Modermoor Castle 2 – Die Retter des vergessenen Schatzes - Chris Priestley - E-Book

Modermoor Castle 2 – Die Retter des vergessenen Schatzes E-Book

Chris Priestley

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Beschreibung

Ein Papagei mit Augenklappe? Ein sonderbarer Junge mit Hypnoseblick? Ein neuer Englischlehrer, der kein Englisch kann? Modermoor Castle, die Schule für nicht die besonders hellen Kinder aus nicht besonders reichem Hause, soll geschlossen werden! Das darf nicht passieren, beschließen Mufford und Sponge. Doch um die Schule vor dem Ruin zu bewahren, müssten sie schon einen Piratenschatz finden ... Und noch während eine Horde bärtiger tätowierter Haudegen in Modermoor Castle auftaucht und die alte Lehrerschaft ablöst, stößt Sponge auf eine alte Schatzkarte. Ist sie der Schlüssel zu einem großen neuen Geheimnis, das die rußgeschwärzten Mauern von Modermoor Castle bergen? Der zweite Band der herrlich skurrilen und unerhört komischen Serie von Schauergeschichtenstar Chris Priestley. »Ein Buch ganz nach meinem Herzen. Temporeich, wunderbare Zeichnungen vom Autor selbst und sehr, sehr witzig. Ich kann den nächsten Band kaum erwarten!« Autor Chris Riddell über den ersten Band Mit zahlreichen Illustrationen vom Autor Bei Antolin gelistet

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Seitenzahl: 164

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Chris Priestley

Modermoor Castle

Die Retter des vergessenen Schatzes

Aus dem Englischen von Sigrid Ruschmeier

Mit Bildern des Autors

FISCHER E-Books

Inhalt

[Widmung]KarteSchüler- und LehrergaleriePiratengaleriePlumpsende TurmspitzenDas FlaschenschiffSeeräuberei – das große Handbuch für Väter und SöhneMr Luckless wird zu Rate gezogenEine PiratenschuleFelicity Fallowfield schlägt wieder zuPlumpsender WasserspeierMiss Bronteen packt ausEin Brief vom SchulbeiratDas Geheimnis des Mannes auf dem MoorNoch eine Turmspitze zerbröckeltEinführung in die Hypnose für das wissbegierige KindPiratenlehrerMiss NevermissCaptain CutlassBig BobDer Modermoorer TeichSieht aus wie eine DameWieder in der HütteDer schwebende RiesenaugapfelEine Falltür unter dem TeppichAus Liebe zu BüchernDressierte AffenKennington wird demaskiertBallonKekse

Plumpsende Turmspitzen

Mufford und Sponge schleppten sich am Büro des Direktors vorbei. Sie kehrten gerade von dem Rennen auf den Pig’s Peak zurück, das zweimal in der Woche stattfand und von ihrem neuen, schrecklich hyperaktiven Sportlehrer Mr Lithely geleitet wurde.

Plötzlich hörten sie ein Mordskrachen und sahen eine Staubwolke unter der Bürotür hervorquellen.

Sie stürzten in das Zimmer und schnappten vor Entsetzen nach Luft. Die Spitze eines der wolkenumwaberten hohen Türme von Modermoor Castle war abgebrochen und hatte sich zuerst durch die Decke im Büro des Direktors und dann in seinen Schreibtisch gebohrt.

An der Stelle guckte ein Stück seiner Robe hervor.

»Herr Direktor!«, riefen die Jungs.

Miss Picky, die Schulsekretärin, kam hereingeeilt, sah das schwarze Stück Stoff, schrie auf und sank Mufford und Sponge ohnmächtig in die ausgestreckten Arme.

»Nichts passiert«, sagte eine bekannte Stimme hinter ihnen.

Der Direktor stand mit zerrissener Robe auf der anderen Seite des Raums. Er lächelte zwar wie üblich, schüttelte aber beim Anblick des Schadens doch den Kopf.

