Sieht Gott auf der ganzen Welt gleich aus? - Albert Biesinger - E-Book
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Sieht Gott auf der ganzen Welt gleich aus? E-Book

Albert Biesinger

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Beschreibung

Kleine Kinder, große Fragen

»Warum gibt es verschiedene Religionen?«. Kinder sind neugierig und wollen alles wissen, auch die Antwort auf diese Frage, bei der selbst Erwachsene ins Schwitzen geraten. Wenn sowohl muslimische als auch christliche und jüdische Kinder in eine Schulklasse gehen – wer hat dann die »richtige« Religion? Gibt es so etwas überhaupt? Und sieht Gott eigentlich auf der ganzen Welt gleich aus? Gibt es nur eine Art zu beten? Im neuen Band der erfolgreichen »Kinderfragen«-Reihe geben 16 renommierte Forscherinnen und Forscher Antworten zu den wichtigsten Aspekten der großen Frage nach der richtigen Religion. Lebendig geschrieben, mit vielen guten Anregungen zum Weiterdenken und liebevoll illustriert.

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Seitenzahl: 134

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Kinder stellen die besten Fragen

»Warum gibt es verschiedene Religionen?« Kinder sind neugierig und wollen alles wissen, auch die Antwort auf diese Frage, bei der selbst Erwachsene ins Schwitzen geraten. Dieses Buch hilft, gemeinsam nach Antworten zu suchen.

Wenn sowohl muslimische als auch christliche und jüdische Kinder in eine Schulklasse gehen – wer hat dann die »richtige« Religion? Gibt es so etwas überhaupt? Und sieht Gott eigentlich auf der ganzen Welt gleich aus? Gibt es nur eine Art zu beten?

Im neuen Band der erfolgreichen »Kinderfragen«-Reihe geben renommierte Forscherinnen und Forscher Antworten zu den wichtigsten Aspekten der großen Frage nach der richtigen Religion. Lebendig geschrieben, mit vielen guten Anregungen zum Weiterdenken und liebevoll illustriert.

In diesem Buch antworten:

Prof. Dr. Stefan Altmeyer, Prof. Dr. Albert Biesinger, Dominik Blum, Prof. Dr. Reinhold Boschki, Prof. Dr. Ralf Gaus, Prof. Dr. Matthias Gronover, Simone Hiller, Dr. Andrea Liebers, Rabbi Joseph Kanofsky, Prof. Dr. Helga Kohler-Spiegel, Prof. Dr. Hans Mendl, Rainer Oberthür, Prof. Dr. Sabine Pemsel-Maier, Prof. Dr. Friedrich Schweitzer, Prof. Dr. Magnus Striet, Prof. Dr. Fahimah Ulfat

Sieht Gott auf der ganzen Welt gleich aus?

Wissen rund um die Religionen

Kinder fragen – Forscherinnen und Forscher antworten

Herausgegeben von Albert Biesinger, Helga Kohler-Spiegel und Simone Hiller

Mit Illustrationen von Mascha Greune

KÖSEL

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Copyright © 2021 Kösel-Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Redaktion: Julia Sterthoff

Umschlaggestaltung: Weiss Werkstatt München

Umschlagmotiv: Illustration von © Mascha Greune und

unter Verwendung eines Bildes von © Nikolaeva/shutterstock.com

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-26024-8V001

www.koesel.de

Inhalt

Vorwort

Simone Hiller Was ist eine Religion?

Veronika und Ralf Gaus Wer entscheidet, welche Religion ich habe?

Magnus Striet Welche Religion hat denn nun eigentlich recht?

David und Matthias Gronover Ist nicht an Gott glauben auch eine Religion?

Helga Kohler-Spiegel Wie können Menschen mit unterschiedlichen Religionen gut zusammenleben?

Chiara und Albert Biesinger Sieht Gott auf der ganzen Welt gleich aus?

Hans Mendl Warum gibt es in den Religionen so viele Gebote?

Joseph A. Kanofsky Was bedeutet es, jüdisch zu sein?

Fahimah Ulfat Warum tragen manche Musliminnen ein Kopftuch?

Andrea Liebers Ist der Buddha eigentlich so etwas wie ein Gott?

Friedrich Schweitzer Warum gibt es so viele Gruppen im Christentum und in den anderen Religionen?

