(Selbst)verständlich führen – durch sich selbst andere führen - Yvonne Kania - E-Book

(Selbst)verständlich führen – durch sich selbst andere führen E-Book

Yvonne Kania

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Beschreibung

In diesem Buch unterhalten sich sechs ganz unterschiedliche Menschen über ihre Sicht auf die Themen Selbstführung und Führen. Berufliche und persönliche Beziehungen werden als Prozess verstanden und mit sozialer Kompetenz wird das Miteinander gestaltet. Wichtiger als Zielsetzungen von oben ist also, die Qualität der Verbindung von Chefinnen und Chefs zu ihren Teams und zwischen den Teammitgliedern zu verbessern. Dabei bildet die Konzentration auf das, was man als Selbstführung bezeichnet, die Grundlage für wertschätzende und stärkende Führung. Wir werden in den Interviews Antworten auf die Frage erhalten, welche Werte der Selbstführung zugrunde liegen. Für die Erhöhung des Potenzials der Menschen und Firmen sind Fähigkeiten wie Vertrauen, Akzeptanz, Begeisterung, ein wertschätzendes Miteinander und Achtsamkeit wesentlich. Die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen oder Eisberg-Überzeugungen aufspüren, sind sowohl für das Führen als auch für die Selbstführung wichtig. Über diese Themen spricht in diesem Buch u.a. Miriam Hohenfeldt. Sie ist Vertriebs- und Networking-Expertin. Sie führt als Entertrainerin ihre Kunden, wobei sie bevorzugt mit kleinen und mittelständischen Handelsunternehmen arbeitet. Christian Roth ist Orthopädietechniker und medizinischer Analytiker. Guido Werner wirkt als Führungskraft in einem Unternehmen mit ca. 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Michael Meudt, der lange Zeit als freier Journalist arbeitete, ist als Meditationslehrer, wingwave®-Coach und Mimikresonanz®-Trainer tätig. Thea Feuerstein ist Wirtschaftsingenieurin, Mechatronikerin und Netzwerkerin und arbeitet als Einkäuferin im Motorsport bei Porsche. Jörg Schumann berät mit seiner Firma Human-Experts Coaching & Consulting und ist Autor. Yvonne Kania, Initiatorin und Autorin dieses Buches ist als Managerin in der Automobilbranche tätig.

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Dieses Buch ist auch als Hörbuch erhältlich.

ISBN 978-3-95963-459-5

1. Auflage Dezember 2018

Copyright © 2018 by Ebozon Verlag

ein Unternehmen der CONDURIS UG (haftungsbeschränkt)

www.ebozon-verlag.com

Alle Rechte vorbehalten.

Covergestaltung: media designer 24

Coverfoto: Bildgestaltung mit freundlicher Genehmigung von J. Hagemann

Lektorat: Moira Colmant

Layout/Satz/Konvertierung: Ebozon Verlag

ISBN 978-3-95963-549-3 (PDF)

ISBN 978-3-95963-547-9 (ePUB)

ISBN 978-3-95963-548-6 (Mobipocket)

ISBN der Printausgabe 978-3-95963-550-9

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors/Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Veröffentlichung, Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung, können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Das Buch

In diesem Buch unterhalten sich sechsganz unterschiedliche Menschen über ihre Sicht auf die Themen Selbstführung und Führen. Berufliche und persönliche Beziehungen werden als Prozess verstanden und mit sozialer Kompetenz wird das Miteinander gestaltet. Wichtiger als Zielsetzungen von oben ist also, die Qualität der Verbindung von Chefinnen und Chefs zu ihren Teams und zwischen den Teammitgliedern zu verbessern. Dabei bildet die Konzentration auf das, was man als Selbstführung bezeichnet, die Grundlage für wertschätzende und stärkende Führung.

