Neues aus Bethlehem - Markus Brunner - E-Book

Neues aus Bethlehem E-Book

Markus Brunner

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Beschreibung

Überraschende Weihnachts-Geschichten zum Staunen Eine junge Frau wird schwanger – nicht von ihrem Verlobten. Hirten werden erschreckt – von einem übernatürlichen Ereignis. Ein armes Kind wird geboren – und verändert die Welt. Weihnachten fasziniert und bringt uns zum Staunen. Wir müssen nur auf ihre Botschaft hören. Und genau da liegt das Problem: Wir haben uns an die unglaublich spannende Botschaft gewöhnt. Wir meinen, Weihnachten zu kennen – und achten nicht mehr auf ihre Dramen und Wunder, auf ihre Tiefe und ihre Bedeutung. Stattdessen sind uns Weihnachtsbäume, Weihnachtskugeln, Lametta und Berge von Geschenken wichtiger geworden. Inzwischen beleuchten wir auch Einfamilienhäuser innen und außen mit 250 Meter langen Lichterketten und lassen illuminierte Rentiere, Riesenschlitten und "Santa Claus" in Lebensgröße durch unsere Vorgärten brausen. Die Inhalte von Weihnachten müssen immer mehr dem Spektakel weichen … Markus Brunner geht einen anderen Weg, setzt die Ereignisse von Weihnachten in neue Perspektiven. Er nimmt uns mit in imaginäre Räume der sichtbaren und unsichtbaren Welt, der Vergangenheit und Gegenwart. So lässt er uns neu staunen – und immer wieder auch lachen – über die schönste Geschichte aller Zeiten: die Geburt des Heilands und Erlösers dieser Welt.

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Markus Brunner Neues aus Bethlehem

Dieses Buch ist all jenen gewidmet, die nach mehr suchen – auch an Weihnachten.

Markus Brunner

Neues aus Bethlehem

15 erstaunliche Weihnachtsgeschichten

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

Die Bibelstellen wurden, soweit nicht anders angegeben, folgender Übersetzung entnommen: Hoffnung für alle®, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica Inc.®, Herausgeber: Fontis-Verlag Basel

Umschlag: Spoon Design, Olaf Johannson, Langgöns Bild Umschlag: Freedom StudioShutterstock.com Bild Seite 2/3: Adobe Stock E-Book-Vorstufe: InnoSet AG, Justin Messmer, Basel E-Book-Herstellung: Textwerkstatt Jäger, Marburg

ISBN (EPUB) 978-3-03848-546-9

Inhalt

1. Geschichte: Professor Weiss

2. Geschichte: Hochsaison

3. Geschichte: Hirtenjunge Viktor

Vertiefung: Mutige Weihnachten

4. Geschichte: Frau Stern

5. Geschichte: Terror ist Error

6. Geschichte: Der Fall Meier

Vertiefung: Weihnachten – Fest der Fundis

7. Geschichte: Die besten Ausreden

8. Geschichte: Weihnachten in der Unterwelt

Vertiefung: Multimediale Weihnachten der Superklasse!

9. Geschichte: Verknorzte Gottesintervention

10. Geschichte: Engel Hohglanz

Vertiefung: Sachzwänge und ein erschöpftes Ehepaar

11. Geschichte: Engel Act Ion

12. Geschichte: Herr Werner K.

Vertiefung: Das Herzstück

13. Geschichte: Heinz sucht das Christkind

14. Geschichte: Weihnachten im Jahr 2030

Vertiefung: Zeit der Besinnung?

15. Geschichte: Generaldirektor John Calwer

Der Autor

1. Geschichte:

Professor Weiss

Herr Weiss ist Geschichtsprofessor an der Universität Freiburg. Er ist intelligent – und er weiß es auch. Er ist ein begabter Lehrer, und seine Vorlesungen sind immer gut besucht.

Herr Weiss liebt seinen Job. Er liebt die Universität. Er liebt Freiburg, wenn nicht gerade Weihnachten ist. Ja, die Weihnachtszeit hat es ihm nicht angetan. Er ist überzeugt: Weihnachten ist lächerlich und kindisch. Weihnachten ist unnötig. Ja, Weihnachten ist eine Zumutung für intelligente Menschen!

Aber Herr Weiss weiß sich zu wehren – gegen Weihnachten. Wie jedes Jahr hält er kurz vor Weihnachten eine Vorlesung zu seinem bevorzugten Thema: «Weihnachten – eine Zumutung für intelligente Menschen!»

