Te Deum - Evelyn Rheingold - E-Book

Te Deum E-Book

Evelyn Rheingold

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Beschreibung

Anno Domini 1292: Seit dem Ableben König Rudolfs I. von Habsburg besteht im Deutschen Reich Uneinigkeit über die Thronnachfolge. Zur Auswahl stehen nur zwei Kandidaten, Rudolfs Sohn Albrecht I. von Habsburg und Österreich sowie der Böhmenkönig Wenzel. Doch beide Kandidaten sind den sieben zur Königswahl berechtigten Kurfürsten nicht genehm. In dieser äußerst schwierigen Situation reitet Gerrit Herr von Greifenstein, zusammen mit seinem Cousin Rorich zur Burg Teck, um mit Herzog Konrad II. über die Unterstützung des von ihnen favorisierten Herzogs Albrecht I. von Habsburg zu beratschlagen. Als sich herausstellt, dass noch ein dritter Kandidat, Graf Adolf von Nassau, zur Wahl antreten will, entschließen sie sich, noch vor der Königswahl am 30. April 1292 nach Frankfurt zu reiten, in der Hoffnung die Mehrheit der Kurfürsten für eine Wahl des Habsburgers zu gewinnen. Auf ihrem Weg dorthin werden sie von Christina Landsberg, einer Magd des Herzogs Konrad von Teck begleitet, die Gerrit und Rorich noch vor der Königswahl, auf dessen Geheiß, nach Köln ins Beginenkonvent bringen sollen. Doch Christina scheint ein Geheimnis zu wahren. Gerrit, der sehr wohl bemerkt, dass sie etwas zu verbergen hat und auch vermutet, dass sie nicht immer bei der Wahrheit bleibt, kann sich dennoch ihrem Charme und ihrer Anziehungskraft nicht entziehen. Da geschieht auf dem Weg nach Frankfurt plötzlich ein schreckliches, unvorstellbares Unglück...

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Inhaltsverzeichnis
Vorspann
KlappentextDie AutorinImpressumTitelblatt
Roman
PrologKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32Personenverzeichnis
Anhang
Historischer Fortgang bis zur KrönungHistorische Fakten zum TodesfallNachträgliche historische WendeHistorische Zeittafel zur Königswahl von 1292 und HintergrundinformationenHistorische Heirat trotz bestehender EheDank für die Recherche-Unterstützung in Deutschland, Österreich und in der SchweizGegenwartsbezug der Burg Teck, der Burg Greifenstein und des Schlosses Haigerloch

Te Deum Vorspann

Klappentext

Anno Domini 1292: Seit dem Ableben König Rudolfs I. von Habsburg besteht im Deutschen Reich Uneinigkeit über die Thronnachfolge. Zur Auswahl stehen nur zwei Kandidaten, Rudolfs Sohn Albrecht I. von Habsburg und Österreich sowie der Böhmenkönig Wenzel. Doch beide Kandidaten sind den sieben zur Königswahl berechtigten Kurfürsten nicht genehm. In dieser äußerst schwierigen Situation reitet Gerrit Herr von Greifenstein, zusammen mit seinem Cousin Rorich zur Burg Teck, um mit Herzog Konrad II. über die Unterstützung des von ihnen favorisierten Herzogs Albrecht I. von Habsburg zu beratschlagen. Als sich herausstellt, dass noch ein dritter Kandidat, Graf Adolf von Nassau, zur Wahl antreten will, entschließen sie sich, noch vor der Königswahl am 30. April 1292 nach Frankfurt zu reiten, in der Hoffnung die Mehrheit der Kurfürsten für eine Wahl des Habsburgers zu gewinnen. Auf ihrem Weg dorthin werden sie von Christina Landsberg, einer Magd des Herzogs Konrad von Teck begleitet, die Gerrit und Rorich noch vor der Königswahl, auf dessen Geheiß, nach Köln ins Beginenkonvent bringen sollen. Doch Christina scheint ein Geheimnis zu wahren. Gerrit, der sehr wohl bemerkt, dass sie etwas zu verbergen hat und auch vermutet, dass sie nicht immer bei der Wahrheit bleibt, kann sich dennoch ihrem Charme und ihrer Anziehungskraft nicht entziehen. Da geschieht auf dem Weg nach Frankfurt plötzlich ein schreckliches, unvorstellbares Unglück...

Die Autorin

Evelyn Rheingold wurde in den sechziger Jahren am Rhein geboren und fiel schon in jungen Jahren durch ihre phantasievollen Geschichten und bemerkenswerten Gedichte auf. Sie absolvierte das Studium der Rechtswissenschaft und arbeitete über zehn Jahre in einem der weltgrößten Wirtschaftsunternehmen, bevor ihr Ehemann sie zum Schreiben brachte und sie hierdurch in ihrem Jugendtraum unterstützte. Die Autorin lebt mit ihrem Ehemann und ihren zwei Kindern in Süddeutschland.

Impressum

Autorin

Evelyn Rheingold

Cover: Reichskrone, modifiziert durch Anton Rheingold

www.evelyn-rheingold.de

www.thorbecke.de

ISBN: 978-3-7995-0660-1

Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Herausgebers ist es nicht gestattet, das eBook oder Teile daraus auszudrucken, elektronisch zu vervielfältigen, zu verarbeiten oder über elektronische Systeme zu verbreiten.

