Survival für Anfänger - Thomas Gast - E-Book

Survival für Anfänger E-Book

Thomas GAST

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Beschreibung

Survival für Anfänger. Ihr treuer Weggefährte, mit dem Sie für jeden Notfall bestens gewappnet sind! Eine gute Vorbereitung ist vermutlich in jeder Lebenslage hilfreich und sorgt nicht nur für ein bestmögliches Gelingen, sondern auch gleichermaßen für mehr Selbstbewusstsein. Die heutigen Generationen verfügen nicht mehr über die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten, um in einem Notfall angemessen handeln und überleben zu können. Dies beginnt schon bei einfachen Aspekten wie den notwendigen Vorräten für den Ernstfall, doch umfasst unter anderem auch das Finden und Zubereiten von Nahrungsmitteln in der Wildnis. Der renommierte Survival-Experte und Autor Thomas Gast kennt die Herausforderungen und Tücken des Survivals wie kein Zweiter, denn unter anderem kann er auf einen beeindruckenden Erfahrungsschatz von rund 17 Jahren in der Fremdenlegion zurückgreifen. In diesem exzellent strukturierten Werk gibt er seine unbezahlbare Expertise an Sie weiter und lehrt Sie Schritt für Schritt und besonders einsteigerfreundlich, wie Sie sich erfolgreich für den Ernstfall wappnen. Sie erhalten alle erforderlichen Informationen sowie praxiserprobte Methoden und Techniken für das Überleben fernab von jeglicher Zivilisation und Fremdversorgung. Unter anderem umfasst dies das richtige Mindset, die Notfallausrüstung, die immer bereitstehen sollte, sowie das bestmögliche Vorgehen in der freien Natur. Dieses Buch enthält unter anderem: - Die wichtigsten Grundlagen und Informationen für den Survival-Notfall - Ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitungen praxiserprobter Überlebensmethoden und -techniken - Die umfangreiche Expertise des renommierten Survival-Experten Thomas Gast - Die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten, über die jeder Mensch in einer solch turbulenten Zeit verfügen sollte - Zahlreiche weitere hilfreiche Tipps, Tricks und wertvolles Hintergrundwissen für den Ernstfall - Und vieles mehr! Dieses Buch ist perfekt für Sie geeignet, wenn: - Sie möchten sich bestmöglich auf den Ernstfall vorbereiten und nichts dem Zufall überlassen - Sie suchen einen ausführlichen und leicht verständlichen Survival-Ratgeber, der keine Fragen offenlässt - Sie sind besorgt wegen der momentanen turbulenten Zeiten und möchten sich absichern, falls die Lage sich weiter zuspitzen sollte - Sie möchten sich und Ihre Liebsten um jeden Preis schützen und versorgen Mit diesem Buch bereiten Sie sich gewissenhaft auf den Notfall vor. Werden auch Sie zum Survival-Experten!

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort
Warnhinweis und Haftungsausschluss
Einleitung
Grundsätze
Die Vorteile von Überlebenstraining
Nimm den Kampf an – oder welche Faktoren für das Überleben notwendig sind
Unser Mindset. Deine psychische und physische Vorbereitung/Verfassung
Die Natur und du
Ausrüstung
Das Notfallset
Flucht. Fluchtrucksack
Dein persönlicher Fluchtrucksack
Verstecke
Dein Equipment
Das Outdoor-Survival-Kit
Dein Werkzeug
Dein Biwak-Trio und mehr
Deine Verpflegung
Essgeschirr und -besteck
Welcher Rucksack und wie er gepackt wird
Welche Schuhe?
Lauf nicht mit den Füßen, sondern lauf mit dem Kopf! So bereitest du dich auf einen langen Fußmarsch vor
Die richtige Planung bei Gruppenvorhaben
Feuer
Wasser finden, Wasser aufbereiten
Erste Hilfe in einer Real-Survival-Situation / oder warum dein Bauchgefühl wichtig ist
Grenzsituationen, Krisen, Konflikte, Notfallnahrung & Co. (Kämpfen, um zu überleben.)
IN DER KRISE UND BEI KONFLIKTEN: Als Journalist oder Reporter im Einsatz
Notfallnahrung und Equipment bei einem drohenden Konflikt (Krieg)
Dein Haus für einen möglichen Konflikt vorbereiten
Waffen zur Selbstverteidigung bauen
Schnitzel im Wald, Wildpflanzen und andere Eiweißspender
Fallenbau
Tierfallen
Tiere schlachten
Verschollen, was tun?
So entkommst du einem Suchhund
Wie schütze ich mich vor einem bissigen Hund?
Orientieren im Gelände
Große Kälte, Schnee und Eis
Meine Top 12 Gebote
Fortbewegung
Schutz gegen die Kälte und Kälteeffekte
Unterkunft / Unterschlupf
Die Bekleidung
Weitere Tipps
Wüste
Urwald
Generelles
Deine Dschungelausrüstung
Richtiges Campen im Urwald. Mögliche Flucht
Im Urwald richtig marschieren
Schlangen
Schlusswort

© Thomas Gast

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung bedarf der ausschließlichen Zustimmung des Autors. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Verwertung, Übersetzung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:[email protected]

ISBN Print: 978-3-96967-211-2 ISBN E-Book: 978-3-96967-212-9

Originale Erstausgabe 2022 © by Eulogia Verlags GmbH

Eulogia Verlags GmbH Gänsemarkt 43 20354 Hamburg

Lektorat: Ramon ThorwirthSatz und Layout: Tomasz DębowskiUmschlaggestaltung: Aleksandar Petrović

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Bevor du dieses Buch liest, denke daran, dass wir Brüder sind. Brüder, vereint im selben Kampf: Brüder, die wissen, dass der Kampf nur gewonnen werden kann, indem wir ihm uns tapfer stellen. Schauen wir dem Teufel gemeinsam und ohne Angst ins Gesicht.

