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Raus ins Freie, raus aus der Komfortzone und raus aus gewohnten Denkmustern und Vorstellungen von Glaube. STEP OUT ist ein erlebnispädagogisches Programm, das jungen Menschen ab 16 Jahren helfen soll, Glaube (neu) zu entdecken. Das Erleben steht dabei im Vordergrund, um individuelle Lernprozesse in Gang zu setzen. In 7 Einheiten kann mithilfe von erlebnispädagogischen Übungen, Reflexionen, prägnanten Inputs, Aktivitäten und Gemeinschaft erlebt und ausprobiert werden, wie Glaube sein kann. Thematisiert werden zentrale Themen des christlichen Glaubens bezogen auf das eigene Leben. STEP OUT hat Potenzial für alle, die junge Menschen aus unterschiedlichen Milieus erreichen und auch die ansprechen wollen, die in den traditionellen Angeboten christlicher Jugendarbeit noch nicht vorkommen.
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Seitenzahl: 188
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In unseren Veröffentlichungen bemühen wir uns, die Inhalte so zu formulieren, dass sie Frauen und Männern gerecht werden, dass sich beide Geschlechter angesprochen fühlen, wo beide gemeint sind, oder dass ein Geschlecht spezifisch genannt wird. Nicht immer gelingt dies auf eine Weise, dass der Text gut lesbar und leicht verständlich bleibt. In diesen Fällen geben wir der Lesbarkeit und Verständlichkeit des Textes den Vorrang. Dies ist ausdrücklich keine Benachteiligung von Frauen oder Männern.
Die im Titel enthaltenen Bibeltexte sind i. d. R. zitiert aus BasisBibel. Das Neue Testament, © 2010 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart und BasisBibel. Die Psalmen, © 2012 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
Dieser Titel ist entstanden in Zusammenarbeit mit der CVJM-Hochschule in Kassel, www.cvjm-hochschule.de.
© 1. Auflage 2019 buch+musik ejw-service gmbh, Stuttgart 2019All rights reserved.
ISBN Buch 978–3–86687–229–5 ISBN E-Book 978–3–86687–230–1
Lektorat: Punkt.Landung, Mirja Wagner, Marburg Umschlaggestaltung: buch+musik – Heidi Frank, Stuttgart Satzprogrammierung: X1-Publishing, Walddorfhäslach Satz Downloads: buch+musik – Daniela Buess, Stuttgart Bildrechte Umschlag: iStock, Pekic Illustrationen: d-sign-struve, Simone Struve, Renningen Bildrechte Autorenfotos: bei den Autoren
Matthias, zwölf Jahre alt, zögert beim Abseilen aus 12 Metern vom Hochseilgarten. Er traut sich nicht. Wir sitzen zusammen am Rand der Plattform. Da sagt er unvermittelt: „Jörg, kann ich noch beten?“ Und dann beten wir gemeinsam. Nach dem Gebet ist die Angst nicht gänzlich weg, aber er will es wagen und lässt sich mutig und vertrauensvoll am Seil hinunter.
Vertrauensvoll
Die aktuelle Forschung geht davon aus, dass Lernen dann effektiv ist, wenn man selbst dabei handelt und möglichst viele Sinne angesprochen werden. Die Erlebnispädagogik macht sich dies seit jeher zunutze. Ihre handlungsorientierte Grundstruktur bietet in Aktivitäten und Übungen den Teilnehmenden die Möglichkeit, bedeutsame eigene Erfahrungen zu machen. Auch für die Verkündigung des Evangeliums liefern erlebnispädagogische Ansätze interessante Zugänge: Ausgehend von der persönlichen Erfahrung kann eine biblische Geschichte neu entdeckt werden. Mit einer persönlichen Erfahrung des Vertrauens kann man, ähnlich wie bei Matthias, besser nachvollziehen, was Gottvertrauen und Glaube konkret bedeuten.
