Star Wars™ Die Hohe Republik - Das Licht der Jedi - Charles Soule - E-Book
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Star Wars™ Die Hohe Republik - Das Licht der Jedi E-Book

Charles Soule

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Beschreibung

Der Beginn einer neuen Epoche – der »New York Times«-Platz-1-Bestseller endlich auf Deutsch!

Lange vor der ersten Ordnung und dem Imperium wachten die Jedi-Ritter über die Hohe Republik. Es war ein goldenes Zeitalter des Friedens.
Eine Explosion im Hyperraum bedroht die Leben von Milliarden. Zum Glück sind die Jedi stark in der Macht, und sie eilen unverzüglich herbei, um das Schlimmste zu verhindern. Der kleinste Fehler kann zur Katastrophe führen, doch die Völker der Galaxis blicken voll Zuversicht auf ihre Beschützer. Aber während sich die Aufmerksamkeit aller auf ihre Helden richtet, wächst jenseits der Grenze der Hohen Republik eine Bedrohung heran, die das Herz eines jeden Jedi in Angst und Schrecken versetzen wird.

Die erste Phase der Hohen Republik:
1. Das Licht der Jedi
2. Im Zeichen des Sturms
3. Der gefallene Stern
4. Orkanläuferin

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Seitenzahl: 563

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Buch

Lange vor der ersten Ordnung und dem Imperium wachten die Jedi-Ritter über die Hohe Republik. Es war ein goldenes Zeitalter des Friedens.

Eine Explosion im Hyperraum bedroht die Leben von Milliarden. Zum Glück sind die Jedi stark in der Macht, und sie eilen unverzüglich herbei, um das Schlimmste zu verhindern. Der kleinste Fehler kann zur Katastrophe führen, doch die Völker der Galaxis blicken voll Zuversicht auf ihre Beschützer. Aber während sich die Aufmerksamkeit aller auf ihre Helden richtet, wächst jenseits der Grenze der Hohen Republik eine Bedrohung heran, die das Herz eines jeden Jedi in Angst und Schrecken versetzen wird.

»Das Licht der Jedi« ist der erste Roman aus dem Zeitalter der Hohen Republik. Weitere Bände sind bereits in Vorbereitung.

Besuchen Sie uns auch auf www.instagram.com/blanvalet.verlag und www.facebook.com/blanvalet.

Charles Soule

DIE HOHE REPUBLIK

Das Licht der Jedi

Deutsch von Andreas Kasprzak

Die Originalausgabe erschien 2020 unter dem Titel »Star Wars™ Light of the Jedi (The High Republic 1)« bei DelRey, New York

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Copyright der Originalausgabe Copyright © 2020 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated.

All rights reserved.

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2021 by Blanvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Rainer Michael Rahn

Covergestaltung: Isabelle Hirtz, Inkcraft nach einer Originalvorlage® & ™ 2021 LUCASFILM LTD

Covermotiv: Joseph Meehan

HK · Herstellung: sam

Satz und E-Book-Konvertierung: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-641-27010-0V004

www.blanvalet.de

Für Hannah, Sam, Chris und Jay, die Star Wars

Lange vor den Klonkriegen, dem Imperium und der Ersten Ordnung führten die Jedi die Galaxis in ein Goldenes Zeitalter, bekannt als die Hohe Republik!

In der Galaxis herrscht Frieden unter der Regierung der glorreichen REPUBLIK und dem Schutz der edlen und weisen JEDI-RITTER.

Als Zeichen alles Guten entsendet die Republik die STARLIGHT-STATION in die Ferne des Äußeren Rands. Diese neue Raumstation soll allen als weithin sichtbarer Hoffnungsstrahl dienen.

Doch gerade als die Republik eine glanzvolle Zeit der Renaissance erlebt, erhebt sich ein Furcht einflößender neuer Feind. Nun müssen sich die Hüter von Frieden und Gerechtigkeit einer Gefahr stellen, die sie, die Galaxis und die Macht selbst bedroht …

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis …

Die Macht durchströmt die Galaxis.

Es ist die Zeit der Hohen Republik: eine friedliche Vereinigung gleichgesinnter Welten, in der alle Stimmen Gehör finden und Entscheidungen auf Grundlage von Konsens getroffen werden, nicht durch Nötigung oder Furcht. Es ist ein Zeitalter des Ehrgeizes, der Kultur, der Akzeptanz, der großen Werke. Die visionäre Kanzlerin Lina Soh leitet die Geschicke der Republik vom eleganten Stadtplaneten Coruscant aus, nahe dem hellen Zentrum des Galaktischen Kerns.

Doch jenseits des Kerns und seiner vielen friedlichen Kolonien liegt der Rand – der Innere Rand oder Inner Rim, der Mittlere Rand oder Mid Rim und dann die Grenze des Bekannten: der Äußere Rand oder Outer Rim. Die dortigen Welten bergen gewaltiges Potenzial – sofern man bereit ist, die Reise über die Hyperraumrouten auf sich zu nehmen. Das heißt aber nicht, dass dort keine Gefahren lauern. Der Äußere Rand ist ein Sammelbecken für Schurken aller Art, die auf der Flucht vor den Gesetzen der Republik sind.

Kanzlerin Soh hat ehrgeizige Vermittlungsprogramme gestartet, um die Welten des Äußeren Rands in den Schoß der Republik zu führen. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Starlight-Station, doch bis sie in Betrieb genommen werden kann, müssen die Jedi-Ritter an der galaktischen Grenze für Recht und Ordnung sorgen. Diese Hüter des Friedens ziehen ihre unglaublichen Fähigkeiten aus einem mysteriösen, alles durchdringenden Energiefeld: der Macht. Die Jedi arbeiten eng mit der Republik zusammen und haben sich bereit erklärt, Außenposten am Äußeren Rand aufzubauen, um all jenen Unterstützung anzubieten, die sie benötigen.

Die Jedi sollen zur Anlaufstelle für die Wesen werden, die sonst nirgends Hilfe finden. Und obwohl die Außenposten keine direkte Unterstützung vom großen Jedi-Tempel auf Coruscant erhalten, sollen sie gleichzeitig all jene abschrecken, die in den Schatten Übles treiben.

Kaum jemand kann den Rittern des Jedi-Ordens die Stirn bieten …

Aber es gibt immer einige, die es versuchen.

TEIL I

DIE GROSSE KATASTROPHE

1

HYPERRAUM, LEGACY RUN

3 Stunden bis zum Einschlag

Alles ist gut.

Captain Hedda Casset betrachtete ein zweites Mal die Anzeigen und Schirme, die in ihren Kommandosessel eingebaut waren. Sie überprüfte immer alles doppelt. Eine Laufbahn von mehr als vierzig Jahren lag hinter ihr, und sie war überzeugt, dass sie nur so lange überlebt hatte, weil sie stets zweimal hinsah.

»Alles ist gut«, sagte sie, laut diesmal, damit ihre Brückenmannschaft es hören konnte. »Zeit für meinen Rundgang. Lieutenant Bowman, die Brücke gehört Ihnen.«

»Verstanden, Captain«, bestätigte ihr erster Offizier. Er stand von seinem Platz auf, um den Kommandosessel zu übernehmen, bis der Captain von dem abendlichen Spaziergang zurückkehrte.

Nur wenige Langstreckenfrachter wurden wie Militärschiffe geführt. Hedda hatte mehr als genug Raumschiffe mit fleckigen Decks, tropfenden Leitungen und Rissen in der Cockpitscheibe gesehen, und jedes Mal traf sie der Anblick wie ein Stich ins Herz. Sie selbst hatte ihre Karriere als Jägerpilotin bei den Vereinten Sondereinheiten von Malastare und Sullust begonnen und in ihrem kleinen Sektor an der Grenze des Mittleren Rands für Ordnung gesorgt. Ihre erste Maschine war ein Incom Z-24 gewesen, ein Ein-Mann-Jäger, den alle nur den Schwirrkäfer nannten, und ihre Einsätze hatten sich größtenteils um die Jagd auf Piraten und dergleichen gedreht. Doch im Lauf der Jahre war sie zum Kommandanten eines schweren Kreuzers aufgestiegen, einem der größten Schiffe in der Flotte. Eine gute Karriere im Dienste einer guten Sache.

Sie war mit Auszeichnung aus den VSE entlassen worden und verdingte sich seitdem als Captain für Frachtflüge bei der Byne-Gilde – ihre Version eines entspannten Ruhestandes. Doch mehr als dreißig Jahre im Militärdienst ließen Ordnung und Disziplin zur zweiten Natur werden – sie flossen praktisch durch Heddas Adern. Und darum kommandierte sie jedes Schiff, das man ihr zuwies, als würden sie in die entscheidende Schlacht gegen die Hutt-Armada ziehen, auch wenn sie in Wirklichkeit nur eine Ladung Ogruts von Welt A nach Welt B transportierten. Ihr aktuelles Schiff, die Legacy Run, bildete da keine Ausnahme.

Hedda stand auf und erwiderte Lieutenant Jary Bowmans zackigen Salut. Als sie sich streckte, spürte sie, wie die Knochen in ihrer Wirbelsäule knirschten und knackten. Zu viele Patrouillenflüge in winzigen Cockpits, zu viele Manöver mit hoher Zentrifugalkraft – manchmal im Kampf, manchmal einfach nur, um sich lebendig zu fühlen.

Aber das wirkliche Problem, dachte sie, während sie eine Strähne grauen Haares hinter ihr Ohr strich, ist, dass es einfach zu viele Jahre sind.

