Perry Rhodan 2168: Der Sarkan-Kämpfer - Michael Nagula - E-Book

Perry Rhodan 2168: Der Sarkan-Kämpfer E-Book

Michael Nagula

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Beschreibung

Das letzte Schiff der Eltanen - ein Experiment nimmt seinen Lauf Im April 1312 Neuer Galaktischer Zeitrechnung hat sich die Lage am Sternenfenster vorerst beruhigt: Der mit technischen Hilfsmitteln gigantischer Natur geöffnete Durchgang in die fremde Galaxis Tradom ist nach wie vor in der Hand der Terraner und ihrer Verbündeten. Alle Angriffe der Inquisition der Vernunft konnten bislang abgewehrt werden. Über die nächsten Schritte sind sich Perry Rhodan und seine Mitstreiter noch nicht im klaren. Um dauerhaften Frieden für die Bewohner der Milchstraße zu sichern, müssen sie eigentlich den Kampf gegen die Herrscher des Reiches Tradom intensivieren. Wie die Menschen das angesichts ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit anstellen sollen, weiß bislang niemand. In diesen Zeiten bekommen auch die Angehörigen anderer galaktischer Völker eine zusätzliche Bedeutung. Einer von ihnen ist ein echsenhafter Dron - Qertan ist DER SARKAN-KÄMPFER...

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Nr. 2168

Der Sarkan-Kämpfer

Das letzte Schiff der Eltanen – ein Experiment nimmt seinen Lauf

von Michael Nagula

Im April 1312 Neuer Galaktischer Zeitrechnung hat sich die Lage am Sternenfenster vorerst beruhigt: Der mit technischen Hilfsmitteln gigantischer Natur geöffnete Durchgang in die fremde Galaxis Tradom ist nach wie vor in der Hand der Terraner und ihrer Verbündeten. Alle Angriffe der Inquisition der Vernunft konnten bislang abgewehrt werden.

Über die nächsten Schritte sind sich Perry Rhodan und seine Mitstreiter noch nicht im Klaren. Um dauerhaften Frieden für die Bewohner der Milchstraße zu sichern, müssen sie eigentlich den Kampf gegen die Herrscher des Reiches Tradom intensivieren. Wie die Menschen das angesichts ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit anstellen sollen, weiß bislang niemand.

Die Hauptpersonen des Romans

Qertan – Der Dron wechselt von der KARRIBO auf die LEIF ERIKSSON über.

Perry Rhodan – Der Terraner bricht zu einer gewagten Mission auf.

Ascari da Vivo – Die Arkonidin bemüht sich um genauere Informationen.

Paton Qerah – Der Rudyner interessiert sich für die Kultur der echsenhaften Dron.

Troym LeCaro

Prolog

Sechs Jahre vorher

Die DORGSHI-KABAN ächzte und knarrte.

Es war ein gutes Schiff, in den Lakuja-Werften erbaut, einer dieser eiförmigen Raumer, acht Meter lang und an der dicksten Stelle fünf Meter breit, die dem Piloten das Gefühl gaben, kaum etwas zwischen sich und der Leere des Raums zu haben.

Aber nun schrillten die Warnmelder. Dissonant und sehr durchdringend. Wie ein ganzes Dutzend gellende Angriffsschreie aus rauen Sarkan-Kehlen.

Anfangs waren es nur Streuemissionen gewesen, deren Ursprung die Hyperorter der DORGSHI-KABAN nicht exakt ermitteln konnten. Ich hatte sie lange Zeit ignoriert, bis sie turbulenter geworden waren. Auf einmal schienen sie von überall gleichzeitig zu kommen – kein ungewöhnliches Phänomen für den Hyperraum.

Die Auswertung durch die Syntronik verschaffte mir Gewissheit: Ein hyperenergetischer Sturm zog auf und griff mit seinen Ausläufern nach der Grigoroff-Schicht.

Mein Zielort, der fünfte Planet der Sonne Merton, auf dem Garans Einweihung erfolgen würde, war nicht mehr weit entfernt. Ich beendete die Metagrav-Etappe umgehend – und raste genau ins Einzugsgebiet des Hypersturms.

