Perry Rhodan 1800: Zeitraffer - Robert Feldhoff - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 1800: Zeitraffer E-Book und Hörbuch

Robert Feldhoff

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Beschreibung

Der zweite Mars erwacht - für die Menschheit beginnt eine neue Ära Jahrelang waren Perry Rhodan und seine Begleiter an Bord des gigantischen Raumschiffes BASIS unterwegs, weit entfernt von der Heimat. Zuerst an der Großen Leere, dann im Arresum, jener unglaublichen Region auf "der anderen Seite des Universums", zuletzt in der kleinen Galaxis Hirdobaan. Als Perry Rhodan an Bord der BASIS am 31. Dezember des Jahres 1220 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (das entspricht dem Jahre 4807 alter Zeit) Hirdobaan verlässt, hat er eigentlich genug Gründe, zufrieden zu sein: Dreißig Millionen Intelligenzen aus der Milchstraße konnten gerettet werden; das tyrannische System der Maschtaren über die Völker Hirdobaans wurde beseitigt; zuletzt waren Rhodan und seine Freunde daran beteiligt, milliardenfaches Leben in einen toten Kosmos zu bringen. Doch Fragen bleiben: die nach der kosmischen Bestimmung der Menschheit beispielsweise. Oder die nach der Brücke in die Unendlichkeit und den neuen Zielen, die sich der unsterbliche Terraner stellen muss. Und was ist mit Trokan, der Welt, die an der Stelle um die Sonne kreist, wo jahrmillionenlang der Planet Mars zu finden war? Perry Rhodan kehrt zurück in eine Galaxis im Umbruch: Neue Konflikte sind entstanden, uralte wiedergekehrt. Dazu kommt ein Effekt, mit dem niemand rechnen konnte - der ZEITRAFFER …

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Zeit:3 Std. 28 min

Sprecher:Oliver El-Fayoumy
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Nr. 1800

PR 1800 – Zeitraffer

Der zweite Mars erwacht – für die Menschheit beginnt eine neue Ära

von Robert Feldhoff

Jahrelang waren Perry Rhodan und seine Begleiter an Bord des gigantischen Raumschiffes BASIS unterwegs, weit entfernt von der Heimat. Zuerst an der Großen Leere, dann im Arresum, jener unglaublichen Region auf »der anderen Seite des Universums«, zuletzt in der kleinen Galaxis Hirdobaan.

Als Perry Rhodan an Bord der BASIS am 31. Dezember des Jahres 1220 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (das entspricht dem Jahre 4807 alter Zeit) Hirdobaan verlässt, hat er eigentlich genug Gründe, zufrieden zu sein: Dreißig Millionen Intelligenzen aus der Milchstraße konnten gerettet werden; das tyrannische System der Maschtaren über die Völker Hirdobaans wurde beseitigt; zuletzt waren Rhodan und seine Freunde daran beteiligt, milliardenfaches Leben in einen toten Kosmos zu bringen.

Doch Fragen bleiben: die nach der kosmischen Bestimmung der Menschheit beispielsweise. Oder die nach der Brücke in die Unendlichkeit und den neuen Zielen, die sich der unsterbliche Terraner stellen muss. Und was ist mit Trokan, der Welt, die an der Stelle um die Sonne kreist, wo jahrmillionenlang der Planet Mars zu finden war?

Perry Rhodan kehrt zurück in eine Galaxis im Umbruch: Neue Konflikte sind entstanden, uralte wiedergekehrt. Dazu kommt ein Effekt, mit dem niemand rechnen konnte – der ZEITRAFFER …

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der unsterbliche Terraner beobachtet eine verhängnisvolle Entwicklung.

Cistolo Khan – Ein neuer, sehr ehrgeiziger LFT-Kommissar.

Gia de Moleon – Die Agentin setzt sich auf die Spur der Unsterblichen.

Myles Kantor – Der Wissenschaftler wird mit einem der größten Rätsel seines Lebens konfrontiert.

Atlan

1.

Trokan erwacht

(September 1222 NGZ)

Der Kosmos, so behaupten Philosophen, pulsiert in einem trägen, von Gleichgültigkeit geprägten, ureigenen Rhythmus.