Titelblatt

Evelyn Rheingold

Te Deum

Historischer Roman Anno Domini 1292 um die Burg Teck

Te Deum Historischer Roman

Prolog

Es war der 14. Juli 1291. Die Sonne schien warm und ein leichter Sommerwind raschelte durch die Blätter der Bäume. Nur ein paar kleinere Wolken zogen am Himmel vorbei. Es hätte ein schöner Tag sein können, den jeder genossen hätte. Doch der einhundert Mann starke Tross, der von Germersheim kommend langsam durch die Landschaft zog, verbreitete eine solche Ruhe und Schweigsamkeit, dass es keinem entgehen konnte, der am Wegrand stand und ihn vorbeiziehen sah. Die Ritter sprachen kaum ein Wort – oder höchstens im Flüsterton miteinander. Diese fast Totenstille ließ sogar die Vögel in den Zweigen verstummen, so dass nur noch die dumpfen Hufschläge der schweren Streitrösser im Gras zu vernehmen waren. In der Mitte des Trosses, beidseitig eskortiert von je zwei Rittern zu Pferde, befand sich eine Kutsche, die das Königswappen von Rudolf I. trug und die sich auf dem Weg nach Speyer befand. Es sollte der letzte Gang des in Germersheim plötzlich erkrankten Königs zur Kaisergruft werden. Alle, die ihn auf diesem schweren Gang begleiteten, waren tief betroffen. Zwar hatte der König bereits das dreiundsiebzigste Lebensjahr erreicht und es wäre ein Ableben in diesem Alter nicht außerhalb jeglicher Wahrscheinlichkeit gewesen, doch war Rudolf I. bis vor ein paar Tagen im Vollbesitz seiner geistigen und körperlichen Fähigkeiten gewesen und hatte erst kürzlich eine lange Reise zur reichsrebellischen Stadt Valenciennes unternommen, über die er im Übrigen wegen ihrer Reichsrebellion eine schwere Strafe verhängt hatte. Aber wenige Tage darauf war er mit seinem Tross in Germersheim angekommen und hatte sich dort ohne ersichtlichen Grund ganz plötzlich bedenklich krank gefühlt. Sein Zustand hatte sich sodann recht schnell und derart verschlechtert, dass trotz aller ärztlicher Bemühungen nur noch mit dem baldigen Ableben des Königs zu rechnen war. Sein Schwager, Graf Albert II. von Hohenberg und Haigerloch vom Stamme der Zollern, sowie dessen Bruder Burkard IV. gaben deshalb Anweisung nach Speyer zur Kaisergruft zu ziehen. Sie waren noch einen halben Tagesritt von Speyer entfernt und Albert von Haigerloch ritt an der Spitze des Trosses. Er hatte die Führung übernommen, seit es um den König schlecht bestellt war. Albert war ein erfahrener Mann im Alter von sechsundfünfzig Jahren und eine stattliche Erscheinung. Während des langsamen Ritts unterhielt er sich leise mit seinem Bruder und mit seinem um zweiundzwanzig Jahre jüngeren Freund Gerrit Herr von Greifenstein über die Zukunft des Deutschen Reichs, die Albert von Haigerloch ernsthafte Sorgen bereitete. „Von dem Umstand abgesehen, dass mein König und Schwager im Sterben liegt, zu welchem ich mich darüber hinaus auch freundschaftlich verbunden fühle, habe ich allergrößte Bedenken im Bezug auf die Wahl von dessen Nachfolger“, sprach Albert im gedämpften Tonfall. Ihn nahm die Tatsache, dass Rudolf I. seinen letzten Weg angetreten hatte, sichtlich mit. Er wirkte blass und seine Gesichtszüge waren angespannt. „Dieser Gedanke ist mir auch bereits gekommen“, erwiderte sein Freund Gerrit von Greifenstein. „Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es bei der neuen Königswahl zu einer Einigung kommt. Zu sehr sind die Lager geteilt, die Rudolfs ältesten Sohn Albrecht von Habsburg und Österreich für geeignet beziehungsweise ungeeignet halten. Letztere lehnen ihn als neuen König sogar rigeros ab.“ „In der Tat!“, stimmte Alberts Bruder Burkard ihnen zu. „Eine Einigung erscheint auch mir kaum möglich. Die Wahl wird ein einziges Desaster!