Spiel: Sprache des Herzens - Susanne Stöcklin-Meier - E-Book

Spiel: Sprache des Herzens E-Book

Susanne Stöcklin-Meier

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  • Herausgeber: Kösel
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2010
Beschreibung

Die große Spielpädagogin Susanne Stöcklin-Meier gibt hier ihr ganzes Wissen und ihre immense Erfahrung zum Thema Kinderspiel in seiner zauberhaften Vielfalt weiter. Ein Buch zum Entdecken und Wiederentdecken, zum Schmökern und Verschenken, zum Ausprobieren und Mitspielen. In einer Zeit, in der Kinder immer öfter vor Bildschirmen »geparkt« werden, gehört es in die Hand aller Eltern und aller Erzieherinnen – damit Kinder auch weiterhin spielend die Welt erobern können.

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Seitenzahl: 237

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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Werteentwicklung im Kinderspiel
Kinder erfahren und entwickeln Werte im Spiel
Wie verhalten sich spielfreudige Eltern?
Kinder brauchen auch Zeug zum Spielen
Kinder lernen durch Nachahmung
Spielen im ersten Lebensjahr
Das Baby ist da
Schauen und Horchen
Krabbeln, Schieben, Nachziehen
Die ersten Bilderbücher
Bewegungsspiele in der Wohnung
Spielsachen zum Liebhaben
Spielen im Sand
Der Sandkasten und sein Standort
Spielen mit Wasser
Wenn Planschen und Spritzen erlaubt sind
Lebensraum Wasser
Spiele im Freien
Kinder erleben und spüren den Wald
Ein Nachmittag in der Waldspielgruppe
Ballspiele
Bälle zum Rollen, Werfen und Fangen
Spielimpulse für einfache Ballspiele
Murmeln sind eine runde Sache
Kugelbahnen in allen Farben und Formen
Wurf- und Rolltechniken
Das »Kleine-Welt-Spiel«
Auch ich bin groß
Das Angebot ist riesig
Was beim Kauf zu beachten ist
»Kleine-Welt-Spielzeug« aus Holz
Familienspiel im Puppenhaus
Rund um den Bauernhof
Ostheimer Tierfamilien
Figuren für die »Kleine Welt«
»Kleine-Welt-Spielzeug« aus Kunststoff
Bauen und Konstruieren
Die Bedeutung des Bauens für Kinder
Rollenspiel
Kaspertheater
Bedeutung für das Kind
Aus dem Familien-und Kindergartenalltag
Vom Sinn der Kreisspiele
Abzählreime
Abzählreime werden im Kreis gespielt
»Eins, zwei, drei«: Abzählverse mit Zahlen
Singtänze verlocken zur Bewegung
Hochzeitsreigen sind beliebt bei Mädchen
Nachahmungsspiele fördern die Reaktion
Nachahmungsspiel mit Vortänzer
Fangspiele im Kreis
Fangspiele mit Platzwechsel
Brückenspiele
Was Pädagogen zum Kreisspiel sagen
Spiele für den Ferienkoffer
Gesellschaftsspiele
Spielpädagogische Aspekte
»Lernspiele«
Kartenspiele
Würfelspiele und Wettrennspiele
Brettspiele
Denk- und Geschicklichkeitsspiele
Puzzles
Bilderwürfel
Kreisel und »Jo-Jo«
Labyrinth, Flohspiel und Mikado
Sprachspiele
Wiederholung ist das A und O
Das Geheimnis einer guten Spracherziehung
Sprachprobleme und fremdsprachige Kinder
Mundart und Hochsprache
Das goldene Zeitalter der Spielverse
Schlaflieder und Trostverse
Segenswünsche und Gebete
Kauderwelsch klingt spannend!
Kniereiter
Nonsens
Malverse
Fingerverse
Hand-Spiel-Geschichten
Freche Verse
Klatschen und Patschen
Im Gänsemarsch und Hexenschritt
Falten und Spielen
Einkaufsnetz und Postkartenschachtel
Origami, Fröbel und Falten heute
Was löst das Weitergeben von Faltformen aus?
Intelligent durch geschickte Finger
Aus dem Quadrat
Hüte aus Papier
Beim Einkaufen
Zeichnen und Malen
Sichtbare Spuren
Kritzelphase
Vom »Kopffüßler« zum Strichmännchen
Zwischen Himmel und Erde
Größenverhältnisse
Familienbilder
»Röntgenbilder«
Sprechen und Spontangesang beim Malen
Wasserfarben ab wann?
Gestalten mit Material
Spielanregungen zum Gestalten mit Material
Vom Spiel der Farben
Farbwahrnehmung bei Kindern
Was können Farben bewirken?
Das Spiel mit Licht und Energie
Spielanregungen
Tanz der Farben
Mandala malen
Mit Fantasiereisen zu inneren Bildern
Rot tanzt mit uns im Kreise
Orange ist Freude und Kreativität
Gelb strahlt wie die Sonne
Grün bringt Entspannung
Blau hilft beim Träumen
Violett ist Würde
Hilfe für die magischen Jahre
Was sehen und erleben Kinder anders?
»Hör auf mit den Lügen!«
Ist Fantasie gefährlich?
Unsichtbare Freunde
In der Zwergenschule
Von Engeln und Schutzengeln
Wenn der Schutzengel spricht
Osterhase und St. Nikolaus
Die Welt der Märchen
Seelennahrung für Groß und Klein
Märchenhafte Lebenshilfe
Warum brauchen Kinder Märchen?
Wissenswertes für die Erzählpraxis
So werden Märchen lebendiger
»Spieglein, Spieglein an der Wand«
Märchen immer von Anfang bis Ende erzählen
Das »Grausame« und »Böse« im Märchen
Gegensätze fördern das Verstehen
Reaktionen der Zuhörer beobachten
Kinder und religiöse Geschichten
Kinderbibeln und Bilderbücher
Sprechen mit Gott
Rituale im Kinderalltag
Rituale regeln das soziale Miteinander
Weder stur noch veraltet
Was bewirkt die Wertehaltung der Eltern?
Rituale im Familienalltag
Mit Kindern spielerisch Werte entdecken
Die goldene Regel
Die fünf großen menschlichen Werte
Computerspiele Fernsehen & Co.
Medienerziehung: Was zu beachten ist
Förderspiele am Bildschirm?
Kinder sehen anders
Kein mediendominanter Tagesablauf
Wie viel Medienkonsum darf es sein?
Machen Fernsehen und Computerspiele gewalttätig?
Geschenkratgeber
Anstelle eines Nachworts
Buchempfehlungen
Quellenangaben
Copyright
Vorwort
Gedanken zum Kinderspiel
In meinem Jubeljahr, es ist das Siebzigste, kann ich auf über dreißig Jahre Sammeln von Versen, Kinderspielen, Märchen und Ideen zur Werteerziehung zurückblicken.
Schreiben, Spielen, Sprechen und Bewegung, das waren und sind meine großen Anliegen. Mich erfüllt große Dankbarkeit und Liebe zu den Menschen dieser Erde. Der köstlichste Entwicklungsabschnitt des kleinen Erdenbürgers liegt für mich zwischen dem Babyalter und dem Beginn der Grundschulzeit. Das Spiel ist die Lebensform des Kindes und gleichzeitig die Sprache seines Herzens. Es freut mich, dass meine Arbeit Kindern, Eltern und Erziehenden im In-und Ausland unzählige Anstöße für glückliche, spannende und geheimnisvolle Spielstunden gegeben hat und gibt.
Seit vielen Jahren befasse ich mich intensiv mit dem Thema Kinderspiel. Ich habe Kreisspiele und Kinderverse gesammelt, Spiele mit Papier und Tüchern zusammengetragen sowie einfache Spiele mit Blumen, Blättern und Gräsern oder Spiele für Geburtstagsfeste und kleine Patienten. In den letzten Jahren haben mich Spiele mit Farben, Märchen und Werten besonders interessiert. Durch das Spielen mit Kindern, Eltern und Lehrkräften, das Leiten von Fortbildungskursen und Spielseminaren bekomme ich immer wieder Material für meine Spiel- und Volksgutsammlung. Diese Impulse aus der Praxis geben mir konkrete Anregungen für meine Bücher.
In diesem Buch Spiel: Sprache des Herzens möchte ich mein Wissen und meine Erfahrung zum Thema Kinderspiel in seiner ganzen wunderbaren Vielfalt weitergeben und zusammenfassen. Ich wünsche allen Eltern, Großeltern und Erziehenden viel Freude beim Lesen und vor allem beim Spielen mit ihren Kindern. Möge das Verständnis für die spielerische Sprache des Herzens wachsen und gedeihen, zum Wohle der Kinder und zur Freude der Erwachsenen.