Selten nur, in einem Jahr von zehntausend, ereignen sich Dinge, die den Rhythmus verändern. Der Mensch ist ein zu kleines Wesen, als dass er die Veränderungen und deren Wesen immer begreifen könnte. Doch am 15. September 1222 Neuer Galaktischer Zeitrechnung nahmen im Solsystem solche Ereignisse ihren Anfang. Von der folgenden Welle wurden nicht allein die Milchstraße und ihre Planeten, sondern bis dato unbekannte Regionen des Weltalls erfasst.

Am 15. September 1222 NGZ war aus Hirdobaan noch niemand zurückgekehrt. Perry Rhodan, dessen Person sich in den folgenden Jahrzehnten als entscheidend erweisen sollte, befand sich im Leerraum zwischen ungenannten Galaxien. Zwischen hier und irgendwo, an Bord eines Schiffes, dem die verwöhnte Raumschiffsbauer-Gilde des 13. Jahrhunderts nur mehr Schrottwert attestierte.

Am 15. September 1222 NGZ hatte Terra eine Niederlage zu verkraften. Der Verlust der POLYAMID bedeutet – aus Chronistensicht gesehen – den Wendepunkt in einer längere Zeit dauernden Kette von Selbstzufriedenheit und Siegertum. Terra stand einer Gefahr von schrecklichen Dimensionen hilflos gegenüber.

Nur, dass zu Anfang von der Hilflosigkeit sowie der Dimension des Schreckens niemand das geringste ahnte …

(Aus: Hoschpians unautorisierte Chronik des 13. Jahrhunderts NGZ; Kapitel 12.1.1.)

»Unterirdische Vorgänge auf Trokan«, sagte eine maschinelle Flüsterstimme.

Geo Sheremdoc hörte es im Unterbewusstsein. Aber er reagierte nicht sofort.

»Entscheidungen werden verlangt. Bitte wach auf!«

»Was zum …«

»Es ist dringend, Geo!«

Ein paar Sekunden lang versuchte er, die Augen zu öffnen. Es schmerzte höllisch, die Lider klebten aneinander. Das erste, was er sah, war eine rote, digitale Leuchtschrift: 04:24 Uhr. Er hatte sich vor zehn Minuten hingelegt. Und er hatte befohlen, ausschließlich Störungen der höchsten Dringlichkeitsklasse durchzulassen.

Beinahe ansatzlos richtete sich der LFT-Kommissar auf. Geo Sheremdoc besaß eine fast schon brutal zu nennende Selbstkontrolle.

»Meldung«, ordnete er an.

Die Flüsterstimme sprach: »Unter der Oberfläche von Trokan finden rätselhafte Umschichtungen statt. Die Sonden des Orterschiffes POLYAMID haben ermittelt, dass neue Hohlräume von beträchtlicher Größe entstehen.«

»Was für Hohlräume sind das?«

»Ich verfüge nicht über diese Information.«

»Energieortungen?«

»Keine. Der Vorgang läuft scheinbar ohne die Zufuhr äußerer Energie.«

»Ein natürlicher Vorgang? Erdbeben oder Tektonik?«

»Negativ. Die POLYAMID spricht definitiv von einem künstlich gesteuerten Prozess.«

Sheremdoc war sich darüber im Klaren, was das bedeutete. Wenn man die Energie nicht orten konnte, wurde sie folglich abgeschirmt. Wer dazu imstande war, besaß eine ausgesprochen hochwertige Technik.

Ein ungeklärter Vorgang im Herzen der Macht … Nach menschlichem Ermessen war so etwas ausgeschlossen. Der Umkreis der Erde gehörte zu den am dichtesten überwachten Gebieten der Milchstraße. Nichts, was die Größe eines Staubkorns nennenswert überschritt, konnte ungesehen eindringen.

Und nun war es doch passiert.

Seine Reaktion fiel entsprechend kompromisslos aus.

»Rundspruch an die offiziellen Stellen der LFT«, sagte er. »Ich versetze das gesamte Solsystem in Alarmzustand. Die Anordnung wird bitte unverzüglich weitergegeben.«

Jemand anders hätte sich wohl gescheut, 20 Milliarden Lebewesen in Aufruhr zu versetzen. Sheremdoc störte sich nicht daran. Er betrachtete seine Anordnung als Notwendigkeit, also wurde sie ausgeführt, und zwar ungeachtet der möglichen Konsequenzen.

