Star Wars. Ein Sturm zieht auf. Roman - Alan Dean Foster - E-Book

Star Wars. Ein Sturm zieht auf. Roman E-Book

Alan Dean Foster

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Beschreibung

Die Vorgeschichte zum Film „Angriff der Klonkrieger“

Ansion, ein abgelegener aber strategisch wichtiger Planet, steht kurz vor einer Rebellion. Der Jedi Obi-Wan Kenobi und sein Padawan Anakin Skywalker brechen auf, um die Wogen zu glätten. Eine nahezu unmöglich zu erfüllende Mission, müssen sie doch äußerst argwöhnische Parteien dazu bringen, miteinander zu verhandeln, und zwei ganze Armeen aufhalten. Und im Hintergrund lauert ein Feind, der nur darauf wartet, dass die Jedi versagen ...

• Die Star-Wars-Romane sind voller Emotionen, Abenteuer und technischer Finessen
• Ein wahres Fest für alle Star-Wars-Fans

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Alan Dean Foster

Ein Sturm zieht auf

Aus dem Englischen

von Michael Nagula

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel

»Star Wars™: The Approaching Storm«

bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

1. Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung Dezember 2008

bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe

Random House GmbH, München.

Copyright © 2003 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where

indicated. All rights reserved. Used under authorization.

Translation Copyright © 2008 by Verlagsgruppe

Random House GmbH, München

Umschlaggestaltung: HildenDesign, München

Cover Art Copyright © 2003 by Lucasfilm Ltd.

Cover illustration by Steven D. Anderson

Redaktion: Peter Thannisch/Susanne Picard

HK · Herstellung: RF

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN 978-3-641-07753-2

www.blanvalet.de

Für Shelby Hettinger –

damit alle wissen,

dass du keine Witze machst.

Onkel Alan

1

»Es kommt mir so vor, als wäre mein Planet auf einmal sehr wichtig, Ehrenwerte Shu Mai.«

Die Präsidentin der Handelsgilde lächelte dünn. »Kleine Schlüssel können sehr große Türen öffnen, Senator Mousul.«

Während sie so sprachen, bewegte sich das würdevolle Quartett langsam durch die Galaxis – selbstverständlich nicht durch die wirkliche Galaxis, sondern eine gewaltige dreidimensionale Darstellung davon. Sie erfüllte den gesamten Raum. Sterne leuchteten und umgaben die vier mit einem Schleier weichen, vielfarbigen Strahlens. Wenn einer der Besucher die Hand ausstreckte und ein Planetensystem berührte, erhielt er eine ausführliche Beschreibung dieses Systems und seiner einzelnen Planeten: alles von der herrschenden Spezies und deren Population über Einzelheiten von Flora und Fauna bis hin zu Wirtschaftsstatistiken und Zukunftsaussichten.

Zu den Besuchern gehörte eine blauhäutige Twi’lek, die eher ruhig und nachdenklich wirkte. Ihr Begleiter war ein sehr wichtiger corellianischer Industrieller, der in der Öffentlichkeit oft erkannt wurde. Die Präsidentin der Handelsgilde war klein und schlank und hatte die grünliche Haut und die typische Frisur einer Gossam: nach hinten gekämmt und dann nach vorne in einen Kringel auslaufend. Der vierte Angehörige der Gruppe, der ein kunstvolles Gewand aus den exotischsten Materialien trug, die es auf seinem Heimatplaneten gab, war der Senator von Ansion. Trotz seines hohen Amtes wirkte er nervös, wie jemand, der befürchtet, beobachtet zu werden. Die Twi’lek und der Corellianer waren eindeutig Herrin und Untergebener, wenn auch ein sehr mächtiger Untergebener.

Die Präsidentin der Handelsgilde blieb stehen. Erstaunlich, dachte sie, wie Billionen denkender Wesen und ganze Zivilisationen zu kleinen Staubkörnern reduziert werden konnten, die in einem einzigen Raum Platz fanden. Wenn die Wirklichkeit doch nur ebenso leicht zu organisieren und zu lenken wäre wie diese beeindruckende Nachbildung!

Aber mit einiger Zeit und der Hilfe sorgfältig gepflegter Bündnisse, dachte sie selbstsicher, würde sie genau das bewerkstelligen.

»Ich bitte um Verzeihung, edle Dame«, murmelte der Corellianer, »aber meine Geschäftspartner und ich verstehen nicht, wieso dieser Planet namens Ansion so wichtig sein soll.«

Shu Mai klatschte leise in die Hände. »Hervorragend!«

»Es freut Euch, dass wir nicht wissen, warum diese Welt so bedeutend ist?«, fragte die Twi’lek verwirrt.

»So ist es.« Ein nachlässiges Lächeln erhellte die Miene der Gossam. »Wenn Ihr es nicht erkennt, wird es unseren Feinden ebenso ergehen. Passt auf, und ich werde es Euch mehr als deutlich machen – ich mache es sichtbar.«

Sie drehte sich um und griff in das pulsierende Spiel der Planeten und Sonnen nach einem kleinen, aber zentral liegenden Stern.

In Reaktion darauf erschienen drei laserhelle blaue Linien und verbanden das System mit drei anderen. »Das Malarianische Bündnis. Oberflächlich gesehen nur eines von Hunderten solch eher beiläufig eingegangener Bündnisse.« Ihre schlanken Finger bewegten sich abermals. Gelbe Linien erschienen und verbanden den ersten Stern mit sechs weiteren Systemen. »Der Vertrag mit den Keitumiten zur gegenseitigen militärischen Verteidigung. Er ist nie zur Anwendung gekommen, besteht aber weiterhin.« Ihr Lächeln wurde strahlender. Was sie gerade tat, gefiel ihr sehr. »Und nun seht Euch das an.« Sie manipulierte die Galographiken der Umgebung weiter, wie eine Musikerin, die ein teures Quintolium spielt.

Als Shu Mai fertig war, betrachteten ihre drei Begleiter schweigend das Ergebnis ihrer Arbeit. Die vier Personen waren von einem Netz aus Linien umgeben: blau, gelb, golden, leuchtend rot – alle Farben des Spektrums. Vielleicht sogar die Farben eines Imperiums.

Und inmitten dieses Netzes heller, regloser Linien, die für Verträge und Bündnisse, Pakte und planetare Partnerschaften standen, befand sich ein einzelner, plötzlich erheblich weniger unbedeutend wirkender Planet.

Ansion.

Mit einer Handbewegung und einem Wort von Shu Mai verschwand das komplizierte Netz wieder. Es wäre nicht gut gewesen, wenn jemand, der nicht zu diesem Quartett gehörte, unangemeldet hereingekommen wäre und gesehen hätte, worüber hier gesprochen wurde. Das hätte unter Umständen zu unbequemen Fragen geführt.

»Wer vermutet schon, dass ein solch unbedeutender Planet der Dreh- und Angelpunkt so vieler einander überschneidender Verträge sein könnte?« Die blauhäutige Frau war angemessen beeindruckt.

»Und genau darum geht es.« Shu Mai nickte der Twi’lek zu. »Es gibt Planeten mit strategisch vergleichbar wichtigeren Positionen, Welten mit größerer Bevölkerung und mit einer für die Republik durchaus wichtigen Industrie. Wenn es um größere Zusammenhänge geht, denkt niemand an Ansion. Das ist das Schöne daran.« Sie legte die Fingerspitzen aneinander und warf Senator Mousul einen bedeutungsvollen Blick zu.

»Wenn es uns gelingt, die Ansionianer dazu zu bringen, sich aus der Republik zurückzuziehen, wird das niemanden sonderlich interessieren. Aber da diese Planeten alle in engen Bündnissen zueinander stehen, wird das Loslösen Ansions von der Republik dazu führen, dass auch jene anderen Planeten, die schon in dieser Frage schwankend sind, dem Beispiel der Ansionianer folgen, wie etwa die Mitgliedsplaneten der Malarianischen Allianz oder jene, deren Führer den Vertrag mit den Keitumiten unterschrieben haben. Und Ihr seht selbst, wie viele Planeten in anderen Systemen diesen beiden Pakten angehören. Es wird sein wie eine Lawine: Es beginnt ganz klein, doch es wird aus eigener Kraft immer größer und immer schneller. Bis der Senat merkt, was passiert, werden sich schon vierzig Systeme oder mehr aus der Republik gelöst haben, und wir werden in der Zwischenzeit die Art von Veränderungen festigen, die wir uns wünschen.«

Mousul verschränkte die Finger fester ineinander, bis die Haut an den Knöcheln weiß wurde. »In der gegenwärtigen sehr verfahrenen Situation braucht es nur einen Funken, um das alles in Gang zu bringen.«

Der corellianische Industrielle tanzte beinahe vor Aufregung. »Was für einen wunderbar heimtückischen Plan Ihr da entwickelt habt! Die Kräfte, deren Interessen ich repräsentiere, werden dem sofort zustimmen und eine Streitmacht nach Ansion schicken, um die Einwohner dort zu zwingen, aus der Republik auszuscheiden.«

Senator Mousul riss erschrocken die Augen auf.

»Das ist genau das, was wir nicht von Euch wollen«, erklärte Shu Mai streng. »Wenn ich mich recht erinnere, hat die Handelsföderation schon anderswo Ähnliches versucht. Die Ergebnisse waren – wie soll ich sagen? – nicht besonders überzeugend.«

»Nun gut.« Der Corellianer hüstelte nervös in die Faust. »Es gab unvorhergesehene Komplikationen.«

»Mit deren Folgen wir bis heute zu kämpfen haben.« Shu Mai war unnachgiebig. »Seht Ihr es denn nicht? Das Schöne an diesem Plan ist die scheinbare Bedeutungslosigkeit seines Dreh- und Angelpunkts. Schickt eine Flotte oder auch nur ein paar Schiffe nach Ansion, und Ihr werdet sofort die Aufmerksamkeit jener Kräfte wecken, die unsere Pläne bisher immer wieder durchkreuzt haben. Das ist ganz klar das Letzte, was wir wollen. Wir wollen, dass die Loslösung Ansions von der Republik vollkommen natürlich wirkt, wie das Ergebnis interner Entscheidungen, die ohne jeden Einfluss von außen erreicht wurden.« Sie lächelte Mousul wohlwollend an.

