Rebellion 1 - Der Widerstand - M.R. Forbes - E-Book

Rebellion 1 - Der Widerstand E-Book

M.R. Forbes

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Das waren noch Zeiten, als die Menschheit darüber grübelte, ob intelligentes Leben im All existiert. Doch seit dem Jahr 2280 wissen wir: Aliens existieren und sie sind alles andere als friedfertig! Gegen die Waffen der Aliens konnte auch die stärkste Armee der Welt nichts ausrichten. Der Untergang der menschlichen Zivilisation stand kurz bevor. Als der Kampf immer aussichtsloser wurde, versuchten Tausende zu fliehen. Doch nur ein Raumschiff entkam und irrt seitdem ziellos im All. Doch nun, ein halbes Jahrhundert nach der Flucht, erreicht das Schiff eine Nachricht von der Erde. Es gibt noch Überlebende! Der Kampf um die Erde hat erst begonnen! "Rebellion – Der Widerstand" ist der erste Band der actionreichen Science-Fiction-Reihe von Michael R. Forbes

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 550

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



M. R. Forbes

REBELLION

ROMAN

Deutsche Erstauflage

Titel der englischen Originalausgabe:MAN OF WAR

1. AuflageVeröffentlicht durch denMANTIKORE-VERLAG NICOLAI BONCZYKFrankfurt am Main 2023www.mantikore-verlag.de

Copyright © der deutschsprachigen AusgabeMANTIKORE-VERLAG NICOLAI BONCZYKText © M.R. Forbes 2016

Deutschsprachige Übersetzung: Deborah BarnettLektorat: Anja KodaSatz: Karl-Heinz ZapfCover- und Umschlaggestaltung: Jelena Begović und Matthias Lück

VP: 375-205-01-03-1123

Printed in the EU

ISBN: 978-3-96188-031-7eISBN: 978-3-96188-032-4

Inhalt

Über »Mann des Krieges«

Waffen des Krieges

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Kapitel 55

Kapitel 56

Kapitel 57

Kapitel 58

Kapitel 59

Kapitel 60

Kapitel 61

Kapitel 62

Kapitel 63

Kapitel 64

Kapitel 65

Kapitel 66

Kapitel 67

Kapitel 68

Kapitel 69

Kapitel 70

Kapitel 71

Kapitel 72

Kapitel 73

Kapitel 74

Kapitel 75

Kapitel 76

Kapitel 77

Kapitel 78

Kapitel 79

Kapitel 80

Kapitel 81

Kapitel 82

Kapitel 83

ÜBER »MANN DES KRIEGES«

Im Jahr 2280 griff eine außerirdische Flotte die Erde an. Ihre Waffen waren nicht zu stoppen, ihre Verteidigungen nicht zu durchbrechen. Unsere Technologie war unterlegen, unsere Militärs überwältigt. Nur ein Raumschiff entkam, bevor die Zivilisation fiel.

Die Erde war verloren.

Sie war nie vergessen.

52 Jahre sind vergangen.

Eine Nachricht von zu Hause ist empfangen worden.

Die Zeit ist gekommen, für das zu kämpfen, was uns gehört.

Willkommen in der Rebellion.

WAFFEN DES KRIEGES

1

Der Slipstream-Rückkehrkurs ist eingegeben und gesichert. Der Reaktor ist online. Realraum-Antriebe sind online. QPG scharf gemacht und bereit.«

Captain Gabriel St. Martin lehnte sich im Sitz seines Starfighters zurück, schloss die Augen und griff mit seiner Hand nach dem Kruzifix, das ihm sein Vater gegeben hatte, als er drei Jahre alt war. Er erinnerte sich an seine Mutter in jenem Moment, genau wie jedes Mal, wenn er sich auf einer Aufklärungsmission zur Erde vorbereitete.

Eine Mission, die ihn seitwärts in die Fänge des Feindes befördern würde, mit einer 50-50-Chance es heil zu überstehen.

Gabriel hatte seine biologische Mutter nie kennengelernt. Sie war seit fast 50 Jahren tot. Sie war bereits tot, 20 Jahre bevor er geboren wurde. Ein Opfer der Invasion der Erde, als die Außerirdischen, die sie die Dread nannten, in ihren schrecklichen schwarzen Schiffen erschienen waren, die Verteidigungen der Menschheit überwältigten, Milliarden abschlachteten, und sehr schnell die absolute Kontrolle übernahmen.

Jetzt erinnerte er sich an sie durch Bilder und Videos. Die bruchstückhafte Geschichte einer jungen und hübschen Frau, glücklich und sorgenfrei, mit der Liebe ihres Lebens: Captain Theodore St. Martin, ein Pilot in der United States Space Force. Die Dinge waren damals so einfach gewesen. So einfach. Die Vereinigten Staaten waren eines der Länder, die mithilfe von neuen technologischen Durchbrüchen und gemeinsamer Interessen nach den Sternen griffen.

Zu der Zeit war es wohl scheinbar schade gewesen, dass der einzige Weg, Fördergelder für die Forschung zu bekommen, der war, sie durch das Militär zu schleusen. Kriegsmaschinen zu bauen in einer grenzenlose Weite, in der es genug Territorium für jeden gab, der es haben wollte. Seinem Vater zufolge hatte es zahlreiche Debatten zwischen dem Repräsentantenhaus und dem Kongress darüber gegeben, wie und wo das Wettrennen um den Weltraum zu fördern war. Das Wettrennen, das die Zukunft jeder beteiligten Nation bestimmen würde.

Niemand hatte geahnt, wie verschwendet all diese Debatten sein würden.

Niemand hatte erwartet, dass etwas anderes da draußen war.

Niemand hatte gedacht, dass sie nicht freundlich sein würden.

Es gab Zeiten, da hatte es Spaß gemacht, Geschichten über feindliche Aliens zu erfinden. Die waren aufregend und abenteuerlich, und sie schufen Helden, zu denen Kinder aufschauen konnten. Abgesehen davon, hatten die meisten Philosophen, Wissenschaftler und Think-Tanker zu der Annahme tendiert, dass eine Rasse, die einen solchen Level an Technologie erreicht hatte, der nötig war, um ein Sternenschiff zu bauen und den Zugang zum Slipstream zu erlangen, über solch unzivilisierter, liederlicher Zerstörung stehen würde.

Gabriel wünschte sich, dass die schlauesten Männer im Raum recht gehabt hätten. Hätten sie recht gehabt, wäre er jetzt nicht kurz davor, einen Ritt durch die Hölle zu machen.

»Alles klar hier«, sagte er durch die Sprechanlage des Schiffs. »Wünsch mir Glück, Randa.« Er hob das Kruzifix an seine Lippen, küsste es, und ließ es wieder unter seinen Pilotenanzug fallen.

Senior Spaceman Miranda Locke lachte, der weiche Klang knisterte in seinen Ohren. Sie war nicht einmal annähernd so schön, wie ihre Stimme es vermuten ließ. Es war nicht von Belang. Sie war ein anständiger Gefährte und eine noch bessere Freundin. »Als ob du jemals Glück bräuchtest. Abschuss des Startgeräts in fünf, vier, drei …«

Gabriel streckte seine Hand aus und ergriff die Hauptkontrolle des kleinen Starfighters. Das Schienen-Startgerät würde ihn mit über 5000 Metern pro Sekunde hinaus in den Weltraum beschleunigen, und das Schiff an den berechneten Anfangspunkt des Slipstreams schleudern, ohne irgendein manuelles Eingreifen.

Es gab normalerweise keinen Grund für einen Starfighter-Piloten sich selbst in den Slip-Raum zu befördern.

Der Pilot war dafür da, nachdem das Raumfahrzeug heraus kam.

» Zwei, eins … Los! «

Gabriel wurde durch die künstliche Gravitation der Station, die sich in die Startröhre erstreckte, heftig in seinen Sitz gedrückt. Er biss die Zähne zusammen, als die Trägheitsdämpfer gegen die plötzlichen und intensiven G-Kräfte ankämpften. Er konnte spüren, wie sich das Kruzifix in seine Brust drückte, was ihn an seine Mutter und ihre verlorenen Träume erinnerte. Er konnte die Metallwände und Lichter an sich vorbeiziehen sehen, immer undeutlicher werdend, zusammen mit der näherkommenden Dunkelheit des dahinterliegenden Universums.

Er bat immer um Glück, wenn er eine Fahrt machte. Als der erfolgreichste Aufklärungspilot der New Earth Alliance Space Force fragte er sich stets, ob das nächste Mal draußen, gleichzeitig das letzte sein würde.

Er hatte so viele Piloten kommen und gehen gesehen. Mehr als nur ein paar waren nie von ihrer ersten Mission zurückgekehrt. Dies wäre Nummer 67 für ihn. Er hatte sich das Recht zum Ruhestand und darauf, den Rest seiner Tage in der Alpha Siedlung zu verbringen, bereits vor 17 Missionen verdient. Er könnte jemanden finden, eine Familie gründen, und all die Annehmlichkeiten erhalten, die er sich nur wünschen konnte.

Dieser Gedanke kam ihm jedoch nie in den Sinn. Ruhestand stand nicht im Familienlexikon. Auch nicht das Konzept des Aufgebens. Wie sein Vater, General Theodore St. Martin, der Alte Alligator, stets zu sagen pflegte: »Deine Mutter opferte ihren letzten Atemzug, um die Leben Tausender zu retten, deins und meins eingeschlossen. Wir werden das nie umsonst gewesen sein lassen. Wir werden einen Weg finden, um diese Couillons von unserem Planeten zu vertreiben. Die denken, wir sind für nix gut? Ha. Ich sage dir was, Sohn. Ich werde niemals sterben, bis die weg sind, und du darfst das auch nicht.«

Natürlich war das vor dem Unfall gewesen. Bevor sein Vater die Verwendung seiner Beine verloren hatte. Bevor er abhängig geworden war von der Medizin, die sowohl seine Schmerzen, als auch seinen Verstand wegsaugte.

