Stumme Hölle - Wie alles begann - Eine kostenlose Seiler & Novic-Story - Alex Pohl - kostenlos E-Book

Stumme Hölle - Wie alles begann - Eine kostenlose Seiler & Novic-Story E-Book

Alex Pohl

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Beschreibung

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Der nervenzerfetzende Auftakt zur Seiler & Novic-Reihe als abgeschlossene Bonusstory.

Im Leipziger Elsterbecken finden nichtsahnende Spaziergänger einen neongelben Koffer – darin ein weiblicher Torso. Eine erste Spur führt die taffe Hauptkommissarin Hanna Seiler ins Drogenmilieu. Doch dann taucht in einem alten Abbruchhaus eine weitere brutal zerstückelte Leiche auf. Spätestens jetzt ahnt Hanna, dass sie es mit einem Mörder zu tun hat, der vor nichts zurückschreckt – und dass sie selbst längst zwischen die Fronten des Bösen geraten ist …

Lust, gleich weiterzulesen? Dann holen Sie sich »Stumme Hölle«, den brandneuen Fall für Hanna Seiler und Milo Novic.

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Seitenzahl: 105

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ALEXPOHL begeisterte unter dem Pseudonym L.C. Frey ein riesiges Thrillerpublikum. Mit Eisige Tage, Heißes Pflaster und Stumme Hölle erscheint seit 2019 eine neue Krimireihe um das charakterstarke Ermittlerduo Hanna Seiler und Milo Novic – und um den Tatort Leipzig, seine Heimatstadt. Alex Pohl ist außerdem Teil des erfolgreichen Autorenduos Oliver Moros.

Die Seiler & Novic-Reihe in der Presse:

»Echte Typen mit echter Vergangenheit. Leipzig hat eine neue Attraktion.«

3sat Kulturzeit über EisigeTage

»Spannend! Tatort-Fans werden dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen können.«

Inge Löhnig über HeißesPflaster

Außerdem von Alex Pohl lieferbar:

EisigeTage. Kriminalroman

HeißesPflaster. Kriminalroman

StummeHölle. Kriminalroman

AlsL.C. Frey: Target. DubistdasZiel. Thriller

Alex Pohl

Stumme Hölle

Die Vorgeschichte

Wie alles begann: eine kostenlose Seiler & Novic-Story

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Copyright © 2023 by Penguin Verlag

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Covergestaltung: www.buerosued.de

Covermotiv: Getty Images, Steve Mahy, www.buerosued.de

E-Book Umsetzung: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-641-29825-8V001

www.penguin-verlag.de

1

Samstag, 23:15Uhr

Leipzig-Lindenau, WohnungvonMarinaF.

»Warte«, sagt er, während er in seinen Hosentaschen wühlt. Den Blick kann Jochen S. dabei nicht von ihr wenden, während sie sich langsam auszieht. Kleine, effiziente Bewegungen, weil sie Routine darin hat. Doch das ist kein Striptease, hier gibt es kein schummeriges Rotlicht, keine schwülstige Musik. Nur eine kleine Altbauwohnung am Lindenauer Markt. Unter dem Dach, mit einem Schrägfenster über dem Bett, das in den Nachthimmel hinausblickt. Durch das man Sterne sehen könnte, vielleicht. Auf dem Bett ein kleiner, etwas schmuddelig wirkender Hase aus Plüsch, ein buntes Tuch über dem Schirm der Nachttischlampe, das gemütliche Stimmung verbreiten soll. Ihr kleines Reich, wie sie manchmal sagt.

Macht nicht viel her für ein Reich, findet er, in dem kleinen Bad können sich keine zwei Leute gleichzeitig aufhalten. Aber Jochen S. kann nicht wählerisch sein. Zu viel Geld geht für sein anderes Hobby drauf.

»Mach schnell, ich muss gleich wieder zurück«, drängt sie ihn, während sie ihre Jeans zu den anderen Sachen über die Stuhllehne hängt. Ganz ordentlich, als wäre sie ein kleines Mädchen, das sonst Ausgeschimpftes von der Mama kriegt. Wassili, der Typ, für den sie anschaffen geht, weiß nichts von ihrem kleinen Nebenverdienst. Und das soll auch so bleiben.