Stefan Altmeyer Warum sieht Beten so unterschiedlich aus?

Rainer Oberthür Bringen die Religionen das Gute in die Welt?

Sabine Pemsel-Maier Sind Frauen und Mädchen in allen Religionen gleich wichtig?

Dominik Blum Wie ist das mit den Tieren in den Religionen?

Die Autorinnen und Autoren

Vorwort – Warum gibt es eigentlich verschiedene Religionen?

Milliarden Menschen suchen nach Gott. Sie finden ihn in verschiedenen Religionen auf der ganzen Welt. Da gibt es viele Namen für Gott. Die einen sagen Vater, andere Allah oder Vater und Mutter, manche haben gar keinen Namen für Gott. Wenn Menschen aus unterschiedlichen Religionen beten, kann das auch sehr verschieden aussehen: Manche sitzen ganz ruhig, manche wiederholen eine Reihe an Bewegungen. Die Häuser oder Räume, in denen Menschen beten, sehen ebenso verschieden aus: Es gibt große Bauwerke, die wie Kunstwerke aussehen, traditionelle Tempel, kleine Kapellen, Meditationsgärten und noch vieles mehr.

Obwohl Gottesvorstellungen, Gebete und Gebäude so unterschiedlich aussehen können, geht es doch immer um »Religion«. Aber was ist das eigentlich, eine »Religion«? Können Menschen Gott selbst kennenlernen und sich ihre ganz eigenen Vorstellungen von Gott machen? Darf man das oder muss man sich an die eigene Religion halten? Und was ist, wenn man gar keiner Religion angehört? Glauben Menschen, die nicht an Gott glauben, auch etwas? Gibt es nur einen Gott mit vielen Namen oder gibt es verschiedene Götter – und sind diese alle gleich wichtig und sehen nur verschieden aus? Kann man herausfinden, welche Religion wahr ist?

In unserer Welt spielen die Religionen für viele Menschen eine wichtige Rolle. Woher haben diese Menschen ihre Religion? Andere Menschen halten sich bewusst von Religionen fern. Manche Menschen verbinden Religion mit guten Gedanken und positiven Haltungen, andere vor allem mit Streit, Konflikten und Kriegen. Wäre eine Welt ohne Religionen nicht vielleicht friedlicher – oder bringen erst die Religionen das Gute in die Welt? Wie können Menschen mit unterschiedlichen Religionen gut zusammenleben? Was bringt’s, wenn man sich damit überhaupt beschäftigt?

Diese vielen Fragen und noch mehr sind für Kinder, aber auch Erwachsene, die über Religionen nachdenken, wichtig. Wir haben sie deshalb Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Forscherinnen und Forschern gestellt. Sie haben versucht, so zu antworten, dass die Antwort verständlich ist und Menschen weiterhilft. Weil es um so viele verschiedene Religionen geht, ist das Buch wie eine Reise durch unsere Welt. Es ist eine Abenteuerreise, die am Ende der einzelnen Kapitel nicht aufhört, sondern erst so richtig losgeht. Denn dann geht es darum, selbst weiterzufragen und weiterzudenken. Viel Spaß dabei!

Albert Biesinger, Helga Kohler-Spiegel & Simone Hiller

Simone Hiller Was ist eine Religion?

Religion? – Das ist doch ein Schulfach! Stimmt. Im Stundenplan steht mindestens einmal die Woche in einem Kästchen »Religion«. Die meisten Kinder, die ich kenne, sagen einfach »Reli«. Und sie wissen, dass es in Reli um Gott geht. Damit können sie schon mehr sagen, als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die zu Religion forschen. Die können nämlich – das ist eines der spannenden Dinge an Religion – gar nicht sagen, was Religion eigentlich ist: Es gibt keine Definition von Religion, also keine ganz genaue Erklärung, mit der alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einverstanden sind.