General St. Martins Tage als ein produktives Mitglied der Gesellschaft waren vorüber, und die Dread hielten weiterhin die Erde. Sein alter Herr war dennoch immer noch lebendig. Immer noch seinem Wort treu.

Es war an Gabriel, seinen Teil beizutragen, und das bedeutete, eine Fahrt nach der anderen zu machen, bis sein Glück sich dem Ende neigte.

2

Gabriels Starfighter ruckelte heftig, als der Bordcomputer den Quantum-Phasengenerator auslöste. Gabriel sah nach links, als er das tat, und beobachtete, wie die pockennarbigen Dreiecksflügel seines Schiffes anfingen zu verschwimmen.

Der QPG war das fortschrittlichste Stück Technologie auf dem Schiff. Er war auch etwas, das er kaum verstand. Selbst nach zehn Jahren als Aufklärungspilot kam ihm der QPG mehr wie Magie als Wissenschaft vor.

Soweit er verstand, funktionierte der QPG indem er eine Verschiebung in den Quantum-Eigenschaften der speziell entwickelten Oberfläche seines Raumschiffs verursachte, ein Prozess, den man Phasing nannte. Dieser Prozess gab dem Raumfahrzeug den Zugang frei zu den eigenartigen und kaum verstandenen Strömungen von Zeit und Raum, die sowohl über als auch unter dem verliefen, was nun als Realraum bezeichnet wurde. Diese Strömungen, bekannt als Slipstreams, waren zwar unkontrollierbar, aber messbar. Die Messungen erlaubten Berechnungen, die es wiederrum der Menschheit erlaubten, sich ihrer zu bedienen. Beim Phasen in den Slipstream konnte ein Raumschiff von einem Ort im Universum zu einem anderen mit Überlichtgeschwindigkeiten getragen werden, ohne eine der Nebenwirkungen der ungewollten Zeitdilatationen, ohne sich Sorgen machen zu müssen, in einen anderen Himmelskörper einzuschlagen, und ohne die Gefahr eines Angriffs.

Mit anderen Worten: Der Slipstream war eine Freifahrt von einem Ort im Universum zu einem anderen mit Geschwindigkeiten, die im Durchschnitt zwischen dem Vierzig- und Sechzigfachen der Lichtgeschwindigkeit lagen. Für Gabriel bedeutete dies, dass die Reise von der New Earth Alliance Orbitalstation im Calawan-System zurück zur Erde irgendwo im Bereich von fünf bis zehn Stunden dauern würde.

Das war einer der größten Nachteile des Slipstreams. Die Strömungen waren lediglich genau das: sich kräuselnde Wellen aus Zeit- und Raumverzerrungen, deren relative Stärke oder Schwäche jeweils eine reale Auswirkung auf das Reisen hatte. Bei der Entfernung zwischen Calawan und der Erde war diese Varianz kein Problem. Es war dennoch eine verbleibende Limitation der Fähigkeit der Menschheit, mehr vom Universum zu erforschen. Es gab immer Gerede innerhalb der Allianz darüber, den Planeten aufzugeben und ein geeigneteres Zuhause weiter draußen zwischen den Sternen zu suchen. Tatsächlich war es das Kolonieschiff, auf dem sie entkommen waren, das für diesen Zweck entwickelt worden war. Ein Problem mit dieser Idee war, dass das Reisen in einem Slipstream auf Entfernungen, die größer waren als ein paar Hundert Lichtjahre, eine logistische Herausforderung darstellte.

Das andere Problem war die einfache Tatsache, dass nicht jeder auf der Erde tot war, und dass nicht jeder, der entkommen war, daran dachte, die Überlebenden einfach zurückzulassen. Theodore St. Martin war einer der besonders lautstarken Unterstützer dafür gewesen, im Calawan System zu bleiben, und seine Position als der Mann, der das einzige Schiff pilotierte, das während der Evakuierung entkam, gab jedermann einen Grund ihm zuzuhören.

Ein Ton vom Cockpit-Armaturenbrett gab Gabriel das Signal, dass die Phase abgeschlossen und der Slipstream erfolgreich verbunden worden war. Nicht, dass er den Computer brauchte, um ihm das zu sagen. Das gesamte Universum änderte sich, sobald ein Raumschiff in den Slipstream eindrang; die Myriaden an Sternen verschwanden und hinterließen den Anblick einer gigantischen, blanken, schwarzen Leinwand, die auf Gott wartete, um mit dem Malen wieder zu beginnen.

Gabriel tippte ein paar Befehle auf dem Touchscreen unter seiner rechten Hand. Dann langte er nach oben und senkte das sekundäre Visier an seinem Pilotenhelm. Damit bedeckte er sein Blickfeld mit einer bereits laufenden Virtual Reality Simulation, um zu vermeiden, etwas zum Opfer zu fallen, das die Ärzte als »die Abgleiter« bezeichnet hatten. Diese wurden durch zu langes Starren in die Leere verursacht. Es war einer seiner Lieblingssimulationen. Eine Lifestream-Aufnahme, die er von sich und seiner Verlobten Jessica bei einem Abendessen vor sieben Jahren gemacht hatte. Sie war auch Pilotin gewesen. Jeder hatte ihn davor gewarnt, sich mit einer anderen Soldatin einzulassen, die von der gleichen Art wie er war. Jeder hatte ihn vor den Gefahren einer Bindung gewarnt.

Er war jung und dickköpfig gewesen. Er hatte zu dem Zeitpunkt bereits zwölf Missionen überlebt, und seinerzeit hatte er gedacht, dass nur die Narren jung starben.

Jetzt wusste er es besser. Jessica war alles außer einer Närrin, und es hatte sie am Ende nicht gerettet. Sie war einen Tag, nachdem die Aufnahme gemacht worden war, auf eine Fahrt gegangen. Sie war nie zurückgekommen.

Er sah sich den Lifestream nicht an, um sich zu deprimieren, oder um zu grübeln, oder um sich dem Bedauern hinzugeben. Er sah ihn sich an, wenn er sich schwach fühlte. Wenn er die Hoffnung verlor. Wenn er die Ahnung hatte, dass er dieses Mal nicht zurückkommen würde. Er sah ihn sich an, um sich der Opfer zu erinnern, die gebracht worden waren, und um seinen Glauben in den Wert dessen, was er machte, zu stärken.

Wenn er auf die Mission ging, bedeutete dies letzten Endes, dass niemand anderes seinen Platz einnahm. Es bedeutete, dass niemand anderes starb.

Natürlich brachte ihn die Stelle, wenn sie vor der Kulisse einer Sonneneruption im Ursae Majoris tanzten, immer zum Weinen. Sie war so schön gewesen, so talentiert, so von Freude und Leben und Hoffnung auf die Zukunft erfüllt. Sie waren ein perfektes Paar gewesen. Vielleicht zu perfekt in einer Zeit, die so gefährlich war wie die ihre.

Hoffnung auf eine Zukunft. Das war es, was einen Aufklärungspiloten ausmachte. Sie war der Grund, warum Gabriel sein Leben riskierte, um immer wieder dorthin zurückzukehren und waghalsige Fahrten durch die Atmosphäre zu unternehmen. Bloß auf die kleinste Chance hin, ein Bisschen an geheimdienstlichen Informationen zu ergattern, die dem planetaren Widerstand von Nutzen konnte, selbst wenn es die meiste Zeit nichts zu übermitteln gab.

Und wie konnte er jemals die Hoffnung aufgeben, wenn auf der Erde immer noch Menschen am Leben waren und ihr Möglichstes taten, um zurückzuschlagen?

3

Vorwärts, vorwärts. Auf geht’s, Leute. Wir wollen nicht die letzte Truppe auf der Erde sein, die von diesen außerirdischen Bastarden niedergeschossen wird.«

Major Donovan Peters bewegte seine Arme in einer wilden Windmühle, um den Rest seiner Männer und Frauen hinter sich, insgesamt zwanzig, dazu zu motivieren, nach vorne zu drängen, über einen gefährlichen Abgrund aus verbogenem Stahl, geborstenem Beton und zersplittertem Glass.

Es war ein warmer Abend. Zu warm soweit es Donovan anging. Und zu trocken. Die Asche und der Staub hingen schwer in der Abendluft, aufgenommen und hier gelassen von den starken Winden früher am Morgen.

Es war ein lausiges Wetter für eine Transmissionsmission, oder einen T-Sprung, was der geläufigere Ausdruck war. Grüne Kadetten machten sich einen Spaß daraus, so oft und so schnell wie sie konnten »Transmissionsmission« zu sagen, bevor sie über ihre Worte stolperten.

Sie hörten sofort nach ihrer ersten damit auf.

Donovan war sich nicht wirklich sicher, warum sie sich überhaupt noch die Mühe machten. Es hatte nichts Neues zu übermitteln gegeben diesen Monat.