Sie verließ die Brücke und ging einen kurzen Korridor hinab; die Grenze zwischen dem präzisen Uhrwerk ihres Kommandodecks und der größeren, chaotischeren Welt der Legacy Run. Das Schiff war ein modularer Frachttransporter der Klasse A, erbaut von Kaniff Yards und mehr als doppelt so alt wie Hedda selbst. Folglich hatte das Schiff seinen Zenit längst überschritten, aber es konnte noch immer solide Leistung erbringen, solange es sorgsam gepflegt und regelmäßig gewartet wurde – und das wurde es. Dafür sorgte sein Captain.

Die Run war ein Allzweckschiff, freigegeben für den Frachttransport und auch für den Transport von Passagieren – daher auch das Wörtchen »modular« in der Klassenbezeichnung. Der Großteil des Schiffes bestand aus einem riesigen Abteil, geformt wie ein langes, dreieckiges Prisma, mit dem Maschinenraum an einem Ende und der Brücke am anderen, während der Rest für die Fracht bestimmt war. Aus dieser zentralen »Wirbelsäule« ragten in regelmäßigen Abständen hohle Metallarme heraus, an denen kleinere Module angebracht werden konnten. Insgesamt gab es Platz für 144 solcher Abteile, die ihrerseits selbst angepasst werden konnten, um alle möglichen Arten von Fracht zu beherbergen.

Die Vielseitigkeit des Schiffes gefiel Hedda. Es bedeutete, dass man nie wusste, wohin die nächste Reise ging oder welche seltsamen Herausforderungen einen erwarteten. Einmal war der gesamte Mittelteil des Hauptabteils in einen Wassertank umgewandelt worden, um einen gigantischen Säbelfisch von den Sturmmeeren Tibrins in das private Aquarium einer Fürstin auf Abregado-rae zu bringen. Hedda und ihre Mannschaft hatten das Tier sicher ans Ziel gebracht, aber es war nicht einfach gewesen – genauso wenig wie das Biest drei Zyklen später wieder nach Tibrin zurückzuschaffen, weil es krank geworden war und die Angestellten der Fürstin keine Ahnung hatten, wie man einen Säbelfisch behandelte. Eines musste Hedda der Frau trotzdem lassen: Sie hatte den vollen Frachtpreis gezahlt, um das Tier nach Hause zu schicken. Viele Wesen, vor allem Adelige, hätten den Fisch einfach verenden lassen.

Ihr aktueller Auftrag war im Vergleich dazu ein Kinderspiel. Die Frachtsektionen der Legacy Run waren zu 80 Prozent mit Siedlern gefüllt, die von den übervölkerten Kern- und Koloniewelten zum Äußeren Rand wollten, um dort ein neues Leben zu beginnen. Neue Möglichkeiten, neue Horizonte. Hedda Casset konnte sie verstehen. Sie war ihr ganzes Leben lang rastlos gewesen, und vermutlich würde sie es auch bis zu ihrem Tod bleiben. Jedes Mal, wenn sie aus dem Aussichtsfenster blickte, suchten ihre Augen nach etwas Neuem, Unbekanntem.

Weil sie Siedler transportierten, waren die meisten Module simple Passagierkonfigurationen mit kleinen Kabinen, deren Sitze zu Betten ausgeklappt werden konnten – welche theoretisch gemütlich genug sein sollten, um darauf zu schlafen. Jedes Abteil verfügte zudem über Sanitäranlagen, ein Gepäckfach, einen Holoschirm und eine kleine Essnische. Passagiere, die bereit waren, für ein wenig Luxus tiefer in die Tasche zu greifen, bekamen auch eine von einem Droiden bemannte Kochstation und eine abgetrennte Schlafnische – aber auf diesem Flug gab es nur wenige davon. Siedler waren sparsam. Wären sie reich, würden sie vermutlich gar nicht erst zum Äußeren Rand fliegen, um sich eine neue Zukunft aufzubauen. Der dunkle Rand der Galaxis war ein Ort der Herausforderungen, die aufregend, aber auch tödlich sein konnten. Tatsächlich sogar öfter tödlich als aufregend.

Selbst der Weg dorthin ist tückisch, dachte Hedda, als sie an einem großen Bullauge vorbeikam. Der Wirbel des Hyperraums zog ihren Blick magnetisch an, aber sie riss die Augen los, bevor der blaue Strudel sie hypnotisieren konnte. Wie leicht verlor man zwanzig Minuten, einfach weil man aus dem Fenster starrte. Man konnte dem Hyperraum nicht trauen. Er war nützlich, sicher; er brachte einen von Punkt A nach Punkt B, und er war die Triebfeder der republikanischen Expansion jenseits des Kerns, aber niemand verstand ihn wirklich. Wenn sich ein Navidroide bei der Berechnung der Koordinaten auch nur um eine Winzigkeit verkalkulierte, war man schon nicht mehr auf der markierten Route, sondern auf einem ungewissen Weg zu einem ungewissen Ziel. So etwas konnte selbst im dichten Netz der Hyperraumstraßen nahe dem Galaktischen Kern passieren, und hier draußen, wo bislang nur eine Handvoll Routen kartografiert war … Da musste man extra vorsichtig sein.

Hedda verdrängte den Gedanken und ging weiter. Die Legacy Run flog gerade auf der meistbereisten und am besten gesicherten Hyperraumroute, die zu den Welten des Äußeren Rands führte. Hier waren ständig Schiffe unterwegs, in beide Richtungen. Insofern gab es keinen Grund zur Sorge.

Andererseits hielt Captain Hedda Casset das Leben von neuntausend Passagieren in den Händen. Es war ihre Pflicht, sie sicher an ihr Ziel zu bringen – sich Sorgen zu machen, gehörte praktisch zum Job.

Sie verließ den Korridor und betrat das zentrale Abteil: ein riesiger, runder Raum, der auf Flügen wie diesem als inoffizieller Gemeinschaftsraum für die Passagiere fungierte. Kinder spielten mit einem Ball, während Erwachsene in kleinen Gruppen zusammenstanden und plauderten. Hier konnten sie sich die Beine vertreten, wenn sie der Beengtheit ihrer Kabinen in den Modulen entfliehen wollten. Der Raum hatte nur wenig zu bieten – eine gewaltige Röhre, wo mehrere Korridore zusammenliefen –, aber es war sauber; dafür sorgte die automatisierte Putzkolonne, die auf Drängen des Captains an Bord geholt worden war. Einer dieser spinnenbeinigen Droiden kletterte gerade an der Wand entlang und ging seiner Arbeit nach. Auf einem Schiff von der Größe der Run gab es immer irgendetwas sauberzumachen.

Hedda nahm sich einen Moment, um den Blick über die Gruppen schweifen zu lassen. Sie zählte knapp zwanzig Personen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunftswelten. Da waren natürlich Menschen, aber auch vierarmige, pelzige Ardennianer, eine Familie von Givin mit ihren charakteristischen, dreieckigen Augen und sogar ein Lannik mit verkniffenem Gesicht, hochgebundenem Haar und großen, seitlich abstehenden Ohren – die sah man an Bord nur selten. Doch ganz gleich, woher sie stammten, sie waren alle einfache Wesen, die darauf warteten, ein neues Leben zu beginnen.

Eines der Kinder drehte sich herum.

»Captain Casset!«, rief der Junge. Er war menschlich, mit olivenfarbener Haut und rotem Haar. Hedda kannte ihn.

»Hallo, Serj«, sagte sie. »Was gibt es Neues? Alles in Ordnung hier hinten?«

Die anderen Kinder unterbrachen ihr Spiel und versammelten sich um Hedda.

»Wir könnten ein paar neue Holos gebrauchen«, erklärte Serj. »Wir haben schon alles angeguckt, was im System war.«

»Es gibt, was es gibt«, erwiderte sie. »Und hört auf, an den Sicherheitscodes herumzuspielen, um die altersbeschränkten Holos aufzurufen. Glaubt ihr, ich würde das nicht mitkriegen? Das ist mein Schiff. Ich weiß alles, was auf der Legacy Run vor sich geht.«

Sie beugte sich vor.

»Alles.«

Serj errötete und blickte zu seinen Freunden, die plötzlich ebenfalls schrecklich interessante Dinge auf dem Boden, an den Wänden oder an der Decke entdeckt hatten, die genau in Augenschein genommen werden wollten.

»Aber gut«, sagte Hedda, wobei sie sich wieder aufrichtete. »Ich verstehe euch ja. Das ist ein ziemlich langweiliger Flug. Aber schon bald, wenn ihr euren Eltern beim Bestellen der Felder oder beim Aufstellen von Zäunen oder beim Abwehren von Rancors helfen müsst, werdet ihr davon träumen, wieder an Bord meines Schiffes zu sein. Also entspannt euch einfach und genießt die Reise.«

Serj verdrehte die Augen und widmete sich wieder dem improvisierten Ballspiel, das er und die anderen sich ausgedacht hatten.

Hedda grinste, dann ging sie weiter durch den Raum, wobei sie den Passagieren zunickte und hin und wieder ein wenig mit ihnen plauderte. Egal woher sie kamen oder wohin sie wollten, egal ob sie gut oder verkommen waren, während der nächsten Tage waren sie alle Heddas Leute. Sie liebte diese Flüge. Welche Zukunft diese Wesen auch erwartete, sie wollten zum Rand, um ihre Träume zu erfüllen, und Hedda war ein Teil davon. Das fühlte sich gut an.

Kanzlerin Sohs Republik war nicht perfekt – keine Regierung würde je wirklich perfekt sein –, aber es war ein System, in dem die Leute träumen durften. Nein, besser noch. Es förderte Träume, große ebenso wie kleine. Natürlich hatte die Republik ihre Fehler, aber ganz ehrlich: Es könnte auch viel schlimmer sein.