(Thomas Gast)

Übe dich jede Woche deines Lebens einmal in Sachen Bushcraft. Du musst die Natur spüren, um das Leben zu spüren. Entferne dich von Alkohol, gehe auf Distanz zu Drogen, geh weg vom sinnlosen hin zum Sinn. Verplempere deine Lebenszeit nicht mit Bullshit. Natur heißt Wahrheit. Quäle deinen Körper mit Wahrheiten, quäle dich, quäle dich und nochmal: Quäle dich! Nur so findest du deinen persönlichen Existenzsinn. Schau jeden Morgen in den Spiegel. Wenn dir gefällt, was du siehst: Gut. Gefällt es dir nicht, dann schrei. Schrei deine Wut und dein Unvermögen hinaus in die Welt. Schrei dich an und sag: Da stimmt was nicht mit mir! Danach pack deinen Rucksack und geh in den Wald. Komm erst zurück, wenn der Prozess der Mannwerdung und der Selbstfindung begonnen hat.

(Thomas Gast)

Vorwort

Ausgangspunkt für die meisten der im Buch gezeigten Techniken, Tipps und Anwendungen sind meine persönlichen Erfahrungen damit und die Annahme, dass Menschen, allein oder in der Gruppe, sich plötzlich in Extremsituationen wiederfinden. Bringe ich Beispiele aus der Geschichte, so sind diese wahr und belegt. Einige meiner Ansichten oder Vorgehensweisen in bestimmten Situationen mögen schockieren, doch ich weise darauf hin: Sie haben sich bewährt! Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.

(Der Autor.)

Bevor ich begann, dieses Buch zu schreiben, stellte ich mir die Frage: Sollte es tatsächlich ein weiteres Buch mit dem Thema Survival geben? Die Frage war berechtigt, denn der Markt war überlaufen und Survival-Standardwerke gab es bereits mehr als genug. Doch dann wurde mir gesagt, dass viele dieser Standardwerke von Männern geschrieben wurden, die nicht halb so viel Hintergrundwissen und Erfahrung in Sachen Überleben aufweisen konnten wie ich. Also machte ich mich an die Arbeit. Und vor allem, ich erinnerte mich …

— — —

1987, Camp Szuts – DER RAID.

Antreten!

Stockdunkle Nacht. Es regnet. Im Kampfanzug stehen die Männer stramm. Nach einem kurzen Appell hasten sie im Laufschritt runter zu den Pirogen. Bevor sie einsteigen, werden sie gefilzt. Alles, was nur im Entferntesten mit Ausrüstung, Equipment oder Nahrung zu tun hat, wird ihnen weggenommen. Messer, Waffen, Schnüre, Seile, Decken, Hängematten, Kerzen, Feuerstahl, Streichhölzer, Feuerzeuge: Nichts darf mit. Auch kein Tabak. Die Schnürsenkel der Kampfstiefel sowie die Gürtel der Hosen werden herausgenommen. Die Hände auf dem Rücken gefesselt, bekommen sie einen Jutesack über den Kopf gezogen und schon geht es los Richtung Mataronifluss, und von dort aus, einem kleineren Seitenarm folgend, immer nach Süden. Dorthin, wo die ewig grüne Hölle wartet.

Ausgesetzt! Einer nach dem anderen verlassen sie die Piroge. Sie verschmelzen mit dem Gelände und es ist ihnen strikt verboten, das Terrain zu verlassen. Ihr Auftrag? Eine Woche überleben! Es ist ein Drop and Forget. Niemand kommt zurück, um zu helfen. Höchstens um nachzusehen, dass nicht gemogelt wird. Es gibt kein Backup Team, kein Netz, keinen doppelten Boden. Das Terrain ist schlangenverseucht. Der Buschmeister oder die Lanzenotter lauern im Gebüsch. Von einer der beiden Schlangen gebissen zu werden, wäre fatal, denn es gibt keinen Arzt, kein Gegengift, kein Pardon. In den Creeks tummeln sich giftige Rochen, Anakondas, schwarze Kaimane lauern unter der Oberfläche. Berührst du einen der bunten Pfeilgiftfrösche mit bloßen Händen, ist dein Leben nichts mehr wert. Es regnet gefühlte 360 Tage im Jahr. Wie schütze ich mich vor dem Regen? Wie mache ich ein Feuer? Muss ich das Wasser filtern oder kann ich es ungefiltert trinken? Wo finde ich Nahrung und wie bereite ich sie zu? Diese Fragen gehen den Männern von nun an ständig durch den Kopf. Sie müssen sich ihnen in der Praxis stellen. Der größte Gegner jedoch, soll sich erst im Laufe der kommenden Stunden und langen einsamen Nächten zeigen. Es ist der innere Schweinehund.

Was tun, wenn mein Körper noch könnte, der Kopf aber längst nein sagt, weil der Wille fehlt?

