Multiple Choice - Alejandro Zambra - E-Book

Multiple Choice E-Book

Alejandro Zambra

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Beschreibung

Wie lebt es sich, wenn man Tag für Tag durch ein Minenfeld aus Lügen muss? Wenn man die Nähe anderer Menschen sucht und dabei weiß, dass man weder der eigenen Familie noch der Liebe vertrauen kann? Und was lernt man – und wie lernt man zu denken –, in einer politisch fragwürdigen Gesellschaft, die Zuflucht nimmt in apathischer Gemütlichkeit? Alejandro Zambra macht das spürbar und begreiflich – mit einem Bravourstück interaktiver Literatur: einem Multiple-Choice-Test, der sich am chilenischen »Eignungstest für höhere Bildung« der Jahre 1967 bis 2002 orientiert.
Multiple Choice ist ein philosophischer Abenteuerspielplatz, ein hintergründig unterhaltsames Buch, und die Behauptung, dass es ein Roman sei, ist so waghalsig wie die Behauptung, dass es keiner sei.

Wie lebt man, wie liebt man als junger Mensch in einer Diktatur? Alejandro Zambra – der »Magier der kleinen Form« (Deutschlandfunk Kultur) – betreibt ein schillerndes literarisches Experiment, in dem das Poetische und das Politische auf beunruhigend komische Weise zur Deckung kommen.

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Seitenzahl: 76

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Aus dem Spanischen von Susanne Lange

Suhrkamp

Für meine Lehrer Juan Luis Morales Rojas,Elizabeth Azócar, Ricardo Ferrada und Soldedad Bianchi.

Inhalt

I. Ausgeschlossener Begriff

II. Textgliederung

III. Lückentext

IV. Entbehrlicher Satz

V. Leseverständnis

1967 wurde in Chile der akademische Eignungstest eingeführt – zuerst »Prueba de Aptitud Académica« genannt, seit 2002 »Prueba de Selección Universitaria« oder PSU –, die Aufnahmeprüfung für die Universität.

Der Aufbau dieses Buches folgt dem der sprachlichen Prüfung, wie sie bis 1994 gültig war und die neunzig Multiple-Choice-Fragen enthielt, unterteilt in fünf Abschnitte.

I. Ausgeschlossener Begriff

Kreuzen Sie bei Übung 1 bis 24 das Wort an, das sinngemäß nicht zu dem Obergriff oder den anderen Wörtern passt.

1. Multiple

a) Vielfalt

b) Dreifaltigkeit

c) Zweierlei

d) Einerlei

e) Einfalt

2. Auslese

a) Auswahl

b) natürliche

c) künstliche

d) Choice

e) Buch

3. Unterrichten

a) Ausrichten

b) Nachrichten

c) Zurichten

d) Abrichten

e) Hinrichten

4. Kopieren

a) Ausschneiden

b) Einfügen

c) Ausschneiden

d) Einfügen

e) Rückgängig machen

5. Löschen

a) Entfernen

b) Annullieren

c) Korrigieren

d) Streichen

e) Stillen

6. Buchstaben

a) Groß

b) Klein

c) Kursiv

d) Tote

e) Vier

7. Sammel

a) Werk

b) Lager

c) Grab

d) Wut

e) Surium

8. Rettungsring

a) Wellenbrecher

b) Weltenbummler

c) Wolkenkratzer

d) Gassenfeger

e) Feldstecher

9. Maske

a) Verkleidung

b) Schleier

c) Kapuze

d) Deckmantel

e) Tarnkappe

10. Verdunklung

a) Schatten

b) Dämmer

c) Schwärze

d) Dunkel

e) Dünkel

11. Filzen

a) Durchforsten

b) Holzen

c) Lausen

d) Blechen

e) Steinigen

12. Widerstand

a) Ausdauer

b) Konsistenz

c) Rückgrat

d) Duldsamkeit

e) Konsequenz

13. Beschützen

a) Beschirmen

b) Bewundern

c) Behüten

d) Bespitzeln

e) Bewachen

14. Rest

a) Rest

b) Schweigen

c) Rest

d) Los

e) Schweigen

15. Farben

a) Rotsehen

b) Blaumachen

c) Schwarzarbeiten

d) Weissagen

e) Grauen

16. Geheimnis

a) Heimlich

b) Heimkehr

c) Heimsuchung

d) Heimweh

e) Heimtücke

17. Maße

a) Langatmig

b) Kurzweilig

c) Kleingeistig

d) Hochmütig

e) Großkotzig

18. Familie

a) Verwandte

b) Erben

c) Angehörige

d) Ungehörige

e) Pädophile

19. Schuld

a) Sünde

b) Fauxpas

c) Lapsus

d) Dein

e) Fehler

20. Neu

a) Anfang

b) Gier

c) Artig

d) Ungezogen

e) Rose

21. Husten

a) Rauchen

b) Husten

c) Rauchen

d) Husten

e) Rauchen

22. Schweigen

a) Stille

b) Sprachlosigkeit

c) Verschwiegenheit

d) Stummheit

e) Feigheit

23. Schweigen

a) Treue

b) Beistand

c) Mut

d) Loyalität

e) Vertrauen

24. Schweigen

a) Schweigen

b) Schweigen

c) Schweigen

d) Schweigen

e) Schweigen

II. Textgliederung

Kreuzen Sie bei den Übungen 25 bis 36 die Alternative an, die den Text am besten gliedert.

