Stichkopf und der Scheusalfinder - Guy Bass - E-Book

Stichkopf und der Scheusalfinder E-Book

Guy Bass

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Beschreibung

Großartiger Wohlfühl-Grusel mit Lachgarantie

Kommst du mit auf die Burg zu Grottenow? Dort lebt, zusammengeschustert und zum Leben erweckt von einem verrückten Professor, der kleine Stichkopf. Stichkopf ist das treuste Geschöpf, das man sich vorstellen kann. In dieser Geschichte wird er einem Betrüger entkommen, wahre Freundschaft finden und das Abenteuer seines Lebens bestehen.
Mit großem Einfühlungsvermögen gelingt es Guy Bass, eine wunderbare Gruselgeschichte erzählen, ohne jemals seine Zielgruppe aus den Augen zu verlieren: kindgerecht und voller Humor.

Jede Seite ein kleines Kunstwerk – liebevoll gestaltet von Pete Williamson

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Seitenzahl: 94

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Guy Bass

Stichkopf

Aus dem Englischen von Salah Naoura

Mit Bildern von Pete Williamson

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Inhalt

EIN VORWORT DER WARNUNGWILLKOMMEN IN RAFFERSKAFFPROLOGHOCHWERTIGERE SCHEUSALEDAS ERSTE KAPITELLEBEN IN DER BURG ZU GROTTENOWDAS ZWEITE KAPITELWERWOLF-EXTRAKTDAS DRITTE KAPITELDie Sache mit der BEKLOPPTEN MONSTERRANDALEDAS VIERTE KAPITELEIN RUNDGANG AUF DER BURGDAS FÜNFTE KAPITELZU HAUSE BEI STICHKOPFDAS SECHSTE KAPITELBESUCHERDAS SIEBTE KAPITELTROST VOM UNGETÜMDAS ACHTE KAPITELDIE ZINNEN ERKLIMMENDAS NEUNTE KAPITELEIN SCHEUSAL WIE ICHDAS ZEHNTE KAPITELBIMMELBAMMELDAS ELFTE KAPITELSTICHKOPFS ENTSCHLUSSDAS ZWÖLFTE KAPITELARABELLADAS DREIZEHNTE KAPITELPLÄNE UND TRÄNKEDAS VIERZEHNTE KAPITELERWECKUNG UND NEUE ÜBERLEGUNGENDAS FÜNFZEHNTE KAPITELDIE BELAGERUNG DER BURG ZU GROTTENOWDAS SECHZEHNTE KAPITELDIE RETTUNG DES PROFESSORSEPILOGUNVERGESSLICH

EIN VORWORT DER WARNUNG

(in Form eyner Ballade, verfasst vor langer Zeit von eynem, der noch urälther war als deyne Oma)

Tommi Tröter auf dem Berg

trötete ein Stinkewerk,

suchte dringend schnell ein Klo

in der Burg zu Grottenow.

Dort schritt Tommi durch das Tor

und fand sein schlimmes Schicksal vor!

Drum wer stinkig ist und schlaff,

der kehre um nach Rafferskaff!

WILLKOMMEN IN RAFFERSKAFF

(665 Einwohner)

 

In alten Zeiten

PROLOG

HOCHWERTIGERE SCHEUSALE

(Monster, Ungetüme und verrückte Wesen)

Es war jene Nacht, die alles veränderte. Der Zirkus war nach Rafferskaff gekommen. Genauer gesagt:

war nach Rafferskaff gekommen.

»Herbei! Herbei und tretet näher, ihr guten Leute von Sabblerskaff! Erlebt die Vorführung, die euch wie keine andere auf der Welt den Verstand raubt, den Magen umdreht und die Hosen nass macht! Soeben eingetroffen von unserer … ausverkauften Welttournee!«, brüllte der schwergewichtige Schadalbert Scheusalfinder von seinem bunt beklecksten Pferdewagen herunter. Er verteilte Werbezettel an alle, die vorbeiliefen. Drei weitere, mit Vorhängen verdeckte Pferdewagen waren dem ersten mit rumpelnden Rädern und klappernden Hufen über das Kopfsteinpflaster der Hauptstraße gefolgt, erhellt vom Schein der Laternen.