Wir werden in den Interviews Antworten auf die Frage erhalten, welche Werte der Selbstführung zugrunde liegen. Für die Erhöhung des Potenzials der Menschen und Firmen sind Fähigkeiten wie Vertrauen, Akzeptanz, Begeisterung, ein wertschätzendes Miteinander und Achtsamkeit wesentlich. Die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen oder Eisberg-Überzeugungen aufspüren, sind sowohl für das Führen als auch für die Selbstführung wichtig. Über diese Themen spricht in diesem Buch u.a. Miriam Hohenfeldt. Sie ist Vertriebs- und Networking-Expertin. Sie führt als Entertrainerin ihre Kunden, wobei sie bevorzugt mit kleinen und mittelständischen Handelsunternehmen arbeitet. Christian Roth ist Orthopädietechniker und medizinischer Analytiker. Guido Werner wirkt als Führungskraft in einem Unternehmen mit ca. 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Michael Meudt, der lange Zeit als freier Journalist arbeitete, ist als Meditationslehrer, wingwave®-Coach und Mimikresonanz®-Trainer tätig. Thea Feuerstein ist Wirtschaftsingenieurin, Mechatronikerin und Netzwerkerin und arbeitet als Einkäuferin im Motorsport bei Porsche. Jörg Schumann berät mit seiner Firma Human-Experts Coaching & Consulting und ist Autor. Yvonne Kania, Initiatorin und Autorin dieses Buches ist als Managerin in der Automobilbranche tätig.

Die Autorin

Yvonne Kaniaist ambitionierte und impulsgebende technische Managerin in der Automobilbranche. Sie ist seit mehr als 1 Jahrzehnt als Frau in der Automobilbranche tätig und seitdem hat sie unzählige Erfahrungen gemacht, Knowhow und Kompetenzen aufgebaut. Sie begeistert sich für die Themen Digitalisierung, Transformation, Mobilität, Gender, Führung- und Selbstführung und Automobil etc. Sie teilt Ihre Erfahrungen als Mentorin, Bloggerin, Vortragende oder als (Hörbuch-) Autorin – seit mehr als 15 Jahren!

Yvonne Kania

(Selbst)verständlich führen–

durch sich selbst andere führen

Ebozon Verlag

Wohin führst du dich selbst?

Zu Selbstführung findet sich im Duden kein Eintrag, wohingegen unter dem Stichwort Führen unter anderem zu lesen ist: „jemandem den Weg zeigen und dabei mit ihm gehen, ihn geleiten bzw. leiten.“ Als weitere Bedeutung wird angeboten, dass jemand verantwortlich leitet bzw. die Leitung von etwas hat. Der Schwerpunkt beim Führen liegt verstärkt auf der emotionalen Intelligenz, also auf der Begabung, eigene und fremde Gefühle korrekt wahrzunehmen, zu verstehen und zu beeinflussen. In einer Studie des Weltwirtschaftsforums Davos 2018 belegt diese Fähigkeit mittlerweile Platz 6 auf der Liste der Top-Skills im Berufsleben. In Zukunft haben Mitarbeiter Unternehmen, statt dass Unternehmen Mitarbeiter haben. Durch entsprechende Führung mit emotionaler Intelligenz kann man die Zufriedenheit der Mitarbeiter fördern. Führungskräfte, die in emotionalem Führen lediglich einen überflüssigen Kuschelkurs sehen, werden die Besten ihrer Branche nicht halten können.

In diesem Buch, das aus einem Hörbuch hervorgegangen ist, unterhalten sich sechs1 ganz unterschiedliche Menschen über ihre Sicht auf die Themen Selbstführung und Führen. Dabei kristallisiert sich heraus, dass nicht die leistungsorientierten Führungsmodelle, sondern die Bindung zur Chefin oder zum Vorgesetzten die Arbeitswelt von heute bestimmen. Berufliche und persönliche Beziehungen werden als Prozess verstanden und mit sozialer Kompetenz wird das Miteinander gestaltet. Wichtiger als Zielsetzungen von oben ist also, die Qualität der Verbindung von Chefinnen und Chefs zu ihren Teams und zwischen den Teammitgliedern zu verbessern. Dabei bildet die Konzentration auf das, was man als Selbstführung bezeichnet, die Grundlage für wertschätzende und stärkende Führung.