Heddas Rundgang dauerte über eine Stunde. Sie schlenderte nicht nur durch das Hauptabteil, sondern überprüfte auch die Ladung supergekühltes Tibanna im Frachtbereich, um sicherzugehen, dass das hochexplosive Gas richtig gesichert war (war es). Außerdem machte sie sich ein Bild von den Reparaturarbeiten am Rezirkulationssystem (sie kamen gut voran). Und sie vergewisserte sich, dass die Treibstoffreserven locker ausreichten, um sie ans Ziel zu bringen (was der Fall war).

Alles auf der Legacy Run war in bester Ordnung. Eine winzige, perfekt gewartete Welt in der galaktischen Wildnis, eine warme Luftblase der Sicherheit, die der Leere trotzte. Sie wusste nicht, was die Siedler erwartete, wenn sie den Äußeren Rand erreichten, aber sie würde dafür sorgen, dass sie sicher dort ankamen, um es herauszufinden.

Als Hedda auf die Brücke zurückkehrte, sprang Lieutenant Bowman vom Kommandosessel auf.

»Captain an Deck«, rief er, und die anderen Offiziere saßen schlagartig aufrechter.

»Danke, Jary«, sagte Hedda, während ihre Nummer Eins zur Seite trat und an ihre Station zurückkehrte.

Nachdem sie sich auf dem Kommandosessel zurückgelehnt hatte, überprüfte Hedda die Anzeigen auf der Suche nach etwas Ungewöhnlichem.

Alles ist gut, dachte sie.

K-TANG. K-TANG. K-TANG. Ein Alarm plärrte los, laut und aufdringlich, und die Lichter der Brücke wechselten zum Rot der Notfallbeleuchtung. Die Wirbel des Hyperraums vor den Aussichtsfenstern sahen irgendwie … seltsam aus. Vielleicht lag es an der Notfallbeleuchtung, aber sie schienen rötlich verfärbt zu sein.

Heddas Puls beschleunigte sich. Ihr Gehirn wechselte automatisch in den Kampfmodus.

»Meldung!«, schnappte sie, während ihr Blick über ihre eigenen Schirme huschte, um den Grund für den Alarm zu entdecken.

»Der Navcomputer hat den Alarm ausgelöst, Captain«, sagte der Navigator, Kadett Kalwar, ein junger Quermianer. »Da ist etwas auf der Hyperraumroute vor uns. Etwas Großes. Zusammenstoß in zehn Sekunden.«

Die Stimme des Kadetten blieb ruhig, obwohl er nicht viel älter als Serj sein konnte, und Hedda war stolz auf ihn.

Trotzdem: Was er sagte, war unmöglich. Die Hyperraumrouten waren frei. Deswegen waren es ja Hyperraumrouten. Hedda kannte sich nicht mit den wissenschaftlichen Aspekten aus, aber sie wusste, dass es keine Lichtgeschwindigkeitskollisionen auf festgelegten Routen geben konnte. Es war »mathematisch absurd«, um ihre Ingenieure zu zitieren.

Andererseits flog sie schon lange genug durchs All, um zu wissen, dass täglich unmögliche Dinge geschahen. Und zehn Sekunden waren bei der Geschwindigkeit, mit der die Legacy Run dahinraste, eine verdammt kurze Zeit.

Man kann dem Hyperraum nicht trauen, dachte sie.

Hedda Casset tippte zwei Knöpfe an ihrem Kommandosessel an.

»Festhalten«, sagte sie mit ruhiger Stimme. »Ich übernehme die Kontrolle.«

Zwei Steuerhebel klappten aus den Armlehnen des Sessels hoch, und Hedda schloss die Hände darum.

Ein letztes Mal tief durchgeatmet, dann flog sie das Schiff.

Die Legacy Run war kein Incom-Z-24-Schwirrkäfer und auch kein republikanischer Langträger. Sie war ein Frachter, seit mehr als hundert Jahren im Dienst, der sich mit großen Schritten dem Ende seiner operationalen Lebensspanne näherte – oder sie vielleicht schon überschritten hatte. Sie war voll beladen und hatte Triebwerke, die auf langsame Beschleunigungs- und Bremsmanöver und das Andocken in Raumhäfen oder an orbitalen Verladestationen ausgelegt waren. Mit anderen Worten: Sie war in etwa so wendig wie ein Mond.

Nein, die Legacy Run war kein Kriegsschiff. Nicht mal ansatzweise. Aber Hedda flog sie, als wäre sie eines.

Mit den Augen und Instinkten einer Jägerpilotin erfasste sie das Hindernis vor ihnen. Es kam mit unglaublicher Geschwindigkeit näher, und was immer es auch sein mochte, es war so groß, dass der Transporter bei einer Kollision in seine Atome zerfetzt werden würde. Die Run konnte nicht ausweichen. Dafür war kein Platz, und dafür war keine Zeit.

Aber Captain Hedda Casset saß am Steuer, und sie würde ihr Schiff nicht einfach untergehen lassen.

Sie neigte den linken Kontrollstick um eine Winzigkeit und drehte den rechten in einem weiten Bogen. Der große Frachter bewegte sich – mehr, als er wollte, aber sein Captain wusste, dass er der Belastung standhalten würde. Sie rasten ganz knapp an dem Hindernis vorbei – so knapp, dass Hedda glaubte, einen Windhauch an ihren Haaren zu spüren, obwohl mehrere Schichten Metall und Schilde zwischen ihr und dem Ding lagen.

Aber sie lebten noch. Keine Kollision. Die Run war intakt.

Turbulenzen schüttelten das Schiff, und Hedda kämpfte dagegen an. Ihre Augen waren geschlossen; sie musste nicht sehen, um zu fliegen. Sie erspürte sich einen Weg durch das Ruckeln und Zittern, während das Schiff protestierend ächzte.

»Du schaffst das, mein Mädchen«, sagte sie laut. »Wir sind ein Paar alter Schrullen, so viel ist sicher, aber unsere Zeit ist noch nicht gekommen. Ich hab mich immer gut um dich gekümmert, und das weißt du. Wenn du mich nicht im Stich lässt, tu ich es auch nicht.«

Hedda ließ ihr Schiff nicht im Stich.

Aber es ließ sie im Stich.

Das Ächzen überstrapazierten Metalls verwandelte sich in ein Kreischen. Die Vibrationen erreichten eine Stärke, die Hedda schon mehrfach erlebt hatte; es waren die Zuckungen eines Schiffes, das weit über seine Grenzen hinaus gefordert worden war – sei es nun durch große Schäden während eines Gefechts oder, wie hier, durch Manöver, denen es nicht folgen konnte.

Die Legacy Run war dabei auseinanderzubrechen. Ihnen blieben höchstens noch Sekunden.

Hedda öffnete die Augen und ließ die Kontrollhebel los. Sie gab Kommandos an ihrer Konsole ein, um die Schutztüren zu aktivieren, die jedes Frachtmodul im Notfall versiegeln sollten. Vielleicht, hoffte sie, hatten ein paar der Wesen an Bord so noch eine Chance. Sie dachte an Serj und seine Freunde, die im Gemeinschaftsbereich gespielt hatten, und daran, dass die zuschnappenden Schutztüren gerade sämtliche Zugänge zu den Passagiermodulen verschlossen. Hoffentlich waren die Kinder zu ihren Eltern zurückgeeilt, als die Alarme losgeplärrt hatten. Jeder, der sich jetzt noch im Hauptabteil des Frachters befand, würde nämlich in Kürze dem Vakuum des Weltraums ausgesetzt sein.

Hedda sah zu ihrem ersten Offizier hoch, und er erwiderte wissend ihren Blick. Dann salutierte er.

»Captain«, sagte Lieutenant Bowman, »es war mir eine Ehre …«

Die Brücke wurde aufgerissen.

Hedda Casset starb, ohne zu wissen, ob sie jemanden hatte retten können.

2

ÄUSSERER RAND, HETZAL-SYSTEM

2,5 Stunden bis zum Einschlag

Sensortechniker (dritter Klasse) Merven Getter war bereit. Bereit, seine Schicht zu beenden, einen Shuttle ins Zentrum des Systems zu nehmen und in die Cantina zu marschieren, die nur ein paar Straßen vom Raumhafen des Ankermondes entfernt war. Sella arbeitete dort an der Bar, und heute, da war Merven ganz sicher, würde er den Mut finden, sie um eine Verabredung zu bitten. Sie war eine Twi’lek, er war ein Mirialaner, aber was machte das schon? Wir gehören alle zur Republik, um Kanzlerin Sohs großen Slogan zu zitieren. Aber die Leute glaubten daran. Und Merven auch, wenn er ehrlich sein sollte. Horizonte erweiterten sich, Tabus verschwanden. Alles war möglich.

Vielleicht sogar, dass ein Sensortechniker (dritter Klasse) auf einer Überwachungsstation weit draußen am Rand des elliptischen Hetzal-Systems – welches seinerseits weit draußen am Rim lag, schmerzhaft weit von den hellen Lichtern und faszinierenden Welten des Kerns entfernt … Nun, dass dieser Sensortechniker (dritter Klasse), der seine Tage damit verbrachte, auf Holoschirme zu starren und Vermerke über alle ankommenden und abfliegenden Schiffe zu machen, die Aufmerksamkeit einer liebreizenden, rothäutigen Dame erregte, die ihm drei Tage die Woche ein Glas des örtlichen Biers servierte. Sella plauderte gern mit ihm, und sie kam öfter an seinem Tisch vorbei als bei den anderen Gästen ihrer kleinen Cantina. Seine Geschichten über das Leben an der Grenze des Systems schienen sie aus irgendeinem Grund zu faszinieren.