Die Flüsterstimme bestätigte seinen Befehl, dann erst wurde es hell im Schlafzimmer.

Mitten in der Nacht. Verdammt. Weshalb ereignen sich Katastrophen niemals am Nachmittag?

Im Herzen von Terrania, in den Hallen des Forschungszentrums Titan, überall schlugen die Sirenen Alarm. Egal ob NATHANS Wachstuben oder das HQ-Hanse, die Schaltstellen erwachten zum perfektionierten Chaos. Die kleinen und doch so mächtigen Wachschiffe am Rande des Systems wurden in Bereitschaft versetzt. Sämtliche Reaktionsmöglichkeiten, von der Evakuierung bis zum Gegenschlag, wurden nach erprobtem Schema vorbereitet.

Sheremdoc zog sich mit schnellen Bewegungen an. Der Apparat hing von seinen Entscheidungen ab.

Seine Laune war nicht die beste, da er ein wichtiges Treffen mit ebenso wichtigen Personen vor einer Stunde ergebnislos abgebrochen hatte. Es ging um den Aufbau einer Organisation, die sich Terranischer Liga-Dienst nannte. Seine politischen Vorgänger hatten viel versäumt.

Hätte sich Perry Rhodan an der Macht befunden, einiges wäre in der Liga anders gelaufen. Davon war Sheremdoc überzeugt. Aber Rhodan hielt sich irgendwo im Kosmos auf und stand der Menschheit nicht zur Verfügung.

»Wie lange liegt die erste Ortung zurück?«, fragte er nebenbei.

»Exakt 13 Minuten und 30 Sekunden.«

»Ich erfahre zu spät davon«, kritisierte er tonlos. »Wir haben 13 Minuten verloren.«

»Zunächst musste festgestellt werden, ob die Meldung tatsächlich die geforderte Dringlichkeitsklasse besitzt. Du befindest dich in körperlich schlechtem Zustand und benötigst Schlaf.«

Man schrieb den 15. September 1222 NGZ. In vielen hundert Systemen hatte das Stimmungsbarometer ein historisches Tief erreicht. Die Milchstraße war zu einer Galaxis im Aufbruch geworden. Anscheinend über Nacht – in Wahrheit durch einen langen, schleichenden Prozess.

Und Trokan? Sein Narbenantlitz schien nicht mehr zu sein als ein Puzzlesteinchen. Eine Vermutung, die sich nun als falsch erwies. Sheremdoc hatte einen Fehler begangen. Er hätte weniger auf die politische Lage, dafür mehr auf den eigenen Hinterhof achten sollen.

Der vierte Planet des Solsystems stellte das letzte Rätsel der Gegenwart dar.

Die ursprüngliche Nummer vier, der Mars, war seit April des Jahres 1218 verschwunden. Im Lauf der Ayindi-Krise hatten Todeskristalle den roten Planeten überwuchert. Damals. Als das Solsystem um ein Haar untergegangen wäre. Um die Drohung zu beseitigen, war kurzerhand der komplette Mars gegen eine andere Welt aus einem fremden Kosmos ausgetauscht worden.

Diese neue finstere Welt, sie trug den Namen Trokan.

Terra war nicht glücklich über seinen neuen Nachbarn. Trokan kam gewissermaßen von der anderen Seite des Universums ins Solsystem, und niemand konnte sagen, ob man sich anstelle des Mars nicht ein trojanisches Pferd eingehandelt hatte.

Jedes Objekt aus einem fremden Universum besaß eine gefährliche Strahlung, die man oft als »Strangeness« bezeichnete. In Trokans Fall klang die Strangeness langsamer ab als angenommen. Bis heute hatte kein Menschenfuß den Ödplaneten betreten; zur Erforschung blieb lediglich die Ortungsarbeit aus dem Weltraum.

Und nun? Unterirdische Vorgänge. Was darunter auch immer zu verstehen war.

Um 4.28 Uhr hatte Geo Sheremdoc seine Kabine verlassen und befand sich in höchstem Tempo auf dem Weg.