Wir werden in den Interviews Antworten auf die Frage erhalten, welche Werte der Selbstführung zugrunde liegen. Für die Erhöhung des Potenzials der Menschen und Firmen sind Fähigkeiten wie Vertrauen, Akzeptanz, Begeisterung, ein wertschätzendes Miteinander und Achtsamkeit wesentlich. Die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen oder Eisberg-Überzeugungen aufspüren, um nur einige Aspekte zu nennen, sind sowohl für das Führen als auch für die Selbstführung wichtig. Über diese Themen sprechen in diesem Buch Menschen, die sich täglich damit auseinandersetzen. Miriam Hohenfeldt ist Vertriebs- und Networking-Expertin. Sie führt als Entertrainerin ihre Kunden, wobei sie bevorzugt mit kleinen und mittelständischen Handelsunternehmen arbeitet. Christian Roth, bekannt als der etwas andere, weil unkonventionelle, Orthopädietechniker ist zudem Referent und medizinischer Analytiker. Guido Werner wirkt als Führungskraft in einem Unternehmen mit ca. 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Michael Meudt, der lange Zeit als freier Journalist arbeitete, ist als Meditationslehrer, wingwave®-Coach und Mimikresonanz®-Trainer tätig. Thea Feuerstein ist Wirtschaftsingenieurin, Mechatronikerin und Netzwerkerin und arbeitet als Einkäuferin im Motorsport bei Porsche. Jörg Schumann berät mit seiner Firma Human-Experts Coaching & Consulting und ist Autor mehrerer E-Books und E-Learning-Programme im Bereich Führung und Karrierecoaching. Und auch Yvonne Kania, Initiatorin und Autorin dieses Buches und als Managerin in der Automobilbranche tätig, lässt die Leserinnen und Leser an ihrer Haltung zum Thema Führung und Selbstführung teilhaben. Aus einem Fragebogen erfahren wir am Schluss des Buches, was die Interviewpartner in ihrem Handeln bestärkt und was sie im täglichen Leben inspiriert.

Ich habe den Interviewpartner_Innen überlassen, in weit sie geschlechtersensible Sprache verwenden.

Miriam J. Hohenfeldt: Handeln mit Begeisterung

Ich bin ein gebürtiges Münchener Kindl, der Liebe wegen jedoch an die Mosel gezogen. 2002 habe ich mein Unternehmen Network Angel gegründet. Mein Motto heißt Handeln mit Begeisterung. Ich verstehe mich als Entertrainerin und begleite insbesondere kleine bis mittlere Inhaber –geführte Unternehmen aus dem Handelsumfeld und Einzelhandelsgebiet. Dabei liegt der Schwerpunkt in der Entwicklung der ureigenen Vision: Wo soll die Reise hingehen? Wozu machen Sie Ihr Business? Ich helfe dabei, das tatsächlich in eine unternehmerische Vision zu formen, die Führungsmannschaft und im Anschluss jeden einzelnen Mitarbeiter, insbesondere die Vertriebsmitarbeiter, mit an Bord zu holen. Damit die Firmenphilosophie zu guter Letzt beim Kunden mit Spaß und Begeisterung ankommt.

Anselm Grün, der Benediktinerpater und Autor, sagt: Führen ist die Kunst, den Schlüssel zu finden, der die Schatztruhe des Mitarbeiters aufschließt. Was bedeutet Führen für Sie?