»Wagt ihr es, einen Blick auf die schier unglaublichen Geschöpfe zu werfen, die sich hinter diesen Vorhängen verbergen? Ihr werdet gute Nerven brauchen, um diese Monster zu betrachten! Ihr werdet schreien! Ihr werdet um Atem ringen! Ihr werdet euch in die Hosen machen! Schaut hin … und erschauert!«

Als eine Menschenmenge sich um die Wagen versammelte, sprang Scheusalfinder auf die Straße hinunter. Er war irritierend klein und rund, mit derart stöckchendünnen Beinen, dass sie aussahen, als könnten sie unter seinem Gewicht zusammenbrechen. Er trug einen abgewetzten Zylinder und dazu einen Frack, der vor langer Zeit vielleicht einmal schmuck ausgesehen hatte. Grinsend zog er den Vorhang des ersten Wagens beiseite – eines Wagens mit Gitterstäben.

»Ich prääääsentiiiere … Doktor Renk, der menschliche Knoten! Seht zu, wie er seinen Körper in unmögliche Posen verdreht!«, brüllte Scheusalfinder und zeigte auf einen großen, ungelenken Mann, der sich verzweifelt bemühte, einen Fuß hinter seinen Kopf zu klemmen.

»Verdammtes Bein … Mach schon!«, zischte Doktor Renk seinem Bein zu. »Alle … gucken her!«

»Und weiter geht es …«, knurrte Scheusalfinder kopfschüttelnd. »Macht euch bereit für Madame Moustache mit dem gut gekämmten Gesicht!« Er zog den zweiten Vorhang beiseite. In dem Wagen saß eine kräftig gebaute alte Dame mit einem angeklebten Pferdeschweif am Kinn.

»Und lasst eure Welt auf dem Kopf stehen mit den Zweifach verkehrten Zwillingen!« Im dritten Wagen gaben zwei winzige, runzelige Männer ihr Bestes, einen Handstand zu machen.

»Schon wieder ein Krampf!«, stöhnten die beiden wie aus einem Mund auf und kippten um.

»O grausiges Spiel der Natur! Tretet näher, wenn eure körperliche Verfassung es zulässt! Aber übergebt euch bitte nicht auf meine Schuhe! Nur sechs Penny für Einmal-Gucken!«, rief Scheusalfinder.

Niemand trat näher.

Und niemand schrie auf. Oder rang nach Atem. Tatsächlich zuckte niemand auch nur mit der Wimper. Nach einer Weile ging jeder wieder seiner Wege.

Nur ein schmuddeliges Mädchen mit großen Augen blieb stehen … und fing an zu kichern!

»Ihre Scheusale sind überhaupt nicht furchterregend«, gluckste das Mädchen. »Es sind ja nicht mal richtige Scheusale!«

»Wie bitte? Du verlachst einen Mann, den das Glück verlassen hat? Geh weiter, scher dich fort, kleine Rotzgöre, ehe ich dir die zweifach verkehrten Zwillinge auf den Hals hetze!«, blaffte Scheusalfinder. »Ach, zum Teufel mit allem! Wozu das Ganze eigentlich? Überall ist es dasselbe – nicht einmal ein winziges Tröpfchen machen sich die Leute in die Hose! Was braucht man heutzutage denn noch alles, um irgendwem absonderliche Ängste einzuflößen? Ich weiß schon, was: Ich muss hochwertigere Scheusale auftreiben.«

»Verzeihung, Chef«, sagte Doktor Renk, der gerade versuchte, mit dem Fuß sein Kinn zu berühren. »Aber wir tun unser Bestes.«

»Dennoch ist euer Bestes bislang nichts weiter als enttäuschend, Maurice«, knurrte Scheusalfinder. »Tatsache ist, dass die Leute sich nicht mehr so leicht erschrecken lassen. Doch ich gebe nicht auf! Ich bin mein ganzes Leben lang in der Grusel-Branche gewesen, und ich habe nicht vor, meinen Beruf an den Nagel zu hängen!«

»Uns können Sie sowieso keine Angst einjagen«, erwiderte das kleine Mädchen, das sich keineswegs weggeschert hatte. »Sie sind in Rafferskaff. Die Leute hier haben schon jede Menge Dinge, vor denen sie sich fürchten.«

»Ach ja? Und wovor, wenn die Frage erlaubt ist, fürchten sie sich so?«, erkundigte sich Scheusalfinder.

