Sexualität, Körper und Neurobiologie -  - E-Book

Sexualität, Körper und Neurobiologie E-Book

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Beschreibung

Sexualität und Körper sind Themen, die zunehmend in den Fokus der Hirnforschung gerückt sind. Dabei werden sowohl die Grundlagen als auch die Funktionen des sexuellen Verhaltens, des Begehrens, der unterschiedlichen sexuellen Orientierungen, sexueller Störungen und relevanter sozialer Prozesse auf Gehirnebene untersucht. In diesem Buch fassen führende Forscher und Psychotherapeuten die neuesten Erkenntnisse über Sexualität und Körperrepräsentanzen vor dem Hintergrund aktueller Hirnforschung zusammen. Interessant ist der interdisziplinäre Blick des Buches, der sowohl Grundlagenforscher wie auch Therapeuten, Psychologen, Ärzte und Soziologen zu Wort kommen lässt.

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Seitenzahl: 844

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Sexualität und Körper sind Themen, die zunehmend in den Fokus der Hirnforschung gerückt sind. Dabei werden sowohl die Grundlagen als auch die Funktionen des sexuellen Verhaltens, des Begehrens, der unterschiedlichen sexuellen Orientierungen, sexueller Störungen und relevanter sozialer Prozesse auf Gehirnebene untersucht. In diesem Buch fassen führende Forscher und Psychotherapeuten die neuesten Erkenntnisse über Sexualität und Körperrepräsentanzen vor dem Hintergrund aktueller Hirnforschung zusammen. Interessant ist der interdisziplinäre Blick des Buches, der sowohl Grundlagenforscher wie auch Therapeuten, Psychologen, Ärzte und Soziologen zu Wort kommen lässt.

Prof. Dr. med. Aglaja Stirn, Professorin für Psychosomatische Medizin mit dem Schwerpunkt Sexualmedizin am Zentrum für Integrative Psychiatrie, Kiel. Prof. Rudolf Stark, Professor für Psychotherapie und System Neurowissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen, geschäftsführender Direktor des Bender Institute of Neuroimaging. Dr. rer. nat. Katharina Tabbert, Psychologische Psychotherapeutin im Bereich Psychosomatik am Westklinikum Hamburg. Dipl.-Psych. Sina Wehrum-Osinsky, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Psychotherapie und System Neurowissenschaften der Justus-Liebig-Universität Gießen. Dr. rer. nat. Silvia Oddo, Psychologische Psychotherapeutin, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uniklinik Frankfurt, Klinik für Geburtshilfe und in eigener Praxis tätig.

Aglaja Stirn, Rudolf Stark, Katharina Tabbert, Sina Wehrum-Osinsky, Silvia Oddo (Hrsg.)

Sexualität, Körper und Neurobiologie

Grundlagen und Störungsbilder im interdisziplinären Fokus

Wichtiger Hinweis

Pharmakologische Daten verändern sich fortlaufend durch klinische Erfahrung, pharmakologische Forschung und Änderung von Produktionsverfahren. Verlag und Autor haben große Sorgfalt darauf gelegt, dass alle in diesem Buch gemachten Angaben dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Eine Gewährleistung können Verlag und Autor hierfür jedoch nicht übernehmen. Daher ist jeder Benutzer angehalten, die gemachten Angaben, insbesondere in Hinsicht auf Arzneimittelnamen, enthaltene Wirkstoffe, spezifische Anwendungsbereiche und Dosierungen anhand des Medikamentenbeipackzettels und der entsprechenden Fachinformationen zu überprüfen und in eigener Verantwortung im Bereich der Patientenversorgung zu handeln. Aufgrund der Auswahl häufig angewendeter Arzneimittel besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikrofilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen oder sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

Es konnten nicht alle Rechtsinhaber von Abbildungen ermittelt werden. Sollte dem Verlag gegenüber der Nachweis der Rechtsinhaberschaft geführt werden, wird das branchenübliche Honorar nachträglich gezahlt.

