Seelenpartner Hund - Andreas Ohligschläger - E-Book

Seelenpartner Hund E-Book

Andreas Ohligschläger

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Beschreibung

Mehr Verständnis und Harmonie für dich und deinen Hund! Hast du dich jemals gefragt, wie dein Hund die Welt um sich herum wahrnimmt? Wie er das Zusammenleben mit dir erlebt und welche Herausforderungen er meistern muss? Hundeexperte Andreas Ohligschläger weiß, was Zwei- und Vierbeiner verbindet, kennt aber auch die Stolpersteine, die einer harmonischen Beziehung oft im Weg liegen. Um sie aus dem Weg zu räumen, hat er sich für dieses Buch tierische Unterstützung geholt. Sein vierbeiniges Alter Ego heißt Canela und ist eine ehemalige portugiesische Straßenhündin. Gemeinsam mit ihr lädt er dich ein auf eine Reise – eine Reise zu dir selbst, zu deinem Hund und zu einer tieferen Verbindung zwischen euch. Für den erfahrenen Mensch-Hund-Coach ist Selbstreflexion der Schlüssel, um bestehende Probleme zu lösen und die Beziehung zum Hund zu verbessern und zu intensivieren. Er ist überzeugt: Wer die Veränderung wagt, setzt damit eine positive Spirale in Gang, in der Vertrauen, Respekt und Liebe wachsen und Mensch und Hund zu einem echten Dreamteam werden können. Dieses Buch ist keine gewöhnliche Anleitung, sondern eine Einladung. Eine Einladung, dich selbst zu entdecken und eine tiefere Verbindung zu deinem Hund aufzubauen. Im Herbst 2023 startet die neue Sendung "Der Hundetrainer-Champion" bei Sat.1., wo Andreas zusammen mit Hundetrainer-Ausbilderin Julia Hammerschmidt die Jury bildet. - Andreas Ohligschläger: Bekannt aus der WDR-Serie "Hunde verstehen!", als Autor und durch das eigene Liveprogramm "Weggefährten" - Persönliche Geschichte: Mit spannenden Einblicken in die Lebensreise des "Paulo Coelho" unter den Hundetrainern - Praktische Anleitungen: Die Beziehung zu unseren Hunden nachhaltig auf ein neues Level bringen

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Seitenzahl: 177

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Impressum

© eBook: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Fabian Barthel

Texte und Lektorat: Sylvie Hinderberger

Korrektorat: Anne-Sophie Zähringer

Bildredaktion: Petra Ender, Sylvie Hinderberger; Natascha Klebl (Cover)

Covergestaltung: ki 36 Editorial Design, Stephanie Reindl

eBook-Herstellung: Chiara Knell

ISBN 978-3-8338-9158-8

1. Auflage 2023

Bildnachweis

Coverabbildung: Anna Auerbach

Fotos: Anna Auerbach; Andreas Ohligschläger

Syndication: www.seasons.agency

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Wichtiger Hinweis:

Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung bzw. Erfahrung des Verfassers dar. Sie wurden von ihm nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Jede Leserin, jeder Leser ist für das eigene Tun und Lassen jedoch weiterhin selbst verantwortlich. Weder Autor noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich habe schon relativ früh mein Herz für Hunde entdeckt. Bereits als Schuljunge habe ich die Fellnasen bei uns im Dorf beobachtet. Selbst am liebsten bei Wind und Wetter draußen unterwegs faszinierte mich, wie frei sie sich im Hier und Jetzt zu bewegen schienen.

Als ich mit 16 Jahren bei einem Praktikum im Tierheim gelandet bin, hieß es dann schnell, ich hätte ein Händchen für schwierige Hunde. 1987, mit gerade einmal 17 Jahren, musste ich unbedingt nach Portugal, weil ich die Straßenhunde sehen wollte, von denen mir meine Schwester erzählt hatte. Ich habe damals alles zurückgelassen. Meine Familie, meine Freundin, meine Band. Ich wollte einfach unbedingt zu diesen Hunden. Es war wie eine Eingebung. Und letztendlich war diese Entscheidung irgendwie ausschlaggebend für mein ganzes weiteres Leben.