Spiel ist die Lebensform des Kindes

In den letzten Jahren bin ich immer wieder auf Klagen gestoßen wie: Unsere Kinder können nicht mehr schön und ausdauernd spielen. Sie räumen alles aus, verstreuen es und lassen es gelangweilt liegen. Das Aufräumen wird zum täglichen Kampf. Das Spielzeugangebot in den Geschäften ist zu groß, man weiß nicht mehr, was man kaufen soll. Was ist zu beachten?
Ein Kind spielt in seinen ersten sechs Lebensjahren rund fünfzehntausend Stunden. Es lernt die Welt spielend kennen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir dem Kinderspiel wohlwollende Beachtung entgegenbringen. Kinder brauchen genügend Zeit, viel Platz, gutes Spielzeug, Zeug zum Spielen und andere Kinder zum Mitspielen.
Besonders in der heutigen Zeit, in der Kinder immer früher immer mehr Zeit vor Bildschirmen aller Art verbringen, sollten wir Raum, Zeit und Motivation schaffen für kreatives, selbstbestimmtes Spiel, in dem Kinder eigene Welten erschaffen und reale Erfahrungen machen – nicht virtuelle. Bei allen gut gemeinten Wünschen, Kindern schon früh Medienkompetenz zu vermitteln, und bei allen vollmundigen Werbebotschaften von Herstellern digitaler Medien und Computerspiele: Das »ganz normale« Spielen, das »altmodische« und »traditionelle« Spiel mit anderen bietet Kindern Erlebnismöglichkeiten und Erfahrungswelten, die weit vielfältiger, komplexer und förderlicher sind.

