Welpen-Praxisbuch - Katharina von der Leyen - E-Book

Welpen-Praxisbuch E-Book

Katharina von der Leyen

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Beschreibung

Ein Welpe kommt ins Haus! Von der Vorbereitung auf den Hundezuwachs, die Eingewöhnung im neuen Zuhause, bis zu Erziehung, Pflege und Beschäftigung - im Welpenpraxisbuch erfährt der Leser alles Wissenswerte rund um das Thema Hundewelpe. Die Journalistin und Hundeexpertin Katharina von der Leyen vermittelt dabei lebensnah und praxisorientiert, was man zum ersten Jahr mit dem Hundekind wissen muss. Ein perfekter Start ins Hundeleben!

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Seitenzahl: 237

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Vorwort

Sie wollen also einen jungen Hund. Ich kann Sie gut verstehen: Welpen sind so unglaublich niedlich, vertrauensvoll, weich und wollig, sie brauchen uns, machen lauter dummes Zeug und bringen uns zum Lachen. Aber sie rauben uns auch den letzten Nerv. Sie verstehen nicht, was wir wollen und wir verstehen nicht, was sie wollen. Sie scheinen ununterbrochen nach draußen zu müssen, fressen die Möbel an, können nicht alleine bleiben, räumen den Mülleimer aus und verteilen den Restinhalt von Thunfischdosen auf dem neuen Sofa. Sie haben kein Taktgefühl, aber Blähungen, sie sind viel zarter, als man denkt, sie wälzen sich in entsetzlichen Sachen und bekommen Durchfall grundsätzlich nur auf den Teppichen, die sich nicht reinigen lassen. Und man kann ihnen nicht einmal einen Vorwurf machen, denn sie wissen es einfach nicht besser. Ich glaube, Welpen sind nur deshalb so wahnsinnig süß, weil man sich das ganze Theater sonst einfach nicht antun würde.

Das Dumme ist, dass ein Hund kein Gebrauchsgegenstand ist, den man kauft und wieder in eine Ecke stellen kann, wenn er anstrengend wird. Hunde kosten Zeit, Geduld und Nerven. Es ist hart, im strömenden Regen alle zwei Stunden darauf zu hoffen, dass der Welpe sich löst. Es ist noch härter, wenn er sich nur die »Sehenswürdigkeiten« anschaut und dann – puh! – seinen See im warmen Flur macht. Es ist leicht, einen Welpen zu lieben, der müde und niedlich auf unserem Schoß einschläft. Aber es ist hart, das Haus für Gäste sauber zu machen und danach mit anzusehen, wie der Welpe mit Matschpfoten durchs Haus rast, sich auf dem Teppich übergibt, mit seiner Rute einmal über den Sofatisch wedelt und dann seine losen Haare neben dem Sofa abschüttelt. Es ist auch hart, bei der Erziehung nie zu vergessen, dass wir es mit einem Hund zu tun haben, der ein völlig anderes Verständnis von der Welt hat als wir. Es ist hart, eine völlig neue Sprache zu lernen, und noch schwerer, sich einzugestehen, dass man keine Verbindung zu seinem Hündchen herstellen kann und Hilfe braucht. Es ist schwer, sich in seine Lage zu versetzen: Wir erwarten filmreife, märchenhafte Dinge von unserem Hund. Wir messen ihm menschliche Werte bei, die er nicht hat und bestrafen ihn dann dafür, dass er unsere Erwartungen nicht erfüllen kann.

Man muss sich wirklich sehr lange und sehr genau überlegen, ob man Zeit und Raum für einen jungen Hund hat, ob man die Geduld, die Nerven und den nötigen Humor hat, wenn er sich genau wie ein junger Hund benimmt, das Geld, um ihn medizinisch versorgen zu lassen und mit ihm in die Hundeschule zu gehen – und ob man wirklich Lust und Zeit hat, 14, 15 Jahre lang an 365 Tagen bei Wind und Wetter mit ihm draußen nach Abenteuern zu suchen.

Andererseits: Wenn Sie wissen, dass es mühsam wird, ist es schon viel weniger anstrengend. Und wer hätte sich jemals lieber nicht verliebt, nur weil man weiß, dass damit das ganze gewohnte Leben durcheinandergerät?