1. Auflage 2014 Alle Rechte vorbehalten © 2014 W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Umschlag: Gestaltungskonzept Peter Horlacher Gesamtherstellung: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG, Stuttgart

Print: 978-3-17-021469-9

E-Book-Formate

pdf:

978-3-17-023857-2

epub:

978-3-17-027560-7

mobi:

978-3-17-027561-4

Inhalt

Verzeichnis der Herausgeber und Autoren

Geleitwort

1 Einführung in die Neurobiologie Rainer Goebel

I Psychologische Grundlagen der menschlichen Sexualität

1 Entwicklungspsychologische Aspekte der SexualitätFranziska Degé, Claudia Kubicek und Gudrun Schwarzer

2 BindungstheorieBernhard Strauß

3 Psychoanalyse und Sexualität – Von Freud bis in die GegenwartWalter Osborn

4 Theorien sexueller Motivation – Von frühen Konzepten zu neurobiologischen ModellenSina Wehrum-Osinsky und Sabine Kagerer

5 Interpersonelle Attraktion aus sozialpsychologischer PerspektiveFriederike Eyssel

6 Variationen der somatosexuellen und psychosexuellen Entwicklung – Intersexphänomene, Geschlechtsdysphorie und transsexuelle EntwicklungenKatinka Schweizer und Timo Nieder

II Neurobiologische Grundlagen der Sexualität

1 Sexueller Dimorphismus: Unterschiede im Aufbau des Gehirns zwischen Mann und Frau – Konsequenzen für das VerhaltenAngelica Staniloiu und Hans J. Markowitsch

2 Neurobiologische Korrelate sexueller VerarbeitungCoraline D. Metzger, Birgit Abler und Martin Walter

3 Die Neuroanatomie der sexuellen Lust: Gehirn, Orgasmus und mehrJanniko R. Georgiadis

4 Neurobiologische Grundlagen der appetitiven KonditionierungTim Klucken

5 Neurobiologische Grundlagen der sexuellen Orientierung und des TransgenderElke R. Gizewski

6 Neurobiologie der HomosexualitätMatthias Brand und Christian Laier

III Neurobiologie ausgewählter sexueller Störungen

1 Sexuelle Funktionsstörungen der FrauBirgit Delisle

2 HypersexualitätRudolf Stark

3 Sexuelle Funktionsstörung beim Mann: Lebenslange vorzeitige Ejakulation1Marcel D. Waldinger

4 Neuronale Korrelate sexueller Dysfunktion unter antidepressiver MedikationBirgit Abler, Coraline D. Metzger und Martin Walter

5 PädophilieBoris Schiffer

6 Pharmakologie sexueller Präferenzstörungen und ihre neurobiologischen ImplikationenDaniel Turner, Raphaela Basdekis-Jozsa und Peer Briken

IV Körper- und Körperschemastörungen

1 Das Körperbild. Die Integration und Dissoziation der SexualitätPeter Joraschky und Karin Pöhlmann

2 Körperdysmorphe StörungViktoria Ritter und Ulrich Stangier

3 Body Integrity Identity Disorder (BIID)Silvia Oddo, Johanna Möller, Aglaja Stirn

V Ausgewählte Aspekte

1 Social BrainDaniela Mier und Peter Kirsch

2 Geruch und Sexualität: Chemosensorische Kommunikation im Kontext von Reproduktion und PartnerwahlKatrin T. Lübke

3 Neuronale Korrelate der LiebeBartosz Zurowski und Dietrich Klusmann

4 Grundlagen und neuronale Korrelate der EifersuchtNadine Steis

5 Internet und SexualitätChristian Laier und Matthias Brand

6 Weibliches BegehrenUlrich Clement und Angelika Eck

7 Sexualität in der Schwangerschaft und nach der GeburtSilvia Oddo und Frank Louwen

8 Sexualität und DepressionAlexander Cherdron

9 Sexualität bei Borderline-StörungenSusanne Hörz-Sagstetter, Torvi Abel, Cord Benecke, Charlotte Ramb und Birger Dulz

10 Sexualität und AlterHermann J. Berberich

Stichwortverzeichnis

Verzeichnis der Herausgeber und Autoren

Herausgeberinnen und Herausgeber

Silvia Oddo

Dr.

Psychologische Psychotherapeutin

Universitätsklinikum Frankfurt

Klinik für Frauenheilkunde und

Geburtshilfe

Geburtshilfe und Pränatalmedizin

Theodor-Stern-Kai 7

60590 Frankfurt am Main

[email protected]

Rudolf Stark

Prof. Dr.