Für ihn, der in diesen Tagen nicht nur LFT-Kommissar, sondern zugleich Hanse-Chef war, wurden sämtliche Transmitter-Linien ohne Rücksicht auf Privatverkehr freigeschaltet. Seine Körpersubstanz wurde zerlegt, mit Überlichtgeschwindigkeit durch den Hyperraum geschickt und im Empfänger wieder zusammengesetzt.

Als er den strahlenden Bogen aus Energie durcheilte, hatte er die Müdigkeit aus dreißig Stunden abgeschüttelt.

Im Transmitterraum der POLYAMID gaben sich Experten und helle Köpfe die sprichwörtliche Klinke in die Hand. Von überall strömten sie herbei. Alles, was sich zufällig in der Nähe eines Transmitters befunden hatte, war auf den Beinen.

Sheremdoc bahnte sich rücksichtslos einen Weg.

»Macht Platz! – Platz für den LFT-Kommissar! – Das ist Sheremdoc … – Lasst ihn durch!«

Er schob einen Pulk diskutierender Frauen und Männer ohne sichtbaren Kraftaufwand auseinander. Sie starrten ihn an wie eine Erscheinung. Alle Blicke wandten sich dem Glatzkopf zu. Der allmächtige LFT-Kommissar, den man niemals zu Gesicht bekam – nun befand er sich ausgerechnet in diesem Forschungsschiff.

»… nun lasst ihn doch durch, verdammt …«

Die POLYAMID gehörte zur neuesten Generation von Forschungsraumern. Das Kugelschiff durchmaß 300 Meter und war mit achthundert Personen besetzt. Im Inneren fand sich alles, was gut und teuer war.

Durch einen Transmitter der Bordverbindung erreichte er die Zentrale. Knapp dreißig Menschen – Terraner und Kolonialabkömmlinge – starrten mit großen Augen auf den zweiten Mars. Auf eine dunkle Ödnis, in der sich sensationelle Dinge taten.

»… da kommt es gleich …«

»… es müsste gleich soweit sein!«

»Zum Donner nochmal … Wo bleiben die Teleskope …?«

Die rückwärtige Wand verwandelte sich in eine Art riesengroßes Fenster. Leistungsfähige Fernoptiken holten den gespenstischen Vorgang nahe heran. Es war, als schaute man aus der Zentrale direkt in die Ebene, um die es ging.

Sheremdoc kam gerade zum entscheidenden Zeitpunkt.

»Jetzt!«

Zuerst war gar nichts zu sehen. Dann aber wühlte sich aus der Erde des Planeten ein Gegenstand. Am Anfang war's nicht mehr als eine Spitze aus Metall, die zwischen Krumen und Dreck ins Freie lugte, dann eine raue Kappe, am Ende ein bohrkopfähnliches Gebilde von 30 Zentimeter Größe.

Aber dabei blieb es nicht. Der Gegenstand begann zu wachsen.

Aufgrund der riesengroßen Entfernung legte sich ein ungewisser Schleier über die Bilder. Manches erahnte man nur, Details wurden von der Schiffssyntronik hochgerechnet und optisch korrigiert.

Das Gebilde, das so sehr einem altertümlichen Bohrkopf ähnelte, entfaltete sich regelrecht. Sein dunkel schimmerndes Metall zerriss, verwandelte sich, kehrte das Innerste nach außen.

Die maschinelle Metamorphose ließ das Objekt auf sechzig Zentimeter, dann auf einen Meter Größe wachsen. Bei zehn Meter Größe hätte man nicht zu Unrecht fragen können, woher für diese Verwandlung eigentlich die Masse kam. Eine Antwort aber, die hätte in dieser Galaxis niemand gewusst.

Die hilflos-staunende Haltung, die seine Forscher an den Tag legten, gefiel Geo Sheremdoc überhaupt nicht.

Er zog es vor, die Initiative zu ergreifen – und drängte rücksichtslos nach vorn.

»… jetzt ist es schon über zweihundert Meter groß …«

»Hört das nie mehr wieder auf?«

Lachen.

»Doch, doch, es kann nicht mehr sehr viel … – Ah, Sheremdoc! Das wurde Zeit!«

Sein Erscheinen löste das Knäuel der Wissenschaftler in Sekundenschnelle auf.

