Sprechen wie der Profi - Monika Hein - E-Book

Sprechen wie der Profi E-Book

Monika Hein

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Beschreibung

Professionelles Sprechen ist eine Grundvoraussetzung für Erfolg im Beruf. Ob am Telefon, im Meeting, bei einer Präsentation oder Rede: Stets ist die ideale Sprechweise anders. Die zahlreichen ins Buch integrierten Hörbeispiele zeigen, wie man die Stimme ideal einsetzt, um in jeder Situation zu überzeugen. Nebenbei verrät die Autorin die Geheimnisse der Sprecherszene. Was können wir von den Profis für die persönliche Stimmperformance lernen? Die kostenlose Stimmtrainer-App für iPhone und iPad sowie umfangreiches Material zum Download runden das Training für das eigene Üben ab.

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Seitenzahl: 252

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Monika Hein

SPRECHEN WIE DER PROFI

Das interaktive Training für eine gewinnende Stimme

Campus Verlag

Frankfurt / New York

Über das Buch

Professionelles Sprechen ist eine Grundvoraussetzung für Erfolg im Beruf. Ob am Telefon, im Meeting, bei einer Präsentation oder Rede: Stets ist die ideale Sprechweise anders. Die zahlreichen ins Buch integrierten Hörbeispiele zeigen, wie man die Stimme ideal einsetzt, um in jeder Situation zu überzeugen. Nebenbei verrät die Autorin die Geheimnisse der Sprecherszene. Was können wir von den Profis für die persönliche Stimmperformance lernen? Die kostenlose Stimmtrainer-App für iPhone und iPad sowie umfangreiches Material zum Download runden das Training für das eigene Üben ab.

Vita

Dr. Monika Hein ist promovierte Phonetikerin und als Stimm- und Sprechtrainerin, Sprecherin und Vortragsrednerin tätig. Sie ist zertifizierte Businesstrainerin und Businesscoach.