Spielen ist nie nur Zeitvertreib

Für Erwachsene ist die Kindheit oft ein fremdes Land. Der Schlüssel dazu ist das kindliche Spiel. Spielen heißt Freude, Geborgenheit, Zuwendung und Lernhilfe. Spielen bedeutet zunächst einmal erforschen, untersuchen, die Welt mit allen fünf Sinnen erfassen. Spiel ist Abenteuer, Glück und Unglück. Bewegungsfreude gehört genauso dazu wie Ausdauer, Sprache und Fantasie. Zudem trainieren Kinder dabei alle Muskeln von Kopf bis Fuß.
Werteentwicklung im Kinderspiel
Kinder entwickeln und erproben im Spiel: Spielregeln einhalten, mit Anstand gewinnen und verlieren, gemeinsam Probleme lösen, Konfliktfähigkeit, ausprobieren, wiederholen, üben, Varianten erfinden, Experimentierfreude ausleben, Freundschaften pflegen, zusammen Spaß haben, mit Regeln kämpfen und raufen, in verschiedene Rollen schlüpfen, Beweglichkeit und Koordination entfalten, das Gedächtnis trainieren, Achtung vor der Natur, Verantwortungs- und Glücksfähigkeit, Geduld, Hilfsbereitschaft, Ausdauer, Mut, Gewaltlosigkeit und Toleranz. Sie lernen, führen und geführt werden und Brücken vom Ich zum Du zum Wir zu bauen.
Ich werde oft gefragt: »Was haben Werte mit Spielen zu tun?« Da kann ich nur antworten: »Sehr viel!« Im Kinderspiel werden alle Bewegungen, Fähigkeiten, Sinne und die Sprache trainiert. Im Spiel liegt die Grundlage zur menschlichen Entwicklung. Auch soziale Umgangsformen werden im Kinderspiel eingeübt. Und weil echtes Kinderspiel spontan geschieht, mit Gefühlen verknüpft ist und immer wieder wiederholt wird, bleibt das Gelernte im Gehirn haften. Wir nehmen unsere eingeübten Muster mit ins Leben. Und wenn man sie später verändern will, braucht es bewusste Arbeit an sich selbst.

Kinder erfahren und entwickeln Werte im Spiel

Genauso wie mit dem Spiel verhält es sich mit den Werten: Auch sie entstehen ganz natürlich, spielerisch und nebenbei. Kinder erleben sie in der Familie, im Kindergarten, unter anderen Kindern, allein, zu zweit und in der Gruppe. Im Spiel erfahren sie Werte durch Beobachten, Nachahmen und eigenes Tun. Hier ein paar grundlegende Werte, die sie unbewusst im Kinderspiel erfahren können:
• Die bedingungslose Liebe der Eltern gibt ihnen Mut, Kraft und Selbstvertrauen.
• Wer geliebt wird, kann Liebe weitergeben an Eltern, Geschwister, Tiere, Spielsachen und Pflanzen.
• Nur wer selber genug hat, kann teilen!
• Durch gemeinsames Spiel entstehen Freundschaften, manchmal finden sich sogar Freunde fürs Leben!
• Echtes Lob motiviert.
• Unterscheiden zwischen »mein« und »dein«.
• Im Spiel Entscheidungen treffen.
• Wahrheit und Lüge erkennen.
• Streit und Versöhnung verstehen und leben.
• Den Unterschied von Langeweile und schöpferischer Kraft fühlen und praktizieren.
• Spielregeln einhalten oder neue aushandeln.
• Durch die Motivation und Faszination des Endproduktes beim Basteln und Gestalten, Ausdauer entwickeln und exaktes »Arbeiten« üben.
• Die Frustrationstoleranzgrenze erweitern.
• Sachgerechten Umgang mit Material lernen.
• Klar und eindeutig ausdrücken können, was man will und was nicht!
• Gefühle erkennen, leben, in Sprache fassen.
• Mit Anstand gewinnen oder verlieren.
• Sich in einem gemeinsam abgesteckten Rahmen einfügen und Regeln einhalten.
• Achtsam mit der Natur umgehen.
• Die »goldene Regel« befolgen: »Was du nicht willst, das man dir tut, das tu auch keinem anderen!«
Weil Kinderspiel und Werte sich so wunderbar ergänzen, finden Sie zu jedem Kapitel eine kurze Einführung, die auf den Punkt bringt, was Kinder gerade bei dieser bestimmten Art von Spiel erleben und entwickeln.

Wie verhalten sich spielfreudige Eltern?