Merven selbst konnte diese Faszination nicht nachvollziehen. Wenn ein Schiff aus dem Hyperraum ins System sprang, ploppte ein Symbol auf seinem Schirm auf; wenn ein Schiff das System verließ, verschwand ein Symbol von seinem Schirm. Nichts davon war interessant. Die Flugpläne standen im Voraus fest, er wusste also in der Regel, wer kam oder ging. Er musste nur dafür sorgen, dass die Flugpläne eingehalten wurden. Und falls doch mal etwas Unvorhergesehenes geschah, sollte er andere Stellen – höhere Stellen – informieren, die sich dann um alles Weitere kümmerten.

Sensortechniker (dritter Klasse) Merven Getter verbrachte seine Tage damit, Leute zu beobachten, die irgendwo hinreisten, während er selbst auf der Stelle trat.

Aber heute würde er einen Schritt machen, ganz bestimmt. Er dachte an Sella, an ihr Lächeln und daran, wie sie ihre Lekku mit diesen kunstvollen Stoffbändern schmückte – die sie selbst herstellte, wie sie ihm erzählt hatte. Er dachte daran, wie sie ihm jedes Mal ein Bier einschenkte, wenn er die Cantina betrat, ohne dass er darum bitten musste.

Ja. Heute würde er sie zum Essen einladen. Er hatte gespart, und er kannte ein Restaurant, nicht weit von der Cantina entfernt. Und auch nicht weit von seiner Wohnung … aber eins nach dem anderen.

Jetzt musste er erst mal seine verfluchte Schicht zu Ende bringen.

Merven blickte zu seiner Kollegin hinüber, Sensortechnikerin (zweiter Klasse) Vel Carann. Er wollte fragen, ob er heute vielleicht ein wenig früher Schluss machen könnte, damit er den früheren Shuttle zurück zum Ankermond erwischte, aber sie las gerade etwas auf ihrem Datenpad. So, wie ihre Augen am Schirm klebten, war es vermutlich eine dieser Jedi-Romanzen, von denen sie so besessen war. Merven hatte selbst ein paar gelesen, und er kapierte nicht, was man daran finden konnte. Sie spielten alle auf Außenposten an den entlegenen Grenzen der Republik und waren angefüllt mit sehnsüchtigen Blicken und nicht erwiderter Liebe … Hin und wieder gab es Lichtschwertkämpfe, aber die waren offensichtlich nur ein Ersatz für das, was die Figuren wirklich tun wollten. Eigentlich sollte Vel während der Arbeit keine Geschichten lesen, aber falls er sie darauf ansprach, würde sie einfach ein Fenster mit technischen Daten öffnen und so tun, als hätte sie die ganze Zeit darin geschmökert. So war das nun mal. Sie war eine Technikerin zweiter Klasse, er ein Techniker dritter Klasse, und das bedeutete: Solange er seinen Job machte, glaubte sie, dass sie ihren nicht zu machen brauchte.

Er entschied, nicht darum zu bitten, ob er früher gehen könnte. Bei Vel wäre das Zeitverschwendung. Nein, er würde den Rest seiner Schicht absitzen. Es war ja nicht mehr lange. Und dann …

Etwas tauchte auf seinem Schirm auf.

»Nanu«, sagte Merven.

Das war seltsam. Eigentlich sollte erst in zwanzig Minuten wieder ein Schiff im System eintreffen.

Dann tauchte noch etwas auf. Mehrere Etwas sogar. Insgesamt zehn.

»Was zum …?«, murmelte er.

»Gibt es ein Problem, Getter?«, fragte Vel, ohne von ihrem Bildschirm aufzublicken.

»Ich bin nicht sicher«, sagte er. »Ich habe hier mehrere unplanmäßige Systemeintritte, und sie reduzieren ihre Geschwindigkeit nicht.«

»Warte … was?« Endlich legte Vel ihr Datenpad beiseite, um sich über ihren eigenen Monitor zu beugen. »Oh, das ist aber seltsam.«

Weitere Symbole ploppten auf der Anzeige auf. So viele und so schnell, dass Merven sie nicht zählen konnte.

»Sind das … glaubst du, das könnten Asteroiden sein?«, fragte Vel mit nervöser Stimme.

»Bei dieser Geschwindigkeit? Und aus dem Hyperraum? Ich weiß nicht. Führe eine Analyse durch«, sagte Merven. »Vielleicht finden wir ja raus, was es ist.«

Keine Reaktion von Vels Station.

Er blickte hinüber.

»Ich … ich weiß nicht, wie das geht«, stammelte sie. »Nach dem letzten Upgrade habe ich mich nicht in die neuen Systeme eingearbeitet. Du hattest ja immer alles im Griff, und … und eigentlich bin ich ja nur hier, um alles zu beaufsichtigen, du weißt ja. Und …«

»Schon gut.« Merven war kein bisschen überrascht. »Kannst du wenigstens die Vektoren berechnen? Diese Subroutine ist noch dieselbe wie vor zwei Jahren.«

»Ja«, nickte Vel. »Ja, das krieg ich hin.«

Er wandte sich wieder seinen Schirmen zu und begann, Befehle in die Tastatur einzugeben.

Inzwischen gab es zweiundvierzig dieser Anomalien im System, und sie alle bewegten sich nahezu mit Lichtgeschwindigkeit. Mit anderen Worten: unglaublich schnell. Viel schneller, als die Sicherheitsrichtlinien vorsahen. Sollte es sich tatsächlich um Schiffe handeln, erwartete die Piloten ein saftiges Bußgeld. Aber Merven bezweifelte, dass es Schiffe waren. Zum einen waren sie zu klein, und zum anderen konnte er keine Triebwerkssignaturen entdecken.

Dann vielleicht Asteroiden? Felsbrocken, die irgendwie ins System geschleudert worden waren, zum Beispiel durch einen bizarren Weltraumsturm? Oder ein Kometenschwarm? Zumindest in einem Punkt war Merven sicher: Es war kein Angriff. In der Republik herrschte Frieden, und nichts deutete darauf hin, dass sich daran etwas ändern würde. Die Leute waren zufrieden. Sie lebten ihr Leben. Die Republik funktionierte.

Außerdem gab es im Hetzal-System nichts, was einen Angriff wert wäre. Es war ein langweiliger Haufen Planeten, deren Hauptwelt mitsamt ihren beiden Monden – dem Frucht- und dem Ankermond – ganz auf Landwirtschaft ausgelegt war. Da waren noch ein Gasriese und ein paar gefrorene Felsbrocken, aber im Großen und Ganzen gab es nur Bauern und das, was sie anpflanzten. Sicher, Hetzal exportierte seine Erzeugnisse über den gesamten Rand, und ein paar Ladungen fanden sogar ihren Weg in die inneren Systeme. Und dann war da noch das Bacta – irgendein Wunderheilmittel, das angeblich die Medizin revolutionieren sollte. Sie versuchten, es auf der Hauptwelt anzupflanzen, bislang aber nur mit mäßigem Erfolg. Doch selbst, wenn … Das waren nur Pflanzen. Wer interessierte sich schon für Pflanzen?

Soweit es Merven anging, hatte Hetzal nur einen nennenswerten Export, und das war die berühmte Gill-Sängerin Illoria Daze, die ihre Stimme so in Schwingungen versetzen konnte, dass sie zu sechsstimmigen Harmonien fähig war. Dieses Talent, kombiniert mit ihrem sympathischen Auftreten und ihrer inspirierenden Vergangenheit – aus tiefster Armut zu höchstem Ruhm –, hatte sie zum Liebling der gesamten Republik gemacht. Sie lebte jetzt auf Alderaan, bei all den reichen Leuten.

Hetzal hatte nichts von echtem Wert. Was gerade geschah, ergab keinerlei Sinn.

Eine weitere Gruppe von Objekten erschien auf dem Schirm, so viele, dass der Computer ihre Bahnen nicht mehr individuell verfolgen konnte. Merven verringerte die Auflösung und wechselte zu einer systemweiten Ansicht, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Jetzt sah er, dass diese Dinger, was immer sie sein mochten, nicht nur aus der Hyperraum-Anflugszone in das System rasten. Sie tauchten praktisch überall auf, und einige von ihnen flogen direkt auf …

»Oh, nein«, keuchte Vel.

»Ich sehe es auch«, murmelte Merven. Und er brauchte dafür nicht mal eine Vektoranalyse.

Die Anomalien rasten der Sonne entgegen, und einige von ihnen befanden sich auf direktem Kollisionskurs mit den bewohnten Planeten und ihren Orbitalstationen. Außerdem wurden sie nicht langsamer. Bei diesem Tempo, nur knapp unter Lichtgeschwindigkeit, war es egal, ob es Asteroiden oder Schiffe oder Schokoriegel waren. Was immer sie trafen, würde in seine kleinsten Bestandteile zerfetzt werden.

Während Merven noch hinsah, prallte eines der Objekte mit einem Kommunikationssatelliten zusammen. Sowohl die Anomalie als auch der Satellit verschwanden von seinem Schirm, und die Galaxis war um eine Handvoll Weltraumstaub reicher.

Hetzal Prime war groß genug, um mehreren solchen Einschlägen standzuhalten, ohne auseinanderzubrechen, und auch die Monde würden ein paar Treffer überleben. Aber was das Leben auf ihrer Oberfläche anging …

Sella war auf dem Ankermond.

»Wir müssen von hier verschwinden«, sagte er. »Wir befinden uns mitten in der Zielzone, und jede Sekunde tauchen mehr von den Dingern auf. Wir müssen den Shuttle nehmen.«

»Richtig«, erwiderte Vel; so etwas wie Selbstbeherrschung war in ihre Stimme zurückgekehrt. »Aber erst müssen wir einen systemweiten Alarm senden.«

Merven schloss die Augen. »Natürlich. Du hast recht.«

»Der Computer braucht von uns beiden Autorisierungscodes, um den Alarm zu aktivieren«, erklärte Vel. »Auf mein Zeichen.«

Sie tippte ihre Tastatur an, und Merven tat dasselbe an seiner Station, dann wartete er. Als Vel nickte, gab er den Code ein.