»Und das wird tatsächlich gelingen?«, fragte die Twi’lek neugierig.

Shu Mai sah sie anerkennend an. Diese Frau würde sich noch als nützlich erweisen, das wusste sie. Ebenso wie die anderen, an die sie sich gewandt hatte – wenn sie weiterhin vernünftig blieben.

Sie überließ es Senator Mousul zu antworten: »Wie viele Spezies sind auch die Ansionianer gespalten in der Frage, ob sie in der Republik bleiben oder der Korruption und dem Filz, die dieses politische Gebilde durchdringen, den Rücken kehren sollen. Seid versichert, dass es auf unserem Planeten viele Bürger gibt, die unserer Sache sehr wohlwollend gegenüberstehen. Ich habe mich persönlich darum gekümmert und beträchtliches politisches Kapital aufgewandt, um dafür zu sorgen, dass diese Elemente angemessen ermutigt werden.«

»Wie lange?«, wollte die Twi’lek wissen.

»Bis Ansion sich entscheidet?«, fragte der Senator nachdenklich. »Wenn man einmal davon ausgeht, dass die Spaltung im Inneren ständig größer wird, erwarte ich ein förmliches Votum darüber, ob wir in der Republik bleiben oder nicht, innerhalb eines halben Standardjahrs.«

Die Präsidentin der Handelsgilde nickte anerkennend. »Und dann können wir in aller Ruhe darauf warten, dass jene, die traditionell mit Ansion verbündet sind, diesem Beispiel folgen und ihre anderen Verbündeten mit sich ziehen. Ihr habt doch sicher als Kinder alle mit Bauklötzen gespielt. Es gibt unweigerlich immer einen Schlüsselbaustein nahe dem Boden, der, wenn man ihn wegnimmt, das ganze Gebäude zum Einsturz bringt.

Ansion ist dieser Schlüssel. Wenn dieser einzelne Baustein entfernt wird, wird der Rest der Systeme in sich zusammenbrechen.« Ihre Gedanken schienen sich ebenso wie ihr Blick auf etwas außerhalb des Sichtfelds ihrer Begleiter zu konzentrieren. »Aus den Ruinen der alten, verfallenen Republik werden jene von uns, die über Voraussicht verfügen, eine neue politische Struktur errichten, perfekt und strahlend. Ein politisches Gebilde ohne Schwachstellen, frei von diesen moralistischen Anwandlungen, die der angemessenen Entwicklung einer wirklich fortschrittlichen Gesellschaft nur im Weg stehen und sie verlangsamen.«

»Und wer wird diese neue Gesellschaft anführen?« In der Frage der Twi’lek lag eine Spur Zynismus. »Ihr?«

Shu Mai zuckte bescheiden mit den Schultern. »Meine Interessen gelten der Handelsgilde. Wer kann schon sagen, wie es weitergehen wird. Das ist noch nicht entschieden, denn unsere Sache muss zunächst einmal Erfolg haben, bevor wir Anführer wählen. Ich gebe zu, ich würde eine solche Nominierung nicht abweisen, aber ich glaube auch, dass es andere gibt, die qualifizierter sind als ich. Fangen wir mit kleinen Dingen an.«

»Wie mit Ansion.« Der Corellianer hatte sich offenbar von der milden Zurechtweisung erholt, und seine Begeisterung war mit aller Macht zurückgekehrt. »Was für eine Freude, was für ein Wunder, wenn wir zumindest imstande wären, Geschäfte abzuschließen, die nicht von Bergen überflüssiger Regeln, Einschränkungen und Vorschriften behindert würden. Die Personen und Interessen, die ich vertrete, würden dafür ewig dankbar sein.«

»Ja, Ihr hättet zumindest die Möglichkeit, jene Monopole aufzubauen und zu sichern, die Ihr so sehr anstrebt«, stellte Shu Mai trocken fest. »Keine Sorge – für Eure politische und finanzielle Unterstützung werdet Ihr erhalten, was Euch zusteht.«

»Und selbstverständlich«, entgegnete der Industrielle tückisch, »wird diese neue Übereinkunft auch der Handelsgilde alle möglichen Vorteile bieten.«

Shu Mai machte eine bescheidene Geste. »Wir sind stets darauf bedacht, politische Veränderungen zu unserem Vorteil zu nutzen.«

Sie hatte bemerkt, dass Senator Mousul sehr schweigsam geworden war. »Etwas scheint Euch nicht zu gefallen, Mousul. Was ist es?«

Der Ansionianer sah seine Verbündete an, und er wirkte ein wenig besorgt. Seine großen, vorstehenden Augen erwiderten den Blick der Präsidentin der Handelsgilde. »Seid Ihr sicher, dass niemand Eure Absichten hinsichtlich Ansion durchschauen kann, Shu Mai?«

»Bisher hat es jedenfalls niemand getan«, erwiderte sie spitz und sah ihre Mitverschwörer der Reihe nach an.

Mousul richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Ich bin intelligent genug, um zu wissen, dass es andere gibt, die klüger sind als ich. Das sind die Personen, die mich beunruhigen.«

Shu Mai trat vor und legte dem Senator beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Ihr macht Euch zu viele Gedanken, Mousul.« Mit der freien Hand machte sie eine Geste, und der Lichtpunkt, der für Ansion stand, erschien erneut. »Ansion! Seht es Euch an. Klein, abgelegen, unwichtig. Ich wette, unter hundert Politikern oder Kaufleuten könnte Euch kaum einer etwas über diesen Planeten sagen. Niemand außer uns hier in diesem Raum ist sich bewusst, wie wichtig Ansion werden kann.«

»Ich hoffe, Ihr habt recht, Shu Mai. Ich hoffe, Ihr habt recht.«

»Das hat sie selbstverständlich.« Die Twi’lek hatte ein wenig gezögert, dieser Begegnung zuzustimmen, aber nun war sie mehr als überzeugt von den Plänen, die ihre Gastgeberin so ausführlich dargelegt hatte. »Ich bin gleichzeitig beeindruckt und bewegt von dem vollen Ausmaß und der Subtilität von Präsidentin Shu Mais Strategie. Wie sie so richtig ausgeführt hat, scheint dieser Planet viel zu unwichtig, als dass ihm ein Außenstehender sonderliche Beachtung schenken würde …«

2

»Haja, Süße – was versteckst du denn unter diesem weiten Gewand vor uns?«

Luminara Unduli ignorierte den großen unrasierten Mann und seine ebenso groben Gefährten, ihr überhebliches Grinsen und ihre lüsternen Blicke – ihr kollektiver Körpergeruch war allerdings ein wenig schwerer zu ignorieren. Geduldig hob sie den Löffel mit heißem Eintopf an die Lippen, von denen die untere dauerhaft in einem Purpurrot gefärbt war, das beinahe schwarz wirkte. Eine Reihe tätowierter, miteinander verbundener schwarzer Rauten zog sich über ihr Kinn, und kompliziertere Tätowierungen schmückten ihre Fingergelenke. Die bräunliche Färbung ihrer Haut stand in verblüffendem Kontrast zu ihren tiefblauen Augen.

Der Blick dieser Augen hob sich und richtete sich auf die jüngere Frau, die an der anderen Seite des Tischs saß. Barriss Offees Aufmerksamkeit pendelte zwischen ihrer Lehrerin und den Männern, die sie beide unangenehm dicht umdrängten, hin und her. Barriss war eine gute Schülerin. Sie war wachsam und rücksichtsvoll, wenn auch hin und wieder impulsiv. Im Augenblick schwieg die junge Frau, aß weiter und sagte nichts. Eine vernünftige Reaktion, dachte die Ältere. Sie überlässt mir die Führung, und das ist ganz richtig so.

Der Kerl, der die dämliche Frage von sich gegeben hatte, flüsterte einem seiner Freunde etwas zu. Rohes, unangenehmes Lachen erklang. Der Mann beugte sich vor und legte eine Hand auf Luminaras stoffbedeckte Schulter. »Ich hab dir ’ne Frage gestellt, Schätzchen. Wirst du uns jetzt zeigen, was sich unter diesem hübschen Gewand verbirgt, oder sollen wir selbst nachsehen?« Pheromonschwangere Erwartung hatte seine Freunde erfasst. Ein paar andere Gäste, die sich bisher über ihr Essen gebeugt hatten, drehten sich nun zu ihnen um, aber keiner verlieh seiner Empörung über das, was geschah, Ausdruck oder mischte sich anderweitig ein.

Luminara ließ den Löffel unterhalb ihrer Lippen verharren und schien sich für seinen Inhalt mehr zu interessieren als für die Typen, die sie so blöde anmachten. Aber schließlich senkte sie den Löffel, seufzte dabei und bewegte die freie rechte Hand nach unten. »Wenn Ihr das wirklich sehen wollt …«

Einer der Männer grinste breit und versetzte seinem hoch aufragenden Kameraden einen Rippenstoß. Ein paar andere drängten sich noch näher, sodass sie sich beinahe alle über den Tisch beugten. Luminara zog einen Teil ihres äußeren Gewandes beiseite, und die komplizierten Muster auf den kupfer- und bronzefarbenen Metallbändern oben an ihren Unterarmen blitzten in dem trüben Licht der Schänke.