Nach sieben Tagen kehren die Ausbilder zurück. Die Lehrgangsteilnehmer – müde, nass, hungrig – je nachdem, wie gut sie Gelerntes umgesetzt haben oder nicht, bekommen sie einen Teil ihrer Ausrüstung zurück. Sie müssen ihr Lager, meist eine aus Palmblättern errichtete behelfsmäßige Unterkunft, niederreißen und jegliche Spuren ihres Aufenthaltes verwischen. Es gibt eine knackige Lageeinweisung und einen Auftrag. Um ihn ausführen zu können, muss zunächst der Fluss überquert werden. In aller Hast wird ein Floß gebaut, eine dreitägige Durschlageübung beginnt. Sich im Gelände zu orientieren ist jetzt Thema. Und ja nicht in einen Hinterhalt laufen! Gut getarnt auf im ewigen Schatten liegenden Pfaden hat der Gegner Menschenfallen ausgelegt. Sie zu kennen und anzufertigen erfordert Wissen. Um sie im Gelände zu finden und zu umgehen oder um sie zu neutralisieren (bzw. um sie zu entschärfen), bedarf es höchster Konzentration, doch all das, und vieles mehr, haben die Männer gelernt. Die Stunde der Bewährung ist gekommen.

Ich war einer dieser Männer. Während ich das vorliegende Buch schrieb, kam die Erinnerung an diesen Raid peu à peu zurück. In den Jahren zwischen 1985 und 1987 ins dritte Regiment der Fremdenlegion abkommandiert, verbrachte ich mehr als 400 Tage im Dschungel und etwa ein Drittel der Zeit davon im Camp Sutzs an der Dschungelkampfschule, kurz CEFE. Diese Ausbildungsstätte, Referenz und Lehrmeister in Sachen ‚Kampf im Dschungel‘ und ‚Überleben‘ (SURVIVAL) – nicht nur für Fremdenlegionäre, sondern auch für Spezialeinheiten verbündeter Streitkräfte wie z. B. KSK, US-Marines, Navy Seals – befindet sich in Régina, am Ufer des Approuague. Am Zentrum, wie wir Legionäre das CEFE kurz nennen, geht es hart zu. Wer von hier wieder heil in seine Heimat oder ins Quartier zurückkehrt, hat die Hölle besucht. Diese Hölle habe ich zunächst als Lehrgangsteilnehmer, später aber auch als Ausbilder erleben dürfen.

Einige Jahre später ging es mit meiner Einheit zu einen Kommandolehrgang in Mont-Louis. Dort, in der Zitadelle, Teil der Festungsanlagen von Vauban, absolvierte ich einen Lehrgang in Sachen ‚Leben und Überleben‘ im Milieu Winter. Der Lehrgang fand im Februar in den Pyrenäen in 1650 Metern Höhe statt. Vorausgegangen war ein Lehrgang in Dschibuti am CECAP. Hierbei handelte es sich um eine Ausbildung in Überlebenstechniken im Milieu Wüste. 1995 und 1997 folgten Überlebenslehrgänge in Gabun / Westafrika am CEFOGA. Nicht zu vergessen wäre das Jahr 2014 mit einem Lehrgang am CETIS in l‘Estaque, bei Marseille. Für meine zukünftigen Abenteuer im Bereich der Private Security musste ich hier ein Überlebenstraining Milieu Meer / See absolvieren. Aus all diesen Lehrgängen (und nicht wenigen scharfen Einsätzen) schlau geworden, nahm ich Wissen mit. Wissen, welches ich dir, lieber Leser, gerne zusammengefasst und zum besseren Verständnis vereinfacht zur Verfügung stelle. Dank gehört an dieser Stelle meiner lieben Frau Diana. Lange Stunden am PC gruben einen kleinen Graben zwischen mich und den Rest der Familie. Mit Hingabe und Geschick baute Diana die notwendigen Brücken zwischen den Kindern und ihrem Vater. Dank gehört auch der Légion étrangère, für mich Lehrmeister, Ratgeber und rote Linie. Viel Spaß bei der Lektüre und denk daran: Du hast nur einen Auftrag – Überleben!

Warnhinweis und Haftungsausschluss

Sämtliche Inhalte dieses Buches sind nur im absoluten Notfall anzuwenden, um das eigene Überleben zu sichern. Autor und Verlag übernehmen keinerlei Haftung für eventuelle Schäden, egal welcher Art, die durch das Anwenden oder das Nichtanwenden der im Buch beschriebenen Techniken im Allgemeinen oder durch das falsche und missbräuchliche Anwenden derselben im Speziellen entstehen könnten. Bestehende Gesetze, insbesondere bezüglich der Flora und Fauna, müssen stets gewissenhaft befolgt werden. Bei Zuwiderhandlungen durch den Leser sind Rechts- und Schadenersatzansprüche gegenüber dem Autor oder dem Verlag ausgeschlossen.

Einleitung

… mein größter Feind war die Angst!