Es gibt viele Religionen

Noch etwas Spannendes an Religion ist, dass es auf der Welt ganz viele verschiedene Religionen gibt. In Europa sehen wir vor allem das Christentum, das Judentum und den Islam: Es gibt Kirchen, Synagogen und Moscheen. Es gibt evangelischen, katholischen, jüdischen und islamischen Religionsunterricht. Weil Abraham, um den es auch im Alten Testament in der Bibel geht, für alle drei Religionen sehr wichtig ist, werden Islam, Judentum und Christentum auch abrahamitische Religionen genannt. Am meisten ist unsere Kultur vom Christentum geprägt. Das sieht man an den Kreuzen, die in Räumen aufgehängt sind oder am Straßenrand stehen. Man erkennt es aber auch an den vielen Feiertagen, die meistens an einem christlichen Fest liegen: Weihnachten, Karfreitag und Ostern, aber auch Feiertage, die es nicht in allen Regionen gibt, wie Christi Himmelfahrt, Fronleichnam, den Reformationstag, Allerheiligen oder Mariä Himmelfahrt. Dass nicht in ganz Deutschland dieselben Feiertage gelten, liegt an den verschiedenen Formen des Christentums, die es gibt. Man nennt sie Konfessionen. Die zwei größten christlichen Konfessionen in Deutschland sind Protestanten und Katholiken, es gibt aber verschiedene Formen von Protestantismus und außerdem auch verschiedene orthodoxe Kirchen. Auch innerhalb von Islam und Judentum gibt es verschiedene Strömungen.

Wenn ich durch eine Stadt gehe, sehe ich aber auch Angehörige ganz anderer Religionen, zum Beispiel Sikhs: Viele männliche Sikhs tragen einen Turban, viele weibliche Sikhs ein Kopftuch. Damit schützen sie ihre Haare vor Verschmutzung, denn in ihrer Religion ist alles, was wächst, von Gott geschaffen, also auch ihre Haare. Es gibt in Europa auch buddhistische Tempel und Klöster: Die Mönche aus den Klöstern tragen meist orangene Gewänder und haben ihre Haare ganz kurz rasiert. Der Buddhismus ist eine Religion, die aus Asien kommt. Ein sehr wichtiger Buddhist ist der Dalai Lama, er kommt ursprünglich aus Tibet. Dort gibt es sehr viele buddhistische Klöster, Tempel, Orte und Handlungen. Eine typisch buddhistische Handlung ist, dass an vielen Orten lange Girlanden aus bunten Gebetsfahnen aufgehängt werden: Der Wind lässt sie flattern und hält die Gebete dadurch immer lebendig. Aus Asien kommen auch weitere Religionen. Da sind zum Beispiel die Bahai (bzw. das Bahaitum) mit ihrem bekannten Tempel in Neu Delhi, der wie eine Lotusblüte aussieht. Oder der Konfuzianismus. Der Konfuzianismus hat Gesellschaft und Kultur in China, Taiwan, Japan und anderen asiatischen Ländern geprägt. Vor allem in Afrika und Südamerika gibt es Religionen, die zur Tradition der Menschen gehören, die dort schon gelebt haben, bevor Europäer einwanderten und sie unterwarfen. Man nennt diese Religionen traditionelle Religionen oder Naturreligionen. Es gibt davon so viele, dass ich sie hier nicht aufzählen kann.

Viele Menschen gehören einer dieser Religionen an, viele Menschen finden Religionen aber auch seltsam oder unvernünftig. Um diesen Standpunkt zu vertreten, haben manche von ihnen eine Religion ohne Gott begründet. Sie nennen sich Humanisten. Andere wollen zeigen, dass sie über Religionen nur lachen können, und beten deshalb ein extra erfundenes fliegendes Spaghettimonster an. Sind das auch echte Religionen? Diese Frage ist schwer zu beantworten, denn es gibt ja keine klare Definition für Religion. Doch es gibt einige Merkmale, die zu vielen Religionen passen.

Was gehört zu einer Religion?

Im Mittelpunkt einer Religion steht oft etwas Heiliges – man kann auch Übermenschliches oder Unfassbares sagen. Menschen, die einer Religion angehören, sind meist davon überzeugt, dass es jemanden wie Gott oder eine besondere Kraft gibt. Diese Kraft oder dieses Heilige, Übermenschliche, Unfassbare oder Göttliche wird besonders geehrt. Dazu gibt es religiöse Orte, Gegenstände und Handlungen. Solche religiösen Orte sind Gotteshäuser, Tempel, Kirchen, Kapellen oder besondere Landschaften wie Berge, Wälder, bestimmte Gärten. Hier ehren die Menschen das, an das sie glauben, und beten alleine oder gemeinsam. Dazu gibt es meist auch besondere Tage und Feste, also einen eigenen Jahresablauf.