Inhalt

Vorwort

Teil 1.Entdecken Sie Ihr Instrument Stimme

Stimmt! — Wie das Sprechen funktioniert

Stimme und Einflüsse

Ungestimmt! — Welche Probleme ein ungeübtes Mundwerk machen kann

Stimme und Authentizität

Stimme und Sprechtechnik

Stimme und Selbstverantwortung

Stimme und verschiedene Bühnen

Eingestimmt! — Wie Sie sich aufs Sprechen vorbereiten

Stimme und Persönlichkeit

Stimme und der persönliche Sprechausdruck

Typ 1.Ausdrucksstärke gepaart mit Ausdrucksleichtigkeit: Der geborene Redner

Typ 2.Ausdrucksstärke gepaart mit Ausdruckshemmung: Der Verbissene

Typ 3.Ausdrucksschwäche gepaart mit Ausdrucksleichtigkeit: Die Sabbeltasche

Typ 4.Ausdrucksschwäche gepaart mit Ausdruckshemmung: Der Ängstliche

Verstimmt! — Wie Sie auf negative Gefühle reagieren

Stimme und Glaubenssätze

Stimme und Stimmstörungen

Überstimmt! — Wie Sie hörbar bleiben

Stimme und Geschlechterrolle

Stimme und Raum

Bestimmt! — Wie Sie klar kommunizieren

Stimme und Führung

Stimme und Konflikt

Umgestimmt! — Wie Sie mit der Stimme verführen und begeistern

Stimme und Geschäftsleben

Stimme und Flirten

Zugestimmt! — Wie Sie positive Gefühle bewirken

Stimme und Wertschätzung

Stimme und Mut

Stimme und Humor

Gestimmt! — Wie Sie Ihre Ziele erreichen

Teil 2. Ihr persönliches Mischpult — In sieben Schritten zum Sprechprofi

Regler 1: Der Körper — Von unterspannt bis überspannt

1.Die Aufrichtung

2.Die »Hin-zu-Bewegung«

3.Die Impulse aus der Körpermitte

Regler 2: Die Atmung — Von flach bis gepresst

Regler 3: Der Stimmklang — Von grummelig bis schrill

Regler 4: Die Artikulation — Von genuschelt bis gestelzt

Die Vokale

Die Konsonanten

Die Plosive

Die Frikative

Die Klinger

Werkzeug 1: Der lockere Kiefer

Werkzeug 2: Die kraftvolle und bewegliche Zunge

Werkzeug 3: Flexible, fröhliche Lippen

Exkurs: Hochdeutsch

1. Vokale: kurz-offen oder lang-geschlossen?

2. Das Stiefkind der Hamburger: das ä

3. Noch ein Stiefkind: das lange e

4. Das e am Ende: für Süddeutsche

5. Der König und sein Ende: ig

6. Auslautverhärtung

7. Weiches ng am Ende

8. Variationen des r für Nordrhein-Westfalen

Regler 5: Die Satzmelodie — Von eintönig bis gesungen

Regler 6: Das Tempo — Von zäh bis gehetzt

Exkurs: Pausen

Regler 7: Die Betonung — Von gleichförmig bis überakzentuiert

Ihr persönlicher Stimm-Aktivitäts-Index

Teil 3. Lernen Sie von den Profis

Vom Nachrichtensprecher lernen — Seriosität und Klarheit

Die 7 Regler des Nachrichtensprechers

Vom Radiomoderator lernen — Präsentieren, informieren und unterhalten

Die 7 Regler des Radiomoderators

Vom Werbesprecher lernen — Deklamation und Verkaufserfolg

Die 7 Regler des Werbesprechers

Vom Hörbuchsprecher lernen — Erzählerisches und Bildhaftes

Die 7 Regler des Hörbuchsprechers

Vom Hörspielsprecher lernen — Schlicht und ergreifend

Die 7 Regler des Hörspielsprechers

Vom Sportkommentator lernen — Engagement und Tempo

Die 7 Regler des Sportkommentators

Vom Synchronsprecher lernen — Große Gefühle und feine Facetten

Exkurs: Trickstimmen

Die 7 Regler des Synchronsprechers

Vom Schauspieler lernen — Sein und Nichtsein

Die 7 Regler des Schauspielers

Von Flug- und Bahnbegleitern lernen — Nasales und Sinnentleertes

Die 7 Regler für ignorante Durchsagen

Anhang

Sprecherverzeichnis

Literatur

Zitierte Werke

Weiterführende Literatur

Dank

Register

Vorwort

Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten als professioneller Sprecher oder professionelle Sprecherin. Bei jedem Auftrag ist eine eigene Stimmfarbe, eine ganz individuelle und adäquate Weise, die Stimme zu benutzen, gefordert. Sie gehen in ein Tonstudio und sprechen einen Werbetext. Sie gehen in ein anderes Studio und sprechen ein Märchen ein. Oder Sie sind Synchronsprecher und synchronisieren eine Rolle für eine bekannte Action-Serie.

Kein Auftrag ist wie der andere, Sie sind flexibel im Umgang mit Ihrer Stimme und können sich jeder Situation anpassen. Sie kennen Ihre Stimme ganz genau.

Tatsächlich ist Ihr beruflicher Alltag natürlich von ganz anderen Abläufen bestimmt. Sie sind kein Werbe- oder Nachrichtensprecher, sondern haben eine Aufgabe in einem Unternehmen – möglicherweise führen Sie Mitarbeiter verschiedener Ebenen, sind Vorbild für viele Menschen.

Und doch erleben auch Sie unzählige unterschiedliche Situationen, in denen es notwendig ist, kongruent zu kommunizieren, sprich: genau die Wirkung zu hinterlassen, die Sie hinterlassen wollen.

In diesem Buch erfahren Sie, wie Sie Ihre Stimme ähnlich zielgerichtet einsetzen wie ein Sprecher oder eine Sprecherin im Studio. Bringen Sie stimmlichen Ausdruck und Kreativität in Ihren Berufsalltag!

Im Verlauf der drei Kapitel eignen Sie sich das Wissen der Profisprecher an und lernen Ihre Stimme immer besser kennen, um sie im Alltag professionell nutzen zu können – entsprechend Ihrem jeweiligen Anliegen. Sie lernen, welche Mittel Profis einsetzen, um zum Beispiel ruhig und gelassen zu klingen, zu begeistern, zu berühren oder auch zu verführen. Sie lernen die sogenannten paraverbalen Mittel kennen, die ein Synchronsprecher einsetzt, um den Originalsprecher mit einer absolut glaubwürdigen deutschsprachigen Variante auszustatten.

Sie nutzen Ihre persönlichen Höreindrücke aus dem Alltag und aus den Medien und pegeln Ihre Stimme auf jede denkbare Situation in Ihrem Berufsleben ein. Ganz souverän finden Sie so zu Ihrem adäquaten persönlichen Ausdruck.

Stellen Sie sich vor, dass Sie den Klang Ihrer Stimme mit einem Mischpult regulieren können: Mithilfe verschiedener Regler, die unterschiedliche Effekte bewirken, variieren Sie Ihre Stimme gezielt – Sie müssen nur wissen, was Sie wie einstellen. In diesem Buch, besonders im zweiten Kapitel, entwickeln Sie Ihr persönliches Mischpult mit sieben Reglern für einen Stimmklang, der Ihren Inhalt optimal repräsentiert und transportiert. In der neutralen Grundstellung steht jeder Regler auf null.

Je genauer Sie verstehen, wie die Regler funktionieren und was welcher Regler im Einzelnen bewirkt, desto besser können Sie beeinflussen, wie Ihre Stimme klingt. Sie erforschen Ihre Stimme als Instrument und stimmen sich auf die vielfältigen Situationen Ihres Alltags ein.

Dieses Buch schöpft aus meinen künstlerischen, wissenschaftlichen und pädagogischen Erfahrungen und bindet wichtige Erkenntnisse der Stimmwirkungsforschung ein, die unter anderem danach fragt: Wie wirkt eine Stimme sexy und wie drückt sie Kompetenz aus?

Vor Ihnen liegt kein Übungsbuch im klassischen Sinne, in dem Sie Dinge falsch und richtig machen. Viel wichtiger ist mir der Spaß bei der Sache. In vielen Übungen dürfen Sie auch mal albern sein. Dieses Buch soll Ihnen auf anschauliche und vor allem spielerische Weise einen neuen, faszinierenden Zugang zu Ihrer Stimme bieten und Sie ermutigen, kreativ »stimmig« zu werden. Immer wieder finden Sie Links zu Audiobeispielen, die Sie sich übers Internet anhören können – scannen Sie einfach den QR-Code oder gehen Sie auf die entsprechende Internetseite. Die Beispiele verdeutlichen einfach und direkt, was gemeint ist.