Kinder fordern uns heraus, gemeinsam täglich neue Situationen zu erleben. Eine strikte Regel, wie sich Eltern im Idealfall benehmen, gibt es nicht. Doch Kinder erhalten Erwachsene mit ihren oft verblüffenden Spielideen jung und dynamisch!
Das spielende Kind ist gleichzeitig tätig und von Erlebnissen erfüllt. Die Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit ist ihm noch fremd. Zumeist ist das Spiel des Kindes nicht von einem Ziel bestimmt; auch dort, wo es ein Ziel kennt, sind die Vorgänge beim Spielen ebenso wichtig wie das Ziel.
Im Spielen setzt das Kind alle seine Kräfte des Fühlens, Wollens und Denkens ein. Es ist mit Ernst und Konzentration beim Spielen. Spiel und Ernst sind wie Tun und Erleben für das Kind, in seiner Wahrnehmung handelt es sich nicht um einander abwechselnde Gegensätze.
Zum Spielen braucht das Kind all seine Wahrnehmungs-und Bewegungsmöglichkeiten, seine Intelligenz und seine Vorstellungskraft. Ob es nach seiner Fantasie gestaltet oder sich in Rollen der Erwachsenen hineinversetzt, bisweilen lässt das Kind durchblicken, dass es zwischen seinem Spiel und der Alltagswelt der Erwachsenen wohl zu unterscheiden weiß. Wenn wir Mitleid mit seiner Puppe zeigen, die sich im Spiel vielleicht verletzt hat, so kann es uns überrascht ansehen und sagen: »Es ist doch nur Spiel!« Zum Spielen gehört diese Gleichzeitigkeit der Fantasiewelt und der Erwachsenenrealität.
Im Spiel wird Erlebtes gestaltet, auch Entwicklungsschwierigkeiten und seelische Konflikte werden dabei verarbeitet. Das Kind schimpft zum Beispiel mit der Puppe, singt sie in den Schlaf oder lässt Playmobilfiguren streiten und kämpfen.
Gleichzeitig wird das Zukünftige, auf das hin sich das Kind entwickelt, wie die Tätigkeiten des Erwachsenen, vorweggenommen. Es wischt Staub, kocht Spaghetti, füttert die Schweine, spricht ins Handy und fährt mit dem Auto...
Einfallsreichtum und Spontaneität gehören zum Spiel, wie etwa Höhlen bauen mit Schachteln und Tüchern oder sich Verkleiden und in verschiedene Rollen schlüpfen. Zum Spielen des Kindes gehört aber auch das Einhalten bestimmter Ordnungen und Regeln. Denken wir nur an Hüpfspiele, eine Perlenkette auffädeln, an das Papierfalten oder das exakte Ausmalen eines farbigen Mandalas.
Individualität und Gemeinschaftlichkeit werden im Spiel beide gefördert; es ist geprägt von der einmaligen Persönlichkeit des Kindes und von der Gesellschaft, von der Familie, von ihren Traditionen und Normen. Jedes Kind hat seine individuellen Vorlieben im Spiel, das eine spielt phasenweise nur mit Puppen, zieht sie ständig an und aus. Ein anders Kind spielt stundenlang Puzzles. Die Gemeinschaftlichkeit entwickelt das eine beim Tanzen und das andere im täglichen Rollenspiel.
Zum Spielen braucht das Kind entsprechenden Raum im Haus und in der Umgebung; es braucht dazu Zeit und Ruhe; es braucht andere Kinder und Material. Das kindliche Spiel ist mit erzieherischem Zwang unvereinbar. Spielen ist eine dem Kind eigene Form zu leben.
Um glücklich zu sein, brauchen Kinder eine Atmosphäre, in der sie sich wohl fühlen können, und Eltern, die sie lieben und anerkennen. Aus dieser Geborgenheit wächst das Vertrauen der Kinder in ihr eigenes Können. Darum sollten wir Kinder nicht ständig kritisieren und verbessern. Auch übertriebenes Loben kann schädlich sein. Für die Kinder ist ein ernsthaftes, ehrliches Interesse an ihrem Spiel am besten. Lassen wir die Kinder immer wieder selber ausprobieren! Nur so können sie eigene Fähigkeiten entwickeln und selber Lösungen finden.
Am liebsten halten sich kleine Kinder in der Nähe der Mutter auf. Darum sollte ihr Spielplatz zuerst immer in Sichtweite sein, später genügt Rufweite.
Ein Kind, das ausdauernd spielen kann, wird sich später auch in eine Arbeit vertiefen können. Kinder sind leicht ablenkbar. Freuen wir uns, wenn sie versunken spielen, und stören wir sie so wenig wie möglich! Machen wir uns zur Grundregel: Solange Kinder eigene Spielideen haben, unterbrechen wir sie wenn möglich nicht!

