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Walter Benjamin

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Beschreibung

In 'Walter Benjamin: Deutsche Menschen' präsentiert der Autor eine Sammlung von Essays und Skizzen, die sich mit verschiedenen deutschen Persönlichkeiten auseinandersetzen. Benjamin untersucht tiefgründig die historischen, soziologischen und kulturellen Aspekte des Lebens und Wirkens dieser Menschen und bietet dem Leser ein facettenreiches Bild der deutschen Gesellschaft. Sein literarischer Stil ist geprägt von einer präzisen Analyse und einem tiefen Verständnis für die Themen, die er behandelt. Das Buch ist ein wichtiger Beitrag zur deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts und zeigt Benjamins einzigartige Perspektive auf berühmte historische Persönlichkeiten. Walter Benjamin, ein renommierter deutscher Intellektueller und Kulturkritiker, war bekannt für seine tiefgründigen Essays und Schriften über Philosophie, Kunst und Literatur. Seine breite Bildung und sein scharfer Verstand spiegeln sich in 'Deutsche Menschen' wider, das seine Fähigkeit zur präzisen Analyse und kritischen Reflexion unterstreicht. Als einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts liefert Benjamin einen einzigartigen Einblick in die deutsche Geschichte und Kultur. Lesern, die an deutschen Persönlichkeiten und ihrer Bedeutung für die Gesellschaft interessiert sind, wird 'Walter Benjamin: Deutsche Menschen' dringend empfohlen. Das Buch bietet nicht nur eine faszinierende Lektüre über die Vielfalt deutscher Einflussnehmer, sondern regt auch zum Nachdenken über die Rolle einzelner Personen in der Geschichte an. Mit seiner kritischen Analyse und tiefsinnigen Betrachtung ist dieses Werk ein Muss für jeden, der sich für deutsche Kultur und Geschichte interessiert.

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Walter Benjamin

Walter Benjamin: Deutsche Menschen

Das Buch versammelt 27 Briefe aus den hundert Jahren zwischen 1783 und 1883, von der Französischen Revolution bis zur Gründerzeit

Books

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2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-1688-8

Inhaltsverzeichnis

Vorwort
Karl Friedrich Zelter an Kanzler von Müller
Georg Christoph Lichtenberg an G. H. Amelung
Johann Heinrich Kant an Immanuel Kant
Georg Forster an seine Frau
Samuel Collenbusch an Immanuel Kant
Heinrich Pestalozzi an Anna Schulthess
Johann Gottfried Seume an den Gatten seiner früheren Verlobten
Friedrich Hölderlin an Casimir Böhlendorf
Clemens Brentano an den Buchhändler Reimer
Johann Wilhelm Ritter an Franz von Baader
Bertram an Sulpiz Boisserée
Ch. A. H. Clodius an Elisa von der Recke
Johann Heinrich Voss an Jean Paul
Annette von Droste-Hülshoff an Anton Matthias Sprickmann
Joseph Görres an den Stadtpfarrer Aloys Vock in Aarau
Justus Liebig an August Graf von Platen
Wilhelm Grimm an Jenny von Droste-Hülshoff
Karl Friedrich Zelter an Goethe
David Friedrich Strauss an Christian Märklin
Goethe an Moritz Seebeck
Georg Büchner an Karl Gutzkow
Johann Friedrich Dieffenbach an einen Unbekannten
Jacob Grimm an Friedrich Christoph Dahlmann
Fürst Clemens von Metternich an den Grafen Anton von Prokesch-Osten
Gottfried Keller an Theodor Storm
Franz Overbeck an Friedrich Nietzsche
(Anhang)
Friedrich Schlegel an Schleiermacher
Von Ehre ohne Ruhm
Von Grösse ohne Glanz
Von Würde ohne Sold 

Vorwort

Inhaltsverzeichnis

Die fünfundzwanzig Briefe dieses Bandes umfassen den Zeitraum eines Jahrhunderts. Der erste ist von 1783, der letzte von 1883 datiert. Die Reihenfolge ist chronologisch. Außerhalb ihrer ist das folgende Schreiben gestellt. Aus der Mitte des hier umspannten Jahrhunderts stammend, gibt es den Blick auf die Anfänge der Epoche – Goethes Jugend – frei, in welcher das Bürgertum seine großen Positionen bezog; es gibt ihn aber – durch seinen Anlaß, Goethes Tod – auch auf das Ende dieser Epoche frei, da das Bürgertum nur noch die Positionen, nicht mehr den Geist bewahrte, in welchem es diese Positionen erobert hatte. Es war die Epoche, in der das Bürgertum sein geprägtes und gewichtiges Wort in die Waagschale der Geschichte zu legen hatte. Freilich schwerlich mehr als eben dieses Wort; darum ging sie unschön mit den Gründerjahren zu Ende. Lange ehe der folgende Brief geschrieben wurde, hatte, im Alter von sechsundsiebzig Jahren, Goethe dieses Ende in einem Gesicht erfaßt, das er Zelter in folgenden Worten mitteilte: »Reichthum und Schnelligkeit ist, was die Welt bewundert und wornach jeder strebt. Eisenbahnen, Schnellposten, Dampfschiffe und alle mögliche Facilitäten der Communication sind es, worauf die gebildete Welt ausgeht, sich zu überbilden und dadurch in der Mittelmäßigkeit zu verharren … Eigentlich ist es das Jahrhundert für die fähigen Köpfe, für leichtfassende praktische Menschen, die, mit einer gewissen Gewandtheit ausgestattet, ihre Superiorität über die Menge fühlen, wenn sie gleich selbst nicht zum Höchsten begabt sind. Laß uns soviel als möglich an der Gesinnung halten, in der wir herankamen; wir werden, mit vielleicht noch Wenigen, die Letzten seyn einer Epoche, die so bald nicht wiederkehrt.«

