Star Trek - Enterprise 4: Der Romulanische Krieg - Unter den Schwingen des Raubvogels I - Michael A. Martin - E-Book

Star Trek - Enterprise 4: Der Romulanische Krieg - Unter den Schwingen des Raubvogels I E-Book

Michael A. Martin

4,2

Beschreibung

Jahrelang konnte die Menschheit ungehindert ins All vorstoßen. Neue Kolonien wurden gegründet, Bündnisse mit befreundeten Völkern geschlossen. Die Koalition der Planeten entstand. Doch auf einmal taucht ein Gegner auf, der dieser Expansion Einhalt gebieten will. Der keine Gnade kennt und nur ein Ziel: die Koalition zu zerschmettern und ihre Welten zu unterjochen. Für das Romulanische Imperium ist nur ein besiegter Nachbar ein guter Nachbar. Frieden ist keine Option. Während die Führer Vulkans, Andors, Tellars und der Erde noch debattieren, kommt die gesichtslose romulanische Flut näher - und nur eine Handvoll Sternenflottencaptains steht bereit, um sie aufzuhalten.

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Der Romulanische Krieg

Unter den Schwingen des Raubvogels I

Michael A. Martin

Based onStar Trekcreated by Gene Roddenberryand Star Trek: Enterprisecreated by Rick Berman & Brannon Braga

Ins Deutsche übertragen vonBernd Perplies

 

Die deutsche Ausgabe von STAR TREK – ENTERPRISE:DER ROMULANISCHE KRIEG – UNTER DEN SCHWINGEN DES RAUBVOGELS Iwird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, Übersetzung: Bernd Perplies; verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Wibke Sawatzki und Gisela Schell;Satz: Rowan Rüster/Amigo Grafik; Cover Artwork: Martin Frei;Print-Ausgabe gedruckt von CPI Morvia Books s.r.o., CZ-69123 Pohorelice. Printed in the Czech Republic.

Titel der Originalausgabe: STAR TREK – ENTERPRISE: THE ROMULAN WAR – BENEATH THE RAPTOR’S WING

German translation copyright © 2014 by Amigo Grafik GbR.

Original English language edition copyright © 2009 by CBS Studios Inc. All rights reserved.

™ & © 2014 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.

Print ISBN 978-3-86425-300-3 (August 2014) · E-Book ISBN 978-3-86425-335-5 (August 2014)

WWW.CROSS-CULT.DE · WWW.STARTREKROMANE.DE · WWW.STARTREK.COM

Für Majel Barrett Roddenberry (1932–2008), eine großartige Frau, die uns viel zu früh verlassen hat.

Für Tim Dechristopher, den »Auktionshelden«, dessen außergewöhnlicher Mut den skrupellosen Versuch der (glücklicherweise nicht mehr existierenden) Bush-Regierung abwehrte, auf den letzten Drücker noch weite Landstriche in Utah auszubeuten.

Und für Sergeant Matthis Chiroux, einen Krieger aus Gewissensgründen, der aus den Schrecken des Krieges die Entschlossenheit und den Anstand zog, für die Ideale des Friedens einzutreten.

Die Krone abstehn und der armen Seelen,Für welche dieser gierge Krieg den RachenSchon öffnet, schonen; und auf Euer HauptWälzt er der Waisen Schrei, der Witwen Tränen,Der Toten Blut, verlaßner Mädchen ÄchzenUm Gatten, Väter und um Anverlobte,Die diese Zwistigkeit verschlingen wird.

– Heinrich V., William Shakespeare

»Die beste Waffe gegen einen Feind ist ein anderer Feind.«

– Friedrich Nietzsche

HISTORISCHE ANMERKUNG

Die Hauptereignisse dieses Romans finden in der zweiten Hälfte des Jahres 2155 statt. Die Zerstörung des zivilen Frachters namens Kobayashi Maru (STAR TREK – ENTERPRISE 3: »Kobayashi Maru«) hat eine Reihe von Ereignissen ins Rollen gebracht, die auf ewig Teil der Geschichte der Sternenflotte, der Vereinigten Erde und ihrer Verbündeten sein werden (STAR TREK – ENTERPRISE).