Major Donovan Peters. Er war zwei Monate zuvor befördert worden, nicht aufgestiegen zum Major, weil er besonders geeignet war für die Position, sondern weil er es geschafft hatte zu überleben. Ein Rang bedeutete dieser Tage nicht annähernd das, was er noch tat, als die Länder, die auf der Erde verstreut waren, stehende Militärs unterhalten hatten. Es war die Kommandostruktur, klar, basierend auf der Struktur der Vereinigten Staaten, da es mit General Alan Parker anfing, der Mann, der als Erster die Überlebenden zu einem vereinten Widerstand zusammenschloss. Damals hatten sie versucht, den militärischen Richtlinien zu folgen, und eine Zeit lang hatten sie es sogar geschafft, etwas mit ihrem Guerillakrieg gegen die Außerirdischen Eindringlinge zu machen, das sie gerne Fortschritt nannten.

Damals. Dies war jetzt, und jetzt kamen die Beförderungen so, wie Menschen starben. Es war kein anderes System dafür übrig.

Und Menschen waren gestorben. Fast die Hälfte ihrer Kräfte allein im letzten Jahr. Donovan hatte nicht gewusst, warum, aber die Dread hatten entschieden, dass sie fertig damit waren, Spiele zu spielen mit den verbliebenen freien Menschen, und begannen, den Widerstand ein für alle Mal zu vernichten. Er hatte die Berichte von den anderen Milizen überall auf dem Globus gehört, und sie waren alle gleich. Die Dread waren versessen darauf, sie auszulöschen, und den Krieg ein für alle Mal zu beenden.

»Nach links schwenken«, sagte Donovan, seine Stimme leise und knapp gehalten, und dirigierte die Truppe mit seinen Händen.

Sie rannten zusammen nach draußen zwischen die zertrümmerten Gebäude, die einmal Mexiko Stadt, Mexiko, gewesen waren, bogen nach links ab und durch eine Lücke im Geröll hindurch. Sie waren in einfache Uniformen gekleidet, dunkelgrün und grob per Hand gewebt, feucht nach einem schnellen Wassersturz. Ihre Gesichter waren mit einem hellorangen Lehm bedeckt, genau wie ihre Handrücken und ihre nackten Füße, deren abgehärtete Sohlen auf den gebrochenen Überbleibseln aufstampften, ohne dass etwas in sie eindrang. Stiefel waren schwer zu bekommen und noch schwerer instand zu halten, und Läufer mussten flink sein, ohne die Ablenkung eines Schnürsenkels, der sich öffnete, oder einer alten Sohle, die sich ablöste.

Donovan suchte das vor ihnen liegende Feld ab, seine Augen sondierten die verkohlte Stadt. Er war gerade mal dreiundzwanzig Jahre alt. Er war in dieses Leben hineingeboren worden, genau wie seine Mutter. Sein Großvater war in Los Angeles gewesen, als sie kamen, selbst nur ein Kind damals. Er hatte die Geschichte detaillierter erzählt als jedes Video es hätte zeigen können. Nicht, dass er die Videos vom ersten Angriff nicht auch gesehen hätte. Sie alle hatten das. Dase war ein wichtiger Teil ihrer Erziehung, eine Erinnerung daran, warum sie so lebten wie sie es taten, und warum sie kämpften.

Während er nach einer Lücke suchte, die sie nach Norden zu dem Gebäude, das er für die Nadel ausgesucht hatte, bringen würde, konnte er vor seinem geistigen Auge die massive Plasmarinne sehen, wie sie vom Himmel lief, dabei die Luft um sich herum übererhitzte, und Millionen vaporisierte und Mexiko Stadt in dies hier verwandelte. Er schauderte leicht, bevor er sich wieder fing und dem Team ein Zeichen gab, vorwärts zu gehen.

Er war der älteste der zwanzig Mann starken Truppe, die durch die Trümmer angriffen. Außer abgenutzten Gewehren trugen sie nur die Ausrüstung, die es der Nadel ermöglichen würde, eine Übertragung zu machen. Er wusste nicht, was die Nachricht, die sie bei sich trugen, beinhaltete. Er wusste es nie. General Rodriguez unterrichtete das T-Sprung-Team nie über den Inhalt.

Donovan winkte dem Team zu, nach rechts zu gehen, um eine alte Barrikade aus verbrannten Autos herum, die wahrscheinlich dreißig Jahre zuvor errichtet worden war. Er hatte es einst für eigenartig gehalten, dass der umliegende Dschungel nie in die verlassenen Stadtzentren eingedrungen war, und dass alles so gut erhalten blieb, trotz der Jahre, die vergangen waren. Ihr führender Wissenschaftsoffizier, Carlson, hatte ihm erzählt, dass dies der Natur der Plasmawaffen geschuldet war. Sie hatten die Erde unfruchtbar gemacht, unfähig, pflanzliches Leben zu erhalten, wo immer die Plasmarinnen gebrannt hatten.

Sie kamen dem alten Hochhaus näher, einst fünfzig oder sechzig Stockwerke hoch, aber während der Angriffe auf ungefähr fünfzehn oder so reduziert. Sie mussten die Nadel über das Terrain bringen, um eine möglichst breit gefächerte Übermittlung zu gewährleisten, und es dem vorbeifliegenden Starfighter einfacher zu machen, die Nachricht aufzufangen.

Sein Leutnant, Renata Diaz, hob plötzlich eine geschlossene Faust. Innerhalb eines Herzschlags lagen Donovan und der Rest der Truppe auf dem Boden, versteckt, hinter was immer sie als Deckung finden konnten.

Donovan kauerte hinter der Barrikade, drückte seinen Körper eng dagegen und zwang seine Atmung, sich zu verlangsamen. Die Fähigkeit, Angst und Panik zu kontrollieren, war eine der wichtigsten für einen T-Springer, da die Scanner der Außerirdischen nicht nur in der Lage waren, Hitze wahrzunehmen, sondern auch den Rhythmus eines schnellen Herzschlags. Es bedurfte einer Menge Übung, um versiert darin zu werden, unter solch schrecklichen Umständen ruhig zu bleiben.

Seine Augen blieben nach vorne gerichtet, auf Diaz fokussiert. Sie erspähte den feindlichen Kundschafter als Erste, also war es ihre Aufgabe, ihn zu verfolgen. Es war eine gefährliche Rolle, da der Kundschafter alle Bewegungen, außer den kleinsten, bemerken würde. Es war schwer, etwas zu beobachten, ohne sich zu bewegen. Ihr Kopf drehte sich langsam, bedachtsam, ihre Augen waren auf das Fahrzeug fixiert.

Donovan brauchte es nicht zu sehen. Er hatte schon zu viele davon gesehen. Die Kundschafter waren relativ klein und länglich, ihre Unterseiten übersät mit Sensornadeln. Sie waren eines der wenigen Dinge, die die Außerirdischen verwendeten, welche nicht mit der schwarzen, gezahnten Rüstung, die sie so sehr schützte, bedeckt waren.

Er zählte die Sekunden in seinem Kopf. Als er sechzig erreichte, war der Kundschafter über sie hinweggeflogen und fuhr damit fort, die leere Stadt zu durchkämmen. Die Dread wussten, dass sie irgendwo hier draußen waren. Seit fast fünfzehn Jahren hatten sie erfolglos nach der fünften Auflage der Hauptbasis der Mexiko-Rebellen gesucht.

Diaz senkte ihre erhobene Faust, und das Team kam wieder auf die Beine und in Formation.

»Verdammt knapp«, sagte Donovan. »Lasst uns versuchen, das nächste Mal unsere Augen noch weiter offenzuhalten.«

»Fick dich, Major«, sagte Diaz, und blickte ihn dabei mit einem Lächeln über ihre Schulter an.

»Ist das eine Einladung?«

»In deinen Träumen.«

Er platzierte einen Finger auf seinen Lippen. Sie zeigte ihm einen anderen Finger.

»In meinen Träumen, oder deinen?«, fragte er lächelnd. Er wusste, wie es mit ihm und Diaz stand. Sie war hübsch, aber sie war auch die Schwester seines besten Freundes. Die Neckerei war ein Spannungslöser. Nicht mehr.

Donovan suchte den Himmel ab und prüfte, ob noch mehr Kundschafter unterwegs waren. Als er keine erspähte, winkte er sein Team wieder vorwärts.

»Lasst uns weitergehen, Soldaten. Wer will schon ewig leben?«

4

Die Truppe kam schließlich oben auf dem Gebäude an. Stück für Stück arbeiteten sie sich eine Notfalltreppe hinauf und dann über einen Haufen Geröll, um dorthin zu gelangen. Sobald sie sich in Position begeben hatten, packte jedes Mitglied des T-Sprung-Teams sein Gepäck aus und schloss es mit geübter Präzision an. Ihr einziges Licht kam von der beinahe verschwundenen Sonne und den aufsteigenden Sternen, was ihnen die geringstmögliche Beleuchtung gab. Schnell steckten sie Batteriepacks, Signalverstärker, Suchgerät und zu guter Letzt die zwanzig Fuß hohe Übertragungsnadel zusammen, die die Nachricht hinausschicken würde.

Donovan hockte neben der Nadel und zog eine dunkelgrüne, in Heimarbeit gewebte Tasche von seinem Rücken und schnürte sie oben auf. Darin befand sich eine kleine Box. Er hob sie heraus und platzierte sie neben der Nadel. Dann langte er wieder in die Tasche, um ein Kabel herauszuholen, das er sowohl an der Box als auch an der Peitschenantenne anschloss.

»Wie lange bis zum Vorbeiflug?«, fragte Corporal George Cameron. Er war der jüngste der Gruppe, vierzehn Jahre alt. Dies war sein zweites Mal hier draußen.

Donovan legte die linke Hand auf sein anderes Handgelenk, erfühlte die Zeit auf einer Blindenschriftuhr. Sie wagten es nicht, hier draußen irgendetwas zu verwenden, das Licht ausstrahlte. Sobald die Nadel oben war, waren die einzigen Dinge, die sie schützten, Dunkelheit, Feuchte und Stille.