Karl Friedrich Zelter an Kanzler von Müller

Inhaltsverzeichnis

Berlin, den 31. März 1832.

Erst heute, verehrtester Mann, kann ich Ihnen für die freundschaftlichste Theilnahme danken, von welcher Art auch die Gelegenheit diesmal seyn mag.

Was zu erwarten, zu fürchten war, mußte ja kommen. Die Stunde hat geschlagen. Der Weiser steht wie die Sonne zu Gibeon, denn siehe auf seinen Rücken hingestreckt liegt der Mann, der auf Säulen des Hercules das Universum beschritt, wenn unter ihm die Mächte der Erde um den Staub eiferten unter ihren Füßen.

Was kann ich von mir sagen? zu Ihnen? zu allen dort? und überall? – Wie Er dahinging vor mir, so rück’ ich Ihm nun täglich näher und werd’ ihn einholen, den holden Frieden zu verewigen, der so viel Jahre nach einander den Raum von sechsunddreyßig Meilen zwischen uns erheitert und belebt hat.

Nun hab’ ich die Bitte: hören Sie nicht auf, mich Ihrer freundschaftlichen Mittheilungen zu würdigen. Sie werden ermessen, was ich wissen darf, da Ihnen das niemals gestörte Verhältnis zweyer, im Wesen stets einigen, wenn auch dem Inhalte nach weit von einander entfernten Vertrauten bekannt ist. Ich bin wie eine Wittwe, die ihren Mann verliert, ihren Herrn und Versorger! Und doch darf ich nicht trauern; ich muß erstaunen über den Reichthum, den er mir zugebracht hat. Solchen Schatz hab’ ich zu bewahren und mir die Zinsen zu Capital zu machen.

Verzeihen Sie, edler Freund! ich soll ja nicht klagen, und doch wollen die alten Augen nicht gehorchen und Stich halten. Ihn aber habe ich auch einmal weinen sehn, das muß mich rechtfertigen.

Zelter.

Man kennt den berühmten Brief, den Lessing nach dem Tod seiner Frau an Eschenburg schrieb: »Meine Frau ist tot: und diese Erfahrung habe ich nun auch gemacht. Ich freue mich, daß mir viel dergleichen Erfahrungen nicht mehr übrig sein können zu machen; und bin ganz leicht. – Auch tut es mir wohl, daß ich mich Ihres, und unsrer übrigen Freunde in Braunschweig, Beileids versichert halten darf.« – Das ist alles. Diesen großartigen Lakonismus hat auch der soviel längere Brief, den Lichtenberg, nicht viel später und aus verwandtem Anlaß, an einen Jugendfreund gerichtet hat. Denn so ausführlich er über die Lebensumstände des kleinen Mädchens ist, das Lichtenberg in sein Haus nahm, so weit er in ihre Kindheit zurückgreift, so unvermittelt und erschütternd ist, wie er – ohne ein Wort von Krankheit und Krankenlager mittendrin abbricht, als hätte der Tod nicht nach der Geliebten allein, sondern auch nach der Feder gegriffen, die ihre Erinnerung festhält. In einer Umwelt, die in ihren Tagesmoden vom Geist der Empfindsamkeit, in ihrer Dichtung vom genialischen Wesen erfüllt war, prägen unbeugsame Prosaisten, Lessing und Lichtenberg an der Spitze, preußischen Geist reiner und menschlicher aus als das fredericianische Militär. Es ist der Geist, der bei Lessing die Worte findet: »Ich wollte es auch einmal so gut haben wie andere Menschen. Aber es ist mir schlecht bekommen« und Lichtenberg die grausame Wendung eingibt: »Die Ärzte hoffen wieder. Mich dünkt aber es ist alles vorbei, denn ich bekomme kein Gold für meine Hoffnung.« Die in Tränen gebeizten, in Entsagung geschrumpften Züge, die aus solchen Briefen uns ansehen, sind Zeugen einer Sachlichkeit, die mit keiner neuen den Vergleich zu meiden hat. Im Gegenteil: wenn irgend eine, so ist die Haltung dieser Bürger unverbraucht und von dem Raubbau unbetroffen geblieben, den das neunzehnte Jahrhundert in Zitaten und Hoftheatern mit den »Klassikern« trieb.