Das Buch ist leicht verständlich gegliedert: Im ersten Teil sprechen wir darüber, welche Tiefe das Thema »Stimme« hat. Ich möchte, dass Sie wachsam werden, wie Sie und andere stimmlich agieren und Situationen gestalten. Ich sehe die Stimme als Ausdruck Ihrer Persönlichkeit, als Ihre hörbare innere Stimme. Als Gestalter von Stimmungen. Als Mittel zur Gestaltung von Beziehungen. Hier spielen Coaching-Aspekte eine Rolle: Jedes Kapitel schließt mit Coaching-Fragen ab, die Sie in Kontakt mit Ihren persönlichen Themen bringen sollen. Nehmen Sie sich ein Heft und schreiben Sie spontane Antworten, Ideen, Assoziationen auf. So entdecken Sie selbst, welche Relevanz das Thema »Stimme« für Ihr Leben hat.

Im zweiten Teil zeige ich Ihnen die aus meiner Erfahrung wichtigsten konkreten Zugriffe auf das Instrument Stimme, die auch Profisprecher in ihrem Alltag einsetzen. Alles, was darüber hinausgeht, ist der individuelle Feinschliff und gehört ins Einzelcoaching.

Im dritten Teil kommen verschiedene Sprecherpersönlichkeiten zu Wort: der Nachrichtensprecher, der Werbesprecher und einige andere. Diese Sprecher-Archetypen sollen Sie inspirieren, Neues auszuprobieren, Ihre stimmlichen Gewohnheiten einmal über Bord zu werfen und spielerisch auszuprobieren, wie vielfältig Ihre Stimme sein kann – über Ihren bewährten Ausdruck hinaus. Damit erweitern Sie Ihre Spielräume und werden immer flexibler im Umgang mit Ihrer Stimme.

Mein Credo für Ihre stimmliche Entwicklung: Würdigen Sie, was bereits da ist, fördern Sie, was noch kommen kann, und öffnen Sie Ihr Herz und Ihr Ohr für alles, was Ihnen bisher fremd erschien.

Eine Bitte noch: Sehen Sie es mir beim Lesen nach, dass ich nicht immer alle Geschlechter gleichermaßen erwähne oder ausformuliere. An vielen Stellen würde es den Lesefluss stören. Ich meine immer sowohl Sprecherinnen als auch Sprecher.

Ich wünsche Ihnen viel Freude und viel Erfolg mit der Arbeit an Ihrem Instrument Stimme!

»Wenn die Passion fehlt, fehlt alles.Ohne Leidenschaft ist nichts zu erreichen.«

Alberto Moravia

Teil 1.

Entdecken Sie Ihr Instrument Stimme

Stimmt!

Wie das Sprechen funktioniert

Sie sind beim Speed-Dating. Die Teilnehmer haben sich noch nie gesehen, und es gibt eine Besonderheit: Sie sehen die Kandidaten nicht. Sie hören sie nur. Ihr Gegenüber hat den Wunsch, Sie für morgen Abend ins Musicaltheater einzuladen. Die Eintrittskarten sind bereits besorgt, nun müssen Sie nur noch »Ja!« sagen. Hören Sie sich die folgenden Stimmbeispiele an und entscheiden Sie: Mit wem würden Sie gern ins Theater gehen?

Hören Sie verschiedene weibliche Einladungen.

http://www.monikahein.de/files/qr1.mp3

Hören Sie verschiedene männliche Einladungen.

http://www.monikahein.de/files/qr2.mp3

Na, welche Stimme hat Sie angesprochen? Welche Stimme ließ vermuten, dass Sie einen richtig schönen Abend verbringen würden? Und woran lag das?

Die Stimme eines Menschen bewirkt, dass wir Lust darauf bekommen, mehr mit ihm zu tun zu haben. Dass wir neugierig darauf sind, diesen Menschen näher kennenzulernen. Oder es passiert genau das Gegenteil, und wir wissen: Das klingt nicht vielversprechend, ich gehe lieber alleine weg – auf keinen Fall aber mit der oder dem ins Theater.

Das, was Ihnen im ersten Hörbeispiel passiert ist, passiert jedem Menschen etliche Male am Tag. Wann immer Menschen zusammenkommen und in Kontakt treten, entstehen diese Dynamiken: Jemand klingt freundlich, lebhaft, liebevoll, schüchtern, unsicher, sexy, energetisch, selbstbewusst, niedlich – hier gibt es viele weitere Wörter, die beschreiben, was eine Stimme alles rüberbringt. Das hat auf jeden Fall eine Folge für den Kontakt. Menschen reagieren auf Stimmen positiv oder ablehnend.

Das passiert natürlich nicht nur beim Dating. Es geschieht beim Einkauf, in der Familie, im Team, zwischen Führungskraft und Mitarbeiter, zwischen Assistenten und Geschäftsführer, zwischen Außendienstler und Kunden. Die Art und Weise, wie wir sprechen, prägt den Moment. Sie prägt sogar die Wortwahl, wie Sie in den Hörbeispielen feststellen konnten. Deswegen ist unsere heutige Art der Kommunikation manchmal so verwirrend: In geschriebenen WhatsApp-Nachrichten und E-Mails hören wir den Tonfall nicht und verstehen manches leider falsch. Oder wir schaffen es, uns schriftlich zunächst völlig anders darzustellen, als wir eigentlich sind. Auch darum ist die Stimme so wichtig, um jemanden wirklich einschätzen zu können.