Überall tobten hyperphysikalische Gewalten. Die chaotischen Konzentrationen ließen einen Strukturriss im Raum-Zeit-Gefüge aufklaffen. Mein Schiff wurde mit unwiderstehlicher Macht angezogen und vom ursprünglichen Kurs abgelenkt.

Ich wusste nicht mehr, wo ich mich befand. Ich konnte überall sein, in meiner Heimatgalaxis oder auch unzählige Sterneninseln entfernt. Rot flackernde Energiezungen schossen durch den Riss zum Hyperraum, schwollen zu riesigen Wirbeln und Strudeln an. Die Erscheinungen umspülten mich wie Meeresgischt.

Dann durchloderte eine hyperenergetische Stoßwelle den kleinen Raumer, die auch der hochgefahrene Schutzschirm nicht mehr aufhalten konnte.

Das Primärsystem erlebte einen Totalausfall. Der Antrieb, der Hyperfunk und das Metagrav-Triebwerk versagten. Die Lebenserhaltungssysteme meines Schutzanzugs setzten aus, und der zweite Stromkreis wurde aktiviert. Rötlicher Dämmerschein erfüllte die Kabine, Störimpulse ließen den kleinen Notmonitor über dem Kontrollpult aufflackern.

Ein Zählwerk zeigte unerbittlich die Entfernung der DORGSHI-KABAN zum Hypersturmzentrum an. Sie wurde rapide geringer.

Es ist aus, schoss es mir durch den Kopf. Nichts in Deronkas weitem Universum kann jetzt noch verhindern, dass ich durch den Strukturriss stürze. Damit ist alles verloren. Garan wird zu einer noch größeren Gefahr werden.

Er war der Grund, weshalb ich nach Merton-5 unterwegs war. Garan, der Betrüger. Garan, der größte Schwindler unter Drons Sonne. Ich sollte seine Einweihung verhindern, auf Befehl unseres Sarkan, der erfahren hatte, dass ihm diese Ehrung durch Bestechung und Vorspiegelung falscher Tatsachen gewährt worden war.

Es hatte gar keinen Putsch geben sollen, um Fantaron an die Macht zu bringen. Alles war von Garan inszeniert worden, einschließlich der Notwehrsituationen, in denen er die angeblichen Putschisten ermordet hatte.

Bis auf einen, der schwer verwundet überlebte. Durch ihn war alles ans Tageslicht gekommen. Aber da war Garan schon zur Einweihung nach Merton-5 unterwegs gewesen, um die Bewusstseinserhebung zu erfahren. Sie würde ihn noch gefährlicher, noch unberechenbarer machen. Er würde ein Sarkan-Kämpfer werden.

Und nun – die Nickhäute schnappten über meine grüngelben Augen – würde ich nicht mehr rechtzeitig eintreffen, um zu verhindern, dass das durch verbrecherische Machtgelüste ergaunerte Privileg zur Ausführung kam.

Ich würde dem Hypersturm nicht mehr entkommen.

Sicher wird Deronka ihn richten, dachte ich fatalistisch. Deronka lässt eine solche Ehrlosigkeit nicht zu.

Erneut schnappten die Nickhäute über meine Augäpfel. Ich begriff, dass die Sauerstoffversorgung des Anzugs mangelhaft war. Ein Blick auf die Helminnenseite sagte mir, dass der zweite Stromkreis Defekte aufwies. Außerdem flackerte der Notmonitor immer mehr, zeigte nur noch schemenhaft den wilden Tanz der Gewalten, die den Übertritt der DORGSHI-KABAN ins übergeordnete Kontinuum verhinderten.

Aber eine Möglichkeit gab es noch, um mich zu retten und Garan zu richten, eine letzte heilige Sache. Ich zog die Oberarme vor die Brust und stimmte mich auf das Zamo Gatoriki ein, das mentale Verlassen dieser geistigen Sphäre.

»Rankora dahn«, intonierte ich. »Rankora dahn feitan.«

Plötzlich ging ein Ruck durch die DORGSHI-KABAN. Ich fixierte meine Spaltpupillen auf den Monitor.

Dort, rechts oben! Ein Objekt, das alle Bewegungen meines Raumers mitmachte!