Unter dem Obergewand befand sich ein Gürtel aus Metall und Leder, an dem mehrere kleine Geräte von hochentwickelter Technik befestigt waren. Eins davon war ein glänzender Zylinder, eindeutig dazu entworfen, gut in der Hand zu liegen. Der aggressive Sprecher der Gruppe starrte diesen Gegenstand mit zusammengekniffenen Augen an. Er schien auf einmal doch ein wenig verwirrt zu sein. Hinter ihm zogen sich ein paar seiner Kumpane zurück, schneller als ein Schmugglerschiff einen Notfallsprung in den Hyperraum machen konnte.

»Mathos beschütze uns! Das ist ein Jedi-Lichtschwert!«

Die Stimmung veränderte sich blitzschnell, und die Gruppe von Störenfrieden löste sich auf. Ihr vorheriger Anführer fand sich unerwartet verlassen, wollte aber seine Niederlage nicht so schnell zugeben. Er starrte den schimmernden Metallzylinder an.

»So ein Quatsch. Ein Jedi-Lichtschwert, wie?« Feindselig glotzte er den Gegenstand an. »Ich nehme an, das macht dich zu einer Jedi-Ritterin, wie?«

Luminara Unduli aß noch einen Löffel ihrer Mahlzeit, dann legte sie das Besteck vorsichtig auf ihren beinahe leeren Teller, tupfte sich sowohl die gefärbte als auch die unberührte Lippe mit der Leinenserviette ab und wandte sich dem Mann zu. Blaue Augen blickten zu ihm auf, und ein kühles Lächeln erschien auf ihrem fein geschnittenen Gesicht.

»Ihr wisst, wie Ihr das herausfinden könnt«, informierte sie ihn leise.

Der große, kräftige Mann setzte zu einer Erwiderung an, zögerte dann aber und überlegte es sich anders. Die Hände der attraktiven Frau ruhten mit den Handflächen nach unten auf ihren Oberschenkeln. Das Lichtschwert – es sah tatsächlich aus wie ein Jedi-Lichtschwert – blieb an ihrem Gürtel. Auf der anderen Tischseite aß die jüngere Frau ruhig weiter, als wäre nichts Ungewöhnliches passiert.

Plötzlich wurde sich der ruppige Störenfried mehrerer Dinge gleichzeitig bewusst. Zum einen, dass er inzwischen vollkommen allein war. Seine zuvor so begeisterten Kumpane waren einer nach dem anderen lautlos verschwunden. Zweitens hätte die Frau, die vor ihm saß, nervös und ängstlich sein sollen, wirkte stattdessen aber nur gelangweilt und resigniert. Drittens fiel ihm ganz plötzlich ein, dass er woanders etwas Wichtiges zu tun hatte.

»Äh, tut mir leid«, murmelte er. »Ich wollte Euch nicht stören. Hab Euch mit jemandem verwechselt.« Dann wandte er sich ab und eilte auf den Ausgang zu, wobei er beinahe über eine Resteschüssel gefallen wäre, die neben einem unbesetzten Tisch auf dem Boden stand. Mehrere andere Gäste sahen ihm hinterher. Andere schauten zu den beiden Frauen hin, bevor sie sich wieder ihrem eigenen Essen und ihren Gesprächen widmeten.

Luminara atmete leise aus und wandte sich wieder ihrer Mahlzeit zu. Sie verzog das Gesicht, dann schob sie die Schale und den Rest darin von sich weg. Diese rüpelhafte Szene hatte ihr den Appetit verdorben.

»Ihr seid prima mit ihm fertig geworden, Meisterin Luminara.« Barriss aß ihre eigene Schüssel mit Eintopf leer. Die Wahrnehmung der Padawan mochte hin und wieder nachlassen, aber ihr gesunder Appetit tat das nie. »Kein Lärm, kein Theater.«

»Wenn du älter wirst, wirst auch du hin und wieder einem solchen Überfluss an Testosteron gegenüberstehen. Häufig auf kleineren Planeten wie Ansion.« Sie schüttelte bedächtig den Kopf. »Ich kann solche Störungen nicht ausstehen.«

Barriss lächelte fröhlich. »Seid nicht erbost darüber, Meisterin. Ihr seid nun einmal sehr attraktiv. Und Ihr habt ihm eine Lektion erteilt und ihm Stoff für eine Geschichte geliefert, die er noch oft erzählen wird.«

Luminara zuckte mit den Schultern. »Wenn doch nur jene, die hier die Regierung stellen – diese so genannte ›Einheit der Gesellschaft‹ –, ebenso leicht Vernunft annehmen würden.«

»Ihr werdet es schon schaffen.« Barriss stand rasch auf. »Ich bin fertig.« Die beiden Frauen bezahlten und verließen die Schänke. Flüstern, Gemurmel und nicht wenige bewundernde Worte folgten ihnen.

»Die Bevölkerung hat offenbar mitgekriegt, dass wir hier sind, um einen dauerhaften Frieden zwischen den Städtern, die zur ›Einheit der Gesellschaft‹ gehören, und den Alwari-Nomaden auszuhandeln. Aber sie haben keine Ahnung, wie viel mehr auf dem Spiel steht. Und wir können den wahren Grund für unser Hiersein nicht enthüllen, ohne jene auf uns aufmerksam zu machen, deren düstere Absichten wir vereiteln wollen.« Luminara zog ihr Gewand fester um sich. Es war wichtig, gleichzeitig distanziert und beeindruckend zu wirken. »Und weil wir nicht vollkommen ehrlich sein können, trauen die Einwohner uns nicht.«

Barriss nickte. »Die Städter denken, wir stehen auf der Seite der Nomaden, und die Nomaden fürchten, dass wir die Städter unterstützen. Ich hasse Politik, Meisterin Luminara.« Sie ließ die Hand an die Seite sinken. »Ich bereinige Streitigkeiten lieber mit einem Lichtschwert. Das ist so viel direkter.« Ihr hübsches Gesicht strahlte Lebensfreude aus.

»Es ist schwer, einen Gegner von deinen Argumenten zu überzeugen, wenn beide Seiten tot sind.« Luminara bog in eine der Seitenstraßen von Cuipernam ein, in der es von Händlern und Stadtbewohnern vieler galaktischer Spezies nur so wimmelte. Sie schaute sich nicht nur auf der Straße um, sondern behielt auch die Fassaden der Geschäfte und Wohnhäuser im Auge. »Jeder kann mit einer Waffe umgehen. Vergiss das nicht, wenn du dich das nächste Mal versucht fühlst, einen Streit mit dem Lichtschwert zu schlichten.«

»Ich wette, es ist alles der Fehler der Handelsföderation.« Barriss besah sich einen Marktstand, der von Schmuck schier überfloss: Halsketten und Ohrringe, Ringe und Diademe, Armbänder und handgearbeitete blitzende Kontaktlinsen. Solch konventioneller Schmuck war einer Jedi verboten. Einer ihrer Lehrer hatte Barriss und ihren Mitpadawan einmal erklärt: »Jedi leuchten von innen heraus, nicht dank des Glitzerns von Edelsteinen und Perlen.«

Dennoch, diese Halskette aus Searous-Haar mit eingeflochtenen Pikach-Steinen war einfach hinreißend.

»Was hast du gerade gesagt, Barriss?«

»Nichts, Meisterin. Ich habe nur meiner Unzufriedenheit über die ständigen Intrigen der Handelsföderation Ausdruck verliehen.«

»Ja«, stimmte Luminara ihrer Schülerin zu. »Und die Handelsgilden werden jeden Monat mächtiger und stecken ihre geldgierigen Finger in alles, was sie nichts angeht, selbst wenn ihre direkten Interessen nicht betroffen sind. Hier auf Ansion unterstützen sie offen die Städte, die sich locker in der Einheit der Gesellschaft zusammengetan haben, obwohl das Gesetz der Republik nomadischen Gruppen wie den Alwari garantiert, dass sie unabhängig von solch äußeren Einflüssen bleiben können. Die Aktivitäten der Handelsgilde und der Handelsföderation machen eine ohnehin schwierige Situation noch kniffliger.« Sie bogen um eine weitere Ecke. »Wie überall.«

Barriss nickte wissend. »Alle erinnern sich immer noch an die Vorfälle auf Naboo. Warum beschließt der Senat nicht einfach, ihre Handelsverbindungen einzuschränken? Das würde sie ein wenig beruhigen!«

Luminara musste sich ein Lächeln verkneifen. Ah, die Unschuld der Jugend! Barriss meinte es gut, und sie war eine gute Padawan, aber mit Regierungen und Politik kannte sie sich überhaupt nicht aus.

»Es ist gut und schön, an der Moral festzuhalten, Barriss, aber dieser Tage wird die Republik offenbar vollkommen vom Kommerz beherrscht. Die Handelsgilde und die Handelsföderation verhalten sich, als wären sie selbst Regierungen. Und sie gehen dabei sehr schlau vor.« Sie verzog das Gesicht. »Sie buckeln vor Senatsbotschaftern und schmeicheln ihnen, geben ununterbrochen Unschuldsbekundungen von sich, und besonders dieser Nute Gunray ist so glatt wie ein notonianischer Schlammwurm. Geld ist Macht, und Macht kauft Stimmen. Ja, sogar im republikanischen Senat. Und sie haben mächtige Verbündete. Es geht allerdings um mehr als Geld. Der Jedi-Rat fürchtet, dass die allgemeine Unzufriedenheit mit dem derzeitigen Zustand der Regierung dazu führen wird, dass sich viele Planeten offen von der Republik trennen.«

Barriss, die neben ihrer Meisterin ging, straffte ihre Haltung. »Zumindest wissen alle, dass die Jedi über solchen Dingen stehen und nicht käuflich sind.«

»Nein, wir sind nicht käuflich.« Luminara versank in ihre Gedanken.