Lediglich die Gestalt in der Mitte blieb mit entrücktem Blick reglos stehen. Boris Siankow, zu diesem Zeitpunkt oberster Forscher des Systems, hatte von der Natur der Ereignisse nicht die geringste Ahnung. Es war offensichtlich und erschreckend.

»Also, Boris?«, fragte Sheremdoc trotzdem.

Mittlerweile hatte sich der Bohrkopf in ein projektilförmiges Etwas verwandelt.

Er schenkte dem schlaksigen Kerl mit der wirren, schwarzen Frisur nur einen kurzen Blick. »Was ist los mit diesem Ding? Ich erwarte Erklärungen.«

Siankow zuckte leicht zusammen, als er die Stimme hörte. Er kehrte in die Realität zurück. Der Wissenschaftler presste die Lippen zusammen. »Freundlich wie immer, Geo.«

Sheremdoc setzte sich mit unbewegter Miene.

»Lassen wir das. Waffenstillstand, Boris. Also?«

»Wir wissen nicht, wie lange es schon da ist. Wahrscheinlich war es irgendwo tief in der Erde von Trokan verborgen. Daher die unterirdischen Vorgänge. Wir wissen nicht, ob das Ding schon die ganze Zeit in der Erde steckte oder ob es vor kurzem erst dort vergraben wurde.«

»Stopp, Boris! Was meinst du mit ›vor kurzem vergraben‹? Trokan kann aufgrund der Strahlung nicht betreten werden!«

»Was weiß ich? Keine Ahnung, ich bin nicht Gott.«

»Was sagt NATHAN?«

»Noch nichts. Wir schicken alle Ergebnisse sofort zum Mond, und die Syntronik rechnet.«

»Na, immerhin …«

Im Augenblick glich das Ding einem riesengroßen, pechschwarzen Turm. 480 Meter, las Sheremdoc vom Display ab. Tendenz wachsend. 490; 500.

Während er hinsah, bröckelten vom Turm scheinbar die Mauern ab, blieben im Fallen kleben, ließen knollenartige Geschwüre zum Vorschein kommen. Objekte aus Eisen und Schlacke, strukturieren sich neu, jede Sekunde. Im Augenblick darauf hatte sich der Turm in einen rissigen Zylinder verwandelt.

»Schon 600 Meter!«, meldete jemand.

Boris Siankow schüttelte hilflos den Kopf. »Geo? Was meinst du?«

»Wir gehen nahe ran. So schnell wie möglich.«

»Das geht nicht. Trokan ist immer noch von einer Strangeness-Hülle umgeben. Wir können nicht näher.«

»Hör zu, Boris: Wenn irgend jemand da unten trotz der Strangeness etwas vergraben konnte, dann können wir das ebenfalls. Keine Diskussion.«

»Was, wenn die POLYAMID explodiert? Oder wir werden alle wahnsinnig!«

»Boris, die Diskussion ist beendet.«

Der Wissenschaftler richtete sich auf, wollte empört protestieren.

Dann zuckte er nur mit den Achseln und gab die Weisungen an die Schiffsführung weiter.

Sheremdoc lächelte dünn. So war das mit Boris Siankow: Im entscheidenden Augenblick fehlte ihm das Rückgrat.

Mit hoher Beschleunigung löste sich der Forschungsraumer aus seiner Bahn. Aber schon Sekunden später war es mit der Beschleunigung wieder vorbei; als der Syntron erste Beeinträchtigungen meldete.

»Strangeness-Schocks. Mikro-Schäden in der Rechenleistung werden ausgeglichen. Kurs wird geändert.«

»Nein!«, donnerte Geo Sheremdoc. »Das Schiff fliegt weiter. Es besteht keine unmittelbare Gefahr.«

»Aber …«

»Ich erteile diese Order als LFT-Kommissar. Diskutieren können wir meinetwegen stundenlang – aber nicht jetzt!«

Sie schoben sich mit geringer Geschwindigkeit näher an den Planeten.