Vielen Menschen ist ihre Religion sehr wichtig, weil ihre Religion ihnen Halt und Orientierung gibt. Dazu gibt es in der Religion Rituale, also etwas, das man immer wieder tut, wie zum Beispiel ein Tischgebet sprechen oder, wie im Christentum, sonntags in die Kirche gehen. In ihrer Religion erfahren die Menschen, was wichtig und was unwichtig, was richtig und was falsch ist. Dazu gibt es Regeln, also Vorschriften, was man tun soll und darf oder nicht darf, zum Beispiel im Christentum die Zehn Gebote. Wenn es Menschen schlecht geht, gibt ihre Religion ihnen Trost.

Zu den meisten Religionen gehört eine Gemeinschaft von Menschen, die gemeinsam dieser Religion angehören. Bei den Weltreligionen sind das sehr viele Menschen aus der ganzen Welt. Zu welcher Religion ein Mensch gehört, liegt oft an der Familie, aus der sie oder er kommt. Bei der Geburt bekommen viele Menschen die Religion ihrer Eltern. Manche entscheiden sich als Erwachsene für eine Religion oder wählen noch einmal eine andere Religion.

Was gehört nicht zu einer Religion?

Sehr wichtig ist es aber auch, zu wissen, was nicht zu einer Religion gehört. Denn es gibt auch Gemeinschaften, die sagen, sie seien eine Religion, dabei aber gefährlich sind. Man nennt sie auch Sekten. Sie sind für Menschen gefährlich, weil diese Gemeinschaften den Menschen ihre Freiheit nehmen und sie von der jeweiligen Gemeinschaft abhängig machen. Manche Sekten haben es vor allem auf das Geld ihrer Mitglieder abgesehen, manche sind sogar gewalttätig. Von diesen Gemeinschaften hält man sich am besten fern.

Gibt es die eine richtige Religion?

Immer wieder denken Menschen, sie alleine hätten die einzig richtige Religion. Lange Zeit hat es deshalb Gewalt zwischen den Angehörigen unterschiedlicher Religionen gegeben. Vor sehr langer Zeit, im Mittelalter, waren das die Kreuzzüge. Vor noch nicht allzu langer Zeit haben in Irland Katholiken und Protestanten gegeneinander gekämpft. Und bis heute kämpfen auf der Welt Anhängerinnen und Anhänger von Glaubensgemeinschaften gegen die anderer Glaubensgemeinschaften. Den meisten Religionen ist inzwischen aber ein friedliches Zusammenleben ohne Gewalt sehr wichtig. Wenn Attentäter sagen, dass sie wegen ihrer Religion andere Menschen töten, dann sagen wichtige Sprecher von Christentum und Islam deshalb, dass das falsch ist. Vielen Religionen ist es wichtig, dass die Menschen friedlich zusammenleben können.

Irgendwie gehört es zu einer Religion, dass sie glaubt, richtig zu sein. Wir wissen heute aber, dass es für ein friedliches Zusammenleben wichtig ist, tolerant zu anderen Menschen zu sein. Das heißt, andere Menschen so leben zu lassen, wie sie es für richtig halten, und sie nicht ohne Grund dafür zu verurteilen, dass sie anders sind.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sogar herausgefunden, dass es eine Regel gibt, die in vielen Religionen wichtig ist. Sie heißt auch Goldene Regel und lautet in Form eines deutschen Sprichworts so: Was du nicht willst, dass man dir tu’, das füg’ auch keinem anderen zu. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nennen diese Regel Weltethos.

ZUM WEITERDENKEN

UND WEITERFRAGEN:

Weißt du, welche Religion die Menschen aus deiner Familie, deine Freunde oder andere Menschen, die du kennst, haben?

Frage Menschen in deiner Familie und deinem Freundeskreis, woher sie ihre Religion haben. Und wenn du die Religion nicht kennst, frage sie, ob sie dir ihre Religion beschreiben können.

Frage Erwachsene in deiner Familie oder eurem Freundeskreis, ob sie schon einmal mit einer Sekte in Kontakt gekommen sind. Wie sind sie mit der Sekte umgegangen?