Ziel dieses Buches ist es, Menschen, ob jung oder alt, auf das schrecklichste Szenario vorzubereiten, das wir uns vorstellen können: den Real Survival. Die Rede ist vom Ernstfall. Vom Mindset und der körperlichen Fitness bis hin zu den wohl wichtigsten Überlebenstechniken werden hier alle Bereiche abgedeckt, die uns dem Ziel ÜBERLEBEN näherbringen. Da ich nichts dem Zufall überlassen möchte, beginne ich in meine Ausführungen an der Basis, wobei im Laufe der einzelnen Kapitel das technische Know-how progressiv gesteigert wird. Das macht, dass das Buch für Anfänger ebenso geeignet ist wie für Fortgeschrittene. Dem Titel zum Trotz befasst sich dieses Buch mit einer Mischung aus Bushcraft und Real Survival. Spätestens jetzt ist es angebracht, die Spreu vom Weizen zu trennen und den Begriff Survival genauer zu definieren. Fast immer, wenn über Real Survival gesprochen wird, taucht ganz am Rande auch der Begriff Bushcraft auf. Zwei unterschiedliche Begriffe für eine Sache? Nein! Bushcraft und Real Survival sind so unterschiedlich wie Sonne und Mond. Bei uns ist es fälschlicherweise üblich Bushcraft zu exerzieren und dem Ganzen den Stempel Survival aufzudrücken. Internet und YouTube verzerren die Realitäten. Der klärende Satz wäre: Wer lange und oft genug Bushcraft betreibt, hat möglicherweise eine höhere Chance in einer Real-Survival-Situation mit dem Leben davon zu kommen. Was beide Oberbegriffe gemeinsam haben, sind die vier Bedürfnis-Pfeiler: Feuer, Wasser, Nahrung und Shelter. Damit ist aber auch schon Schluss. Wenn wir uns ein Beispiel von Real Survival genauer ansehen, stellen wir fest, dass die Nahrungsbeschaffung eine untergeordnete Rolle spielen kann, bei Bushcraft dieselbe jedoch essenziell ist. Beim Real Survival kann Feuermachen wichtig sein, bei Bushcraft gehört es einfach dazu. Während Bushcraft ohne Shelter und Wasser kaum denkbar ist, kann beim Real Survival gerade der Shelterbau so unnütz sein wie ein Kropf. Findet das Durchschlagen, das Ausweichen, das Verstecken und das Überqueren von gefährlichen Hindernissen bei Bushcraft kaum Beachtung, so kann einen das fehlende Wissen darüber in einer Real-Survival-Situation das Leben kosten, so einfach ist das. Doch stellen wir mal Bushcraft und Real Survival gegenüber und verwenden jeweils eine Handvoll Stichworte dafür. Ich denke, dass mein Anliegen damit deutlicher gemacht wird.

BUSHCRAFT: Angenehmes Szenario. Freiwillig. Selbst herbeigeschaffte Situation. Vorhersehbar. Geplant. Unter normalen Umständen kaum lebensbedrohlich. Erreicht man sein Ziel nicht oder läuft etwas schief, bricht man die Zelte ab und geht einfach nach Hause. Der Wille zum Überleben spielt eine absolut untergeordnete Rolle. Es ist unter Umständen immer jemand erreichbar, der helfen kann, (Handy am Mann, Auto in der Nähe abgestellt, Arzt oder gar Backup Team nicht weit weg) ganz dem Motto treu: Männer Pause, Kamera aus, wir lösen erstmal das Problem. Problem gelöst. Kamera wieder an! Bei Bushcraft werden die eigenen Fähigkeiten, die Natur und ihre Ressourcen dazu benutzt, um freiwillig, oft auch über längere Zeit hinweg, Outdoor in einer selbst gewählten und relativ gut ertragbaren Komfortzone zu verbringen. Der gepackte Rucksack mit den selbst gewählten eigenen sieben Sachen ist immer dabei. Es werden nur die Sinne abgerufen, die für den anliegenden Part notwendig sind.

REAL SURVIVAL: Worst-Case-Szenario. Unfreiwillig. Völlig unvorhersehbar. Nicht geplant. Absolut lebensbedrohlich, kann nicht abgebrochen werden. Es ist ein vom eigenen Willen unabhängig entstandener Notfall oder es stellt zumindest ein großes Problem dar. Dieses lebensbedrohliche Problem kann meist nur gelöst werden, indem ich es schaffe, zur Zivilisation zurückzukommen (Notion Durchschlagen, sich verstecken, Ausweichen, Überwinden von gefährlichen Hindernissen). Ohne das Mindset Ich will überleben, stirbst du womöglich. Die hohe psychische Belastbarkeit, ein gestählter Körper und der stark ausgeprägte Überlebenswille sind Zünglein an der Waage. Du bist in der Regel auf dich allein gestellt, niemand kommt, um dich herauszuholen. Eine Komfortzone gibt es nicht. Da du nicht damit rechnest, in eine Real-Survival-Situation zu kommen, hast du meist keine Überlebenstools oder Equipments am Mann. Es werden alle Sinne und Gefühle abgerufen, die du in dir trägst. Auch die, die bei Bushcraft eigentlich nie ins Spiel kommen. Unter anderem: Die Angst! Selbst wenn Real Survival simuliert wird, ist und bleibt es dennoch nur Bushcraft, denn während der Simulation können wir den Prozess in jeder Phase und zu jeder Zeit beenden. Beenden wir in einer Real-Survival-Situation den Prozess, dann sterben wir oder erleiden dauerhafte Schäden am Körper und im Geist. Nichtsdestotrotz können ein Bushcraft-Vorhaben, ein normaler Ausflug oder eine Situation mitten aus dem alltäglichen Leben immer und zu jeder Zeit zu einem Real Survival ausarten. Hier ein Beispiel dafür.