»Nicht allzu lange, wenn die Slipstream-Berechnungen korrekt waren«, sagte Donovan.

Er wusste nicht genau, wie die Bodenstreitmacht es schaffte, mit der Weltraumstreitmacht zu koordinieren. Er wusste, dass da etwas mit der Slipstream-Struktur war, was bestimmte Tage und Zeiten wahrscheinlicher machte als andere. Das bedeutete nicht, dass sich ihre Signale nicht gekreuzt hatten in all den Jahren, seit sie die Informationsabwürfe begonnen hatten. Außerdem wusste er, dass die Raumstreitkräfte viele Male an der Erde vorbeigeflogen waren und sein Team nichts zu Senden hatte. Tatsächlich war dies die erste Nachricht, die er in fast sechs Monaten abgeliefert hatte.

»Alles ist online«, sagte Diaz, während ihre Finger über eine glatte Tafel auf dem Boden vor ihr huschten.

»Die Ohren sind offen?«, fragte Donovan, und sah hinüber zu Private Gabriella Sanchez.

Sie hatte ein Paar Kopfhörer auf, und würde nach dem Signal von dem vorbeifliegenden Schiff horchen, dass es empfangen würde. Es kam herein als ein kleiner Pieps, eine kleine Anomalie in dem normalen statischen Rauschen, was einer scharfen Aufmerksamkeit und eines guten Gehörs bedurfte, um es zu bemerken.

Sie hob ihren Daumen, um zu signalisieren, dass sie bereits beim Abhören war.

Donovan klopfte mir der Hand auf den Boden und signalisierte so dem Rest des Teams, sich auszubreiten und nach dem Feind Ausschau zu halten. Das war der andere Grund, warum T-Springer barfuß gingen. Sobald das Licht komplett weg war, benutzten sie Vibration zum Kommunizieren.

Donovan setzte sich neben Sanchez, lehnte seinen Rücken gegen die Überbleibsel einer Wand und zog die Beine an. Es gab nicht viel zu tun, sobald die Nadel erst einmal oben und aktiv war, zumindest solange nicht, bis das Paket abgeliefert war und es Zeit wurde, nach Hause zu gehen. Oder bis sie entdeckt wurden und rennen mussten.

Nur, dass sie dieses Mal nicht rennen würden. Die Truppe wusste es nicht, aber er hatte den Befehl, die Stellung zu halten und die Übertragung abzuschicken, was auch immer passierte. Dem Colonel zufolge, war dies die wichtigste Nachricht, die sie in fast zwölf Jahren geschickt hatten. Es war eine Nachricht, die die Leben der zwanzig Männer und Frauen wert war, die zusammen in der ausgebrannten Schale eines Hochhauses in der Dunkelheit saßen und den Himmel absuchten.

Donovan fürchtete diese Befehle nicht. Er fühlte sich geehrt, derjenige zu sein, der die Mission annahm, und er wusste, dass seine Truppe sich auch geehrt fühlte. Warum hatte er es ihnen dann nicht gesagt? Ehre hin oder her – das Wissen, keine Optionen zu haben, würde sich in ihren Köpfen festsetzen und ihre Vorgehensweise ändern. Er brauchte sie in Topform, so präzise wie immer.

Er saß fast eine Stunde lang auf derselben Stelle, als Diaz zu ihm herunterrutschte, vorsichtig, um kein Geräusch zu machen, das Sanchez ablenken könnte. Sie drückte ihre Schulter an ihn und lächelte, als er sie ansah.

»Schöne Nacht«, sagte sie wortlos.

»Es ist zu heiß«, antwortete er.

Mexiko war schon immer zu heiß für ihn, obwohl er sein gesamtes Erwachsenendasein beim Widerstand hier verbracht hatte. Er hatte noch immer Albträume von den Tagen der Flucht, als die Dread die Basis in Los Angeles entdeckt hatten. Er erinnerte sich, wie er die Hand seiner Mutter gehalten hatte, an die Furcht, die in ihren Augen zu sehen war, zusammen mit der Wut, die dort brannte. Er erinnerte sich an die Hitze der Explosionen hinter ihnen, und an die Schreie der Sterbenden. Er erinnerte sich an seine Angst vor Monstern, die ihn heimsuchten, groß und schwarz. Diese Angst hatte sich mit dem Älterwerden in Wut gewandelt, und er hatte gelernt, dass sie gar keine Monster waren. Sie atmeten, sie bluteten. Sie lebten und starben. Er wollte nichts mehr, als sie zu töten. Alle.

»Bist du okay?«, fragte Diaz.

Donovan hatte nicht bemerkt, dass er wieder in diesen Erinnerungen versunken war. Er blinzelte ein paarmal, um seinen Kopf freizubekommen, bevor er nickte.

»Erinnerungen«, sagte er.

Jeder hatte sie. Es gab keinen freien Menschen, der keinen Bezug hatte zu Verlust oder Tod oder Zerstörung. Es machte keinen Unterschied, dass die Invasion drei Generationen früher stattgefunden hatte. Die Geschichten lebten weiter; die Videos und Bilder lebten weiter, der Widerstand lebte weiter. In vielerlei Hinsicht wurde die Menschheit stärker durch ihre Fehler und ihre Schwäche. Die Tatsache, dass sie kämpften, war der Beweis dafür.

»Matteos Geburtstag ist nächste Woche«, sagte Diaz. »Hast du etwas für ihn?«

Donovan schüttelte seinen Kopf. »Ich habe versucht, einen Baseballschläger aus einem alten Baumstamm zu schnitzen. Ich verbrachte drei Wochen damit. Vielleicht sage ich ihm stattdessen, es wäre der Stab eines Zauberers.«

Diaz schüttelte sich, während sie leise lachte. »Er hasst diese Fantasy-Zeug.«

»Ich weiß.«

»Hey, denkst du Gibbons mag mich?«

Donovan blickte zu ihr hinüber, und suchte dann durch die Dunkelheit nach dem Corporal. Er kniete am Rand einer Wand und spähte hinaus in die Nacht, hielt Ausschau nach dem Feind. Er war einer der größten Männer in der Truppe, über einen Meter achtzig und schwer mit Muskeln bepackt, obwohl er erst achtzehn war. Dasselbe Alter wie Diaz.

»Du magst Gibbons?«, sagte er.

Sie zuckte mit den Schultern. »Er ist irgendwie süß, auf eine ungeschliffene Art.«

»Es ist nicht gerade so, als ob es eine Menge zur Auswahl gäbe, oder?«, fragte Donovan.

Sie streckte ihm die Zunge raus. »Er ist nicht so schlimm.«

»Er ist ein guter Soldat. Und ja, ich denke, er mag dich.«

Sanchez streckte ihre Hand aus und tippte Donovan auf den Arm, gab ihm ein Daumen hoch.

Der Kurier war eingetroffen.

Er klopfte einen Code auf den Boden, um die anderen zu alarmieren. Sie wiederum stampften zur Antwort mit ihren Füßen und bestätigten so den Empfang der Nachricht. Diaz bediente das Kontrollpanel, um mehr Saft von der Kraftstoffzelle zur Nadel zu schicken, um das Signaloutput zu erhöhen.

Donovan fühlte seine Uhr. Der Pilot war später dran als erwartet, aber noch innerhalb der errechneten Zeit. Er wusste nicht, wie die Wissenschaftler den Slipstream so gut verfolgen konnten, aber er war froh, dass sie es konnten. Je weniger Zeit sie hier draußen sitzen mussten …

Der Gedanke wurde unterbrochen, als ein Blitz den Himmel erleuchtete und Gibbons nach hinten fiel, mit einem rauchenden Loch in seiner Brust, das ein schauriges Licht auf den Rest der Truppe warf.

Sie waren entdeckt worden.

5

Ein sanftes Vibrieren gegen seinen Arm ließ ihn aus seinem Schlaf erwachen. Er erleichterte sich in die große Röhre, die an seinen Pilotenanzug angeschlossen war, und öffnete seinen Mund und fand die kleinere Röhre zum Trinken. Sein Hals war immer ausgetrocknet nach dem Schlaf im Cockpit, seine Glieder immer steif. Er tippte ein paarmal auf das Kontrollpad und die Vibrationen erstreckten sich durch seine restlichen Gliedmaße, was das Blut wieder zum Fließen brachte.

Er überprüfte seine Missionsuhr. Die Strömungen waren langsam heute. Elf Stunden. Er war fast da.

Er tippte wieder auf das Kontrollpad, während er sich räusperte.

»Captain Gabriel St. Martin Missionsaufzeichnung achtundsechzig. Erfolgreiche Verbindung mit dem Slipstream. Zeit bis zur Ankunft, elf Stunden, vierzehn Minuten. Vorbereitung zum Verlassen. Antriebe online. Waffensystem …« Er pausierte, um es einzuschalten. Nicht, dass es etwas ausmachte. Jeder wusste, dass sie nichts hatten, was die Panzerung der Dread-Verteidigungssysteme durchdringen konnte. »Waffensysteme aktiv. Alle Systeme nominal.«

Die Aufzeichnung war Standardbetriebsanweisung. Von jetzt an bis zu dem Zeitpunkt, an dem er wieder in den Slipstream eindrang, wurde alles für eine Überprüfung bei seiner Rückkehr im Calawan System gespeichert.