Justus-Liebig-Universität Gießen

Professur für Psychotherapie und

Systemneurowissenschaften

Otto-Behaghel-Str. 10F

35394 Gießen

[email protected]

Aglaja Valentina Stirn

Prof. für Psychosomatische Medizin und

Sexualmedizin am Zentrum für Integrative

Psychiatrie

Niemannsweg 147

24105 Kiel

[email protected]

Katharina Tabbert

Dr.

Psychologische Psychotherapeutin

Asklepios Westklinikum Hamburg

Suurheid 20

22559 Hamburg

[email protected]

Sina Wehrum-Osinsky

Dipl. Psych.

Justus-Liebig-Universität Gießen

Professur für Psychotherapie und

Systemneurowissenschaften

Otto-Behaghel-Str. 10F

35394 Gießen

[email protected]

Autorinnen und Autoren

Torvi Abel

Diplom Psychologin

Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll

Klinik für Persönlichkeits- und

Traumafolgestörungen

Station O52A

Langenhorner Chaussee 560

22419 Hamburg

[email protected]

Birgit Abler

PD Dr.

Klinik für Psychiatrie und

Psychotherapie III

Leimgrubenweg 12–14

89073 Ulm

[email protected]

Raphaela Basdekis-Jozsa

Dr. med.

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Zentrum für Psychosoziale Medizin

Institut für Sexualforschung und

Forensische Psychiatrie

Martinistr. 52

20246 Hamburg

[email protected]

Cord Benecke

Prof. Dr.

Institut für Psychologie

Universität Kassel

Holländische Str. 36–38

34127 Kassel

[email protected]

Hermann J. Berberich

Dr. med.

Praxis für Urologie, Andrologie,

Psychotherapie und Sexualmedizin

Kasinostr. 31

65929 Frankfurt am Main

[email protected]

Matthias Brand

Prof. Dr.

Universität Duisburg-Essen

Allgemeine Psychologie: Kognition

Forsthausweg 2

47057 Duisburg

[email protected]

Peer Briken

Prof. Dr. med

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Zentrum für Psychosoziale Medizin

Institut für Sexualforschung und

Forensische Psychiatrie

Martinistr. 52

20246 Hamburg

[email protected]

Alexander Cherdron

Dr. med.

Praxis Cherdron

Friedrichstr. 39

65185 Wiesbaden

[email protected]

Ulrich Clement

Prof. Dr.

Gaisbergstr. 3

69115 Heidelberg

[email protected]

Franziska Degé

Dr. Dipl. Psych.

Justus-Liebig-Universität Gießen

Entwicklungspsychologie

Otto-Behaghel-Str. 10F

35394 Gießen

[email protected]

Birgit Delisle

Dr. med.

Münsingerstr.28

81477 München

[email protected]

Birger Dulz

Dr. med.

Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll

Klinik für Persönlichkeits- und Traumafolgestörungen

Langenhorner Chaussee 560

22419 Hamburg

[email protected]

Angelika Eck

Dr. Dipl. Psych.

Psychologische Praxis für Paar- und

Sexualtherapie

Kelterstr. 18

76227 Karlsruhe

[email protected]

Friederike Eyssel

Prof. Dr.

Universität Bielefeld

Exzellenzcluster Cognitive Interaction

Technology /Abteilung für Psychologie

AE15 »Gender & Emotion in Cognitive

Interaction Technology«

Universitätsstr. 21–23

33615 Bielefeld

[email protected]

Janniko R. Georgiadis

Dr.

University Medical Center Groningen

Dept. Neuroscience, Section Anatomy

PO Box 196

9700AD Groningen

Niederlade

[email protected]

Rainer Goebel

Prof. Dr.

Maastricht University

Faculty of Psychology and Neuroscience

Department of Cognitive Neuroscience

P.O. Box 616

6200 MD Maastricht

Niederlade

[email protected]

Elke R. Gizewski

MHBA

Univ.-Prof. Dr. med.

Medizinische Universität Innsbruck

Universitätsklinik für Neuroradiologie

Anichstr. 35

6020 Innsbruck

Österreich

[email protected]

Susanne Hörz-Sagstetter

Dr. Dipl.-Psych.