Zu Beginn des Jahres 2021 stürzte der Brasilianer Antonio Sena mitten im Amazonaswald mit seiner Cessna ab. Im Umkreis von zweihundert Kilometern gab es keine Ortschaft. Das Terrain gehört zu den menschenfeindlichsten, unwirtlichsten Gegenden der Erde. Vor dem Crash konnte er einen Notruf absetzen. Bevor die Cessna Feuer fing, Sena hatte 600 Liter Öl an Bord, schnappte er sich ein Taschenmesser, eine Taschenlampe sowie eine Schachtel Streichhölzer und sprang aus der Maschine. Den Absturz überlebte er, aber dafür musste er durch die Hölle. In einem einmonatigen Überlebenskampf, der ihn durch schlangenverseuchte, für Menschen unzugängliche Gebiete führte, erlebte Sena seinen Real-Survival-Alptraum hautnah. Emotional am Boden zerstört, so sagte Sena hinterher, war es das einzige Mal in seinem Leben, dass er dachte, dass er da vielleicht nicht mehr rauskomme und dort sterben müsse. Er sagte sich aber auch, und das ständig: Nein. Mein Leben darf nicht hier und so enden! Da er davon ausging, dass Rettungsteams schnell nach ihm suchen würden, verblieb er zunächst ganz in der Nähe des brennenden Wracks. Als ihm aber klar wurde, dass man ihn durch die dichten Baumkronen nicht sehen und selbst ein Hubschrauber an dieser Stelle nicht landen konnte, marschierte er los. Achtunddreißig Tage lang lief er immer in die Richtung, von der er wusste, es ist Osten.

… Er wusste es! Man sieht an diesem Beispiel, wie wichtig es ist, sich im Gelände orientieren zu können.

Dabei ernährte er sich hauptsächlich von Vogeleiern. Sena wusste auch, dass Jaguare ihrer Beute am Boden und meist in Wassernähe auflauerten. Deshalb schlief er nachts teilweise auf hohen Bäumen. Einmal weg vom Fluss, schlief er am Boden, wo nachts ihm völlig unbekannte Insekten über ihn hinweg krabbelten. Müde, hungrig und schlapp studierte er das Verhalten der Klammeraffen. Sie aßen Früchte, die er noch nie gesehen hatte. Wenn Affen diese Früchte essen können, so sagte er sich zu Recht, dann kann ich das auch. Er aß und überlebte. Nach mehr als einem Monat, Sena hatte inzwischen 25 Kilogramm Körpergewicht verloren, gelang es ihm zur Zivilisation zurückzukehren. Was er erzählte, war erstaunlich. Er teilte seinen Rettern mit, dass er nicht so viel Angst davor hatte zu verdursten, zu verhungern oder Opfer eines Jaguars zu werden. Vielmehr hatte er große Angst vor der Angst selbst. Sie war sein täglicher Begleiter. Erst als er den Mechanismus der Angst und was Angst mit ihm anzustellen vermochte, erforscht hatte, wusste er, er würde überleben. Senas wohl wichtigste Aussage zum Schluss seines Abenteuers war folgende: Der Dschungel war nicht mein größter Feind, sondern die Angst!

Grundsätze

Die Vorteile von Überlebenstraining

Weißt du vorher schon, wann du in eine Notsituation gerätst? Sicher nicht. Und wenn es passiert – zu einem völlig unpassenden Zeitpunkt natürlich – wie gehst du damit um? Könntest du eine lebensbedrohliche Situation meistern? Wenn du jetzt mit ‚na klar‘ antwortest, hast du schon zwei Mal gelogen. Fakt ist, du weißt es nicht, denn das weiß niemand. Die möglichen Szenarien variieren von ‚völlig krass, aber machbar‘ über ‚lebensbedrohlich, könnte man aber gerade noch schaffen‘ bis hin zu ‚mit hundertprozentiger Sicherheit kein Ausweg möglich.‘ Eine Wanderung mit der Familie auf Europas schönstem Wanderweg, dem GR-20, ist vielen schon zum Verhängnis geworden. Zu viert los, allein überlebend zurück. Ich war Zeuge davon und suchte tagelang mit Hilfskräften nach Überlebenden, die längst tot waren. Ein harmloser Flug mit dem Helikopter kann zum Drama, eine Überfahrt mit der Fähre von A nach B zum Alptraum werden. Du bist nie in Sicherheit. Selbst in den eigenen vier Wänden nicht. Unter gewissen Bedingungen aber müsste man zugeben: Gut! Alles ist da, die Survival-Suppe ist angerührt, der uneingeladene Gast kann kommen. Natürlich heißt der Gast ‚Real Survival‘ oder ‚unser persönliches Worst-Case-Szenario‘. Auf den Inhalt der Kasserolle kommt es also an. Ich möchte nicht um den heißen Brei herumreden. Um zu überleben, benötigst du – WISSEN – ERFAHRUNG – TRAINING – MENTALE UND KÖRPERLICHE VORBEREITUNG. Und ein Quäntchen Glück. Aus Erfahrung weiß ich, dass eine weitere Komponente niemals fehlen darf. Ein gestählter Körper. Es gibt da einen Spruch, der sagt ‚Quäle deinen Körper, sonst quält dein Körper dich.‘ Ich würde ihn dahingehend erweitern, indem ich die Psyche einbeziehe. Das sähe dann so aus. Quäle Körper und Geist, damit du Tag X überlebst! Mit anderen Worten, sei immer bereit. Wie du dich auf täglicher Basis vorbereiten kannst? Easy. Beziehe einfach Dinge in deinen Alltag mit ein, die deinen Körper und deine Psyche auf das Worst-Case-Szenario einstellen. Das hört sich schwer an, ist aber einfach zu realisieren. Du musst einkaufen? Dann fahr nicht mit dem Auto, sondern schnapp dir einen kleinen Rucksack und jogge zu Aldi, Lidl & Co. Du hast bis zu deiner Arbeitsstelle nur 15 Kilometer? Fahr mit dem Rad. Sag deiner Frau einmal in der Woche, sie soll dich nachts ohne Equipment 10 Kilometer tief in den nächsten Wald fahren, Tür auf und Tschüss. Versuche heimzufinden, indem du intuitiv die richtige Richtung einschlägst, ohne dabei feste Wege zu benutzen. Lege einmal in der Woche einen Fastentag ein und übe dich mindestens zwei Mal im Monat in Sachen Bushcraft und Outdoor. Suche bewusst die Konfrontation mit den Gezeiten: Kälte, Nässe, Wind, Nebel, Dunkelheit. Aber auch mit Aspekten wie Alleinsein, Isolation, Angst, Hunger und Durst. Nur wenn du all diese Seiten am eigenen Körper schon verspürt hast und Unbequemlichkeiten hegst und pflegst wie eine gute Freundschaft, räume ich dir Chancen ein, eine Real-Survival-Situation gut zu überstehen. Warum das Überlebenstraining wichtig ist? Ein Satz bringt es auf den Punkt.