Kinder brauchen auch Zeug zum Spielen

Kinder brauchen für ihr Spiel nicht immer Spielzeug. Oft verwenden sie auch »Zeug zum Spielen«. Kinder sind von Natur aus »Sachensucher«. Sie suchen und finden Gelegenheitsspielzeug wie Schnüre, Wäscheklammern, Tücher, Schachteln und Papier, Haushaltsgegenstände. Gelegenheitsspielsachen müssen nicht von Dauer sein, sie werden ja vom Kind nur von Fall zu Fall mit ins Spiel einbezogen.
Dauerspielzeug wie Puppen, Eisenbahnen oder Konstruktionsmaterial sollte von guter Qualität sein, denn es muss größere Belastungen aushalten. Als Grundregel gilt: Kinder sollten nicht viele, häufig wechselnde, dafür aber hochwertige Spielsachen besitzen. Darum ist es wichtig, dass wir jede Spielzeugwahl bewusst treffen. Sie muss auf jeden Fall dem Alter und dem Interesse des Kindes entsprechen. Selbstgemachtes Spielzeug lieben Kinder oft noch mehr als gekauftes. Gekauftes Spielzeug lässt sich für die Kinder aufwerten, indem wir dazu noch eigene Sachen beisteuern: Verkleidungskleider, Stöcklschuhe, alte Handtaschen, Tücher, Schachteln, Schnüre usw. Zu Holztieren bastelt der Vater mit den Kindern einen eigenen Stall. Die Puppe wird zu Weihnachten mit selbstgenähten oder gestrickten Kleidern neu eingekleidet.
Kinder brauchen nicht das ganze Jahr alles Spielzeug griffbereit zu haben. Lassen wir Spielzeug, das längere Zeit nicht benutzt wird, auf dem Dachboden oder im Keller verschwinden. Bei Langeweile, im Sommer, an Regentagen oder im Winter holen wir es wieder hervor. Dann ist es für die Kinder wie neu! Ich denke etwa an Sandspielzeug, Kasperfiguren, den Kaufladen, Konstruktionsmaterial, Puzzles usw.
Wir sollten uns täglich Zeit nehmen, mit den Kindern gemeinsam etwas zu tun: Fingerverse spielen, Lieder singen, Papierfalten, Erzählen, Bilderbücher anschauen, einen Bauernhof besuchen, Kastanien sammeln, ein Schaufenster anschauen, eine Bahnfahrt oder einen Einkaufsbummel machen.

Kinder lernen durch Nachahmung

Kinder lernen vor allem durch das, was wir ihnen vorleben. Darum bereichert die Mithilfe im Haushalt oder im Garten das kindliche Spiel. Sie ahmen Mutter oder Vater nach beim Brotbacken, Kuchenteigrühren, Tischdecken, Katzefüttern, Wäschewaschen und -aufhängen, Blumengießen, Staubsaugen, Schuheputzen, Autofahren, Fußballspielen, Einkaufen oder Vögelfüttern usw.
Kinder brauchen andere Mädchen und Buben zum Spielen. Achten wir darauf, dass sie so oft wie möglich mit Spielgefährten zusammen sind. Auch wenn sich Erwachsene noch so »kindlich« verhalten, sie ersetzen einem spielenden Kind die mitspielenden Gefährten und Gefährtinnen nie!
Wir sollten die Spielsachen nicht in Mädchen- und Bubenspielzeug unterteilen und die Kinder damit in vorbestimmtes Rollenverhalten pressen, sondern ihnen das zum Spielen anbieten, was sie sich wünschen und was ihren momentanen Fähigkeiten entspricht.
Kleine Kinder unter drei Jahren sollte man nicht zwingen, ihre Spielsachen mit anderen zu teilen. Nur wer zuerst genug hat, kann später großzügig weitergeben und das Eigentum anderer respektieren. Lieblingsspielsachen gehören natürlich nicht zu dieser Kategorie, sie sollten dem jeweiligen Kind vorbehalten bleiben.
Leider sind die meisten Kinderzimmer heute sehr klein, und die Wohnungen bieten wenig Spielraum für die Kinder. Hinterhöfe, Gärten und Straßen zum Spielen sind rar geworden. Darum sollten wir den Kindern bewusst Platz zum Spiel einräumen. Auch wenn das die Küche, das Wohn-oder Elternschlafzimmer sein sollte. Kinder brauchen SpielPlatz, um sich entfalten zu können!
Immer dieses Aufräumen
Lassen wir das Aufräumen nicht täglich zu einem Drama werden. Ohne unsere Hilfe räumen Kinder ungern auf. Erwachsene prägen durch ihre eigene Stimmung das Aufräumklima! Zeitdruck und Gereiztheit übertragen sich belastend auf die Kinder. Nehmen wir das Aufräumen täglich als gute Übung für einen gesunden Ordnungssinn und als Gemeinschaftserlebnis! Hier ein paar bewährte Motivationsanregungen:
• Die Spielsachen unserer Kinder haben alle ihren bestimmten Platz: Die Puppen schlafen im Puppenwagen und ihre Kleider liegen in der Truhe. Die Bauklötze und die Eisenbahn sind in Aufbewahrungs-Boxen. Die Autos stehen auf dem Bücherregal usw.
• Wir singen beim Aufräumen, dann geht’s leichter, oder wir spielen »fleißige Ameisen«. Manche Kinder mögen »Einsammler« sein und legen alles, was auf dem Boden liegt, in eine Schachtel. Gemeinsam sortieren wir die Dinge in der Schachtel an den richtigen Ort.
• Die Motivation zum Aufräumen vergrößert sich, wenn die Kinder wissen, was sie anschließend erwartet: ein Spaziergang, Sirup, eine Geschichte, Betrachten eines Bilderbuches.
• In einer Kommode haben wir eventuell eine »Gerümpel-Schublade«, da kommen alle Kleinigkeiten hinein.
• Die kleinen Kostbarkeiten kann man auch in einem »Schatzkästchen« aufbewahren.
• Gesellschaftsspiele und Bilderbücher werden in einem separaten Schrank oder Regal aufbewahrt.
• Von der Baustelle räumen die Kinder alles mit dem Lastauto weg.
• Konstruktionen wie Höhlen, Türme, Eisenbahnanlage sollten Kinder mehrere Tage stehen lassen dürfen. Es genügt, wenn wir einmal in der Woche das Kinderzimmer gemeinsam gründlich aufräumen.
Spielen im ersten Lebensjahr
Kinder entwickeln dabei: das erste Lächeln, lutschen, schauen auf Gegenstände, hören, greifen, spielen mit Lauten, spielen mit Fingerchen und Zehen, die Freude an Zärtlichkeiten und Spielversen, sitzen, robben und kriechen, sich hochziehen zum Stehen. Mit den ersten Schritten ist die Babyzeit vorbei. Ein neuer Abschnitt beginnt. Kindliche Aktivität, Lebensfreude und Spiel bleiben!