INHALT

MORGEN 2156

PROLOG

HEUTE 2155

EINS

ZWEI

DREI

VIER

FÜNF

SECHS

SIEBEN

ACHT

NEUN

ZEHN

ELF

ZWÖLF

DREIZEHN

VIERZEHN

FÜNFZEHN

SECHZEHN

SIEBZEHN

ACHTZEHN

NEUNZEHN

ZWANZIG

EINUNDZWANZIG

ZWEIUNDZWANZIG

DREIUNDZWANZIG

VIERUNDZWANZIG

FÜNFUNDZWANZIG

SECHSUNDZWANZIG

SIEBENUNDZWANZIG

ACHTUNDZWANZIG

NEUNUNDZWANZIG

DREISSIG

EINUNDDREISSIG

ZWEIUNDDREISSIG

DREIUNDDREISSIG

VIERUNDDREISSIG

FÜNFUNDDREISSIG

MORGEN2156

PROLOG

Donnerstag, 22. Juli 2156Gegen Ende des MonatsSoo’jen im Jahr des Kahless 782Qam-Chee, die Erste Stadt, Qo’noS

Flankiert von ein paar finster dreinblickenden Wachen marschierte Jonathan Archer in die Mitte der schwach beleuchteten Gewölbekammer. Eine Vielzahl eigentümlich unterschiedlicher Gerüche drang in seine Nase – ein Anflug von altem Schweiß, gepaart mit Leder, Räucherwerk und dem metallischen Geruch von Blut, dazu schwache Noten von frisch umgegrabener Erde und Flieder. Die Schultern gestrafft, kam er vor den leeren Reihen der Bänke des Hohen Rats zum Stehen, die den ebenfalls leeren Stuhl des Kanzlers einrahmten.

Er unterdrückte die Sorge, dass die dringende Mission, auf die ihn die Sternenflotte, die UESPA und die Regierung der Vereinigten Erde als Botschafter geschickt hatten, bereits fehlgeschlagen war. Sind wir zu spät eingetroffen? Oder zu früh? Wortlos betete er, dass Letzteres der Fall sein möge, während er einen weiteren tiefen Atemzug der leicht feuchten, zu warmen Luft nahm.

Er drehte sich halb nach rechts und musterte die Frau, die, genau wie er in die blaue Dienstuniform der Sternenflotte gekleidet, stoisch an seiner Seite stand. Ihre gewohnt würdevolle Haltung ließ kein Anzeichen von Besorgnis oder sonst irgendeiner Emotion erkennen. Auch dass sie unter dem vorherrschenden Geruch litt, wie Archer wusste, sah man ihr nicht an. Commander T’Pol hatte zwei Jahre an Bord der Enterprise benötigt, bevor ihre sensible vulkanische Nase halbwegs an die Gerüche gewöhnt war, an die sie sich gezwungenermaßen hatte anpassen müssen, um auf dem Schiff leben zu können.

Manchmal zog er sie in gutmütigem Spott damit auf, wenn sich ihre Nase in Anwesenheit seines Beagles leicht kräuselte. Heute allerdings war ihm nicht nach Scherzen zumute. Ich weiß noch, wie sehr ich mir bei meinem letzten Besuch hier gewünscht habe, es möge tatsächlich der letzte sein. Der Captain hielt inne, um im Geist abzuzählen, wie oft er diese uralte, unbehagliche Halle bereits besucht hatte, und kam auf drei Mal. Wollen wir hoffen, dass aller guten Dinge vier sind, dachte er und nahm einen weiteren tiefen Atemzug durch den Mund.

Doch seine Abneigung gegen diesen Ort war deutlich weniger dem Gestank in dieser Kammer geschuldet als vielmehr den Prellungen und Verletzungen, die er durch einen äußerst unleidigen klingonischen General hier erlitten hatte. Und abgesehen davon würde Archer nach den hässlichen Wendungen, die der Kampf der Erde gegen die vorrückende romulanische Flotte in letzter Zeit genommen hatte, jeden potenziellen Verbündeten in die Arme schließen, und mochte er Methan trinken und Schwefel furzen.

Das beruhigende Trommeln schwerer Schritte wurde am fernen Ende des Raums laut. Es näherte sich von jenseits der Ratsbänke und dem thronartigen Sitz des Kanzlers. Innerhalb weniger Augenblicke traten etwa ein Dutzend Mitglieder des Hohen Rats ein und nahmen auf den Bänken Platz, von denen aus sie die politischen und militärischen Geschicke des Klingonischen Reichs lenkten. Der Raum füllte sich mit gedämpftem Gemurmel, während sich die verschiedenen Repräsentanten der großen Häuser des Klingonischen Reichs austauschten.

