Sturmtochter, Band 3: Für immer vereint (Dramatische Romantasy mit Elemente-Magie von SPIEGEL-Bestsellerautorin Bianca Iosivoni) - Bianca Iosivoni - E-Book

Sturmtochter, Band 3: Für immer vereint (Dramatische Romantasy mit Elemente-Magie von SPIEGEL-Bestsellerautorin Bianca Iosivoni) E-Book

Bianca Iosivoni

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Beschreibung

Entfessele die Macht der Elemente! Von ihren Freunden verraten muss sich Ava allein den ungezügelten Naturgewalten stellen, die ganz Schottland heimsuchen. Doch dann erhält sie Hilfe von einer unverhofften Seite. Allen Verboten zum Trotz, kommen sich Ava und Lance näher. Doch die Fronten zwischen den Clans verhärten sich zunehmend und schon bald droht ein offener Krieg auszubrechen. Hin- und hergerissen zwischen den Verpflichtungen gegenüber seinem Clan und dem Mädchen, das er liebt, begeht Lance einen folgenschweren Fehler ... Entfessele die Macht der Elemente!Die Idee für die Sturmtochter Ava und die Elemente-Clans begleitete Bianca Iosivoni schon seit vielen Jahren. Um Inspirationen zu sammeln, reiste sie durch das sagenumwobene Schottland, besuchte die Originalschauplätze und saß mit ihrem Notizbuch auf den sturmumtosten Klippen, um die rau-romantische Atmosphäre der schottischen See einzufangen. Impressionen ihrer Reisen sind auf Instagram, Pinterest, Twitter und auf ihrer Website bianca-iosivoni.de zu finden.

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Seitenzahl: 515

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Als Ravensburger E-Book erschienen 2019Die Print-Ausgabe erscheint in der Ravensburger Verlag GmbH© 2019 Ravensburger Verlag GmbHPostfach 2460, 88194 RavensburgCopyright © 2019 by Bianca IosivoniDieses Werk wurde vermittelt durch die Literaturagentur Langenbuch & Weiß, Hamburg.Umschlaggestaltung: Carolin Liepins unter Verwendung von Fotos von © Nejron Photo, © Maksimilian, © conrado, © Khomenko Maryna, © lithian, © Aperture75 und © nuttakit (alle: Shutterstock)Herstellung: Ulrike SchneiderLektorat: Nadja KorthalsAlle Rechte dieses E-Books vorbehalten durch Ravensburger Verlag GmbHISBN 978-3-473-47910-8www.ravensburger.de

Für alle,die bis hierhin mit Ava,Brianna, Juliana, Lance, Reidund Sloan gekämpft haben.Ihr seid wahre Sturmtöchterund Sturmsöhne.

PLAYLIST

The Piano Guys – Fight Song/Amazing Grace

Barns Courtney – Fire

Martyn Bennett – Blackbird

Immediate Music – Lacrimosa

Mountains vs. Machines – Light the Sky

Lorde – Everybody Wants To Rule The World

Adelitas Way – Scream

Ruelle – Fear on Fire

U2 feat. Mary J Blige – One

Nightwish – End of All Hope

Too Far Moon – Til My Heart Stops

Two Steps From Hell – Heart of Courage

Immediate Music – With Great Power

Two Steps From Hell – United We Stand, Divided We Fall

Jack Savoretti – Fight ’Til The End

Little Mix – Lightning

Rhapsody – Son of Pain

Rachel Platten – Grace

Two Steps From Hell – Victory

Coldpay – Fix You

Peter Hollens – The Skye Boat Song

WAS BISHER GESCHAH …

Auf der Isle of Skye in Schottland jagt Avalee MacLeod Nacht für Nacht Elementare – die Wesen, die ihre Mutter vor Jahren getötet haben. Ihr zur Seite steht der geheimnisvolle Lance Campbell. Als Ava eines Tages auf Reid Kelvin trifft, löst die Begegnung die schlummernden Kräfte ihres Clans in ihr aus: Von nun an kann sie Wasser in all seinen Formen beeinflussen. Auch Lance und ihre beste Freundin Brianna Dundas haben Kräfte, von denen Ava bisher nichts geahnt hat.

Sie alle gehören den fünf großen Elementeclans an: Die Kelvins beherrschen das Feuer, die MacKays die Erde, die Dundas die Luft, die Campbells Energie und die MacLeods das Wasser. Doch aus ihrem Clan ist Ava die Letzte mit Wassermagie und somit ohne Lehrer, der ihr diese Kräfte näher- und die Kontrolle darüber beibringen kann.

Zur selben Zeit jagen die Sturmkrieger, die Kämpfer der Clans, den Elementar Elijah. Seine Schwester Juliana MacKay setzt alles daran, ihn zu beschützen, und bittet Ava und ihre Freunde um Hilfe. In der Schlacht von Quiraing verbünden sich einige Sturmkrieger mit Ava und den anderen, doch Elijahs Verwandlung in einen Elementar ist zu weit fortgeschritten. Er tötet Brianna im Kampf und verschwindet, bevor ihn jemand vernichten kann.

In den nächsten Wochen trainiert Ava und kämpft mit der Kontrolle um ihre Kräfte, wird jedoch immer öfter davon übermannt. Die gefährliche Eismagie, die in ihrem Clan verboten ist, bemächtigt sich ihrer, bis sie sogar Lance und Reid angreift.

Als Lance’ Mentor stirbt, wird er zum neuen Anführer der Campbell-Sturmkrieger befördert. Seine erste Aufgabe: Ava inhaftieren, die vom Tribunal – bestehend aus den vier Clan-Chiefs – als zu gefährlich eingestuft wurde.

Ava flüchtet mit Reid, Juliana und Briannas Cousine Sloan Dundas von der Isle of Skye und macht sich auf die Suche nach dem Dolch der MacLeods, dessen Macht ihr helfen kann, ihre wachsenden Kräfte zu kontrollieren. In Edinburgh werden sie fündig und landen auf ihrer Flucht anschließend in den Highlands, wo sie von Lance und seinen Sturmkriegern aufgespürt werden. Nach einer Nacht, in der sich Ava und Lance näherkommen, übergibt er sie widerwillig seinem Bruder Bowen, ebenfalls ein Sturmsohn, und liefert sie damit dem Tribunal aus. Im selben Moment verspricht er ihr jedoch, ihre Heimat vor der feindlichen Übernahme zu schützen, nachdem auch Reid Ava verraten hat und die Kelvins einen Angriff auf die Inseln der MacLeods gestartet haben.

Als Juliana von Elijah angegriffen wird, eilen ihr Bowen und Ava zu Hilfe, und gemeinsam mit Sloan vernichtet Ava den Elementar. Daraufhin bricht Juliana, die noch immer an einer möglichen Heilung für ihren Bruder festhielt, mit ihnen und verschwindet spurlos.

Gleich darauf steht Ava eine schockierende Entdeckung bevor: Jahrelang lebte sie in dem Glauben, dass Elementare ihre Mutter getötet haben – doch in Wahrheit steckten die Dundas und Kelvins dahinter.

Bowen, der von Ava im Kampf gerettet wurde, lässt sie im Gegenzug laufen, und Ava trifft auf Skye weitere MacLeods mit Wassermagie, die ihr von nun an helfen.

Das Tribunal löst sich auf und der brüchige Frieden zwischen den Clans droht zu schwinden, zumal Reid vor den Augen von Sloan und dem Luftclan einen Sturmsohn der Dundas tötet, der sich gerade in einen Elementar verwandelt. Eine Tat, die einen Krieg zwischen den Clans auslösen könnte.

Und auch Lance schwebt in tödlicher Gefahr: Denn in dem Moment, in dem er die Skye Bridge überquert, wird sie von einer riesigen Flutwelle zerstört.

PROLOG

JULIANA

KIRKWALL, ORKNEY-INSELN, GEBIET DES ERDCLANS

Der Wind brachte den Geruch des Meeres mit sich – und den von Krieg. Juliana strich sich das lange dunkelbraune Haar aus dem Gesicht und ging weiter die Gasse entlang. Sie war erst seit ein paar Wochen wieder zu Hause im hohen Norden Schottlands und hatte nicht vor, sich wieder in die Belange der Clans einzumischen. Genau genommen hatte sie nicht vor, sich überhaupt je wieder irgendwo einzumischen.

Sie hatte ihre Mutter verloren. Ihre beiden Brüder. Ihre Lieblingstante. Und sie hatte keinen von ihnen retten können. Weder davor, von der Erdmagie übermannt zu werden und sich in einen Elementar zu verwandeln, noch davor, von den Sturmkriegern aufgespürt und vernichtet zu werden. Oder von ihren eigenen Freunden.

Jedes Mal wenn Juliana die Augen schloss, tauchten die Bilder wieder in ihrem Kopf auf. Wie Sloan und Ava ihren Bruder Elijah angegriffen hatten. Wie Bowen sie festgehalten hatte, damit sie nicht eingreifen konnte. Wie sie für einen winzigen Moment etwas von dem Elijah in dieser Kreatur aus Holz und Moos, Ästen und Ranken gesehen hatte, den sie ihr Leben lang gekannt hatte. Und wie sie ihn letzten Endes verloren hatte. Verloren an dieselbe Erdmagie, die auch durch ihre Adern floss. Verloren an die Menschen, die einfach nicht glauben wollten, dass es für Ausgestoßene Hilfe gab. Und womöglich hatten sie recht damit. Juliana hatte so lange gesucht, so viel ausprobiert, so viele potenzielle Heilmittel hergestellt, die das Unvermeidliche letzten Endes doch nur hinausgezögert hatten, statt es aufzuhalten. Vielleicht gab es wirklich keine Hilfe. Vielleicht waren sie alle verdammt.