Für mich bedeutet das, jemanden auf dem Weg der Entwicklung zu begleiten. Das hat sehr viel Ähnlichkeit mit dem Coaching, wozu Anselm Grüns Definition genauso gut passen würde. Immer öfter spricht man von der Führungskraft als Coach. Für mich besteht zwischen den Coachings unterschiedlicher Zielgruppen allerdings ein Unterschied: Wenn ich einen Unternehmer vor mir habe, coache ich komplett ergebnisoffen. Wenn ich allerdings die Mitarbeiter coache, also zu einem Ergebnis hinführe, dann habe ich zwar coachende Aspekte dabei, denn die Persönlichkeit des Mitarbeiters soll natürlich Raum und Entfaltungsmöglichkeiten bekommen, aber ein großer Teil ist bereits klar. Denn das Ziel und vielleicht auch der Weg dahin sind – zumindest zum Teil– vom Unternehmer vorgegeben. Den Mitarbeiter dabei zu begleiten, ihm diese Reise so angenehm wie möglich zu machen oder aber auch festzustellen, dass er gar keine Lust auf die Reise hat, darin sehe ich meine Aufgabe.

Laut Peter F. Drucker, dem US-amerikanische Ökonom, sehen nur wenige Führungskräfte ein, dass sie letztendlich nur eine Person führen müssen, nämlich sich selbst. Würden Sie sagen, es gibt einen Zusammenhang zwischen der Fähigkeit, andere Menschen gut zu führen, und einer guten Selbstführung?

Das würde ich nicht absolut setzen, im Sinne von: Nur, wer sich führen kann, kann auch andere führen. Je besser ich mich allerdings selber führen kann und wenn ich flexibel genug bin, mich auf andere Individuen einzustellen, umso eher macht es mich auch zu einer guten Führungskraft. Denn nach meinem Verständnis heißt Führen auch, den anderen da abzuholen, wo er mit seiner Persönlichkeit steht. Wir sind mittlerweile weit weg von der Einteilung in den autoritären Führungsstil, den kooperativen Führungsstil usw. Denn das klingt zunächst mal alles ganz toll und ist theoretisch auch richtig und wichtig, aber gerade mein Klientel kann damit oft allerdings nichts anfangen. Sie sagen sich: „Bei Lieschen Müller kann ich den kooperativen Führungsstil super anwenden, denn die ist total empathisch, und wenn ich der etwas sage und öfter verbildliche, dann funktioniert das. Aber der Peter aus der Logistik, wenn ich dem mit Kooperation komme, dann hustet er mir was“. Meine Kunden kennen also die Grenzen von diesen Führungstheorien oder Führungsmodellen, die trotzdem alle ihre Berechtigung haben. Letzten Endes ist die Anforderung aber, sich jeweils situativ und persönlich auf jemanden einstellen zu können. Wenn man sich selber führen kann, hat man natürlich generell schon mal ein großes Pfund an Bewusstsein davon, was es dazu braucht. Doch kann ich dann, wenn mir das gut gelingt, erst mal nur mich selbst führen; meine Persönlichkeit, in unterschiedlichen Situationen. Aber in aller Regel haben wir nur eine Persönlichkeit, und keine multiple. Und auf der anderen Seite sehr unterschiedliche Charaktere im Unternehmen, die ganz unterschiedlich behandelt werden wollen, da sie unterschiedliche Motive haben. Sie haben unterschiedliche Grundmotivationen und deswegen springen sie auch auf etwas anderes an.

Und wie führen Sie sich selbst?

Ich führe mich in einer Mischung aus kindliche Neugierde zulassen und gucken, wo der Spaß und das Abenteuer stecken. Auf der anderen Seite merke ich, und damit hadere ich auch manchmal durchaus, dass da ein ganz, ganz scharfer innerer Kritiker ist, der auch seine Daseinsberechtigung hat. Also so etwas wie Ehrgeiz, wenn man es positiv formuliert. Ein hoher Grad an Selbstkritik führt natürlich dazu, dass ich besser werde in dem, was ich tue. So zumindest lange meine Überzeugung. Es versetzt aber der kindlichen Freude einen Dämpfer. Dafür sensibel, mit sich selbst liebevoll und auf dem Weg zu sein, bringt einen weiter. Mir ist auch bewusst, dass, wenn ich andere führe, ich mal in die eine, mal in die andere Rolle schlüpfen muss. Hier kommt die Selbstführungsfähigkeit mit dazu. Wenn ich das weiß, wenn ich das kann, wenn ich bewusst damit umgehe, merke ich: Oh, jetzt bin ich vielleicht mit dem gerade zu kritisch. Nicht nur mit mir selber, sondern auch mit meinem Gegenüber.