Ein leiser, surrender Alarm hallte durch den Kontrollraum, und Merven wusste, dass derselbe Laut nun überall im Hetzal-System ertönte, in den Cockpits der Schrottschlepper bis hin zum Palast des Ministers auf der Hauptwelt. Vierzig Milliarden Wesen würden nun besorgt zum Himmel hochblicken, und eines von ihnen war eine liebreizende, rothaarige Twi’lek, die sich vermutlich gefragt hatte, ob ihr mirialanischer Lieblingsgast heute Abend in die Cantina kommen würde.

Merven stand auf.

»Wir haben unsere Aufgabe erfüllt. Zeit, den Shuttle zu nehmen. Eine Nachricht mit genaueren Details können wir auch unterwegs noch schicken.«

Vel nickte und stemmte sich von ihrem Sitz hoch.

»Ja. Lass uns von hier …«

Ein weiteres Objekt brach aus dem Hyperraum hervor, so nahe und so schnell, dass es praktisch schon im Moment seiner Ankunft die Überwachungsstation erreichte.

Ein Feuerball, und die Anomalie war verschwunden – mitsamt der Station, den beiden Sensortechnikern und all ihren Zielen, Ängsten, Talenten, Hoffnungen und Träumen. Die kinetische Energie des Objekts löste alles, was es berührte, innerhalb eines Herzschlags in seine Atome auf.

3

AGUIRRE-STADT, HETZAL PRIME

2 Stunden bis zum Einschlag

»Ist das ein Fehlalarm?«, fragte Minister Ecka, während das Surren durch sein Büro hallte – beständig, drängend, unmöglich zu ignorieren. Aber genauso sollte ein Alarm ja sein.

»Sieht nicht danach aus«, antwortete Berater Daan. Er schob eine widerspenstige Haarsträhne hinter sein Ohr. »Das Signal stammt von einer Überwachungsstation am äußeren Rand des Systems. Höchste Dringlichkeitsstufe. Jeder Computer, der mit dem Hauptprozessorkern verbunden ist, gibt diesen Alarm wieder.«

»Und der Auslöser?«, fragte der Minister. »Da war keine Nachricht angehängt?«

»Nein«, sagte Daan. »Wir haben wiederholt eine Klarstellung gefordert, bekommen aber keine Antwort. Wir glauben … dass die Überwachungsstation zerstört wurde.«

Minister Ecka überlegte kurz, dann schwenkte er seinen Sessel herum, fort von seinen Beratern, und das Holz knirschte ein wenig unter seinem Gewicht. Er blickte durch das große Panoramafenster, das die Wand hinter seinem Schreibtisch dominierte. Jenseits davon erstreckten sich bis zum Horizont die goldenen Felder von Hetzal. Auf der Hauptwelt – und mehr oder weniger auch im Rest des Systems – wurde jedes bisschen verfügbarer Fläche für den Anbau genutzt. Auf den Dächern von Gebäuden und den Terrassen von Türmen wuchs Getreide, an ihren Seiten rankten sich Rebenfrüchte empor, und in Flüssen und Seen wurden nützliche Algen und Wasserpflanzen gezüchtet. Überall schwebten Erntedroiden umher, um reife Früchte zu pflücken – zu dieser Jahreszeit waren das Honigfrüchte, Königsbeeren und Eismelonen, aber bereits nächsten Monat würde es etwas anderes sein. Für irgendetwas war auf Hetzal immer Erntezeit.

Ecka liebte diesen Ausblick. Er war überzeugt, dass es der friedlichste Ausblick in der gesamten Galaxis war. Alles war so produktiv. So korrekt. So perfekt.

Doch jetzt, wo das Surren des Alarms in seinen Ohren widerhallte, fühlte es sich plötzlich nicht mehr perfekt an, sondern eher … zerbrechlich.

»Etwas passiert da draußen«, sagte ein anderer Berater, eine devaronianische Frau namens Zaffa.

Ecka kannte sie schon lange, aber dies war das erste Mal, dass sie besorgt klang. Ihre Brauen waren zusammengezogen, während sie auf einen Datenschirm starrte.

»Eine Minenstation über dem Gasriesen ist gerade ausgefallen«, meldete Zaffa. »Im Satellitennetzwerk tun sich Lücken auf. Es ist, als würde jemand unsere Anlagen eine nach der anderen ausschalten.«

»Und wir haben noch immer keine Bilder von der Situation? Das ist Wahnsinn«, grollte Ecka.

Er richtete den Finger auf seinen Sicherheitschef, einen rundlichen Menschen mittleren Alters.

»Borta, warum wissen Ihre Leute nicht, was da draußen vor sich geht?«

Borta runzelte die Stirn. »Minister, bei allem Respekt, Sie kennen den Grund. Nach den jüngsten Einschnitten ist Hetzals Sicherheitsdient auf ein Zehntel seiner ursprünglichen Größe zusammengeschrumpft. Wir arbeiten daran, aber unsere Mittel sind beschränkt.«

»Ist es vielleicht eine Art natürlicher Anomalie? Ich meine … es kann ja wohl kaum sein, dass wir angegriffen werden, oder?«

»Im Moment können wir keine Möglichkeit ausschließen. Die Vorgänge erinnern an einen feindlichen Vorstoß, aber wir können keine Triebwerkssignaturen erfassen, und es gibt kein logisches Muster, was die getroffenen Ziele angeht. Falls es ein Angriff ist, sollten sie eigentlich zuerst unsere Defensivsysteme ausschalten, aber die orbitalen Verteidigungsplattformen sind noch immer alle einsatzfähig.«

Der Alarm wiederholte sich, und Ecka wirbelte auf seinem Sessel zu Berater Daan herum, welcher sichtlich zusammenzuckte.

»Würden Sie das bitte endlich ausschalten?! Bei dem Lärm kann ja niemand denken!«

Daan richtete sich auf und tippte seinen Datenschirm an, woraufhin das unerbittliche Surren endlich verstummte.

Einer der anderen Berater ergriff nun das Wort. Es war Keven Tarr, ein schlanker junger Mann mit rotem Haar und extrem blasser Haut. Das Technologieministerium hatte ihn hergeschickt. Ecka hatte kein Interesse an Technologie, sofern sie nicht die Ernteerträge verbesserte – im Herzen war er immer noch ein Farmer –, aber er wusste, dass Tarr ein schlaues Kerlchen war. Vermutlich würde es nicht lange dauern, bis er einen Job in einem fortschrittlicheren Teil der Galaxis fand und Hetzal verließ. Leute wie er wurden hier nicht glücklich, so war das eben.

»Ich glaube, ich kann Ihnen zeigen, was da draußen geschieht, Minister«, sagte Tarr.

Für einen Menschen hatte er lange Finger, und jetzt tanzten sie über sein Datenpad.

»Ich übermittle die Daten an den Droiden, dann kann er die Informationen für uns alle darstellen.«

Er gab ein letztes Kommando ein, anschließend zog er ein Verbindungskabel aus dem Datenpad und stöpselte es an der Zugangsbuchse des gedrungenen, sechseckigen Kommdroiden ein, der reglos in einer Ecke des Büros gewartet hatte. Jetzt leuchtete das grüne Auge der Einheit auf, und sie rollte nach vorne.

Eine Projektion erschien auf der weißen Wand gegenüber dem Panoramafenster, die speziell für diesen Zweck gedacht war. Normalerweise drehten sich Präsentationen auf der Vidwand um Ernteerträge oder um Programme zur Schädlingsbekämpfung. Jetzt hingegen war das gesamte Hetzal-System zu sehen, mit all seinen Welten und Stationen, Satelliten, Plattformen und Schiffen.

Und da war noch etwas.

Für Minister Ecka sah es aus, als würden sie von einem Schwarm allesverschlingender Insekten überrannt. Hunderte winziger Lichtpunkte pflügten mit dramatischer Geschwindigkeit durch das System, alle demselben Ziel entgegen: der Sonne. Und Hetzal Prime, der Frucht- und der Ankermond und all die Stationen, Satelliten, Plattformen und Schiffe … befanden sich direkt in ihrer Flugbahn.

»Was ist das?«, schnappte er.

»Wissen wir nicht«, antwortete Tarr. »Ich habe dieses Bild erstellt, indem ich die Signale der verbliebenen Satelliten und Überwachungsstationen kombinierte, aber immer mehr fallen aus. Was immer diese Anomalien sind, sie bewegen sich nahezu mit Lichtgeschwindigkeit, was es extrem schwer macht, ihnen zu folgen. Und wenn sie etwas treffen, dann ist das Ergebnis …«

»Unschön«, beendete General Borta den Satz für ihn.

»Apokalyptisch, wollte ich eigentlich sagen«, korrigierte Tarr. »Mehrere der Signaturen kommen direkt auf die Hauptwelt zu.«

»Können wir irgendetwas tun?«, fragte Ecka, den Blick auf Borta gerichtet. »Können wir sie vielleicht … abschießen?«

Der General breitete hilflos die Arme aus. »Früher vielleicht. Aber die Verteidigung des Systems genießt schon seit Jahren keine Priorität mehr.«

Die indirekte Anschuldigung hing schwer in der Luft, aber Ecka ging nicht darauf ein. Er hatte seine Entscheidungen auf Grundlage der damals verfügbaren Informationen getroffen, und sie waren ihm richtig erschienen. Immerhin herrschte Frieden! Überall. Also, warum Geld verschwenden, wenn es eine bessere Verwendung dafür gab? Davon ganz abgesehen: Jetzt zurückzublicken brachte sie auch nicht weiter. Es war Zeit für eine neue Entscheidung. Nach bestem Wissen und Gewissen.