“ Gerrit von Greifenstein, dessen Pferd etwas aus der Reihe tänzelte, rief dieses mit einem leichten Ruck an den Zügeln wieder zur Ordnung. „Und ich verstehe auch nicht“, fuhr Burkard fort, „wieso Rudolf es in all den Jahren nicht geschafft hat, für seinen Sohn Albrecht die Nachfolge auf den Königsthron selbst abschließend zu regeln. Das hätte wahrscheinlich allen eine Menge Unstimmigkeiten erspart, die nun auf uns zukommen werden.“ „Er hat es ja mehrfach versucht“, wandte sich Albert an seinen Bruder, „aber auch für eine Regelung seiner Thronfolge brauchte Rudolf Befürworter und wie du weißt, stieß er dabei auf nicht unerheblichen Widerstand!“ „Ich habe keine Einwände gegen Albrecht von Habsburg“, sprach Gerrit. „Er besitzt Energie und Tatkraft und ebenso wie sein Vater hat er Durchsetzungsvermögen, das für einen König unerlässlich ist.“ Gerrit dachte kurz nach und ergänzte dann: „Es fehlt ihm aber durchaus an volkstümlicher Popularität, die sein Vater ohne Zweifel besitzt, und viele sagen Albrecht einen schroffen, unverbindlichen Charakter nach, der kaum Freundlichkeit ausstrahlt!“ „Das stimmt leider“, bestätigte Albert von Haigerloch. „Mein Neffe ist nicht immer diplomatisch!“ „....nicht immer diplomatisch...!“, wiederholte sein Bruder im sarkastischen Tonfall. „Das ist wiederum sehr diplomatisch ausgedrückt! Andere würden es eher so umschreiben: Bei der Verfolgung seiner Ziele wird Albrecht von Habsburg von Habgier, Verschlagenheit und Skrupellosigkeit gelenkt.“ „Na, na! Das ist nicht nur maßlos übertrieben, sondern stimmt schlicht und ergreifend nicht!“, wandte Albert empört über die Äußerung seines Bruders ein. Gerrit hingegen ließen Burkards Worte schmunzeln, denn auch er hatte dergleichen zu Ohren bekommen. Während die drei in diesem Gespräch vertieft waren, schwenkte einer der Ritter, der die Königskutsche eskortierte, mit seinem Pferd aus und schloss zu ihnen an die Spitze des Trosses auf. „Graf von Haigerloch, verzeiht die Störung!“, wandte er sich an Albert und unterbrach deren Gespräch. „König Rudolf bittet Euch zu ihm zu kommen!“ Albert nickte nur kurz, wendete sofort sein Streitross und folgte im leichten Galopp dem Ritter zur Königskutsche. Die Vorhänge der seitlichen Kutschenfenster waren beiseite gezogen, damit der König noch ein paar wärmende Sonnenstrahlen genießen konnte und vor allem frische Luft während der Reise hatte. Als Albert von Haigerloch die Kutsche erreichte, sah er durch das offene Fenster zu seinem König, der dort auf einer der beiden Bänke in dünnen Decken gehüllt lag. Rudolf I. war bleich und hatte dunkle Augenränder. Sein Anblick zeigte dem Grafen, dass sich dessen Zustand keineswegs verbessert hatte und Albert fürchtete, dass der König noch vor ihrer Ankunft in Speyer 'das Zeitliche segnen' könnte. „Mein König, Ihr habt mich rufen lassen!“, sprach der Graf und deutete von seinem Sattel aus eine kurze Verbeugung an. „Lasst den Tross anhalten, Albert, und steigt zu Uns in die Kutsche. Wir haben Wichtiges mit Euch zu besprechen, das keinen Aufschub mehr duldet“, sprach Rudolf I. im überraschend festen Tonfall, der so gar nicht auf seinen äußerst geschwächten Gesundheitszustand rückschließen ließ. Der Graf machte sofort ein Handzeichen und der gesamte Tross hielt daraufhin an. Albert glitt von seinem Pferd, übergab die Zügel einem der eskortierenden Ritter und stieg zu Rudolf in die Kutsche, deren Fenstervorhänge er nun vorsorglich zuzog, damit man ungestört reden konnte. Er nahm auf der gegenüberliegenden Sitzbank Platz. Sodann setzte sich der gesamte Tross wieder in Bewegung. „Albert“, begann Rudolf mit gedämpfter Stimme. „Wir fühlen, dass Unsere Zeit gekommen ist, da Wir Unserem Herrn gegenübertreten werden. