Was wir ihnen sagen sollten! - Annelotte Häcker - E-Book

Was wir ihnen sagen sollten! E-Book

Annelotte Häcker

0,0

Beschreibung

Was wir ihnen sagen sollten befasst sich mit Fragen der Erziehung in heutiger Zeit, wobei das Hauptaugenmerk auf die Jugend gerichtet ist. Die Autorin berichtet aus ihren eigenen Erfahrungen als Lehrerin und über Gespräche mit Jugendlichen und deren Eltern. Erziehung ist in keinem Alter eine Leichtigkeit gewesen. Doch zu Zeiten, in denen in Deutschland Armut und Überfluss so dicht beieinander liegen und die Familie nicht immer dem gewünschten Ideal entspricht, gibt es neue Probleme und Fluchtmöglichkeiten für Jugendliche. Nicht selten bleiben die Eltern sprachlos am Rand des Lebensweges ihrer Sprösslinge stehen. Annelotte Häcker zeigt Fragen auf, die Kinder und Jugendliche im Laufe ihres Erwachsenwerdens stellten und gibt mögliche Antworten vor, die eine positive Entwicklung bewirken können. Dabei möchte sie keineswegs eine einfache Auflistung von Lösungsvorschlägen geben, sondern dem Leser hilfreiche Anregungen für die Suche nach eigenen Erklärungen liefern. Der 80-seitige Ratgeber ist sowohl für künftige als auch aktuelle Eltern sehr zu empfehlen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 86

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Annelotte Häcker

Was wir ihnen sagen sollten!

Ein Wegzeiger für sprachlose Erwachsene

und suchende Jugendliche

AUGUST VON GOETHE LITERATURVERLAG

FRANKFURT A.M. • LONDON • NEW YORK

Die neue Literatur, die – in Erinnerung an die Zusammenarbeit Heinrich Heines und Annette von Droste-Hülshoffs mit der Herausgeberin Elise von Hohenhausen – ein Wagnis ist, steht im Mittelpunkt der Verlagsarbeit. Das Lektorat nimmt daher Manuskripte an, um deren Einsendung das gebildete Publikum gebeten wird.

©2016 FRANKFURTER LITERATURVERLAG FRANKFURT AM MAIN

Ein Unternehmen der

FRANKFURTER VERLAGSGRUPPE

AKTIENGESELLSCHAFT

In der Straße des Goethehauses/Großer Hirschgraben 15

D-60311 Frankfurt a/M

Tel. 069-40-894-0 ▪ Fax 069-40-894-194

E-Mail [email protected]

Medien- und Buchverlage

DR. VON HÄNSEL-HOHENHAUSEN

seit 1987

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.d-nb.de.

Websites der Verlagshäuser der

Frankfurter Verlagsgruppe:

www.frankfurter-verlagsgruppe.de

www.frankfurter-literaturverlag.de

www.frankfurter-taschenbuchverlag.de

www.publicbookmedia.de

www.august-goethe-literaturverlag.de

www.fouque-literaturverlag.de

www.weimarer-schiller-presse.de

www.deutsche-hochschulschriften.de

www.deutsche-bibliothek-der-wissenschaften.de

www.haensel-hohenhausen.de

www.prinz-von-hohenzollern-emden.de

Dieses Werk und alle seine Teile sind urheberrechtlich geschützt.

Nachdruck, Speicherung, Sendung und Vervielfältigung in jeder Form, insbesondere Kopieren, Digitalisieren, Smoothing, Komprimierung, Konvertierung in andere Formate, Farbverfremdung sowie Bearbeitung und Übertragung des Werkes oder von Teilen desselben in andere Medien und Speicher sind ohne vorgehende schriftliche Zustimmung des Verlags unzulässig und werden auch strafrechtlich verfolgt.