Das Baby ist da

Es ist jedes Mal ein kleines Wunder, wenn ein so winziges Wesen geboren wird. Es liegt scheinbar hilflos in seinem Bettchen, und doch ist es schon der Mittelpunkt der Familie. Es atmet, trinkt und verdaut, wird gebadet, gewickelt, gewogen und bestaunt. Der wichtigste Kontakt jedes Neugeborenen zu seiner Umwelt besteht im Saugen. Es empfindet beim Saugen Wohlbehagen. Seine Fingerchen umklammern dabei die Finger der Mutter, als ob es sie festhalten möchte. Das Baby reagiert auf grelles Licht und laute Geräusche mit Stirnrunzeln, Blinzeln und Schreien. Normale Geräusche im Haus stören das Baby nicht.
Das erste Lächeln, mit etwa sechs Wochen, ist ein großer Augenblick für die Familie! Es beginnt ein freudiger Austausch zwischen dem Säugling und den Menschen seiner Umgebung. Sie beeinflussen sich gegenseitig. Das Baby reagiert auf den Klang von Mutters Stimme und das Erscheinen ihres Angesichts in seinem Gesichtsfeld. Es erkennt sogar ihren Geruch. Die herzlichen Reaktionen des Kindes, Lächeln, Bewegen von Armen und Beinen und später sein Plaudern und Jauchzen, Weinen oder Schreien, veranlassen die Eltern, sich noch näher mit ihm einzulassen. Körperwärme, Berührung und Zärtlichkeit sind lebensnotwendig für den Säugling. Dadurch entwickelt er Vertrauen in seine Umwelt und Geborgenheitsgefühle.
Der Pädagoge Friedrich Fröbel, der 1840 den ersten deutschen Kindergarten gründete, hat den Ausdruck der »nachschreitenden Erziehung« geprägt. Sie lässt sich schon im Säuglingsalter anwenden. Beim aufmerksamen Beobachten des Kleinen merken wir, wohin sein Blick schweift, was es interessiert, aktiv werden lässt und freudig erregt. Beobachtetes können wir spielerisch wiederholen, seien das nun Laute oder Bewegungen. Durch diesen Dialog von Aktion und Reaktion mit dem Baby entsteht eine harmonische Mutter-Kind-Beziehung.
Diese »nachschreitende Erziehung« hilft uns auch, das Baby nicht zu überfordern. Zu viele Anregungen verwirren das Kind. Es besteht die Gefahr der ständigen Überreizung und Ablenkung. Darum sollte man dem Baby nie zu viel Spielzeug auf einmal anbieten. Ob das angebotene Spiel momentan goldrichtig ist für das Kleine, signalisiert es uns, indem es das Spielchen von sich aus unermüdlich und lustbetont wiederholt.
Apropos »Schreien lassen«: Die heutige Wissenschaft hat die Ansicht, ein Säugling könne durch zu viel Nähe und Zuwendung verwöhnt werden oder schlechte Gewohnheiten annehmen, längst widerlegt. Im Gegenteil: Säuglinge, die man von Herzen lieb hat, schützend im Arm hält und nicht unnötig lange weinen lässt, entwickeln sich zu selbstsicheren, unternehmungsfrohen Kindern, die später ein gutes Urvertrauen haben und weniger weinen.
Sicherheit wird großgeschrieben
• Ein Säugling darf nie längere Zeit allein gelassen werden.
• Alle Babyspielsachen müssen leicht zu reinigen sein; nur Spielzeug verwenden, das man waschen oder abwaschen kann.
• Das Baby steckt alle Spielsachen in den Mund. Sie müssen daher unbedingt farbecht und ungiftig sein. Die Lackierung von Holzspielsachen, auch farblose, darf nicht absplittern.
• Babyspielsachen sollten unbedingt fest gefügt sein, damit keine kleinen Teile herausgebrochen oder verschluckt werden können.
• Auf sorgfältige Oberflächenverarbeitung achten, denn das Baby untersucht alles mit den Lippen und der Zunge. Kanten bei Kunststoff oder rauen Holzteilen können das Kind verletzen.
• Vorsicht mit Knöpfen! Sie werden vom Baby nicht abgerissen, sondern abgedreht. Es hat ja Zeit und Ausdauer! Abgedrehte Knöpfe können natürlich verschluckt werden …
• Lange Schnüre sollte man sichern, damit das Baby sie nicht »isst«.
• Über das Bettchen und den Wagen gespanntes Spielzeug nicht mehr verwenden, sobald das Kleine aufstehen kann, denn es besteht die Gefahr des Strangulierens.
• Sobald das Baby greifen und krabbeln kann, gefährliche Haushaltsgegenstände außer Reichweite bringen: Stecknadeln, Schrauben, Reißnägel oder kleine Teile vom Spielzeug der älteren Geschwister.
• Auch herunterhängende Tischtücher, elektrische Kabel und Bücherregale können im »Greifalter« gefährlich werden.