Ich bin stundenlang den Straßen- und Besitzerhunden hinterhergezogen, nachdem sie sich am Morgen in Gruppen getroffen hatten. Darin konnte ich mich verlieren … Ich könnte auch heute noch den ganzen Tag damit verbringen, an der Mecklenburger Seenplatte zu sitzen und nur die Zugvögel zu beobachten. Die Natur hat für mich etwas Magisches. Ich kann stundenlang irgendwelchen Raubvögeln beim Bau ihres Horstes zuschauen oder fasziniert einem Zaunkönig zuhören, einem der kleinsten Vögel hierzulande, aber trotzdem einer der lautesten Sänger, und vergesse dabei die Zeit.

Zurück in Deutschland habe ich erst einmal einige Zeit fest im Tierheim gearbeitet, später noch mehrere Jahre ehrenamtlich. In diesen neun Jahren habe ich mir mein Geld zusätzlich als Paketbote verdient. Vormittags habe ich Pakete ausgefahren, nachmittags war ich im Tierheim – oder umgekehrt. Das war ungeheuer anstrengend, aber ich habe dafür auch meinen Traum gelebt: von Hunden zu lernen. Bis heute bin ich aktiv im Tierschutz unterwegs und mehrmals im Jahr in Rumänien, Italien, Spanien, Portugal, auf den Kanaren oder Balearen, um Tierschutzorganisationen zu unterstützen. Aus Liebe zu den Hunden. Aber auch, weil Tierschutz für mich viel mit Naturschutz zu tun hat und Naturschutz wiederum viel mit Menschenschutz. Ich sensibilisiere Menschen für ihr Verhalten und versuche Veränderungen zu erzielen. Das ist im Tierschutz genauso. Wenn ich zu einem Menschen, der seinen Hund an der Kette hält, hingehe und frage, ob man die Hütte nicht ein Stückchen näher an den Baum stellen könnte, damit der Hund mehr Schatten hat, oder ob ich etwas Wasser in seinen Napf schütten dürfte, lässt man mich ganz oft machen, anstatt mich sofort vom Grundstück zu verscheuchen, und ich kann zumindest eine kleine Verbesserung erreichen. Wenn nicht, bin ich aber durchaus hartnäckig. Dann gehe ich zur Polizei und bleibe notfalls so lange auf der Wache, bis das geklärt ist. Da fühle ich mich einfach verantwortlich. Deshalb bringe ich auch auf der Bühne immer wieder das Thema Tierschutz zur Sprache. Ich habe eine Aufgabe hier. Kein Tier soll leiden. Und auch wenn jeder von uns nur ein kleines Lichtlein anmacht, wird es ein bisschen heller.

Ganz besonders habe ich in den ersten Jahren mit meinem eigenen Hund gearbeitet: Ben. Auch er natürlich aus dem Tierheim. Molosser. Scharf gemacht von seinen Vorbesitzern. 80 Kilo. Außer Rand und Band. Wie ein Orkan. Er hat alle bedroht, auch mich.

Natürlich bin ich erst mal mit ihm zur Hundeschule gegangen. Ich wollte ja den Wesenstest bestehen, Leinen- und Maulkorbbefreiung erreichen. Aber dann sind wir prompt durchgefallen. Was nun? Abgeben wollte ich Ben auf keinen Fall. Ich war tief in meinem Inneren felsenfest davon überzeugt, dass ich das mit uns beiden hinbekommen würde. Und das habe ich schlussendlich auch. Ohne Hundeschule, dafür mit ganz viel Ruhe und Geduld, die ich mir mit der Zeit immer mehr angeeignet hatte.

Die Anfänge des »Reviers für Hunde« – mit »Hundeopa« Ben« und Pino, dem unvergessenen »Häuptling des Windes«, meinem Seelenhund, von dem ich 16 lange Jahre so viel lernen durfte über den respektvollen und authentischen Umgang mit Hunden.

Jahre darauf, Ben war schon lang aus dem Schlimmsten heraus und wir waren mittlerweile unzertrennlich geworden, zog noch eine Mastino-Neapoletano-Hündin bei uns ein. Ambra. Ebenfalls aus dem Tierheim. Wenn ich mit den beiden später durch die Straßen ging, die Leine jeweils nur an einem Finger, das fühlte sich unglaublich an. Die beiden waren wirklich großartige Hunde und Ben, ein sanfter Riese, hat im ersten Jahr der Hundetagesstätte als alter Opi sogar noch auf die Kleinen aufgepasst. Weil ich damals bereit war, alles für ihn zu geben, konnte er mir nun alles geben.