Natürlich gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, unterschiedliche Ansätze, unterschiedliche Theorien zum Thema Führen. Wie sehen Sie das: Will der Mensch per se geführt werden? Oder gibt es da tatsächlich verschiedene Typen?

Sowohl als auch. Ja, ich glaube, der Mensch will geführt werden. Die „Länge der Leine“ ist dann aber das, was den Unterschied macht, um es mal so zu formulieren. Gute Führung gibt Sicherheit. Gute Führung sorgt für Ziele. Gute Führung geht mit gutem Beispiel voran. Die Führungskraft ist in dem Bewusstsein und auch klar gelebt tatsächlich Vorbild. Doch gute Führung braucht auch Zeit und Ausbildung. Das wird in Deutschland sehr oft vernachlässigt, weshalb dann auf einmal irgendjemand in einer Führungsposition ist und Ansprüche an sich stellt, das aber nie gelernt hat.

Und was ihm vielleicht auch vom Naturell gar nicht liegt.

Christian Roth: Führen wie ein Dirigent

Mein Name ist Christian Roth, ich bin 51, habe eine ganz tolle Familie. Das sage ich immer als Erstes. Ich könnte auch mit meiner Berufskarriere beginnen. Doch das mache ich nicht, weil die Familie mir sehr wichtig ist. Ich habe eine ganz tolle Frau, die mich inspiriert, auch wenn es um das Thema Führen geht. Dann habe ich zwei wunderbare Kinder, 18 und 16. Als Beruf habe ich mal Orthopädietechniker gelernt, habe dann verschiedene Karriereleitern erklettert, bin an verschiedene Referenzorte gegangen. Das war zu meiner Zeit sehr wichtig. Mein Vater sagte immer: Du musst gewisse Referenzen abarbeiten, damit du nachher im Beruf immer wieder weiterkommst. Habe ich gemacht und bin so an verschiedenen Orten gewesen, auch an Schlüsselpositionen in verschiedenen Kliniken. Heute bin ich selbstständiger Unternehmer, und zwar ebenfalls in der Orthopädietechnik.

Der Benediktinermönch Anselm Grün sagt: Führen ist die Kunst, den Schlüssel zu finden, der die Schatztruhe des Mitarbeiters aufschließt. Würden Sie das so bestätigen? Was genau bedeutet Führen für Sie?

Ich finde diesen Satz wunderschön, weil es in meiner Führungskultur auch darum geht, dass ich die Frequenzen des Gegenübers spüren möchte. Und ich weiß, nicht jeder hat die gleiche Frequenz. Die Kunst der Führungskraft besteht darin, entsprechend darauf einzugehen

Das sagen Sie heute. Waren Sie denn schon immer eine Führungskraft oder haben Sie sich dahin entwickelt? Wie kamen Sie in die Position, in der Sie jetzt sind?

Schon in meiner Jugend hatte ich verschiedene Führungsaufgaben. Im Turnverein war ich quasi der Vorturner, das war meine erste Führungserfahrung. Nachher ging ich dann zum Militär, wo ich Gruppen geführt habe. Ich hatte eigentlich immer Leute um mich, wurde aber auch geprägt von ganz gezielten Führungsstilen, die dann sehr, sehr starr waren, gerade beim Militär. Damals, die Turnerei, war ja eine Sportart mit sehr viel Disziplin. Und wenn ich zurückschaue, spielten da schon Führungsgeschichten eine Rolle, die mich geprägt haben. Aber den Ur-Führungsstil, den habe ich natürlich von meinen Eltern gelernt. Mein Vater hat mich beeinflusst und meine Mutter. Mein Vater war ein Banker, Karrieremann. Meine Mutter war auch, sage ich mal, ein bisschen militärisch angehaucht. Also hatte ich sehr früh eine ganz starre Linie, die mir gesagt hat: So muss wahrscheinlich Führung sein.