Wie entsteht die Stimme eigentlich beim Sprechen? Manchmal sagen Menschen zu mir: »Ich habe eine tolle Stimme, machen Sie mich zum Sprecher!« Also höre ich mir die Stimme an und stelle oft genug etwas Spannendes fest: Gemeint ist gar nicht die Stimme selbst. Gemeint ist etwas anderes. Gemeint ist, wie das »stimmliche Mischpult« dieser Menschen eingestellt ist.

Um zu verstehen, wie wir uns in verschiedenen Stimmfarben und Sprechweisen ausdrücken, erlauben Sie mir einen kleinen Ausflug in die Physiologie. Sprechen – was ist das eigentlich?

Auf der physiologischen Ebene geschieht, sehr vereinfacht formuliert, Folgendes: Die ausgeatmete Luft versetzt die Stimmlippen, im Volksmund auch Stimmbänder genannt, in Schwingungen. Ein Ton entsteht. Je entspannter die Stimmlippen schwingen, desto leichter fällt die Stimmerzeugung. Durch die Formung des sogenannten Vokaltraktes, des Raumes zwischen Stimmlippen und Mundlippen, formen wir den Laut. Die Artikulatoren, Lippen, Kiefer und Zunge, bilden beim Sprechen in hoher Geschwindigkeit viele verschiedene Laute. Wir müssen nicht darüber nachdenken, wie ein Laut entsteht. Das übernimmt der »Autopilot« im Gehirn, der für das Sprechen zuständig ist.

Es sind beim Sprechen also drei Funktionsbereiche des Körpers beteiligt: die Atemluft, der Stimmklang und die Formung des Klangs, die Artikulation. Wenn Sie sprechen – und damit die drei Funktionsbereiche in Bewegung setzen –, so nutzen Sie außerdem die sogenannten paraverbalen Ausdrucksmittel: Sie betonen, sie gestalten Sprache durch Tempo, Stimmlage, Modulation, Sie setzen Pausen. All das nehmen wir in der Gesamtheit als Stimme wahr, auch wenn die Sprechwissenschaft da streng genommen in »Stimme« und »Sprechweise« unterteilt. Im täglichen Leben, im Kontakt mit anderen Menschen, unterscheiden wir da nicht. Und so ist Stimme vieles: Stimme ist Atem. Stimme ist Schall. Stimme ist Artikulation. Stimme ist Bewegung. Stimme ist Raum. Stimme ist Persönlichkeit. Stimme ist Ausdruck.

Es ist ein fein aufeinander abgestimmtes System, in welchem die Einzelbereiche Einfluss aufeinander nehmen und das prägen, was wir am Ende als Stimme bezeichnen. Die Möglichkeiten, unsere Regler einzustellen, sind vielfältig und werden zu großen Teilen unbewusst eingesetzt. Manche der Regler bleiben auch gänzlich ungenutzt.

Wenn also jemand zu Ihnen sagt: »Sie haben so eine tolle Stimme«, so meint derjenige wahrscheinlich nicht den reinen Stimmklang, also die Frequenzen, die Ihre Stimmlippen erzeugen. Er oder sie meint vielleicht, dass Sie die Vokale sehr klangvoll aussprechen. Dass Sie sehr deutlich sprechen. Dass Sie dadurch einen guten, wertschätzenden Kontakt herstellen. Dass Sie zugewandt sprechen. Oder dass Sie sinnvoll betonen. Dass Sie engagiert und emotional sprechen. Dass Sie ganz im Hier und Jetzt sind und »echt« sprechen.

Der Begriff »Stimme« ist so variabel, dass viele Menschen nicht genau sagen können, was eigentlich so gut klingt oder warum es so gut klingt. Sie fühlen sich im wahrsten Sinne des Wortes angesprochen. Oder eben auch nicht.

Wenn Sie sich die vielen Wirkungsebenen und das Potenzial, das im gekonnten Umgang mit der Stimme liegt, bewusst machen und sich dafür das Handwerk der Profisprecher aneignen, lernen Sie all diese Nuancen bei sich und anderen noch genauer kennen und erweitern auf kreative und spielerische Weise Ihr persönliches Wirkungsspektrum.

Stimme und Einflüsse

Wie Ihr stimmliches Mischpult eingestellt ist, hängt im Wesentlichen von acht wichtigen Faktoren ab:

1. Erziehung. Ihre Erziehung und Prägung durch Familie und Freunde lassen entweder zu, dass Ihre Stimme kraftvoll oder zögerlich klingt. Kinder, die oft ein »Pscht!« hören, trauen sich irgendwann nicht mehr, ihre Stimme zu erheben. Diese Menschen glauben, sie dürften nicht laut sein. Die Erziehung ist in vielerlei Weise an der Stimme zu hören.