Draußen
Man spürt der Autorin und den Autoren von STEP OUT Theresa Ickler, Florian Karcher und Stefan Westhauser ihre Hingabe für junge Menschen wahrlich ab. Sie verfügen alle über fundierte Erfahrung in der christlichen Jugendarbeit und der Erlebnispädagogik. Mit STEP OUT bringen sie ihre Begeisterung für die Erlebnispädagogik und die Begeisterung für die froh machende Botschaft zusammen. Ihre Intention ist es, die Jugendlichen und Jungen Erwachsenen mit dem Evangelium neu in Berührung zu bringen, so, dass sie es hören, tun und verstehen können. Vor allem draußen in der Natur sollen die Teilnehmenden anhand von STEP OUT erleben, dass Glaube nicht nur kognitiv, sondern ganzheitlich ist.
Gemeinsam unterwegs
Die Leserinnen und Leser erwartet mit STEP OUT ein Praxisbuch, das die drei Bände der Reihe „Sinn gesucht – Gott erfahren“ überaus wertvoll ergänzt. Das Autorenteam greift in sieben Einheiten jeweils eine Facette aus dem Leben des Jüngers Petrus auf und entwickelt einen aktuellen Glaubenskurs für Jugendliche und Junge Erwachsene. Die Beschreibung ist praxisnah und lädt zur Umsetzung ein. Auf neuen Wegen eröffnen sich somit hervorragende Zugänge zu christlichen Glaubensinhalten. Ermutigend für die Umsetzung des Glaubenskurses ist dabei der Wunsch des Autorenteams, dem Heiligen Geist Raum zu geben und mit seinem Wirken zu rechnen.
Jörg Wiedmayer Diakon, Erlebnispädagoge be®, Fachausschuss Erlebnispädagogik im EJW
Titel
Impressum
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Verzeichnis einzelner Bausteine
Einführung
Einführung in STEP OUT
Einführung in die Erlebnispädagogik
Hinweise zur Sicherheit
Praktische Hinweise zur Durchführung
STEP OUT in Gemeinde- und Jugendarbeit
Einheit 1
Loslassen – Aufbrechen und Gott entdecken
Einheit 2
Identität – Wie Gott dich sieht
Einheit 3
Vertrauen – Auf Gott kannst du dich verlassen
Einheit 4
Neuanfang – Gott nimmt uns an
Einheit 5
Gebet – Die Verbindung halten
Einheit 6
Heiliger Geist – Gott bleibt da
Einheit 7
Gemeinschaft – Glaube braucht Beziehungen
Anhang
Empfohlene Literatur
Autorenteam
Nachwort
Die Warm-ups, Übungen und Aktionen sind in der Regel allein, ohne das komplette Programm, durchführbar. Einzelne Übungen und Aktionen sind allerdings zur Durchführung mit anderen Inhalten verknüpft. Diese sind mit einem * gekennzeichnet.
Warm-up
Dauer(min)
Gelände
Einheit
Gordischer Knoten
10
kein bestimmtes
Einheit 6
Lügenwappen
30–45
kein bestimmtes
Einheit 1
Namensduell
10
kein bestimmtes
Einheit 2
Rush Hour
5–10
freie Fläche, mind. 10 x 20 m
Einheit 4
Standhalten
5–10
ebene Wiese/Freifläche
Einheit 5
Systemisches Kreisen
5
kein bestimmtes
Einheit 3
Übung
Dauer(min)
Gelände
Einheit
Das Netz
45–60
Wald
Einheit 7
Der Auftrag
70
3 verschiedene Plätze, die die drei Gruppen gegenseitig nicht sehen können
Einheit 2
Der Schafstall
20
Wiese/Freifläche mit möglichst wenig „Stolperfallen“
Einheit 5
Der Wanderer
20–30
kein bestimmtes
Einheit 1
Die Mausefallen
45
Platz, der von den Teilnehmenden noch nicht gesehen wird
Einheit 3
Die Murmelbahn
60
Platz mit Gefälle
Einheit 5
Es ist offensichtlich, dass du …
15
kein bestimmtes
Einheit 2
Es ist offensichtlich, dass Jesus …*
20
kein bestimmtes
Einheit 2
Fischzucht