Würden Sie sagen, dass die frühe Prägung im jungen Erwachsenenalter oder auch in der Kindheit durch die Familie eine wesentliche Rolle für die Art spielt, wie man dann später als Erwachsener selbst führt?

Ich kann es mir vorstellen. Denn je nachdem, wie man das akzeptiert und in das Gefüge einordnet, das man vorgelebt bekommt, sei es von den Eltern oder in anderen Beziehungen, kann man sagen, man ist tolerant gegenüber diesem Führungsstil. Man kann natürlich auch extrem reagieren und stattdessen querschlagen, oder es interessiert einen nicht. Das sind zwei andere Optionen. Aber ich glaube schon, die erste Führung, die prägt. Und dann, glaube ich, ist es ganz wichtig, vielleicht in der Pubertät oder als junger Erwachsener mal zu hinterfragen: Was habe ich denn da mitbekommen? Mache ich das weiter so oder gibt es vielleicht einen besseren Stil?

Peter F. Drucker, der US-amerikanische Ökonom und Pionier der modernen Managementlehre und origineller und unabhängiger Denker, sagt: Nur wenige Führungskräfte sehen ein, dass sie letztlich nur eine Person führen müssen, nämlich sich selbst. Wie sehen Sie den Zusammenhang zwischen Führung und Selbstführung?

Ich würde diesen Satz absolut unterschreiben. Die Selbstführung ist wahrscheinlich der eröffnende Weg zur späteren Führung anderer, sei es auch nur bei den Kindern oder in der Familie. Das finde ich ganz wichtig. Und Selbstführung heißt immer, sein eigenes Verhalten zu reflektieren oder sich zu fragen: Was mache ich denn überhaupt? Übernehme ich einfach ein System, das mir vorgegeben wird? Muss ich mich gezwungenermaßen in etwas hineinleben, sei es eine Firmenkultur oder irgendeine Philosophie? Oder habe ich eben die Autonomie oder auch die Frechheit, in der Führung zu sagen: Nein, nicht alles, was mir vorgegeben wird, nehme ich auch an. Und jetzt überleg dir mal: Willst du das? Ist das deine Überzeugung? Bringt das die Person weiter, die du zu führen gedenkst?

Wie führen Sie sich selbst?

Meine Führung ist, genau hinzuschauen. Und ich habe eine ganz brillante Frau, das muss ich wirklich sagen. Sie arbeitet im gleichen Unternehmen, sie reflektiert mich und ich lasse das auch zu. Ich finde das ganz, ganz wichtig, weil ich glaube, dass ich viele graue Flecken, schwarze Flecken habe. Ich brauche auch die Inputs von außen oder ich nehme sie wahr, z.B. wenn mir Mitarbeiter sagen: „Du, hast du geschaut, wie du da reagiert hast?“ oder „Was könnte man hier ändern?“ Aber meine Führung ist, die Offenheit nach außen zu geben und von außen anzunehmen.

Das heißt, für Sie spielt im Führungsstil das Feedback der Mitarbeiter, aber auch das Ihrer Frau eine wichtige Rolle.

Absolut. Darum sage ich auch nicht unbedingt: Ich führe meine Leute. Ich sage immer: Ich moduliere meine Leute. Ich möchte sie jeden Tag eine Stufe weiterbringen, egal wo. Das ist eigentlich eines meiner Hauptziele. Und Führen hat für mich immer auch mit langer Leine, kurzer Leine zu tun. Es gibt also immer eine Bindung, die man eigentlich fast nicht kappen kann. Doch die schönere Art zu führen ist, es so zu machen wie ein Dirigent. Wenn man sagen kann: Okay, das ist das Orchester und ich schaue jetzt erst mal, denn musikalisch muss es passen. Natürlich muss jeder seinen Part können, aber ich schaue auch, dass sich die Leute entwickeln können und insgesamt muss es melodiös klingen. Und das ist dann die totale Harmonie des Führens, kann man sagen.