Miss Picky wiederum hatte ihre fünf Sinne rasch wieder beisammen, erhob sich, strich sich das Kleid glatt und verschwand ohne ein weiteres Wort in Richtung ihres Büros.

Da seufzte der Direktor zu Muffords und Sponges Verwunderung plötzlich tief auf, ging zu seinem Sessel am Kamin und heulte jämmerlich los. Mit offenen Mündern starrten die Jungs ihn an. Es war erschütternd.

Sie wollten sich davonstehlen, bevor sie tiefer in das Geschehen hineingezogen wurden, doch es war zu spät. Der Direktor blickte auf und deutete mit einer matten Handbewegung zur Tür.

»Ach, meine lieben Knaben«, sagte er matt. Und: »Mufford, sei so gut und schließ die Tür.«

Mufford tat, wie ihm geheißen.

»Aber bitte auf dieser Seite!«, rief der Direktor sofort.

Mufford öffnete die Tür wieder, schloss sie diesmal von innen hinter sich und kam zurück ins Büro. Er setzte sich zu seinem Freund am Kamin.

»Es tut mir außerordentlich leid, dass ihr Zeugen dieses Gefühlsausbruchs von mir wart«, sagte der Direktor. »Aber wenn ihr den Grund dafür wüsstet, würdet ihr mich garantiert verstehen.«

»Halb so schlimm«, erwiderte Mufford. »Sponge flennt auch ständig, stimmt’s, Sponge?«

»Ich glaube nicht, dass ich mehr flenne als du«, entgegnete Sponge böse.

»Na, komm schon. Du flennst doch bei jeder Gelegenheit.«

»Nein, das tu ich nicht. Und sowieso: Was ist mit dir? Du hast geflennt, als die Motten deine Bettsocken zerfressen haben.«

»Sie waren ja auch aus Kaschmirwolle.«

»Jungs«, sagte der Direktor gütig, aber entschieden. »Wenn ich euch bei eurem reizenden Wortgeplänkel unterbrechen darf …«

»Ja, Sir«, antwortete Mufford. »Verzeihung, Sir. Sie wollen sicher allein mit Ihren Gedanken sein. Wenn mein Vater heult, will er immer allein mit seinen Gedanken sein, und –«

»Ich habe versagt, Jungs«, platzte der Direktor heraus.

»Versagt, Sir?« Sponge wurde nervös und wusste gar nicht, wo er hinschauen sollte. »Wie das, Sir? Wie genau?«

»Ich fürchte, der Schulbeirat als Aufsichtsgremium plant … Modermoor Castle zu schließen.«

Den Jungs stockte der Atem.

»Warum, Sir?«, fragte Mufford.

»Also, ihr seht ja, dass das Gebäude buchstäblich in seine Bestandteile zerfällt. Unsere Geldmittel reichen einfach nicht aus, um Reparaturarbeiten im erforderlichen Ausmaß zu bezahlen. Wir brauchen zusätzliche Mittel, und zwar umgehend, doch die Beiratsmitglieder verweigern jede Hilfe. Leider ist der neue Vorsitzende ein sehr tatkräftiger pensionierter General namens Sir Brashly Bugle und vertritt ohnehin den Standpunkt, dass wir eine veraltete, überlebte Anstalt sind und Schüler heranbilden, die ebenso schwächlich in der Birne wie am Körper sind. Seiner Ansicht nach sollten Jungen eine Militärakademie besuchen, in der sie jeden Morgen um sechs Uhr auf und ab marschieren müssen. Er würde gern dafür sorgen, dass wir das auch einführen, aber er findet die Schule zu teuer im Unterhalt und will lieber hier alles nur irgendwie Wertvolle herausnehmen und woanders eine neue Bildungsstätte errichten, die seinen Vorstellungen entspricht.«

»Können Sie denn nicht den Schuldiamanten verkaufen, um an Geld zu kommen?«, überlegte Sponge ein wenig verwirrt.