Einen Moment später erschien auch Kanzler M’Rek, sein Bart länger und grauer, als Archer ihn in Erinnerung hatte, und ließ sich auf dem Stuhl nieder. An seiner Seite stand der grimmig dreinblickende Fleet Admiral Krell, der Archer mit einem finsteren Blick bedachte. Dem Captain fiel auf, wie sehr dieser Blick dem der Wachen ähnelte, die T’Pol und ihn hierher eskortiert hatten. Krells Stirnpartie, wie auch die der beiden mürrischen klingonischen Soldaten, war so glatt wie Archers. Die ausgeprägte Topografie an Schädelkämmen, die M’Rek und alle anderen Mitglieder des Rats so stolz zur Schau stellten, fehlte ihm völlig.

Ebenso deutlich war, dass Krell die Rolle, die Archer und sein Chefarzt in Bezug auf diesen unerfreulichen Zustand gespielt hatten, weder vergessen noch vergeben hatte – ungeachtet der zahllosen klingonischen Leben, die ihr Handeln überall im Reich gerettet haben mochte.

Vermutlich ist Krell auch immer noch stinkig darüber, dass Phlox seinen Arm wieder annähen musste, nachdem er und ich das letzte Mal aneinandergeraten sind, dachte Archer. Ein kurzer Phantomschmerz fuhr ihm bei dieser Erinnerung durch die längst verheilten Rippen, die Krell ihm damals gebrochen hatte. Hoffen wir, dass dieses Aufeinandertreffen in zivilem Rahmen bleibt.

Der Kanzler, der die schwere Rüstung eines Kriegers und den Zeremonienmantel seines Amts trug, hob eine gepanzerte Faust über den Kopf. Sofort kehrte Ruhe unter den Mitgliedern des Rats ein.

M’Rek richtete den Blick auf Archer. Unter den zerklüfteten Stirnkämmen und schneeweißen Augenbrauen wirkten die Augen wie dunkle Höhlen, in denen ein unheilvolles Feuer brannte. »Nennen Sie den Grund Ihres Besuchs, Captain«, rief er dröhnend, und seine Stimme hallte durch die ganze Halle.

»Zunächst einmal möchte ich Ihnen dafür danken, dass Sie uns heute empfangen, Kanzler«, sagte Archer, wobei er sein Bestes gab, sich an all das zu erinnern, was man ihm hinsichtlich notwendiger diplomatischer Höflichkeiten eingetrichtert hatte.

M’Rek nahm Archers Dank mit einem einzelnen, knappen Nicken zur Kenntnis, schien ihn damit aber ebenso von sich zu weisen. »Ich bin ein viel beschäftigter Mann, Archer. Sprechen Sie.«

Doch bevor Archer den Mund öffnen konnte, ging Krell dazwischen. »Dieser Erdling und sein logikspaltender vulkanischer Schoß-targ sind nur aus einem Grund heute vor Sie getreten, Kanzler: Die RomuluSngan haben ihre taj geschliffen und deren Klingen an die Kehle seines Planeten gelegt. Er kommt zu uns, weil er verzweifelt ist.«

»Mevyap!«, bellte M’Rek und brachte damit sowohl Krell als auch die lauter werdenden Stimmen auf den Ratsbänken zum Schweigen. Die Unruhe erstarb rasch, und es wurde wieder still. Die ganze Zeit über wandte M’Rek den eisigen Blick keinen Millimeter von Archer ab.

Dieser ließ ein paar Herzschläge verstreichen, um sich zu sammeln. »Ich leugne nicht, dass der Krieg in letzter Zeit nicht gut für uns lief, Kanzler«, sagte er dann.

»Das ist gut.« M’Rek nickte, während er sich bedächtig durch den Bart strich. »Eine Lüge wäre ein schlechter Anfang für dieses Gespräch gewesen, vor allem angesichts der Vergangenheit, die wir teilen. Schon seit einiger Zeit beobachten wir von Qo’noS aus, dass Ihre Welten ihre Bemühungen, neue Schiffe zu bauen, verstärkt haben. Ebenso haben wir die Flotte der RomuluSngan beobachtet, die von ihrer Festung im Calder-System und den anderen vorgeschobenen Operationsbasen aus immer tiefer in Ihr Territorium vordringt. Sie haben viele Ihrer neuen Schiffe – ich glaube, Sie nennen sie di’DeluS-Klasse – in Schrott verwandelt, Captain.«

»Daedalus«, verbesserte Archer ihn ruhig. Der Name rief Bilder von Feuer und Hybris hervor, von glück- und hilflosem Zuschauen, während Träume in Flammen aufgingen, abstürzten und zu Asche verbrannten.