Barriss bemerkte die Veränderung. »Gibt es noch etwas anderes, was Euch beunruhigt, Meisterin Luminara?«

Die andere Frau rang sich ein Lächeln ab. »Ach, manchmal hört man Dinge. Alte Geschichten, unbewiesene Gerüchte. Dieser Tage scheint es Unmengen solcher Geschichten zu geben. Zum Beispiel die politische Philosophie eines gewissen Grafen Dooku.«

Obwohl sie immer eifrig bedacht war, ihr Wissen zu demonstrieren, zögerte Barriss, bevor sie antwortete. »Ich glaube, den Namen habe ich schon mal gehört. War er nicht der Jedi, der …«

Luminara blieb plötzlich stehen und streckte die Hand aus, damit auch ihre Begleiterin anhielt. Ihr Blick zuckte von einer Seite zur anderen, und sie war nicht länger in Gedanken versunken, sondern aufmerksam bis in die letzte Faser, alle Sinne hellwach.

Bevor Barriss noch fragen konnte, was los war, hatte die Jedi ihr Lichtschwert in der Hand, aktivierte es und streckte es vor sich aus.

Barriss reagierte auf das Verhalten ihrer Meisterin, indem sie ebenfalls die Waffe zog und aktivierte. Sie sah sich unruhig nach dem Grund für Luminaras Unruhe um. Sie konnte nichts Ungewöhnliches entdecken und bedachte ihre Lehrerin mit einem fragenden Blick.

In diesem Augenblick trat Luminara zwei Schritte nach vorne, hob die Laserklinge steil nach oben, und der Hoguss, der von einem Dach aus vor ihr zu Boden hatte springen wollen, eine mörderische Axt in den Fäusten, spießte sich selbst mit Luminaras erhobenem Lichtschwert auf. Es stank kurz nach brennendem Fleisch, dann zog die Jedi das Lichtschwert aus dem Hoguss, der, die nun nutzlose Axt immer noch fest im leblosen Griff, zur Seite fiel. Die Leiche schlug dumpf auf dem Boden auf.

»Zurück!« Luminara wich nach hinten, und Barriss deckte ihrer Meisterin den Rücken.

Die Angreifer kamen von Hausdächern und aus Fenstern im ersten Stock, aus Eingängen und leeren Körben am Straßenrand – eine ganze Springflut böswilliger Zwielichtigkeit. Jemand, so dachte Luminara finster, hatte sich diesen Hinterhalt einiges kosten lassen. Um wen immer es sich dabei handeln mochte, er wusste genau, dass er es mit mehr als zwei harmlosen Touristinnen zu tun hatte, die auf der Suche nach Sehenswürdigkeiten waren.

Aber was genau wusste dieser Jemand sonst noch?

Es gab für einen Nicht-Jedi nur zwei Möglichkeiten, einen Jedi im Kampf zu besiegen: ihm ein falsches Gefühl der Sicherheit zu vermitteln oder ihn durch schiere Masse zu überrennen. Subtilität war diesen Angreifern offenbar fremd – die Jedi-Meisterin und ihre Padawan hatten es mit einem bunt zusammengewürfelten Haufen von blutrünstigen, aber unausgebildeten Einzelkämpfern zu tun, also musste, wer immer sie bezahlte, sich für die letztere Herangehensweise entschieden haben.

In den überfüllten engen Gassen hatte Luminara die Angreifer nicht bemerkt, obwohl es sich um eine beträchtliche Anzahl handelte. Doch die feindselige Ausstrahlung war in der größeren Menge emotionaler Schwingungen untergegangen, die von den vielen geschäftigen Passanten, den feilschenden Kunden und den aufgeregten Händlern ausgegangen waren.

Nun aber, da der Angriff begonnen hatte, waren die mörderischen Absichten in der Macht deutlich zu spüren. Dutzende bewaffneter Attentäter näherten sich den beiden Frauen, die sich immer weiter zurückzogen. In der Enge der Straße und zwischen all den Passanten, die voller Panik versuchten, sich in Sicherheit zu bringen, blieb Luminara und Barriss keine klare Rückzugslinie, aber jene Angreifer, die Schusswaffen bei sich trugen, konnten in dem Gewusel auch nicht gut zielen. Hätten sie eine Ahnung von Taktik gehabt, wären jene in den ersten Reihen, die Klingen und andere weniger entwickelte Waffen schwangen, zur Seite gewichen, um ihren besser bewaffneten Kameraden Platz zu schaffen. Aber man hatte demjenigen, der die Jedi letztendlich tötete, eine zusätzliche Prämie versprochen. Das motivierte einerseits den tobenden Pöbel, führte aber andererseits dazu, dass die Angreifer nicht gemeinsam vorgingen, um ihr Ziel zu erreichen, denn keiner wollte, dass einer seiner Kumpane statt er selbst die beträchtliche Prämie einsteckte.

So konnten Luminara und Barriss die Blasterschüsse ebenso ablenken, wie sie die Attacken abwehrten, die mit weniger technisierten Waffen wie Langschwertern und Messern geführt wurden. Hohe Mauern schirmten sie links und rechts ab, und die Händler und Kunden rannten in Deckung und schufen ihnen Platz, sodass sie sich um die Angreifer kümmern konnten. Leichen häuften sich vor ihnen auf, und einigen von ihnen fehlten wichtige Teile der Anatomie, von wirbelnden Schneiden aus bunt gefärbter Energie abgetrennt.

Barriss’ Begeisterung und ihre herausfordernden Schreie wurden ergänzt von Luminaras ruhigerer, aber tödlicher Schwertarbeit. Die beiden Frauen wehrten die Attacken der Angreifer nicht nur ab, sondern trieben sie schließlich zurück. Der stille, aber erschreckend effiziente Kampfstil eines Jedi nahm einem Gegner für gewöhnlich schnell den Mut. Sobald er sah, wie seine Blasterschüsse von dem summenden Lichtschwert abgefangen und zurückgeschlagen wurden, begriff er, dass es auch andere, weniger selbstmörderische Wege gab, seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Aber als die beiden Frauen die verbliebenen Angreifer gerade um eine Straßenecke treiben wollten, erhob sich ein lautes Brüllen, und zwei Dutzend weitere Attentäter erschienen. Diese Truppe, bestehend aus Menschen und Nichtmenschen, war wesentlich besser bewaffnet und arbeitete auch besser zusammen als die anderen.

Luminara erkannte, dass der anstrengende Kampf, den sie bereits hinter sich hatten, sie beide nur hatte ermüden sollen. Sie straffte sich und rief der sichtlich bedrückten Barriss eine Ermutigung zu, dann zogen sie sich in die schmale Straße zurück, aus der sie beinahe entkommen waren.

Die überlebenden ersten Angreifer verdoppelten ihre Anstrengungen, angespornt durch die Verstärkung, und Jedi und Padawan wurden nach hinten gedrängt.

Auf einmal endete die Seitenstraße vor einer glatten Hofmauer. Für jeden anderen wäre dieses Hinternis unüberwindlich gewesen, nicht aber für die Jedi.

»Barriss!« Mit wirbelndem Lichtschwert zeigte Luminara auf die rötliche Mauer hinter ihnen. »Dort hinauf! Ich komme nach!«

Ein Mann in dickem Leder ließ sich auf ein Knie nieder und zielte sorgfältig mit einem Blaster. Luminara blockte seine beiden Schüsse ab, bevor sie die linke Hand kurz vom Lichtschwert nahm und eine Geste in seine Richtung machte. Die gefährliche Waffe flog ihm aus den Händen, als wäre sie ein lebendes Wesen, und das erschreckte ihn so sehr, dass er auf den Hintern plumpste. Geschützt von seinen Mitattentätern geriet er allerdings nicht in Panik wie ein gewöhnlicher Meuchelmörder, sondern versuchte stattdessen, sich den Blaster zurückzuholen.

Die Jedi wusste, dass das nicht ewig so weitergehen konnte. »Hoch, sagte ich!«

Barriss zögerte. »Meisterin, Ihr könnt mir Deckung geben, wenn ich hochsteige, aber ich kann von der Mauerkrone aus nicht das Gleiche für Euch tun.« Sie sprang vor und säbelte einem schlangenartigen Wetakk den Waffenarm ab. Mit einem Schmerzensschrei taumelte er zurück. Doch er verfügte noch immer über fünf andere Hände und zog mit zweien davon jeweils eine Klinge.

»Ich komme schon zurecht«, versicherte Luminara ihrer Schülerin, obwohl sie sich ernsthaft fragte, wie sie über die Mauer gelangen sollte, ohne von hinten angegriffen zu werden. Ihre erste Sorge galt allerdings ihrer Padawan und nicht sich selbst. »Das ist ein Befehl, Barriss! Rauf mit dir!«

Widerstrebend schlug Barriss ein letztes Mal mit dem Lichtschwert zu, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben. Dann schaltete sie die Waffe ab, befestigte sie an ihrem Gürtel, drehte sich, nahm Anlauf und sprang. Sie fand beinahe unsichtbare Stellen, wo sie sich mit ihren Fingern anklammern konnte, dann kletterte sie nach oben. Unter und hinter ihr hielt Luminara ganz allein die herandrängenden Angreifer auf.

Barriss hatte die Mauerkrone schon beinahe erreicht, als sie den Kopf wandte und schräg nach unten schaute. Luminara hatte sich weiter nach vorn begeben, damit keiner der Meuchelmörder weiter hinten auf ihre kletternde Padawan schießen konnte. Barriss zögerte.

»Meisterin Luminara, es sind zu viele! Ich kann Euch von hier oben keine Deckung geben!«

Die Jedi drehte sich um, um zu antworten. Dabei übersah sie einen kleinen Throbe, der hinter einem viel größeren Menschen stand. Der Blaster des Throbe war ebenfall klein, und der Schuss war nicht sonderlich gut gezielt, traf die Jedi aber, und Luminara taumelte nach hinten.