60
4 sicht- und hörbar abgetrennte Orte
Einheit 4
Gratwanderung
30
Platz mit zwei Bäumen, zwischen denen eine Slackline gespannt werden kann
Einheit 3
Kreis des Vertrauens
20–30
kein bestimmtes
Einheit 1
Schneller Ball
15–20
kein bestimmtes
Einheit 1
Wellen des Vertrauens
15
Platz mit guter Bodenbeschaffenheit ohne „Stolperfallen“
Einheit 3
Aktion
Dauer(min)
Gelände
Einheit
Biwak-Bau*
60
steinfreie Fläche zwischen zwei lebenden Bäumen
Einheit 6
Geländespaziergang
15
abgegrenzter Bereich
Einheit 2
Geländespiel
30
sehr großes Gelände
Einheit 4
Knotenkunde für den Biwak-Bau*
45
kein bestimmtes
Einheit 6
Land-Art
45
Wald/Naturraum, der vielfältiges Naturmaterial bietet
Einheit 5
Lonely Night*
1 Nacht
zuvor gewählter Schlafplatz mit aufgebautem Biwak
Einheit 6
Nachtwanderung
30
möglichst dunkle Strecke, Ende an der Lagerfeuerstelle
Einheit 6
Orientierungslauf 1
30
Wald
Einheit 6
Orientierungslauf 2
120
großes Gebiet
Einheit 6
Vergebung und Kreuz*
15
Lagerfeuerstelle
Einheit 4
Raus ins Freie, raus aus der eigenen Komfortzone und raus aus gewohnten Denkmustern und Vorstellungen von Glauben – um all das geht es bei „Sinn gesucht – Gott erfahren. STEP OUT“.
STEP OUT ist ein erlebnispädagogisches Programm, das Jugendlichen und Jungen Erwachsenen helfen soll, Glaube (neu) zu entdecken und Erfahrungen zu machen, die die eigene Sichtweise verändern können. Das Erleben steht dabei im Vordergrund. Glaube soll nicht nur kognitiv erfasst werden, es soll nicht nur darüber geredet, sondern er soll erlebt und erfahren werden, damit junge Menschen prüfen können, ob der Glaube im eigenen Leben tragfähig ist. STEP OUT ist eine Einladung, sich für eine Zeit lang den Fragen des Glaubens im eigenen Leben zu stellen und dabei vielleicht Gott zu entdecken. Mithilfe von erlebnispädagogischen Übungen, Reflexionen, kurzen und prägnanten Inputs, Aktivitäten und Gemeinschaft kann erlebt und ausprobiert werden, wie Glaube sein kann. Dazu geht es konsequent raus: Unter freiem Himmel, mitten in Gottes Schöpfung, lässt sich frei denken, können Klischees von muffigen Gemeinderäumen relativiert werden und es kann eine Atmosphäre entstehen, die einlädt, mutig zu entdecken.
Thematisiert werden zentrale Themen des christlichen Glaubens, immer bezogen auf das eigene Leben. STEP OUT orientiert sich dabei in der Hauptsache am Leben von Petrus, dem Jünger Jesu. Das Neue Testament berichtet an vielen Stellen, dass Petrus Glauben praktisch erfahren hat, z. B. als er mitten in den Wellen auf dem See Genezareth stand und wie Jesus auf dem Wasser laufen wollte. Jesus hat ihn seine Erfahrungen immer wieder reflektieren und eigene Konsequenzen daraus ziehen lassen.
Jesus selbst war ein hervorragender Erlebnispädagoge und lehrte seine Jünger, indem er sie immer wieder an Grenzen führte und sie Dinge ausprobieren ließ. Sie erlebten mit Jesus viele Situationen, in denen sie Vertrauen, Gemeinschaft und eine Menge ermutigende Erfahrungen machten, aber auch immer wieder Scheitern und Hilflosigkeit erfuhren. Petrus war einer der engsten Jünger Jesu und hat viele solcher Erfahrungen machen können. Dabei stand er häufig vor Herausforderungen, die ihn jedoch immer wieder im Glauben wachsen ließen.