• Um alle Chancen auf deine Seite zu bringen.

Gerne füge ich hinzu, um zu verstehen, wie du funktionierst, damit es, kommt der Tag X, keine Überraschungen gibt. Ein gutes Überlebenstraining verknüpft Dinge miteinander, die in unseren Zeiten keine Selbstläufer mehr sind. Über sich hinauswachsen. Abenteuer hautnah erleben. Durch die Bewegung im Freien körperliche Fitness praktizieren. Schnelle Reflexe üben. Solide Nerven beweisen. Den Sinn für die Natur wiedererkennen. Mit der Natur im Gleichklang vibrieren. Doch mehr als das: Du entdeckst neue Seiten deiner Persönlichkeit. Möglicherweise stellst du fest, dass du, abhängig von Komfort und Technologie, bisher sehr oberflächlich gelebt hast. Dass du mutiger bist, als du ahntest. Wenn du dich regelmäßig gewissen Szenarien unterwirfst, lernst du nicht nur, was Angst mit dir anstellt, sondern auch, wie du die Angst zu deiner schärfsten Waffe machst. So etwas vor dem Worst-Case-Szenario einer Real-Survival-Situation zu wissen, halte ich für klug.

Wir können unseren Körper mit etwas Fitness drei oder vier Mal die Woche quälen oder wir können es lassen. Unterlassen wir es, verkümmern die Muskeln, wir werden unbeweglich, steif und krank. Genauso verhält es sich mit unserer geistigen Flexibilität. Manche vegetieren mental dahin. Handy, Fernseher und Videospiele übernehmen ihre Denkprozesse beziehungsweise suggerieren, was gedacht werden soll und was nicht. Eigenes Denken verkümmert. Unser Körper und unser Geist sind eine unzertrennliche Einheit. Pflegt man beide, erhält man ein gesundes, rundes Mental-Kraftpaket, welches uns bis ins hohe Alter Freude und Anerkennung bringt. Die Vorteile der körperlichen Bewegung und des eigenen Denkens liegen klar auf der Hand. Wir werden älter als andere Menschen. Das gesunde Zusammenspiel beider Komponenten befähigt uns, Gefahren blitzschnell zu erkennen und ihnen geschickt auszuweichen. Um uns aus der Bahn zu werfen, wenn Körper und Geist perfekt harmonieren, muss schon viel kommen.

Das gilt für alle Lebensbereiche. Es gibt eine alte Soldatenweisheit, die da sagt: Wer schneller schießt und besser trifft, bleibt Sieger. Schneller schießen und besser treffen und somit Sieger sein? Ja! Das geht aber nur, wenn du fleißig trainierst. Wenn du als Soldat viel Zeit damit verbringst, den Umgang mit der Waffe zu üben, wenn du marschierst, den Kompass in die Hand nimmst, dich mit Optronik und Fernmeldegeräten auseinandersetzt, an Manövern teilnimmst und ständigen Drill über dich ergehen lässt. Drill spart Blut. Auf Deutsch: Du überlebst. Wenn wir uns drei oder vier Mal im Monat allgemeinen Outdooraktivitäten wie Bushcraft oder einem geplanten, gut überdachten Überlebenstraining ganz bewusst hingeben, kann uns das Real Survival mal.

Nimm den Kampf an – oder welche Faktoren für das Überleben notwendig sind

3 Minuten ohne Atemluft, 3 Stunden ohne Schutz vor Kälte bei Unterkühlung, 3 Tage ohne Trinkwasser und 3 Wochen ohne Nahrung: Aus die Maus!

Ich denke, in einer Sache sind wir uns einig. Um zu überleben, benötigen wir Wasser, was zu essen, die richtige Temperatur und Luft beziehungsweise Sauerstoff. Sicher wirst du die Grenze von drei Minuten ohne Atemluft kaum knacken. Bist du länger als drei Stunden extremen Temperaturen ausgesetzt, erfrierst du oder trocknest aus wie Dörrobst.

Ohne etwas Essbares kann ein Mensch im Durchschnitt dreißig Tage auskommen, wobei hier die Messlatte sehr hoch liegt bei 116 Tagen. Durst ist immer um ein Vielfaches schlimmer als Hunger: Ohne Flüssigkeit stirbt der Mensch sehr schnell, es ist oft nur eine Frage von Tagen. Wir sehen, es gibt viel zu tun. Als Ex-Soldat mit nicht wenigen Einsätzen rund um den Globus verwundert es mich jedoch, dass fast alle sogenannten Survival-Experten all dies immer wieder und nochmal predigen, eines aber absolut nicht auf dem Schirm haben. Die Gefahr, die vom Menschen ausgeht! Die Rede ist von physischer (körperlicher) Gewalt. Eine Kugel tötet innerhalb einer Sekunde. Ein gut geführter Messerhieb in drei Sekunden. Ein gut gezielter Fausthieb schafft das wohl ebenso schnell. Der Faktor, der hier für das Überleben notwendig ist?