Er lehnte sich nach vorne und legte ein paar Schalter auf dem Armaturenbrett um. Ein kleiner Bildschirm leuchtete vor ihm auf und zeigte ihm eine Karte des Sonnensystems. Der Stream würde ihn nahe dem Mond der Erde auswerfen. Es war gefährlich nah, aber sie hatten Befehle Treibstoff zu sparen wann immer es möglich war. Während die Stationen Wasserstoffwandler hatten, verlangte die wachsende Bevölkerung und Expansion der Kolonie, dass mehr und mehr davon abgezweigt wurde, um Menschen am Leben zu halten. Gabriel konnte sich vorstellen, wie es wäre, würde Theodore noch bei klarem Verstand sein. Er sah seinen Vater vor sich, wie dieser in die Ratssitzung stürmen und sie alle mit Flüchen eindecken würde, dass es doch nicht angehen könne, dem Widerstand die Schwänze abzuschneiden, nur damit Joe und Mary ein weiteres Maul zum Füttern produzieren konnten.

Nicht, dass sie keine Mäuler zum Füttern wollten. Die Überbleibsel der freien menschlichen Zivilisation befanden sich in einer fortwährenden, delikaten Balance. Zu wenige Köpfe, und ihre Lebenserhaltungssysteme hätten nicht genug Hände, um sie aufrechtzuerhalten; die Ausgrabungsausrüstung, die die Expansion befeuerte, hätte niemanden, um sie zu fahren, und das Militär hätte nicht genügend Soldaten, um sich für einen Krieg vorzubereiten, der vielleicht niemals kommen würde. Zu viele Köpfe, und sie würden verhungern.

Kinder waren eine Priorität gewesen, und waren es noch, jedoch gab es jetzt weniger Verzweiflung als vor dreißig Jahren. Nicht alle Eier, die mit dem flüchtenden Kolonieschiff von der Erde weggeschafft worden waren, waren jemals befruchtet und in eine Leihmutter implantiert worden. Gabriel hatte Glück gehabt, aufgrund der Tatsache, wer sein Vater war, und selbst dann hatte er warten müssen, bis er an der Reihe war. Theodore St. Martin hatte keinen Sohn gewollt, bis er schließlich fast zu alt war.

Gabriel atmete ein. Hielt den Atem an. Atmete aus. Atmete wieder ein. Er kam dem Ende der Slipstream-Route näher. In weniger als einer Minute würde sich der QPG deaktivieren und die Ionen-Schubdüsen würden starten. Er hätte acht Minuten, um über die obere Atmosphäre der Erde hinwegzuschießen und nach der Übertragung am Boden zu horchen, um sich dann wieder mit dem Slipstream am anderen Ende zu verbinden.

Alles, was er tun musste, war, die Dread-Verteidigungen zu vermeiden.

So lange wie nötig. Gabriel fragte sich oft, wie lange das sein würde. Fünfzig Jahre waren vergangen. Sie hatten die letzten siebenundzwanzig Jahre Schiffe zurück zur Erde geschickt. Zuerst hatten sie nicht mehr gemacht, als Fotos zu schießen und Videos aufzunehmen, die dazu verwendet wurden, um den Aufbau des Feindes auf dem Planeten zu beobachten. Es war damals noch nicht so gefährlich gewesen, weil den Dread die ersten Flugeinsätze egal waren. Sie waren nicht besorgt wegen dem einen, der entkommen war, nicht, nachdem sie alles geschlagen hatten, was die Regierungen der Welt ihnen entgegenzusetzen hatten, ohne dabei selbst auch nur ein einziges Schiff zu verlieren.

Dann war die erste Übermittlung gekommen. Bis dahin hatte der Widerstand im Weltraum keine Ahnung, dass sich da ein Widerstand auf dem Boden befand. Irgendwie hatten es kleine Gruppen von Menschen überall auf der Welt geschafft, sich vor den Außerirdischen versteckt zu halten, und Unterkunft und Nahrung zu finden. Die anfängliche Kommunikation bestand aus einfachen und unkomplizierten Nachrichten, wer sie waren und was sie machten. Die spätere Kommunikation hatte die Situation auf der Erde beschrieben. Es klang nicht gut, und die Zeit hatte es nicht besser gemacht. Der bodengebundene Widerstand schrumpfte. Die Nachrichten wurden weniger und kamen nur noch mit immer größer werdenden Abständen, da die Streitkräfte entweder nichts Neues zu berichten hatten oder keinen sicheren Ort finden konnten, um eine Übertragungsnadel aufzustellen.

So lange wie nötig. Gabriel wollte glauben, dass er so lange leben würde. Er wollte glauben, dass sein Vater so lange leben und sein Versprechung, das er all die Jahre zuvor gegeben hatte, erfüllen würde.

Die Wahrheit war, dass sie alles beim ersten Angriff verloren hatten. Es war lediglich sture Entschlossenheit, die sie weiter antrieb, trotz jedes Beweisstückes und aller Logik, die letztendlich auf ihr Ende hindeuteten.

Gabriel hielt sich an der Hoffnung fest, weil Hoffnung das Einzige war, das er hatte.

Es war das Einzige, das sie alle hatten.

6

Verlasse den Slipstream«, sagte Gabriel für die Aufzeichnung. »Zünde die Ionen-Schubdüsen.«

Der Starfighter schüttelte sich, wie wenn er in die Atmosphäre eindringen würde. Gabriel hielt den Steuerknüppel ruhig, hob das sekundäre Visier seines Helms und richtete seine Aufmerksamkeit nach vorne. Das Fahrzeug erschütterte ein letztes Mal und er war zurück im Weltraum, der Mond eine große Masse vor ihm, und die Erde kaum sichtbar dahinter.

»Jetzt geht’s los«, sagte er, und verlagerte seine freie Hand vom Kontrollpad auf einen kleineren Steuerknüppel, der die Vektordüsen betreiben würde. Ein Auge fiel auf die Treibstoffanzeige. Jede Bewegung, die er machte, müsste gegen seinen Kraftstoffvorrat verrechnet werden.

Er erhöhte den Schub, schwenkte den Jäger in einen Winkel um den Mond herum, und verwendete dessen geringe Gravitation, was ihm bei der Beschleunigung helfen würde.

Es hatte fast zwölf Einsätze gebraucht, bevor er sich an den jetzigen Anblick des Heimatplaneten der Menschheit gewöhnt hatte, verglichen mit dem, was ihm in Videos und Bildern gezeigt worden war. Während die Erde, was die allgemeine Größe, Form und Farbe anging, dieselbe, blaue Murmel geblieben war, so fiel die Veränderung der Oberflächenstruktur sofort ins Auge.

Es gab Zeiten, bevor die Dread gekommen waren, als die dunkle Seite des Planeten vom Leuchten der Städte erhellt war, Linien der Erleuchtung, die sich durch kleine Gegenden ausbreiteten und den Rest des Landes in Dunkelheit ließen. Die helle Seite hatte sich in einer Decke aus Grün oder Braun oder Grau dargeboten, wo Schwesterstädte in die Atmosphäre ragten; die höchste von ihnen fast sechs Kilometer hoch.

Die zerstörten Überreste jener Städte waren immer noch sichtbar. Auf der hellen Seite waren die majestätischen, silbernen Formen zu dunkelschwarzen Kleksen reduziert worden, die bei näherer Betrachtung Haufen von Schlacke und gebrochenem Beton und Glas offenbarten. Die umliegende Landschaft war ebenfalls ausradiert worden, von Wald oder Graslandschaften in nackten Stein und Staub verwandelt.

Auf der dunklen Seite gab es nichts. Kein Licht und kein Anzeichen, dass dort jemals eine Zivilisation existiert hatte. Da war so viel Leere. So viel Tod und Zerstörung, versteckt und doch in dieser Region angedeutet. Selbst jetzt sorgte dieser Anblick dafür, dass es Gabriel kalt den Rücken hinunter lief.

Die außerirdische Konstruktion war mehr zentralisiert, obwohl es kleine Außenposten gab, die an strategischen Stellen auf dem gesamten Planeten positioniert waren. Eine unendliche Anordnung an vernetzten Tunneln, Masten und Türmen besetzte den Großteil der Landmasse der planetaren tropischen Zone, zwischen dem nördlichen und dem südlichen Wendekreis. Die Strukturen waren dunkel, nicht mehr als schwarze Flecken am Tag, die wirkten, als ob eine Ameisenkolonie sich über den Großteil Afrikas und den nördlichen Teil Südamerikas angesiedelt hatte. Nachts waren auch sie beleuchtet, aber mit einem Schein, der mehr einen Blaustich annahm und schwächer war als alles, was die Menschen erschaffen hatten.

Die orbitalen Verteidigungsanlagen waren eine Blockade, die zwischen Gabriel und der zerstörten Erde hing. Diese hatten sich nicht immer dort befunden. Sie waren erst aufgetaucht, als der Widerstand seine erste erfolgreiche Übertragung gemacht hatte, und der NEA-Vorbeiflug mit einer zerhackten Nachricht belohnt worden war. Diese hatte von einem Mann gestammt, der lediglich als David bekannt geworden war und der die ersten Geheimnisse der Außerirdischen offenbart hatte.

Der Grund, warum sie gekommen waren.

Diese Verteidigungsanlagen materialisierten sich als kleine Satelliten, die den Planeten umringten, Hunderttausende von ihnen. Sie waren rund und gezahnt, eingehüllt in der selben Schale wie alles, was die Außerirdischen schufen. Die verdammte Panzerung, die keine menschengemachte Waffe durchdringen konnte. Nicht einmal atomare Sprengköpfe, die direkt an ihr gesprengt wurden, waren durch das Material gedrungen, und hinterließen lediglich eine kleine Wunde. Das war der einzige Grund, weshalb sie den Planeten verloren hatten. Wie bezwingt man etwas, das man nicht verletzen kann?