Diesen Spuren folgt STEP OUT und möchte Jugendliche und Junge Erwachsene behutsam an Grenzen und zu Herausforderungen führen, die helfen können, von Jesus zu lernen, was es heißt, zu glauben. Dabei verfolgt STEP OUT folgende Ziele:
Jugendliche und Junge Erwachsene sollen die Chance bekommen, den christlichen Glauben kennenzulernen, Gott zu erfahren und zu prüfen, ob Glaube tragfähig für das eigene Leben ist.Sie sollen dabei erleben, dass Glaube nicht nur kognitiv, sondern ganzheitlich ist, dass er Kopf, Herz und Körper gleichermaßen betrifft.In einer verbindlichen Gemeinschaft, die Sicherheit gibt, sollen sie sich Herausforderungen und damit auch ihren Lebensfragen stellen. Erfahrungen, die die eigenen Grenzen erweitern, sollen ihre Persönlichkeit reifen lassen und ihnen helfen, gestärkt durchs Leben zu gehen.STEP OUT möchte Fragen stellen und jungen Menschen helfen, sie für sich zu beantworten. Mit Impulsen, eigenen Standpunkten und biblischen Geschichten möchte STEP OUT Hilfestellungen dabei geben. Die Überzeugung dahinter ist jedoch, dass nur die Antworten, die Menschen selbst auf ihre Fragen gefunden haben, wirklich tragfähig sind. Das gilt auch für den Glauben. Ja, STEP OUT möchte zum Glauben einladen, aber Glauben entstehen lassen kann kein Programm der Welt. Glaube entsteht in der Begegnung zwischen Gott und Mensch. In diesem Bewusstsein möchte das Programm viele Erfahrungsräume schaffen, die eine solche Begegnung ermöglichen. Und es sollen Räume entstehen, in denen das Erlebte ausgesprochen und reflektiert werden kann. In all dem rechnet STEP OUT mit dem Wirken des Heiligen Geistes, der uns verheißen ist. In diesem Sinne steckt hinter STEP OUT keine festgelegte theologische Position.1 Es geht nicht um eine bestimmte Art und Weise des Glaubens, sondern es geht darum, jungen Menschen selbst Verantwortung für das Leben und den eigenen Glauben zu geben und sie dabei zu begleiten – auch mit theologischen Positionen. Diese Haltung steht bei dem gesamten Programm immer im Vordergrund.
STEP OUT baut gleichzeitig auf den Grundannahmen der Erlebnispädagogik im christlichen Kontext auf. Das Konzept der Erlebnispädagogik im christlichen Kontext geht davon aus, dass erlebnispädagogische Übungen das Potenzial haben, für religiöses Lernen und die Entwicklung eines persönlichen Glaubens an Gott Räume zu schaffen, die solche Prozesse initiieren. Darüber hinaus möchte die Erlebnispädagogik soziales, persönlichkeitsbildendes, aber auch motorisches und ökologisches Lernen ermöglichen. Auch das spielt in STEP OUT eine Rolle.
Deswegen gehört STEP OUT auch zu der Reihe „Sinn gesucht – Gott erfahren“, in der bereits drei Bände zum Thema Erlebnispädagogik im christlichen Kontext erschienen sind:
Sinn gesucht – Gott erfahren. Erlebnispädagogik im christlichen Kontext, Band 1, buch+musik, Stuttgart 42019Sinn gesucht – Gott erfahren. Erlebnispädagogik im christlichen Kontext, Band 2, buch+musik, Stuttgart 32019Sinn gesucht – Gott erfahren. Erlebnispädagogik in zeitbegrenzten Räumen mit christlichem Kontext, buch+musik, Stuttgart 2018STEP OUT richtet sich an Jugendliche und Junge Erwachsene, schwerpunktmäßig zwischen sechzehn und fünfundzwanzig Jahren. Unter bestimmten Voraussetzungen (Erfahrung der Mitarbeitenden, Dynamik der Gruppe) können einzelne Elemente auch mit jüngeren Jugendlichen durchgeführt werden. Dazu kann es notwendig sein, dass Veränderungen am Ablauf und einigen Methoden vorgenommen werden müssen. In solchen Fällen sollte vorher eine intensivere Vorbereitung stattfinden, wobei das Programm ansonsten so konzipiert ist, dass man es ohne hohen inhaltlichen Vorbereitungsaufwand einfach nutzen kann.