Lektorat: Agnetha Elsdörfer

Titelbild: Annelotte Häcker

ISBN 978-3-8372-1830-5

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Die Macht der Jugend

Die Ohnmacht der Erwachsenen

Eltern als Beruf

nicht anerkannt − nicht ausbildungswürdig

Der Weg ist das Ziel

Druck erzeugt Gegendruck

Weniger ist mehr

Großeltern als Rettungsanker

Verzicht − ein Merkmal der Großeltern

Wenn Großeltern fehlen

Von Vorurteilen zur Rollenteilung

Vater Staat, der wird‘s nicht richten!

Die Kraft der Familie im machtlosen Staat

Echte Freunde − ein Ausweg

Gesunde Kinder mit kranker Seele

Sind diese Jugendlichen in unserer Welt verloren?

Wer mobbt weiß nicht, was siegen heißt!

Hilfen zur Selbsthilfe als Schutz vor Mobbing

Neue Wege zu neuen Zielen

Auch Umwege führen zum Ziel

Keine Angst vor Abenteuern

Über den Umgang mit der Wahrheit

Die Wirkungskraft der Sprache

Nachwort

Ein weiteres Werk der Autorin:

Vorwort

Was soll ich meinem Kind denn sagen, damit es auf mich hört? Warum ist es so unkonzentriert? Warum sind seine Noten so schlecht?

Diese Fragen werden bei Elterngesprächen in der Schule immer wieder gestellt. Eltern suchen nach schlüssigen Antworten und Lehrkräfte müssen sie geben.

Eltern sehen ihre Kinder zuhause, Lehrkräfte sehen sie in der Schule. Beide Perspektiven zu beleuchten bleibt Einzelgesprächen vorbehalten. Elternabende bieten nur selten die Gelegenheit dazu, denn die Wahrung der Privatsphäre setzt einer befriedigenden Aussprache in diesem Rahmen ihre Grenzen.

Die vielfältigen Lebensumstände in den Familien machen die Suche nach den Gründen für eventuelle Fehlentwicklungen nicht leicht. Vertrauen und Ehrlichkeit auf beiden Seiten bilden die Basis dafür, mögliche Lösungen zu finden. Diese Voraussetzungen müssen erst geschaffen werden. Anklagen und Belehrungen sind dabei wenig hilfreich. Im Einzelfall Hilfestellung zu geben, erfordert ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Menschenkenntnis.

Eltern wünschen sich ehrliche Antworten, sie wollen ihre Kinder verstehen. Sie möchten sich das Verhalten ihrer Kinder erklären können und die Frage: „Warum sagt einem das keiner?“ steht immer wieder im Raum.

Erfahrungen aus der Praxis im Leben mit Kindern und Jugendlichen könnten hier Antworten geben und damit die Sprachlosigkeit von Eltern verringern und allen das Leben miteinander erleichtern.

Die Macht der Jugend

Die Zeiten, in denen Jugendliche noch ehrfürchtig und gläubig zu den Erwachsenen aufblickten, sind längst vorbei. Schon Kinder entdecken sehr bald, welche Motive die Eltern antreiben bei ihrem Bemühen um den Nachwuchs. Sie beginnen früh, ihre Macht über die Erwachsenen zu entwickeln, und sie sind listig genug, sich daraus ihre Vorteile zu schlagen.

Wer will schon einem Kind, besonders wenn es das einzige ist, die Wünsche abschlagen? Wer lässt sich nicht faszinieren vom Charme der Kleinkinder, von ihren staunenden Blicken, von ihren unerwarteten Reaktionen und Wortschöpfungen? Wer kann mit stichhaltigen Argumenten abwehren, wenn mit großen Kinderaugen glaubhaft versichert wird, dass alle anderen im Kindergarten oder später in der Schule dies und jenes auch dürften und hätten? Die Argumente des Kindes, dass es ausgelacht würde, dass die Freunde nicht mehr mit ihm spielen würden und die Fragen, ob die Eltern es nicht mögen würden, oder ob sie arm seien, schreien doch nach Erbarmen.