2. Glaubenssätze. Unser Handeln ist von Glaubenssätzen geprägt, die sich im Laufe des Lebens bei uns einstellen. Wenn Menschen glauben, sie hätten keine angenehme Stimme, oder wenn sie sagen: »Ich kann nicht singen« oder: »Man hört mir eh nicht zu«, dann handelt es sich um Glaubenssätze und nicht zwingend um Tatsachen. Oft lohnt es sich, diese auf ihren Realitätsgehalt hin zu prüfen.

3. Situation. Wo sind Sie? In welchem Raum? Haben Sie viel Platz oder stehen Sie mit dem Rücken zur Wand? Sind Sie gerade in Eile oder können Sie sich Zeit nehmen zu sprechen? Wie ist die Stimmung im Raum? Fühlen Sie sich wohl? Sprechen Sie vor einer Kamera, womöglich in einem virtuellen Meeting? Die Situation ist maßgeblich dafür verantwortlich, wie wir sprechen. Versuchen Sie, Sprechsituationen selbst so zu gestalten, dass Sie sich wohlfühlen und sich Raum nehmen können.

4. Gesprächspartner. Mit wem sprechen Sie? Ist es Ihr Chef? Ihre nette Kollegin? Ihre größte Konkurrenz? Ihr Lebenspartner? Ihr Date? Das Gegenüber prägt Ihre Stimme. Nach ihm richtet sich, ob sie entspannt klingt, zittert oder fest wird. Die Beziehung zu Ihrem Gesprächspartner lässt die Stimme summen und schnurren oder piepsen und knattern – es kommt also auch darauf an, mit wem Sie sprechen. Hören Sie sich selbst gut zu und beobachten Sie Ihre Muster.

5. Ziel. Was wollen Sie erreichen? Was müssen Sie erreichen? Geht es darum, etwas zu verkaufen? Geht es darum, dass Sie eine Beförderung erreichen möchten? Ziele können uns beflügeln oder unter Druck setzen – und genau das hört man.

6. Konstitution. Ihre Stimme ist mit dem ganzen Körper verbunden. Je nachdem, wie fit Sie sind, wie es um Ihre Grundspannung steht, wie alt Sie sind, wie Sie sich ernähren, ob Sie rauchen: Die Konstitution hat einen Einfluss darauf, wie Sie klingen. Achten Sie zum Beispiel darauf, nicht mit vollem Bauch zu präsentieren – das macht die Stimme eher träge.

7. Sprechanlass. Geht es um Ihre Beförderung? Oder um die Auswahl des Mittagessens? Kaufen Sie ein Haus oder eine Zahnbürste? Die emotionale Ladung des Sprechanlasses sorgt für Störung oder Förderung Ihrer Stimme.

8. Emotionen. Nicht zuletzt sind unsere Emotionen entscheidend für den stimmlichen Ausdruck. Im besten Fall fühlen wir uns gut. Bei einschränkenden Glaubenssätzen fühlen wir uns unsicher, gelähmt oder ungeliebt. Diese Gefühle hört man, bei ungeübten Stimmen sogar unmittelbar. Die Frage ist nur: Welche Emotionen tun der Stimme gut und welchen sollten wir etwas entgegensetzen? Bin ich diesen Emotionen ausgeliefert? Oder habe ich als Mensch die Wahl, wie ich mit diesen Gefühlen umgehe? Sie ahnen die Antwort sicher schon!

Sie sehen, das Mischpult Stimme ist von vielen äußeren Faktoren abhängig. Wie beim Speed-Dating sind die Zuhörer und Empfänger der Botschaften schnell bereit, Menschen in Schubladen einzusortieren, in die sie möglicherweise gar nicht gehören. Menschen werden vielleicht unterschätzt, werden in ihren Kompetenzen nicht gehört und gesehen, weil sie im ersten Moment etwas unsicher geklungen haben. Den neuen Job hat in der Zwischenzeit jemand bekommen, der nur halb so kompetent, aber doppelt so laut war. Beim Speed-Dating hat vielleicht derjenige die hübsche Frau abgeschleppt, der die dickste Lippe riskiert hat. Es wird Zeit, dass Sie Ihre Kollegen und Freunde hören lassen, wer Sie sind und was Sie können! Dafür müssen Sie lernen, Ihr Mischpult selbst zu steuern.

Zusammenfassung

Coaching-Impulse

Welche Stimme beim Speed-Dating-Beispiel hat Ihnen am meisten zugesagt? Was hat Ihnen die Stimme vermittelt? Versuchen Sie genau zu beschreiben, was Sie gehört haben.

Welche persönlichen Situationen sind Ihnen beim Lesen eingefallen?

Wo erkennen Sie sich wieder?

Wie gut kennen Sie Ihre eigene Stimme?

Welche Menschen sind stimmliche Vorbilder für Sie? Warum genau?

Wer in Ihrer Umgebung hat bereits an seiner Stimme gearbeitet? Welche Veränderungen haben Sie bemerkt?

Ungestimmt!

Welche Probleme ein ungeübtes Mundwerk machen kann

Ja, es sind tatsächlich schon Menschen durchs Leben gegangen, ohne eine einzige Stunde Sprechtraining genossen zu haben. Und das äußerst erfolgreich. Das sehen selbst wir Sprechtrainer ein: Man kann auch ohne Sprechtraining gut leben. Wir erlernen unsere Sprache mehr oder weniger unfallfrei, wir nutzen sie, je nach Temperament und Persönlichkeit, gewinnbringend und wir sprechen jeden Tag. Da gibt es wahrscheinlich wenig, was wir »neu« lernen müssten, es funktioniert ja. So weit, so gut.