»Meisterin!« Erschrocken überlegte Barriss, ob sie weiter hochklettern oder den Befehl ihrer Meisterin missachten und wieder nach unten springen sollte, um ihr zu helfen.

Noch bevor sie eine Entscheidung fällen konnte, nahm sie ein subtiles Beben in der Macht wahr, was sich ganz anders anfühlte als alles, was sie an diesem schrecklichen Tag schon gespürt hatten. Außerdem war dieses Gefühl überraschend stark.

Auf einmal wirbelten zwei Männer durch die Reihen der Angreifer, bis sie Luminara erreicht hatten. Sie waren beide äußerlich nicht besonders auffällig, obwohl der Körperbau des Jüngeren vermuten ließ, dass er sich noch beträchtlich entwickeln würde. Lichtschwerter blitzten, als die beiden über die verdutzten Angreifer herfielen.

Nur noch wenige Augenblicke hielten die überlebenden Attentäter den beiden neuen Gegnern stand, dann fuhren sie herum und flohen. In weniger als einer Minute war die Straße leer.

Barriss löste sich von der Mauer und sprang die beträchtliche Entfernung zu Boden, wo sie sich einem attraktiven jungen Mann gegenübersah, der sein Selbstvertrauen wie einen maßgeschneiderten Anzug trug. Mit einem großspurigen Lächeln betrachtete er sie abschätzend und deaktivierte sein Lichtschwert.

»Man sagt, morgendliche Übungen seien nicht nur gut für den Körper, sondern auch für die Seele. Guten Tag, Barriss Offee.«

»Anakin Skywalker. Ja, ich erinnere mich vom Training her an dich.« Sie nickte ihm dankbar zu, dann eilte sie an die Seite ihrer Meisterin. Der andere Neuankömmling untersuchte bereits Luminaras Blasterwunde.

»Es ist nichts Ernstes.«

Luminara zog ihr Gewand ein wenig enger um sich, als notwendig gewesen wäre. »Ihr seid sehr früh hier, Obi-Wan«, sagte sie zu ihrem Kollegen. »Wir haben Euch erst übermorgen erwartet.«

»Unsere Reise verlief schneller als erwartet.« Die vier verließen die Seitenstraße und traten auf den Platz hinaus, und Obi-Wan sah sich um. Feinde waren nicht zu entdecken, auch nicht in der Macht. Er entspannte sich ein wenig. »Da wir zu früh eintrafen, gingen wir davon aus, dass uns am Raumhafen niemand abholen würde. Also beschlossen wir, nach Euch zu suchen. Als wir Euch nicht in Eurem Quartier antrafen, wollten wir uns ein wenig umsehen, um uns mit der Stadt vertraut zu machen. Und dann habe ich den Ärger gespürt. Er leitete uns zu Euch.«

»Und gerade zur rechten Zeit.« Luminara lächelte dankbar. Es war das gleiche liebenswerte Lächeln unterschiedlich gefärbter Lippen, an das sich Obi-Wan von früher erinnerte, denn er hatte schon die eine oder andere Mission gemeinsam mit Luminara ausgeführt. »Die Situation wurde recht unangenehm.«

»Unangenehm!«, warf Anakin ein. »Wenn Meister Obi-Wan und ich nicht …« Der missbilligende Blick seines Meisters ließ ihn verstummen.

»Es gibt etwas, das mich wundert, seit wir diesen Auftrag erhielten.« Barriss nahm etwas mehr Abstand zu dem anderen Padawan und näherte sich dafür den beiden älteren Jedi. »Warum werden hier gleich vier von uns gebraucht, um mit etwas fertig zu werden, das zumindest nach außen hin nichts weiter als eine kleine Auseinandersetzung zwischen eingeborenen Personengruppen ist?« Ihre Ungeduld war deutlich zu spüren. »Ihr habt schon zuvor von größeren Zusammenhängen gesprochen, Meisterin.«

»Du erinnerst dich an unsere Diskussionen«, begann Luminara geduldig. »Die Alwari-Nomaden denken, dass der Senat die Städter bevorzugt. Die Städter sind überzeugt, dass die galaktische Regierung auf der Seite der Nomaden steht. Beide Gruppen könnten daher zu der fälschlichen Einschätzung geraten, Ansion wäre außerhalb der Republik besser dran, weil man dann interne Auseinandersetzungen ohne Einmischung von außen regeln könnte. Der Vertreter des Planeten im Senat scheint jedenfalls zu dieser Auffassung zu neigen. Es gibt auch Beweise dafür, dass Elemente von außerhalb des Planeten sich einmischen, damit sich Ansion von der Republik abspaltet.«

»Aber es ist nur ein einziger Planet und nicht gerade ein besonders wichtiger«, wandte Barriss ein.

Luminara nickte bedächtig. »Stimmt. Für sich allein genommen ist Ansion wirklich nicht sonderlich wichtig. Aber es ist durch viele Pakte und Verträge mit anderen Systemen verbunden, die möglicherweise ebenfalls die Republik verlassen, wenn Ansion dies tut. Deshalb müssen wir einen Weg finden, den Planeten in der Republik zu behalten. Und das wiederum lässt sich am besten bewerkstelligen, wenn wir das Misstrauen zwischen den Städtern und den Nomaden bereinigen. Als Außenseiter, die den Senat vertreten, wird man uns auf Ansion vielleicht Respekt entgegenbringen, aber Freunde finden wir hier nicht. Nein, stattdessen wird man uns sehr misstrauisch beobachten. Bei dieser komplizierten Situation und der möglichen Einflussnahme von Agitatoren von außerhalb und den möglichen Folgen war der Rat der Ansicht, dass es besser wäre, gleich zwei Unterhändlerpaare zu schicken statt nur einem Jedi mit seinem Padawan.«

»Ich verstehe.« Also stand wirklich mehr auf dem Spiel als eine Auseinandersetzung zwischen Städtern und Nomaden, erkannte Barriss. Hatte der Rat Luminara angewiesen, ihre Padawan auf dem Weg nach Ansion noch nicht über den wahren Grund ihres Hierseins zu informieren, oder war Barriss einfach zu sehr mit ihrer Ausbildung beschäftigt gewesen, um die größeren Zusammenhänge zu erkennen? Ob es ihr nun gefiel oder nicht, sie würde der galaktischen Politik mehr Aufmerksamkeit widmen müssen.

Zum Beispiel der Frage, warum bestimmte Kräfte so dringend wollten, dass sich Ansion von der Republik trennte, dass sie vor einer Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Planeten nicht zurückschreckten? Was hatten diese unbekannten Gruppen durch das Ausscheiden des Planeten zu gewinnen? Es gab Tausende und Abertausende von zivilisierten Welten in der Republik. Die Absonderung von einer oder sogar von mehreren konnte für die Galaktische Regierung doch nicht so bedeutend sein. Oder etwa doch?

Barriss war überzeugt, einen wichtigen Punkt übersehen zu haben, und das frustrierte sie. Aber sie konnte Luminara nicht weiter befragen, weil Obi-Wan gerade mit ihrer Meisterin redete.

»Jemand, dessen Einfluss weit über Ansion hinausgeht, will nicht, dass unsere Verhandlungen Erfolg haben, sodass sich Ansion von der Republik trennt, mit all den problematischen Folgen, die das haben würde.« Obi-Wan blickte blinzelnd zum Himmel auf, der nach Regen aussah. »Es wäre gut zu wissen, wer dieser Jemand ist. Wir hätten einen Eurer Angreifer gefangen nehmen sollen.«

Luminara dachte darüber nach. »Selbst wenn Ihr recht habt, Obi-Wan, und dieser Pöbel dafür bezahlt wurde, uns davon abzuhalten, unsere Mission erfolgreich fortzusetzen, dann hat derjenige, wer auch immer sie angeheuert hat, sie mit Bestimmtheit über seine Identität und seine Ziele im Dunkeln gelassen.«

»Du warst also auch auf Naboo?« Barriss fühlte sich ein wenig ausgeschlossen aus dem Gespräch zwischen den beiden älteren Jedi und wandte sich neugierig an Anakin.

»Ja.« Der Stolz des jungen Mannes war deutlich herauszuhören. Er ist ziemlich seltsam, dachte sie. Seltsam, aber nicht unsympathisch. Und so voll mit inneren Konflikten wie ein Momusbusch voller Samenkapseln. Aber es war auch nicht zu übersehen, wie stark die Macht in ihm war.

»Irgendwie erweckst du bei mir den Eindruck, dass Bescheidenheit nicht deine Sache ist.«

Zu ihrer Überraschung zeigte er sich reuig. »Das tut mir leid.« Er wies mit einem Kopfnicken in Richtung der beiden Jedi, die vor ihnen über den Platz gingen. »Meister Obi-Wan sagt, ich leide unter einem Übermaß an Ungeduld. Ich will alles sofort. Und wahrscheinlich gelingt es mir auch nicht zu verbergen, dass ich lieber woanders wäre. Das hier ist kein sehr interessanter Auftrag.«

Sie zeigte in Richtung der Seitenstraße, wo sie einen großen Leichenhaufen zurückgelassen hatten. »Du bist noch nicht mal einen Tag hier und warst bereits zu einem Nahkampf auf Leben und Tod gezwungen. Deine Definition von interessant muss wirklich ungewöhnlich sein.«

Er hätte beinahe gelacht. »Und du hast wirklich einen trockenen Humor. Ich bin sicher, wir werden gut miteinander auskommen.«

In dieser Hinsicht war Barriss nicht so sicher. Dieser hoch gewachsene, blauäugige Padawan war ihr zu sehr von sich überzeugt. Oder verwechselte sie Selbstvertrauen mit Arroganz?

Plötzlich löste er sich von ihr. Sie beobachtete ihn, als er vor einer Bude stehen blieb, an der Trockenobst und Gemüse aus der Kander-Region im Norden von Cuipernam verkauft wurden. Als er zurückkehrte, ohne etwas gekauft zu haben, sah sie ihn fragend an.