Menschen, und somit diesen Gefahren, ganz gezielt ausweichen!

An allen geeigneten Stellen des Buches werde ich aufzeigen, wie man sich schützt beziehungsweise wie man sich dem Zugriff durch böse Menschen entzieht. Auch in Krisen und während eines militärischen Konfliktes. Wir halten fest: Das Überleben einer Real-Survival-Situation ist in erster Linie davon abhängig, wie ich mich verhalte, wie stark mein Wille ist und über welche Mittel und Erfahrung ich verfüge.

Adrenalin – Unser Verhalten.

Die richtigen Aktionen im richtigen Moment und in der richtigen Reihenfolge können unser Überleben sichern. Die meisten Menschen werden Opfer von Panik, wenn sie sich von jetzt auf gleich in einer Real-Survival-Situation wiederfinden und feststellen, dass es plötzlich ums Ganze geht. Jetzt falsche Prioritäten setzen, erschwert unser Überleben. Ein mögliches Szenario:

Dein Flugzeug ist abgestürzt. Wie der Brasilianer Antonio Sena findest du dich als einziger Überlebender im Dschungel wieder. Das Flugzeugwrack, aus dem du gerade herausgekrochen bist, schwelt, es riecht nach Rauch.

Die richtige Aktions- Reihenfolge wäre nun.

• Kopfarbeit, handeln, Bilanz ziehen.

Die erste Phase, das Nachdenken und somit das Einleiten einer folgerichtigen Handlung, beansprucht nur einige Sekunden. Überlege blitzschnell, wovon jetzt die größte Gefahr für dich ausgeht. Wir sind uns einig. Das Flugzeug könnte womöglich explodieren. Die richtige Aktion wäre, sich sofort in Sicherheit zu bringen. Warte nicht. Da du davon ausgehst, ja dir fast sicher bist, dass es keine weiteren Überlebenden gibt, musst du dir um andere keine Gedanken machen. Du bist unverletzt? Gut! Steh auf und laufe um dein Leben. Merke dir die Richtung, entferne dich vom schwelenden Wrack – da der Urwald an dieser Stelle sehr dicht ist, müssten 200 Meter genügen – und setze dich dann hin. Du wirst feststellen, dass du am ganzen Körper zitterst. Das ist völlig normal, denn du bist vollgepumpt mit Adrenalin. Deine Energiereserven werden mobilisiert, deine Leistungsbereitschaft gesteigert. Warte einige Minuten. Atme dabei tief durch, gerne auch sehr geräuschvoll, wenn dem nichts entgegenspricht (Achtung: Gefahren, die von Menschen ausgehen). Behalte einen klaren Kopf, du musst jetzt in der Realität im Hier und Jetzt bleiben, deswegen: Verneine deine Situation nicht, sondern nimm sie an. Lasse blitzschnell Revue passieren, was eigentlich passiert ist und was du gerade unternommen hast. Insofern keine akute lebensbedrohliche Situation mehr vorherrscht, geh dazu über Bilanz zu ziehen. Bist du vielleicht doch verletzt? Check das bitte. Nein? Alles gut. Weiter. Was habe ich am Mann? Über welche Tools verfüge ich? Du fühlst dich nackt? Bist du aber nicht! Breite alles, was du hast vor dir am Boden aus. Aha: Wir haben ein Portemonnaie. Darin sind unter anderem drei Kreditkarten. Ein Schlüsselbund. In deiner rechten Beintasche finden sich ein Schweizer Taschenmesser, ein Smartphone, ein Kugelschreiber und ein loses, zerknülltes Stück Papier. Doch das ist nicht alles. Du hast den Gürtel und die Schnürsenkel vergessen. Kleinigkeiten? Du irrst schon wieder! Es sind deine Waffen. Es ist dein Equipment. Diese Kleinigkeiten können wesentlich zum Überleben beitragen. Vom Prinzip her ist die hier angewandte Entscheidungsfolge auf die meisten Krisensituationen dieser Art übertragbar. Es könnten je nach geografischer Lage, Jahreszeit oder persönlichem Umfeld andere Parameter ins Spiel kommen. Fällt mein Flugzeug im Urwald vom Himmel oder geschieht dasselbe im Winter in den Pyrenäen? Finde ich mich plötzlich nur mit Jeans und T-Shirt bekleidet in der afrikanischen Steppe wieder oder im vereisten Lappland bei minus 23 Grad? Wir beenden das Gedankenspiel hier, kommen aber im Verlauf des Buches auf all diese Möglichkeiten zurück, um zu sehen, wie es für dich gegebenenfalls weitergehen könnte.

Unser Mindset. Deine psychische und physische Vorbereitung/Verfassung

Survival ist im Kern eine mentale Fähigkeit. Willenskraft und ein klarer Kopf helfen zu überleben. Angst und Panik vernebeln die Gedanken und erschweren Entscheidungen.