Wenn Sie so dächten, hielten Sie dieses Buch nicht in den Händen, denn irgendetwas hat Sie ja angesprochen. Ich gehe mal davon aus, dass Sie etwas an Ihrem Sprechen verändern oder verbessern möchten. Oder Sie sind einfach neugierig, was Sie noch aus Ihrem Instrument Stimme herausholen können. So oder so, Sie haben sich auf die Reise gemacht, Ihr Mundwerk und Ihre Stimme noch besser kennenzulernen.

Aber was kann denn nun eigentlich stimmlich schiefgehen? Lassen Sie uns gemeinsam ein paar Szenarien durchspielen.

Sie sind Führungskraft. Aufgrund der Fülle Ihrer Aufgaben kommt es vor, dass Sie völlig gestresst sind. Wenn Sie nun auch noch Präsentationen halten müssen, haben Sie das Gefühl, dass Ihre Stimme wegbricht und Sie keine Luft mehr haben.

Oder: Sie sind Assistentin der Geschäftsführung. Sie sprechen mit einem Kunden, der sehr hartnäckig nach Ihrem Chef verlangt. Dieser hat Ihnen aber zuvor mitgeteilt, dass er keine Störung wünscht. Der Kunde ist erbost und droht, den Auftrag anderweitig zu vergeben. Es geht um eine hohe Auftragssumme. Ihre Stimme zittert, der Kunde hört Ihre Unsicherheit. Er sagt ab.

Oder: Sie sind im Außendienst tätig und führen täglich Gespräche mit potenziellen Abnehmern Ihrer Produkte. Sie wissen, dass Ihre Provision nur dann steigt, wenn Sie genügend Abschlüsse vorzuweisen haben. Die Termine häufen sich und im Moment klappt eigentlich gar nichts. Sie hören sich selbst an, dass Sie genervt sind. Und je weniger die Kunden kaufen, desto genervter klingen Sie. Ein Teufelskreis beginnt.

Oder: Sie absolvieren ein Trainee-Programm in einer großen Firma. Heute findet Ihre erste Online-Präsentation statt, Sie sind höchst nervös. Alleine am Schreibtisch arbeiten oder im Team: kein Problem. Aber zu präsentieren, und das auch noch online, das mögen Sie nicht. Sie haben Bedenken, dass Ihre Qualifikation bei einer schlechten Präsentation unterschätzt wird. Ihr Herz schlägt bis zum Hals und Sie haben das Gefühl, zu piepsen. Das Feedback lautet: Sie wirkten sehr unsicher. Andere hätten das souveräner gemacht.

Vielleicht haben Sie auch Ihre eigene berufliche Situation vor Augen: Sie lehren, Sie verkaufen oder machen Telefonakquise – und bei all diesen Aufgaben spielt die Kommunikation eine große Rolle. Was hören die anderen von Ihnen? Was bekommen sie mit? Und was sollen sie mitbekommen? Noch wichtiger ist vielleicht die Frage: Was hängt an der Situation, wie wichtig ist sie? Kann Ihr Unternehmen Schaden nehmen? Können Aufträge platzen?

Ich finde es gewagt zu versprechen, dass eine gute Stimme für mehr Umsatz oder eine glänzende Karriere sorgt. Daran hängt noch so viel mehr, angefangen bei Ihrer inneren Haltung, Ihrer Willenskraft, Ihrer Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, bis hin zu Ihren beruflichen Kompetenzen und zu Ihrem Fleiß – Sie wissen selbst, was alles eine Rolle spielt, um erfolgreich zu sein.

Doch wenn Sie professionell auf Ihre Stimme zugreifen können, steigt Ihre Selbstwahrnehmung. Und damit auch Ihr Selbstbewusstsein, besonders in schwierigen Situationen. In der Wirkung nach außen und nach innen fördert die Stimmarbeit also Ihr starkes und positives Auftreten.

Stimme und Authentizität

Ein Rednerkollege sagte einmal zu mir: »An mir haben sich schon viele Sprecherzieher die Zähne ausgebissen – ich spreche eben so, das ist authentisch, das bin ich.«

Diese Antwort hat mich nachdenklich gemacht, nicht nur aus Gründen des Berufsethos. Ich fragte mich: Wie steht es denn um unsere Authentizität, und was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Können wir dieses Wort als Entschuldigung dafür einsetzen, dass wir stets so bleiben, wie wir sind? Eine hohe Selbstakzeptanz ist etwas Gutes: Prima, wenn Menschen es erst einmal gut finden, wer und wie sie sind. Aber schließt die Berufung auf Authentizität eine Entwicklung aus? Verstecken wir uns vor der zu erwartenden Mühe, die es erfordert, unsere Komfortzone zu verlassen und uns zu entwickeln? Oder haben wir schlicht Angst vor Veränderung? Ich bekomme das oft zu hören, wenn Menschen neue Töne an sich entdecken: »Aber Frau Hein, das bin ich doch gar nicht!« Doch, genau das sind auch Sie! Sie können selbst entscheiden, wie Sie klingen möchten!