Er kichert, während er das denkt und endlich die kleine Plastiktüte in seiner Hosentasche findet, sie hastig hervorzieht, öffnet und ein bisschen was von ihrem krümeligen Inhalt in die kleine Pfeife aus Glas schüttet.

»Geht gleich los«, beruhigt er sie, dann setzt er das Glasröhrchen der Pfeife an die Lippen und erhitzt den Inhalt des Kopfes mit einem Feuerzeug. Gierig saugt er daran, dann lehnt er sich zurück. Wartet auf den Hit. Den Blitz, der sein Gehirn erleuchten wird wie ein Feuerwerk. Und ihn in Stimmung bringen wird. Hofft er jedenfalls.

Jeden Moment jetzt.

»Wenn ich nicht in einer halben Stunde wieder drüben bin, wird Wassili echt ärgerlich«, quengelt sie weiter. »Hab noch blaue Flecken vom letzten Mal«, sagt sie und fügt dann leise hinzu: »Dieser brutale Arsch.«

»Echt?«, sagt er träge, während die erhoffte Erleuchtung noch ein bisschen auf sich warten lässt. »Zeig mal!«

»Was?«

»Na, die blauen Flecken.«

»Was? Wieso denn?«

»Weil ich sie sehen will, darum. Zeig schon!«

Sie zuckt mit den Schultern und dreht sich so zu ihm, dass er die Male sehen kann, wo Wassili sie erwischt hat. Er macht das immer mit der Seite seiner zur Faust geschlossenen Hand. Aufgeplatzte Haut, sagt er, sieht scheiße aus, so was vertreibt die Kunden. Bei Blutergüssen scheint er diese Befürchtungen nicht zu haben. Seltsame Logik, findet sie.

Mit leuchtenden Augen betrachtet Jochen S. eingehend die blauen Flecken auf ihrem rechten Oberschenkel, dann die auf ihrem Arm. Lange sagt er gar nichts, dann schleicht sich ein Grinsen in seine Züge. In seinen trüben Augen ist so etwas wie Interesse erwacht, verstärkt durch den Konsum der Droge. Seine Zungenspitze leckt über die trockenen Lippen.

»Hm«, macht er. »Geil.«

»Was?«, fragt sie entsetzt. Aber nur ein bisschen. So richtig entsetzt hat sie schon lange nichts mehr. Speziell, was ihre Kundschaft betrifft.

»Na, dann mal los«, sagt er. Das Meth hat endlich angeschlagen. Er ist in Stimmung. Und er hat eine Idee, was ihn noch mehr in Stimmung bringen wird. Sie legt sich auf das Bett, spreizt die Beine und wartet, dass er sich zu ihr legt. Was er tut, doch als er seine schmutzige Jeans nach unten schiebt, zieht er, ohne dass sie es mitbekommt, den Gürtel aus den Schlaufen seiner Hose. Er liebt den Gürtel, auch wenn er schon alt ist. Besonders die große Schnalle mit dem Adler und der Südstaatenflagge, auch wenn der farbige Lack darauf schon verblasst ist.

Dann beginnt er, sich rhythmisch in ihr zu bewegen.

»Geil!«, sagt sie, als er das tut, und beginnt zu stöhnen. Das ist natürlich nur Theater ihrerseits, aber er ist jetzt hart wie eine Stahlstange. »Ja, mach’s mir!«, fordert sie, während sie die Augen schließt und die Lippen öffnet, als wäre er das Beste, was ihr je begegnet ist. Wieder grinst er, und vielleicht ist es bei diesem Grinsen besser, dass sie die Augen geschlossen hält.

Mit einer blitzschnellen Bewegung zieht er den Gürtel hervor, nimmt ihn doppelt und presst ihn auf ihren Hals, nagelt sie damit und mit dem Gewicht seines Körpers förmlich auf der Matratze fest, während er ihr feste Stöße verpasst.