(Thomas Gast)

Eine Real-Survival-Situation zu überleben, erfordert von uns viel mehr und viel Wichtigeres als nur das Wissen und die Erfahrung darüber, wie ich ein Feuer mache, wie ich den Shelter errichte, wie ich Wasser aufbereite oder wie ich ohne den Einsatz von GPS von A nach B gelange. Es gibt Menschen, Männer und Frauen, die es ohne große Erfahrung ganz einfach schafften. Sie überlebten Extremsituationen. Dann gibt es jene, die sehr wohl über sehr gute Survival-Kennnisse verfügten, diese aber nicht abriefen und einfach starben. Sie hatten es nicht geschafft. Warum das so war? Nun, erstere hatten den eisernen Willen zu überleben, letztere hatten ihn nicht. Sie hatten die wichtigste Funktion, die da heißt – Gib Niemals Auf – nicht abgerufen. Im Februar 1988 war ich mit meiner Einheit in Mont-Louis am CNEC. Die Ausbilder waren Béret Rouge, Kommandospezialisten vom 1. Choc. Wir Legionäre waren dort gern gesehene Gäste, weil die Ausbilder wussten, dass sie uns länger als andere schikanieren, härter rannehmen und bis zum Kotzen triezen konnten. Dennoch hielten wir die Klappe und mischten zu ihrem größten Erstaunen immer kräftig mit. Wir waren eben ein sehr robuster, wohl disziplinierter Haufen. Aber nur mit Disziplin und Robustheit war unser Status nicht zu erklären. Es gab da noch etwas und das war weit wichtiger. Es war diese Besessenheit niemals aufzugeben. Egal was kam, wir warfen niemals das Handtuch. Den eisernen Willen schöpften wir aus der Überzeugung, dass, wenn der Kopf einknickt, das Spiel aus und dein Leben keinen einzigen Cent mehr wert ist. Eine Durchschlageübung zum Ende des Lehrgangs zeugte von diesem Starrsinn, den man auch Überlebensinstinkt nennen kann. Stell dir vor, es ist Nacht. Und es ist eiskalt im zweistelligen Minusbereich. Du wirst mit gefesselten Händen in ein unterirdisches Labyrinth in die dunklen Gänge der Festungsanlage gebracht. Es gibt nur einen Ausgang. Du hast keine warmen Klamotten, keine Waffe, keine Ausrüstung. Alles, was man dir gab, ist ein Auftrag. Alles, was du besitzt, ist dein intakter Wille, da rauszukommen, um den Auftrag auszuführen, der da heißt: Fliehen und dich um jeden Preis zur eigenen Truppe durchschlagen. Du frierst. Du beginnst zu suchen, findest schließlich den gut versteckten Ausgang. Kaum bist du durch das Loch geschlüpft, denn mehr als ein enges Loch gibt es nicht, wirst du von festen Händen gepackt. Sie sind zu dritt. Du teilst Hiebe aus, trittst in Weichteile und steckst Hiebe und Tritte ein. Sie zwingen dich zu Boden, aber du bist robust, stemmst dich dagegen, kommst auf die Beine, trittst nochmals zu und entkommst schließlich. Nur weg von hier. Irgendwann öffnet sich der Boden unter deinen Füßen, ein Loch, eine Falle. Sie zerren dich heraus, richten dich auf, schreien dich an. Du musst dich mit dem Rücken an eine Wand stellen und langsam in die Knie gehen, sodass Waden und Oberschenkel einen rechten Winkel bilden. In dieser Folterposition wirst du ausgefragt: Wie heißt du? Von welcher Einheit bist du? Wie heißen deine Vorgesetzten und welchen Auftrag hast du? Kein Wort kommt über deine Lippen. Du zitterst, fällst nach vorne, deine Beine versagen den Dienst. Man führt dich ab, bringt dich in einen kalten, dunklen Raum. Man fesselt dich und verbindet dir die Augen. Dann legt man dich auf den Boden. Das Letzte, was du hörst, ist wie jemand die Tür geräuschvoll schließt. Nach einer Ewigkeit öffnet sich die Tür wieder. Jemand betritt den Raum. Wie heißt du? Von welcher Einheit bist du? Wie heißen deine Vorgesetzten und welchen Auftrag hast du? Du schweigst, erhältst als einzige Antwort einen brutalen Hieb in die Seite. Du hörst den anderen atmen. Dann ist es wieder still. Die Tür schließt und öffnet sich in dieser Nacht sehr oft. Plötzlich stellt jemand ein Radio neben deinen Kopf. Du hörst Musik, die von Sekunde zu Sekunde lauter wird. So laut, dass du am liebsten schreien möchtest: Aufhören, aufhören! Das Radio läuft noch eine halbe Stunde mit maximalem Volumen weiter und wird urplötzlich ausgeschaltet. Die Stille ist Wahnsinn pur, tut aber gut. Wie heißt du? Von welcher Einheit bist du? Wie heißen deine Vorgesetzten und welchen Auftrag hast du? Die Fragen sind immer gleich. Du schüttelst den Kopf, worauf die Musik wieder beginnt. Das Spiel dauert Stunden und wiederholt sich immer wieder, immer wieder. Vier Gedanken beherrschen dich. Sie heißen: Schmerz. Hunger. Durst. Kälte. Aber ein Gedanke ist stärker als alle anderen. Er heißt: Durchhalten. Überleben! Wenn du sprichst, wird man dich sofort erschießen, das ist sicher. Du bist dann nicht mehr wichtig. Genauso war es damals, doch nun zurück in die Gegenwart. Was ist passiert? Nun, die Ausbilder waren der sichere Tod, dein Dagegenhalten und dein überaus starker Wille, waren das Leben.

---ENDE DER LESEPROBE---