»Das ist ja das Problem«, jammerte der Direktor. »Ich habe ihn letztes Jahr verkauft. Der sogenannte Schuldiamant im Trophäenraum ist nichts weiter als ein Stück Glas aus dem Kronleuchter im Speisesaal. Mit dem Geld hätte ich diesen Monat die Bauarbeiter bezahlen wollen. Sie haben mich immer und immer wieder vertröstet, doch jetzt hatten wir uns endlich auf einen Termin geeinigt …«

»Sir?«, fragte Mufford.

»Ach, ihr müsst wissen, dass ich Banken leider nie vertraut habe. Dabei hätte ich das Geld einfach bei mir aufbewahren können, denn hier im Büro ist ein Safe. Doch ich habe einen schrecklichen Schuh-Tick. Wir haben alle unsere kleinen Schwächen, Jungs, stimmt’s? Ich zum Beispiel muss einfach immer wieder Schuhe kaufen.«

»Schuhe???«, staunte Sponge.

»Wo sind Schuhe?«, sagte der Direktor hoffnungsfroh und sah sich um.

Mufford runzelte die Stirn. »Was ist mit dem Geld, Sir?«, fragte er.

Der Direktor ließ den Kopf in die Hände sinken.

»Ich habe es in Obhut des Menschen gegeben, dessen Ehrlichkeit über alle Zweifel erhaben ist und der, das wusste ich, mir nie gestatten würde, Schuhe davon zu kaufen.«

»Wem, Sir?«, fragten die Jungs wie aus einem Munde.

»Pastor Brimstone.«

Die Freunde nickten. Das war durchaus sinnvoll gewesen.

»Leider hat Pastor Brimstone eine missliche Stelle ausgesucht, um das Geld zu verstecken«, sagte der Direktor verzweifelt. »Obwohl er allen Grund hatte, sie für sicher zu halten … Er hätte das Geld immer im Auge –«

»O nein!«, stöhnte Sponge.

»In seinem Sessel«, rief Mufford.

»So ist es. Und wie wir alle wissen, wurde der gestohlen. Der gute Pastor trauert dem Sessel natürlich immer noch nach.«

In dem Moment ging Pastor Brimstone höchstpersönlich am Büro des Direktors vorbei. Er brummelte wütend vor sich hin, doch man verstand nur die Worte »Dieb!«, »Sessel!« und »bis in alle Ewigkeit in den Feuern der Hölle schmoren«.

Mufford und Sponge mussten beide sofort daran denken, wie sie den Sessel das letzte Mal gesehen hatten. Da war er nämlich eine Zeitmaschine gewesen und hatte Mr Stupido, ihren alten Sportlehrer, ins Zeitalter der Dinosaurier befördert.

»Vielleicht erfahren wir nie, was aus dem Sessel geworden ist, oder dem Vermögen darin«, jammerte der Direktor. »Es wird für immer ein Geheimnis bleiben. Aber ich sage euch frei heraus, dass ich mir die Schurken, die das verbrochen haben, liebend gern vorknöpfen würde.«

Sponge schluckte, Mufford auch. Der Direktor seufzte, brachte aber nach einem Moment sein gewohntes Lächeln zustande, wenn auch sehr schwach. Sponge schaute nervös um sich.

»Warum sind an der Holzverkleidung Ihrer Zimmerdecke Seepocken?«, fragte er. »Wir sind doch meilenweit vom Meer entfernt.«

Der Direktor nahm ein Stück Holz von der Decke aus dem Trümmerhaufen. Und tatsächlich war es auf der Rückseite mit Seepocken verkrustet. Einen Moment lang blickte der Direktor versonnen in die Ferne.

»Nein, so was«, sagte er. »Schaut euch das an. Nach all den Jahren.«

»Sir?«, fragten die Jungen gleichzeitig.

Lächelnd setzte sich der Direktor wieder in seinen Sessel und schaute zu dem Loch in der Zimmerdecke hoch.