Aber was auch geschah, sie würde sich kein weiteres Mal einmischen. Sie hatte so sehr gekämpft – und immer wieder verloren. Sie hatte es satt, zu verlieren.

»Hallo, Juliana!«

Sie riss den Kopf hoch, befreite sich von den düsteren Gedanken an diesem sonnigen Augustmorgen, und winkte der Bäckerin, die mit ihrer jungen Enkelin Zoe auf der anderen Straßenseite stand. »Guten Morgen, Mrs MacKenzie!«

Auf ihrem Weg durch die Straßen Kirkwalls begrüßte sie weitere Leute, die sie teilweise schon seit ihrer Kindheit kannte: die Blumenhändlerin, die gerade die Auslage vor dem Geschäft vorbereitete, genauso wie die junge Frau vom Touristen-Infocenter, die mit einem Thermobecher in der Hand zur Arbeit eilte. Juliana kam an der Metzgerei vorbei, an kleinen Cafés und passierte die Buchhandlung, in der sie als Schülerin immer ihr ganzes Taschengeld ausgegeben hatte. Das hier war ihre Heimat, auch wenn von ihrer Familie kaum noch jemand übrig war.

Der Schlüsselbund klimperte, als Juliana die Tür zum Schmuckgeschäft aufschloss. Sie hatte lange genug gewartet. Jetzt erlaubte sie sich kein Zögern mehr und betrat den Laden, der einst das Heiligtum ihrer Mutter gewesen war. Der Laden, in dem sie Juliana nach der Schule ausgebildet hatte und den Juliana seit Monaten nicht mehr betreten hatte. Seit jenem Tag, an dem die talentierten Hände ihrer Mutter plötzlich von Rissen durchzogen worden waren, durch die die giftgrüne Magie ihres Clans hindurchschimmerte. Es war das erste Anzeichen dafür gewesen, dass ihre Mutter die Kontrolle über ihre Kräfte verlor. Kurze Zeit später hatte sie Orkney verlassen und ihre Söhne und ihre Tochter hatten ein weiteres Grabmal errichtet.

Entschlossen schob Juliana auch diese Erinnerungen beiseite und drückte die Tür leise hinter sich zu. Es war dunkel und roch muffig im Verkaufsraum. Die Vitrinen und Schaufenster waren leer. Vor ihrer Flucht hatte ihre Mutter alles sorgsam verstaut. Es war immer ihr Wunsch gewesen, dass Juliana eines Tages in ihre Fußstapfen trat, und heute würde dieser Wunsch in Erfüllung gehen.

Nacheinander öffnete Juliana die Fenster. Kurz darauf fand sie sich in der Werkstatt wieder, das eigentliche Herz des ganzen Ladens. Hier hatte ihre Mutter tage- und nächtelang gesessen, um Metalle und Steine zu den schönsten Schmuckstücken zu verarbeiten. Instinktiv tastete Juliana nach der langen Halskette, die sie erstmals wieder trug. Der silberne Anhänger wies das Symbol ihres Clans auf, das mit der Spitze nach unten zeigende Dreieck mit der horizontalen Linie. Dazu ein grüner Aventurin, der sie an die Wiesen und Felder ihrer Heimat erinnerte. Im Gegensatz zu den eindrucksvollen Highlands oder den imposanten Felsformationen auf der Isle of Skye war Julianas Heimat flach und weitläufig. So weitläufig, dass sie außerhalb der Stadt das Gefühl hatte, bis ans Ende der Welt blicken zu können. Selbst jetzt musste sie nur die Augen schließen und tief durchatmen, um den Geruch des Meeres zu inhalieren, den der Wind vom nahe gelegenen Hafen durch die offenen Fenster zu ihr trug. Zusammen mit einem ganz anderen Duft.

Juliana hielt vor dem Arbeitstisch inne. In der einen Sekunde war sie noch allein – in der nächsten konnte sie ihn hinter sich fühlen, obwohl kein Geräusch zu hören war. Sie konnte seinen Blick auf sich spüren, obwohl sie mit dem Rücken zu ihm stand, und sie registrierte die elektrische Energie, die auf einmal in der Luft vibrierte.

»Was willst du hier, Bowen?«, fragte sie, ohne sich umzudrehen.

Juliana mochte keine Campbell und damit nicht überdurchschnittlich talentiert darin sein, die Energiesignaturen von Menschen oder Mitgliedern anderer Clans zu erkennen, aber sie kannte ihn. Sie kannte Bowen Campbell. Manchmal sogar besser als ihr lieb war.

Als keine Antwort kam, drehte sie sich langsam zu ihm um. Obwohl sie gewusst hatte, dass er da war, überraschte sie sein Anblick dennoch. Ihr Herzschlag beschleunigte sich und sie ballte die Hände an den Seiten zu Fäusten.

Bowen stand am anderen Ende des Raumes, den Rücken zur Wand, der Blick aus den tiefbraunen Augen geradewegs auf sie gerichtet. Im hereinfallenden Tageslicht wirkte sein Haar fast schon silbrig weiß. Es war länger geworden, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten, fiel ihm nun in die Stirn und kräuselte sich im Nacken. Die Narbe an seinem Mundwinkel trat überdeutlich hervor, als er lächelte.

»Bist du hier, um mich dem Tribunal auszuliefern, so wie Ava?«, stieß Juliana hervor, als er nichts sagte.

Bowen rührte sich nicht, ließ sie aber auch nicht aus den Augen. »Ich habe Ava laufen lassen.« Seine Stimme klang angespannt. Erschöpft. »Und das Tribunal existiert nicht mehr.«

Verblüfft zog sie die Brauen hoch. War das die Wahrheit? Nach Elijahs Tod war sie umgehend in ihre Heimat geflüchtet und hatte sie seither nicht mehr verlassen. So weit im Norden, wo die Nächte im Sommer nur einen Herzschlag andauerten und die Tage unendlich lang sein konnten, war es einfach, zu vergessen, was im Rest des Landes passierte.

»Du wusstest nichts davon«, stellte Bowen ruhig fest und machte einen Schritt auf sie zu, blieb dann allerdings stehen, um sich ein paar Werkzeuge anzuschauen, die sie auf einem der Arbeitstische ausgebreitet hatte. Gleich darauf lag sein durchdringender Blick wieder auf Juliana und sie verspannte sich ein weiteres Mal. »Du lebst hier oben wirklich ganz schön abgeschieden, was?«

»Es ist mein Zuhause«, erwiderte sie schlicht. Abgeschieden oder nicht, das hier war der Ort, an den sie immer wieder zurückkehren konnte. Ihre Heimat.

»Das gilt auch für den Rest Schottlands. Nur dass bald nicht mehr viel davon übrig sein wird.«

»Bist du hier, um mich zu warnen?«, fragte sie und reckte trotzig das Kinn vor. »Oder um mir zu drohen?«

Wieder kam Bowen auf sie zu. Diesmal blieb er jedoch dicht vor ihr stehen. Sein Duft überlagerte den des Meeres und der Werkstatt und erinnerte Juliana an eine andere Zeit, an einen anderen Ort und ein anderes Mädchen. Das Mädchen, das sie früher einmal gewesen war, bevor ihre Familie auseinandergebrochen war.

»Ich bin hier«, begann er langsam und hob die Hand, um ihr eine Haarsträhne hinters Ohr zu streichen, »weil ich dich um deine Hilfe bitten will.«

Juliana starrte ihn ungläubig an. Er wollte ihre Hilfe? Das konnte unmöglich sein Ernst sein. Nicht nach allem, was geschehen war.

»Du hast zugelassen, dass sie Elijah getötet haben«, erinnerte sie ihn mit leiser, aber fester Stimme. »Du warst derjenige, der die Jagd auf meine Mutter und auf Caleb eröffnet hat. Du hast mir nicht beigestanden, als in meinem Clan einer nach dem anderen von der Erdmagie übernommen wurde. Wieso um alles in der Welt glaubst du, dass ich dir helfen würde?«

Er ließ die Hand sinken. Falten erschienen zwischen seinen Brauen. »Ich bin nur meiner Pflicht als Sturmsohn nachgekommen. Das bedeutet nicht, dass es mir leichtgefallen ist.«

»Aber die Pflicht steht nun mal über allem, nicht wahr? Sogar über deinem eigenen Clan, über deinen Freunden, über deine …« Sie presste die Lippen aufeinander, um das Wort nicht auszusprechen. Die Sache zwischen ihnen war lange her. Sie konnte sich kaum noch daran erinnern. Und ganz bestimmt fühlte sie nichts mehr von dem, was sie früher einmal für Bowen empfunden hatte.

Juliana wollte sich abwenden, wollte ihn genauso Hilfe suchend stehen lassen, wie er sie damals stehen gelassen hatte, als sie ihn am dringendsten gebraucht hatte – doch Bowen war schneller. Seine Finger schlossen sich um ihr Handgelenk und er drehte sie wieder zu sich herum.