STEP OUT hat insbesondere Jugendliche und Junge Erwachsene im Fokus, die bisher wenige (oder wenig gute) Erfahrungen mit dem christlichen Glauben gemacht haben. Aber auch für Leute, die Glauben neu und praktisch erfahren wollen, ist das Programm geeignet. Durch den niederschwelligen Zugang, da von den Methoden her wenig vorausgesetzt wird, kann STEP OUT junge Menschen aller Bildungsschichten ansprechen.
STEP OUT ist konzipiert für Gruppen zwischen acht und zwanzig Personen. Mit den entsprechenden Anpassungen können es evtl. auch mehr Teilnehmende sein. Es ist dann darauf zu achten, dass es ausreichend Möglichkeiten für den Aufbau von persönlichen Beziehungen und für den Austausch geben kann, z. B. kann bei einigen Übungen und Reflexionen die Gruppe geteilt werden.
Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. STEP OUT kann als alleinstehendes Programm mit vierzehntägigen Treffen durchgeführt werden, wofür es ursprünglich konzipiert wurde. Es kann aber genauso gut auf einer Freizeit, einem FSJ-Seminar oder im Rahmen bestehender Gruppen oder offener Angebote durchgeführt werden. Eine besondere Chance von STEP OUT liegt auch in der Initiierung von neuen Gruppen und Angeboten innerhalb der Jugendarbeit und der Junge Erwachsenen-Arbeit. Durch den niederschwelligen Zugang und die aktive und naturnahe Methodik können Jugendliche und Junge Erwachsene angesprochen werden, die sich sonst nicht in anderen Angeboten von Gemeinde und Jugendarbeit wiederfinden. STEP OUT kann der Startschuss sein, solche alternativen Angebote zu etablieren.2
STEP OUT ist als ein Programm aufgebaut, das davon ausgeht, dass die Einheiten in der aufgeführten Reihenfolge in einem bestimmten zeitlichen Abstand durchgeführt werden. Die Einheiten bauen in einer gewissen Art und Weise aufeinander auf. Trotzdem ist STEP OUT so konzipiert, dass die Einheiten, mit ggf. leichten Anpassungen, einzeln und alleinstehend durchgeführt werden können. (Eine Besonderheit sind hier die Einheiten 6 und 7, die als Wochenende gedacht sind.) Es ist also möglich, mit einer bestehenden Gruppe oder zu einem bestimmten Anlass eine Einheit von STEP OUT oder einzelne Bausteine (Übungen, Aktionen usw.) durchzuführen (s. „Verzeichnis einzelner Bausteine“).
Um junge Menschen aber auf dem Weg des Glaubens zu begleiten, braucht es Zeit, Beziehung und Kontinuität. Daher wird dieses Ziel nur erreicht werden können, wenn STEP OUT als Programm durchgeführt wird oder die einzelnen Einheiten in einen anderen Begleitprozess von jungen Menschen eingebunden sind. STEP OUT möchte deutlich mehr, als erlebnispädagogische Übungen mit einem christlichen Anstrich zu versehen. Daher ist es notwendig, konzeptionelle Überlegungen anzustellen, wenn einzelne Elemente aus dem Programm herausgenommen und alleinstehend durchgeführt werden. Wenn dies jedoch geschieht und einzelne Einheiten oder sogar nur Teile davon in einem anderen Kontext für eine Begleitung auf dem Glaubensweg von jungen Menschen eingesetzt werden, kann dafür STEP OUT eine gewinnbringende Fundgrube für die richtigen Bausteine sein.