»Jungs, die Sache ist die, dass die Holzverkleidung in meinem Zimmer aus Schiffsbalken besteht.«

Wenn man das wusste, wunderten einen die Seepocken nicht mehr. Es erklärte auch den riesigen Anker in einer Ecke. Warum der dort stand, hatten sich Mufford und Sponge schon immer gefragt.

»Und zwar keine Balken von irgendeinem x-beliebigen Schiff«, fuhr der Direktor fort, »sondern von einem Piratenschiff. Es hieß Goldener Totenkopf.«

Das Flaschenschiff

Goldener Totenkopf?«, schrie Sponge.

»Ja«, erklärte der Direktor. »Das besagte Schiff. Von dem rede ich.«

Mit diesen Worten stand er auf, nahm ein Flaschenschiff vom Kaminsims, setzte sich wieder hin und blies den Staub von der Flasche. Mufford und Sponge husteten und prusteten.

Als sie dann durch das schmuddelige Glas schauten, sahen sie das Modell eines bis in alle Feinheiten ausgearbeiteten Dreimasters. Am Hauptmast wehte eine schwarze Flagge mit einem geflügelten goldenen Totenkopf – genau dem gleichen Totenkopf, wie er auch auf dem Schulwappen von Modermoor Castle prangte!

»Ooh!«, staunte Sponge.

»Sie stand unter dem Kommando eines der gefürchtetsten Piraten seiner Zeit. Er hieß Greenbeard, weil er einen grünen Bart hatte.«

»Einen grünen Bart?«, sagte Mufford.

»Ja«, erwiderte der Direktor. »Mit der Körperpflege nahm er es nicht so genau, wie es wünschenswert gewesen wäre. Und weil zudem das Schiff an allen Ecken und Enden leckte, war sein Bart von Seetang durchzogen und überwuchert. Gelegentlich verlief sich auch der ein oder andere Einsiedlerkrebs hinein.«

»Gab’s auch einen Schatz?«, erkundigte sich Mufford. »Piraten haben’s doch sehr mit Schätzen, oder etwa nicht?«

»O ja«, erwiderte der Direktor. »Greenbeard liebte insbesondere Juwelen und hortete sie offenbar zuhauf. Einer Legende nach ist der Schatz auf einer entlegenen Insel vergraben, wo sogar sein Geist spuken soll. Aber bisher hat niemand die Insel gefunden. Sie ist in keinem bekannten Atlas und auf keiner bekannten Karte verzeichnet.«

»Wie schade«, sagte Sponge.

»Du sagst es«, meinte der Direktor. »Ich fürchte, auch der Verbleib von Greenbeards Schatz bleibt für immer ein Geheimnis. Dabei könnten wir ihn jetzt gut gebrauchen, was, Jungs?«

»Aber warum hat man die Balken seines Schiffs für den Bau dieses Zimmers in Modermoor Castle benutzt?«, wollte Sponge wissen.

»Also, das ist faszinierend«, erwiderte der Direktor. »Greenbeard der Pirat kam von hier! Er war ein Junge aus dem Dorf. Ein Diener in diesen Hallen, als sie noch der Familiensitz der Modermoors waren. Aber er ist durchgebrannt und mit seinem Herrn, Lord Mandragora Modermoor, zur See gefahren.«

»Wirklich?«, fragte Sponge.

Der Direktor nickte.

»Wie ihr wisst, war Lord Mandragoras Sohn, Lord Marzipan Modermoor, ein großer Sammler und Exzentriker.«

Da Sponge und Mufford ihn bei ihren Abenteuern mit der Zeitmaschine persönlich kennengelernt hatten, war ihnen das wohlbekannt.