Irgendwann wusste ich, dass ich mein Leben ganz den Hunden widmen wollte. Also habe ich eine Ausbildung als Hundetrainer gemacht, wieder ganz klassisch, um mich überhaupt für diesen Beruf zu qualifizieren. Gelernt habe ich aber das Meiste danach, hier im »Revier für Hunde«. Von den Hunden. Sie waren meine besten Lehrer.

DAS PERFEKTE TEAM

Mittlerweile blicke ich auf mehr als 35 Jahre Mensch-Hund-Geschichte zurück und noch immer bin ich nicht müde, das Wissen, das mich die Hunde gelehrt haben, weiterzugeben. Hunde sind meine Berufung, meine Mission. Ich wünsche mir nichts mehr, als dass Menschen und Hunde harmonisch zusammenleben. Dabei will ich sie unterstützen. Ich möchte Menschen helfen, den Weg zu ihrem Herzen (wieder) zu finden. Ich möchte sie sensibilisieren für das Wesentliche im Leben. Und für das, was ihre Fellnasen wirklich brauchen. Denn egal, ob ein Hund Probleme bei der Leinenführung hat, ob er aggressives oder respektloses Verhalten an den Tag legt, nicht abrufbar ist oder, oder, oder: 90 Prozent aller Verhaltensauffälligkeiten haben ihren Ursprung meist in einer unausgeglichenen Mensch-Hund-Beziehung. Deshalb wird auch keine noch so gute Hundeschule helfen, wenn wir nicht dazu bereit sind, in den Spiegel zu schauen und zu erkennen, was wir selbst zu der misslichen Lage beitragen. Der erste Schritt sollte immer sein, bei sich selbst nachzufragen: Wie bin ich? Was mache ich? Wie fühle ich mich? Der erste Schritt sollte bestenfalls der Weg in die Selbstreflexion sein.

Es ist meine feste Überzeugung, dass sich Probleme nur dann lösen lassen, wenn man selbst bereit ist für eine Veränderung. Niemand anderes als wir selbst ist verantwortlich dafür, wenn es in der Mensch-Hund-Beziehung nicht so läuft, wie wir es uns erträumt haben. (Es gibt aber auch Hunde, die bringen so eine Portion Probleme mit, dass der Mensch nicht allein für das unerwünschte Verhalten verantwortlich ist und alle Hände voll zu tun hat, eine harmonische Mensch-Hund-Beziehung hinzubekommen.) Deshalb ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit, Hundehaltern zu zeigen, welche Auswirkungen ihr Verhalten und ihre Energie auf das Verhalten und die Energie ihres Vierbeiners haben und wie sie es schaffen, ihren Hunden souveräne Partner zu werden.

Hunde brauchen Hunde, davon bin ich überzeugt. Was im »Revier« funktioniert, funktioniert auch im »Kleinen«, in meinem eigenen Rudel: Teja, eine der drei jungen Hündinnen, die 2022 mein Herz im Sturm eroberten, orientiert sich an Marie, meiner Ältesten.

»Ist ja verrückt«, sagen viele meiner Klienten am Anfang. »Ich geh hier also gar nicht in die Hundeschule, sondern werde selbst gecoacht?« Aber sobald sie merken, was das bringt, sind sie Feuer und Flamme. Denn ein Hund, der sich endlich verstanden fühlt, akzeptiert, respektiert und liebt sein Frauchen oder Herrchen als vollwertigen Sozialpartner. Er vertraut ihnen deswegen in allen Alltagssituationen und in allen Hundebegegnungen. Dadurch wird eine positive Entwicklung in Gang gesetzt: Der Mensch gewinnt mehr und mehr an Selbstvertrauen und nimmt in Zukunft dankend jede Herausforderung an, weil er sie meistern wird – genauso wie auch sein Vierbeiner. Die Mensch-Hund-Beziehung erreicht dadurch ein neues Level an Respekt, Verständnis und Liebe. 

Meine Molly, ausgewiesene Expertin und ungekrönte Königin der hündischen Kommunikation. Sie hat den angeborenen Riecher dafür, wie Hunde ticken und hilft mir mit ihren unglaublichen Fähigkeiten immer wieder bei der Resozialisierung verhaltensauffälliger Hunde.

Selbstreflexion also als erster Schritt, um bestehende Probleme zu lösen und die Beziehung zu seinem Hund zu verbessern und zu intensivieren? Unbedingt! Auch wenn dazu Mut gehört. Aber der wird mehr als belohnt. Es ist wie beim Bergsteigen: Der Weg zum Gipfel ist zuweilen anstrengend, kräfteraubend. Aber wenn man erst einmal oben steht und auf die Welt herunterschaut, die anderen Gipfel auf Augenhöhe, den Wolken so nah, ist alles vergessen und man fühlt sich unendlich frei.