25.

Neunzehnhundertachtziger

1)

Dein Vater stritt sich mit deiner Mutter.

2)

Deine Mutter stritt sich mit deinem Bruder.

3)

Dein Bruder stritt sich mit deinem Vater.

4)

Fast immer war es kalt.

5)

An mehr erinnere ich mich nicht.

a)

2–3–1–4–5

b)

3–1–2–4–5

c)

4–1–2–3–5

d)

4–5–1–2–3

e)

5–1–2–3–4

26.

Das zweite Mal

1)

Du willst dich an deine erste Kommunion erinnern.

2)

Du willst dich an deine erste Masturbation erinnern.

3)

Du willst dich an deinen ersten Sex erinnern.

4)

Du willst dich an deinen ersten Toten erinnern.

5)

Und an das zweite Mal.

a)

1–5–2–3–4

b)

1–2–5–3–4

c)

1–2–3–5–4

d)

4–5–1–2–3

e)

4–3–2–1–5

27.

Ein Kind

1)

Du träumst, dass du ein Kind verlierst.

2)

Du wachst auf.

3)

Du weinst.

4)

Du verlierst ein Kind.

5)

Du weinst.

a)

1–2–4–3–5

b)

1–2–3–5–4

c)

2–3–4–5–1

d)

3–4–5–1–2

e)

4–5–3–1–2

28.

Dein Haus

1)

Es gehört der Bank, aber du hältst es gern für deines.

2)

Wenn alles gut geht, hast du es im Jahr 2033 abbezahlt.

3)

Du lebst dort seit elf Jahren. Zuerst mit Familie, dann mit Gespenstern, die nun auch fort sind.

4)

Das Viertel gefällt dir nicht, es gibt keine offenen Plätze in der Nähe, die Luft ist trüb.

5)

Aber du liebst dieses Haus, wirst es niemals aufgeben.

a)

2–3–4–5–1

b)

3–4–5–1–2

c)

4–5–1–2–3

d)

3–1–2–4–5

e)

1–2–4–3–5

29.

Geburtstag

1)

Du wachst früh auf, gehst spazieren, suchst einen Platz zum Kaffeetrinken.

2)

Du hast Geburtstag, erinnerst dich aber nicht daran.

3)

Du spürst, du hast etwas vergessen, bist aber bloß unruhig, befremdet.

4)

Du spulst das normale Samstagsprogramm ab.

5)

Du rauchst, machst den Fernseher an, schläfst über den Mitternachtsnachrichten ein.

a)

5–1–2–3–4

b)

4–5–1–2–3

c)

3–4–5–1–2

d)

2–3–4–5–1

e)

1–2–3–4–5

30.

Zweihundertdreiundzwanzig

1)

Du erinnerst dich an die Sommersprossen auf ihren Brüsten, ihren Beinen, ihrem Bauch, ihrem Hintern. An die genaue Zahl: zweihundertdreiundzwanzig. Vor tausendzweihundertsieben Tagen waren es zweihundertdreiundzwanzig.

2)

Du liest noch einmal die Nachrichten, die sie dir geschickt hat: Sie sind schön, amüsant. Lange Abschnitte, lebendige, komplexe Sätze. Warmherzige Worte. Sie schreibt besser als du.

3)

Du erinnerst dich, wie du fünf Stunden am Steuer gesessen hast, um sie für zehn Minuten zu sehen. Es waren keine zehn Minuten, sondern der ganze Nachmittag, aber du bleibst bei den zehn Minuten.

4)

Du erinnerst dich an die Wellen, die Felsen. An ihre Sandalen, eine Schramme am Fuß. Du erinnerst dich, wie deine Augen rasch von ihren Schenkeln zu ihren Wimpern geglitten sind.

5)

Niemals hast du dich daran gewöhnen können, bei ihr zu sein. Niemals hast du dich daran gewöhnen können, ohne sie zu sein. Du erinnerst dich, wie sie immer flüsternd gesagt hat, wie zu sich selbst: Alles ist gut.

a)

5–1–2–3–4

b)

4–5–1–2–3

c)

3–4–5–1–2

d)

2–3–4–5–1

e)

1–2–3–4–5

31.

Die Angehörigen

1)

Du teilst sie in zwei Kategorien ein: die du liebst und die du nicht liebst.

2)

Du teilst sie in zwei Kategorien ein: die nicht am Leben sein sollten und die nicht tot sein sollten.

3)

Du teilst sie danach ein, wie viel Vertrauen sie dir als Kind eingeflößt haben.

4)

Kurz hast du das Gefühl, etwas Wichtiges zu entdecken, das Jahre auf sich warten ließ.