»Ich habe dich laufen lassen«, raunte er gefährlich leise. »Mehr als einmal. Und ich habe Ava gehen lassen, womit ich gegen so ziemlich jedes Gesetz des Tribunals verstoßen habe. Ich bin nicht länger ein Sturmsohn, weil mich das Tribunal dieses Amtes enthoben hat, bevor es selbst zugrunde gegangen ist. Ich bin nur noch … ich. Und ich bin nicht nach Orkney gekommen, weil mein Leben in Gefahr ist, sondern das von anderen Menschen. Von deinen Freunden. Erinnerst du dich noch an sie?«

Ihre Freunde. Juliana weigerte sich, daran zu denken, trotzdem kehrten die Erinnerungen eine nach der anderen zurück wie die herabfallenden Blätter eines Baumes im Herbst. Der Moment, in dem sie Ava um Hilfe gebeten hatte, weil Juliana fest davon überzeugt war, dass noch etwas von ihrem Bruder in dieser Kreatur steckte. Der Moment, in dem Sloan Elijah des Mordes bezichtigt hatte, nachdem er ihre Cousine Brianna getötet hatte. Die verzweifelte Suche nach einem Heilmittel. Die Flucht nach Glasgow und durch die Highlands. Die Sturmkrieger, die sie letzten Endes doch noch aufgespürt hatten. Und Ava, die sich dem Tribunal hatte ausliefern wollen, um alle anderen vor einem schlimmeren Schicksal zu bewahren. Um Juliana selbst davor zu bewahren, sich dem Tribunal stellen zu müssen. All das nur wenige Minuten, bevor sie Elijah getötet hatte.

»Ava hat dir das Leben gerettet«, rief Bowen ihr ins Gedächtnis.

»Ich weiß. Aber sie hätte nicht …«

»Doch«, unterbrach er sie kalt. »Elijah war gefährlich. Er war nicht mehr der Bruder, den du gekannt hast, und das weißt du. Wenn sie es nicht zu Ende gebracht hätte, dann hätte ich es getan.«

Juliana zweifelte keine Sekunde lang an diesen Worten. Unzählige Male war sie diesen Moment, diesen letzten Kampf in Gedanken durchgegangen. Jedes Mal mit demselben Ergebnis. Für Elijah war jede Hilfe zu spät gekommen. Er hatte sterben müssen und sie hatte ein weiteres Familienmitglied verloren. Es gab kein Heilmittel. Nichts, was sie hätte sagen oder tun können, hätte etwas daran geändert. Aber es zu wissen und es zu akzeptieren, waren zwei völlig verschiedene Dinge. Und noch war sie nicht bereit, Elijahs Schicksal und das aller Ausgestoßenen einfach hinzunehmen. Sie konnte sich auf den Inseln im Norden verstecken, sich in die Arbeit flüchten, die ihre Mutter ihr hinterlassen hatte, und so tun, als würde sie ein ganz normales Leben führen – aber sie konnte nicht aufgeben. Das widersprach allem, wofür sie stand.

Juliana schloss die Augen und zwang sich dazu, ruhig zu bleiben. Sie musste klar denken, auch wenn ihr das in Bowens Gegenwart zunehmend schwerfiel. Vor allem, da er ihr Handgelenk noch immer festhielt und jetzt mit dem Daumen über die Stelle fuhr, an der ihr Puls so heftig pochte.

»Warum bist du wirklich hier?«, fragte sie schließlich und suchte seinen Blick. »Was ist passiert?«

»Die Dinge haben sich geändert. Die Welt da draußen, die Clans … Nichts ist noch so wie vor vier Wochen.«

Vier Wochen. War es wirklich schon so lange her, seit sie auf die Orkney-Inseln geflüchtet war? Seit sie Ava, Bowen und die anderen das letzte Mal gesehen hatte? Seit sie ein allerletztes Mal mit ihrem großen Bruder gesprochen hatte?

»Ein Sturmsohn der Dundas – Oliver – war dabei, sich in einen Elementar zu verwandeln. Reid hat ihn vor den Augen des Luftclans vernichtet. Dadurch ist der Pakt zwischen dem Feuer- und dem Luftclan gefährdet, vielleicht sogar schon zerbrochen. Wir stehen kurz vor einer heftigen Auseinandersetzung. Und das ist bloß die Spitze des Eisberges, denn Oliver war nur der Erste von vielen …«

Juliana schnappte nach Luft. »Noch mehr Leute wurden von ihrer Magie übermannt?«

Bowen nickte knapp. »Drei aus meinem Clan. Zwei davon ausgebildete Sturmkrieger, die dritte hatte ihre Kräfte seit zwanzig Jahren. Zwei weitere von den Dundas. Wie viele es von den Kelvins erwischt hat, ist aktuell unklar. Und die MacKays …«

Von ihrem Clan waren nicht mehr allzu viele übrig. Juliana schluckte hart, um den bitteren Geschmack aus dem Mund zu vertreiben. »Was hat das zu bedeuten?«

»Das weiß niemand. Aber irgendetwas hat sich verändert. Immer mehr Clanmitglieder verlieren von einem Tag auf den anderen die Kontrolle über ihre Fähigkeiten und das ganze Land wird von mehr Naturkatastrophen heimgesucht, als in den letzten Jahrhunderten zusammen.«

Automatisch zuckte Julianas Blick durch das Fenster nach draußen. Die Straße lag ruhig da. Ab und zu fuhr ein Auto vorbei oder Leute schlenderten den Gehweg entlang. Der Himmel war bis auf ein paar kleine Wolken strahlend blau. Kaum vorstellbar, dass das restliche Land von Katastrophen heimgesucht wurde, wenn hier alles so friedlich wirkte.

»Wenn die Clans sich bekämpfen, ist es kein Wunder, dass die Natur darunter leiden muss«, murmelte sie und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Bowen.

Doch der schüttelte den Kopf. »Ich habe die letzten Wochen damit verbracht, Informationen zu sammeln. Die Katastrophen treten völlig wahllos auf. Der Feuerclan besetzt noch immer die Westküste, um den Wasserclan in die Knie zu zwingen. Man könnte meinen, dort würden sich die Ereignisse häufen, aber das stimmt nicht. Es gab Überschwemmungen in den Highlands, Erdrutsche an der Westküste, Beben im äußersten Süden, eine Sturmflut vor der Isle of Skye, Wirbelstürme mit Eishagel und heftigen Gewittern direkt in Edinburgh. Teile der Stadt mussten vollständig evakuiert werden. Glaub mir, das sind nicht die Clans.«

Entsetzen und Ungläubigkeit breiteten sich in Juliana aus. Sie wollte nichts davon hören, wollte es nicht wahrhaben, weil sie sich nicht mit den Clans und den Menschen auseinandersetzen wollte, die sie und ihre Familie im Stich gelassen hatten. Wochenlang hatte sie völlig abgeschieden gelebt, hatte nicht einmal den Fernseher eingeschaltet, und ihr Handy lag seit einer Ewigkeit mit dunklem Display herum, da sie sich nicht die Mühe gemacht hatte, den Akku aufzuladen. Wozu auch? Doch jetzt, nachdem Bowen ihr all das erzählt hatte, konnte sie nicht einfach die Augen davor verschließen. Allem Anschein nach versank der Rest des Landes im Chaos, während es auf Orkney friedlicher und ruhiger war als je zuvor.

»Bist du sicher?«, hakte sie nach. »So wie sich das anhört, sind alle Clans gerade im Streit oder führen sogar offen Krieg gegeneinander. Nur wir nicht. Im Gebiet der MacKays gab es bisher keine Vorfälle.«

Zumindest nicht, dass sie davon wüsste. Aber sie konnte nicht für das Festland sprechen, das an die Gebiete der Campbells und MacLeods grenzte. Und wenn sie ehrlich mit sich war, hatte sie keine Ahnung, ob ihr aktueller Clan-Chief Bartholomew MacKay nicht doch in die Auseinandersetzungen verwickelt war.

Etwas veränderte sich in Bowens Miene. Wurde weicher. Fast schon mitfühlend. »Die Überflutungen und Stürme beschränken sich nicht nur auf das Land der Campbells, das an eures grenzt.«

»Willst du damit etwa …«

Eine Erschütterung ließ den Boden unter ihren Füßen beben und brachte sie zum Straucheln. Reflexartig packte Bowen sie an den Armen und hielt sie damit beide aufrecht.

Julianas Herz raste und ein ungutes Gefühl begann sich in ihrer Magengrube auszubreiten. »Was war das?«

Ohne ein weiteres Wort wandte sich Bowen ab. Mit wenigen Schritten war er bei der Ladentür und riss sie auf. Juliana folgte ihm nach kurzem Zögern.

Auf den ersten Blick schien alles beim Alten zu sein. Ein Sandsteingebäude reihte sich an das andere und der Duft nach Meer und Hafen lag in der Luft. Doch nun kam etwas anderes dazu: Staub, Getöse und der Geruch nach Verbranntem. Die Leute waren auf den Gehwegen stehen geblieben. Ladenbesitzer traten auf die Straße hinaus. Und sie alle blickten auf einen Punkt hinter Juliana und Bowen. Ganz langsam drehte sie sich um – und erstarrte.

»Oh mein Gott«, stieß sie hervor. »Was ist das?«

»Genau das, wovor ich dich gewarnt habe.«

Das größte Gebäude am Hafen brach in sich zusammen. Die angelegten Fischerboote schaukelten wild auf dem Wasser. Menschen schrien und über alledem war das Kreischen von Sirenen zu hören. Das vierstöckige Hotel, das zuvor das Stadtbild gezeichnet hatte, lag nun in Trümmern.

Wer oder was auch immer der Grund für die Naturkatastrophen im ganzen Land war – es hatte den äußersten Norden erreicht. Es hatte ihr Zuhause erreicht.