»Und Lord Marzipan, der wusste, dass sein Vater eine Beziehung zur Goldenen Totenkopf gehabt hatte, hat deren Überreste aufgespürt und in seinem Arbeitszimmer verbauen lassen. Als er beschloss, Modermoor Castle zu einem Internat zu machen, nahm er Greenbeards Flagge als Wappen dafür. Aber mit der Zeit war der Beirat der Schule nicht mehr so erbaut davon, dass die Anstalt mit Seeräuberei in Verbindung gebracht werden konnte, und jeder Direktor – auch ich – wurde angehalten, es bloß nicht den Schülern zu erzählen. Aber ich weiß, ich kann darauf bauen, dass diese Angelegenheit nun strikt unter uns bleibt. Ich befürchte auch, dass eine Panik sondergleichen entsteht, wenn sich die Nachricht von der drohenden Schließung der Schule durch die Kreuzgänge und Schlafsäle verbreitet. Ich weiß ja, wie sehr ihr alle diese Schule liebt. Wie sehr wir alle sie lieben.«

Sponge und Mufford wechselten einen raschen skeptischen Blick.

»Kann ich mir die Goldener Totenkopf mal ein wenig genauer ansehen?«, fragte Sponge.

Lächelnd reichte ihm der Direktor das Schiff in der Flasche, aber Sponge griff nicht richtig zu, es rutschte ihm wie ein Stück Seife durch die Finger, fiel zu Boden, und das Glas zerschlug auf den Steinplatten in tausend Stücke.

»Sponge!«, schrie Mufford.

»Oje«, sagte der Direktor. »Sehr bedauerlich.«

Sponge hob das Modellschiff auf, das nun nicht mehr in der Flasche steckte.

»Es tut mir unendlich leid«, sagte er, den Tränen nahe.

»Mach dir nichts draus«, sagte der Direktor, der seinen üblichen Optimismus nicht verlor. »Unfälle passieren. Wenigstens können wir uns jetzt das Schiff genauer ansehen.«

Der Mittelmast war herausgefallen, und als Sponge ihn wieder hineinzustecken versuchte, fiel ihm ein Schriftzug auf dem Hauptsegel auf.

»Sir!«, schrie er. »Ich glaube, hier finden wir einen Hinweis auf den Schatz!«

»Was? Wo?«, rief der Direktor.

Aber als Sponge ihm das Schiff gab, zerfielen die Segel in einzelne Fetzchen.

»Nein!«, rief der Direktor. »Durch das Klima in der Flasche sind die Segel erhalten geblieben, und jetzt zerbröseln sie.«

Vor Enttäuschung schlug er mit der Faust auf den Schreibtisch, und da löste sich ein weiteres Stück der Holzverkleidung von der Decke und plumpste herunter. Es traf Sponge am Kopf und schlug ihn für ein paar Sekunden bewusstlos.

»Sponge?«, rief Mufford und eilte seinem hingesunkenen Kameraden zu Hilfe. »Lebst du noch?«

Sponge blinzelte ein paarmal, schüttelte den Kopf, um ihn wieder klar zu kriegen, doch vor seinen Augen tanzten Sternchen. Er kam taumelnd auf die Füße und setzte sich wieder auf seinen Stuhl.

»Was stand drauf, Sponge?«, frage Mufford.

»Was stand wo drauf?«, fragte Sponge.

»Auf dem Segel. Was stand auf dem Segel?«

»Ja«, schaltete der Direktor sich ein. »Was stand darauf, Master Spongely-Partwork? Was besagte der Hinweis auf dem Segel? Du hast als Einziger einen flüchtigen Blick darauf erwischt.«

Sponge schaute von einem Gesicht zum anderen und dann auf das beschädigte Schiff.

»Ich kann mich nicht erinnern. An nichts. Der Schlag auf den Kopf hat es mir offensichtlich aus dem Gedächtnis gehauen.«

»Mist«, schimpfte Mufford.

»Wenn du dich ordentlich anstrengst, erinnerst du dich nach einer Weile vielleicht doch wieder daran«, sagte der Direktor.

Aber als Sponge versuchte, sich den Schriftzug auf dem Segel wieder zu vergegenwärtigen, fiel ihm nur das hohle Bong! der Holzverkleidung auf seinem Schädel ein und sonst nichts.