In diesem Moment erfüllte ein scheußliches

»GROOOOOWWAAAUUUUU!«, die Luft. Es ließ einem das Blut in den Adern gefrieren und den Magen Purzelbäume schlagen. Die Einwohner von Rafferskaff schrien auf und stoben in alle Richtungen auseinander. Sie rannten in ihre Häuser und verriegelten die Türen.

»Davor«, sagte das Mädchen und zeigte in die Finsternis hinauf. Donner krachte, und ein Blitz erhellte den nächtlichen Himmel. In der Ferne war auf einem Berg eine riesige dunkle Burg zu sehen.

Scheusalfinder merkte, wie ihm ein Schauer den Rücken hinunterlief, bis zu den Zehen und dann wieder hinauf, als das herzlähmende Gebrüll aus der Burg zum zweiten Mal ertönte.

»Pest und Hölle, was … Was ist das?«, stammelte er.

»Es sind Monster«, flüsterte das Mädchen. Ihre dunklen Augen schimmerten wie Perlen im Mondlicht.

»Monster? Was denn für Monster? Was faselst du da?«, fragte Scheusalfinder.

»Es heißt, in der Burg wimmelt es nur so von Monstern. Man hört ihr Brüllen und Schreien … Und manche Leute glauben, oben auf den Burgzinnen irgendwelche Wesen gesehen zu haben. Nicht-menschliche Wesen«, erwiderte das Mädchen. »Das ganze Dorf ist wie gelähmt vor Angst … Nur ich nicht. Ich hab vor gar nichts Angst.«

»Arabella! Komm sofort rein!«, kreischte eine alte Dame, die aus einem nahe gelegenen Haus herbeieilte und das Mädchen packte.

»Warte! Kleine Rotzgöre! Kleines Mädchen, meine ich! Was für eine Burg ist das? Wer wohnt dort?«, rief Scheusalfinder hinter dem Mädchen her.

»Die Burg Grottenow! Wohnsitz von Erasmus, dem verrückten Professor!«, brüllte die Kleine, während sie von der Alten ins Haus gezerrt wurde. »Er erschafft Monster! Ungetüme! Verrückte Wesen!«

»Ach, tatsächlich?«, murmelte Scheusalfinder … und sein Gesicht verzerrte sich zu einem krankhaft fiesen Grinsen.

DAS ERSTE KAPITEL

LEBEN IN DER BURG ZU GROTTENOW

(Fast-Leben jedenfalls)

Lucy, Lucy, lieb und gut,

lief zur Burg mit sehr viel Mut.

Wollte sehn, was sich verbarg,

und endete alsbald im Sarg.

Eh sie hinschied, rief sie noch:

»Hier sind Monster! Helft mir doch!«

Etwa achtzehn Minuten bevor Schadalbert Scheusalfinders fahrender Jahrmarkt unnatürlicher Wunder rumpelnd in Rafferskaff eingetroffen war, hatte der verrückte Professor Erasmus in seinem Laboratorium fieberhaft an seinem neuesten Experiment gearbeitet.

Nach allgemeiner Auffassung galt der verrückte Professor Erasmus Erasmus als der verrückteste aller verrückten Professoren. Tag und Nacht verbrachte er in seinem Laboratorium, um unzähligen verstandraubend seltsamen Wesen Leben einzuhauchen (oder etwas Ähnliches wie Leben): dampfbetriebenen Totenschädeln, hundegesichtigen Katzen, kopflosen Pferden, fleischfressenden Stühlen, Froschkindern – Wesen dieser Art.

»Lebe … lebe! Ah-ha-HA-HA! Du wirst mein genialstes Geschöpf aller Zeiten sein! Und diesmal ist es mein voller Ernst!«

Der Professor dachte jedes Mal, dass sein neuestes Geschöpf ganz bestimmt sein genialstes werden würde. Bis zum nächsten Geschöpf jedenfalls. Denn kaum hatte er einem neuen Geschöpf Fast-Leben eingehaucht, verlor er sofort das Interesse und widmete sich seinem nächsten absonderlichen Abenteuer.