KAPITEL 1

AVA

PORTREE, ISLE OF SKYE, GEBIET DES WASSERCLANS

»Bist du bereit?« Isla MacLeod warf mir einen prüfenden Blick zu. Ihr Haar leuchtete in der grellen Zimmerbeleuchtung blauschwarz und ihre Augen wirkten fast schon unwirklich blau. Herausfordernd zog sie die dunklen Brauen hoch. In den letzten Wochen hatte ich meine Großcousine gut genug kennengelernt, um zu wissen, was diese Geste zu bedeuten hatte. Das hier war meine letzte Chance, einen Rückzieher zu machen und mich dieser Sache zu entziehen. Aber das hatte ich nicht vor.

Seit Isla mich zurück nach Hause gebracht hatte, war sie beinahe so etwas wie eine große Schwester für mich geworden. Sie und die anderen MacLeods hatten dabei geholfen, die Insel gegen den Angriff der Kelvins samt ihrer genetisch manipulierten Elementare zu verteidigen und anschließend die zerstörten Straßen, Zäune und Häuser im Süden wieder aufzubauen. Isla war diejenige, die mich in den letzten Wochen trainiert, die sich um mich gekümmert und mich beruhigt hatte, als ich mir Sorgen um Dad gemacht hatte, der nach dem Kampf im Krankenhaus gelandet war. Obwohl Isla und ich uns nicht allzu lange kannten, war sie stets an meiner Seite geblieben.

Ein letzter fragender Blick von Isla. Ich nickte. Nie zuvor hatte ich mich für etwas bereiter gefühlt als für das hier. Für diesen Moment. Und so seltsam es auch klingen mochte, ich wurde den Gedanken nicht los, dass mich alles, was bisher geschehen war, darauf vorbereitet hatte. Dads Training. Die Jagd auf Elementare mit Lance. Der Kampf gegen mich selbst. Das Erlernen meiner neuen Fähigkeiten. Die Flucht durch halb Schottland mit Reid, Sloan und Juliana. Das Treffen mit Isla und den anderen MacLeods. Alles, was ich in den vergangenen Monaten erlebt hatte, hatte mich zu genau diesem Moment geführt. Und ich wollte hier sein. Nicht nur für meine Mutter, die als letzte Sturmtochter des Wasserclans galt, sondern auch für mich. Das hier war ganz allein meine Entscheidung und ich wollte es tun.

Isla gab dem Tätowierer ein Zeichen. Einen Moment später erfüllte das Surren der Nadel die Luft. Ich schloss die Augen, während er das Zeichen des Wasserclans auf meinem Handgelenk verewigte: das gleichseitige Dreieck, dessen Spitze nach unten zeigte. Mittlerweile galt ich offiziell als eine MacLeod, doch in diesen Minuten, als sich die Tinte immer deutlicher auf meiner Haut zeigte, wurde ich zu einer Sturmtochter meines Clans.

Seit meiner Rückkehr nach Skye vor vier Wochen hatten Isla und die anderen MacLeods mich ausgebildet, und dank des Dolches meiner Familie beherrschten mich meine Kräfte nicht länger. Ich hatte gelernt, sie zu kontrollieren. Bei Weitem nicht perfekt, aber zumindest hatte es meinetwegen keine plötzlichen Wintereinbrüche mehr gegeben.

Während der Enkel des alten MacDonald, den ich vor einer gefühlten Ewigkeit hinter dem Pub vor einem Feuerelementar beschützt hatte, hoch konzentriert an meinem Clan-Tattoo arbeitete, lief Isla in dem kleinen Raum auf und ab. Sie blieb vor den Wänden stehen, an denen farbenfrohe Zeichnungen und Fotos von Tätowierungen hingen, zog hin und wieder ihr Handy hervor und tippte darauf herum. Ihr blauschwarzes Haar war noch immer genauso kurz wie bei unserem Kennenlernen. Und obwohl mich die Farbe genau wie Islas Augen noch immer an meine Mutter erinnerten, schmerzte es nicht mehr. Jetzt dachte ich mit Wehmut und voller Stolz an sie zurück. Und ich versuchte jeden Gedanken daran zu verdrängen, dass ich wusste, wie sie gestorben war – und wer sie getötet hatte. Bisher hatte ich niemandem davon erzählt, weil ich nicht wusste, welche Auswirkungen das haben würde. Die fünf großen Clans befanden sich bereits am Rand eines Krieges – und ich wollte keiner Seite weiteren Sprengstoff in die Hände geben.

Aber konnte ich wirklich so einfach loslassen? Vergessen? Verzeihen? Nachdem ich vor ein paar Jahren überhaupt erst mit der Jagd auf Elementare angefangen hatte, um meine Mutter zu rächen? Nur zu deutlich erinnerte ich mich daran, wie ich Sloan weggeschickt hatte. Seit unserer letzten Begegnung hatten wir nicht mehr miteinander geredet. Ich hatte mit keinem von ihnen gesprochen und wusste nicht, wo sie waren. Am allerwenigsten Lance. Er war seit Wochen verschwunden und jeder Kontaktversuch meinerseits blieb unbeantwortet. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was passiert sein mochte.

»Fertig.« MacDonald rollte auf seinem Hocker zum Tisch.

Überrascht betrachtete ich das perfekte Dreieck auf meiner Haut. Es war nicht besonders groß, in einem strahlenden Blau und deutlich auf der Innenseite meines Handgelenks zu sehen. Jeder, der um die fünf Elementeclans wusste, würde sofort erkennen, wer ich war und wohin ich gehörte.

Isla trat an meine Seite, während MacDonald sich um die Nachversorgung kümmerte und mein Handgelenk in Folie und Papiertaschentücher einwickelte. »Du bist jetzt ganz offiziell eine von uns. Eine Sturmtochter.«

Ich atmete tief durch und erwiderte ihr Lächeln. »Ist es seltsam, dass ich mich ihr näher fühle als jemals zuvor?«

Isla schüttelte den Kopf. »Deine Mutter wäre unglaublich stolz auf dich. Das sind wir alle, Ava. Und jetzt komm.«

»Wohin?« Ich stand auf, schob mir den Ärmel über das Handgelenk und lauschte den Anweisungen, die MacDonald mir für die Nachsorge gab. Kein direktes Sonnenlicht. Regelmäßig eincremen. Kein Wasser. Bei diesem Punkt war ich kurz davor, laut aufzulachen. Kein Wasser könnte als Sturmtochter der MacLeods ein bisschen schwierig werden, aber ich würde mein Bestes geben, schließlich wollte ich, dass alles richtig verheilte.

Auf dem Weg nach draußen hielt Isla mir die Tür auf. Es gab keine förmliche Zeremonie, keine seltsamen Rituale und keinen Schwur, den ich leisten musste. Stattdessen erhielt ich das Tattoo meines Clans und wir würden anschließend in Neals Pub feiern. Das war eindeutig meine Familie.

»Dein Vater, Neal und die anderen warten schon«, verkündete Isla, als wir auf die Straße hinaustraten.

Salzige Meeresluft und warme Sonnenstrahlen begrüßten uns, obwohl der Boden feucht vom Regen war. Es war noch immer seltsam, Isla so von meinen Vätern reden zu hören, denn die beiden verfügten über keine Wassermagie. Sie waren keine MacLeods. Dennoch behandelte jeder in meinem Clan sie so, als würden sie dazugehören. Weil sie meine Familie waren. Und weil Dad meinen Cousins und Cousinen, Onkeln und Tanten in den vergangenen Wochen einiges beigebracht hatte, was er von meiner Mom gelernt hatte und für den Kampf gegen Elementare nützlich war. Und gerade jetzt, da immer wieder solche Kreaturen auf den Inseln auftauchten, konnten wir jeden Trick und jede Hilfe gebrauchen.

Davon abgesehen war Neals Pub ein beliebter Treffpunkt der MacLeods auf der Insel geworden. In einem Pub war es eben deutlich gemütlicher, als regelmäßig Schloss Dunvegan für Besucher zu sperren und sich dort zu versammeln. Doch noch während wir den Weg zum Pub einschlugen, blieb Isla auf einmal stehen.

»Was ist los?«

Sie hob den Blick von ihrem Handy und sah mich an. »Sie haben wieder etwas am Strand gefunden.«

Mein Herz begann zu hämmern. »Etwas? Oder jemanden?«

Statt einer Antwort sah Isla sich kurz um und legte mir die Hände auf die Schultern. Für einen kurzen Moment verschwamm alles vor meinen Augen. Meine Sinne dehnten sich aus, wurden eins mit dem Wasser. Im nächsten war ich wieder ganz bei mir und wir standen am Fuß der Skye Bridge. Oder dem, was davon noch übrig geblieben war. Kurz nach meiner Rückkehr auf die Insel war die Brücke von einer riesigen Flutwelle zerstört worden. Kein Mitglied der MacLeods war dafür verantwortlich gewesen und wir hatten auch keine Elementare in der unmittelbaren Umgebung gefunden. Es schien sich um eine Naturkatastrophe zu handeln, um einen mächtigen Sturm aus Wind und Blitzen und den ungebändigten Gezeiten, die die einzige Verbindung zwischen der Isle of Skye und dem Festland gekappt hatte. Menschen waren dabei verunglückt. Zu jener Zeit hatten wir alles getan, was wir konnten. Sogar die Sturmkrieger des Feuerclans, die das Küstengebiet auf dem Festland besetzten, waren den Leuten zu Hilfe geeilt, dennoch hatten wir nicht alle retten können. Immer wieder tauchten Brückenteile und Autowracks am Strand auf.