ÜBER DIESES BUCH

Als Nadja Harzdorf-van Wickeren vom GRÄFE UND UNZER Verlag mich fragte, ob ich nicht ein Buch bei ihnen veröffentlichen wollte, sagte ich sofort zu. Ich hatte nur eine Bedingung: Ich wollte nicht noch einen klassischen Ratgeber schreiben. Viel lieber wollte ich beschreiben, wie unsere Fellnasen ihre Zweibeiner und das Leben in unserer Menschenwelt erleben. Denn ich habe in meinen unzähligen Coachings neben vielen anderen Dingen auch gelernt, dass es deutlich leichter fällt, die Veränderung zu wagen, wenn man sich in die Lage seines Hundes versetzt.

Ich hatte die Idee, das Ganze mal aus Hundesicht anzugehen. Erste Versuche habe ich schon in meinem Buch »Weggefährtenprinzip« gemacht, in dem ich immer wieder meine Hündin Molly zu Wort kommen ließ. Meine wunderbare Molly. Königin des »Reviers« und Königin der hündischen Kommunikation. Diesmal wollte ich das noch ausbauen und so kam Canela ins Spiel, eine ehemalige portugiesische Straßenhündin, die in Deutschland ein neues Zuhause findet und dabei immer wieder vor bisher unbekannte Herausforderungen gestellt wird.

Wie ihr euch denken könnt, hat es persönliche Gründe, dass ich ausgerechnet eine Hündin aus dem Ausland zur Erzählerin erkoren habe. Ich engagiere mich schließlich seit Jahren im Tierschutz und habe selbst nur Hunde von dort. Schon mein allererster eigener Hund kam aus dem Tierheim, eine Mischlingshündin, die von 1980 an 19 Jahre an meiner Seite war. Sie war der beste Hund der Welt, wie alle anderen Hunde auch! Canela allerdings ist eine fiktive Figur, ihre Geschichte ist frei erfunden. Aber so oder ähnlich spielt sie sich viele Tausend Mal ab. Und sie zeigt, wie sich ein Hund verändert, wenn wir uns trauen, etwas zu verändern!

An dieser Stelle ein kurzer Einschub zur eigenen Entschuldigung: Wir wissen leider nicht, was und wie Hunde genau denken und fühlen. Aber fest steht, dass sie extrem empfänglich für ihr Umfeld und unsere Emotionen sind und entsprechend darauf reagieren. Um das, was um Canela herum passiert und was es in ihr auslöst, zu verdeutlichen, habe ich ihr daher immer wieder mal meine Stimme verliehen – und, ja, dadurch habe ich sie in gewisser Weise auch ein wenig vermenschlicht. Wir Menschen können Hunde einfach nicht so gut lesen wie sie uns. Entschuldigung dafür, Canela! Ihr Hunde seid wunderbare Geschöpfe. Und wir sollten euch als das sehen, was ihr seid: Hunde. Als solche seid ihr einzigartig. Eigenartig. Und unsere Seelenpartner.

Eine harmonische Mensch-Hund-Beziehung kann nur auf Augenhöhe funktionieren. Wir müssen uns auf unsere Fellnasen einlassen und bereit sein für Veränderung.

Canela soll für alle Hunde stehen. Über zehn Millionen sind es allein bei uns in Deutschland. Die meisten sicher heiß und innig geliebt, auch wenn sie zuweilen, womöglich auch regelmäßig ein Verhalten an den Tag legen, das ihren Menschen nicht gefällt. Vielleicht erkennt also auch ihr euch in Canelas Geschichte wieder – selbst wenn ihr keinen Hund aus dem Tierschutz an eurer Seite habt, sondern einen Hund vom Züchter. Es ist auch völlig egal, ob eure Fellnase viele tausende Kilometer entfernt geboren wurde oder aus dem Wurf vom Nachbarn gegenüber stammt. Genauso wenig spielt es eine Rolle, wie alt euer Hund ist – vielleicht ist er noch ein Welpe, vielleicht gerade in den Flegeljahren, vielleicht schon eher ein Hundesenior. Egal auch ob Winzling oder Riese: In jedem Hund steckt ein Stück Canela.