»Um was ging es denn da? Hast du etwas entdeckt, das aus der Ferne lecker aussah, das du bei näherem Hinsehen aber dann doch nicht wolltest?«

»Was?« Er schien tief in Gedanken. »Nein … Nein, es ging nicht um Essen.« Er warf einen Blick zurück zu der einfachen Marktbude, während sie versuchten, ihre Meister wieder einzuholen. »Hast du das nicht gesehen? Dieser Junge dort drüben, der mit der Weste und der roten Hose, hat mit seiner Mutter gestritten. Er hat sie angeschrien.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Das wird ihm noch leidtun, wenn er erst älter ist. Ich habe es ihm nicht so direkt gesagt, aber ich glaube, er hat verstanden, was ich meinte.«

Was für ein seltsamer Padawan, dachte sie, und ein noch seltsamerer junger Mann. Sie hatten in etwa das gleiche Alter, aber in einiger Hinsicht kam er ihr vor wie ein Kind, während er in anderer wieder erheblich älter wirkte, als er tatsächlich war. Ob sie wohl genug Zeit miteinander verbringen würden, dass sie ihn besser kennenlernen konnte? Bei ihren kurzen Begegnungen im Jedi-Tempel hatte sie das jedenfalls nicht geschafft.

In diesem Augenblick fing es an zu donnern, und sie fragte sich, ob dieses Donnern wohl mehr als nur Regen ankündigte. Sie wunderte sich selbst über diesen Gedanken …

3

Ogomoor war nicht glücklich. Er ging so langsam, wie es gerade noch akzeptabel war, durch die hohen Flure auf die Gemächer des Bossban zu und tat sein Bestes, die Seitenblicke der geschäftigen Diener, Schreiber und Arbeiter, die ebenfalls in den Korridoren unterwegs waren, zu ignorieren. Als Majordomus des Bossban hatte er einen höheren Rang als sie alle, aber selbst der Geringste von ihnen legte derzeit mehr Selbstvertrauen und Zufriedenheit an den Tag als er. Selbst der blaugrüne Smotl, der als Ib-Dunn bekannt war und gerade einen Berg Kommunikationsausdrucke trug, der höher war als er selbst, warf Ogomoor einen mitleidigen Blick zu, als der Majordomus sich an ihm vorbeidrängte.

Sie hatten Grund, Ogomoor zu bemitleiden, und er hatte Grund, sich bemitleiden zu lassen. Ob es nun gute oder schlechte Entwicklungen gab, es war seine Pflicht, Bossban Soergg den Hutt über alle wichtigeren Ereignisse persönlich zu informieren. Und die Nachrichten, die er diesmal überbringen musste, waren ausgesprochen unangenehm. Ogomoor hatte einen großen Teil des Morgens damit verbracht, darum zu beten, dass er von einer fiebrigen, am besten ausgesprochen ansteckenden Krankheit befallen würde. Bedauerlicherweise waren aber sowohl er als auch der Bossban bei bester Gesundheit geblieben.

Ob er das bevorstehende Zusammentreffen mit Soergg unbeschadet überstehen würde, war allerdings noch sehr unklar – und Gegenstand einiger Wetten unter seinen Mitarbeitern. Es gab keinen, der ihm nicht mindestens einen ehrlich bekümmerten Blick zuwarf. Erstaunlich, wie schnell sich schlechte Nachrichten in den unteren Rängen verbreiteten, dachte er in einem der wenigen Momente, in denen er nicht in Selbstmitleid versunken war.

Als er um die Ecke bog, stand er vor dem Eingang zum Büro des Bossban und seinem Allerheiligsten. Zwei schwer bewaffnete Yuzzem flankierten den Eingang. Sie sahen Ogomoor so verächtlich an, als wäre er bereits gehäutet und tot. Er zuckte innerlich mit den Schultern, kündigte sich durch das Kom an und dachte nur: Bringen wir es hinter uns.

Bossban Soergg der Hutt war ein gräulicher, schnaufender, wabbeliger Berg Fett und Muskeln, den bestenfalls ein anderer Hutt attraktiv finden konnte. Er hatte der Tür den Rücken zugewandt und die Hände vor sich gefaltet, während er aus dem großen polarisierten Fenster schaute, das eine gute Aussicht auf die Unterstadt von Cuipernam bot. Auf einer Seite des Raums spielten drei seiner Konkubinen Bako. Sie waren derzeit nicht angekettet. Eine war eine Menschenfrau, eine andere Brogune und die dritte gehörte einer Spezies an, die Ogomoor bis zu diesem Tage noch nicht identifiziert hatte. Was Soergg mit ihnen anstellte, konnte sich der Majordomus kaum vorstellen. Als die Brogune aufblickte und ihm einen bedauernden Blick zuwarf, sogar aus allen vier Augen, wusste Ogomoor, dass er wirklich tief im Mopak steckte.

Soergg wälzte sich herum und wandte sich vom Fenster ab. Ein winziger Haushaltsdroide beeilte sich, um mit der Bewegung Schritt zu halten. Er war durchaus effizient, wenn auch nicht gerade begeistert von seiner Aufgabe, nichts anderes zu tun zu haben, als die Spur von Schleim und anderen Hinterlassenschaften des Hutt aufzuwischen. Die Hände auf dem dicken Bauch gefaltet, starrte der Hutt aus vorstehenden, geschlitzten Augen erbost auf Ogomoor hinab.

»Du hast also versagt.«

»Nicht ich, Allmächtiger.« Ogomoor verbeugte sich so tief, wie es bei dem allgegenwärtigen Huttschleim sicher war. »Ich habe die Besten eingestellt, die man mir empfohlen hat. Es war ihr Versagen und das derjenigen, die diese Empfehlungen ausgesprochen haben. Diese Unwürdigen habe ich bereits gemaßregelt. Was mich selbst angeht, so war ich wie immer nichts weiter als Euer demütiger Diener und Vermittler.«

»Hurrp!« Ogomoor stand direkt in der Schusslinie und hatte keine Möglichkeit, taktvoll auszuweichen, also traf ihn das Rülpsen des Bossban mit voller Wucht. Die stinkende Luft ließ ihn taumeln, aber er blieb tapfer, wo er war. Zum Glück waren ihm die Verrenkungen, die sein Verdauungssystem daraufhin vollzog, nicht anzusehen. »Vielleicht hat ja wirklich niemand einen Fehler gemacht.«

Eine solch offene, direkte Äußerung von Seiten des Hutt war ebenso verblüffend wie untypisch, und Ogomoor witterte sofort eine Falle. Misstrauisch versuchte er herauszufinden, was der Bossban wirklich wollte. »Wenn es zu einem Versagen kam, wie kann das niemandes Fehler gewesen sein, o Großmächtiger?«

Der Hutt machte eine vage Geste. »Diese Idioten, die versagt haben, gingen davon aus, sie würden es mit einer Jedi und ihrer Padawan zu tun kriegen, nicht mit zweien. Die Kraft der Jedi wächst exponential. Gegen einen zu kämpfen ist, als kämpfte man gegen zwei. Wenn man gegen zwei kämpft aber ist es, als stünden acht gegen einen. Und wenn man gegen acht kämpft …« Ein Schaudern verursachte sichtbare Wellen auf der Haut des Hutt. Ogomoor war ehrlich beeindruckt. Er selbst war noch nie einem der legendären Jedi begegnet, aber etwas, was Bossban Soergg schaudern ließ, sollte man wirklich meiden.

»Die beiden anderen sind erst in zwei Tagen erwartet worden.« Soergg sprach mehr mit sich selbst, die Worte blubberten aus seinem riesigen Bauch nach oben wie Methangas an die Oberfläche eines verfaulenden Tümpels. »Man könnte fast annehmen, sie hätten gespürt, was bevorstand, und ihre Reise beschleunigt. Solche Terminänderungen sind verdächtig und müssen anderen berichtet werden.«

»Welchen anderen?«, fragte Ogomoor, aber das tat ihm sofort leid.

Soergg starrte ihn wütend an. »Warum willst du das wissen, Lakai?«

»Ich will es nicht wissen – nicht wirklich.« Ogomoor versuchte verzweifelt, in seine Stiefel zu schrumpfen.

»Das ist auch besser für dich, glaub mir. Du würdest schon bei der Erwähnung gewisser Namen und Organisationen zittern. Sei zufrieden mit deinem Unwissen und deiner geringen Stellung.«

»Oh, das bin ich, Euer Korpulenz, das bin ich!« Insgeheim wünschte er sich allerdings, er wüsste, von wem oder was der Bossban sprach. Die Erwartung eventuellen Reichtums wog jede Angst auf, die er empfand.

»Die Situation wurde deshalb noch schlimmer«, sagte der Hutt, »weil ausgebildete Jedi oft Gefahren in ihrer Nähe spüren können. Wegen dieser Fähigkeit ist es sehr schwierig, sie in einen Hinterhalt zu locken. Gewisse Personen werden über den Verlauf der Ereignisse nicht glücklich sein. Es wird zusätzliche Kosten geben.«

Diesmal schwieg Ogomoor.