In dieser Situation die passende Antwort zu finden ist ziemlich schwierig. Vor allem für Eltern mit mehreren Kindern, wo das Einkommen möglichst gerecht geteilt werden muss. Das Gegenargument: „Früher hatten wir das auch nicht und waren zufrieden!“ überzeugt schon viele Jahre nicht mehr.

Es interessiert die Jugend auch nicht, es ist nicht ihre Zeit. Sie wollen jetzt leben, in der modernen Zeit, und sie erheben Anspruch darauf.

Bescheidenheit ist eine Vokabel, die den meisten Kindern in unserem Land unbekannt ist, und Scheu vor den Eltern haben sie nie besessen. Sie testen aus, wie weit sie gehen können, um ihren Machtkampf zu gewinnen.

Ohne vorbeugende Strategie der Eltern ist dieser Kampf nicht zu gewinnen. Im Vorfeld, zum richtigen Zeitpunkt, Regeln aufzu-

stellen, deren Einhaltung konsequent zu fordern von allen Beteiligten, vermeidet immer wiederkehrende Diskussionen, die das Familienleben unnötig belasten. Kinder, denen altersgemäß erklärt wird, welche Regeln und warum sie für die Familie eine gewisse Zeit gelten sollen, können den Sinn auch verstehen und nehmen die Regeln ernst.

Ihr listiges Taktieren läuft gegen die Wand, wenn sie bei solchen Gesprächen mit einbezogen und gehört werden, wenn sie sich sicher sind, ihren Platz in der Familie zu haben. Auch der Platz der Eltern muss für sie klar erkennbar sein, und er bleibt es, wenn sich alle an die Vereinbarungen halten.

Das Stolpern auf steinigen Umwegen erübrigt sich von allein und der Zeitaufwand für die Familienkonferenz hat sich gelohnt.

Erfahrungsgemäß liegen Theorie und Praxis oft weit auseinander. Alles für alle richtig zu machen wird kaum gelingen, und was wir der Jugend sagen, ist für sie nicht immer befriedigend. Ernsthaftes Bemühen und die Art und Weise wie wir es sagen, können aber schon helfen. Der Ton macht bekanntlich die Musik, und dafür ist die Jugend in allen Zeiten empfänglich.

Befehle, Androhung von Strafen, Vorwürfe wegen Undankbarkeit oder Zornausbrüche sind der falsche Ton für die Begleitung. Sie erzeugen nur Abwehr und Entfremdung. Beide Seiten müssen sich ehrlich um Lösungen bemühen, und wie „in der Welt draußen“ bereit sein, Kompromisse zu schließen. Auch die „großen Köpfe“ der Welt finden nicht immer befriedigende Antworten. Solange sie sich aber ernsthaft um friedliche Lösungen bemühen, besteht auch die Hoffnung auf ein Ende der grausamen Machtkämpfe unter der Menschheit.

Damit in der Familie zu beginnen, sie als Schutzraum, als Ort der Geborgenheit zu bewahren, ebnet den Weg für junge Menschen, macht sie stark für ihre Zukunft, in der sie als Erwachsene Verantwortung zu tragen haben.

Als Erwachsener nicht immer die richtige Antwort zu wissen, und das auch zuzugeben, werten die meisten Jugendlichen − selbst bei ihren Lehrern − positiv, als Beweis für Ehrlichkeit. Wie auch die Wähler sich Ehrlichkeit wünschen bei Politikern und als Arbeitnehmer bei ihren Vorgesetzten. Glaubwürdigkeit lässt Vertrauen wachsen. Wenn junge Menschen dies in ihrem Umfeld erleben, akzeptieren sie auch die Richtlinien. Sie bekommen Halt und Sicherheit. Danach suchen sie, weil sie beides dringend brauchen.

