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In Deutschland leben mehr Menschen denn je in Städten. Und mehr Pflanzen und Tierarten. Die neue Nachbarschaft aus Natur und Bürgern macht das urbane Leben schöner und ökologischer. Aber es erzeugt auch neue Konflikte. Die großen Themen der Zeit sind manchmal kompliziert. Aber oft genügt schon eine ausführliche und gut recherchierte GEO-Reportage, um sich wieder auf die Höhe der Diskussion zu bringen. Für die Reihe der GEO-eBook-Singles hat die Redaktion solche Einzeltexte als pure Lesestücke ausgewählt. Sie waren vormals Titelgeschichten oder große Reportagen in GEO.
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Seitenzahl: 24
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Herausgeber:
GEO
Die Welt mit anderen Augen sehen
Gruner + Jahr GmbH & Co KG,
Am Baumwall 11, 20459 Hamburg
www.geo.de/ebooks
eISBN: 978-3-65200-816-7
Die grüne Stadt
Von Anke Sparmann
Zusatzinfos
Grüne Architektur
Zeche Zollverein: Das Leben kehrt zurück
Hamburg-Georgswerder: Natur gegen Gift
Websites: Aktiv werden
GEO-Tag der Natur
In Deutschland leben mehr Menschen denn je in Städten. Und mehr Pflanzen- und Tierarten. Die neue Nachbarschaft aus Natur und Bürgern macht das urbane Leben schöner und ökologischer. Aber es erzeugt auch neue Konflikte
Von Anke Sparmann
Gut möglich, dass Osnabrücker Bürger diesen Artikel aufschlagen, aber beim Lesen über den nächsten Absatz nicht hinauskommen. Weil er sich um die hässliche Mitte ihrer ansonsten hübschen Stadt dreht. Und weil sie vom Irrsinn, der seit Jahren um ihr Zentrum tobt, die Nase gestrichen voll haben.
Der Neumarkt. Ein fußballfeldgroßer Platz, die Südseite flankiert von schmuddeligen Fassaden pleitegegangener Geschäfte. Auf vier Spuren fahren wochentags rund 25.000 Kraftfahrzeuge über ihn hinweg. Darunter viele dreckige Diesel, weshalb der Stickstoffdioxidgehalt der Luft regelmäßig die EU-Grenzwerte überschreitet. Für Fußgänger gibt es nur einen vernünftigen Grund, sich an diesem Ort aufzuhalten: das Warten auf den nächsten Bus, der sie von hier fortbringt.
Ein Schandfleck. Um seine Zukunft wird in Osnabrück erbittert gerungen. „Eine Wohlfühloase!“ wünschen sich die einen hier. Springbrunnen, Cafés, ganz viel Grün – und vor allem keine Autos. „Ökowahn!“ halten die anderen dagegen. Sie fürchten eine „Zwangsenteignung steuerfinanzierten Verkehrsraums“ und wollen weiterhin mit dem Auto ins Zentrum fahren.
Ein Tauziehen, bei dem es auf den ersten Blick um eine simple Frage geht: Soll die Stadt den Autos gehören oder den Menschen?
Ein Streit, der in fast allen größeren Städten ausgefochten wird, in Köln, Hamburg und Berlin, aber auch in Paris und Barcelona. Etwas ändert sich gerade. Nach Jahrzehnten, in denen das Wirken von Stadtentwicklern auf einen flüssigen Autoverkehr zielte, fragen viele nun, wie er zu vermeiden wäre. Um das Wohl der Bürger geht es bei diesem Wandel. Aber nicht nur. Es geht auch um das Wohl der Städte selbst.
Was macht eine lebenswerte, zukunftsfähige Stadt aus? Wie können Kommunen einer alternden Bevölkerung ein gesundes Umfeld bieten? Wie junge Menschen an sich binden, Gewerbe anziehen und Touristen? Der Verkehr, die Art und Weise, wie Menschen sich in der Stadt bewegen, spielt eine zentrale Rolle. Doch erst wenn man diesen Punkt mit anderen Punkten verbindet, ergibt sich das ganze Bild.
Osnabrück, rund 170.000 Einwohner, findet sich im bundesweiten Ranking im oberen Mittelfeld. Mehr als 40 Städte sind größer, Hunderte kleiner. Rund 60 Millionen Menschen, drei Viertel der deutschen Bevölkerung, leben in Städten. Befragt nach ihren Wünschen an urbanes Leben, sind sich diese Menschen einig: bezahlbaren Wohnraum, keine Staus – und viel Grün. Wie kriegt man diese Wünsche unter einen Hut?
Es gibt keine einfache Antwort