Die DORGSHI-KABAN wurde hin und her geschleudert, hoch und runter, beschleunigt und abgebremst, je nach der hyperenergetischen Brandung des Sturms.

Und dieses eigenartige Objekt verhielt sich, als wäre es durch eine Stange mit meinem Schiff verbunden. Ich spähte genauer hin und erkannte, dass es ein Diskusraumer war, der mit geöffneter Frachtbucht heranglitt. Er strebte auf mich zu.

Trotz der hyperenergetischen Stoßwellen. Trotz des gewaltigen Strukturrisses, dessen rot umflackerte Ausläufer den Schiffskörper der DORGSHI-KABAN aufglühen ließen.

Der Sauerstoffmangel machte sich bemerkbar. Ich spürte, wie mir die Sinne schwanden. Dann fiel auch der rötliche Dämmerschein in der Kabine aus. Die Dunkelheit wurde nur noch von einem einzigen Notmonitor erhellt. Wabernd und flirrend übermittelte er das Licht der fremden Hangarbeleuchtung.

»Hallo, Besatzung! Hört ihr mich?« Der Funkruf erklang leise im Komgerät des Schutzanzugs, aber erstaunlich verständlich.

Ich wollte antworten, war jedoch zu schwach. Aber ich gab mir wieder eine Chance. Ich setzte alles auf eine Karte und verzichtete auf das Zamo Gatoriki. Vielleicht konnte ich am Leben bleiben und die frevlerische Einweihung auf Merton-5 doch verhindern? Ich musste das Risiko eingehen.

Wenn ich gleichwohl starb und mein Geist diese Sphäre nicht mehr rechtzeitig verlassen konnte, hatte ich meinen mentalen Aufstieg verspielt.

Dann war diese

1.

Das Schott hatte sich erst einen Spalt weit geöffnet, und schon wusste ich, dass Ighur da Reomir im Kommandostand der KARRIBO saß. Die Sphärenklänge der Therborer schallten mir entgegen.

Der Einsonnenträger hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, das 160 Meter durchmessende und 35 Meter hohe Rund mit einem Klangteppich zu erfüllen, der den Routinemeldungen der Besatzung ein weiches und harmonisches Flair verlieh. Schon vor Urzeiten hatten diese Kompositionen den Arkoniden als Untermalung bei ihrer Beschäftigung mit Fiktivspielen gedient. Ighur hatte einmal erwähnt, dass sie ihm bei der Steuerung seines Raumschiffs hilfreich waren.

Tirivan Rukk'halon, das »Klagelied der Therborer«, hatte es ihm besonders angetan. Die schwermütigen Klänge umfassten eine Schwingungsfrequenz, die auch mein Gehör als angenehm empfand. Sie entsprachen meiner momentanen Verfassung, eine Mischung aus Argwohn und erzwungener Zuversicht.

Ighur nickte auf seine väterliche Art, als er mich hereinkommen sah. Ich hob die Klaue zum Gruß und drehte meinen Oberkörper in verschiedene Richtungen, um der Besatzung meine Aufwartung zu machen, während ich geradewegs auf die Gruppe der drei Therborer zusteuerte, die sich ebenfalls in der Zentrale aufhielten.

»Ihr hattet euch zwei Tontas Zeit erbeten, um meine Informationen mit euren Daten abzugleichen«, eröffnete ich das Gespräch. »Ich nehme an, ihr seid zu einem Ergebnis gekommen?«

Ich richtete meine Frage an den mittleren Therborer namens Azrimin. Er war der Sprecher des aus zwanzig Wesen bestehenden Kollektivs, das mit seiner besonderen Intuition die normale Rechenleistung der Syntroniken an Bord der KARRIBO unterstützte. Wie alle seine Artgenossen erinnerte er mich an einen Dron-Kraken. Er trieb in einem fünf Meter durchmessenden transparenten Halbkugeltank, der auf einem Prallfeldkissen ruhte.