»Und ich habe beobachtet, dass es Ihren wertvollen Raumschiffen der NX-Klasse kaum besser ergangen ist, Captain«, sagte Krell mit einem höhnischen Grinsen auf den Lippen.

Archer zwang sich, den Köder nicht zu schlucken. Krells Worte bohrten in einer Wunde, die seit mehreren Wochen offen lag – seit die Columbia NX-02 ohne jede Spur im Onias-Sektor verloren gegangen war. Die ganze Besatzung samt seiner Exgeliebten, Captain Erika Hernandez, waren mit ihr verschwunden. Entsprechend fiel es ihm wirklich schwer, Krell nicht beiläufig zu fragen, wie es seinem chirurgisch angesetzten Arm so ging.

»Ich finde es eigenartig, Captain«, sagte M’Rek, »dass Ihre Sternenflotte entschieden hat, so wenig neue Schiffe wie Ihre Enterprise zu bauen. Sie gehört offensichtlich zu einem neueren, besseren Schiffstyp als Ihre sogenannten Daedalus-Schiffe oder selbst Ihre Intrepid-Klasse. Ganz zu schweigen davon, dass Sie deutlich schneller ist und merklich besser bewaffnet als alles, was es in Ihrer Sternenflotte sonst so gibt.«

Leider sind NX-Schiffe auch verflucht viel teurer und arbeitsintensiver zu bauen als die alte Daedalus-Klasse, dachte Archer. Auch er hätte einiges dafür gegeben, die gegenwärtigen Einheiten an hastig zusammengeschraubten – und noch hastiger überholten – Schiffen der Daedalus-Klasse gegen eine gleichgroße Anzahl an NX-Klasse-Raumschiffen einzutauschen. Nur waren diese Aussichten in etwa so realistisch, wie eine Lampe zu finden, in der ein Geist saß, der ihm drei Wünsche erfüllte. Unter den derzeitigen, verzweifelten Umständen konnte es sich die Sternenflotte einfach nicht leisten, perfektionistisch zu sein. Ungeachtet all der Rückschläge, die der an Daedalus-Schiffen reiche Flottenverband der Sternenflotte in letzter Zeit hatte erleiden müssen, wusste Archer besser als die meisten, wie lange es von der Kiellegung bis zur Champagnerzeremonie dauerte, um ein einziges neues NX-Klasse-Schiff aus dem Raumdock zu bringen und in Dienst zu stellen. In der gleichen Zeit konnten drei oder mehr neue Daedalus-Schiffe gestartet werden.

»Die Sternenflotte musste gewisse … Einschränkungen vornehmen«, sagte Archer. »Die Gegebenheiten des Krieges machten das erforderlich.«

»Eines Krieges, den Sie verlieren«, sagte Krell. »Was zu weiten Teilen den Skrupeln Ihrer vulkanischen ›Freunde‹ geschuldet ist.«

Diesen Moment wählte T’Pol, um sich zu Wort zu melden. »Ich habe mehr als fünf Jahre unter den Menschen gelebt, Admiral. Während dieser Zeit habe ich aus eigener Erfahrung gelernt, dass es unklug wäre, sie zu unterschätzen. Vor allem, wenn sie so entschlossen sind wie in diesen Tagen.«

Krells linke Schulter zuckte unwillkürlich, nicht weit von dem bat’leth-Schnitt entfernt, der ihn zeitweilig den linken Arm gekostet hatte. Archer nahm das als Zeichen, dass der Admiral deutlich weniger Zeit gebraucht hatte, um einzusehen, dass auch nur ein einzelner entschlossener Mensch nicht zu unterschätzen war.

Doch an dessen noch finsterer werdendem Blick sah er auch, dass der Stolz des klingonischen Fleet Admirals deutlich langsamer heilte als die körperlichen Wunden, wenn überhaupt.