Es würde sie allerdings nie daran hindern, es immer wieder zu versuchen.

Diese Satelliten erwachten zum Leben, als Gabriel näher kam, ihre Sensorsysteme bemerkten die Ankunft seines Starfighters. Kleine Schubdüsen, die unter der Schale verborgen waren, zündeten und richteten die Satelliten auf ihn aus, während ihre Plasmakanonen aus der Hülle kamen, wie bei einer Schildkröte, die den Kopf aus ihrem Panzer streckte.

»Ich bin vom Feind anvisiert worden«, sagte Gabriel ruhig. Jede Mission begann damit, dass die Satelliten auf ihn feuerten. Sein Können und seine Erfahrung würden ihn an dieser ersten Verteidigungslinie vorbeibringen. »Mache Ausweichmanöver.«

Seine Hände betätigten die zwei Steuerknüppel mit geübter Gelassenheit. Gabriel behielt ein Auge auf seine Kraftstoffreserven, während er sich darauf einstellte, auf eine chaotischere Flugbahn einzuschwenken. Die Satelliten änderten ihre Position, um die Plasmakanonen auszurichten und das Feuer auf ihn zu eröffnen.

Gabriel änderte seine Vektoren, hopste und tanzte, als er sich immer mehr den Verteidigungen näherte. Der Jäger war mit einer schweren Ionen-Pulskanone bewaffnet, aber es war sinnlos, auch nur zu versuchen, sie zu verwenden. Die Strahlenwaffe würde die Panzerung ohne die Andeutung eines Schadens treffen, und es würde zu viel seines wertvollen Treibstoffs aufbrauchen.

Stattdessen durchsuchte er das Satellitenfeld nach einer Öffnung. Er fand sie einen Moment später, eine Lücke in den Verteidigungen, die es ihm erlauben würde hindurchzufliegen. Er drehte den Jäger in einer engen Rotation, während er mit den Vektordüsen ein leichtes Taumeln in der Flugbahn verursachte. Es reichte, um die feindlichen Zielerfassungscomputer davon abzuhalten, ihn solide zu erfassen, und ihre Schüsse verteilten sich um ihn herum.

Bei jedem Schuss war er nur Zentimeter vom Tod entfernt, dennoch blieb er völlig ruhig. Er hatte das schon so viele Male gemacht. Er hatte schon so viele Male überlebt. Glück war wichtig, klar, aber Können war es auch.

Der Starfighter schlüpfte lautlos durch die offene Gasse, vorbei an den Satelliten. Gabriel nahm das Gas zurück, änderte den Kurs und flog weiter nach unten, der Atmosphäre entgegen. Die Satelliten stellten die Arbeit hinter ihm ein, da ihre Instruktionen auf die Beobachtung des Raums außerhalb des Rings beschränkt waren.

Er tauchte schnell hinab, dabei hielt er seine Augen offen und überprüfte das Feld vor sich. Die Satelliten waren gefährlich, aber sie waren die Geringste seiner Sorgen.

»Trete in die Thermosphäre ein«, sagte er und benutzte die zwei Steuerknüppel, um den Jäger zu manövrieren. Er flachte die Flugbahn, die nun einen horizontalen Bogen entlang der oberen Atmosphäre beschrieb, etwas ab. All die Trümmer vom ersten Angriff waren schon vor langer Zeit verbrannt oder ungehindert hinaus in den tieferen Raum gedriftet. Dennoch hatten es ein paar nicht funktionierende, menschliche Satelliten geschafft, im Orbit zu bleiben, nicht wissend, was aus den Menschen geworden war, die sie dort platziert hatten.

Er nahm seine Hand von der Triebwerkskontrolle und bewegte sie zum Touchpad. Er tippte eine schnelle Sequenz ein und öffnete die Bordempfänger. Er würde nicht wissen, ob er etwas bekommen hatte, bis er zur Delta Station zurückkehrte, aber so war es besser. Zu pausieren oder zu zögern, würde den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.

»Aktiviere die Empfänger. Lasst uns hoffen, dass wir diesmal etwas bekommen.«

Er bewegte seinen Kopf von einer Seite zur anderen, während er gleichzeitig auf dem Headsup-Display nach seinen Sensoren Ausschau hielt, ob diese irgendeine Andeutung einer Bewegung auffingen. Er wusste, dass dies die Ruhe vor dem Sturm war, selbst wenn er den Sturm nicht kommen sehen würde, bis es fast zu spät war.

Er sauste die Atmosphäre entlang, brauste über die nördliche Hemisphäre, nicht allzu weit vom nördlichen Wendekreis entfernt. Es war so lange her gewesen, seit sie etwas eingefangen hatten, dass Gabriel sich fragte, ob da unten überhaupt jemand übrig geblieben war, um eine Übertragung zu machen, und wenn nicht, wie sie es jemals herausfinden würden.

Es war ein flüchtiger Gedanke, der ihn fast sein Leben kostete.

7

Donovan zögerte nicht, als er Befehle mit seinem Fuß klopfte, um das Team in Bewegung zu bringen. Drei, um zu versuchen, den Feind wegzulocken; fünf, um eine enge Verteidigung um die Nadel zu errichten, und der Rest, um den Perimeter zu halten. Er musste nicht leise sein, aber einige Anordnungen waren durch Klopfen einfacher zu geben.

»Diaz, los«, sagte Donovan und wählte sie als eine der Lockvögel. Nicht, weil sie normalerweise in der Lage war, lebend zu entkommen. Sie war ihr schnellster Läufer.

Diaz sah so aus, als würde sie anfangen wollen, zu diskutieren, aber dann sprang sie auf ihre Füße und rannte, rutschte einen umgefallenen Träger mit akrobatischer Leichtigkeit hinunter. Plasmagewehrfeuer schlug auf dem Platz hinter ihr ein, als die feindlichen Soldaten versuchten, auf sie zu zielen.

»Fox, decke sie«, schrie Donovan.

Private Fox zielte mit seinem Gewehr und eröffnete das Feuer mit konventionellen Geschossen. Die Waffen waren den außerirdischen Plasmagewehren erheblich unterlegen, aber sie waren alles, was der Widerstand besaß. Jahre zuvor aus den Waffenläden und Häusern entwendet, von so weit südlich wie Acapulco bis zum Südwesten der Vereinigten Staaten. Es machte sowieso nicht viel aus. Es gab nichts, das die Menschen hatten, was die Schalenrüstung eines Dread-Soldaten durchdringen konnte. Die etwas bessere Nachricht war, dass die Dread nur selten ihre richtigen Soldaten den T-Springern hinterherschickten.

Donovan fühlte wieder seine Uhr. Der Vorbeiflug würde ungefähr acht Minuten dauern, aber nur etwa zwanzig Sekunden würde der Pilot in der Reichweite der Übertragung sein. Es gab einen kleinen Schalter am Computer, der herausspringen würde, wenn eine Verbindung hergestellt worden und das Signal gesendet war. Sanchez hatte ihre Hand auf der Box und wartete darauf, dass genau das geschah. Dreißig Sekunden vergingen. Mexiko Stadt war ein Albtraum, erleuchtet durch die Plasmabolzen, als sich die Geschosse in Beton und Stahl ergossen und sich einbrannten, wo sie auftrafen. Donovan hörte einen dumpfen Aufschlag, drehte sich um und sah, dass Amallo am Boden lag. Er entfernte die Gewehrschlinge, eilte zur Position des Corporal, und blickte nach unten in Richtung der Straße.

Ein halbes Dutzend feindlicher Kämpfer hatte sich hinter dem verbrannten Wrack eines Autos versammelt. Sie waren die typische Antwort der Dread auf eine Übertragung: Der Widerstand nannte si MSKs oder Menschliche Scheinbild Kombattanten. Klone. Sie waren alle identisch in ihrem Erscheinungsbild: ein Meter achtundneunzig groß, glatzköpfig, muskulös, und sie trugen einfache Baumwollhemden und Hosen.

Von dem, was Donovan gehört hatte, waren die Klone für die Dread einfacher herzustellen als die undurchdringbare Rüstung, die sie für so gut wie alles andere verwendeten. Und so züchteten sie sie heran, programmierten sie und schickten sie los, um den Widerstand zu finden. Ab und zu, nachdem ein MSK einen T-Sprung erblickte, würde ein richtiger Dread, der einen ihrer motorisierten Panzerfahrzeuge steuerte, auftauchen. Der würde dann jeden und alles in die Luft jagen, was sich in der Nähe befand, und somit die Übertragung und das T-Sprung-Team auf die Schnelle auslöschen.

Zumindest lautete so das Gerücht. Donovan war allerdings immer noch am Leben.

Die Klone starrten ihn an. Sie hatten ihn mit alarmierender Schnelligkeit entdeckt, da sie genetisch modifiziert waren, in der Dunkelheit zu sehen. Donovan konnte gerade noch hinter die Wand rutschen, bevor eine Barrage aus Plasmafeuer ihm entgegenspie.

»Was habt ihr, Soldaten?«, schrie er.

»Zähle vierundzwanzig, Major«, antwortete Rollins. »Sie machen es uns heute nicht leicht.«

Vierundzwanzig? Nicht einfach machen, war eine Untertreibung. Das war zweimal die normale Anzahl an Klonen, die nach einer T-Sprung-Truppe suchten.

»Sanchez?«

Er sah zurück zum Private. Sie schüttelte ihren Kopf. Die Übertragung war noch nicht gesendet worden. Verdammt.