Ein rüttelnder Einfluss erfasste die POLYAMID. Der Syntron tat seine Arbeit, aber er tat sie mit Aussetzern von jeweils einigen Mikrosekunden Dauer. Manche Besatzungsmitglieder klagten über Kopfschmerz, andere fühlten sich desorientiert.

»Das Objekt ist jetzt 800 Meter groß.«

Wer spricht? Ist das Strangeness …? Verzerrte Laute. Als ob sie um die Ecke kommen.

Geo Sheremdoc, dessen Selbstbeherrschung als übermenschlich galt, ertappte sich bei zitternden Fingern. Es kostete ihn große Mühe, das Zittern abzustellen.

Aus dem metallenen Leib der POLYAMID drang ein dumpfes Stöhnen, das schwere Defekte befürchten ließ.

»Syntron ausschalten!«, ordnete er an. »Wir übernehmen das Schiff in Handsteuerung.«

In diesem Moment erhob sich der LFT-Kommissar. Er hatte beschlossen, dass er das Schiff persönlich fliegen würde. Die Piloten waren nicht mehr dazu in der Lage. Er traute diesen verwirrten Gesichtern nicht. Sie waren fähige Leute, kein Zweifel, aber nicht im Strangeness-Feld des Planeten Trokan.

Sheremdoc ließ sich schwer in den Pilotensessel fallen.

»Gravo-Jets auf Manuell-Betrieb!«, ordnete er mit lauter Stimme an.

Wer es einmal gelernt hatte, eine Vielzahl von Schaltvorgängen im Auge zu behalten, diese zu steuern und im richtigen Augenblick auszulösen, der verlernte es nicht wieder.

Er konnte es immer und überall, sogar unter diesen Umständen.

Die POLYAMID reagierte ausgesprochen träge. Es war, als käme von jedem Schaltimpuls nur die Hälfte an, als versickerten die übrigen fünfzig Prozent in Strangeness-Watte.

Die Wissenschaftler hatten die Natur der Strangeness bis heute nicht enträtselt. Man wusste nur, dass sich Objekte, die verschiedenen Universen angehörten, durch ihre Strangeness voneinander unterschieden. Überlappten sich zwei verschiedene Strangeness-Werte, so ergaben sich verheerende Einflüsse auf jedes hochkomplexe Gebilde – auf ein menschliches Gehirn oder auf eine Syntronik.

»Funktionieren die Orter, Boris?«

»Ich glaube schon.«

»Gut! Wie steht's mit unserem ›Ding‹?«

»950 Meter groß. Es wächst immer noch. Kuppelförmig. Das sieht ja aus wie… – Umdrehen, Geo … Es geht nicht mehr …!«

»Wir gehen noch etwas weiter ran«, sagte Sheremdoc.

Sein Herz klopfte heftig.

Er hatte das schreckliche Gefühl, neben sich zu stehen, die Welt aus einer nicht realen Warte zu betrachten. Aber er nahm keine Rücksicht darauf. Solange die POLYAMID nicht abstürzte, war alles in Ordnung.

Die Messgeräte warfen ihre unsichtbaren Fühler aus. Sie registrierten, wie aus einem formlosen Klumpen allmählich ein riesengroßer, zapfenförmiger Gegenstand wurde.

Das Ding schien aus mehreren ineinander durchdringenden Kugeln zusammengesetzt; soweit er das in seinem Zustand überblickte.

Und als Sheremdoc schon umkehren wollte, als sich der Gedanke durchsetzte, er habe einen riesengroßen Fehler begangen – da war alles plötzlich vorbei.

Stille.

Irgendwas passiert. Jetzt, in diesem Augenblick.

Der Syntron meldete sich mit Worten, die er nur am Rande wahrnahm, unvermittelt wieder betriebsbereit.

Auf Trokan war's zu Ende mit dem Wachstum. Die Höhe des Objektes betrug jetzt 1089 Meter, der Durchmesser 489 Meter. Von der Form her war es mit jenem 30-Zentimeter-Gegenstand, der sich anfangs aus der Erde gewühlt hatte, absolut identisch.

Boris Siankow und die Wissenschaftler murmelten wirres Zeug. Ihrem Tonfall war zu entnehmen, dass sie nicht die geringste Ahnung hatten, was da passierte – oder besser – warum es mit einem Mal vorbei war.