So wie jetzt.

Nur ein paar Schritte von uns entfernt waren die Überreste eines Wagens angespült worden. Eines Wagens, der nur noch ein groteskes Metallkonstrukt war. Aber ich erkannte die Farbe wieder. Die Marke. Alles an diesem Auto war mir vertraut, obwohl es nun wie eine fremdartige Skulptur aus dem Meer anmutete.

Mein Puls begann zu rasen. Übelkeit breitete sich in mir aus, während ich auf das starrte, was einmal ein Fahrzeug gewesen war. Eines, in dem ich öfter mitgefahren und auf dessen Motorhaube ich öfter gesessen hatte, als ich zählen konnte.

»Ava?« Meine Großcousine trat neben mich und musterte mich besorgt. »Alles in Ordnung?«

Ich schüttelte den Kopf, noch bevor sie die Frage zu Ende gebracht hatte. Nichts war in Ordnung. Absolut gar nichts.

»Das ist Lance’ Wagen«, flüsterte ich.

Ich musste mich abwenden, da ich den Anblick keine Sekunde länger ertragen konnte. Tränen traten mir in die Augen. Ich versuchte, sie wegzublinzeln, ballte die Hände zu Fäusten und zwang mich dazu, mehrmals durchzuatmen. Der Kies am Strand knirschte unter den Stiefeln, als ich die Absätze noch fester hineingrub.

War das die Erklärung? War das der Grund, warum Lance sich seit Wochen nicht mehr gemeldet hatte? Seit dem Augenblick, in dem er mich den Sturmkriegern übergeben hatte? In dem er mich Bowen übergeben hatte, damit er mich zum Tribunal brachte? Ich wusste, dass das Tribunal nicht länger existierte. Ich wusste, dass Bowen meinetwegen von den Sturmkriegern verbannt worden war. Und ich wusste, wie zerbrechlich der Frieden zwischen den Clans geworden war. Aber ich hätte nie gedacht … Keine Sekunde lang hätte ich geglaubt, dass Lance … Ich konnte die Worte nicht aussprechen, wagte es nicht einmal, sie überhaupt zu denken.

Lance war noch da. Er war irgendwo dort draußen. Er musste einfach noch am Leben sein.

Eisblumen breiteten sich auf meinen Handflächen aus und krochen langsam die Arme hinauf. Ich schloss die Augen und holte tief Luft. Ich hatte es unter Kontrolle. Meine Kräfte beherrschten mich nicht länger. Der Dolch der MacLeods machte sich mit einem kühlen Pochen bemerkbar. Seit ich ihn gefunden hatte, trug ich ihn ständig bei mir, jetzt gerade in meinem rechten Stiefelschaft. Und wie schon zuvor half mir die Waffe dabei, mich nicht von meiner Magie übermannen zu lassen. Sie half mir dabei, ich selbst zu bleiben.

»Ich sehe nach.« Gregorys Stimme schallte zu uns herüber.

Mit heftig klopfendem Herzen drehte ich mich zu ihm um. Ich hatte das genaue Verwandtschaftsverhältnis zu allen neu aufgetauchten MacLeods im Archiv in Edinburgh nachgelesen, konnte mir aber nicht wirklich viel davon merken. Ich wusste nur, dass Gregory ein entfernter Cousin meiner Mutter gewesen war – was ihn zu so etwas wie einen Onkel für mich machte? Oder auch einen Großcousin? Im Grunde spielte es keine Rolle. Wir waren beide MacLeods mit Magie, von denen es noch immer nicht allzu viele gab. Ein Grund mehr, zusammenzuhalten.

In den letzten Wochen war Gregory jeden Morgen nach meiner Joggingrunde mit Neal vorbeigekommen und hatte mich dazu gezwungen, mit ihm zu meditieren. Nur ein paar Minuten, in denen ich still sitzen und in mich gehen sollte, was so viel schwerer war, als es sich anhörte. Doch nun spürte ich, dass seine Methode funktionierte. Wenn ich mich ganz auf mich selbst konzentrierte, konnte ich die Magie in mir beherrschen. Selbst wenn sie sich auf meinen Händen zeigte, kontrollierte sie mich nicht.

Gregorys von grauen Strähnen durchzogenes braunes Haar schimmerte in der Sonne und er kniff die Augen vor der Helligkeit zusammen, während er sich zum Wrack hinunterbeugte. »Niemand drin«, verkündete er schließlich.

Vor Erleichterung sanken meine Schultern herab und für einen Moment glaubte ich, dass meine Knie gleich nachgeben würden, aber ich schaffte es, mich aufrecht zu halten. Wenn das Auto leer war, bedeutete es, dass Lance es irgendwie rausgeschafft haben musste. Es war der Beweis dafür, dass er noch immer am Leben war.

Das Eis verschwand genauso schnell von meinen Händen, wie es aufgetaucht war, und ich lief zu Gregory hinüber, um mich selbst von seinen Worten zu überzeugen. Und er hatte recht. Der Wagen war so verbogen, dass jeder, der sich während der Katastrophe darin befunden hatte, unweigerlich eingequetscht worden wäre. Doch Lance konnte sich im Gegensatz zu seinem Bruder Bowen nicht mittels Energiemagie von einem Ort zum anderen teleportieren, also musste er rechtzeitig entkommen sein. Es gab noch Hoffnung für ihn. Es musste einfach noch Hoffnung geben. Irgendjemand hatte mittlerweile bestimmt etwas von ihm gehört. Seine Eltern. Bowen. Juliana. Womöglich sogar Reid. Irgendjemand musste wissen, was mit Lance geschehen war.

Ein unmerkliches Zittern lief durch den Erdboden. Alarmiert sah ich von Gregory zu Isla.

»Ich habe es auch gespürt«, antwortete sie auf meine unausgesprochene Frage.

»Kelvins? Greifen ihre Sturmkrieger an?«

Bisher hatte sich der Feuerclan relativ ruhig verhalten. Fast schon zu ruhig. Ihre Leute hielten nach wie vor die Küsten vor unseren Inseln besetzt, aber bisher hatten sie uns kein zweites Mal attackiert. Es schien beinahe so, als würden sie auf etwas warten.

Isla presste die Lippen zu einer harten Linie zusammen. »Schlimmer.«

Ein Schauder kroch mir das Rückgrat hinab, als ich das unverkennbare Kreischen ganz in der Nähe hörte. »Elementare.«

Ehe ich reagieren konnte, packte Isla mich am Arm und die Welt verschwamm ein weiteres Mal vor meinen Augen. Sekunden später hatte ich wieder festen Boden unter den Füßen und schnappte keuchend nach Luft.

»Du hättest mich vorwarnen können«, stieß ich hervor. Denn obwohl Wasser mein Element war und Isla mich in den vergangenen Wochen einige Male auf diese Weise mitgenommen hatte, wurde mir noch immer etwas übel und schwindelig davon, wenn ich mich nicht vorher darauf einstellen konnte.

»Sorry«, murmelte sie abgelenkt und sah sich um.

Von der Klippe aus war Gregory nur noch winzig klein auszumachen, genau wie das Autowrack. Dafür war das Beben deutlicher zu spüren und das Kreischen umso lauter.

»Dort!« Isla packte mich erneut und wir lösten uns in einem Schwall Wasser auf.

Als wir uns wieder materialisierten, war das Rauschen des Meeres ganz nahe. Eine Windböe erfasste mich und peitschte mir das rotbraune Haar aus dem Gesicht. Kies knirschte unter meinen Stiefeln. Wir befanden uns an einem der wenigen einigermaßen flachen Abschnitte der Küste. Ein Strand, der in beide Richtungen zunehmend anstieg und felsiger wurde.

Ich zog meine beiden Silberdolche aus den Stiefeln, wie ich es schon unzählige Male zuvor getan hatte. Früher ganz ohne irgendwelche magischen Kräfte. Seite an Seite mit meinem Vater. Später allein – oder mit Lance. Jetzt standen meine Großcousine und ich Seite an Seite, während sich uns drei Elementarwesen näherten. Sie hatten uns sofort bei unserem Eintreffen bemerkt.

Feuer, Erde und Luft. Das Luftwesen war kaum zu erkennen, aber ich spürte den kalten Wind, den es uns entgegenschlug, genauso wie den plötzlich scharfen Schmerz an meiner Wange. Ich tastete danach und sog zischend die Luft ein. Meine Fingerspitzen waren rot gefärbt.

»Na warte!«, knurrte ich und gab Isla ein Zeichen. »Das Mistding gehört mir.«

Ihre Antwort war ein Wasserwirbel, den sie auf die Feuerkreatur schleuderte. Diese wich nicht mehr rechtzeitig aus und wurde frontal getroffen. Das Brüllen war ohrenbetäubend. Im selben Moment verschmolz das dritte Wesen mit den Steinen, dem Sand und Gras in der Umgebung und verschwand.

Ich richtete all meine Aufmerksamkeit auf den Luftelementar. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Ich atmete tief durch und konzentrierte mich auf die Kälte in meinem Inneren. Sie floss durch meine Adern und breitete sich im ganzen Körper aus, bis sie meine Fingerspitzen erreichte. Knisternd glitt das Eis über das Metall in meinen Händen und umschloss die Klingen.