Er spitzte um die Ecke des Gebäudes, feuerte ein paar schnelle Schüsse auf die Klone unten ab. Seine Kugeln trafen das Auto vor ihnen und sie erwiderten das Feuer, was ihn wieder zurück in die Deckung schickte.

Ein Schrei und Rollins war am Boden.

»Komm schon«, flüsterte Donovan, während er zum Himmel sah.

Er konnte den dunklen Fleck der Dread-Verteidigungsanlagen sehen, welche die Sterne verdunkelten. Er wusste, dass es für die Piloten nicht einfach war, durch diesen Dreck zu kommen.

Es war auch nicht unbedingt ein Zuckerschlecken auf dem Boden.

Ein Stöhnen, und Mendoza fiel von der Seite des Gebäudes, ihr Kopf zur Hälfte durch Plasma zerrissen. Davids ging, um ihre Position einzunehmen, und feuerte einen steten Strahl nach unten auf die Klone. Sein Gewehr klickte leer und er duckte sich auf den Boden, griff ein Magazin aus seiner Tasche und schlug es hinein. Sie waren leicht und schnell gereist, und hatten nur genug, um zweimal nachzuladen.

»Sanchez?«, fragte Donovan wieder. Es waren nur ein Dutzend Sekunden vergangen und er bekam ein schlechtes Gefühl wegen diesem Einsatz.

Sie schüttelte wieder ihren Kopf.

Er sah nach unten zu den MSKs. Sie waren weg.

Was?

Sie würden sich nicht zurückgezogen haben. Das bedeutete entweder, dass sie auf dem Weg nach oben durch das Gebäude waren, oder die Lochvögel hatten es geschafft, sie wegzulocken. Nur dass die Lockvögel kaum noch funktionierten.

»Bleib dran«, sagte er zu Sanchez und legte seine Hand auf ihre Schulter. »Ich gehe und fange sie ab.«

Sanchez‘ Augen wurden größer. Er hätte ihr genauso gut sagen können, dass er sich umbringen würde.

Donovan erreichte die Treppe und ging nach unten, das Gewehr vor sich haltend. Er konnte das Plasma an den Wänden über ihm zischen hören und das Echo des Gegenfeuers seiner Truppe draußen. Es war beinahe stockdunkel in dem Treppenhaus, gut für die Klone, schlecht für ihn. Er kramte eine kleine Handgelenklampe aus seiner Hosentasche hervor, und legte sie hurtig an. Es gab ihm gerade genug Licht, um die Treppen zu sehen, bevor er sie hinunterstolperte.

Ein Plasmabolzen erleuchtete den Bereich hinter ihm. Donovan warf sich auf den Boden und schaffte es nur knapp, nicht getroffen zu werden. Er rollte die Treppe hinunter, fühlte, wie sich die Kanten des Betons in ihn drückten und dabei Schnitte und Prellungen hinterließen. Er landete auf einem Treppenabsatz und rollte sich auf seine Füße, er richtete sein Gewehr dabei nach unten, während er versuchte, sich zu orientieren. Das war zu knapp gewesen.

Er behielt seinen Rücken an der Wand, während er nach den Schritten der Klone lauschte, die die Treppe hochkletterten. Sobald er sie hörte, ging er weiter hinunter, leise mit seinen nackten Füßen auftretend. Im Schein der Handgelenklampe bemerkte er, dass er viel von dem Lehm, der seine Hitzesignatur versteckte, verloren hatte. Hier drinnen machte es nicht viel aus, aber falls er lange genug überleben würde, um wegzurennen?

Er würde sich erst einmal darüber Gedanken machen, überhaupt so lange zu überleben. Zum Major hatte er es nicht wegen seiner Dummheit gebracht.

Er stand wieder still. Die Klone kamen näher. Er zog die Handgelenklampe ab und drehte sie herum. Da war ein kleiner Schalter am Boden, und mit einer Bewegung legte er ihn um und warf die Lampe die Treppe hinunter.

Das Licht flackerte auf, ein heller Blitz, der die Feindposition offenbarte und ihre empfindlichen Augen blendete. Donovan stürmte auf sie los mit feuernder Waffe und streckte sie in einem Kugelhagel nieder. Er hörte nicht auf zu schießen, bis sein Magazin leer war, und er erreichte sie, als der letzte von ihnen zu Boden ging und aufhörte, sich zu bewegen.

Er kniete nieder und ergriff eines der Plasmagewehre. Es war abgerundet und schlank, dafür konzipiert, auf dem Unterarm zu ruhen und mit der anderen Hand stabilisiert zu werden. Es deaktivierte sich, sobald er es von der Umklammerung des Klons löste, und er warf es beiseite. Es war ein törichter Gedanke zu hoffen, dass sie vergessen würden, die Waffe an den Klon zu paaren.

Er schlug ein neues Magazin in sein Gewehr und ging weiter nach unten, und fühlte dabei seine Uhr. Vier Minuten waren vergangen, und das Feuer von beiden Seiten war verstummt. Die Übertragung musste bereits gesendet worden sein.

Er erreichte einen Haufen Geröll, stieg vorsichtig darauf und erkundete die Gegend. Gomez Körper lag in einem unschönen Winkel quer über dem unteren Teil der Trümmer, sein Arm von einem Plasmabolzen weggepustet. Ein toter Klon lag in der Nähe.

»Sanchez«, rief er, ein Echo folgte seiner Stimme. Er sah zurück und nach oben. Ihr Gesicht erschien einen Moment später über der Kante, erleuchtet von ihrer Handgelenklampe, und sie gab ihm ein Daumen hoch. Die Übertragung wurde gesendet. »Wo sind die Klone?«

Sie hob ihre Arme zur Seite hinaus und schüttelte ihren Kopf. Sie wusste es nicht.

»Schnapp dir, wer immer noch am Leben ist dort oben, und lass uns verdammt noch mal von hier verschwinden. Die Treppe ist frei.«

Eine schwere Erschütterung schüttelte die Ruinen, und ließ dabei Geröllstücke hinunterrollen und eine Staubwolke in die Luft aufsteigen. Er hörte das sanfte Heulen von beweglichen Teilen. Was war das? Er hockte sich ganz flach auf den Boden und beobachtete die Gebäude um sich herum. Die Erschütterungen waren gleichmäßig und wurden stärker. Er bemerkte eine Bewegung in seinem Augenwinkel und drehte sich, um sein Gewehr auszurichten.

»Donovan«, sagte Diaz. Schweiß hatte den Lehm von der Hälfte ihres Gesichtes weggewaschen und aus ihren Haaren ein feuchtes Durcheinander gemacht. »Lauf.«

8

Die feindlichen Starfighter kamen aus dem Nichts, schossen durch die Decke der unteren Wolken und nahmen direkten Kurs auf ihn. Seine Sensoren piepten panisch, als sie die Verbrennung in der Thermosphäre wahrnahmen, und er verfluchte sich dafür, seinen Fokus auch nur für einen Moment vernachlässigt zu haben. Er legte seine Hände auf die Kontrollen und gab Schub, schoss vor die feindlichen Schiffe und zwang sie dadurch, hinter ihm her zu fliegen.

Er behielt ein Auge auf sie auf seinem HUD. Sie erschienen dort als rote Dreiecke, aber er wusste, wie sie aussahen. Breit und schlank, die Flügel abgerundet und spitz am Bug und am Heck, mit einem Cockpit, das von einem invertierten Mittelpunkt nach oben schwang. Sie waren aus derselben gezahnten, schwarzen Schale konstruiert wie die Satelliten und die außerirdischen Gebäude. Einige Piloten nannten sie Fledermäuse. Andere nannten sie Rochen. Für Gabriel waren sie nicht als Ärger.

Es gab immer noch einige Debatten darüber, ob die außerirdischen Fahrzeuge manuell gesteuert, ferngesteuert oder autonom gesteuert wurden. Da nie jemand einen abgeschossen hatte, blieb es ein Streitpunkt. Anders als bei einem menschlichen Starfighter, hatte das Cockpit kein offensichtliches Sichtfenster, aber das bedeutete nicht, dass die Außerirdischen nicht irgendeine Art fortgeschrittener Technologie benutzten, oder sogar etwas so einfaches wie die Einspeisung von Kameras, um aus dem Schiff heraussehen zu können. Auf jeden Fall flogen sie ganz bestimmt nicht so, als könnten sie nichts sehen. Sie klammerten sich an Gabriels Heck, als er über den Himmel hüpfte und tanzte, und alles tat, was er konnte, um sie daran zu hindern, ihn als Ziel zu erfassen.

Sein Herz raste, während sein Kopf ruhig blieb. Wenn er Panik bekam, wenn er jetzt die Konzentration verlor, würde er sterben. Egal, wie die feindlichen Schiffe geflogen wurden, sie waren außergewöhnlich geschickt und unmöglich zu besiegen. Die einzige Option war es, weiterzufliegen, weiter zu versuchen, ihre Anstrengungen, ihn abzuschießen, zu verhindern.

Gabriel riss den Steuerknüppel hart nach rechts, und der Starfighter kippte und drehte ab. Er riss ihn nach links, und er rollte zurück in die andere Richtung. Sein Computer beschwerte sich, als er das feindliche Feuer registrierte und Gabriel spürte sein erstes Stechen der Angst, als ein Schuss von einer Plasmakanone beinahe einen Flügel vom Rumpf abtrennte. So aber hinterließ er eine lang verlaufende Brandspur hinten am Jäger.