Innerhalb des Programms bringt STEP OUT immer die Persönlichkeit der jungen Menschen mit einer Gruppen- oder Naturerfahrung und der biblischen Erfahrung in Verbindung. Die unterschiedlichen methodischen Schritte zielen dann auf jeweils einen oder mehrere dieser Bereiche ab bzw. bringen sie untereinander in Verbindung. Die Idee von STEP OUT ist dabei, dass gerade in der Verbindung der drei Bereiche ein Raum entsteht, in dem persönliches Wachstum geschehen und Glaube entdeckt werden kann. Bei Veränderungen innerhalb der Einheiten oder der Arbeit mit Teilausschnitten sollte also unbedingt darauf geachtet werden, dass alle drei Elemente immer vorkommen.
Grundsätzlich ist das Programm so aufgebaut, dass alle Übungen, Methoden, Impulse, Einführungen und Überleitungen fertig vorbereitet abgedruckt sind. An einigen Stellen sind die Mitarbeitenden aber aufgefordert, sich selbst einzubringen, wenn es z. B. darum geht, etwas aus dem eigenen Leben preiszugeben. Gleichzeitig kann es sehr sinnvoll sein, Impulse sowie z. B. Einführungen/Überleitungen zu einzelnen Übungen, Aktionen oder Reflexionen individuell anzupassen. STEP OUT ermutigt die Teilnehmenden, sich zu öffnen und sich auf den Weg einzulassen. Mitarbeitende, die sich auch persönlich einbringen, sind authentisch und helfen den Teilnehmenden dabei.
STEP OUT arbeitet stark mit erlebnispädagogischen Methoden. Auch wenn die Leitenden und Mitarbeitenden nicht selbst erlebnispädagogisch ausgebildet sein müssen und die Einheiten so erklärt sind, dass sie allgemeinverständlich sind, sollten die Verantwortlichen sich mit den Ideen der Erlebnispädagogik identifizieren können. Optimal ist es, wenn die Mitarbeitenden bereits eigene Erfahrungen mit solchen Methoden haben und selbst schon Teilnehmende an einem erlebnispädagogischen Programm waren. Im Rahmen der Vorbereitung könnte z. B. ein erlebnispädagogisches Teamtraining mit allen Beteiligten durchgeführt werden (s. Kap. „Was gibt es zusätzlich für STEP OUT? – Service“). Im folgenden Kapitel wird darüber hinaus eine kleine Einführung in das Konzept und die Ideen der Erlebnispädagogik gegeben.
1 Gleichzeitig ist der Autorin und den Autoren bewusst, dass die eigene Prägung sich natürlich immer in Ideen und Texten widerspiegelt.
2 Zur Nacharbeit und Nachhaltigkeit des Programms siehe Kapitel „STEP OUT in Gemeinde- und Jugendarbeit“.
„Erlebnispädagogik ist ein handlungsorientiertes Erziehungs- und Bildungskonzept. Physisch, psychisch und sozial herausfordernde, nicht alltägliche, erlebnisintensive Aktivitäten dienen als Medium zur Förderung ganzheitlicher Lern- und Entwicklungsprozesse. Ziel ist es, Menschen in ihrer Persönlichkeitsentfaltung zu unterstützen und zur verantwortlichen Mitwirkung in der Gesellschaft zu ermutigen.“3
Mit dieser Definition bringt Prof. Hartmut Paffrath die Chancen und Potenziale der Erlebnispädagogik auf den Punkt. Insbesondere die Ganzheitlichkeit und die Handlungsorientierung eröffnen (jungen) Menschen neue Zugänge zu sich sowie der Welt und stoßen wertvolle Entwicklungsprozesse an. Auch in der christlichen Jugendarbeit und der Junge Erwachsenen-Arbeit sollen sich Menschen persönlich und im Glauben weiterentwickeln. Damit die erlebnispädagogischen Aktivitäten ihre volle Wirkung entfalten können, braucht es Grundlagen und Rahmenbedingungen, die hier im Folgenden erläutert werden.
Die Grundprinzipien sind der Gradmesser jeder erlebnispädagogischen Aktivität. Die konsequente Anwendung dieser Strukturmerkmale schafft beste Voraussetzungen für ganzheitliches Lernen in erlebnispädagogischen Settings.