»T’Pol hat recht«, sagte Archer bewusst ausschließlich an den vernünftigeren M’Rek gewandt. »Wir werden nicht aufgeben, ganz gleich, wie schlimm die Dinge stehen. Aber wir sind nicht zu stolz, um Hilfe zu erbitten. Aus diesem Grund sind wir hier – wir möchten das Klingonische Reich in aller Form darum bitten, an der Seite der Erde in den Krieg einzutreten.«

Krells Antwort bestand aus einem höhnischen Auflachen, während die Mitglieder des Hohen Rats in aufgeregtes Gemurmel verfielen. »Sie und Ihr denobulanischer Lakai haben Tausende von uns hiermit gezeichnet«, sagte der Admiral und klopfte sich mit einer behandschuhten Faust gegen die glatte Stirn. »Dann haben Sie geheime Informationen aus eben dieser Halle gestohlen. Und jetzt erwarten Sie, dass wir Sie vor den RomuluSngan retten?«

Sofort erhob sich unter den Ratsmitgliedern ein Durcheinander aus Schreien und Buhrufen, der das britische House of Commons auf der Erde im Vergleich wie einen Häkelkreis in einer Gemeindehalle wirken ließ. Erneut gab M’Rek ein Zeichen, um Ruhe einkehren zu lassen. Es wurde ruhiger, aber nicht so rasch wie beim letzten Mal.

Archer wusste, dass es wenig Sinn hatte, die grundsätzliche Wahrheit, die – zumindest aus Krells Perspektive – in den Anschuldigungen des Admirals lag, zu leugnen. Diese Leute schätzen Ehrlichkeit, dachte er und entschied, dass es wohl nun an der Zeit war, alle Karten auf den Tisch zu legen. »Sie haben recht, Admiral. Ja. Trotz all dem bitte ich Sie, uns zu helfen, die Romulaner zu besiegen. Ich flehe Sie an.«

Archers Worte hingen wie Rauch in dem ansonsten totenstillen Raum, während die Ratsmitglieder auf die Antwort des steinern dreinblickenden Kanzlers warteten.

Krell grinste erneut höhnisch. »Und Ihre Sternenflotte hat entschieden, dafür einen Captain als Botenjungen zu schicken, der so feige ist, dass er den Schwanz einzieht und lieber die Besatzung eines hilflosen Schiffs sterben lässt, als sein eigenes Schiff zu riskieren.«

Genau das habe ich auch zu Admiral Gardner gesagt, Krell, dachte Archer, als der Raum erneut in Chaos ausbrach. Hoffen wir, dass er recht damit hatte, meine Einwände abzuschmettern.

»Diese Anschuldigung ist ungerechtfertigt, Admiral Krell«, sagte T’Pol, als langsam wieder Ordnung und Würde in den Raum zurückkehrte. »Den Frachter zu retten, war schlichtweg keine realistische Option.«

»Nein, T’Pol«, widersprach Archer ruhig. »Die Anschuldigung ist absolut gerechtfertigt. Ich muss einfach lernen, damit zu leben.« Mehr denn je war er überzeugt davon, dass es ihm für den Rest seines Lebens nachhängen würde, die Kobayashi Maru nicht gerettet zu haben.

Archer wandte sich erneut an M’Rek und blickte ihm unverwandt in die Augen, wobei er erfolglos versuchte, aus der zerfurchten, ungerührt wirkenden Miene des Mannes schlau zu werden.

»Die Sitzung wird vertagt.« M’Rek verengte die Augen zu Schlitzen. »Der Rat wird über Ihre Bitte gründlich nachdenken. Doch obwohl ich Ihren Mut begrüße, trotz all Dinge, die wir über Sie wissen, hierher zu kommen, frage ich mich, ob es weise von Ihren Anführern war, ausgerechnet Sie zu schicken. Gehen Sie nun, Captain, und erwarten Sie unsere Entscheidung. Aber erhoffen Sie sich nicht allzu viel.«

Bei diesen Worten traten die Wachen vor, und Archer ließ sich von ihnen zurück durch die schweren Holztürflügel führen, durch die sie eingetreten waren, T’Pol an seiner Seite.

Sie erreichten wieder den Vorraum der Großen Halle. Archer wusste, dass Ihnen nun nicht viel übrig blieb, als zu warten. Und zu hoffen, trotz der zweifellos gut gemeinten Warnung des Kanzlers. Hoffnung ist so ungefähr das Einzige, was der Erde noch geblieben ist.