Ecka zögerte nicht. So schlimm die Situation auch sein mochte, sie würde nur noch schlimmer werden, je länger sie warteten.

»Geben Sie den Evakuierungsbefehl. Systemweit. Und dann schicken Sie eine Nachricht nach Coruscant. Sie sollen wissen, was hier passiert. Sie werden uns nicht helfen können, aber immerhin sollen sie Bescheid wissen.«

Beraterin Zaffa blickte mit düsterer Miene zu ihm herüber.

»Ich weiß nicht, ob wir diese Befehle noch ausführen können, Minister«, sagte sie. »Uns fehlen die Schiffe für planetenweite Evakuierungen, und falls sich diese Objekte wirklich so schnell bewegen, bleibt uns nicht genug Zeit, um …«

»Ich verstehe, Beraterin«, erwiderte Ecka, nun mit ruhiger Stimme. »Aber wenn diese Befehle auch nur ein Leben retten können, dann müssen wir es trotzdem versuchen.«

Zaffa nickte und begann, auf ihrem Datenschirm Befehle einzugeben.

»Fertig«, verkündete sie ein paar Sekunden später. »Der systemweite Evakuierungsbefehl wurde gesendet.«

Die Gruppe betrachtete die Projektion an der Wand, die inzwischen immer wieder von statischem Rauschen durchzogen wurde. Tarrs behelfsmäßiges Netzwerk büßte immer mehr Satelliten ein, aber das Gesamtbild war noch immer klar. Es war, als hätte jemand eine Kugel ins Hetzal-System gefeuert, und es gab nichts, was sie noch tun konnten, um sich zu retten.

»Sie sollten versuchen, einen Platz auf einem der Schiffe zu ergattern«, sagte Ecka in den Raum hinein. »Ich bin sicher, sie werden innerhalb kürzester Zeit voll sein.«

Niemand rührte sich.

»Was werden Sie tun, Minister?«, fragte Berater Daan.

Ecka drehte sich wieder zu dem Fenster herum und betrachtete die goldenen Felder vor dem Horizont. Alles war so friedlich. Dass hier etwas Schlimmes passieren könnte, war … vollkommen unmöglich.

»Ich denke, ich werde bleiben«, antwortete er. »Ich werde mich an das Volk wenden. Versuchen, es zu beruhigen. Irgendjemand muss sich um die Ernte kümmern.«

Minister Eckas Nachricht wurde überall auf Hetzal Prime und seinen beiden bewohnten Monden empfangen. Sie erschien auf Datenpads und Holoschirmen, tönte aus sämtlichen audiovisuellen Kommunikationskanälen. Die Kernaussage lautete: Es ist nirgends sicher. Versucht zu fliehen, so weit ihr nur könnt.

Es gab keine genauere Erklärung, was für Spekulation sorgte. Hatte es einen Unfall gegeben? Welche Katastrophe könnte so schlimm sein, dass ein gesamtes System evakuiert werden musste?

Viele Leute ignorierten die Warnung. Es hatte schon früher falsche Alarme gegeben, und manchmal klinkten sich Hacker in die Notfall-Computersysteme ein, um der Regierung einen Streich zu spielen oder anzugeben. Zwar hatte es noch nie einen Streich in dieser Größenordnung gegeben, aber in gewisser Weise machte es das nur einfacher, den Alarm abzutun. Ein ganzes System in Gefahr? Nein, das konnte nicht sein.

Diese Leute blieben in ihren Häusern, an ihren Arbeitsplätzen. Sie schalteten ihr Komms und Schirme ab und machten mit ihrem Leben weiter, weil dies einfacher war als die Alternative. Und wenn sie ab und an doch zum Himmel hochblickten und sahen, wie Raumschiffe ins All hochschossen … Nun, dann sagten sie sich, dass die Leute an Bord Narren waren, die sich viel zu leicht in Panik versetzen ließen.

Andere erstarrten. Sie wollten sich in Sicherheit bringen, wussten aber nicht, wie oder wo. Nicht jeder hatte Zugang zu einem Schiff – tatsächlich war das für die Mehrheit der Fall. Hetzal war ein System von Landwirten; diese Leute lebten und arbeiteten auf ihren Feldern. Wenn sie mal zu einem anderen Ort in der Republik reisten, dann musste es schon ein besonderer Anlass sein, eine einmalige Gelegenheit. Jetzt sagte man ihnen, dass sie schnellstmöglich ins All entkommen sollten … aber niemand sagte ihnen, wie.

Doch einige Bewohner des Hetzal-Systems besaßen Raumschiffe, oder sie lebten in größeren Städten mit Raumhäfen. Diese Leute schnappten sich ihre Kinder und ihre wertvollsten Habseligkeiten und rannten zu den Andockbuchten. Falls sie nur früh genug dort waren, so hofften sie, würden sie einen Platz auf einem Schiff ergattern. Aber natürlich waren sie nicht die Ersten, die auf diese Idee kamen, und sie sahen sich mit überfüllten Abfertigungshallen konfrontiert, mit langen Schlangen, und mit skrupellosen Opportunisten, die die Ticketpreise in die Höhe trieben, bis sich nur die reichsten der Reichen einen Platz an Bord leisten konnten. Die Anspannung kochte über, und schon bald brachen die ersten Schlägereien aus. Hetzal hatte natürlich Sicherheitsleute, die solche Handgreiflichkeiten unterbinden sollten, aber diese Offiziere starrten im Moment ebenso zum Himmel hoch wie der Rest, und sie fragten sich, ob sie ihre letzten Augenblicke in diesem Leben wirklich damit verbringen sollten, andere Leute in Sicherheit zu bringen. Es wäre ein nobles Ende, sicher, aber … war es auch das, was sie wollten? Die meisten von ihnen hatten nämlich eigene Familien und eigene Zukunftsträume.

Die Ordnung brach zusammen.

Auf dem Ankermond beschloss ein gütiger Händler, die Luken seines Schiffes – mit dem er sonst das frische Getreide des Mondes zu den unersättlichen Welten des Äußeren Rands flog – zu öffnen und so viele Leute mitzunehmen, wie an Bord passten. Sein Pilot warnte ihn, dass der Frachter alt und sein Triebwerk nicht mehr das zuverlässigste war, aber der Händler ignorierte ihn. Dies war der Moment für Großmut und Hoffnung, und beim Licht, er würde so viele Leute retten, wie er nur konnte.

Als das Schiff schließlich abhob, hatte es 582 Personen an Bord, einschließlich des Händlers und seiner Familie. Der Pilot musste die Triebwerke an ihre Grenzen bringen, um auch nur vom Landefeld abzuheben. Aber der Händler wusste, dass alles einfacher werden würde, sobald sie die Atmosphäre erst hinter sich gelassen hatten. Sie mussten es nur ins All schaffen, dann würden sie überleben.

Das Schiff kämpfte sich einen Kilometer in den Himmel hoch, bevor die überbeanspruchten Triebwerke explodierten. Ein Feuerball regnete auf die Massen herab, die noch am Boden warteten, aber sie wussten nicht, ob sie sich glücklich schätzen sollten. Niemand wusste, was auf sie zukam. Minister Eckas Botschaft war schrecklich vage gewesen.

Eine zweite, ebenso vage Botschaft des Ministers war an die benachbarten Systeme und alle Schiffe in Reichweite gesendet worden: Wir befinden uns in größter Not. Schickt Hilfe, falls ihr könnt.

Sie wurde von Empfängern auf diversen Welten des Äußeren Rands weitergegeben: auf Ab Dalis, Mon Cala, Eriadu und vielen weiteren, die die Nachricht über das Relaissystem der Republik kernwärts weiterleiteten. So wanderte sie von den Planeten des Mittleren Rands zu denen des Inneren Rands, dann zu den Kolonien und schließlich zu den schillernden Kernwelten. Fast jeder, der sie hörte, wollte helfen – die Frage war nur, wie. Was immer im Hetzal-System geschah, es würde vorbei sein, lange bevor Unterstützung eintraf.

Trotzdem wurden Schiffe losgeschickt – größtenteils Lazarettschiffe, damit sie den Verwundeten von Hetzal Hilfe leisten könnten.

Das hieß … sofern es Überlebende gab.

»Sucht die nächstgelegenen Transporteinrichtungen auf«, sagte Minister Ecka in die Kamera des Droiden, der sein Bild und seine Worte im gesamten System übertrug. »Wir werden Schiffe schicken, um die Leute abzuholen, die keinen anderen Weg von der Oberfläche haben. Das wird eine Weile dauern, aber bleibt ruhig und friedlich. Ihr habt mein Wort, wir werden euch nicht im Stich lassen. Wir sind alle Kinder derselben Sonne. Aus demselben Holz geschnitzt. Wir werden diese Krise ebenso überleben, wie wir harsche Winter und trockene Sommer überlebt haben – indem wir gemeinsam an einem Strang ziehen. Wir alle sind Hetzal. Wir alle sind die Republik«, sagte er.

Auf ein Handzeichen hin beendete der Droide die Übertragung.

Dies war die vierte Botschaft, die er seit dem Alarm verlesen hatte, und er hoffte, dass sie die Leute beruhigen würde. Die Berichte sagten zwar etwas anderes aus – an den Raumhäfen aller drei bewohnten Welten waren Aufstände ausgebrochen –, aber was sollte er sonst tun? Er übertrug die Botschaften von seinem Büro in Aguirre-Stadt, um zu zeigen, dass er seinen Posten und sein Volk nicht im Stich ließ, obwohl er es tun könnte. Ein Zeichen der Solidarität. Zugegeben, es war nicht viel, aber besser als nichts.