Schauen und Horchen

Jedes Kind hat seinen eigenen Rhythmus in der Entwicklung. Alle hier gemachten Altersangaben für bestimmte Entwicklungsschritte wie Greifen, Sitzen, Gehen, sind nur als Orientierungshilfe zu verstehen. Lassen Sie sich nicht durch Vergleiche unter Druck setzen. Stellen Sie sich Ihr Kind mit zwanzig Jahren vor. Wie wichtig ist dann noch, ob es einen Monat früher oder später laufen gelernt hat? In den ersten drei Monaten verbringt der Säugling die meiste Zeit schlafend. Er lernt, seinen Kopf alleine zu heben und verfolgt gegen Ende des zweiten Lebensmonats Gegenstände mit den Augen. Er lächelt und horcht auf menschliche Stimmen. Damit sich unser Liebling gut entwickelt, braucht er vielfältige Sinneserfahrungen: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Greifen und viel Hautkontakt. In den ersten drei Lebensmonaten erfreut sich das Baby an Spielzeug zum Schauen und Horchen. Wir hängen ihm einen farbigen Luftballon über das Bettchen. Auch bunte Mobiles die sich leise im Luftzug bewegen, erfreuen die Kleinen. Wichtig ist, dass wir diese Objekte ab und zu auswechseln. Sie regen das differenzierte Schauen an.
Auch das Gehör des Kindes entwickelt sich weiter. Mit etwa zwölf Wochen dreht das Baby im Bettchen den Kopf von einer Seite zur anderen, wenn es den Klang einer Rassel hört. Dieses Spiel gefällt ihm so sehr, dass es sogar freudig mit seinen Beinchen strampelt. Nun ist das Kind so weit entwickelt, dass es auch Spielzeug braucht.
Spielimpulse für das erste Halbjahr
• Beim Wickeln spaziert die Bezugsperson mit dem Zeige- und dem Mittelfinger von den Füßen des Babys bis zum Bauch und kitzelt es leicht. Sie spricht dazu kleine Verse wie:
• Da kommt ein Bär, er tappt daher und fragt: Wer ist mein Kindchen, wer?
• Kleine lieben, wenn wir rhythmisch auf ihre Fußsohlen klopfen mit Versen wie:
• Bim, bam, beier, die Katz mag keine Eier!
• Eltern streichen dem Kind zuerst dreimal sanft über die Handinnenfläche, dann kitzeln und »kraulen« sie, zuletzt geben sie einen humorvollen Klaps darauf, dabei sprechen sie: Langer Weg, breiter Weg, kribbel kabbel krabedi-krabb.
• Lassen wir das tägliche Bad zu einer genüsslichen Spielzeit werden. Nach dem Bade versuchen wir, dem Säugling zwischen Kinn und Schulter an den Hals zu blasen. Trifft unser Atemstrom auf diese empfindliche Hautstelle, wird das Kleine in helles Lachen ausbrechen.
• Lassen wir zum Vergnügen des Säuglings die Schlüssel am Schlüsselbund leise kreisen. Das Rasseln und Klingeln der Schlüssel entzückt das Kleine.
• Spricht der Erwachsene das Baby mit freundlichen, liebevollen Worten an, wird es zum Plaudern angeregt. Also sprechen wir viel mit unserem Liebling, nicht zu laut und nicht zu leise. Er wird uns zulächeln und als Antwort freudig zappeln und jauchzen. Beim Sprechen immer Augenkontakt halten!
• Wir machen mit dem Baby auf dem Arm täglich einen »Sprachspaziergang« durch die Wohnung. Wir zeigen ihm Pflanzen, bunte Gegenstände, Haustiere, die Aussicht aus dem Fenster, die Uhr, das Licht, den Wasserhahn, den Küchentisch, das Sofa usw. Dabei benennen wir die Gegenstände. Das Kind lernt so die Umwelt aus der sicheren Obhut des Erwachsenen kennen und prägt sich so nebenbei, spielerisch und unbewusst die ersten Worte ein.
• Wir tanzen zu leiser Musik mit dem Baby auf dem Arm sanft durchs Zimmer. Oder wiegen das Baby zärtlich zu alten Wiegenliedern.
• Musikdosen: Für viele Babys und Kleinkinder gehört die liebliche Melodie eines Kinderliedes aus der Spieldose zum Einschlaf-Ritual. Locken die Töne von »Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein« oder »Weißt du, wie viel Sternlein stehen?« das Sandmännchen ins Kinderzimmer?
• Wir stellen den Säugling im Wagen unter einen Baum, damit er die sich im Winde wiegenden Blätter beobachten kann.
• Halbjährige rascheln gerne mit Papier.
• Das Laufgitter dient als attraktive Spielwiese, wenn wir täglich für eine Spielstunde nur bestimmte Lieblingsspielsachen anbieten.
• Sobald das Baby sitzen kann, binden wir Spielzeug zum Staunen, Hören und Greifen an die Gitterstäbe. Später benutzen Kleinkinder das Laufgitter als Turngerät: An den Stäben üben sie Klimmzüge, eine gute Vorübung zum Stehen und Gehen.