Sind Religionen ohne Gott (Humanismus oder die Pastafari, die das fliegende Spaghettimonster anbeten), auch Religionen? In Großbritannien hat ein Richter geurteilt, dass Veganismus, also wenn Menschen ganz darauf verzichten, tierische Produkte zu essen oder zu verwenden, eine Religion ist. Was denkst du?

Veronika und Ralf Gaus Wer entscheidet, welche Religion ich habe?

Donnerstags habe ich in der vierten und fünften Stunde immer Reli. Zwei Stunden bei Norbert. Ich finde die echt gut, weil wir uns über Gott und die Welt Gedanken machen und auch diskutieren können. Was ich aber lange Zeit komisch fand, war, dass ich nicht mit allen aus meiner Klasse Reli hatte. Stattdessen werden wir geteilt. Cool ist, dass ich dadurch mit den anderen aus den Klassen c und d zusammenkomme. Schade finde ich aber, dass Emma, meine beste Freundin, nicht dabei ist, sondern in evangelische Religion geht, und Jonas und Fahima gehen in Ethik.

Ich habe Emma mal gefragt, warum sie evangelisch ist. Da meinte sie, dass sie so getauft wurde. Und als sie mich fragte, warum ich katholisch bin, wusste ich auch keine bessere Antwort. Meine Eltern hatten mich nach meiner Geburt in der katholischen Kirche taufen lassen. Warum bin ich katholisch, Emma evangelisch, Fahima muslimisch und Jonas glaubt an gar nichts? Wer entscheidet eigentlich, welche Religion ich habe? Woher habe ich meine Religion? Hängt das alles an den Eltern? Man hat mich ja gar nicht gefragt! Was ist, wenn ich gar nicht katholisch sein möchte? Darf ich das nicht selbst entscheiden?

Was ist eine Religion oder Religionsgemeinschaft?

Diese Fragen zu beantworten, ist gar nicht so einfach. Denn es gibt unzählige Religionen auf dieser Welt und dabei verschiedene Wege, wie man Teil von ihnen wird. Manche dieser Religionen sind schon Jahrtausende alt, andere gibt es erst seit Kürzerem. Wenn ich versuchen müsste, kurz zu beschreiben, was eine Religion ausmacht, dann vielleicht dies: Eine Religion ist eine Form, wie Menschen die Welt sehen und verstehen. Ihre Sicht ist dabei von ihrem Glauben geprägt. Der Glaube kann sich auf etwas Übernatürliches oder Übersinnliches beziehen, was manche Religionen »Gott« nennen, oder aber auch auf den eigenen Stamm, das Land oder die Natur. Zu einer Religion gehört auch immer, dass es eine Gruppe von Menschen gibt, die sich zu diesem einen Glauben bekennen. Sie bilden dann einen Stamm, eine Religions- oder Glaubensgemeinschaft. In dieser Gemeinschaft feiern sie den gemeinsamen Glauben in Festen und Ritualen. Bei mir, ich bin römisch-katholisch, wird diese Gemeinschaft auch Kirche genannt.

Wenn ich also nun verstehen will, wie jemand zu seiner Religion kommt und evangelisch, katholisch oder buddhistisch wird, dann müssen wir sehen, dass im Kern zwei Dinge wichtig sind: einerseits der gemeinsame Glaube und andererseits, dass man Teil einer Gemeinschaft werden möchte, die einen bestimmten Glauben hat.

Ich habe meine Religion, weil ich in diese hineingeboren wurde …

Wie man Teil einer Religionsgemeinschaft oder Religion wird, ist sehr verschieden. In manchen Religionen hängt tatsächlich sehr viel an den Eltern. In ihnen ist von besonderer Bedeutung, in welche Familie man geboren wird: Kinder einer jüdischen Mutter sind zum Beispiel automatisch Teil der jüdischen Gemeinschaft und des jüdischen Glaubens. Auch im Islam geht man davon aus, dass ein Kind, welches in einer islamischen Familie auf die Welt kommt, muslimisch (»gottergeben«) ist. Dennoch spricht der Vater dem Kind die Shahada, das islamische Glaubensbekenntnis, gleich nach der Geburt ins Ohr.