Ludwig-Maximilians-Universität

München

Department Psychologie

Klinische Psychologie und Psychotherapie

Leopoldstr. 13

80802 München

[email protected]

Peter Joraschky

Prof. Dr. med.

Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden

Fetscherstr. 74

01307 Dresden

[email protected]

Sabine Kagerer

Dipl. Psych.

Justus-Liebig-Universität Gießen

Verhaltenstherapeutische Ambulanz

Südanlage 30

35390 Gießen

[email protected]

Peter Kirsch

Prof. Dr.

Abteilung Klinische Psychologie

Zentralinstitut für Seelische Gesundheit

Medizinische Fakultät Mannheim

Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

J 5

68159 Mannheim

[email protected]

Tim Klucken

Dr. Dipl. Psych.

Justus-Liebig-Universität Gießen

Professur für Psychotherapie und

Systemneurowissenschaften

Otto-Behaghel-Str. 10F

35394 Gießen

[email protected]

Dietrich Klusmann

Dr. phil.

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Medizinische Psychologie W26

Martinistr. 52

20246 Hamburg

[email protected]

Claudia Kubicek

Dipl. Psych.

Justus-Liebig-Universität Gießen

Abteilung Entwicklungspsychologie

Otto-Behaghel-Str. 10F

35394 Gießen

[email protected]

Christian Laier

Dr. Dipl. Psych.

Universität Duisburg-Essen

Allgemeine Psychologie: Kognition

Forsthausweg 2

47057 Duisburg

[email protected]

Frank Louwen

Prof. Dr. Dr. h.c.

Universitätsklinikum Frankfurt

Klinik für Frauenheilkunde und

Geburtshilfe

Geburtshilfe und Pränatalmedizin

Theodor-Stern-Kai 7

60590 Frankfurt am Main

[email protected]

Katrin Lübke

Dr. Dipl. Psych.

Institut für Experimentelle Psychologie

Abteilung für Biologische Psychologie und

Sozialpsychologie

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Universitätsstr. 1

40225 Düsseldorf

[email protected]

Hans J. Markowitsch

Prof. Dr.

Physiologische Psychologie

Universität Bielefeld

Postfach 10 01 31

33501 Bielefeld

[email protected]

Coraline D. Metzger

Dr. med.

Clinical Affective Neuroimaging

Laboratory (CANLAB)

Otto v. Guericke Universität

Leipziger Str. 44

39120 Magdeburg

[email protected] Daniela Mier

Daniela Mier

Dr. Dipl. Psych.

Abteilung Klinische Psychologie

Zentralinstitut für Seelische Gesundheit

Medizinische Fakultät Mannheim

Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

J 5

68159 Mannheim

[email protected]

Johanna Möller

Dipl. Psych.

Asklepios Westklinikum Hamburg

Klinik für psychosomatische Medizin,

Psychotherapie, Schmerztherapie

Suurheid 20, Haus 10

22559 Hamburg

[email protected]

Timo O. Nieder

Dr. phil. Dipl.-Psych.

Institut und Poliklinik für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

(UKE)

Martinistr. 52

20246 Hamburg

[email protected]

Walter Osborn

Dr. Dipl. Psych.

Praxis für Psychotherapie

Hauptstr. 110

35745 Herborn

[email protected]

Karin Pöhlmann

PD Dr.

Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden

Fetscherstr. 74

01307 Dresden

[email protected]

Charlotte Ramb

Dr. med.

Asklepios Klinik Nord-Ochsenzoll

Klinik für Persönlichkeits- und

Traumafolgestörungen

Langenhorner Chaussee 560

22419 Hamburg

[email protected]

Viktoria Ritter

Dipl. Psych.

Universität Frankfurt

Institut für Psychologie

Klinische Psychologie und

Psychotherapie

Varrentrappstr. 40–42

60486 Frankfurt a. Main

[email protected]

Boris Schiffer

Prof. Dr.

Juniorprofessor und Leiter des Forschungsbereichs für Forensische Psychiatrie am

LWL-Universitätsklinikum

Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin der Ruhr-Universität

Bochum

Alexandrinenstr. 1–3

44791 Bochum

Gudrun Schwarzer

Prof. Dr.