»Glauben Sie, dass die Klingonen sich dazu entscheiden, in den Konflikt einzugreifen?«, fragte T’Pol, die mit vor der Brust verschränkten Armen dastand, während Archer in dem weiten, leeren Korridor erfolglos nach einer Sitzgelegenheit Ausschau hielt.

Er zuckte mit den Schultern. Schließlich sagte er: »Ganz egal, was Shran oder Krell Ihnen erzählen mögen: Ich bin kein Krieger. Als ich das Kommando über die Enterprise übernommen habe, war ich ein Forscher. Was zum Teufel ist nur aus diesen Tagen geworden?«

T’Pols anhaltendes Schweigen ließ ihn sich fragen, ob er die letzten paar Jahre seines Lebens wohl vergeudet hatte, weil er der vergeblichen Hoffnung nachgejagt war, diesem überwiegend tödlichen Dschungel von einer Galaxis Frieden und Sicherheit bringen zu können.

HEUTE2155

EINS

Tag 37 des Monats K’ri’BraxDienstag, 22. Juli 2155I.K.S. Mup’chIch,nahe Alpha Centauri

»Wir haben die Kontrolle über beide Thhaei-Kriegsschiffe erlangt, Commander«, rief Centurion T’Vak aufgeregt, während er sich über eine der fremdartigen Brückenkonsolen des eroberten klingonischen Raumschiffs beugte. »Das Arrenhe’hwiua-Telekontrollsystem funktioniert weiterhin tadellos.«

Commander T’Voras ließ sich auf seinem Sessel nieder – einem Sessel, der nach romulanischen Vorgaben gebaut worden war. Dies war das einzige Zugeständnis an persönlichen Komfort, das er sich gegönnt hatte, seit er diesen Rosteimer von einem Kampfkreuzer von seiner verlausten Besatzung übernommen hatte. Ein Schiff zu übernehmen, das von diesen stirnwülstigen Wilden betrieben wurde, war eine deutlich größere Herausforderung gewesen, als die Mission heute zu werden versprach. Die Schiffe, die von den vulkanischen Verwandten des Romulanischen Sternenimperiums konstruiert worden waren, ließen sich im Vergleich offensichtlich mit wunderbarer Leichtigkeit per Fernsteuerung übernehmen.

Er vermochte sich kaum auszumalen, wie sehr das Militär des Imperiums davon profitieren würde, die hochmodernen vulkanischen Schiffe zu zerlegen und zu studieren. Dafür war ihm absolut bewusst, wie spürbar diese Neuerwerbung seine eigene Karriere und den Reichtum und Status seiner Familie befördern würden.

»Sehr gut, Centurion«, sagte T’Voras und legte die Finger zusammen, um sich zu konzentrieren und jede übertriebene Selbstsicherheit zu verdrängen. Schließlich durfte er den Vulkaniern nicht erlauben, die Kontrolle über ihre Kommunikationsausrüstung zurückzuerlangen. Wenn sie das schafften, würden sie hier, tief im Koalitionsraum, rasche Hilfe anfordern und auch erhalten. »Sichern sie unsere Beute für einen Schleppflug zurück nach Romulus. Und sorgen Sie dafür, dass die Besatzungen beider Schiffe tot sind, bevor wir uns auf den Weg machen. Wir können keine bösen Überraschungen auf dem Heimweg gebrauchen.«

»Ich werde mich darum kümmern, Commander«, antwortete T’Vak.

Als er dies hörte, entschied T’Voras, sich – neben seinem gepolsterten Sessel – einen weiteren Luxus zu gönnen: den eines kleinen triumphierenden Lächelns.

Früh im Monat re’T’Khutai, im Jahr von ShiKahr 8764 Dienstag, 22. Juli 2155 Vulkanisches Schiff des Verteidigungsdirektorats T’Jal, nahe Alpha Centauri

Von einer Sekunde zur nächsten zeigte der Hauptbildschirm der Brücke nichts als statisches Rauschen. Gleichzeitig versagte die Brückenbeleuchtung. Ungeachtet des auf einmal nur noch schwachen Lichts konnte Captain Vanik sehen, wie sich die Augen der jungen Subaltern einen Moment lang in einer ungewohnten Zurschaustellung von Emotionen weiteten.

Natürlich konnte er das der jungen Offizierin nicht übel nehmen. Schließlich hatten die Umstände – und auch Vulkans Verpflichtung, seine Koalitionsverbündeten vor Angriffen von außen zu schützen – sie soeben dazu gezwungen, auf andere vulkanische Schiffe zu feuern, die von einem außergewöhnlich bösartigen und tödlichen Feind übernommen worden waren.