Mir selbst habe ich in diesem Buch die Rolle des Sidekicks zugewiesen. Ich bin derjenige, der immer mal wieder reingrätscht in Canelas Erzählungen, um euch zu erklären, was da eigentlich gerade abläuft. Der euch aufmerksam macht, auf mögliche eigene Probleme, aber auch darauf, welche Stellschrauben es bei euch selbst gibt, um die Situation immer weiter zu verbessern. Denn euer Hund ist euer Spiegel. Traut euch, hineinzuschauen!

Dieses Buch ist eine Einladung. Ich lade euch ein auf eine Reise – eine Reise zu euch selbst, eine Reise zu euren Hunden, eine Reise zu mehr Verständnis füreinander. Es soll euch Hoffnung machen, euch Mut geben und euch beflügeln. Und vor allem soll es euch euren Hunden näherbringen.

Ich hoffe, dass ich euch inspirieren kann, alte Wege zu verlassen und neue einzuschlagen. Denn nur wenn wir wagen, uns zu verändern, können wir wachsen.

1Canela

Jeder Hund ist anders, jeder hat seine Geschichte und sein Gepäck – mal ist es leichter, mal schwerer. Wenn wir unseren Fellnasen mit dem Herzen begegnen, können wir herausfinden, was sie brauchen, um sich bei uns angekommen zu fühlen.

EINMAL FREIHEIT UND ZURÜCK

»Diese Geschichte, meine Geschichte, begann in den Dünen der Costa Vicentina. Dort, an der portugiesischen Atlantikküste, erblickte ich mit meinen drei Geschwistern an einem windigen Frühlingstag das Licht der Welt. Gut, erblicken ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort. Meine Augen und Ohren waren schließlich wie bei jedem Hundebaby erst einmal geschlossen und auch mein Geruchssinn, auf den ich mich später immer so gut verlassen konnte, war noch wenig ausgeprägt. Aber egal, Hauptsache es war warm und ich fand irgendwie instinktiv an die Zitzen meiner Mutter.

Trinken und schlafen: aus viel mehr bestanden die ersten Lebenswochen kaum. Und auch wenn sich meine drei Brüder vordrängelten wie die Weltmeister und ich immer als letzte mein Plätzchen an der »Milchbar« fand, war es doch unglaublich gemütlich, wie wir danach alle vier dicht aneinander gekuschelt nebeneinander lagen und ich den vertrauten Herzschlag meiner Mutter wahrnahm.

Ich kann mich gar nicht mehr genau erinnern, wann sich das änderte. Aber irgendwann konnte ich es nicht nur spüren, sondern auch sehen, wenn das Sonnenlicht in die zerfallene Fischerhütte abseits des Weges fiel, in die sich unsere Mutter für die Geburt zurückgezogen hatte. Ich hörte den Wind pfeifen und die Möwen kreischen – und ich roch die salzige Luft des Atlantiks.

Die Tage vergingen, meine Brüder und ich wurden immer lebendiger. Erst purzelten wir noch recht unkoordiniert herum, nachdem wir uns ausreichend bei unserer Mutter gestärkt hatten – und schliefen kurz danach vor lauter Anstrengung gleich wieder ein. Aber es dauerte nicht lang, da tobten wir herum, hatten Spaß und lieferten uns auch schon mal die ersten kleinen »Rangkämpfe«. Jedes Mal war ich es, die dabei den Kürzeren zog. Lag es daran, dass ich die einzige Hündin im Wurf war? Meine Güte, was würde da wohl noch alles auf mich zukommen.

»Ab und an querten andere Hunde unser ›Revier‹. Aber sie machten immer einen weiten Bogen um uns, als spürten sie, dass wir unter uns bleiben wollten.«

Woche um Woche verstrich, längst hatten wir die ersten Schritte, Pfote für Pfote, nach draußen gewagt und den Bereich rund um die alte Fischerhütte ausgekundschaftet. Ich hatte das Gefühl, dass unser Leben immer so weitergehen würde und wir bis ans Ende unserer Tage auf diesem Stückchen Erde zusammenbleiben würden. Doch irgendwann sollten sich unsere Wege trennen …

Mit der Zeit wurden unsere Erkundungstouren länger, die Wege weiter und die Abenteuer wilder und aufregender. Wir standen immer wieder vor neuen Herausforderungen, wohl wissend, dass wir nur zu unserer sicheren Basis zurücklaufen mussten, um uns bei unserer Mama verkriechen zu können. Wir jagten Vögel, liefen Eidechsen hinterher und hier und da gab es auch schon mal einen Igel, den wir mit unserem Gebell und, wie wir schnell merkten, schmerzhaften Kicks mit den Pfoten zu vertreiben versuchten. Alles in allem jedoch relativ erfolglos. Unsere Mutter dagegen war eine ausgezeichnete Jägerin, die hin und wieder sogar ein Kaninchen für uns mitbrachte.