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit! Zu Euch als Unserem Schwager haben Wir immer größtes Vertrauen gehabt. Uns verbindet nicht nur Unsere Vermählung mit Eurer geliebten Schwester Gertrud – für mich heißt sie immer noch so, auch wenn sie sich nach der Krönung Königin 'Anna von Habsburg' nannte. Sondern es verbindet uns beide auch die gleiche politische Gesinnung und geistige Verwandtschaft in vielen Ansichten, die wir zwei auf Grund unserer gemeinsamen Lebenserfahrungen gesammelt haben. Und noch mehr verbindet uns die gemeinsame Moral und die Liebe zur Gerechtigkeit. Um es kurz zu sagen: Als König hatten Wir Uns immer auf Euch verlassen können und als Euer Schwager danken Wir Euch für Eure Loyalität, Eure Unterstützung und für jeden brüderlichen Rat, den Ihr Uns gabt!“ Das Sprechen strengte den König nun doch zusehends an und er machte eine kurze Pause, um wieder zu Atmen zu kommen. Tief bewegt von den Worten seines Königs und Freundes ergriff Albert von Haigerloch schweigend die Hand Rudolfs und in seinem Blick war tiefe Trauer erkennbar. Er konnte und wollte sich keinen anderen König für das Deutsche Reich vorstellen. Dessen Ableben würde eine Katastrophe für das gesamte Land bedeuten, denn Rudolfs hohe geistige Begabung, seine Besonnenheit und Klugheit und nicht zuletzt seine Menschenkenntnis waren von unschätzbarem Wert gewesen! – Das alles schien jetzt unwiederbringlich verloren zu gehen.... Rudolf lächelte matt, als er seinen Schwager so tief bewegt und so betroffen von seinen gesprochenen Worten vor sich auf der gegenüberliegenden Kutschbank sitzen sah. Er bemerkte, dass Albert, der gestandene Graf von Haigerloch, den so schnell nichts aus der Fassung bringen konnte, mit den Tränen kämpfte. „Wärt Ihr bereit Uns noch einen letzten dringenden Wunsch zu erfüllen, getreuer Schwager?“ „Jeden, Rudolf, den Ihr mir nennt – es ist mir eine Ehre Euch Euren Wunsch zu erfüllen!“, erwiderte Albert. „Dann unterstützt Unseren Sohn Albrecht von Habsburg, den Herzog von Österreich, mit all Eurem Einfluss, Eurem diplomatischen Geschick und Eurer Erfahrung! Es ist Unser letzter Wille, dass Albrecht unser Nachfolger wird. Er soll König des Deutschen Reichs werden!“ „Seid versichert, Rudolf, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um Eurem Sohn die Thronfolge zu ermöglichen. Ich tue es für Euch, für das Deutsche Reich und natürlich für Euren Sohn Albrecht – meinem Neffen! Ich werde, soweit es geht versuchen ihm Eure väterliche Unterstützung zu ersetzen. Das gelobe ich Euch, mein König und Freund!“ Mit diesem Versprechen drückte Albert fest die Hand des Königs und es schien als wolle er sie nicht mehr loslassen. Nun war es an Rudolf, der tief bewegt von den Worten seines Schwagers war. Beide schauten sich lange in die Augen und schließlich beugte sich Albert zu Rudolf und nahm den sterbenden König in seine Arme. Es war der Abschied und die Umarmung zweier Freunde, die weit mehr verband als nur die Verwandtschaft. Dann ließ Albert ihn wieder los. Rudolf sank zurück auf sein Lager und deutete ihm an, dass er sich nun ausruhen wolle. Als Albert die Kutsche wieder anhalten ließ, um sein Pferd wieder zu besteigen, drehte er sich, bevor er die Kutsche verließ, noch einmal an deren Tür zu Rudolf um und dieser sprach leise zu ihm: „Es wird nicht einfach für Euch werden Albrecht zum König zu machen. Ihr wisst, sein größter Widersacher ist mein Schwiegersohn, Wenzel von Böhmen. Er wird nichts unversucht lassen, um Albrechts Wahl zum König zu verhindern!“ Albert nickte. Die Problematik zwischen den beiden Kontrahenten war ihm durchaus bekannt. Selbst König Rudolf war es trotz einiger Bemühungen in der Vergangenheit nicht gelungen seine Königsnachfolge nach seinem Wunsch zu regeln. Die Aufgabe, die Albert von ihm nun übertragen bekommen hatte, würde mehr als schwierig werden und äußerste Diplomatie erfordern. Am Abend des selben Tages kam der Tross endlich in Speyer an …. und einen Tag später, am 15. Juli 1291, verstarb Rudolf I. . Er wurde mit allen Ehren am 16. Juli in der Kaisergruft beigesetzt. Sein Ableben stellte einen großen Verlust für das Deutsche Reich dar.