Ihre Augen fliegen auf, sind ganz groß, aber vielleicht liegt das auch am Meth, dass ihn das so amüsiert. Wie sie ihn verwundert anguckt, als sähe sie ihn zum ersten Mal. Und wie das Leder in die weiche Haut ihres Halses schneidet. Auch das wird vielleicht blaue Flecken geben, und vermutlich wird Wassili oder wie immer der Kerl heißt, nicht allzu erfreut darüber sein. Aber was soll’s, letztlich ist der Kunde immer König, oder nicht?

Sie ächzt irgendwas davon, dass er aufhören soll.

»Gleich«, sagt er. »Bin gleich so weit.«

Dann macht er weiter, drückt den Gürtel noch fester hinab, während ihr Gesicht dunkelrot anläuft. Ihre Hände krallen sich um den Gürtel an ihrem Hals, und als das nicht funktioniert, schlägt und kratzt sie nach ihm, während sie sich röchelnd unter ihm windet. Sie erwischt ihn ein paarmal und hinterlässt tiefe Kratzer auf seinem Rücken und seinen Oberarmen, wo sich die Adern vor Anstrengung ganz deutlich abzeichnen. Er bemerkt es kaum.

»Nur noch ein bisschen«, verspricht er. »Mann, ist das geil.«

Dann kann er es nicht mehr halten und kommt in ihr, die Empfindung tausendfach verstärkt durch das Meth und den Anblick ihrer Augen, die jetzt nur noch aus dem Weißen bestehen, und ihrem dunkelrot angelaufenen Gesicht, wie ein Apfel, ein verdammter – er bricht ächzend auf ihr zusammen. Minutenlang ist er zu nichts anderem in der Lage, als zitternd auf ihr zu liegen und dem Rausch nachzuspüren.

Es ist der intensivste Rausch, den er je hatte.

»Danke«, flüstert er. »Das war total geil. Ich lass dir den Rest von dem Meth da, okay?«

Doch sie antwortet nicht.

»Hey!«, sagt er und stützt sich auf seine immer noch leicht zitternden Unterarme, sieht ihr ins Gesicht. »Hey, Marina. Kannst aufhören, Süße.« Er kichert. »Ist schon passiert, nicht mitbekommen?«

Doch sie regt sich nicht.

Er gleitet von ihr herunter und aus dem Bett, kommt auf unsicheren Beinen zum Stehen, dann beugt er sich runter zu ihr und stößt sie an der Schulter an. Keine Reaktion. Ihr Mund weit offen, die Zunge ein kleiner, pinkfarbener Aal, der sich herauswindet – und mitten in der Bewegung erstarrt scheint.

Ihre Augen geschlossen.

»Oh, Mann«, sagt er und sackt neben dem Bett zusammen. »Ey, das war doch nicht so gemeint …«, beginnt er, dann versagt ihm die Stimme. Er stößt sie nochmals in die Seite, nun mit aller Kraft, und dann endlich begreift er. Sieht die tiefen Würgemale, die sein Gürtel an ihrem Hals hinterlassen hat. Blau und rot. Große Blutergüsse unter der verfärbten Haut.

»Scheiße!«, flüstert er. Auf einen Schlag ist der Rausch vorbei.

Er rafft seine Klamotten zusammen, zieht sich hastig an, wobei er es vermeidet, auch nur einen Blick in Richtung Bett zu werfen. Das wird in Ordnung kommen, redet er sich ein. Bloß nicht die Nerven verlieren, denkt er, ohne zu bemerken, dass er genau das gerade tut.

Es wird in Ordnung kommen, redet er sich in einer Endlosschleife ein. Wird schon alles in Ordnung kommen. Sein gestammeltes, panisches Mantra. Alles. In Ordnung.

In Ordnung.

Dann macht er, dass er aus der Wohnung kommt. In der Hektik bemerkt er nicht einmal, dass er den Gürtel und den Rest seines Crystal Meths liegen lässt.

2

Montag, 9:30Uhr

LeipzigerElsterbecken

»Morgen«, brummt Weiß in Richtung von Hauptkommissarin Hanna Seiler, als diese das Flatterband erreicht, mit dem der Fundort abgesperrt ist. Das Guten Morgen verkneift er sich. Aus gutem Grund. Während der Kriminaltechniker das Flatterband für sie niederdrückt, kommt Seiler sich vor wie ein Boxer, der in den Ring steigt – auf zur nächsten Runde – und dabei schon ein paar hinter sich hat. Etliche verloren durch technischen K.o., aber immerhin auch ein paar gewonnen – und darauf kommt es schließlich an, nicht?