Justus-Liebig-Universität Gießen

Abteilung Entwicklungspsychologie

Otto-Behaghel-Str. 10F

35394 Gießen

[email protected]

Katinka Schweizer

Dr.phil; Dipl.-Psych, MSc

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Institut für Sexualforschung u.

Forensische Psychiatrie

Martinistr. 51

22046 Hamburg

[email protected]

und

Fachkliniken Nordfriesland gGmbH

Psychiatrische Institutsambulanz

Breklum

Krankenhausweg 3

25821 Bredstedt

[email protected]

Wolf Singer

Prof. Dr. h.c. mult.

Max Planck Institute for Brain Research

Deutschordenstr. 46

60528 Frankfurt am Main

[email protected]

Ulrich Stangier

Prof. Dr.

Universität Frankfurt

Institut für Psychologie

Klinische Psychologie und Psychotherapie

Varrentrappstr. 40–42

60486 Frankfurt am Main

[email protected]

Angelica Staniloiu

MD, PhD, FRCPC

Universität Bielefeld

Universitätsstr. 25

33615 Bielefeld

[email protected]

Nadine Steis

Dipl. Psych.

Universitätsklinikum Frankfurt

Theodor-Stern-Kai 7

60590 Frankfurt am Main

[email protected]

Bernhard Strauß

Prof. Dr.

Universitätsklinikum Jena

Institut für Psychosoziale Medizin und

Psychotherapie

Stoystr. 3

07740 Jena

[email protected]

Daniel Turner

Dipl.-Psych., cand. med.

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Zentrum für Psychosoziale Medizin

Institut für Sexualforschung und

Forensische Psychiatrie

Martinistr. 52

20246 Hamburg

[email protected]

Marcel D. Waldinger

Prof. Dr.

Division of Pharmacology

Utrecht Institute for Pharmaceutical

Sciences, Utrecht University,

Universiteitsweg 99

3584 CG Utrecht

Niederlade

[email protected]

Martin Walter

PD Dr.

Head

Clinical Affective Neuroimaging

Laboratory (CANLAB)

Leibniz Insitute for Neurobiology &

Department of Psychiatry

Otto v. Guericke Universität

Leipziger Str. 44

39120 Magdeburg

[email protected]

Bartosz Zurowski

Dr. med.

Universität zu Lübeck

Zentrum für Integrative Psychiatrie (ZiP)

Ratzeburger Allee 160

23538 Lübeck

[email protected]

Geleitwort

Wolf Singer

Dieses Buch war überfällig. Kaum ein Motiv hat Kulturen so beständig beschäftigt und Lebenswelten bis in die feinsten Verästelungen durchdrungen wie die Geschlechtlichkeit, der Widerpart der Vergänglichkeit. Beide Dimensionen, Fortpflanzung und Tod, transzendieren unser vordergründiges Dasein und suchen ihre Ausformulierung in Kunst, Mythen und Glaubenssystemen. Kaum etwas treibt Menschen mehr um. Und auch der Versuch, die Bedingungen unseres Seins mit naturwissenschaftlichen Methoden zu erforschen, ist in diese Dimensionen vorgedrungen. Weil die Frage nach den biologischen Mechanismen des Verlöschens unabdingbar verbunden ist mit der Definition dessen, was Leben ausmacht, ist die Erforschung der Bedingungen der Endlichkeit tief in das Bewusstsein aller gedrungen. Ethikkommissionen befassen sich mit der Definition des Todes. Lehrstühle für Gerontologie erforschen die Bedingungen des Alterns und seine pathologischen Varianten. Und schließlich leben ganze Zweige der kosmetischen Industrie und der plastischen Chirurgie von der Sehnsucht der Menschen, die Vorboten der Vergänglichkeit abzuweisen. Ganz anders verhält es sich mit der Anteilnahme an der Erforschung der Grundlagen von Geschlechtlichkeit und Sexualität. Naturgemäß fehlt es nicht an Interesse an diesen Themen, berühren sie doch zentrale Aspekte menschlicher Existenz und bestimmen die wichtigsten Übergänge zwischen Lebensphasen.