Kapitel 1 Reichslandvogtei Niederschwaben, April 1292

Sie stapften durch das trockene Gras des vergangenen Jahres, das mit kürzeren, frischen Halmen durchsetzt war. Die Wiesen hatten bereits einen deutlich grünen Schimmer und die Sonne schien vom leicht bewölkten Himmel. Ihre beiden Pferde führten sie am Zügel mit sich. Es war früher Nachmittag und irgendwo hier, unterhalb der Burg Teck, die sie bereits auf dem Plateau des Teckberges sehen konnten, wollten die zwei Reiter eine kurze Rast machen. Sie hatten schon einen weiten Weg von Greifenstein, nördlich von Limburg an der Lahn hinter sich. Von ihrem dortigen Stammsitz, der Burg von Greifenstein waren sie angereist, um dem Herzog Konrad II. von Teck einen Besuch abzustatten. Die Reiter gehörten beide einer sehr angesehenen Adelsfamilie, den Herren von Greifenstein, an. Bei dem älteren handelte es sich um Gerhard Herr von Greifenstein. Er war eine ausgesprochen stattliche Erscheinung im Alter von fünfunddreißig Jahren. Sein dunkelblondes, schulterlanges Haar trug er zumeist zurückgekämmt, doch nun hing es etwas wirr um seinen Kopf. Das gab ihm eine eher verwegene Wirkung und machte seinem attraktiven männlichen Ausdruck keinen Abbruch. Er schien starke Schmerzen im linken Unterarm zu haben, weswegen er seinen Cousin Rorich Herr von Greifenstein gebeten hatte, eine kurze Pause einzulegen, bevor sie die letzte Etappe zur Burg Teck zurücklegen wollten. Rorich von Greifenstein, etwa zwei Jahre jünger als Gerhard, war ebenfalls von großer kraftvoller Statur, trug sein braunes Haar etwas kürzer und hatte mit seinen etwas streng wirkenden Gesichtszügen nicht viel Ähnlichkeit mit Gerhard. Doch konnte man auch von ihm sagen, dass er gut aussehend war. Körperlich standen beide Männer auf dem Zenit ihres Lebens. „Lass' uns hier einen Moment verweilen, Rorich, ich muss diesen Verband wechseln. Mir scheint, er wird immer strammer“, sprach Gerhard und wirkte leicht genervt. Er gab seinem Pferd einen leichten Klaps auf die Kruppe, sodass es sich von ihm entfernte und einige Meter weiter in der Wiese stehen blieb und graste. „Dich hat ein gefährlicher Schwertschlag erwischt, Gerrit. Statt hier zu verweilen, sollten wir eher zusehen, dass wir schnellstens die Burg erreichen, damit du vernünftige ärztliche Hilfe bekommst“, erwiderte Rorich und kam mit seinem Pferd am Zügel auf Gerhard zu. Von allen Familienmitgliedern und auch Freunden wurde Gerhard allseits 'Gerrit' genannt und sein Kurzname hatte sich schnell verbreitet. Dies war keineswegs nur deswegen geschehen, weil Gerhard seinen Namen auf diese Weise abkürzen wollte, sondern weil sich in den Adelshäusern bestimmte Namen immer wiederholten. Die Namen Heinrich, Gerhard, Konrad, Rudolf, Albert oder Albrecht waren an der Tagesordnung und kamen in fast allen Familien sogar mehrfach vor. Gerhard war zwar der Erste dieses Namens in seiner Familie, doch wegen der Häufigkeit in anderen Adelshäusern bevorzugte er für sich selbst, zur schnelleren Unterscheidung von anderen den Kurznamen 'Gerrit'. „Schick' deinen Gaul weg, der wirbelt mit seinen Hufen den ganzen Staub hier auf“, sprach Gerrit, der – ohne sich von dem Rat seines Cousins beirren zu lassen – im Begriff war, sich ins Gras zu setzen. „Hoffentlich hat Konrad inzwischen eine Heilerin auf seiner Burg. Bei unserem letzten Besuch war das soweit ich mich erinnere nicht der Fall!“ Er war leicht gereizt, denn die Schmerzen in seinem Arm wurden zunehmend unerträglicher und der notdürftige Verband aus einem Stoffstreifen seines Hemdes, den er mit Rorichs Hilfe anlegt hatte, erschien ihm viel zu eng, was die Sache nicht verbesserte. Rorich befolgte die Bitte, trieb sein Pferd beiseite und half Gerrit dann vorsichtig sein Lederwams auszuziehen, damit sie den Verband wechseln konnten. Gerrit wickelte den fast vollständig mit Blut durchtränkten Stoffstreifen ab und schaute auf die tiefe Schnittwunde längs seines gesamten Unterarms. „Verdammt, das sieht wirklich nicht gut aus, Gerrit!“, sprach Rorich ernsthaft besorgt, als er das Ausmaß der Verletzung und vor allem deren weitere entzündliche Entwicklung sah. Der Arm seines Cousins war leicht angeschwollen und die Wunde stark gerötet, wenngleich sie im Moment auch nicht mehr blutete. Gerrit schwieg. „Ich hole aus deiner Satteltasche dein altes Hemd und reiße einen weiteren Streifen davon ab“, sagte Rorich und lief zu Gerrits Pferd. Als er zu ihm zurückkam, verband er damit Gerrits Arm. „Wir müssen unbedingt zur Burg! Irgendwie wird man dir dort schon helfen können. Ich sehe nicht den geringsten Ansatz eines Heilungsprozesses!“, fuhr Rorich fort, während er den Stoffstreifen behutsam um Gerrits Arm wickelte. „Mir erscheint es eher so, als ob sich deine Schnittwunde mehr als zuvor entzündlich verändert hat!“ „Was kann man nach so kurzer Zeit erwarten? Natürlich entzündet sich die Wunde zunächst mal!“, gab Gerrit zurück. Er hatte sich die Wunde erst vor zwei Tagen bei einem Kampf zugezogen und außer einem notdürftigen Verband hatten sie keine weiteren Maßnahmen ergreifen können. „Der Schwertschlag ging genau an meinem Arm entlang“, fuhr er fort. „Ich kann froh sein, dass ich ihn noch habe!