»Hat man ihn hier gefunden?«, fragt sie und deutet auf das Stück Wiese am Ufer des Elster-Saale-Kanals. Ein paar Bäume, bemerkt sie, und etliche Sträucher, hinter denen sich gut was verstecken ließe.

Weiß nickt, wobei sein Kopf mit der auffallend langen und dünnen Nase vor und zurück wippt, was Seiler an einen Vogel denken lässt, der nach Futter pickt. »Ein Spaziergänger hat ihn gesehen, vom gegenüberliegenden Ufer aus. Der Koffer ist knallgelb, und er hat sich gefragt, was wohl drin ist und …« Weiß verstummt, die Andeutung eines dämlichen Grinsens auf den schmalen Lippen. Denn was drin ist in dem knallgelben Rollkoffer XXL, das wissen sie inzwischen. »Dann ist er also bei der nächsten Brücke rüber und hat das Ding aus dem Wasser gezerrt, es hatte sich zwischen den Wurzeln dort verfangen.«

Seiler lässt den Blick in die Richtung schweifen, in die Weiß deutet. Eitel Sonnenschein am wolkenlosen Junihimmel setzen der Szene einen makabren Zuckerguss auf, als wolle er sich über das Dutzend Spurensicherer in weißen Ganzkörperschutzanzügen lustig machen. Seltsam, denkt Seiler, es sieht fast aus wie eine Übung. Oder ein Picknick von Schwerstallergikern.

Dann geht sie weiter in Richtung des weißen Windsegels, das man um das Fundstück herum aufgebaut hat – ein Sichtschutz, sodass man den Koffer vom Weg aus nicht sehen kann. Und vor allem nicht, was in dem Koffer ist. Besser so, denn am Absperrband bleiben jetzt immer wieder Passanten stehen, und Radfahrer unterbrechen ihre Fahrt, bevor sie von den Schutzpolizisten gebeten werden, weiterzufahren oder – falls das nicht fruchtet – ihre Personalien anzugeben.

Der Koffer ist so grellgelb wie die Sonne auf einer Kinderzeichnung. Löwitsch, der Rechtsmediziner, hockt seitlich daneben und blickt vertieft ins Innere des Koffers, die Stirn gerunzelt. Als Seiler dazukommt, fällt ihr Schatten auf den Mann, woraufhin dieser kaum merklich zusammenzuckt. Dann blickt er nach oben.

»Oh, Frau Seiler«, sagt er. Erst jetzt bemerkt sie, dass selbst der gestandene Rechtsmediziner ein bisschen blass um die Nasenspitze ist. Aufgrund dessen, was man ihr bis jetzt schon mitgeteilt hat, hat sie sich auf einiges gefasst gemacht. Aber die Blässe in Löwitsch lässt sie befürchten, dass die Realität in diesem Fall etwas ist, auf das einen keine noch so lange Erfahrung vorbereiten kann.

Sie atmet ein, dann geht sie um die offene Klappe des Koffers herum und blickt hinein. Und dann ganz schnell woandershin. Der angehaltene Atem entfleucht ihr stoßweise, mit einem leise gezischten »Scheiße«.

Löwitsch wirft ihr einen sorgenvollen Blick zu, dann erhebt er sich und nickt seinem Assistenten zu, der, nachdem auch Weiß sein Einverständnis durch Nicken gegeben hat, den Koffer vorsichtig wieder verschließt.

»Gehen wir ein Stück«, schlägt Löwitsch vor, zur Erleichterung aller Beteiligten.

Sie schlendern hinab zum Ufer, dabei zeigt Weiß in Richtung des betreffenden Baumes: »Dort hat der Mann den Koffer rausgezerrt. Dürfte nicht leicht gewesen sein, ist ja ziemlich steil, das Ufer dort. Ein Wunder, dass der nicht selbst im Wasser gelandet ist.«