Der Direktor seufzte und sagte den Jungs, es sei nun an der Zeit für sie zu gehen. Mufford und Sponge, sich des Ernsts der Lage bewusst, verließen sein Büro und gingen gemessenen Schrittes durch den Flur. Doch kaum waren sie um die Ecke, hopsten sie vor Freude in die Luft.

»Nie wieder Modermoor Castle, Sponge!«, rief Mufford und fuhr beinahe versonnen fort: »Kannst du dir das vorstellen?«

»Ich würde es gern«, sagte Sponge und rieb sich den Kopf an der Stelle, an der ihn das Stück Holzverkleidung getroffen hatte. »Aber mit angedetschtem Hirn ist das nicht einfach.«

Da flitzte Mr Lithely an ihnen vorbei und fand dabei sogar Zeit, ihnen einen aufmunternden Klaps auf den Rücken zu verpassen. Sponge krachte längelangs zu Boden.

»Na, Jungs, freut ihr euch schon auf das nächste Rennen auf den Gipfel des Pig’s Peak?«, rief ihr Sportlehrer und verschwand um eine Biegung.

»Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich Modermoor Castle vermisse, wenn es geschlossen wird«, sagte Mufford.

Sponge rappelte sich auf und nickte. »Ich auch nicht. Aber unsere Eltern schicken uns bestimmt auf eine andere Schule.«

»Was?« Das Lächeln auf Muffords Gesicht erstarb.

»Na ja, lange Extraferien werden sie uns wohl nicht gönnen.«

»Nein? – Ach, wahrscheinlich hast du recht.«

»Trotzdem: Eine neue Schule ist garantiert nicht halb so schlimm wie Modermoor Castle. Das ist schier unmöglich.«

Mufford starrte in die Ferne. Eine lange Weile.

»Mufford?«, sagte Sponge. »Was ist?«

Mufford drehte sich zu ihm um, seine Augen schwammen in Tränen.

»Hast du es noch nicht begriffen, Sponge? Wir beide würden nicht mehr in dieselbe Schule gehen! Wir würden wer weiß mit wem wer weiß wohin geschickt.«

»Meinst du?«

»Ja. Deshalb müssen wir was tun.«

»Aber was? Und vor allem, wie?«

Mufford packte seinen Freund bei den Schultern und schaute ihm eindringlich in die Augen.

»Wir müssen die Schule retten!«

»Meinst du wirklich?«

»Aber ja doch!«

Seeräuberei – das große Handbuch für Väter und Söhne

Mufford und Sponge dachten nun ernsthaft darüber nach, wie sie das Geld ersetzen konnten, das sie ungewollt mit der Zeitmaschine in die Epoche der Dinosaurier geschickt hatten. Immerhin galt es, die Schule zu retten.

»Hast du bitte einen Keks für mich, Mufford?«, fragte Sponge todmüde. »Ich muss mein kleines Hirn ein winziges bisschen stärken.«

»Einen Keks? Ich habe leider keine Kekse.«

»Und was ist mit denen in deiner Schublade?«

»Was faselst du da, Sponge?« Höchst interessiert untersuchte Mufford seine Fingernägel. »Ich versichere dir, ich habe nicht den kleinsten Krümel.«

»Aber ich habe sie gesehen.« Sponge nahm Mufford genauer ins Visier. »Deine Mutter hat sie letzte Woche geschickt. Sie sind in deiner Schublade. Du brauchst bloß –«

»Du phantasierst, Sponge. Wenn wir jetzt mal bitte einen Moment lang deine Kekssucht beiseitelassen und uns dem vorliegenden Fall widmen können …«

Sponge machte ein böses Gesicht und ein Pfeifgeräusch durch die Nase, über das sich Mufford immer besonders ärgerte. Jetzt tat er aber so, als habe er es nicht bemerkt.

Nach zehn Minuten wollten sie zählen, wie viele Ideen sie hatten.

»Korrigier mich, wenn ich mich irre, Sponge. Du weißt, dass Mathe nie meine Stärke war. Aber ich komme auf null Komma null Ideen«, sagte Mufford.