“ „In der Tat! Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, wenn wir noch zwei Männer zur Begleitung mit auf die Reise genommen hätten. Dann hätten sich die Burschen reiflich überlegt, ob sie uns angreifen! …. Auf unserer Rückreise sollten wir unbedingt irgendeinen Alkohol zur Desinfektion mitnehmen, falls wir in diesem Schwabenland noch einmal angegriffen werden!“ Gerrit stöhnte leise auf, weil Rorich versehentlich etwas unsanft die Enden des Verbandes verknotet hatte und ließ sich nach einer kleinen Atempause von Rorich wieder in seinen Lederwams helfen. Dabei machte er sich wegen der vorangegangenen schmerzhaften Strapaze nicht mehr die Mühe den Wams vor seiner Brust zu schließen und ließ sich einfach ermattet rücklinks ins Gras sinken. Die Aprilsonne schien ihm warm auf die nackte Brust und Rorich setzte sich neben ihn. „Es wäre allerdings zu überlegen, ob wir zuerst zur benachbarten Burg Hohenneuffen reiten“, schlug Rorich vor. „Die haben ganz sicher eine Heilerin, das weiß ich!“ und er schaute zur Burg Hohenneuffen, die sich unweit von der Burg Teck auf einem Hügel erhob. Sie waren nun schon seit zwei Tagen im Schwabenland unterwegs und gleich am ersten Tag von fünf Wegelagerern angegriffen worden, die bei ihnen offenbar Geld vermutet hatten. Überfälle dieser Art waren in diesem Gebiet keineswegs unüblich. Jederzeit musste man damit rechnen, wenn man von einem Ort zum anderen reiste. Denn das Herzogtum Schwaben war nach Herzog Konradins Tod im Oktober 1268 (er war der letzte Staufer gewesen und im Alter von nur sechzehn Jahren in Neapel hingerichtet worden!) in die drei Reichslandvogteien Niederschwaben, Oberschwaben und Augsburg zerfallen und die zahlreichen höheren und niederen Adelshäuser mit ihren aneinandergrenzenden Landgebieten waren untereinander verstritten. Beraubungen, Gewalttaten, aber auch sogenannte 'Selbsthilfe' und sogar das Faustrecht waren seither durchaus an der Tagesordnung. Es wunderte daher niemanden, dass die Herren von Greifenstein auf ihrem Weg zur Burg Teck überfallen worden waren. Nur der Tatsache, dass es sich bei ihnen um zwei ausgesprochen kampfstarke Männer handelte, hatten sie es zu verdanken, dass sie den Kampf – trotz der fast dreifachen Übermacht der anderen! – überlebt hatten, wenn auch nicht ohne Blessuren. Gerrit schloss die Augen und schien sich in der wärmenden Sonne etwas zu erholen. „Ich bin gespannt, was Konrad von Teck sagen wird, wenn er hört, dass die Wahrscheinlichkeit von Albrechts Wahl zum deutschen König zusehends ins Wanken gerät und sich stattdessen viele der Adeligen bereits über eine Wahl Wenzels von Böhmen Gedanken machen!“, sprach Gerrit ohne die Augen zu öffnen. „Er ist Habsburg-Anhänger und wird deshalb ebenso wenig begeistert sein wie wir!“ Rorich schaute zu der stattlichen Burg Teck hinüber, die sich langgestreckt entsprechend der Bergform imposant zu Beginn des Lenninger Tales erhob. Sie würden sie in etwa einer Viertelstunde mit den Pferden erreichen. Der Besuch der Herren von Greifenstein bei Herzog Konrad II. von Teck war keineswegs grundlos. Zwar kamen sie auch von Zeit zu Zeit aus freundschaftlicher Verbundenheit bei Konrad besuchsweise vorbei. Doch dieses Mal hatten sie ernsthafte Gespräche mit ihm zu führen, denn alle drei waren sie dem Hause Habsburg auf Grund politischer Ansichten sehr verbunden und dementsprechend für eine Wahl Albrechts, dem Sohn König Rudolfs I. Aber vor wenigen Tagen war der Schwager des verstorbenen Königs, Graf Albert von Haigerloch, bei Gerrit und Rorich auf deren Burg eingetroffen und hatte den Herren von Greifenstein berichtet, dass seine bisherigen Bemühungen Albrecht zur Königswahl zu verhelfen offenbar zu scheitern drohten und die Zukunft des gesamten Deutschen Reiches auf dem Spiel stand. Dies deshalb, weil immer mehr Adelige – in Abwägung ihrer eigenen Interessen! – der Auffassung waren, dass sich Wenzel, der designierte König von Böhmen, als wesentlich besserer Kandidat für die deutsche Königswahl eignen würde, als Albrecht von Habsburg. Aber genau dies galt es aus der Sicht der Habsburg-Getreuen zu verhindern und deswegen waren Gerrit und Rorich auf dem Weg zu Konrad II. von Teck. „Wie sieht es aus? Meinst du wir können weiterreiten?“, fragte Rorich seinen Cousin, denn einerseits wollte er die Reise endlich beenden und ein vernünftiges Mahl an einem gut gedeckten Tisch zu sich nehmen und andererseits sorgte er sich ernsthaft um Gerrits Verwundung. Dieser benötigte dringend fachkundige Hilfe, wenn aus der entzündlichen Wunde nicht auch noch ein Wundbrand entstehen sollte, der durchaus bei den meisten Menschen sogar zum Tode führte. „Ja!