»Mehr Energie! Lebe, sage ich!«, rief Professor Erasmus, betätigte Hebel und verabreichte Tränke.

Hoch oben, versteckt im Gebälk, schaute eine kleine Gestalt zu, wie der Professor zum soundsovielten Mal Fast-Leben schuf.

Sein Name war Stichkopf.

Stichkopf war das allererste Geschöpf des Professors gewesen. Er war ein Was-auch-immer mit merkwürdigem Aussehen – mehr oder weniger menschlich, jedoch nicht größer als ein Affe mittlerer Größe, zusammengesetzt aus Bestandteilen und Teilstücken und Ersatzteilen, die der Professor irgendwo aufgetrieben hatte, und sehr blass. Sein kahler, runder Kopf war aus Flicken zusammengenäht, und seine Augen hatten unterschiedliche Farben. Das linke war eine kleine schwarze Glasperle, das rechte dagegen war groß und leuchtete hellblau wie Eis. Ein Anblick, den man nie vergaß. Selbst in den schummerigsten Ecken der Burg schien dieses Auge zu strahlen.

»Ja, ja! Jetzt tut sich was! Mehr Energie! Mehr! Jetzt ein bisschen weniger … jetzt mehr! Mehr!MEHR! Lebe!«, rief der Professor wieder.

Im Lauf der Jahre hatte Stichkopf die Geburt etlicher Geschöpfe des Professors miterlebt. Und jedes Mal erinnerte es ihn daran, dass er selbst einmal das wichtigste Geschöpf für den Professor gewesen war … Dass sie sich damals versprochen hatten, ein Leben lang Freunde zu bleiben.

Doch das war fast ein ganzes Leben her. Inzwischen hatte der Professor ihn längst vergessen. Stichkopf seufzte, während er zusah, wie dieses neue Monster sein riesiges, einziges Auge zum ersten Mal öffnete.

»Ich habe es geschafft! Ich habe Fast-Leben geschaffen! Erneut! Du bist mein GENIALSTES GESCHÖPF ALLER ZEITEN! JA-AHAHA-HAHAHA!«, kicherte der Professor.

Stichkopf musste zugeben, dass das Ungetüm einen beeindruckenden Anblick bot. Es war sehr viel größer und imposanter als alles, was der Professor je zuvor geschaffen hatte. Außerdem war es eine fast perfekte Mischung aus Widerwärtigkeit und Monstrosität. Es bewegte seine Riesenarme und zog an den dicken Lederbändern, mit denen es gefesselt war. Und dann wackelte es mit einem dritten kleinen Arm, der ihm aus der Brust ragte, während sein Meister einen triumphalen Freudenschrei ausstieß. Stichkopf blickte auf seine eigenen, unverhältnismäßig winzigen Hände herab und fühlte sich trauriger und vergessener als je zuvor.

»GROOOOOWWAAAUUUUU!«

Er beobachtete, wie das Ungetüm um sich zu schlagen begann und sich gegen die Fesseln wehrte.

»Was ist denn das …?«, flüsterte Stichkopf vor sich hin und sah entsetzt zu, wie das Ungetüm anfing zu wachsen. Innerhalb von Sekunden hatte es seine Größe verdoppelt. Ihm wuchs ein dichtes Fell und sein riesiger Körper wurde noch riesiger, bis es sich mit Gebrüll losriss und vom Operationstisch sprang.

»O nein!«, keuchte Stichkopf und zog die Riemen einer kleinen Umhängetasche straff, die er über der Schulter trug. Er blickte zur großen Glaskuppel des Laboratoriums hinauf – inzwischen stand der runde Vollmond am Mitternachtshimmel. »Der Mond!«

»GROWAAAUUU!«, brüllte das Ungetüm mit Donnerstimme. Es ruderte wild mit den Armen, zertrümmerte den OP-Tisch und schubste den Professor in ein Schränkchen mit Ersatzgehirnen.

»Meister!«, flüsterte Stichkopf, als der Schrank über dem Professor in sich zusammenbrach. Das Ungetüm stampfte auf die dicke Holztür des Laboratoriums zu und durchschlug mit einem einzigen mächtigen Hieb Schlösser, Riegel und zehn Zentimeter dickes massives Eichenholz. Dann brüllte es wieder auf und verschwand im Labyrinth der Korridore.