Rings um ihn koordinierten seine Leute ihre eigenen Versuche, der Bevölkerung zu helfen. General Borta arbeitete mit der mickrigen Sicherheitsflotte daran, die Ordnung aufrechtzuerhalten und Leute mit Shuttles aus den Städten auszufliegen. Berater Daan hatte einige große Getreidefrachter mobilisiert, die diese Flüchtlinge dann im Orbit in Empfang nehmen würden. Die Frachter hatten ihre wertvolle Ladung ins All hinausgeblasen, sodass jeder von ihnen Platz für mehrere Zehntausend Personen bieten sollte. Natürlich würde es ziemlich eng werden, aber persönlicher Komfort war in der aktuellen Situation nebensächlich.

Die Shuttles des Sicherheitsdienstes flogen zu den Frachtern hoch, luden die Flüchtlinge ab und rasten zurück auf die Oberfläche hinab, so schnell sie konnten. Das System war alles andere als perfekt, aber es war alles, was sie in so kurzer Zeit auf die Beine hatten stellen können. Es war schließlich nicht so, als gäbe es Pläne für einen solchen Fall.

Und die Schuld dafür sah Minister Ecka bei sich selbst. Aber wie hätte er es auch wissen sollen? So etwas sollte nicht passieren … was immer es war. Es sollte unmöglich sein. Außerdem war er nur ein Bauer, und …

Nein, dachte er, mit einem Mal beschämt. Er war Minister Zeffren Ecka, Oberhaupt dieses gesamten Sternsystems. Es war unwichtig, ob er dieses Desaster hätte vorausahnen können oder nicht. Es war geschehen, und jetzt musste er alles tun, was in seiner Macht stand.

Während ihm dieser Gedanke noch durch den Kopf ging, blickte er zu Keven Tarr hinüber, der die ganze Zeit über weiter an seinem kleinen Netzwerk gefeilt hatte, um den Informationsfluss am Laufen zu halten. Jetzt gerade tippte der junge Mann auf drei Datenpads gleichzeitig, und mehrere Kommdroiden warfen diverse Schemadarstellungen an die Wand vor ihm. Ein Blick genügte, um Ecka zu zeigen, dass sich die Katastrophe immer weiter im System ausbreitete. Sie wussten noch immer nicht, was die Hintergründe waren, nur, dass irgendetwas in einer zerstörerischen Woge durch das Hetzal-System brandete. Satelliten, Raumstationen, Schiffe … was immer den Pfad dieser Woge kreuzte, wurde vollkommen zerfetzt. Es erinnerte Ecka an die Kaufliegenschwärme, die früher über die Felder hergefallen waren, bis man ihnen auf genetischem Wege den Garaus gemacht hatte.

Er hatte so etwas selbst schon erlebt. Wenn der Schwarm kam, gab es nichts, was man tun konnte, außer den Kopf einzuziehen, zu überleben und die Felder neu zu bestellen, wenn es vorbei war.

Ecka beobachtete, wie Keven Tarr Schweiß von seiner Stirn wischte, bevor er sich wieder über den kleinen Beistelltisch beugte, der ihm als Arbeitsplatz diente.

Dann weiteten sich Tarrs Augen plötzlich, und seine Finger erstarrten über den Displays seiner Datenpads.

»Minister«, sagte er. »Ich … ich empfange ein Signal.«

»Was für ein Signal?«, fragte Ecka.

»Ich … Ich denke, es ist leichter, wenn ich es einfach durchstelle.« Da war ein seltsamer Ton in Tarrs Stimme – fassungslos oder vielleicht auch nur überrascht.

Worte knisterten durch die Luft, als einer seiner Kommdroiden die Nachricht in das Büro des Ministers übertrug. Es war eine weibliche Stimme, und sie sagte nur ein paar Worte. Aber es waren genau die Worte, die Ecka in diesem Moment am sehnlichsten hören wollte.

»Hier spricht Jedi-Meisterin Avar Kriss. Hilfe ist unterwegs.«

Genau das hatten sie gebraucht.

Hoffnung.

4

THIRD HORIZON, REPUBLIKANISCHER KREUZER DER EMISSARY-KLASSE

90 Minuten bis zum Einschlag

Ein Schiff sprang im Hetzal-System aus dem Hyperraum, um anschließend rasch auf konventionelle Geschwindigkeit abzubremsen. Es war in der Nähe der innersten Sonne zurückgefallen, und die Gravitationsfelder, die danach griffen, hätten ein schlechteres Schiff auseinandergerissen – vielleicht sogar dieses, wäre es nicht von einigen der besten Offiziere bemannt, die die Republik zu bieten hatte.

Das Schiff war die Third Horizon, und sie war eine echte Schönheit. Die Außenhaut kräuselte sich über ihrem Rahmen wie die Wellen eines silbernen Meeres, nach vorne hin spitz zulaufend, mit Türmen und zinnenartigen Einbuchten an den Flügeln, wie eine auf der Seite liegende Festung. Das Design kündete von Ehrgeiz, von Optimismus, von etwas, das so anmutig war, wie es nur sein konnte, ungeachtet des Aufwands und der Kosten.

Die Third Horizon war ein Kunstwerk, ein Symbol für die große Republik der Welten, die sie vertrat.

Nun starteten kleinere Schiffe aus Öffnungen in der Hülle der Horizon; sie wirkten wie Blütenblätter aus Silber und Gold, die von der Brise hinfort geweht wurden. Dies waren die Raumjäger des Jedi-Ordens, die Vectors. So, wie die Jedi und die Republik zusammenarbeiteten, so arbeiteten auch das große Schiff und die Jagdmaschinen zusammen. Da waren aber auch größere Raumfahrzeuge, die aus den Hangars der Third Horizon auftauchten: Langträger, die verlässlichen Allzweckmodelle der Republik. Sie waren ebenso für Kampfeinsätze geeignet wie für Such- und Rettungsmissionen, für Transportflüge und für so ziemlich jede andere Aufgabe, die ihrer Mannschaft aufgetragen wurde.

Die Vectors waren Ein- bis Zwei-Personen-Schiffe, denn nicht alle Jedi reisten alleine. Einige nahmen ihre Padawane mit auf Missionen, damit sie die Lehren ihrer Meister in der Praxis umgesetzt sehen konnten. Was die Langträger anging, so ließen die sich von drei Personen steuern, aber sie boten Platz für eine Besatzung von bis zu vierundzwanzig – Soldaten, Diplomaten, Ärzte oder Techniker, was immer auf ihrer aktuellen Mission benötigt wurde.

Gemeinsam mit den Vectors beschleunigten sie von der Third Horizon fort, um sich weiter in das System vorzuarbeiten. Jedes mit einem Ziel, jedes mit einer Aufgabe: Leben zu retten.

Auf der Brücke der Third Horizon stand eine Menschenfrau allein vor den Aussichtsfenstern. Hinter ihr herrschte hektische Aktivität, als Offiziere, Navigatoren und Spezialisten von den Konsolen in ihren Alkoven aus die Rettungsmission im Hetzal-System koordinierten. Der Name der Frau war Avar Kriss, und seit fast drei Jahrzehnten war sie nun schon Mitglied des Jedi-Ordens, seit man sie als kleines Kind in den großen Tempel auf Coruscant gebracht hatte. Der Tempel war gleichzeitig Schule, Botschaft, Kloster und ein Schrein der Macht – dieser Energie, die jedes lebende Wesen durchströmte. Anfangs war sie ein Jüngling gewesen, später eine Padawan, als ihre Ausbildung voranschritt, dann schließlich eine Jedi-Ritterin und nun …

… eine Meisterin.

Dies war ihre Operation. Ein Admiral namens Kronara hatte das Kommando über die Third Horizon – die ihrerseits Teil einer kleinen Friedenssicherungsflotte der Republikanischen Verteidigungskoalition war –, aber die Leitung ihrer Rettungsmission im Hetzal-System hatte er der Jedi überlassen. Der Entscheidung waren keine Konflikte oder Diskussionen vorangegangen. Die Republik hatte ihre Stärken, ebenso wie die Jedi, und beide setzten sie ein, um den jeweils anderen zu unterstützen.

Avar Kriss betrachtete die Projektion des Hetzal-Systems, die ein schwebender Kommdroide auf die flache silberne Displaywand vor ihr warf. Die Darstellung war anhand von Datenquellen aus dem System und den Sensoren der Third Horizon selbst erstellt worden. Grüne Signaturen repräsentierten die lokalen Welten, Schiffe, Raumstationen und Satelliten. Die Schiffe der Republik – die Vectors, die Langträger und die Third Horizon – waren blau gehalten. Und die Projektile brennenden Todes, die mit unglaublicher Geschwindigkeit durch das System schnitten, waren rot. Noch war unklar, woher sie stammten und worum es sich bei ihnen überhaupt handelte, aber was immer hier vor sich ging, es war noch nicht vorbei.

Die Jedi hob die Hand an ihre Brust, wo eine goldene Spange in der Form des Ordenssymbols – ein glühender Sonnenaufgang – ihren langen weißen Umhang zusammenhielt. Es war eine zeremonielle Kleidung, der feierlichen Zeremonie angemessen, an der die Third Horizon vor Kurzem noch teilgenommen hatte. Austragungsort und Grund dieser Zeremonie war die jüngst fertiggestellte Starlight-Station gewesen. Doch jetzt, hier, inmitten eines Katastrophengebiets, wirkten die zeremoniellen Gewänder plötzlich fehl am Platz. Avar drückte auf die Spange, und der Umhang glitt als Häufchen Stoff auf den Boden hinab. Darunter kam eine weitaus schlichtere weiße Robe mit goldenen Ornamenten zum Vorschein. An einer ebenfalls weißen Hülle auf Hüfthöhe hing ein metallischer Zylinder aus silberweißem Elektrum, wie der Griff eines Werkzeugs, nur ohne das eigentliche Werkzeug. Spiralförmige Linien waren in seine Oberfläche geschnitten; sie sorgten für eine bessere Griffigkeit, dienten gleichzeitig aber auch als Dekoration, und an einer Seite endeten sie an einem kleinen Stichblatt. Avar war eine Meisterin mit dieser Waffe, aber heute würde sie sie nicht brauchen. Das Lichtschwert eines Jedi konnte Hetzal nicht retten. Das musste die Jedi schon selbst tun.