Natürlich möchten wir alle authentisch sein, doch was bedeutet das genau? Was könnte ein Kunde damit anfangen, wenn ich ihm sagte: Sprechen Sie doch einfach ganz authentisch! Wüsste er oder sie dann, was zu tun ist? Eher nicht.

Authentizität ist ein großes Wort. Doch wie wir es konkret umsetzen, authentisch zu sein, das ist oft nebulös, oder?

Authentizität ist in meinem Verständnis ganz eng mit Kongruenz verbunden.

Unter Kongruenz wird in der Fachliteratur Folgendes verstanden: »Inneres Erleben (= was ich fühle, was sich in mir regt), Bewusstsein (= was ich davon bewusst mitkriege) und Kommunikation (= was ich davon mitteile, nach außen hin sichtbar werden lasse)« (Schulz von Thun 2009, 117).

Hinsichtlich des Sprechvorgangs ist es höchst interessant, wie sich Authentizität verstehen lässt. Was lassen wir nach außen hin hörbar werden? Und ist das deckungsgleich zu dem, was wir im Inneren wahrnehmen? Gibt unser Sprechen unsere innere Wahrheit wieder? Weiter gefragt: Ist es eigentlich immer gut und hilfreich, dass das Innere immer unmittelbar seinen Ausdruck findet? Die Antwort lautet: ja und nein.

Angenommen, Sie sind Feuer und Flamme für eine Idee, sprechen aber monoton und zurückgenommen. Ist das deckungsgleich? Oder Sie haben große Angst vor einem Gremium, möchten es aber von Ihren Ideen überzeugen und für ein gemeinsames Projekt gewinnen. Der ängstliche Stimmklang ist dann zwar deckungsgleich mit unseren momentanen Gefühlen beim Auftritt, aber nicht mit unserer grundsätzlichen Überzeugung.

Streng genommen sind wir, was die Gefühle angeht, mit einer zittrigen Stimme in dem Moment authentisch, aber unsere Leidenschaft für die Idee kommt nicht rüber. Viele Menschen fallen dann durch, weil man sie für unsicher hält.

Oder: Der nuschelnde Redner hat zwar überzeugende Inhalte, die Zuhörer müssen aber die Ohren so genau spitzen, dass sie nach der Hälfte der Zeit innerlich abschalten. Wie ist das in diesem Fall – sind hier Inneres und Äußeres noch deckungsgleich?

Authentizität entsteht für mich dann, wenn das Brennen für eine Sache klar und frei in die Welt hinausklingen kann. Wenn wir uns begeistern und das zu hören ist. Wenn die Stimme vom inneren Motor angetrieben wird. Doch dafür müssen wir den Rahmen schaffen, um die Angst in manchen Situationen in Schach zu halten. Wir müssen dafür sorgen, dass das Lodern in uns ungehindert seinen Weg nach außen findet. Gerade in Präsentationen klappt das oft nicht: Tolle Ideen verlaufen im Sand, weil sie langweilig präsentiert werden.

Andererseits könnte man sagen, dass es »selektiv authentisch« ist, wenn man sich zwar ängstlich beim Vortrag fühlt, sich aber bewusst und gekonnt für einen sicheren Stimmklang entscheidet. Weil er einfach angemessener ist!

Wenn wir also scheinbar authentisch sprechen, dann verschenken wir womöglich großes Potenzial. Wir gehorchen unseren Gefühlen und Mustern.

Die Arbeit an der eigenen Stimme bringt also eine Freiheit mit sich, unabhängig von momentan hinderlichen Gefühlen, souverän zu agieren. Das gibt wiederum ein Feedback auf unseren Körper und unser Nervensystem, wir werden tatsächlich ruhiger, indem wir uns gegen die »nervöse Stimme« entscheiden.

Ihre Persönlichkeit wird dann in ihren feinsten Facetten hörbar, sie werden immer fähiger, ihr inneres Erleben in ihre Kommunikation einfließen zu lassen.

Beim Sprechen erscheint es uns seltsam, etwas Neues zu erlernen, denn sprechen – so denken wir – können wir ja schließlich. Zumindest denken wir das so lange, bis wir an irgendwelche Grenzen stoßen, die uns beim Sprechen einschränken. Diese Grenzen heißen Angst, Unruhe, Unsicherheit, Hilflosigkeit, um nur einige zu nennen. Dann kann uns die Sprechtechnik helfen.

Stimme und Sprechtechnik

Mit Technik allein ist es aber auch noch nicht getan. Nehmen wir zum Beispiel einen Pianisten. Er übt die Technik vorbildlich, er übt, Tonleitern zu spielen, feilt an seiner Fingerfertigkeit, bis ihm die Tonleitern perfekt gelingen. Technisch ist daran nichts auszusetzen. Er spielt nun ein Stück, in dem er diese Technik einsetzt. Doch der Kontext des Stückes erfordert neben der Technik einen freien, künstlerischen Umgang mit der Komposition. Das Stück erfordert eine Aussage. Es erfordert, dass der Musiker diese Aussage und die Sprache der Musik versteht, nicht nur die technische Seite. Sonst fehlt die Seele. Die Musik erwacht erst zum Leben, wenn die Technik im Dienst der Aussage steht. Hierfür braucht der Pianist Einfühlungsvermögen, Wachheit, Offenheit und den Mut zur persönlichen Aussage. Die Technik für sich genommen erfüllt nur einen motorischen Zweck. Sie allein trägt keine Aussage.