»Das Ergebnis der Auswertung liegt seit zwölf Zentitontas vor«, blubberte die bräunliche Gestalt. Ihre Tentakel schienen mit der Melodie des Tirivan zu schwingen, als dirigierten sie die uralte Komposition. »Alles weist darauf hin, dass deine Vermutungen den Tatsachen entsprechen. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 93 Prozent.«

Es stimmte also. Mir stellte sich der Halskragen auf. Ich fragte mich einen Augenblick lang, ob ich mir dieses Ergebnis wirklich gewünscht hatte. Wenn meine Befürchtungen sich als wahr erwiesen hatten, wollten die Terraner einen Wissensvorsprung erlangen, der ihnen zu gegebener Zeit einen Vorteil über uns verschaffte.

Deronka sei Dank, dass ich einen Informanten an Bord der LEIF ERIKSSON hatte.

»Ich hatte nicht gedacht, dass das Ergebnis so schnell vorliegen würde«, gestand ich. Nur der Korrektheit halber fügte ich hinzu: »Besteht die Möglichkeit, dass die Übermittlung der Zugangskodes einfach vergessen wurde?«

Azrimins schwingende Tentakel hielten inne. »Wir sprechen hier von professioneller Nachrichtenübermittlung. Standleitungen zwischen der LEIF ERIKSSON und der KARRIBO sorgen dafür, dass ein ständiger Datenaustausch gewährleistet ist.«

»Das heißt ...«, erbat ich mir eine klare Antwort.

»Das heißt, die Informationen wurden bewusst aus dem Transfer ausgegliedert.«

Ich bedankte mich bei dem Therborer, worauf er dunkelgrüne Wellen des Wohlwollens über seinen sackförmigen Kopfrumpf huschen ließ. Seine klauengroßen Linsenaugen nahmen einen verklärten Ausdruck an, und die Tentakel begannen wieder im Rhythmus der schwermütigen Melodie zu schwingen.

Eine furchtbare Entdeckung, aber sie würde dafür sorgen, dass Ascari mir noch gewogener war – im Gegensatz zu unseren galaktischen Freunden. Die Auswertung war brisant und geeignet, diplomatische Zerwürfnisse herbeizuführen. Aber ich hielt mich nicht lange mit Grübeleien auf, sondern begab mich in eine der abgeschirmten Akustikfeldnischen.

»Syntron, eine Verbindung zur Mascantin!« Es dauerte nicht lange, dann erschien in dem Feld vor mir das Gesicht der Dreisonnenträgerin.

»Ich grüße dich, Thantan.« Sie legte den Kopf schräg und sah mich fragend an. »Ich nehme an, du hast einen wichtigen Grund, mich in einer Besprechung zu stören.«

In diesem Augenblick war ich froh, dass meine Miene reglos und starr war. Sonst hätte ich ein Lächeln nicht unterdrücken können. Ich wusste, was es mit Ascari da Vivos »Besprechung« auf sich hatte. Um diese Bordzeit trug sie meist mit dem Kabinensyntron Strategiespiele aus, um ihren Scharfsinn zu üben.

Wenn es relativ ruhig war wie jetzt, betrieb sie das als Lieblingsbeschäftigung.

»Ich habe eine dringende Nachricht für dich«, antwortete ich. »Mein Informant an Bord der LEIF ERIKSSON ...«

Sie hob ein wenig erstaunt die Braue. »Du hast einen Informanten an Bord des terranischen Flaggschiffs? Warum weiß ich davon nichts?«

»Ich habe ihn erst kürzlich geworben, durch Eyemalin«, sagte ich und zog meine schmalen Lippen in die Breite, damit meine kegelförmigen Zähne aufblitzten. Erfahrungsgemäß wirkte diese Geste auf Weichhäuter besänftigend.

»Das ist ein Rauschgift!«

»So stark, dass wir uns jederzeit auf diesen Informanten verlassen können.« Die Wirkung der Droge war mir bestens bekannt. Sie machte körperlich und psychisch abhängig und spornte zu Höchstleistungen an. Zwar führte sie zu einem beschleunigten Alterungsprozess, bei dem der Süchtige innerlich ausbrannte, aber nach außen war davon nichts zu sehen. Natürlich nur bis zu dem tödlichen Kollaps, der irgendwann unvermeidlich erfolgte.