»Unsere Lebenserhaltung hat sich gerade abgeschaltet, Captain«, warnte Subaltern T’Pelek und gewann ihre Gelassenheit zurück, indem sie sich offenbar auf ihr Training besann. »Zusammen mit der Flugsteuerung, dem Antrieb und den taktischen Systemen. Ich kann weder auf die Sicherungssysteme noch auf die tertiären Notfallsysteme zugreifen.«

Das war ein höchst verzwicktes und jeder Logik spottendes Problem. Vanik hatte vorgehabt, es aus sicherer Entfernung zu lösen, nachdem das Schwesterschiff der T’Jal, die Toth, nur wenige Lirt’k zuvor anscheinend ein identisches schiffsweites Systemversagen erlitten hatte. Unglücklicherweise schien der Effekt, der soeben beide Schiffe lahmgelegt hatte, größere Auswirkungen zu haben, als Vanik gedacht hätte.

»Rufen Sie den Rest des Einsatzgeschwaders«, befahl er, während er seinen Sessel der Komm-Station zudrehte. Ein Großteil ihres Flottenverbandes war bereits auf Warp gegangen, mit Kurs auf Vulkan, doch er konnte rasch zurückgerufen werden, um Hilfe zu leisten.

»Captain, das Kommunikationsnetz reagiert ebenfalls nicht«, antwortete Offizier Voris einen Moment später, nachdem er sein Kontrollpult überprüft hatte. »Die Subraumfrequenzen sind für uns gegenwärtig nicht verfügbar.«

»Soeben ist ein anderes Schiff auf den Sensoren aufgetaucht«, meldete Altern Stak von einer der vorderen Wissenschaftsstationen, die offenbar noch funktionierte. »Es entspricht vom Profil her einem klingonischen Schlachtkreuzer.«

Ein weiteres klingonisches Schiff, dachte Vanik. Es überraschte ihn kaum, dass die Gefahr, die auszuschalten die T’Jal und die Toth losgeschickt worden waren, noch immer in der Nähe lauerte wie ein hungriger Le-matya, der auf der Suche nach Beute durch die sonnenverbrannten Einöden von Vulkans Glühofen streifte. »Warum haben wir das Schiff nicht früher entdeckt?«, wollte Vanik in ruhigem Tonfall wissen.

»Das ist schwer zu sagen, Captain«, antwortete Stak, der noch immer in seinen beschirmten Scanner blickte. »In der Nähe des Schiffes kreuzen die Orbits einer Reihe dunkler Eiskometen. Es ist möglich, dass sich das Klingonenschiff hinter einem dieser Himmelskörper verborgen hatte.«

Und aus diesem Versteck heraus hat es seine Waffe gegen uns und die Toth zum Einsatz gebracht, dachte Vanik. Es war vernünftig, anzunehmen, dass es sich dabei um dieselbe Waffe handelte, die kurz zuvor zwei vulkanische Schiffe der D’Kyr-Klasse dazu gebracht hatte, unweit des Alpha-Centauri-Systems auf einen friedlichen menschlichen Konvoi zu schießen. Damals war den vulkanischen Verteidigungsstreitkräften keine andere Wahl geblieben, als zwei ihrer eigenen Schiffe samt Besatzung auszulöschen.

»Das klingonische Schiff ändert seine Position, Captain«, sagte Stak. »Es beschleunigt auf uns zu.«

»Flugsteuerung und Antrieb weiterhin außer Funktion«, fügte T’Pelek hinzu.

»Gibt es irgendeine Möglichkeit, die Toth zu kontaktieren?«, fragte Vanik an Voris gerichtet.

»Negativ, Captain.«

Erst in diesem Moment wurde Vanik klar, dass er sich noch nie in einer so verzweifelten Situation befunden hatte, weder zu seiner Zeit als Kommandant des Forschungsschiffs Ti’Mur noch während der sechs vorhergehenden Jahrzehnte im Dienst von Vulkans Forschungsprogramm zur Entdeckung des Weltraums.