Sponge, das Gesicht verzerrt, weil er sich so konzentrierte, stellte ebenfalls eine Rechnung an.

»Stimmt«, keuchte er, »null Komma nix.«

Mufford raufte sich die Haare und stöhnte.

»Was machen wir?«

»Ich weiß es nicht.« Sponge greinte regelrecht. »Vielleicht schlicht und einfach aufgeben?«

Erstaunt starrte Mufford seinen Freund an.

»Sponge! Was ist denn das für eine Haltung? Haben die österreichischen Heere aufgegeben, als Napoleon sie 1805 ausmanövriert hat?«

»Hm – ja, haben sie. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, haben sie den Rückzug angetreten.«

»Aber die Kreuzfahrer, als Saladin 1187 Jerusalem belagert hat?«

»Die haben auch aufgegeben. Ich erinnere mich ganz genau, dass Mr Luckless uns erzählt hat –«

»Na gut, Schwamm drüber. Jetzt geht es sowieso darum, dass ein Mufford niemals eine Niederlage akzeptiert.«

Sponge versuchte, ein verächtliches Schnauben zu unterdrücken. Es gelang ihm nicht ganz. Mit ähnlich mäßigem Erfolg versuchte Mufford, das halb erstickte Geräusch zu überhören.

Da ihnen beiden jedoch überhaupt keine Möglichkeit einfiel, wie sie Geld beschaffen konnten, kamen sie zu dem Schluss, dass sie besser in die Bibliothek gehen und ein bisschen mehr über den Piraten Greenbeard herausfinden sollten.

Miss Foxing, die Bibliothekarin, saß an ihrem Schreibtisch und las, ihr rotes Haar glänzte in dem goldenen Licht, das durch das Fenster über ihren Kopf strömte. Als die Jungs näher kamen, blickte sie auf.

»Miss Foxing«, sagte Mufford, als er und Sponge auf den Tisch zuschlenderten. »Welches Buch über Piraten ist Ihrer Meinung nach in unserer Bibliothek das beste?«

Miss Foxing dachte einen Moment nach und öffnete dann eine Schublade voller Karteikarten.

»Also«, erwiderte sie, »wir haben Alles über Piraten; Das Große Lexikon der Piraten; Piraten der Welt; Piraten, Piraten, Piraten; Das Piratenkochbuch; Die Piraten des Karibischen Meeres; Schau’n wir die Piraten an …«

Bei einer Karteikarte hielt sie inne und lächelte.

»Aber ich würde sagen, das beste, das umfassendste Buch über Piraten ist Seeräuberei – das große Handbuch für Väter und Söhne. Ihr findet es dort drüben, in der Piratenabteilung.«

Mufford und Sponge fanden es komisch, dass ihnen diese Abteilung noch nie aufgefallen war. Aber rasch entdeckten sie den dicken Wälzer und schleppten ihn mit einiger Mühe in eine ruhige Ecke. Dort legten sie ihn sich auf den Schoß und schlugen gleich das Personenregister auf.

»Goatbeard, Goodbeard, Greatbeard … ah, hier ist er: Greenbeard.«

Auf der angegebenen Seite war eine Illustration von Greenbeard inmitten seiner Mannschaft auf der Goldenen Totenkopf. Er gab eine imposante Gestalt ab.

Den Dreispitz auf dem Kopf, einen mächtigen grünen Bart im Gesicht, stand er an Deck. In seiner Schärpe steckten zwei Pistolen, in der Hand schwang er ein Entermesser.

»Ach, du liebe Güte«, sagte Sponge. »Die Ähnlichkeit ist verblüffend.«

»Mit wem?«

»Mit dir.«

»Unfug.«

»Doch. Wenn du einen mächtigen grünen Bart hättest und als Pirat verkleidet wärst, sähst du ihm, glaube ich, noch ähnlicher.«

»Jetzt geht das schon wieder los! Das ist doch genau wie bei der antiken Büste, die du für dich gehalten hast.«

»Und da hatte ich auch recht! Das war ich!«