Seine Vorlesung ist auch heute gut besucht.

Hören wir ihm doch etwas zu.

Die Einleitung ist bereits vorbei. Herr Weiss macht einen zufriedenen und engagierten Eindruck. Offensichtlich legt er sein ganzes Herz in diese Vorlesung. Er sieht sich auf einer wichtigen Mission: Er will die Studierenden von «Weihnachten» befreien.

Je länger er spricht, desto mehr kommt er in Fahrt. Er kennt seine Weihnachtsvorlesung auswendig und kann sich deshalb ganz auf die Rhetorik konzentrieren. Wie jedes Jahr kommt er auf das Weltall zu sprechen.

«Das Weltall. Riesig und mächtig. Wo ist unsere Galaxie? Sie ist unwichtig in einer unwichtigen Ecke des Weltalls. Wo ist unser Sonnensystem in dieser Galaxie? Sie ist in einer unwichtigen Ecke der sogenannten Milchstraße. Und wo ist unsere Erde in diesem Sonnensystem? Haha. Sicher nicht im Zentrum, wie das die Menschen im Mittelalter meinten! Nein, unser Planet befindet sich auf einer unbedeutenden Laufbahn um die Sonne herum.»

Ein Student meldet sich.

Herr Weiss liebt den Dialog mit den Studenten und erteilt dem jungen Mann sogleich das Wort. Es ist Patrick Humbel.

Patrick Humbel sagt mit einem verschmitzten Lächeln: «Dann befinden wir uns ja gerade an einem sehr unwichtigen Ort in einer gänzlich unwichtigen Vorlesung.»

Alle lachen.

Herr Weiss ist überrascht.

War das soeben eine Beleidigung?

Aber nein, der Student hat völlig recht!

Deshalb antwortet er begeistert: «Sie haben's kapiert! Wir sind alle unwichtige Wesen auf einem unwichtigen Planeten an einer unwichtigen Stelle des Universums und hören gerade eine ganz und gar unwichtige Vorlesung.»

Die Studenten lachen noch herzhafter.

Herr Weiss macht weiter. «Auf diesem unwichtigen Planeten erwählte Gott – gemäß der Bibel – vor über 4000 Jahren einen unwichtigen Mann: Abraham. Der hatte zwar eine schöne Frau, jedoch keine Kinder. Diesem unbedeutenden Individuum gab Gott ein Versprechen. Die Bibel nennt das ‹Verheißung›. Abraham werde einmal sehr viele Nachkommen haben. Und die werden einmal die Welt prägen.»

Wieder meldet sich Patrick Humbel:

«Braucht die Bibel nicht das Wort ‹Segnen›?»

«Richtig», gibt Herr Weiss zu. «Also, Gott ‹segnete› diesen unwichtigen Menschen, und aus ihm geht schließlich ein unwichtiges kleines Volk hervor. Rund 2000 Jahre später – so erzählt das Neue Testament der Bibel – erwählte Gott aus diesem unwichtigen Volk eine unbedeutende arme Jungfrau, die mit einem unwichtigen armen Mann verlobt war. Maria und Josef.»

Eine Studentin, Ida Vorlaut, sagt etwas sehr laut zu sich selbst: «Die wurden aber ziemlich berühmt.»

Alle schauen zu ihr.

Herr Weiss ärgert sich etwas über diese Ablenkung. Doch er fährt unbeirrt fort: «Dieses unwichtige Verlobtenpaar erlebte etwas, was auf diesem Planeten immer wieder mal passiert: Maria wurde schwanger – und zwar nicht von ihrem Verlobten!»

Haha.

Herr Weiss freut sich auf den nächsten Abschnitt seiner Vorlesung. Er weiß aus Erfahrung: Bald werden sich die Studenten krümmen vor Lachen. Ja, er beweist es eben jedes Jahr: Weihnachten ist halt einfach zum Lachen.