Die Ohnmacht der Erwachsenen

Wo Erwachsene allerdings auf Dauer keine Antworten wissen, wendet sich das Blatt. Die Spannungen werden unerträglich für alle Seiten, bis sich die Störungen aufschaukeln, und dann schwer rückgängig gemacht und damit beseitigt werden können.

Wenn Jugendliche das Gefühl haben, dass ihr Dasein die Eltern (Lehrer) stört, wehren sie sich indem sie die Eltern (den Unterricht des Lehrers) auch stören. Auf diesem Weg demonstrieren sie ihr Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und das Verlangen nach Interesse und Zuwendung. Je nach Veranlagung, zeigen sie ihren Protest durch auffälliges Verhalten oder sie ziehen sich zurück, wie Schnecken in ihr Gehäuse. Sie flüchten in eigene Träume und verweigern sich als Ungeliebte in der unbarmherzigen Welt.

Sind diese Reaktionen ein Zeichen von Trotz, Disziplinlosigkeit oder Egoismus? Oder ist der Egoismus auf der Seite der Eltern (Lehrer) zu suchen? Dort, wo sich Kinder als Störfaktor empfinden, kann nichts Positives gedeihen!

Das andere Extrem, wenn Kinder mit allem überhäuft werden, was sie wollen, scheint auf Dauer ähnliche Probleme zu entwickeln.

Eltern, die sich zu Sklaven ihrer Kinder machen, fördern damit deren Egoismus − ihre Liebe bekommen sie jedoch nicht. Diese Eltern spüren, dass ihre Zuwendung, das Bedienen der Lieblinge, das Erfüllen ihrer Wünsche anstrengend wird, und sich früher oder später umwandelt in ungeliebte Pflichterfüllung. Dieser Entwicklung ohnmächtig zuzusehen, lässt die Beziehungen immer weiter auseinander driften. Beiderseitiges Verständnis und Liebe gehen verloren.

„Was sollen wir ihnen denn sagen, um solchen Entwicklungen entgegen zu steuern? Warum verstehen andere Familien auch heute noch, den richtigen Kurs einzuschlagen? Was machen sie anders?“

Sie nehmen das Steuer rechtzeitig in die Hände. Sie bringen ihren Kindern schon in jungen Jahren bei, dass in der Familie geteilt werden muss. Damit es allen gut geht, ist gerechtes Teilen unumgänglich. Teilen beim Essen, beim Wohnen, beim Einkleiden, in der Freizeit und bei der Arbeit.

Warum die wenigen Jahre verstreichen lassen, in denen Kinder freiwillig und mit großem Eifer mithelfen wollen? Ihnen etwas zutrauen, sie üben lassen, nur so gewinnen sie Sicherheit und das erhoffte Lob! Mit Kinderarbeit hat das nichts zu tun. In jeder Altersstufe gibt es zahlreiche Möglichkeiten, den Eltern zu „helfen“. Natürlich kosten Aufsicht und Geduld am Anfang Zeit. Die Mühe lohnt sich erst später, dafür aber längerfristig.

Wenn die kindliche Lust am Mithelfen nachlässt, sind die eingeübten Gewohnheiten selbstverständlich. Vorausgesetzt, sie werden dem Alter der Kinder entsprechend angepasst, erweitert und konsequent gefordert.

Dann sehen die Jugendlichen ihre Eltern auch nicht als Bedienungspersonal im Einmann/Einfrau-Betrieb an. Sie akzeptieren die Forderungen der Familienmanager. Sie haben Aufgabenteilung gelernt, sie übernehmen Mitverantwortung.

Sie gestehen das Recht auf Pausen, Erholung und eigene Zeit auch den Eltern zu. Der Gedanke, dass nur sie das Monopol auf Freizeit haben, kommt erst gar nicht auf. Sie entwickeln früh die Befähigung zum Leben miteinander − nicht gegeneinander. Reize und Spannungen, denen alle Tag für Tag ausgesetzt sind, verlangen nach Entspannung, nach Gegengewicht − für jeden in der Familie!