»Komm schon, komm schon, komm schon«, sagte Gabriel, und vergaß die Aufzeichnung. »Ist das alles, was ihr zu bieten habt?«

Seine Hände bewegten die Steuerknüppel und verhinderten, dass der Jäger jemals einen geraden Vektor fliegen würde, den die feindlichen Schiffe anvisieren könnten. Er checkte seine Missionsuhr. Zwei Minuten bis zum Abmarsch. Die Fahrt war fast beendet.

Die Sensoren meldeten sich wieder lautstark zu Wort, als zwei feindliche Schiffe entdeckt wurden, die frontal auf ihn zukamen.

»Verdammt«, sagte Gabriel und drückte beide Steuerknüppel nach vorne. Der Jäger tauchte ab und flog hinunter, der Oberfläche entgegen, als die feindlichen Schiffe aneinander vorbeirasten, bevor sie umkehrten, um ihm zu folgen.

Gabriels Augen sprangen von der Missionsuhr zu seinen Kraftstoffreserven. Er war der Oberfläche sehr nahe und damit tiefer in die Erdanziehung geraten, als er es gewollt hatte. Das würde ihn etwas kosten. Er konnte nicht die feindlichen Jäger abschütteln und rechtzeitig zum Slipstream zurückkehren.

Eine Million Berechnungen rasten durch seinen Kopf. Eine Million Optionen, um seinen nächsten Zug zu machen und zu versuchen, zurück zur Delta Station zu gelangen. Er hatte schon einmal vier feindliche Schiffe ausmanövriert, und er könnte es wieder tun. Die eine Sache, bei der die Außerirdischen die Menschen nicht geschlagen hatten, war Gesamtschubkraft.

Er wurde langsamer, ging wieder vom Gas. Die feindlichen Jäger waren Keile auf der Anzeige, die sich hinter ihm formierten und näher kamen.

Gut. Er wollte sie nahe haben.

Er war nun vorsichtiger mit seinen Manövern, vollführte kurze, enge Sprünge und Wenden, die gerade ausreichten, damit das feindliche Feuer keinen direkten Treffer landen konnte. Die Plasmakanonen feuerten Bolzen, die sich um ihn herum verteilten, nahe genug, um den Rahmen anzusengen und mehr Warnungen des Computers aufzurufen. Er ignorierte das alles und behielt seinen Fokus auf dem Resultat.

Er wurde noch langsamer. Die außerirdischen Schiffe holten ihn immer mehr ein, ihre Schüsse kamen gefährlich näher, als er wie ein Köder vor ihnen baumelte. Was er tat, war verrückt, und er hoffte, dass er das nie wieder tun musste.

Die vier außerirdischen Jäger befanden sich jetzt nur noch ein paar Hundert Meter hinter ihm. Wenn er seinen Antrieb abschalten würde, würden sie bei ihrer derzeitigen Geschwindigkeit in ihn hineinfliegen und ihn in Stücke reißen, ohne dabei selbst das geringste Anzeichen eines Schadens zu erleiden. Eines der Schiffe begann tatsächlich damit, stärker zu beschleunigen, was die Idee umkehrte.

Das war Gabriels Stichwort. Er zog den linken Steuerknüppel hart zurück, während er den rechten nach vorne drückte. Der Jäger änderte die Richtung, als die Triebwerke auf vollen Schub gingen, und er schoss nach oben und weg von dem Feind. Sie waren zu nah, um einfach die Richtung zu ändern, und zu langsam, um ihn einzuholen.

Sie waren klug genug, es nicht zu versuchen.

Gabriel blieb auf Kurs und beobachtete, wie seine Kraftstoffpegel immer weiter sanken. Er konnte den orbitalen Verteidigungsring vor sich sehen, und er kniff seine Augen zusammen und biss die Zähne aufeinander. Er konnte es nicht riskieren, langsamer zu werden, sonst hätte er nicht die Energie oder die Geschwindigkeit wieder in den Slipstream zu gelangen.

Seine Augen prüften den Ring und wählten einen Weg durch die runden Apparate. Er war nicht besorgt wegen ihrem Feuer auf dem Weg wieder hinaus, besonders nicht bei dieser Geschwindigkeit. Er würde an ihnen vorbeifegen und weg sein, bevor sie ihm etwas anhaben konnten.

Er war nur noch Sekunden von dem Ring entfernt, als er den Keil auf seiner Anzeige entdeckte, schneller von links auf ihn zukommend, als alles, was er bisher gesehen hatte. Er drehte seinen Kopf, um festzustellen, dass einer der außerirdischen Starfighter auf ihn zusteuerte, und dabei konstanten, schweren Schub verwendete, um eine Geschwindigkeit zu erreichen, die ein Manövrieren unmöglich machen würde.

Aber das Schiff musste nicht manövrieren. Es kam direkt auf ihn zu.

Gabriel konnte es nicht glauben. Nach siebenundsechzig Missionen war sein Glück endlich aufgebraucht?

Noch nicht.

»Pic kee toi, Arschloch«, sagte er, und benutzte einen der Cajun-Lieblingsflüche seines Vaters. Er legte einen Schalter neben dem Schubknüppel um und schaltete den Notfall-Overdrive ein. Es würde seine Kraftstoffzellen fast entleeren, aber er hatte nur diese Option oder sterben.

Die Geschwindigkeit des Jägers erhöhte sich sprunghaft, was ihn mit hoher Geschwindigkeit mitten zwischen die Satelliten schoss. Er stellte die Vektordüsen geschickt um, peitschte das Schiff in diese Richtung und dann wieder in die andere, und schaffte es irgendwie, die Satelliten zu verfehlen, in einigen Fällen um einen Meter oder weniger.

Der ankommende feindliche Jäger versuchte zu folgen. Gabriel sah nach hinten über seine Schulter und beobachtete, wie dessen Plasmakanone einen Strahl von Bolzen in die Satelliten schoss, um den Weg frei zu machen, und seine Augen weiteten sich mit Erstaunen, als die Satelliten unter dem Feuer auseinanderflogen. Es existierten schon ewig Gerüchte darüber, dass die außerirdischen Waffen ihre eigenen Schilde bezwingen konnten, aber es hatte nie irgendeinen konkreten Beweis dafür gegeben.

Bis jetzt.

Gabriel richtete seine Augen wieder nach vorne. Der feindliche Jäger war immer noch hinter ihm, aber die Hindernisse hatten ihn gezwungen, langsamer zu werden. Seine Bauform war nicht ganz in der Lage, so gut zu manövrieren, wie er selbst es konnte. Er brachte den Jäger auf Kurs, dabei überprüfte er seine Geschwindigkeit. Dann schlug er auf das Touchpad, um den Quantum-Phasengenerator zu aktivieren.

Die Flügel fingen an zu verschwimmen, das Schiff schüttelte schwer, als die unversehrten gephasten Oberflächen für die beschädigten kompensierten. Der Computer piepte weiter seine Warnungen; eine neue gesellte sich dazu, als seine Treibstoffzellen kritisches Niveau erreichten. Es gab gerade genug Saft, damit der QPG in Betrieb blieb und um die Lebenserhaltung aufrechtzuhalten.

Gabriel sah das feindliche Schiff immer noch auf sich zurasen. Er hatte nie zuvor eines gesehen, das so versessen darauf war, einen Einsatz zu beenden, und er fragte sich, ob er irgendetwas vom Widerstand auf der Oberfläche aufgenommen hatte, und falls ja, was es war. Die nachrichtendienstliche Information, die er gerade selbst hatte aufsammeln können, war schon genug, dass sich dieser Trip gelohnt hatte.

Zuzusehen, wie der feindliche Plasmastrahl den Jäger harmlos durchdrang, als er sich mit dem Slipstream verband, war eine noch größere Belohnung.

»Hier ist Captain Gabriel St. Martin«, sagte er, ein bisschen weniger ruhig als vorher. »Mission erfolgreich abgeschlossen.«

Er schaltete den Rekorder ab und lehnte sich im Sitz zurück.

Es würde eine nette, ruhige Heimfahrt werden.

9

Donovan hinterfragte nicht, warum Diaz zurückgekommen war. Er wirbelte wieder herum und sah sich nach seinem Team um. Die Vibrationen wurden stärker und kamen näher, das Heulen wurde lauter bei jedem Atemzug.

»Verdammt«, sagte er und kehrte zum Eingang des Treppenhauses zurück. Er fand die Verbliebenen der T-Sprung-Truppe. Sanchez und Cameron. Waren sie die Einzigen, die noch übrig waren?

Sie hatten die Nadel und die Ausrüstung zurückgelassen, und trugen lediglich ihre Gewehre. Donovan wartete, bis sie zu ihm aufgeschlossen hatten, legte dann seine Hände auf ihre Schultern, um sie zur Tür hinaus zu führen. Er hörte, wie Sanchez nach Luft schnappte, als sie nach draußen trat.

»Dios Mio«, sagte sie, ihr Gesicht weiß und voller Angst.

Donovan folgte ihrem Blick zu der Ecke eines entfernten Gebäudes. Eine dunkle Gestalt war hinter ihr hervorgekommen.

Sie war locker zwanzig Meter hoch, ein breiter, hochsitzender Körper, der auf massiven, mechanischen Beinen ruhte, die in drei klauenartigen Zehen endeten, welche sich tief in den gebrochenen Asphalt gruben. Je eine massive Plasmakanone saß an jeder Seite des Torsos und fungierte als Arm, während kleinere Waffen aus einer rundlichen Auswölbung in der Mitte ragten, die irgendeine Art Cockpit oder Fernbedienungseinheit sein musste. Das ganze Ding war geriffelt schwarz und in der schützenden Hülle eingekleidet.