5)

Du teilst sie in zwei Kategorien ein: die Lebenden und die Toten.

a)

1–3–4–5–2

b)

5–2–1–3–4

c)

1–3–5–2–4

d)

3–4–5–2–1

e)

1–2–3–4–5

32.

Ein Tritt in die Eier

1)

Du fragst dich, wer alles, ob lebend oder tot, nah oder entfernt, Chilene oder nicht, Frau oder Mann, Gründe haben könnte, dir in die Eier zu treten.

2)

Du fragst dich, ob du einen Tritt in die Eier verdienst.

3)

Du fragst dich, ob du es verdienst, dass dich jemand hasst. Du fragst dich, ob dich jemand wirklich hasst.

4)

Du fragst dich, ob du jemanden hasst. Du fragst dich, ob du diejenigen hasst, die dich hassen.

5)

Die Schlaflosigkeit schadet dir, begleitet dich.

a)

1–1–1–1–1

b)

2–2–2–2–2

c)

3–3–3–3–3

d)

4–4–4–4–4

e)

5–5–5–5–5

33.

Der Reim

1)

Du suchst Wörter, die sich auf deinen Vornamen reimen.

2)

Du suchst Wörter, die sich auf deinen Nachnamen reimen.

3)

Dein Vorname reimt sich nicht auf deinen Nachnamen, aber du suchst Wörter, die sich auf deinen Vor- und Nachnamen zugleich reimen.

4)

Du suchst Wörter, die sich weder auf deinen Nach- noch auf deinen Vornamen noch auf sonst etwas reimen.

5)

Du bist nicht verrückt.

a)

1–2–3–4–5

b)

1–2–3–4–5

c)

1–2–3–4–5

d)

1–2–3–4–5

e)

1–2–3–4–5

34.

Erste Person

1)

Du glaubst, die einzige Lösung ist, zu schweigen.

2)

Du sagst niemals ich.

3)

Dank einiger Flaschen Wein lernst du, ich zu sagen.

4)

Du sagst niemals wir.

5)

Dank einer Flasche Pisco lernst du, wir zu sagen.

6)

Du bist geheilt.

a)

1–2–3–4–5–6

b)

1–2–4–3–5–6

c)

2–4–1–3–5–6

d)

4–5–6–2–3–1

e)

2–3–6–4–5–1

35.

Schwimmen

1)

Die Waage zeigt 92,1 Kilo. Du stellst das Radio auf 92,1 FM ein. Du hasst dieses Radio, alle seine Sendungen. Du musst abnehmen.

2)

Du bist im öffentlichen Schwimmbad. Sitzt am Beckenrand, die Beine im Wasser, siehst ein paar Kindern beim Schwimmenlernen zu. Die Lehrerin ist energisch, ihre Stimme klingt gar nicht sanft. Die Kinder sehen so ernst aus.

3)

Als Kind warst du verliebt ins Schweigen. Später sollten die Worte dich überfluten und ertränken. Aber du konntest schwimmen, man musste es dir nicht beibringen. Uns hat man, denkst du, wie die Hunde ins Wasser geworfen, und wir haben auf der Stelle schwimmen gelernt.

4)

Oder vielleicht hat man es dir doch in der Schule beigebracht. Vielleicht war es das Einzige, was man dir beigebracht hat. Nicht das Schwimmen, sondern Arme und Beine zu bewegen. Und stundenlang den Atem anzuhalten.

5)

Schwimmen ist der beste Sport, das weiß jeder. Du denkst, es wird dir guttun, du wirst abnehmen. Du wirfst dich ins kalte Wasser. Schwimmen stärkt die Muskeln und das Gedächtnis.

a)

1–2–3–4–5

b)

1–2–3–4–5

c)

1–2–3–4–5

d)

1–2–3–4–5

e)

1–2–3–4–5

36.

Narben

1)

Du denkst, die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten ist der Strich einer Narbe.

2)

Du denkst, die Einführung ist der Vater, die Durchführung der Sohn und die Schlussfolgerung der Heilige Geist.

3)

Du liest viel seltsamere Bücher, als du selbst schreiben würdest, wenn du schreiben würdest.

4)

Du denkst und hältst es für eine Entdeckung, dass der letzte Punkt auf der Zeitlinie die Gegenwart ist.

5)

Du versuchst, vom Generellen zum Besonderen zu gehen, mag das Generelle auch General Pinochet sein.

6)

Du versuchst, vom Abstrakten zum Konkreten zu gehen.

7)

Das Abstrakte ist der Schmerz der anderen.

8)

Das Konkrete ist der Schmerz der anderen, der in deinen Körper dringt, bis er ihn ganz überschwemmt.

9)

Das Konkrete ist etwas, was zwangsläufig wachsen muss.

10)

Etwas wie ein Tumor oder das Gegenteil von einem Tumor, ein Kind.

11)

In deinem Fall ist es ein Tumor.

a)

1–2–3–4–5–6–7–8–9–10–11

b)

1–2–3–4–5–6–7–8–9–10–11

c)

1–2–3–4–5–6–7–8–9–10–11

d)

1–2–3–4–5–6–7–8–9–10–11

e)

1–2–3–4–5–6–7–8–9–10–11