Ich hatte keine Skrupel, Eyemalin einzusetzen. Niemand führte sich derartige Giftstoffe zu, wenn er mit seinem Leben nicht ohnehin schon abgeschlossen hatte.

Die Mascantin sah das ein wenig anders. Kein Wunder, wenn man bedachte, wie genusssüchtig und leicht verführbar ihr Volk war.

»Welche wertvollen Informationen hast du durch dieses Vorgehen gewonnen?«, erkundigte sie sich mit einem Hauch von Zynismus.

»Anscheinend versuchen uns die Terraner durch einen Wissensvorsprung zu übervorteilen.«

Ihr Blick wurde ausdruckslos, bei ihr ein Zeichen höchster Aufmerksamkeit. »Kannst du mir das genauer erklären?«

»Wir alle haben mit ansehen müssen, wie in der Schlacht von Jontagu die elf Kilometer hohe Basis des Trah Zebuck spurlos verschwand. Und wir wissen auch, dass die Terraner den Kommandosessel des Konquestors erbeutet haben.« Ich beugte mich vor, starrte ihr Abbild eindringlich an. »Der Sessel enthält nicht nur die neuen Positionsdaten der Basis, sondern ebenso zahlreiche Zugangskodes.«

»Ich traue Rhodan ja vieles zu, aber ich glaube nicht, dass er eine Abmachung bricht. Vielleicht haben die Terraner diese Informationen nur noch nicht ausgewertet.«

»Sie hätten uns die Daten auch unausgewertet sofort übermitteln müssen«, widersprach ich. »Ich habe die Therborer hinzugezogen, und das Ergebnis ist eindeutig: Die Terraner haben uns bewusst Kodes vorenthalten!«

Ich wusste, dass der Mascantin das ebenfalls klar war. Sie hatte einen schwachen Versuch unternommen, ihr Gesicht zu wahren. Dass der Terranische Resident ihr die Kodes nicht übergeben hatte, traf sie tiefer, als sie sich selbst eingestehen wollte.

Es verletzte ihren arkonidischen Stolz.

Ich hätte dreizehn Fugal-Hechte gegen einen Charem-Alligator gewettet, dass ihre Reaktion so ausfallen würde, wie es geschah.

Ein knapper Befehl, eine Verabredung am Transmitter der KARRIBO. Keine zwei Dezitontas später wechselten wir das Flaggschiff.

*

»Resident!«, erklang Ascaris zornige Stimme. »Ich verlange Aufklärung!«

Verblüfft unterbrach Rhodan sein Gespräch mit Pearl TenWafer, seiner epsalischen Kommandantin, und drehte sich um. Er blickte uns entgegen, als wir die Zentrale der LEIF ERIKSSON betraten.

Die Mascantin war betont militärisch gekleidet, in eine schwarze Kombination mit silberner Gürtelschnalle und hohe Schaftstiefel. Ein Barett krönte ihr Haupt. Ich wirkte in meinem pechschwarzen Kampfanzug aus Metallplast-Segmenten und dem topfartigen Helm sicher auch nicht gerade harmlos.

Wir gingen mit energischen Schritten zum Kommandopodest und blieben dicht vor dem dunkelblonden Terraner stehen. Die Mascantin reckte das Kinn vor. Sie war nur wenig kleiner als er.

»Ich möchte ja nicht unbedingt einen Keil in unsere Allianz treiben, aber ich habe neuerdings Grund, an deiner Ehrlichkeit zu zweifeln.«

Rhodan breitete überrascht die Arme aus. »Du siehst mich überrumpelt. Wie wär's, wenn du mir erst einmal erklärst, worum es überhaupt geht?«

Er hatte nicht einmal begriffen, dass sie ihm gerade eine Gelegenheit geboten hatte, die ihr zugefügte Schmach zu lindern. War er wirklich so wenig einfühlsam? War ihm denn nicht klar, dass er sie brüskiert hatte? Nach meinen Informationen war er vor Jahrtausenden mit einer Arkonidin verheiratet gewesen. Ich spürte jedenfalls beinahe körperlich, was in Ascari vorging.