Krabbeln, Schieben, Nachziehen

Die Freude an der Bewegung im zweiten halben Jahr ist groß. Das Kind entdeckt die Zehen zum Spielen. Es dreht sich alleine vom Rücken auf den Bauch und beginnt, in der Bauchlage mit Gegenständen zu spielen.
Sobald es allein sitzen kann, bestaunt es die Welt aus einem neuen Blickwinkel. Das Kind greift nun zielsicher mit der ganzen Handfläche nach seinen Spielsachen. Es ist für das Kleine ein großer Fortschritt beim Greifen, wenn es Dinge absichtlich wieder loslassen kann. Jetzt macht ihm das Wegwerfen von Gegenständen Spaß! Es tut das nicht, um uns zu ärgern, es übt das Loslassen, sich kurz von etwas zu trennen.
Ab sechs bis neun Monaten fassen Kleinkinder Spielsachen mit Daumen und Zeigefinger an, wechseln sie von einer Hand in die andere und halten sie manchmal schon mit beiden Händen fest. Haare, Schmuck und glänzende Brillen sind in dem Alter begehrenswerte Spielobjekte, die sie an Mama und Papa entdecken.
Das Kleine beginnt nun zu kriechen. Interessantes Spielzeug verlockt zum Robben und Krabbeln. Die Babys werden immer beweglicher und geschickter. Sie lernen nicht nur sitzen, krabbeln und sich aufrichten, sie entdecken das freie Stehen und beginnen vielleicht schon zu laufen. Die ersten Schritte sind ein großes Ereignis. Eltern und Kind sind stolz, auch wenn die ersten Gehversuche noch so tollpatschig sind! Ein neuer Lebensabschnitt hat begonnen, aus dem Baby ist ein gehender Mensch geworden, der anfängt, das Haus und die nähere Umgebung zu erforschen.
Spielimpulse für das zweite Halbjahr
• Der Ball ist ein ideales Spielzeug. Das Baby lernt durch ihn, sich spielerisch von etwas zu trennen, das sofort wieder zurückkommt. Festhalten und Loslassen sind wichtige Grunderfahrungen. Wir rollen dem Kleinen den Ball immer wieder zu, bis es das Spiel vergnügt aufgreift und ihn bewusst zu uns zurückrollt.
• Jetzt reagieren Kinder begeistert auf die Wiederholung von kleinen Gesten. Zum Vergnügen der Umgebung ahmen sie freudig alles nach. Wir spielen »Nein-nein-Sagen« und schütteln den Kopf dazu. Wir winken »ade-ade« als Aufforderung zum Spaziergang, machen »bitte-bitte« und »So groß bin ich!«. Als Zeichen der Freude klatschen wir in die Hände und sagen »freu dich – freu dich«. Wir patschen mit den Händen den Rhythmus eines Liedes auf den Tisch und bekommen sofort kindliche Unterstützung!
• Gegen Ende des ersten Lebensjahres freuen sich Kinder über Versteckspiele. Die Erfahrung des Verschwindens und Wiederauftauchens einer Bezugsperson ist wichtig. Wir verstecken uns kurz hinter dem Vorhang, der Türe oder dem Sessel. Unser Auftauchen wird vom Kleinkind freudig bejubelt.
• «Guck-guck, da-da!« können Kleine endlos spielen. Wir variieren dieses alte Tuchversteckspiel mit Windeln, Waschlappen, Frottiertuch oder Vorhang. Der ganze Trick besteht darin, dass wir den Kleinen kurz das Gesicht verdecken und beim Wegziehen des Tuches »Guck-guck, da-da!« rufen. Fortgeschrittene übernehmen die Führung und spielen mit uns »Guck-guck, da-da!«.
• Sobald das Kind ein Spielzeug kriechend erreichen kann, spielen wir: »Bring mir bitte den Ball!« oder »Wo hast du die Puppe?« Es ist erstaunlich, wie schon Kinder, die noch nicht sprechen können, zielsicher den richtigen Gegenstand holen!
• Vom »Vierfüßler« zum »Zweibeiner« ist ein großer Entwicklungsschritt. Die Kinder brauchen unsere Hilfe dazu. Wir halten sie an beiden Händen und unterstützen die ersten Gehversuche mit Versen wie:
Ich bin ein kleiner Pumpernickel, ich bin ein kleiner Bär, und wie mich Gott erschaffen hat, so zottle ich daher.
• Wenn das Kind frei stehen kann, breiten wir die Arme aus und entlocken dem kleinen Tollpatsch mit dem Ausruf »Komm in mein Häuschen!« die ersten Schritte.