Als mich das Luftwesen erneut angriff, holte ich mit einem Dolch aus und schnitt durch die Attacke hindurch. Der Wind stoppte abrupt, aber ich hatte das Mistviech nur gestreift. Wieder und wieder schlug ich danach, während Isla all ihre Wasserkräfte darauf verwendete, gegen den Feuerelementar anzukommen. Er brüllte vor Zorn – dann wurde es schlagartig still. Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass Isla ihn vernichtet hatte. Höchste Zeit, auch mit der Luftkreatur kurzen Prozess zu machen.

»Vorsicht!«, hörte ich Isla hinter mir rufen. »Der Erdelementar ist noch ganz in der Nähe.«

»Ich weiß.« Aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine Bewegung im Boden, wirbelte herum und warf einen Dolch darauf.

Im selben Moment kam ein so heftiger Wind auf, dass es uns beide fast von den Füßen riss. Mein Puls raste. Das Atmen fiel mir schwer. Ich versuchte, das Wesen zu entdecken, aber das war schier unmöglich. Also blieb nur noch eine Möglichkeit: Ich holte aus und schleuderte Eispfeile erst in die eine, dann in die andere Richtung. Sie zitterten im Wind, wurden immer langsamer – und kamen dann geradewegs zu uns zurück.

Instinktiv riss ich Isla mit mir zu Boden. Eine Sekunde später fegte meine eigene Attacke über uns hinweg. Kurzzeitig nahm der Wind ab und ich meinte, etwas erkennen zu können. Etwas, was einmal ein Mensch gewesen war, jetzt aber nur noch ein Monster darstellte, das von seiner eigenen Macht verzehrt wurde. Ich sprang auf und rannte los. Sekunden später hatte ich das Mistviech erreicht, stieß beide Hände nach vorn – und sah dabei zu, wie es vor meinen Augen zu Eis gefror. Ein zielgenauer Kick – und das Wesen zerbrach in tausend Einzelteile, die zu Boden fielen und langsam darin versickerten.

Hinter mir hörte ich ein Keuchen. Isla teleportierte sich mithilfe ihrer Wasserkräfte von einer Stelle zur anderen. Der letzte Elementar war noch immer unter der Erde und Ranken schossen auf meine Großcousine zu. Gleichzeitig durchschnitt ein vertrautes Klingeln die Luft.

»Schlechtes Timing, Derek!«, fauchte Isla ins Handy und wandte sich überrascht um, als die Ranken vor ihr zu Eis erstarrten. Sie nickte mir dankbar zu, dann wurde ihr Gesicht bleich. »Was? Ich bin sofort da.« Sie wich einer weiteren Attacke aus und erschien einen Wimpernschlag später neben mir. »Es sind noch mehr an der Ostküste von Skye aufgetaucht. Kommst du klar?«

»Geh schon!«, rief ich und schleuderte eine weitere Eisattacke auf die Wurzeln, die aus dem Boden hervorschossen.

Mehr brauchte Isla nicht. Sie löste sich sofort in Wasser auf und ließ mich allein mit der Kreatur zurück.

»Komm schon …«, murmelte ich und drehte mich langsam im Kreis. »Zeig dich!«

Die Erde erzitterte unter mir. Ich umklammerte den verbliebenen Dolch fester und kniff die Augen zusammen, um mehr erkennen zu können. Das Rauschen des Meeres hinter mir wurde lauter, hallte in meinem Inneren nach, wurde zu einem Teil meiner selbst, bis ich das stete Kommen und Gehen der Wellen so deutlich spürte wie meinen eigenen Herzschlag.

Der Boden kam wellenartig auf mich zu. Ich hielt meine Position, stemmte die Füße in den steinigen Sand und riss die Arme hoch. Die Flut erhob sich, peitschte an mir vorbei und direkt auf den Elementar zu. Das Kreischen verwandelte sich in ein Gurgeln, das innerhalb von Sekunden verstummte. Was auch immer noch von dem Wesen übrig war, das Wasser nahm es mit sich, als es sich ins Meer zurückzog.

Prüfend sah ich mich nach weiteren Angreifern um, dann seufzte ich. Der Kampf war fast schon zu einfach gewesen. Und das nicht nur, weil ich meine Kräfte mit jedem Tag besser beherrschen konnte, sondern weil das Wesen seine noch nicht voll entfaltet zu haben schien. In der Regel hatten Elementare eine viel längere Lebenszeit als wir Menschen, und mit jedem Jahr, mit jedem Jahrzehnt oder sogar Jahrhundert, wurden sie nur noch stärker. Diese drei waren jedoch nicht sonderlich stark gewesen, was bedeutete, dass sie relativ jung gewesen sein mussten. Vielleicht hatten sich einige von ihnen gerade erst verwandelt.

Ich schluckte das bittere Gefühl hinunter, schob den Dolch zurück in meinen Stiefelschaft und sammelte den anderen ein. Dummerweise war Isla noch nicht zurückgekehrt und abgesehen von den vereinzelten Cottages war weit und breit kein Zeichen von Zivilisation zu sehen, also musste ich wohl oder übel zu Fuß zurückgehen.

Einen Moment lang sah ich auf mein Handgelenk hinab und betrachtete das blaue Dreieck. Stolz und Demut keimten in mir auf. Ich konnte es gar nicht erwarten, den anderen aus meiner Familie das Tattoo zu zeigen. Ich war eine Sturmtochter. Jetzt und für immer.

Ich kam gerade mal vier Schritte weit, als die Erde von Neuem erzitterte. Abrupt blieb ich stehen und tastete nach meinen Dolchen. Das konnte nicht sein. Hatten wir einen Elementar übersehen? War diese Kreatur etwa gerade erst hier aufgetaucht? Oder war das Beben, das Häuser und Sträucher erzittern ließ und Schafen auf einer nahe gelegenen Weide eine höllische Angst einjagte, natürlichen Ursprungs? In den vergangenen Wochen hatte es immer öfter leichtere Erdbeben gegeben. Isla, Gregory und ich waren mehr als einmal in Quiraing im Norden von Skye gewesen, um herauszufinden, ob sich etwas an der zerklüfteten Landschaft verändert hatte, aber wir hatten keine Hinweise auf Elementare finden können. Weder bei den Beben noch bei den heftigen Stürmen, dem Stromausfall vor ein paar Tagen oder den unruhigen Gezeiten. Wenn ich mich darauf konzentrierte, konnte ich das Meer in jeder Faser meines Körpers spüren. Es war wilder geworden. Ungezähmter. Gefährlicher.

Mehrere Sekunden lang verharrte ich so, mit dem Dolch in der rechten Hand, während ich den Blick von einer Richtung in die andere wandern ließ. Nichts deutete auf eine weitere Kreatur hin. Das Beben ließ nach, wurde schwächer und hörte schließlich ganz auf. Ich wagte es, aufzuatmen – doch dann bemerkte ich ein elektrisches Knistern in der Luft und versteifte mich automatisch.

Seit sich meine Kräfte fokussiert und auf Eis und das Meer konzentriert hatten, verfügte ich nicht mehr über die Fähigkeit, Wasser in anderen Lebewesen aufzuspüren. Aber ich konnte noch immer Lance’ Energie von anderen unterscheiden. Und was oder wer auch immer gerade hinter mir aufgetaucht war, war eindeutig nicht Lance Campbell.

Ganz langsam drehte ich mich um. Im weichen Gras vor der Küste verursachte die Bewegung nicht das leiseste Geräusch.

Ich hatte recht. Es war nicht Lance. Dafür stand mir etwas gegenüber, wofür ich nicht einmal einen Namen hatte. Eine gestaltlose schwarze Masse, in der immer wieder Blitze aufleuchteten.

»Was um alles in der Welt …?«, murmelte ich und zwang mich dazu, einen Schritt zurückzuweichen, um etwas Abstand zwischen dieses Wesen und mich zu bringen.

Offenbar die falsche Entscheidung. Sofort zuckte etwas Grelles in meine Richtung. Ich warf mich zur Seite, rollte weg und hielt mir die Hände über den Kopf, während Blitze um mich herum in den Boden einschlugen. Mein Herz raste. Schweiß brach mir aus. Feuchtigkeit drang durch das Gras in meine Leggings und erinnerte mich daran, wie schlecht sich Blitze mit Wassermagie bekämpfen ließen. Verdammt.

Vorsichtig hob ich den Kopf, nur um sofort hinter ein paar Felsen in Deckung zu hechten, als erneut eine Attacke auf mich zuraste. Okay, so viel dazu, dass ich allein klarkam. Aber wer hatte bitte schön mit einem übermächtigen Energieelementar gerechnet?

Nacheinander zog ich meine Waffen und ließ sie ins Gras gleiten. Den Dolch der MacLeods, den ich immer bei mir trug, ließ ich nur widerwillig los. Aber jedes bisschen Metall an meinem Körper war wie eine Einladung für dieses Monster, mich zu grillen. Ich tippte eine kurze Nachricht an Isla – für Notrufe an weitere Sturmkrieger mit der Bitte um Unterstützung blieb keine Zeit –, dann warf ich auch das Handy ins Gras und kämpfte mit den Ringen an meinen Fingern. Als ich mich davon befreit hatte, wagte ich einen neuen Versuch.