Es hat wohl kaum eine Epoche gegeben, in der so viel und so offen über Geschlechtlichkeit, Geschlechterunterschiede, Sexualität und Erotik geschrieben und gesprochen wurde, zumindest in den aufgeklärten Zivilisationen. Die Flut von Ratgeberliteratur, die mediale und kommerzielle Ausbeutung sexueller und erotischer Motive und die Bestseller gebärende Enttabuisierung der Intimsphäre sind beredte Zeugnisse. Und schließlich steht Geschlechtlichkeit im Zentrum gesellschaftlicher Diskurse und Umwälzungen. Die Forderung nach Gleichbehandlung von Mann und Frau, nach der Legitimität gleichgeschlechtlicher Beziehungen sowie dem Schutz Minderjähriger setzt Übereinkünfte über Definitionen von Geschlechtlichkeit voraus. Ferner sind nicht nur mit der Reproduktion, sondern auch der Sexualität pathologische Prozesse verbunden, die über weite Lebensspannen wirken und zu schwerwiegenden Beeinträchtigungen der Lebensqualität führen können. Wegen des Beziehungscharakters von Geschlechtlichkeit sind davon oft auch die Partner und andere Familienmitglieder betroffen. Es steht zu vermuten, dass es im Verlauf der meisten psychotherapeutischen Behandlungen Phasen gibt, in denen auch die Bearbeitung von Problemen ansteht, die mit der Sexualsphäre zu tun haben. Und nicht zuletzt lässt sich nicht mehr verdrängen, dass Sexualdelikte zu den problematischsten Fällen der forensischen Psychiatrie und zu den folgenschwersten Eingriffen in die Psyche der Opfer zählen.

Vor diesem Hintergrund ist es mehr als verwunderlich, dass unsere medizinischen Fakultäten der Sexualmedizin nur wenig, und wie die Nicht-Wiederbesetzung entsprechender Lehrstühle vermuten lässt, immer weniger Bedeutung beimessen. Es ist auch nicht erkennbar, dass sich andere Fakultäten diesem Themenbereich vermehrt widmen. Die Intensivierung der Gender-Forschung ist zu begrüßen, deckt aber nur einen kleinen Bereich des Problemfeldes ab. Das Gleiche gilt für die Reproduktionsmedizin. Sie befasst sich mit den Ursachen und der Therapie von Fertilitätsstörungen, also vorwiegend mit der Biologie und Pathophysiologie der Reproduktionsorgane.

Und dabei sind gerade jetzt die Ausgangsbedingungen für eine naturwissenschaftlich begründete Geschlechter- und Sexualforschung so gut wie nie zuvor. Zum einen erleichtert die Enttabuisierung der Sexualität den forschenden Zugang, zum anderen eröffnen methodische Fortschritte völlig neue Perspektiven. Die Möglichkeit, das Genom eines Menschen innerhalb eines Tages vollständig und kostengünstig zu sequenzieren, erleichtert die Suche nach genetischen und epigenetischen Determinanten geschlechtsspezifischer Verhaltensdispositionen ganz erheblich. Die Verfeinerung von Methoden zur Erfassung geringster Hormonkonzentrationen und die Entwicklung standardisierter Messverfahren zur Erfassung des Verhaltens von Säuglingen und Kleinkindern erlauben es, den Wechselwirkungen zwischen Bindungsverhalten und hormoneller Prägung nachzuspüren. Und in naher Zukunft werden bei solchen Studien auch nicht-invasive Verfahren zur Messung von Hirnaktivität zur Anwendung kommen. Bei Jugendlichen und Erwachsenen werden diese bildgebenden Verfahren schon seit mehr als einem Jahrzehnt eingesetzt, um Verbindungen herzustellen zwischen der Struktur und Aktivität bestimmter Hirnregionen einerseits und kognitiven bzw. exekutiven Leistungen andererseits. Zunächst befassten sich diese Studien vorwiegend mit den neuronalen Korrelaten von Wahrnehmungsleistungen, Gedächtnisfunktionen und motorischem Verhalten. In jüngster Zeit verlagert sich der Schwerpunkt jedoch auf die Analyse von Systemen, die für die Erzeugung und Steuerung von Gefühlen und sozialen Verhaltensleistungen zuständig sind. Die Ergebnisse dieser Forschung zeichnen mittlerweile ein konturiertes Bild von den neuronalen Prozessen, die emotionalen Dispositionen zu Grunde liegen. Sie lassen erkennen, welche Hirnregionen bei der Erzeugung negativer und positiver Emotionen beteiligt sind, wie zwischen belohnenden und enttäuschenden Reizen unterschieden wird, in welchen Netzwerken die emotionale Bewertung von Gesichtsausdruck und Körperhaltung erfolgt, welche Gehirnbereiche für die Konstitution der Körperidentität zuständig sind und welche Systeme bei sexueller Erregung aktiviert werden. Und nicht zuletzt ist es inzwischen möglich, Hirnleistungen zu untersuchen, die sich nur im sozialen Miteinander ausformen können wie Zuneigung, Aggression, Empathie, Fairness und Mitleid. Somit sind viele für die Sexualforschung wichtige Verhaltensleistungen durch die Erforschung neurobiologischer Prozesse aus der dritten Person heraus fassbar geworden. Ergänzt und zum Teil auch validiert werden diese am Menschen erhobenen Befunde durch eine Fülle von Daten, die in Tierversuchen gewonnen wurden. Diese geben detaillierte Auskunft über die molekularen und neuronalen Bedingtheiten von Sexualverhalten, die Organisation von Belohnungssystemen, die Mechanismen der Partnerwahl und die epigenetische Prägung sexueller Präferenzen. Ferner führten Arbeiten über Suchtverhalten zu grundlegend neuen Einsichten in die neuronalen Mechanismen der Abhängigkeit von Belohnungsreizen, ein auch für das Sexualverhalten bestimmender Aspekt.