»Versuchen Sie weiter, die Toth zu erreichen, Subaltern«, befahl er. »Ich muss mit Captain L’Vor sprechen, um zu erfahren, welche Gegenmaßnahmen sie unternimmt, um die Eroberung ihres Schiffs zu verhindern.«

In diesem Augenblick erhellte unvermittelt ein kurzer Blitz hellen Lichts die Seite der Brücke, auf der Altern Stak stand. Bevor Vanik sich auch nur dem jungen Wissenschaftsoffizier zuwenden konnte, war das Licht schon wieder verblasst. Auf Staks Zügen lag ein erstaunlich unvulkanischer Ausdruck von Bestürzung.

Vanik wusste bereits genau, welche Gegenmaßnahme Captain L’Vor zum Einsatz gebracht hatte, bevor Stak auch nur ein Wort sagen konnte.

»Die Toth ist explodiert, Captain. Und das Klingonenschiff hat noch nicht einmal das Feuer eröffnet.«

Logisch, dachte Vanik. Vermutlich wollen sie uns nicht nur töten, sondern auch entern.

Es war ebenso logisch, anzunehmen, dass L’Vor nicht aus Panik heraus gehandelt hatte, sondern aus der gebotenen Notwendigkeit heraus, zu verhindern, dass ein Feind sensible vulkanische Technologie in die Finger bekam.

»Altern Stak«, sagte Vanik, als er zu einem Schluss kam, der ebenso unerfreulich wie logisch und unvermeidbar war. »Bereiten Sie die Logbuchboje zum Abschuss vor.«

»Sofort, Captain«, antwortete Stak.

Die Luft begann für Vanik, feucht und abgestanden zu riechen, obwohl er wusste, dass der Ausfall der Lebenserhaltung erst viel zu kurz zurücklag, als dass sich die Atmosphäre an Bord nennenswert verschlechtert haben könnte. Dennoch würde die T’Jal schon bald eine stilles, lebensfeindliches, fliegendes Grab sein, wenn es Stak nicht gelang, seinen nächsten Befehl auszuführen.

»Und stellen Sie fest, ob wir den Selbstzerstörungsmechanismus aktivieren können«, fuhr Vanik fort, während er stumm um jede Katra trauerte, die an diesem Tag verloren ging. »Genau wie es die Kommandantin der Toth soeben getan hat.«

ZWEI

Freitag, 25. Juli 2155Enterprise NX-01,Gamma-Hydra-Sektor

Der Klang der Türglocke des Bereitschaftsraums hatte etwas furchtbar Anklagendes.

Jonathan Archer warf das Padd, in dem er gelesen hatte, auf den Schreibtisch. Es landete geradewegs auf dem absurd hohen Stapel an Papierausdrucken, der sich dort angesammelt hatte, zwischen seinem Computerterminal und einem Foto von Trip Tucker und ihm, das vor Jahren während eines Angelausflugs im Golf von Mexiko aufgenommen worden war. Obwohl er im Augenblick alles andere als erpicht darauf war, mit jemandem zu sprechen, war er dankbar für jede Gelegenheit, sich nicht mit dem Inhalt des Padds auseinandersetzen zu müssen – oder dem damit einhergehenden Papierkram.

»Herein«, rief er, nachdem er mit einem Daumen den Interkom-Knopf neben dem Stapel auf seinem Schreibtisch gedrückt hatte. Einen Augenblick später glitt die Tür mit einem schwachen pneumatischen Zischen auf.

Commander T’Pol trat über die erhöhte Türschwelle, die vulkanischen Züge so teilnahmslos wie immer, die Hände hinter dem Rücken gefaltet. Direkt hinter ihr kam Lieutenant Malcolm Reed herein, der deutlich angespannter wirkte als T’Pol. Sein Auftreten glich dem eines Mannes, der sich auf Zehenspitzen durch ein Minenfeld bewegt.

Hinter seinen Besuchern schloss sich die Tür, und Archer drehte ihnen den Schreibtischstuhl zu, ohne sich jedoch zu erheben. »T’Pol. Malcolm. Was haben Sie auf dem Herzen?«

»Wir sind nicht mit einem besonderen Wunsch zu Ihnen gekommen, Captain«, antwortete T’Pol, bevor sie Malcolm einen kurzen Seitenblick zuwarf.

Reed räusperte sich. »Genau genommen, Captain, sind wir hier, um zu fragen, ob irgendetwas für tun können.« Er sah aus, als würde er lieber eine Inventur der im Schiffsarsenal liegenden Photoniktorpedos vornehmen oder seine taktische Konsole neu verkabeln, als dieses Gespräch zu führen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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