Handlungsorientierung: Bei den Aktivitäten steht immer eine Herausforderung im Zentrum, die eine Antwort sucht. In der Erlebnispädagogik besteht eine besondere Chance, inkongruente Verhältnisse anhand von konkretem Handeln und Verhalten bei Gruppen und Einzelpersonen thematisieren zu können.Freiwilligkeit: Die Teilnehmenden werden eingeladen und motiviert an den Aktivitäten teilzunehmen. Dennoch bestimmt jede/jeder den Grad ihrer/seiner Herausforderung selbst – mit der Konsequenz, dass Einzelne an Aktionen nicht teilnehmen. Nur ein möglichst freies Erleben kann seine ganze Lernwirkung entfalten.Der andere Ort / die Natur: In der Erlebnispädagogik werden wenig pädagogisch erschlossene Räume integriert. Diese können natürlich vorgegeben oder geschaffen werden. Oft ist dieser Erlebnisraum die freie Natur. Ein verantwortungsvolles Verhalten in und mit der Natur ist deshalb von großer Bedeutung.Erlebnis: Das Erlebnis ist wesentlicher Schlüssel zum Lernzuwachs. Dabei ist nicht in erster Linie die Dauer der Aktivität oder der Grad der Herausforderung entscheidend, sondern vielmehr sind es die Intensität und Qualität des Erlebnisses.Ganzheitlichkeit: Körper, Geist und Seele sollen gleichermaßen angesprochen werden. Damit soll eine Entwicklung in allen Dimensionen des Menschseins ermöglicht werden.Selbst- und Gruppenerfahrung: Die Erlebnispädagogik kann einen Beitrag zur Entwicklung der Persönlichkeit sowie zur Erweiterung des sozialen Handlungsrepertoires leisten. Der Ausgangspunkt für Selbst- und Gruppenerfahrungen ist eine authentische Situation mit Ernstcharakter. Sie wird allein und/oder mit der Gruppe erlebt, wahrgenommen, reflektiert und fordert und fördert konkrete Entscheidungen und Antworten. Alte Rollen können verlassen und neue erprobt werden.Erleben und darüber reden: „Wir sprechen erst dann von Erlebnispädagogik, wenn nachhaltig versucht wird, die Erlebnisse durch Reflexion und Transfer pädagogisch nutzbar zu machen.“4 So kann aus dem Erlebnis Neues gelernt und behalten werden.Sicherheit und Verantwortung: Zu jedem Zeitpunkt muss die Sicherheit der Teilnehmenden gewährleistet sein. Die Mitarbeitenden müssen sich dieser Verantwortung immer bewusst sein (s. Kap. „Hinweise zur Sicherheit“).Der von David Kolb 1984 entwickelte erlebnisorientierte Lernzyklus (Experiential Learning Cycle) ist ein Lernmodell, das in der Erlebnispädagogik viele Anknüpfungspunkte findet. Dieser Lernzyklus umfasst vier Schritte: die Konkrete Erfahrung (1), Beobachtung und Reflexion (2), Abstrakte Begriffsbildung (3) und Aktives Experimentieren (4).
Konkrete Erfahrung: Diese bildet häufig den Ausgangspunkt eines Lernprozesses. Diese Erfahrung besitzt in der Regel Echtcharakter, d. h. sie hat eine für die Lernenden beobachtbare Konsequenz zur Folge.Beobachtung und Reflexion: An dieser Stelle werden affektive und kognitive Erfahrungen miteinander in Verbindung gebracht, reflektiert und somit nochmals mental durchgespielt bzw. in einer gezielten Reflexion verbalisiert sowie in der Gruppe geteilt.Bildung abstrakter Begriffe: Der Reflexionsprozess mündet in die abstrakte Begriffsbildung, d. h. die konkrete Erfahrung nimmt Einfluss auf die Wissensstruktur der Lernenden. In diesem Schritt kommt es zu einer Generalisierung, bei der von der konkreten Erfahrung abstrahiert und ihr zugrundeliegende Prinzipien erkannt werden. Erst durch diesen Schritt werden die aus der Erfahrung gewonnenen Einsichten zu Wissen, das auf andere Situationen transferierbar ist.Aktives Experimentieren: Im vierten und letzten Schritt werden die Lernenden wieder zu Handelnden: Beim aktiven Experimentieren mit dem neu erworbenen Wissen versuchen sie sich in realen Situationen. Infolge dieses letzten Schrittes im Lernzyklus werden für die Lernenden wieder konkrete Erfahrungen möglich, ein weiterer Durchlauf kann beginnen.Da der Lernzyklus immer wieder durchlaufen wird, führt der dabei ablaufende Lernprozess, einer Spiralbewegung gleich, immer mehr in die Tiefe. Zu betonen ist, dass der Lernzyklus prinzipiell an jedem der vier Punkte beginnen kann. Also auch bei der Vermittlung abstrakter Begriffe (z. B. Theorien), die durch aktives Experimentieren in der Praxis erprobt und für die Lernenden konkret erlebbar werden.