“, antwortete Gerrit knapp und überlegte kurz, ob sie dem Vorschlag seines Cousins folgen und zuerst zur Burg Hohenneuffen, wegen seiner Wundbehandlung reiten sollten. Er erhob sich mühsam aus seiner liegenden Position. Doch gerade als er sich aufgerichtet hatte, sah er aus dem Unterholz des nahegelegenen Wäldchens eine junge Frau heraustreten. „Ssst“, machte er leise zu Rorich und deutete mit einer Kopfbewegung in die Richtung der jungen Frau, die mit dem Pflücken von Kräutern beschäftigt zu sein schien. Sie war so in ihre Tätigkeit vertieft, dass sie die beiden Ritter und deren Pferde zunächst nicht bemerkte. Gebeugt über ein paar Büschel, schob sie diese vorsichtig mit der Hand auseinander, um mit einem Messer das dazwischen wachsende Heilkraut abzuschneiden und in einen Korb zu legen, den sie nun neben sich abgestellt hatte. Ihre Kleidung machte einen sauberen und ordentlichen Eindruck und ihr langes hellbraunes Haar hatte sie lose zu einem Zopf geflochten und zu einem Dutt geschlungen, damit es ihr während der Arbeit nicht hinderlich wurde. Durch das Schnauben von Rorichs Pferd alamiert, blickte die junge Frau auf. Als sie die beiden Ritter sah, schien sie augenblicklich in Sorge zu geraten und sich nach einem Fluchtweg umsehen zu wollen. „Bitte bleib! Es geschieht Dir kein Leid!“, rief Gerrit zu ihr hinüber, als er ihre Furcht erkannte. Sie zögerte, blieb aber dennoch unschlüssig stehen, obwohl sie den fremden Rittern nicht im Geringsten über den Weg traute. Für einen Moment überflog sie gedanklich ihre Möglichkeiten, aber eine Flucht ins Unterholz des Waldes erschien ihr nicht vielversprechend, denn die Herren waren zu Pferde. Ihr war bei ihrem Ausflug durchaus bewusst gewesen, dass sie sich zu weit von daheim entfernt hatte, doch die Kräuter waren nur hier zu finden und wurden absolut dringend benötigt. Da hatte sie gehofft, unbehelligt von Fremden ihrer Tätigkeit nachgehen zu können und das Risiko auf sich genommen. Während Gerrit auf sie zu ging, blieb Rorich bei den Pferden, um ihr durch die Distanz, die er zu ihr hielt zu signalisieren, dass wirklich keinerlei Gefahr von ihnen beiden ausging. Ernst und abwartend schaute die Frau Gerrit entgegen. „Sei gegrüßt!“, sprach Gerrit sie freundlich an. Mit einem fast unmerklichen Kopfnicken erwiderte sie seinen Gruß und trat instinktiv einen kleinen Schritt zurück. Er bemerkte es mit einem Schmunzeln und blieb stehen. „Du brauchst wirklich keine Sorge zu haben“, sprach er leise zu ihr. „Wir sind weder Raubritter noch Räuber. Nenne mir doch deinen Namen und aus welchem Ort du kommst!“ „Warum interessiert Euch das, edler Herr? Lasst mich meiner Wege ziehen und geht Ihr den Euren!“, erwiderte sie im freundlichen, aber bestimmenden Tonfall und wich einen weiteren Schritt zurück, um im Ernstfall außer Reichweite zu sein. Der Ritter, der sie so freundlich ansprach, war von einer stattlichen Größe. Er war ein Mann im besten Alter. Das fiel ihr gleich auf. Doch sein Äußeres wirkte auch kriegerisch und er schien am Arm verletzt zu sein, was darauf schließen ließ, dass er erst kürzlich in eine Auseinandersetzung verwickelt worden war. Sein Freund blieb zwar bei den Pferden, machte aber einen ebenso kampfstarken Eindruck auf sie, sodass sie es vorzog vorsichtig und abweisend zu bleiben. „Deine Vorsicht gegenüber Fremden kann ich durchaus verstehen. Wir selbst haben eine weite Reise hinter uns und unliebsame Bekanntschaft im Schwabenland gemacht, wobei ich im Kampf am linken Arm schwer verletzt wurde!“, dabei hob er seinen Arm und zeigte ihr den Verband, der am Handgelenk aus dem Ärmel des Wamses hervorschaute. „Wenn es so dramatisch ist, dann solltet Ihr eine Heilerin oder einen Arzt aufsuchen“, erwiderte sie ihm. „Genau deswegen sprach ich dich an. Ich benötige Hilfe und hoffe, du kannst mir sagen, an wen ich mich wenden soll.“ „Geht doch zur Burg Teck, dort wird man Euch bestimmt helfen können“, antwortete sie leichthin und deutete mit ihrer Hand zu dem Bergsporn Teck, auf dessen Kuppe sich die Herzogsburg befand. Rorich, der sich nun doch entschlossen hatte mit den Pferden am Zügel langsamen Schrittes etwas näher zu kommen, mischte sich noch bevor er die beiden erreichte in das Gespräch ein: „Wir sind in der Tat auf dem Weg zum Herzog von Teck! Allerdings sind wir nicht sicher, ob er auf seiner Burg zwischenzeitlich auch über eine Heilerin verfügt. Soweit es uns von unserem letzten Besuch noch in Erinnerung ist, musste bei Erkrankungen und Verwundungen die Heilerin von der benachbarten Burg Hohenneuffen bemüht werden.“ „Heilerinnen gibt es eben nicht allzu viele! Jedoch befindet sich die Heilerin von Burg Hohenneuffen derzeit auf der Burg Teck. Sie heißt Margot!“, erwiderte die junge Frau nun an Rorich gewandt. „Ausgezeichnet!“, sprach Gerrit. „Du bist gut informiert! Es hatte also doch einen Sinn gehabt, sich an dich zu wenden. Andernfalls hätte ich mir die Frage stellen müssen, ob es wegen meiner Verletzung nicht besser wäre, zuerst die Burg Hohenneuffen aufzusuchen. Nun aber können wir gleich zum Herzog von Teck und seiner Burg reiten.“ Sie nickte, wirkte etwas entspannter und lächelte ihn zum ersten Mal an. Ein leichter Wind kam auf und aus ihrem geflochtenen Dutt löste sich eine Strähne. Sie hatte ein hübsches Gesicht und mochte ungefähr fünfundzwanzig Jahre sein. Ihre Augen waren von einem dunklen Braun und Ihr Lächeln sah bezaubernd aus – wie Gerrit feststellte. Ein kurzer Blick zu Rorich zeigte ihm, dass auch diesem das hübsche Lächeln nicht entgangen war. „Ist deine Arbeit hier am Waldrand erledigt und dürfen wir dich irgendwohin bringen?