Diesmal griff das Wesen nicht sofort an, sondern dehnte sich vor meinen Augen aus und erhob sich in die Lüfte. Blitze zuckten am strahlend blauen Himmel und schossen ins Meer hinab. So etwas hatte ich nie zuvor gesehen, und wäre nicht gerade mein Leben in Gefahr, hätte mich das Schauspiel vielleicht faszinieren können. Doch nun horchte ich in mich hinein und suchte nach der Kälte in meinem Inneren. Eisblumen überzogen meine Hände und dicke Schneeflocken fielen vom Himmel herab. Mit etwas Glück würde jemand aus meinem Clan darauf aufmerksam werden und Unterstützung herschicken. Bis es so weit war, musste ich mich jedoch selbst um die Gefahr kümmern. Auf keinen Fall durfte ich zulassen, dass dieses … dieses Etwas auf unschuldige Menschen losging und jemanden verletzte. Oder Schlimmeres.

Ich holte tief Luft, sprang aus der Deckung und feuerte eine Eisattacke auf das Wesen. Blitze zuckten im selben Moment in meine Richtung und trafen auf das Eis. Einen Sekundenbruchteil leuchtete alles grell auf, dann riss mich die Wucht zu Boden und der Knall erschütterte die ganze Küste. Aber ich hörte auch das tiefe Brüllen der Kreatur. Was auch immer gerade passiert war, es hatte das Monster geschwächt. Das war meine Chance.

Wieder und wieder schleuderte ich Eispfeile auf den Angreifer und suchte hinter den vereinzelten Felsen am Strand Deckung. Mittlerweile hatte sich der Himmel bedrohlich verdunkelt. Schnee tanzte in dem vom Meer aufkommenden Wind und ein grelles Aufleuchten zerschnitt die Finsternis immer wieder.

Meine Muskeln zitterten vor Anstrengung. Gerade als ich den Kopf heben wollte, schlug ein Blitz im Stein vor mir ein. Ich zuckte zurück, rollte mich über den Boden und richtete mich wieder auf. Von meiner letzten Deckung war nur noch ein Loch im Boden zurückgeblieben, aus dem eine dünne Rauchfahne gen Himmel schwebte. Um ein Haar wäre das alles gewesen, was von mir übrig blieb.

Ich atmete keuchend aus, konzentrierte mich und formte eine Eisattacke zwischen meinen Händen. So kalt und unbarmherzig wie der kälteste Wintertag, den ich je erlebt hatte. Gleichzeitig dehnte sich die schwarze Masse vor meinen Augen aus, wurde immer riesiger, bis sie fast den ganzen Himmel verschluckte. Die Blitze waren jetzt so nahe, dass ich das Zischen deutlich hören und die Hitze auf meiner Haut spüren konnte.

Ich mobilisierte all meine Kräfte und schleuderte das Eis nach vorn. Es wirbelte durch die Luft wie ein unaufhaltbarer weißer Pfeil – und traf genau dort, wo ich das Herz der Kreatur vermutete.

»Das war’s!«, keuchte ich. Die dunkle Masse erstarrte zu Eis. Ein, zwei Herzschläge später brach sie in sich zusammen und löste sich auf.

»Alles in Ordnung?« Isla tauchte neben mir auf. An ihrer Seite Derek, der entfernte Cousin, der Isla vorhin angerufen und mich mit seiner ganzen Art von der ersten Sekunde an ein wenig an Finn erinnert hatte.

»Was um alles in der Welt war das?«, rief er jetzt.

»Keine Ahnung«, stieß ich hervor und legte den Kopf in den Nacken.

Der Himmel klarte auf. Die Dunkelheit zog sich zurück und Sonnenstrahlen wärmten mein Gesicht. Mein Atem kam noch immer keuchend. Mein Herz hämmerte wie verrückt. Aber ich hatte es geschafft. Ich hatte diesen Elementar besiegt. Ich hatte Eismagie eingesetzt und die Kontrolle über meine Kräfte behalten. Ich war eine wahre Sturmtochter der MacLeods.

KAPITEL 2

Laute Musik, Gespräche, Gelächter und das Klirren von Gläsern erfüllten den Pub. Es war warm, stickig und voller Menschen – genau so, wie ich es nach diesem Tag gebrauchen konnte.

»Keine Chance.« Neal nahm mir das Tablett aus der Hand, das ich gerade mit Getränken beladen hatte, und zwinkerte mir gut gelaunt zu. »Du bist nicht zum Arbeiten hier, Kleines.«

»Aber …«

»Kein Aber«, widersprach er und deutete auf die Band, die tanzenden Leute und den Stammtisch der MacLeods, der in den vergangenen Wochen immer größer geworden war. »Das hier ist dein großer Tag, also sei wenigstens einmal einfach nur ein normales Mädchen und feiere, statt Monster zu jagen oder zu arbeiten.«

Ich streckte ihm die Zunge raus. »Ich bin kein normales Mädchen.«

»Ich weiß.« Grinsend schob mich Neal an den Schultern Richtung Stammtisch. »Aber heute schon.« Damit verschwand er in der Menge, obwohl man bei seiner Körpergröße nicht von verschwinden sprechen konnte. Er überragte alle. Sein imposantes Auftreten, die Halbglatze, der ernste Blick und die verschnörkelten Tattoos auf seiner dunklen Haut taten ihr Übriges.

Kopfschüttelnd sah ich Neal nach und schob mich an den Pub-Besuchern vorbei, um zu unserem Tisch zu gelangen, der eine ganze Wandseite einnahm. Isla saß bereits dort, genau wie Gregory, Derek und die anderen. Sie hatten mich alle mit offenen Armen willkommen geheißen, nachdem sie sich jahrelang versteckt gehalten hatten. Diese Feier war nicht nur für mich, sondern auch für sie. Denn sie waren wieder in ihrer Heimat und konnten ihre Wassermagie offen ausüben. Zumindest so offen es in der Nähe anderer Menschen möglich war, die nichts von den Elementeclans und den Kreaturen wussten, die im Verborgenen lauerten.

»Ava!« Gregory begrüßte mich mit einem breiten Grinsen, bei dem die Lücke zwischen seinen Schneidezähnen sichtbar wurde. »Da ist ja unsere neue Sturmtochter.« Er rutschte auf der Bank zur Seite, um mir Platz zu machen.

Amüsiert ließ ich mich neben ihn in die Polster fallen und streckte mich. Mein Tattoo war nicht länger in Folie und Papiertaschentüchern eingewickelt. Die Haut war zwar noch ein bisschen gerötet, aber es tat kaum noch weh. Ich hatte meine Tätowierung bereits gezeigt, als ich den Pub zusammen mit Isla und Derek betreten hatte, was mit vielen Ahs und Ohs, Klatschen und jeder Menge Schulterklopfen aufgenommen worden war. Auch Dad hatte mich umarmt und mir gesagt, wie stolz er auf mich sei. Und dass Mom es ebenfalls wäre, wenn sie jetzt hier sein könnte.

Der Gedanke an sie entfachte nicht mehr die altbekannte Wut und Bitterkeit, sondern fast so etwas wie … Wehmut. Und Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass ich plötzlich Menschen in meinem Leben hatte, die zu mir gehörten. Menschen, die genauso waren wie ich. Ich war nicht länger allein mit meinen Kräften – obwohl ich das nie gewesen war, wenn ich genau darüber nachdachte. Ich hatte immer jemanden an meiner Seite gehabt. Brianna. Lance. Meine beiden Väter. Mr und Mrs Dundas. Sogar Reid und Sloan und Juliana, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was aus ihnen geworden war. Ich hatte Gerüchte über das gehört, was zwischen dem Feuer- und dem Luftclan vorgefallen war, aber die Wahrheit kannten wohl nur Sloan und Reid selbst. Und Oliver, der Sturmsohn, der uns im Kampf in Quiraing geholfen hatte – doch er würde nie wieder etwas dazu sagen können.

»Diese Runde geht aufs Haus!«, rief Dad und wurde mit lautstarker Begeisterung begrüßt, als er Gläser und Flaschen verteilte. Bei mir angekommen, drückte er meine Schulter und warf mir ein warmes Lächeln zu.

Ich konnte mich noch sehr gut daran erinnern, wie wir in genau diesem Pub gesessen und uns wegen meiner nächtlichen Jagdausflüge gestritten hatten. Mittlerweile schien das eine Ewigkeit her zu sein. Damals hatte er mir noch verboten, Elementare zu jagen, heute trug ich das Symbol meines Clans am Handgelenk und wir stießen miteinander und mit den anderen MacLeods an.

Schon seltsam, wie sehr sich manche Dinge verändern können, während andere immer gleich zu bleiben scheinen. Ich ging nicht mehr zur Schule, da ich die Abschlussprüfungen aufgrund meiner überstürzten Flucht aus Skye verpasst hatte, aber ich wohnte noch immer zu Hause und half in Neals Pub aus. Auf meinem Schreibtisch lagen trotz allem Schulbücher, da ich den Abschluss so schnell wie möglich nachholen wollte. Nicht nur für Dad oder mich selbst, sondern auch für Brianna. Sie hatte diese Möglichkeit nicht mehr und irgendwie war ich es ihr schuldig, die Prüfungen für uns beide zu bestehen.

Da war er wieder, der Schmerz in meiner Brust, wann immer ich an meine beste Freundin dachte. Ob dieses Gefühl jemals verblassen werden würde? Ob das Vermissen weniger werden würde? Irgendwie zweifelte ich daran.

»Alles klar?« Gregory betrachtete mich mit gerunzelter Stirn.