Hutts bewegen sich nur langsam, aber sie denken schnell. »Obwohl dein Mund geschlossen ist, sehe ich, wie dein Hirn arbeitet. Die Einzelheiten dieser Sache darf nur ich wissen, und du musst sie schleunigst wieder vergessen.«

Ogomoor bemerkte, wie verärgert sein Bossban war, also fragte er lieber nicht, wie er etwas vergessen sollte, das er nie erfahren hatte. »Vielleicht hat es tatsächlich nicht viel zu bedeuten. Die Vertreter der Einheit werden jeden Tag verärgerter wegen der anhaltenden Unentschlossenheit der Republik hinsichtlich der Landansprüche der Nomaden. Man sagt mir, der Senat sei in dieser Sache gespalten, wie bei so vielen Fragen in letzter Zeit.«

»Ja, ja, ich weiß.« Soergg gab ein beeindruckendes Grunzen von sich. »Es sieht aus, als würde die Galaxis derzeit von Verwirrung und nicht von Konsens geleitet.« Er verzog das ledrige Gesicht. »Chaos ist schlecht fürs Geschäft. Deshalb haben die Hutts sich, wenn auch im Geheimen, mit den Kräften zusammengetan, die für eine Veränderung eintreten. Für Stabilität, den Freund des Kapitalisten.« Er drohte seinem Assistenten mit dem Finger. »Mit einigem Glück werden diese Jedi erhebliche Zeit brauchen, bis sie überhaupt etwas erreichen. Viele Debatten werden nötig sein, um den Streit zwischen den Städtern und den Alwari zu schlichten. Das gibt uns Zeit und Gelegenheit, diese Sache immer noch zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zu führen. Und genau das muss um jeden Preis geschehen. Wir können den Jedi nicht erlauben, hier ihren Einfluss auszuüben. Ansion muss die Republik verlassen!« Sabber lief über das nicht vorhandene Kinn des Hutt, als er sich mit der riesigen Zunge die dicken Lippen leckte. Der Haushaltsdroide eilte rasch herbei, um die Absonderungen aufzufangen, bevor sie auf dem Boden Flecken verursachten.

»Du kannst dir nicht vorstellen«, fügte der Hutt mit gefährlich tiefer Stimme hinzu, »was uns droht, wenn wir diesen Auftrag nicht erfolgreich ausführen. Jene, die uns bezahlen, stehen in dem Ruf, Versagen gegenüber sehr ungnädig zu sein.«

Ogomoor hatte eine leider nur zu lebhafte Vorstellung, was damit gemeint sein könnte. »Ich werde wie immer mein Bestes tun, Bossban. Dennoch, vier Jedi …«

»Zwei Jedi und zwei Padawan«, verbesserte ihn Soergg. Plötzlich schaute er sehnsüchtig drein. Oder doch zumindest so sehnsüchtig, wie ein Hutt es konnte. »Diese jämmerlichen Kreaturen, die du gezwungen warst anzuheuern, sind nur zu typisch für die Qualität der einheimischen Arbeitskräfte auf abgelegenen Planeten wie Ansion. Für eine solche Aufgabe brauchten wir echte, erfahrene Profis. Leute, die außerhalb der Grenzen der Gesetzgebung der Republik Erfahrung sammeln konnten. Ein richtiger Kopfgeldjäger wäre gut. Leider gibt es auf Ansion keine solche Person.« Er grübelte einen Moment.

»Slatt!«, rief er schließlich. »Zumindest ein Gutes wird aus diesem Fiasko entstehen. Dank der Anstrengungen der Jedi gibt es nur wenige Überlebende, die bezahlt werden müssen.«

»Wenn Ihr dann also mit mir fertig seid, Großmächtiger, habe ich noch viel zu tun.« Ogomoor begann, rückwärts aus dem Zimmer zu gehen. »Die Lieferung von Tweare-Häuten aus Aviprine wird um …«

»Nicht so schnell.« Widerstrebend unterbrach der Majordomus seinen Rückzug. »Ich erwarte, dass du weiter an dieser Sache arbeitest, Ogomoor. Ein kluger Kaufmann lässt sich keine Gelegenheit entgehen. Leg etwas von der Tücke an den Tag, für die dein Stamm so berüchtigt ist! Der Auftrag, der Einmischung der Jedi ein Ende zu machen, ist wichtiger als alles andere, sogar wichtiger als die Lieferung von Tweare-Häuten. Ich erwarte regelmäßig Berichte. Was immer du brauchst, kannst du dir nehmen, und ich werde die notwendige Autorisierung erteilen. Diese Besucher müssen aufgehalten werden, oder wir alle werden die Folgen spüren. Habe ich mich verständlich gemacht?«

Ogomoor verbeugte sich tief. »Vollkommen.«

Der Hutt blies sich gewaltig auf, wie eine Kröte mit zu viel Stolz. »Das tue ich immer.«

»Zur Erbauung von uns allen, die wir Euch dienen, o großer und weiser Gönner.«

Nachdem er schließlich aus dem Raum hatte fliehen können und festgestellt hatte, dass sowohl sein Rang als auch all seine Körperteile intakt geblieben waren, ignorierte Ogomoor entschlossen das Kichern seiner Kollegen aus vielen Spezies, das ihm auf dem Weg in sein Büro folgte. Er brauchte sich keine Sorgen zu machen, sagte er sich. Es war keine große Sache. Er musste einfach nur das Vertrauen seines Arbeitgebers und seine Wertschätzung wahren, indem er für das Ableben der beiden Jedi-Ritter und ihrer schlauen Padawans sorgte. Jedes Landei konnte eine solche Aufgabe erledigen, selbst eins mit nur einem halben Hirn!

Und genau das würde ein zorniger Jedi aus ihm machen, dachte Ogomoor dann. Dennoch, es gab vielleicht eine Möglichkeit. Was hatte dieser vollgestopfte, schleimige Talgsack gesagt? Etwas darüber, wie schwierig es war, sich an einen Jedi anzuschleichen und ihn zu überraschen? Vielleicht gab es ja eine Möglichkeit, dieser bemerkenswerten Begabung etwas entgegenzusetzen.

Oder noch besser, sie zu umgehen.

»Es hat nicht funktioniert.« Soergg duckte sich vor der Komstation. Der Hutt hatte beträchtlichen Respekt für die kleine Zweibeinerin, mit deren Hologramm er sprach. Nicht wegen ihrer Persönlichkeit, sondern wegen Shu Mais enormer geschäftlicher Erfolge.

»Was ist passiert?«, fragte die Präsidentin der Handelsgilde.

»Der zweite Jedi und sein Padawan trafen früher ein als erwartet und verhinderten die Hinrichtung der ersten beiden.« Soergg beugte sich dichter zum Kom. »Die Information, die ich erhielt, war falsch. Wir haben viel zusätzlich eingestelltes Personal verloren.« Er schnaubte wichtigtuerisch. »Ich hatte hohe Ausgaben.«

Shu Mai war unerbittlich. »Gebt mir nicht die Schuld an Eurem Versagen. Ihr habt die neuesten Informationen erhalten, die uns zugänglich waren. Glaubt Ihr wirklich, die Bewegungen einzelner Jedi im Auge zu behalten sei so einfach wie das Verfolgen einer Kurtisane auf dem Tanzboden? Sie veröffentlichen nicht gerade, was sie tun.« Ihr nächster Gedanke schien selbst sie nervös zu machen. »Nun muss ich diese unangenehme Information an andere weitergeben. Wie plant Ihr, dieses jämmerliche Versagen wieder richtigzustellen?«

»Wir widmen uns der Angelegenheit weiterhin. Wir werden den Jedi nicht erlauben, die Abspaltung von Ansion von der Republik zu verhindern.«

»Ihr habt Euch Ansion als Heimat ausgewählt«, erinnerte Shu Mai den Hutt. »Interessiert es Euch nicht, ob der Planet in der Republik bleibt oder nicht?«

Soergg schnaubte unhöflich. »Ein Hutt ist dort zu Hause, wo seine Geschäftsinteressen liegen.«

Die Präsidentin der Handelsgilde nickte. »Selbst die Mitglieder der Handelsföderation sind nicht derart käuflich.«

»Schöne Worte von einer, deren Organisation die Niobarium-Verschmutzung von Vorian Vier unter den Teppich gekehrt hat.«

Shu Mais Miene veränderte sich. »Das wisst Ihr? Ich würde annehmen, für jemanden, der Zugang zu solch wohl gehüteten Informationen hat, sollte die Eliminierung von ein paar Jedi – und ihren Padawans – eine Kleinigkeit sein.«

»So ist es«, stimmte Soergg zu. »Aber ich brauchte die richtigen Helfer. Könnt Ihr mir keine geeigneten Individuen schicken?«

Shu Mai schüttelte den Kopf. »Ich habe strenge Anweisungen, alles zu vermeiden, was uns weitere Aufmerksamkeit von Seiten des Jedi-Rats einbringen könnte. Profis von anderen Planeten zu schicken ist genau das, was wir vermeiden wollen. Es würde unserem Freund schwer fallen, so etwas zu erklären. Ihr werdet mit dem zurechtkommen müssen, was Ihr vor Ort finden könnt. Man hat mir versichert, Ihr wäret dazu in der Lage. Deshalb haben wir Euch angesprochen.«

Die Präsidentin der Handelsgilde beugte sich dichter an die HoloCam, und nun sah Soergg nur noch ihr Gesicht. »Lasst uns einen Handel abschließen, Hutt. Wir tauschen unsere Positionen. Ich werde mich um diese lästigen Jedi kümmern, und Ihr kommt hierher und gebt Euch mit denen ab, denen ich Rechenschaft schuldig bin.«

Soergg dachte darüber nach – aber nicht sehr lange. Die Hutts hatten nicht erreicht, was sie waren, indem sie sich dumm stellten. Außerdem konnte er Shu Mai immer noch übergehen, wenn sie zu überheblich und zu beharrlich wurde. In diesem Fall würde er sich über sie hinwegsetzen.

Aber wollte Soergg das wirklich? Er war sich nicht sicher, ob er wissen wollte, wer die ungeduldige Handelsgilde unterstützte. Jedenfalls nicht auf persönlichem Niveau.

»Ich spüre Aufregung, Nervosität und offene Feindseligkeit«, sagte Obi-Wan.