Genüsslich breitet er seine nächsten Gedanken aus: «Die schwangere Maria hat keine bessere Erklärung, als dass sie vom Heiligen Geist schwanger geworden sei. Stellt euch also mal das Geständnis von Maria vor:

Maria: ‹Josef, ich muss dir etwas sagen.› Josef: ‹Ja, Maria, mein Täubchen?› Maria: ‹Ich bin schwanger.› Josef: ‹Aber Maria … wir haben doch gar nicht …› Maria: ‹Ja, ich weiß …› Josef: ‹Aber Maria, ich kann mir das gar nicht vorstellen. Du? Hast du mich tatsächlich betrogen? Von wem bist du denn schwanger?› Maria: ‹Vom Heiligen Geist.›»

Jetzt lacht Herr Weiss laut heraus. Und alle Studenten stimmen herzhaft mit ein. Manche scheint es vor Lachen schon fast zu zerreißen.

Herr Weiss fasst sich wieder: «Nun ja, diese zwei werden schließlich trotzdem ein Ehepaar. Ein unwichtiges Ehepaar, natürlich. Dieses arme Ehepaar reist dann wegen einer bedeutenden Volkszählung eines bedeutenden römischen Kaisers zu ihrem Heimatort. Dieser extrem unbedeutende Heimatort ist ein kleines Dorf namens Bethlehem. Dort gebiert Maria ihr erstes Kind in einem sehr unbedeutenden Haus – in einem Stall.»

Jetzt wird es ruhig im Vorlesungssaal.

Herr Weiss schaut sich um. Wieso sind die Studenten plötzlich so andächtig? Am besten macht er einfach weiter:

«Das Kind von diesem unbedeutenden Ehepaar ist für die Geschichte absolut unbedeutend. Eine klitzekleine Randnotiz, eine Fußnote sozusagen.»

Da meldet sich Ida Vorlaut: «Wow, Herr Weiss, wie war es denn möglich, dass dieses unwichtige Kind, dieser Jesus, eine so große Bedeutung für Millionen von Menschen bekommen hat?»

Ups. Herr Weiss ist für einen Moment sprachlos. Er hatte doch gerade bewiesen, dass dieses Kind keinerlei Bedeutung für die Geschichte hat. Und jetzt diese Frage. Ja, er muss zugeben: Dieses Kind, Jesus, war und ist tatsächlich für Millionen von Menschen von großer Bedeutung.

Herr Weiss formuliert aus diesem unangenehmen Befund eine Vorlesungsfrage: «Richtig, wie konnte es geschehen, dass dieses unbedeutende Kind, dieser Jesus, so wichtig wurde für so viele Menschen?»

Die Studenten dürfen ihre Antworten einfach in den Raum hinausrufen:

«Wegen den Hirten! Die Hirten haben Engel gesehen und gingen dann zum Kind, um es als ihren Erlöser zu ehren.»

«Wegen den drei Weisen aus dem Osten. Die sahen einen Stern – oder was immer es genau war – und kamen so zu Jesus. Sie sahen in ihm einen wichtigen König.»

«Wegen dem erwachsenen Jesus. Der tat Wunder und behauptete von sich, dass er für die Sünden der Menschen sterben würde, um die Menschen so zu Gott zu führen.»

«Ach was!», ruft Herr Weiss. «Ihr seid naiv! Glaubt ihr etwa an diese Geschichten? Hey, hallo, wir sind in einer Geschichtsvorlesung! Ich akzeptiere nur geschichtliche Fakten. Kommt mir bitte nicht mit solchen Legenden! – Also, wer kann mir – jetzt mal abgesehen von unserer fragwürdigen modernen Zeitrechnung – eine unwiderlegbare Tatsache nennen, weshalb dieser Jesus so wichtig sein soll?»

Der Professor ist über die Naivität seiner Studenten erstaunt und verärgert. Das sieht man ihm auch an. Sein Gesicht ist rot angelaufen. Die Studenten wissen, dass man ihm jetzt besser nicht widerspricht.

Es wird still im Vorlesungssaal.

Da meldet sich Student Heinz Sachlich. Der ist zwar blitzgescheit, doch irgendwie kapiert er nicht immer alles, was auf der Beziehungsebene geschieht. In seiner ihm eigenen Sachlichkeit sagt Heinz:

«Ähm, Herr Weiss. Wenn die Bibel ein Legendenbuch sein soll, dann muss auch Platos Sokrates als Legende gelten. Die Bibel ist nämlich das bestdokumentierte Buch der Antike. Zwischen dem Neuen Testament und den Aposteln liegen nur ein paar Jahrzehnte. Zwischen dem ältesten Plato-Manuskript und Plato selbst liegen aber Jahrhunderte.»