeiten sie auf einer tieferen Ebene als andere Menschen. Da es oft anstrengend ist, mit so vielen Impulsen umzugehen, brauchen sie tagsüber mehr Pausen und nachts einen guten Schlaf. Darum erwecken sie manchmal den Eindruck, schwach und allzu sensibel zu sein. Aber sie leisten eben in der gleichen Zeit oft mehr als andere, man sieht es nur nicht, weil es sich im Innern abspielt.

Oft wissen hochsensitive Kinder auch, wie Beziehungen sein sollten, was richtig und was falsch ist und welche Folgen bestimmte Entscheidungen nach sich ziehen werden. Sie können Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges miteinander verbinden und erkennen, welche Entscheidungen gut wären. Doch leider wird zu selten auf sie gehört, weil andere so ungeduldig sind und lieber schnelle Ergebnisse sehen wollen.

Viele hochsensitive Kinder haben eine besondere Liebe zur Natur. Da fühlen sie sich ihrem Schöpfer nahe und kommen innerlich zur Ruhe. Sportliche Wettkämpfe betrachten sie oft als überflüssig – ihre Stärken liegen eben woanders.

Ihre Feinfühligkeit und Gewissenhaftigkeit ist von großem Vorteil, um Irrtümer und Fehlentwicklungen aufzuspüren. Deshalb sind sie gut im Vermeiden von Fehlern. Sie machen nicht gerne Fehler und verkraften Kritik nur schwer.

Natürlich denken sie auch sehr viel über sich selber nach, wahrscheinlich mehr als andere, denn sie lernen gerne. Sie möchten in unserer Gesellschaft lieber nicht auffallen, was ihnen aber oft nicht gelingt. Ihr Vorteil ist, dass sie ihr zukünftiges Verhalten so gründlich durchdenken können, dass es ihnen so vorkommt, als hätten sie es bereits erlebt. Das kostet Zeit, aber es bewahrt sie auch vor vielen Fehlern.

Sie haben eine besondere seelische Stärke, die in Krisen eine ungeahnte Festigkeit zeigt. In herausfordernden Situationen können sie mit Ruhe und Umsicht reagieren, wenn man sie lässt. Dadurch können sie kritische Situationen zum Guten wenden. Aber danach sind sie sehr erschöpft und brauchen eine Auszeit.

Da sie recht intelligent sind, oft sogar hochintelligent, haben sie als Erwachsene ein fundiertes Wissen in einem speziellen Bereich. Man kennt sie als gebildete, gewissenhafte und vorsichtige Menschen. Sie stehen nicht gerne in der ersten Reihe, denn zu viel Verantwortung kostet sie zu viel Kraft. Aber wenn sie einen Platz in der zweiten Reihe haben, dann sind sie echt klasse.

Hochsensible hat es zu allen Zeiten gegeben, sie wurden allerdings nicht so benannt. Sie sind diejenigen, die das Wissen der Menschheit aufgeschrieben und es von Generation zu Generation weitergeben haben. Sie stellen die herausragenden Persönlichkeiten in den Bereichen Heilung, Lebenshilfe, Kunst, Musik und Wissenschaft, und seit alters her sind sie bekannt als die Mittler zwischen Gott und Menschen. Elaine Aron schreibt ganz treffend über sie: Hochsensitive Menschen sind berufen zu königlichen Priestern und Ratgebern.

Ja, das ist ihr Potenzial. Doch leider haben sie als Kinder oft keinen so guten Start ins Leben, weil sie die Eltern mit ihren Besonderheiten oft an Grenzen bringen. Um zu starken, selbstbewussten Erwachsenen zu werden, brauchen sie jedoch Verständnis und die besondere Begleitung ihrer Eltern und Erzieher. Darum, liebe Eltern (und Erzieher und Lehrer), lesen Sie bitte dieses Buch, um sie zu verstehen.

Lernen Sie die hochsensitiven Kinder kennen!

1. Grundlagen

Hochsensibilität ist wie ein Präzisionswerkzeug, das beeindruckend leistungsfähig ist, in der Wahrnehmung und im kreativen Output. Doch leider ist es ein Werkzeug, für das wir keine Gebrauchsanweisung erhalten haben und das wir versuchen zu verstehen durch Versuch und Irrtum. – Georg Parlow

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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