Ich setzte ein Lächeln auf und nickte. »Alles gut. Ich bin gleich zurück.«

Auf einmal kamen mir die Musik zu dröhnend, die Geräusche zu laut und die Luft zu stickig vor. Hier waren zu viele Menschen. Ich ließ mein halb ausgetrunkenes Glas zurück und kämpfte mich an den Gästen vorbei, bis ich die Eingangstür erreicht hatte. Draußen atmete ich tief durch und schloss die Augen. Die kühle Nachtluft legte sich wie Balsam auf meine Seele. Der Lärm aus dem Pub war nur noch gedämpft zu hören. Meine Gedanken beruhigten sich und das schmerzhafte Ziehen in meinem Brustkorb ließ langsam nach. Ein Moment Ruhe war alles, was ich gebraucht hatte. Ein Moment, um wieder zu mir selbst zu finden, ganz so, wie Gregory es mir Tag für Tag beibrachte.

Ich öffnete die Augen und wollte mich gerade abwenden, um wieder hineinzugehen, als ich ein grelles Aufblitzen aus dem Augenwinkel wahrnahm. Alles in mir erstarrte. Mein Herz hatte einen kurzen Aussetzer, nur um dann umso heftiger weiterzupochen. Ein elektrisches Knistern drang an mein Ohr und für einen winzigen Moment glaubte, nein, hoffte ich, dass ich Lance sehen würde, wenn ich mich umdrehte. Dass er zurück war und es eine verdammt gute Erklärung für sein spurloses Verschwinden gab.

Zögerlich wandte ich mich um und blickte in ein bekanntes Gesicht mit braunen Augen – aber es waren nicht die von Lance, auch wenn sie seinen glichen.

»Bowen …«, stieß ich hervor.

Die abendliche Brise vom Hafen brachte sein weißblondes Haar durcheinander und wehte auch mir ein paar Strähnen ins Gesicht. Ich strich sie mir hinter die Ohren, sah mich kurz um und überquerte die Straße, um zu ihm zu gelangen. Seite an Seite folgten wir dem Gehweg und nahmen die Stufen, die zu den Anlegestellen hinunterführten. Hier war der Geruch nach Meer, Fisch und Öl noch deutlicher, genau wie das Schweigen zwischen uns, das nur von gelegentlichem Plätschern untermalt wurde. Es war nicht das erste Mal in den letzten vier Wochen, dass er auf der Insel aufgetaucht war – und, wenn ich seine stoische Miene richtig deutete, bezweifelte ich, dass es das letzte Mal sein würde.

»Hast du ihn gefunden?«, platzte ich schließlich heraus. Dieselbe Frage, die ich ihm jedes Mal stellte, seit Lance verschwunden war. Dieselbe Frage, die er bisher immer verneint hatte.

Auch jetzt schüttelte er den Kopf und schob die Hände in die Hosentaschen. »Noch nicht«, murmelte er und blieb stehen, den Blick auf die schaukelnden Boote gerichtet.

»Wir haben seinen Wagen – oder das, was noch davon übrig geblieben ist – am Strand gefunden«, stieß ich hervor. »Keine Spur von ihm.«

Vier Wochen. So lange war es her, seit ich Lance das letzte Mal gesehen, seine Stimme gehört und ihn umarmt hatte. Vier Wochen, seit er wie vom Erdboden verschwunden war. Und es gab bis heute keinen einzigen Hinweis darauf, was mit ihm passiert sein könnte.

»Aber er ist noch …«

»Ja«, fiel Bowen mir sofort ins Wort. »Glaub mir, wenn er tot wäre, würde ich es spüren.«

Weil er es bei Emberly, bei der kleinen Schwester von ihm und Lance, gespürt hatte. Bowen war der beste Sturmsohn, wenn es darum ging, vermisste oder gesuchte Personen aufzuspüren. Nur dass er genau genommen kein Sturmsohn mehr war.

Als hätte er einen ähnlichen Gedanken gehabt, fiel sein Blick nun auf das von meinem Ärmel verdeckte Tattoo am Handgelenk. »Wie ich höre, sind Glückwünsche angebracht.«

»Woher weißt du …«

Seine Mundwinkel zuckten ganz leicht. Kein richtiges Lächeln, nur die Andeutung dessen. »Ich bin gut darin, Informationen zu beschaffen. Ich weiß auch, dass ihr heute ein kleines Problem mit einem Energieelementar hattet.«

Irritiert zog ich die Brauen zusammen. »Warst du etwa dabei?«

»Nein, aber ich habe die Kreatur seit Tagen gejagt. Ich dachte, sie wäre für die ganzen Probleme mit der Elektrizität und dem schlechten Empfang verantwortlich.«

Ich wandte mich ihm ganz zu. »Was für Probleme?«

Bis auf den Stromausfall vor ein paar Tagen hatte es meines Wissens nach keine weiteren technischen Störungen mehr gegeben. Und der Empfang auf der Insel war meistens sowieso miserabel.

»Irgendetwas stimmt nicht.« Diesmal starrte Bowen nicht mehr auf die Boote im Hafen, sondern sah mich direkt an. »Wenn ich jemanden aufspüren muss, konzentriere ich mich als Erstes darauf, ein Gefühl für die Magie des jeweiligen Clanmitgliedes oder Elementars zu entwickeln. Wenn das klappt, finde ich ihn überall. Aber in letzter Zeit ist es immer schwieriger geworden. Die Energien um uns herum verändern sich. Ich habe keine Ahnung, was das auslöst, aber es wirkt sich auch auf elektrische Geräte und den Handyempfang aus.«

»Denkst du, es hat etwas mit den seltsamen Wettervorkommnissen in den vergangenen Wochen zu tun? Ist die Luft dauerhaft elektrisch aufgeladen? Oder liegt es an den Elementaren, die in letzter Zeit vermehrt auftreten?«

Nachdenklich wiegte er den Kopf hin und her. »Keine Ahnung. Was es auch ist, es breitet sich aus. Inzwischen hat es auch die Orkney-Inseln erreicht.«

»Du warst bei Juliana«, stellte ich fest und er nickte stumm. Eigentlich sollte es mich nicht überraschen. Irgendetwas verband die beiden, und was auch immer es war, es schwelte bis heute zwischen ihnen. Das war aus jeder Begegnung deutlich hervorgegangen, selbst dann noch, als Bowen und Juliana sich als Feinde gegenübergestanden hatten. Er als Jäger der Sturmkrieger, sie als Gejagte, weil sie ihrem Bruder geholfen hatte.

»Wie geht es ihr?«, fragte ich leise und verfluchte mich gleich darauf im Stillen für diese dämliche Frage. Ich hatte ihren Bruder vor ihren Augen vernichtet und damit vermutlich mehr zerstört als nur unsere Freundschaft. Wie sollte es ihr da schon gehen?

»Sie hält sich wacker.« Bowen richtete den Blick auf einen Punkt am dunklen Horizont. »Sie blendet alles aus. Verdrängt es«, fügte er nach einem Moment hinzu. Ein bitterer Tonfall schwang in seiner Stimme mit. »Sie will nicht wahrhaben, was uns allen bevorsteht.«

»Du redest von den Dundas und den Kelvins? Von den Sturmkriegern des Feuerclans an unseren Küsten?«

Zumindest hoffte ich, dass er das und nichts anderes mit dieser kryptischen Aussage meinte. Der Frieden zwischen den fünf Elementeclans schien so fragil wie nie zuvor zu sein, wenn man den Schriften im Archiv der MacLeods glauben konnte. Es hatte immer Konflikte gegeben. Hin und wieder offene Auseinandersetzungen oder sogar Kriege, die ganze Jahrzehnte andauerten. Doch seit dem letzten Aufstand vor mittlerweile fast dreihundert Jahren, nachdem die Clans von der königlichen Regierung gewaltsam aufgelöst wurden und nur noch die fünf Elementeclans im Verborgenen übrig blieben, hatte es immer eine Art unausgesprochenen Pakt gegeben. Ein Friedensabkommen der magischen Clans untereinander. Doch dieses Abkommen war nun massiv gefährdet.

»Nicht nur das«, erwiderte Bowen nach einer Weile. »Obwohl beide Clans etwas im Schilde führen, da bin ich sicher. Aber im Moment macht mir der Erdclan mehr Sorgen.«

»Der Erdclan?«, wiederholte ich ungläubig. »Wieso? Die MacKays sind so gut wie ausgelöscht, das hat Juliana selbst gesagt.«

»Stimmt. Und bisher war ihr Chief auch nur eine Marionette der anderen Mitglieder des Tribunals. Doch nun, da das Tribunal nicht mehr existiert, ist er zu einer unbekannten Variablen geworden. Die Kelvins wollen das Land der MacLeods. Die Dundas wollen Macht. Die MacLeods wollen …«

»Einfach nur überleben?«, warf ich bissig ein. »Ohne dass uns irgendjemand ausrotten will.«

Bowens Mundwinkel hoben sich, aber es war ein bitteres Lächeln. »Tja, und meine Familie genießt es, ausnahmsweise in einer völlig neutralen Position zu sein und sich aussuchen zu können, ob und wenn ja, mit wem sie sich verbünden will«, fuhr er fort. »Aber was wollen die MacKays? Was hat ihr Chief vor, jetzt, da ihm niemand mehr vorschreibt, was er denken, sagen und wie er handeln soll?«

Ich biss die Zähne zusammen und zwang mich zur Geduld. Dazu, ihm in Ruhe zuzuhören, bis er fertig war.

Und scheiterte.

»Worauf willst du hinaus? Willst du damit etwa andeuten, Bartholomew MacKay könnte plötzlich gegen einen anderen Clan in den Krieg ziehen? Warum? Und mit welcher Armee?«

Bowens Blick war kalt. »Mit welcher Armee haltet ihr die Kelvins an euren Küsten in Schach?«