»Du hast mir mitgeteilt, dass deine Leute Trah Zebucks Kommandosessel erbeutet haben«, sagte Ascari mit erstaunlich ruhiger Stimme. »Aber gerade habe ich erfahren, dass er auch seine persönlichen Kodes enthielt.«

»Das ist kein Geheimnis«, entgegnete der Resident. Er zuckte mit den Achseln, versuchte seine Gelassenheit echt wirken zu lassen, obwohl er sichtlich verärgert war. Ich hatte die Weichhäuter lange genug studiert, um das zu erkennen.

»Warum haben wir diese Kodes nicht bekommen?«, fragte die Mascantin und verschränkte die Arme. »Arbeiten wir Hand in Hand oder gegeneinander?«

Rhodans Lage erschien mir alles andere als beneidenswert. Was sollte er Ascari auf ihre Vorwürfe antworten? Sie waren berechtigt. Die Arkoniden stellten das Gros der Flotte und hatten ein Anrecht darauf, über neue Erkenntnisse sofort informiert zu werden.

Wir wussten, dass Roi Danton das Kommandoschiff Trah Zebucks nach der Schlacht von Jontagu verfolgt und den Konquestor in einem Duell mit dem Degen zur Strecke gebracht hatte. Wir wussten es vom Residenten persönlich. Er hatte es uns mitgeteilt, als sein Sohn ans Sternenfenster zurückgekehrt war.

Warum hatte er uns verschwiegen, dass der erbeutete Sessel auch einen Miniaturrechner mit den Positionsdaten von Zebucks verschwundener Basis sowie mehrere Zugangskodes enthielt? Es war einfach eine Lüge und eine sehr durchsichtige obendrein, dass diese Information nicht wichtig war. Der neue Standort von Zebucks Basis war sogar äußerst wichtig. Dort musste sich ein bedeutendes Machtzentrum der Inquisition der Vernunft befinden. Es warf kein gutes Licht auf die Absichten des Residenten, dass Ascari das erst durch meinen Informanten erfahren hatte.

Der Grund für sein Schweigen lag auf der Hand: Er misstraute der Dreisonnenträgerin, die in dieser militärischen Situation als Admiralin der arkonidischen Flotte den gleichen Rang wie er bekleidete.

Lag es daran, dass sie eine Arkonidin oder dass sie eine Frau war? Natürlich hätte er dieses Misstrauen nie offen eingestanden. Das verbot sich schon aus diplomatischen Gründen ...

»Resident«, sagte eine fremde Stimme. »Am Fenster tut sich etwas.«

Unwillkürlich blickte ich zu der Person, die sich zu Wort gemeldet hatte: ein großer, schlanker Weichhäuter mit unsteten Augen und einem dunklen Bartschatten, der in meinen Unterlagen als Lauter Broch't verzeichnet war, Leiter der Abteilung Funk und Ortung.

»Projektion!«, befahl der Resident.

Auch Ascari und ich richteten unsere Aufmerksamkeit auf die Hologramm-Matrix, die eine Wiedergabe der optischen Außenbeobachtung bot. Das Sternenfenster war zu sehen, ein atemberaubender Anblick.

Und ein leuchtender Punkt, der sich von dem mattschwarzen Energiefeld entfernte.

Noch während wir hinsahen, traten weitere Punkte aus, jeweils zehn neben- und übereinander, die eine Gitterstruktur bildeten. Sie zogen jeweils hundert Perlenketten in perfektem Synchronismus hinter sich her.

»Schiffe – einige Dutzend«, meldete der Funkchef. »Ach was, es sind Hunderte. Und es werden immer mehr.«

»Identifizierung?«, erkundigte sich Rhodan. Er klang beunruhigt, doch das erstaunte mich nicht. Ein Angriff des Reichs Tradom war schon lange überfällig. Aber aus dieser Richtung? Nein, das dürfte nicht sehr wahrscheinlich sein.

Auf der anderen Seite des Fensters befand sich die Milchstraße.

»Das sind galaktische Einheiten«, bestätigte Broch't, »einige tausend terranische Schiffe!«

Rhodan nickte langsam. »Kontakt aufnehmen!«

Broch't tippte auf eine Tastatur, worauf sich in einem Holowürfel vor ihm die Schwingung eines Frequenzbandes veränderte.