“, unterbrach Rorich die kurze Gesprächspause, nachdem er beide erreicht hatte und schaute fragend zu Gerrit, der seinem Vorschlag mit einem Kopfnicken zustimmte. Sie zuckte mit den Achseln und war erneut unschlüssig. Ein Blick zum Himmel zeigte ihr, dass das Wetter umschlug. Dunkle Wolken zogen hinterhalb der Burg Teck heran und schoben sich langsam über den blauen Himmel. Wenn sie zu Fuß ginge, würde sie der Wetterfront entgegenlaufen müssen und eine gute dreiviertel Stunde benötigen, um auf dem Berg die Burg Teck zu erreichen. Da die beiden Ritter den selben Weg hatten, war es durchaus eine Überlegung Wert den Vorschlag der edlen Herren anzunehmen. Zudem hatte ihr Korb mit den Kräutern und den ausgegrabenen Wurzeln mittlerweile ein nicht unbeachtliches Gewicht. Aber ihre Vorsicht gegenüber den Fremden war noch nicht verflogen – schlechtes Wetter hin oder her! Nur die Tatsache, dass die reisenden Ritter selbst den Wegelagerern zum Opfer gefallen waren und einer von ihnen verletzt war, beschwichtigte ihr Misstrauen etwas. Es war aus ihrer Sicht eher unwahrscheinlich, dass die beiden Böses im Schilde führten. Sicher waren sie eher daran interessiert schnellstens medizinische Hilfe zu erhalten. Auch ihr Wissen darüber, dass die Burg Teck über keine eigene Heilerin verfügte, zeigte ihr, dass die beiden offenbar in der Vergangenheit bereits dort zu Besuch gewesen waren. Es war anzunehmen, dass sie die Wahrheit sprachen und es sich bei ihnen tatsächlich lediglich um hohen Besuch von Herzog Konrad von Teck handelte. „Ich muss ebenfalls zur Burg!“, sagte sie leise mehr zu sich selbst als zu Gerrit und Rorich, den Blick auf die herannahenden Wolken gerichtet. „Dann haben wir also das gleiche Ziel!“, erwiderte Rorich mit einem Lächeln. „Zu Fuß ist das eine weite Strecke“, ergänzte ihn Gerrit und folgte mit den Augen ihrem Blick zu den Wolken. Um ihre Unschlüssigkeit zu beenden, machte er eine einladende Handbewegung zu seinem Pferd. „Sie reitet – wenn schon – mit mir!“, sprach Rorich mit einem verschmitzten Grinsen. „Mit deinem verletzten Arm kannst du ihr kaum Halt auf deinem Pferd bieten und gleichzeitig den Korb …..“ „Das geht problemlos!“, wiegelte Gerrit den Einwurf seines Cousins ab und steuerte auf sein Pferd zu. „Ich glaube, Euer Freund hat Recht!“, korrigierte sie Gerrit, nunmehr entschlossen das Angebot der beiden Herren anzunehmen und ging an Gerrit vorbei auf Rorich zu. Rorich bestieg sofort sein Pferd, nahm ihren Korb entgegen und bot ihr dann seine Hand, damit sie hinter ihm auf seinem Pferd aufsitzen konnte. Gerrit warf Rorich einen schrägen Blick zu, ergriff ebenfalls die Zügel seines Pferdes und zog sich mit Schwung in den Sattel. Dann ritten sie zügig, aber ohne übertriebene Eile in Richtung der Burganlage. „Nachdem wir nun ein kleines Stück zusammen die Reise fortsetzten .... könntest du uns doch wenigstens jetzt deinen Namen verraten“, versuchte es Gerrit erneut mit einem charmanten Lächeln und lenkte sein Pferd neben Rorichs. „Wie wäre es, wenn Ihr Euch zuerst vorstellt!“, entgegnete sie ihm und warf ihm einen herausfordernden Blick zu. Gerrit war von ihrer direkten Art überrascht. Sie verhielt sich keineswegs wie eine Magd oder ein Bauernmädchen. Ihre Sprache war gewählt und sie schien die Umgangsformen zu beherrschen. Er deutete im Sattel sofort eine Verbeugung an. „Darf ich mich vorstellen: Mein Name ist Gerrit Herr von Greifenstein“, kam er ihrer Bitte umgehend nach. „Und er ist nicht mein Freund, sondern mein werter Cousin Rorich Herr von Greifenstein.“ „Ich heiße Christina Landsberg!“, antwortete sie höflich, aber knapp und nahm den Korb wieder entgegen, den ihr Rorich nach hinten reichte.Also doch nicht von Adel, dachte Gerrit und beobachtete, wie sie den beim Aufsitzen hochgerutschten Rock wieder über ihr linkes Knie zurückzog. Sie war wirklich eine hübsche Person. „Und wieso hältst du dich hier am Waldrand soweit entfernt von der Burg auf? Gibt es in der Nähe keine entsprechenden Kräuter?“, fragte Rorich interessiert. „Kräuter gibt es dort sicher viele, aber nur solche, die als Gewürze für die Küche dienen oder allenfalls für die Zubereitung von Tees geeignet sind“, erwiderte Christina leichthin. „Ich aber sammele Kräuter und Wurzeln, die Krankheiten bekämpfen oder Schmerzen und Fieber lindern. Margot, die Heilerin von der Burg Hohenneuffen, hat mich darum gebeten.“ „Gibt es etwa derzeit Krankheiten auf der Burg?“, fragte Gerrit verwundert und zugleich etwas besorgt. „Nein! Es wurde lediglich ein Kind geboren und weil die Mutter seit der Geburt etwas geschwächt ist, haben wir nach Margot gerufen. Sie hat mich dann gebeten, ihr bei dem… “ Mit solchen Themen einer seichten Unterhaltung ritten die drei auf den bereits mit Wolken verhangenen Bergsporn zu und erreichten die Burg Teck glücklicherweise noch bevor der Regen einsetzte.

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