Vorliegendes Buch lotet die Optionen für eine empirisch begründete Sexualforschung aus, wobei es sich nach der Rekapitulation psychologisch und psychodynamisch fundierter Theorien und der damit verbundenen Begriffsklärung vorwiegend mit den neuronalen Grundlagen normaler und gestörter Sexualität befasst. Das weite Spektrum der abzudeckenden Methoden und konzeptionellen Ansätze ließ es geboten scheinen, die jeweiligen Experten selbst zu Wort kommen zu lassen. Die dabei sichtbar gewordenen Erklärungslücken, unerwarteten Konvergenzen und Komplementaritäten verweisen eindrücklich auf die Notwendigkeit und Chance, bislang weitgehend getrennt verfolgte Forschungslinien zusammenzuführen und institutionell zu verankern. Seit Freud, der in diesem Zusammenhang nicht ungenannt bleiben darf, war die Sexualforschung bestimmt von psychodynamischen Theorieansätzen und vorwiegend in therapeutischen Zirkeln beheimatet. Wohl gab es immer wieder Versuche, Sexualverhalten als biologisches Phänomen zu verstehen und an physiologische Prozesse rückzubinden, doch waren diese Ansätze aus methodische Gründen darauf beschränkt, die peripheren vegetativen Korrelate sexueller Erregung zu erfassen und zu analysieren. An methodische Grenzen stießen auch die historisierenden Deutungsversuche, die sich auf Erkenntnisse der Kulturanthropologie und Thesen der evolutionären Psychologie stützten, da sich nur wenige Möglichkeiten boten, Hypothesen und Interpretationen experimentell abzuklären. Es ist die Hoffnung der Herausgeber dieses Sammelbandes, dass dieser dem Leser ein umfassendes Bild vom derzeitigen Stand der Sexualforschung vermitteln kann. Sein eigentliches Ziel hat er aber nur erreicht, wenn aus der Lektüre der Beiträge zudem deutlich wird, dass die Sexualforschung nunmehr eingebettet werden kann in das große Forschungsvorhaben des 21. Jahrhunderts, das sich vorgenommen hat, wesentliche Bereiche der conditio humana zum Gegenstand wissenschaftlicher Deutungs- und Erklärungsversuche zu machen.