Erlebnispädagogische Aktivitäten können diesen Zyklus initiieren oder an einem der folgenden Schritte wertvolle Impulse geben. Teilnehmende machen Erlebnisse, durch die bisherige Erfahrungen infrage gestellt werden, was dazu führen kann, dass sie herausgefordert werden, Veränderungen vorzunehmen. Damit es nicht beim bloßen Erlebnis bleibt, kommt der anschließenden Reflexion eine große Bedeutung zu. In ihr werden die Erlebnisse bewusst aufgegriffen und der Lernprozess weitergeführt. Mit diesem Modell werden Prozesse der Persönlichkeitsentwicklung ebenso abgebildet, wie auch das persönliche Wachstum im christlichen Glauben.
Im Kontext von christlicher Jugendarbeit wird gern von einer christlichen Erlebnispädagogik gesprochen. Ein solcher Terminus ist unserer Ansicht nach nicht ganz passend, da die Erlebnispädagogik eine Handlungsweise ist, die an sich weder christlich noch nicht christlich ist. Viel lieber sprechen wir daher von einer Erlebnispädagogik im christlichen Kontext. Der Fachausschuss Erlebnispädagogik des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg (EJW) hat hierzu ein sehr nachvollziehbares und praxistaugliches Modell entwickelt, das im Folgenden kurz skizziert wird.5
In erlebnispädagogischen Aktivitäten erleben die Teilnehmenden etwas und machen unterschiedliche Erfahrungen. Diese sind sehr individuell und kaum steuerbar. Das Modell der Erlebnispädagogik im christlichen Kontext differenziert hier in drei Erfahrungsdimensionen. In der sich anschließenden Reflexion werden eine oder mehrere dieser Erfahrungsdimensionen aufgegriffen:
Die Dimension der menschlichen und zwischenmenschlichen Erfahrung: In dieser Dimension steht das konkrete Verhalten und Empfinden der Teilnehmenden im Vordergrund. Die Fragen und Methoden der Reflexion fokussieren die zwischenmenschlichen Dynamiken der Aktivität. Ziele können die Stärkung der Gruppe, die Persönlichkeitsentwicklung oder positive Verhaltensänderungen sein.Die Dimension der spirituellen Erfahrung: Diese Ebene geht über die zwischenmenschliche Interaktion hinaus und führt zu Fragen, die das Menschsein, den tieferen Sinn des Lebens berühren. Als Christinnen und Christen können wir tragfähige Antworten anbieten, dennoch geht es nicht in erster Linie darum, diese Dimension nur aus christlicher Perspektive zu betrachten. Vielmehr soll Raum dafür sein, dass Teilnehmende ihre fundamentalen Fragen und Ansichten über sich und das Leben zum Ausdruck und ins Gespräch bringen können.Die Dimension der christlichen Glaubenserfahrung: Diese dritte Dimension schließt direkt an die zweite Ebene an bzw. sind die Übergänge teilweise fließend. Denn nun wird der christliche Glaube gezielt ins Gespräch gebracht. Dabei reflektieren und vertiefen Teilnehmende den bereits bestehenden persönlichen Glauben. Ebenso können aber auch Impulse gegeben werden, die eine erste Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben anregen.