Sie ließ sich im Schneidersitz auf den Boden sinken, und ihr schulterlanges blondes Haar glitt wie von selbst über ihre Schultern nach hinten, fort von ihrem Gesicht. Anschließend verflocht sie es sich zu einem komplizierten Knoten, einem Mandala. Die Übung half Avar, ihren Geist zu sammeln, während sie die Augen schloss.

Die Jedi-Meisterin verlangsamte ihre Atmung und griff in die Macht hinaus, die sie umgab. Langsam, ganz langsam schwebte sie in die Höhe, bis sie einen Meter über dem Deck in der Luft saß.

Überall auf der Brücke drehten sich die Crewmitglieder der Third Horizon zu ihr herum. Einige nickten, andere lächelten schmal, aber sie alle zogen Hoffnung aus dem Anblick, bevor sie sich wieder ihren eigenen, drängenden Aufgaben widmeten.

Avar Kriss nahm nichts davon wahr. Für sie gab es jetzt nur die Macht und das, was sie ihr zeigte. Das, was sie tun musste.

Sie begann.

5

HETZAL PRIME, ORBIT UM DEN PLANETEN

80 Minuten bis zum Einschlag

Bell Zettifar spürte, wie das Schiff die oberen Atmosphäreschichten berührte. Ihr Vector hatte keinen Namen, nicht offiziell – alle Schiffe waren mehr oder weniger identisch, und theoretisch sollten sie unter den Jedi beliebig austauschbar sein –, aber er und sein Meister nahmen immer diese Maschine. Die mit der Brandspur an ihrem linken Flügel; eine Narbe von einem Flug durch einen Ionensturm. Das Muster sah ein wenig aus wie ein Strahlenkranz, darum nannte Bell das Schiff Nova – aber natürlich nur in Gedanken, niemals laut.

Die Vectors waren so minimalistisch, wie ein Raumschiff nur sein konnte: leichte Schilde, kaum Waffen, fast keine Computerunterstützung. Wie gut sie sich machten, lag allein in den Händen ihrer Piloten. Die Jedi waren die Schilde und die Waffen, und sie berechneten, was sie ihren Maschinen zumuten konnten. Vectors waren klein und wendig, und eine ganze Flotte von ihnen war ein imposanter Anblick, vor allem, wenn die Jedi ihre Manöver durch die Macht aufeinander abstimmten. Dann erreichten sie ein Maß an Präzision, zu dem kein Droide und kein normaler Pilot imstande gewesen wäre.

Sie sahen aus wie ein Vogelschwarm, oder wie Laub, das im Wind dahintrieb, alle in die gleiche Richtung geblasen, verbunden durch ein unsichtbares Band. Bell hatte einmal eine Flugschau gesehen, anlässlich einer öffentlichen Feier auf Coruscant; damals waren dreihundert Vectors in perfektem Einklang durch die Luft geflitzt, goldene und silberne Pfeile am blauen Himmel über dem Senatsgebäude. Sie hatten sich aufgeteilt, um dann in komplexen Manövern aneinander vorbeizubrausen, so schnell und so dicht, dass einem der Atem stockte. Es war das Schönste gewesen, was Bell je gesehen hatte. Die Leute hatten es einen Reigen genannt. Einen Reigen von Vectors.

Doch jetzt flog die Nova allein, mit nur zwei Jedi an Bord: er selbst – Jedi-Schüler Bell Zettifar – und vor ihm auf dem Pilotensitz sein Meister, Loden Greatstorm. Das Jedi-Kontingent an Bord der Third Horizon hatte sich verteilt, um Orte überall im System anzufliegen. Sie hatten zu viele Ziele und zu wenig Zeit.

Bells und Lodens Ziel war der größte bewohnte Planet, Hetzal Prime. Ihre ebenso vage wie wichtige Aufgabe: zu helfen.

Als er aus dem Cockpitfenster sah, erblickte Bell die Wölbung des Planeten unter ihnen. Er war grün und golden und blau, ein wunderschöner Ort, zumindest aus dieser Höhe. Aber er vermutete, dass die Sache unten auf der Oberfläche ganz anders aussah. Am Horizont waren überall Triebwerkssignaturen von Raumschiffen auszumachen – ein Massenexodus von der Hauptwelt. Die Nova und eine Handvoll weiterer Vectors und republikanischer Langträger waren die einzigen Raumfahrzeuge, die auf den Planeten zuflogen.

»Wir treten in die obere Atmosphäre ein, Bell«, sagte Loden, ohne sich herumzudrehen. »Bist du bereit?«

»Ihr wisst, dass ich diesen Teil liebe, Meister«, erwiderte Bell.

Greatstorm lachte. Das Schiff ging in einen Sturzflug über. So, wie es sich anfühlte, hätte es aber ebenso gut abstürzen können. Das Tosen des Windes drang von draußen herein, und die präzise geneigten Flügelkanten des Sternjägers schnitten so scharf wie eine Klinge durch die dichter werdende Luft.

Die Nova pflügte durch die oberen Atmosphärenschichten von Hetzal Prime – nein, pflügen war das falsche Wort. Dafür war Loden Greatstorm ein zu guter Pilot. Bei manchen Jedi wäre die Beschreibung vielleicht passend, aber nicht bei ihm. Er ließ das Schiff auf den Luftströmungen reiten, als wäre es ein natürlicher Bestandteil des Zusammenspiels von Schwerkraft und Wind über der Planetenoberfläche. Der Vector wollte fallen, also ließ er ihn. Es war aufregend, tödlich, überwältigend, und der Jäger war so entworfen, dass jede noch so kleine Vibration und jedes noch so schwache Ruckeln direkt an die Jedi im Cockpit weitergeleitet wurde. Nur so konnten sie auf die bestmögliche Weise reagieren. Bell ballte die Hände zu Fäusten, und ein verkniffenes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

»Das ist wirklich spektakulär«, sagte er, ohne nachzudenken. Sein Meister lachte.

»Da ist nichts dabei«, erklärte Loden. »Ich habe lediglich unsere Nase auf den Planeten ausgerichtet. Den Rest erledigt die Schwerkraft.«

Sie legten sich in eine lang gezogene Kurve, so geschmeidig wie die Windung eines Flusses, und als die Nova sich wieder aufrichtete, waren sie der Oberfläche des Planeten nahe genug, dass Bell erste Gebäude, Fahrzeuge und andere Details ausmachen konnte. Alles wirkte so friedlich. Nichts deutete auf die Katastrophe hin, die gerade im ganzen System um sich griff. Nichts … außer den Schiffen, die in immer größerer Zahl von der Oberfläche starteten.

»Wo landen wir?«, fragte Bell. »Hat Meisterin Kriss Euch Anweisungen gegeben?«

»Sie meinte, wir sollen nach eigenem Ermessen handeln«, antwortete Greatstorm, den Kopf zur Seite gedreht. Sein Profil war dunkel und zerklüftet wie ein Berg, und seine Twi’lek-Lekku schwangen hinter seinem Schädel hin und her, während seine Augen dem Triebwerksausstoß der fortdauernden Evakuierung folgten. »Wir sollen helfen, wie wir nur können.«

»Aber es geht hier um den gesamten Planeten. Woher sollen wir wissen, wo …«

»Das ist deine Aufgabe«, sagte Loden. »Finde ein Ziel für uns.«

»Findet Ihr, das ist der richtige Moment für eine Machtübung?«

»Es ist immer der richtige Moment für eine Machtübung.«

Loden Greatstorms Philosophie als Lehrer war denkbar einfach: Wenn Bell theoretisch zu etwas in der Lage war – auch wenn Loden es zehn- oder hundertmal besser und schneller konnte –, dann fiel diese Aufgabe grundsätzlich dem Schüler zu. »Wenn ich die ganze Arbeit mache, lernst du doch nie etwas«, wie Loden so gern sagte.

Natürlich wollte Bell nicht, dass sein Meister die ganze Arbeit machte, aber hin und wieder wäre es ganz schön, wenn er etwas täte. Der Padawan des großen Greatstorm zu sein, war eine niemals endende Herausforderung voll unmöglicher Aufgaben. Bell hatte fünfzehn seiner achtzehn Lebensjahre als Schüler im Jedi-Tempel verbracht, und es war nie einfach gewesen, aber es war nichts verglichen mit dem, was er unter Loden leisten musste. Jeden Tag wurde er bis an seine Grenzen getrieben. Wenn er doch mal so etwas wie Freizeit hatte, brach er auf seinem Bett zusammen und schlief den tiefsten Schlaf seines Lebens … bis alles wieder von vorne anfing. Aber er konnte nicht leugnen, dass er dazulernte. Er war heute in so ziemlich jeder Hinsicht ein besserer Padawan als noch vor sechs Jahren.

Bell wusste, was sein Meister von ihm erwartete. Eine weitere unmögliche Aufgabe. Aber er war ein Jedi – oder zumindest auf dem Weg, einer zu sein –, und wer die Macht auf seiner Seite hatte, für den war nichts unmöglich.