1 Einführung in die Neurobiologie

Rasiner Goebel

1.1 Überblick

1.1.1 Forschungsrichtungen der Neurobiologie

1.2 Aufbau und Funktion wichtiger Hirnstrukturen

1.2.1 Das mesolimbische System im Mittelhirn

1.2.2 Zwischenhirn: Informationsfilterung und hormonelle Steuerung

1.2.2 Endhirn: Bewusstes Handeln und Erleben

1.3 Relevante Methoden und Befunde der Neurobiologie

1.3.1 Genetik und Neuroendokrinologie

1.3.2 Neurophysiologie und Neurochemie

1.3.3 Kognitive Neurowissenschaft

1.1 Überblick

In den letzten Jahrzehnten hat die neurobiologische Erforschung des menschlichen Gehirns grundlegend zum Verständnis motivationaler, emotionaler und kognitiver Aspekte menschlichen Erlebens und Handelns beigetragen. Biologen, Mediziner, Psychologen sowie Forscher aus zahlreichen weiteren Fachrichtungen versuchen gemeinsam, die neuronalen Mechanismen zu entschlüsseln, die unserem Verhalten zu Grunde liegen. In dieser Einführung wird der Begriff »Neurobiologie« weit gefasst und schließt sowohl die Erforschung molekularer und zellbiologischer Grundlagen des Nervensystems (Neurobiologie im engeren Sinne) als auch die Erforschung neuronaler Aktivität in Zellverbänden (Neurowissenschaft im engeren Sinne) ein. Aus der Sichtweise der Psychologie wird der dargelegte neurobiologische Erklärungsansatz im Teilgebiet der Biologischen Psychologie verfolgt. Aus biopsychologischer Perspektive ist das Thema »Sexualität« besonders interessant, da es die Verwobenheit von psychischen Prozessen mit körperlichem Geschehen im besonderen Maße widerspiegelt. Zum einen wird die Wirkung kognitiver Vorgänge – Wahrnehmungen, Gefühle und Vorstellungen – auf physische Prozesse deutlich, zum anderen wird die Abhängigkeit des psychischen Erlebens von körperlichen Vorgängen wie z. B. hormonelle Prozesse ersichtlich.

Die verwendeten Methoden der Neurobiologie decken ein weites Spektrum ab, das von genetischen, neurochemischen und elektrophysiologischen Verfahren bis hin zu bildgebenden Verfahren reicht. Eine kurze Einführung kann dem weitreichenden Untersuchungsfeld und dem riesigen Arsenal von Messmethoden der Neurobiologie natürlich nicht gerecht werden. Für ausführliche deutschsprachige Einführungen eignen sich beispielsweise Birbaumer & Schmidt (2006), Engel (2009), Kandel et al. (2000), Schandry (2011) und Swaab (2012). In den folgenden Abschnitten werden daher lediglich einige zentrale Methoden und Erkenntnisse der Neurobiologie vorgestellt, die für ein tieferes Verständnis des Themas »Körper und Sexualität« besonders relevant sind.

1.1.1 Forschungsrichtungen der Neurobiologie

Als Teil der Neurowissenschaften analysiert die Neurobiologie Aufbau und Funktionsweise der zentralen Einheiten aller Nervensysteme, den Neuronen (Nervenzellen), und untersucht, welche Eigenschaften und Auswirkungen die Vernetzung dieser Zellen zu neuronalen Netzwerken in komplexen Nervensystemen erzeugt. Neben Neuronen wird aber auch die Rolle anderer Zelltypen wie insbesondere Gliazellen analysiert, die nicht nur als Stützelemente im Nervensystem fungieren, sondern aktiv an der Aufrechterhaltung des elektrischen Potenzials von Nervenzellen beteiligt sind. Ferner spielt die Entschlüsselung der modulierenden Funktion von Botenstoffen und Hormonen für die Arbeitsweise komplexer neuronaler Netzwerke eine zentrale Rolle. Als Hirn- oder Gehirnforschung wird die neurobiologische Forschungsrichtung bezeichnet, die sich vorwiegend mit dem Aufbau und der Funktionsweise des Gehirns von Primaten (Menschen und Menschenaffen) befasst. Neben der experimentellen Grundlagenforschung wird unter medizinischen Gesichtspunkten in der Hirnforschung auch nach Ursachen und Heilungsmöglichkeiten von Nervenkrankheiten wie Parkinson, Alzheimer oder Demenz geforscht. Relevante Methoden und Ergebnisse der Hirnforschung für das Thema »Körper und Sexualität« stehen in dieser Einführung im Vordergrund.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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