Ab und an sahen wir seltsame Gestalten, die auf zwei Beinen liefen und sich der Hütte näherten. Blitzschnell waren wir dann wieder drinnen bei Mama. Die war eine sehr weise Hündin. Sie wusste immer ganz genau, zu welchen Menschen – so hießen die Gestalten – sie hingehen konnte und welche sie besser mied. Denn während manche von ihnen vorbeikamen, um uns etwas zu Fressen oder eine Schale mit Wasser zu bringen, zogen andere nur grölend vorbei auf dem Weg zum Strand, warfen mit Steinen nach uns und machten mir vor allem eins: Angst.

Die Monate zogen ins Land. Wir wurden immer größer, wenngleich ich mit meinen Brüdern bei Weitem nicht mithalten konnte. Ich war die Letztgeborene, also die Jüngste, und noch dazu eine Hündin. Dennoch wuchs auch bei mir mit zunehmendem Alter die Neugierde auf die Umgebung. Wir begannen, uns immer weiter von unserer Mama zu entfernen. Mal zu zweit, mal zu dritt, ab und zu sogar allein. Aber immer, wenn ich mich ein Stück zu weit von der Hütte weggewagt hatte, bekam ich das Gefühl, ich bräuchte noch ein bisschen mehr Zeit als meine Brüder, die schon mal über Stunden verschwanden und erst gegen Abend wieder unseren sicheren Heimathafen ansteuerten – bis sie einer nach dem anderen irgendwann überhaupt nicht mehr nach Hause zurückkamen. So blieb ich allein mit unserer Mutter zurück.

Mama ging nach wie vor für uns beide jagen oder machte sich auf den Weg, um irgendwo Futter aufzustöbern. Aber auch bei ihr dauerte es immer länger, bis sie nach Hause zurückkehrte. Als ich es einmal nicht mehr aushielt, machte ich mich auf den Weg, um sie zu suchen. So begann meine Reise. Hätte ich gewusst, was alles passieren würde, vielleicht wäre ich einfach in unserer Hütte geblieben und hätte gewartet …

Rund um die Hütte konnte ich meine Mutter noch überall riechen, aber je weiter ich mich entfernte, umso mehr verlor sich ihre Spur, wurde überdeckt von neuen, nie gerochenen Düften. Ich machte trotzdem nicht kehrt und irgendwann kam ich an einen Ort, an dem viele Häuser standen wie unseres, wenn auch nicht so verfallen. Ich bemerkte Menschen, viel mehr als bei uns in den Dünen – und etwas anderes bemerkte ich bald darauf auch: Ich hatte Hunger. Wäre Mama doch nur hier.

Verlegen drückte ich mich um die Häuser, duckte mich hier im Schatten eines Mauervorsprungs, dort hinter einer der am Straßenrand abgestellten Mülltüten und hielt nach irgendetwas Fressbarem Ausschau. Dabei beobachtete ich einen anderen Hund, der ganz bewusst um ein paar Menschen zu schleichen schien, die mit anderen vor einem Haus saßen und selbst aßen. Es roch herrlich. Der Hund setzte sich vor eine Frau, legte den Kopf schief – und schon flog etwas zu ihm durch die Luft. Er schnappte danach, schlang es herunter und legte dann abermals den Kopf schief. ›Schau doch nur, wie süß. Der hat Hunger‹, sagte die Frau zu ihrer Tochter. Natürlich verstand ich nicht, was sie sagte. Aber ich bemerkte den liebevollen Ton und spürte ihre sanfte Art. Ein bisschen erinnerte mich das an meine eigene Mama.

Plötzlich zeigte die Tochter auf mich. ›Da ist noch einer. Der hat bestimmt auch Hunger.‹ Fast im selben Moment landete ein Stück durchwachsenes Fleisch vor meinen Füßen. Ich erschrak und machte einen Satz rückwärts. Aber mein Hunger war größer als meine Furcht und so machte ich einen langen Hals und nahm den Brocken mit spitzen Zähnen auf …

»Wie ich suchten auch andere auf den Straßen nach Futter. Ich blieb jedoch lieber auf Abstand zu ihnen. Irgendwo würde sich schon noch ein Happen für mich finden.«