Georg Christoph Lichtenberg an G. H. Amelung

Inhaltsverzeichnis

Göttingen, Anfang 1783.

Mein allerliebster Freund,

Das heiße ich fürwahr deutsche Freundschaft, liebster Mann. Haben Sie tausend Dank für Ihr Andenken an mich. Ich habe Ihnen nicht gleich geantwortet, und der Himmel weiß, wie es bei mir gestanden hat! Sie sind, und müssen der erste sein, dem ich es gestehe. Ich habe vorigen Sommer, bald nach Ihrem letzten Brief, den größten Verlust erlitten, den ich in meinem Leben erlitten habe. Was ich Ihnen sage, muß kein Mensch erfahren. Ich lernte im Jahre 1777 (die sieben taugen wahrlich nicht) ein Mädchen kennen, eine Bürgerstochter aus hiesiger Stadt, sie war damals etwas über dreizehn Jahre alt; ein solches Muster von Schönheit und Sanftmut hatte ich in meinem Leben noch nicht gesehen, ob ich gleich viel gesehen habe. Das erste Mal, da ich sie sah, befand sie sich in einer Gesellschaft von fünf bis sechs andern, die, wie die Kinder hier tun, auf dem Wall den Vorbeigehenden Blumen verkaufen. Sie bot mir einen Strauß an, den ich kaufte. Ich hatte drei Engländer bei mir, die bei mir aßen und wohnten. God almighty, sagte der eine, what a handsome girl this is. Ich hatte das ebenfalls bemerkt, und da ich wußte, was für ein Sodom unser Nest ist, so dachte ich ernstlich, dieses vortreffliche Geschöpf von einem solchen Handel abzuziehen. Ich sprach sie endlich allein, und bat sie, mich im Hause zu besuchen; sie ginge keinem Burschen auf die Stube, sagte sie. Wie sie aber hörte, daß ich ein Professor wäre, kam sie an einem Nachmittage mit ihrer Mutter zu mir. Mit einem Wort, sie gab den Blumenhandel auf, und war den ganzen Tag bei mir. Hier fand ich, daß in dem vortrefflichen Leib eine Seele wohnte, grade so wie ich sie längst gesucht, aber nie gefunden hatte. Ich unterrichtete sie im Schreiben und Rechnen, und in anderen Kenntnissen, die, ohne eine empfindsame Geckin aus ihr zu machen, ihren Verstand immer mehr entwickelten. Mein physikalischer Apparat, der mich über 1500 Taler kostete, reizte sie anfangs durch seinen Glanz und endlich wurde der Gebrauch davon ihre einzige Unterhaltung. Nun war unsere Bekanntschaft aufs Höchste gestiegen. Sie ging spät weg, und kam mit dem Tage wieder, und den ganzen Tag über war ihre Sorge, meine Sachen, von der Halsbinde an bis zur Luftpumpe in Ordnung zu halten, und das mit einer so himmlischen Sanftmut, deren Möglichkeit ich mir vorher nicht gedacht hatte. Die Folge war, was Sie schon mutmaßen werden, sie blieb von Ostern 1780 an ganz bei mir. Ihre Neigung zu dieser Lebensart war so unbändig, daß sie nicht einmal die Treppe hinunterkam, als wenn sie in die Kirche und zum Abendmahl ging. Sie war nicht wegzubringen. Wir waren beständig beisammen. Wenn sie in der Kirche war, so war es mir als hätte ich meine Augen und alle meine Sinnen weggeschickt. – Mit einem Wort – sie war ohne priesterliche Einsegnung (verzeihen Sie mir, bester, liebster Mann, diesen Ausdruck) meine Frau. Indessen konnte ich diesen Engel, der eine solche Verbindung eingegangen war, nicht ohne die größte Rührung ansehen. Daß sie mir alles aufgeopfert hatte, ohne vielleicht ganz die Wichtigkeit davon zu fühlen, war mir unerträglich. Ich nahm sie also mit an Tisch, wenn Freunde bei mir speisten, und gab ihr durchaus die Kleidung, die ihre Lage erforderte, und liebte sie mit jedem Tage mehr. Meine ernstliche Absicht war, mich mit ihr auch vor der Welt zu verbinden, woran sie nun nach und nach mich zuweilen zu erinnern anfing. O du großer Gott! und dieses himmlische Mädchen ist mir am 4ten August 1782 abends mit Sonnen-Untergang gestorben. Ich hatte die besten Ärzte, alles, alles in der Welt ist getan worden. Bedenken Sie, liebster Mann, und erlauben Sie mir, daß ich hier schließe. Es ist mir unmöglich fortzufahren.

G. C. Lichtenberg.