Genau so ist die Arbeit an Sprachlauten und an der Stimme zu verstehen. Die in vielen Trainings angebotenen Übungen erfüllen zunächst einen rein motorischen Zweck. Sie werden erst richtig sinnhaft, wenn sie es dem Sprecher ermöglichen, seine eigene Aussage zu formulieren und klar auszusprechen.

Wenn Sie feststellen, dass die Artikulation Sie daran hindert, sich als Persönlichkeit mit all Ihren Bedürfnissen und Zielen mutig auszudrücken, dann ist es sinnvoll, daran zu arbeiten. Im besten Falle wächst mit der Arbeit an der Aussprache auch Ihr Zutrauen, Ihre Ziele laut und deutlich auszusprechen.

Wenn Sie merken, dass Ihre Stimme in wichtigen Situationen unsicher klingt, dann lohnt es sich, den Fokus auf die Stimme, deren Tonhöhe und Klang, zu legen.

Wenn Ihr Atem in wichtigen Momenten Ihres Lebens stockt, dann liegt die Lösung Ihres Problems in Atemübungen, damit Sie sich frei ausdrücken können. Sie wählen aus, welcher technische Aspekt Ihnen dabei helfen kann, Ihre Persönlichkeit zum Erstrahlen zu bringen. Sprechtechnik um der Technik willen ist nur Muskeltraining, wir wollen ja keine perfekt sprechenden Puppen sein.

Der Frontmann der Popband a-ha, Morten Harket, sagte in einem Interview zu mir: »Stimmlehrer sind lustigerweise nicht dazu da, um dir zu zeigen, wie man singt, sondern um dir all deine schlechten Angewohnheiten zu nehmen. Alles, was dein natürliches Instrument davon abhält, ganz das zu sein, was es sein kann, daran sollte ein Stimmlehrer dich erinnern. Das ist seine einzige Mission.« (Interview der Autorin mit Morten Harket über seine Gesangsstimme, Oslo 2008.)

Damit benennt er einen wichtigen Aspekt des Lernens.

Es geht im Leben nicht nur darum, möglichst viel Neues zu lernen, sondern auch darum herauszufinden, was uns daran hindert, wir selbst zu sein. Was uns daran hindert, uns frei auszudrücken. Denn in Situationen, in denen wir Angst oder Hemmungen verspüren, ist es schwer, »wir selbst« zu sein. Das kennen wir alle. Der innere Kritiker macht seinen Job.

Eine greifbare Technik für Atmung, Stimme und Sprechen kann helfen, unsere Stabilität wiederzufinden, die uns frei sein lässt. Als Kinder waren wir noch komplett frei, wir kannten nur unsere eigene Sicht der Dinge, kannten unsere Ziele und strebten diese unverfälscht und direkt an.

Jedes Baby weiß intuitiv, was es zum Überleben braucht, und fordert dies lautstark ein. Weder innere noch äußere Konflikte hindern es am persönlichen Ausdruck. Wenn wir mit dem Begriff der Authentizität arbeiten wollen, so sind Kinder radikal authentisch. Sie sind frei und unverfälscht. Sie hören auf ihre Impulse und äußern ihre Bedürfnisse. In Trainings spreche ich oft darüber, dass Kinder die Übungen, die wir machen, perfekt beherrschen. Kinder nutzen ihre Atemräume, die die Natur für sie vorgesehen hat. Sie erforschen ihr Mundwerk, sie spielen mit der Stimme. Sie experimentieren lustvoll mit Sprachlauten, wiederholen, brabbeln, quietschen nach Herzenslust. Sie drücken sich frei aus, weil sie sich frei fühlen, und diese innere Haltung beeinflusst ihre Lust am Sprechen.

Stimme und Selbstverantwortung

Bei jeder Form der Verhaltensänderung spielt die innere Haltung eine starke Rolle. Wie groß ist der Wunsch nach Veränderung? Wie wichtig ist das Thema für mich? Und was muss ich dafür einsetzen, um eine Veränderung festzustellen?

Wenn potenzielle Kunden mich anrufen und sich nach einem Coaching oder Training erkundigen, fragen sie oft, wie lange das dauert. Auf diese Frage kann ich keine Antwort geben, denn im ersten Telefonat kenne ich den Menschen und seine Stimme noch nicht gut genug. Es hängt von vielen Faktoren ab, denn menschliches Verhalten formt sich über Jahre und Jahrzehnte. Wir können in Coachings viel erarbeiten, doch es kann Ihnen passieren, dass der Autopilot der vergangenen Jahre sich in wichtigen Situationen wieder einschaltet und dafür sorgt, dass Ihr altes Muster wieder durchbricht.

Wir überlisten ihn nur durch konsequentes Üben. Dazu gehören das kontinuierliche Wiederholen und die Beschäftigung mit der Materie: »Machen« und »Zuhören« sind überaus wichtig. Sonst greift der alte Autopilot immer wieder auf bekannte Muster zurück, und die gewünschte Veränderung bleibt aus. Wie oft jemand übt und sich auf die Methoden und Übungen einlässt, kommt auf den Menschen selbst an. Ich kann eine Empfehlung aussprechen: Üben Sie täglich zehn bis fünfzehn Minuten. Setzen Sie sich dafür am besten einen festen Zeit