Anakin folgte ihm pflichtbewusst, als Obi-Wan auf das Rathaus von Cuipernam zuging, wo sie sich offiziell zum ersten Mal mit den Vertretern der Einheit der Gesellschaft treffen sollten – jener lockeren politischen Körperschaft, die die weit verstreuten Stadtstaaten von Ansion vertrat und das Nächste an einer anerkannten Regierung war, über das dieser Planet verfügte. Und genau dieser Ersatz für eine planetare Regierung, erinnerte er sich nun, drohte damit, aus der Republik auszutreten, woraufhin wahrscheinlich Dutzende anderer Systeme folgen würden.

Luminara nickte. »Mit anderen Worten, ein Haufen nervöser Politiker.« Sie warf einen Blick auf Barriss. »Es gibt Konstanten, meine Liebe, die für die gesamte Galaxis gelten. Lichtgeschwindigkeit, die Bewegung von Monden und der Unwille von Politikern, Entscheidungen zu treffen, die so etwas wie persönliche Verantwortung nach sich ziehen könnten.«

Wie immer hörte die Padawan genau zu, bevor sie antwortete. »Wie sollen wir sie dann überreden, dass die galaktische Regierung das Richtige tut und es in ihrem besten Interesse ist, Teil der Republik zu bleiben?«

»Manchmal sieht es so aus, als funktionierte Geld am besten«, stellte Obi-Wan sardonisch fest. »Aber was immer sich dieser Tage im Senat abspielen mag, das ist nicht der Weg der Jedi. Anders als Politiker können wir nicht anbieten, die Loyalität anderer mit Versprechen finanzieller Hilfe und mit Entwicklungsprojekten zu kaufen. Wir können nur auf Vernunft zurückgreifen. Wenn alles gut geht, werden sie darauf ebenso begeistert reagieren wie auf Bargeld.«

Es brauchte keine Wachen oder Schreiber, um den versammelten Delegierten die Besucher anzukündigen; sie wurden erwartet. Das Rathaus war nach Maßstäben von Cuipernam beeindruckend: ein lang gezogenes, hohes Gebäude, bei dem der obere Teil des zweiten Stockwerks in gefärbtem Quarz Szenen aus dem Leben auf Ansion wiedergab. Das sollte wahrscheinlich Bürger beeindrucken, die als Bittsteller kamen. Auf Coruscant, dachte Obi-Wan, hätte es einem gelangweilten Reisenden vielleicht ein neugieriges Gähnen entlockt. Der Unterschied in Größe und Geschmack bewirkte jedoch nicht, dass er sich besser oder wichtiger als die Bewohner des Planeten vorkam. Sehr früh in seiner Ausbildung hatte er erkannt, wie unbedeutend und unwichtig rein körperliche Leistungen waren. Jeder konnte teure Kleidung und modischen Schmuck kaufen, in einem großen Haus leben und Legionen sowohl lebender als auch mechanischer Diener herumkommandieren. Es war viel schwieriger, weise zu sein.

Dennoch, die vier Besucher bewunderten pflichtschuldig ihre Umgebung und sagten das auch der Frau, die ihnen entgegengekommen war, um sie offiziell zu begrüßen. An einem lang gezogenen Tisch, der aus einem einzigen Stück beinahe purpurnen Xell-Holzes geschnitten war, saßen sieben Delegierte und warteten auf sie. Zwei waren Menschen, vier eingeborene Ansionianer und einer ein Armalat.

Luminara betrachtete die Ansionianer forschend. Sie waren ein wenig kleiner als Menschen und viel schlanker, drahtig und dünn, mit einer hellgelben Haut, die beinahe golden wirkte. Beide Geschlechter waren haarlos bis auf ein erstaunlich dichtes Haarbüschel von etwa fünfzehn Zentimetern Breite und sieben oder acht Zentimetern Höhe, das vom oberen Rand ihrer Stirn ausging, über den Rücken verlief und in einem etwa fünfzehn Zentimeter langen Schwanz endete. Diese Mähne, die in der Farbe jede Schattierung des sichtbaren Spektrums annehmen konnte, reichte also bis unter die warme, gut gearbeitete Kleidung der Ansionianer und war für gewöhnlich ordentlich getrimmt. Die großen Augen der Ureinwohner des Planeten mit ihren kleinen schwarzen Pupillen waren normalerweise rot, manchmal nahmen sie aber auch hellere Gelbtöne an, und in selteneren Fällen waren sie malvenfarben. Die zahlreichen Zähne der Ansionianer wirkten bemerkenswert scharf. Sie waren Allesfresser, aßen aber im Verhältnis zu Menschen mehr Fleisch.

Besonders, erinnerte sie sich, die Alwari.

Es gab in diesem Raum selbstverständlich niemanden, der die Interessen der Nomaden vertrat. Die Alwari mieden kleinere und größere Ansiedlungen und zogen es vor, auf den riesigen Prärien zu leben, die den größten Teil der ansionianischen Landschaft bildeten. Nach Jahrtausenden ununterbrochener Auseinandersetzungen zwischen Nomaden und Städtern war es schließlich vor zweihundert hiesigen Jahren zu einem instabilen Frieden gekommen. Nun drohten die Auswirkungen interstellarer Politik diese zerbrechliche Übereinkunft zu zerreißen und Ansion vollkommen aus der Republik zu entfernen.

Die Nomaden wollten unter dem Schutz der Republik bleiben. Die Städter litten unter der Last der Gesetze und kleinlichen Einschränkungen, die Coruscant in einem schier endlosen Strom absonderte, und dachten daran, sich der wachsenden Separatistenbewegung anzuschließen. Das Ergebnis war eine neue Entfremdung zwischen Nomaden und Städtern. Wenn die Jedi diese gegensätzlichen Sichtweisen wieder miteinander vereinigen konnten, würde Ansion wahrscheinlich in der Republik bleiben. Aber wie immer im Lauf der Geschichte drohten lokale Konflikte, sich weit über ihre Grenzen hinweg auszuwirken. Wahrscheinlich begriff keine Seite des lokalen Streits die erheblich größeren Zusammenhänge, um die es hier ging. Aber die heftiger werdende Auseinandersetzung zwischen Städtern und Nomaden würde galaktische Auswirkungen haben.

Nicht nur jene, die durch offizielle Pakte und Verträge an Ansion gebunden waren, sondern auch andere behielten im Auge, was sich auf dem kleinen Planeten abspielte. Wegen seiner strategischen Lage und der Vielfalt von Bündnissen war Ansion in diesem Teil der Republik eine Schlüsselwelt. Luminara wusste, dass man nur einen kleinen Stöpsel aus einem Damm herausziehen musste, der aufgewühltes Wasser zurückhielt, und es konnte zu unerwartet großen Überflutungen kommen.

Der Ansionianer, der sich hinter dem Tisch erhob, vollzog eine grüßende Geste, die für diesen Planeten typisch war. Die anderen Delegierten, stellte Luminara fest, erhoben sich nicht.

»Ich bin Ranjiyn. Wie meine Kollegen ein Vertreter der Einheit von Ansions Städtern.« Die meisten Ansionianer benutzten nur einen einzigen Namen. Ranjiyns Mähne zeigte abwechselnde schwarze und weiße Streifen. Er stellte seine Mitdelegierten vor. Man brauchte keine Meisterin der Macht zu sein, um das Misstrauen dieser Leute zu bemerken. Als der Ansionianer mit der Vorstellung fertig war, fuhr er fort: »Wir aus den Städten heißen euch, die Vertreter des Jedi-Rats, auf Ansion willkommen und werden euch alle Gastfreundschaft und Mitarbeit zukommen lassen, die wir aufbringen können.«

Schöne Worte, dachte Anakin. Meister Obi-Wan hatte viel Zeit damit zugebracht, die politische Neugier seines Padawans zu befriedigen. Zu den ersten Dingen, die ein Schüler dieses lästigen Fachs lernte, gehörte, dass Worte zu den billigeren Währungen zählten, die Politiker benutzten, und dass sie deshalb kein Problem hatten, mit ihnen sehr freigiebig umzugehen.

Es fiel Luminara zu zu antworten. Sie war zweifellos ungewöhnlich für eine Jedi, dachte Anakin. Auf ihre eigene Weise konnte sie ebenso furchterregend sein wie Obi-Wan. Aber zumindest war sie nach außen hin freundlich und verständnisvoll – mehr, als man von ihrer nur den Vorschriften folgenden Padawan Barriss sagen konnte.

»Im Namen des Jedi-Rates danken Obi-Wan Kenobi und ich, Luminara Unduli, Euch für den Empfang, den Ihr uns und unseren Padawans, Anakin Skywalker und Barriss Offee, zuteilwerden lasst.«

Sie und ihre Begleiter ließen sich gegenüber den Gastgebern an dem wunderschönen Tisch nieder. »Wie Ihr wisst, sind wir hier, um zu versuchen, die Auseinandersetzung zwischen den Stadtbewohnern Eures Planeten und den Alwari-Nomaden zu schlichten.«

»Bitte.« Ein hochgewachsener, würdevoller alter Mann machte eine geringschätzige Geste. »Spart Euch Eure Jedi-Tricks. Wir wissen alle, dass Ihr hier seid, um alles in Eurer Macht Stehende zu unternehmen, damit Ansion sich nicht der Separatistenbewegung anschließt. Lokale Auseinandersetzungen, wie Ihr sie angesprochen habt, gehören nicht zum Aufgabengebiet des Jedi-Rates.« Er lächelte selbstsicher. »Und selbst wenn, würden sie nicht gleich vier Vertreter schicken, um mit etwas zurechtzukommen, das im Grunde nur ein kleineres internes Problem darstellt.«

»Der Rat nimmt jeden Konflikt ernst«, erwiderte Obi-Wan. »Wir hoffen, dass alle Bewohner der Republik in Frieden miteinander leben können, wo immer sie sein, welcher Spezies sie angehören und worin ihre lokalen Bräuche und Lebensstile auch bestehen mögen.«