Es gibt zu allen Dingen, die ich Ihnen in diesem Buch empfehle, bestimmt noch drei oder mehr andere Möglichkeiten, die auch funktionieren. Ich verfechte keine »Methode«, sondern gebe Ihnen Ratschläge weiter, die bei mir und den vielen Welpen, die ich im Laufe der Zeit aufgezogen habe, am allerbesten geklappt haben. Ich hoffe, Ihnen den manchmal schwierigen Anfang mit diesem kleinen fremden Wesen, das vielleicht bald in Ihr Leben einzieht, erleichtern zu können. Sie werden ein halbes Jahr lang nur wenig ausgehen, Sie werden »angehängt« sein, Sie werden eine ganz neue Verantwortung übernehmen. So ist das eben in Beziehungen. Ich finde, es ist eigentlich ziemlich schön, emotional an so ein kleines Wesen »angehängt« zu sein, das gar nichts von einem will – nur ein bisschen Struktur, Liebe und Abenteuer.

Sehr herzlich, Ihre

WELPENALARM

Bevor ein Welpe bei Ihnen einziehen kann, gibt es unglaublich viele Dinge zu bedenken. Mit Liebe allein ist es nicht getan: Sie brauchen Zeit, Geduld und Humor, gute Nerven, Klarheit, einen Plan und einen Wischmop.

EIN HUNDEKINDSOLL INS HAUS

Haben Sie genug Zeit?

Ob man sein Leben zukünftig mit einem Hund teilt, sollte keine Spontanentscheidung sein, sondern sorgfältig geplant werden. Welpen sind anstrengend. Bevor Sie die Entscheidung treffen, müssen Sie sich daher ein paar ehrliche Fragen stellen.

Zu viele junge Hunde landen im Tierheim oder in »zweiter Hand«, weil sich jemand nicht rechtzeitig überlegt hat, ob er wirklich Zeit und Lust hat, sich mit dem Vierbeiner auseinanderzusetzen.

Ein erwachsener Hund kann rund vier bis fünf Stunden alleine bleiben, ohne deshalb in Verzweiflung zu geraten. Wenn Sie allerdings den ganzen Tag arbeiten und niemand sonst zu Hause ist, verurteilen Sie ein hochsoziales, intelligentes Wesen zu einem Leben, das vor allem von Langeweile, Verlassensangst und Depression bestimmt ist – es sei denn, Sie haben einen Hundesitter oder bringen Ihr Tier in einer Hundetagesstätte unter.

Ein Hund muss auch mindestens dreimal am Tag spazieren gehen und wenigstens einmal ausgiebig rennen und toben können – und das unter Ihrer Aufsicht: Einfach in den Garten schicken gilt nicht, denn der Hund rennt nicht alleine herum. Und alleine spielen ist auch sterbenslangweilig. Und wenn wir schon dabei sind: Hunde langweilen sich ebenso leicht wie wir. Sie brauchen Spiele, Abenteuer und Herausforderungen. Kurzum, sie wollen beschäftigt werden. Nicht zu vergessen: Wir Menschen stellen hohe Ansprüche an unsere Hunde. Es ist unsere Aufgabe, ihnen beizubringen, was sie dürfen und was nicht und welche Kommandos sie beherrschen sollen. Auch der hinreißendste Hund kann ohne Erziehung zum unerträglichen Zeitgenossen werden. Für Hundeerziehung braucht man Zeit, Geduld, Humor und noch mal Zeit.

GRÜNDE, SICH KEINEN HUND ANZUSCHAFFEN

Es gibt viele und wirklich gute Gründe, die Sache mit dem Hund sein zu lassen. Mir persönlich fallen im Laufe des Tages immer wieder mal welche ein. Und mindestens einmal im Monat sind alle meine Hunde für einen Euro zu verkaufen – oder ich möchte sie gegen ein Aquarium tauschen. Und das, obwohl ich nach über 40 Jahren mit Hunden wirklich routiniert bin in der Aufzucht und im Umgang mit ihnen und eigentlich keine Ahnung mehr habe, wie ein Leben ohne Hunde funktioniert. Es geht bestimmt, aber wie?

Wenn Sie »den perfekten Hund« suchen, der nicht haart, nicht riecht, nicht bellt, nach zwei Tagen stubenrein ist, weder viel Beschäftigung noch Auslauf braucht und sich praktisch selbst erzieht – dann wollen Sie in Wirklichkeit keinen Hund. Denn solche Hunde gibt es nicht. Solche Hunde muss man erziehen. Das dauert und bedeutet viel Arbeit, viel Frust, manchmal Tränen, unendlich viel sinnloses Gekicher, Zeitverlust, Sand und Krümel auf dem Boden (im Bett, auf dem Sofa … ).

Wenn Sie mehr als fünf Stunden am Tag außer Haus sind (und da auch sonst niemand ist, der Ihren Hund bespaßen kann).

Wenn Sie der Einzige in der Familie sind, der sich einen Hund wünscht. Glauben Sie mir: Es wird nicht funktionieren, wenn der andere/die anderen gegen einen Hund ist/sind, weil Sie dann immer wieder wegen jeder völlig normalen Unzulänglichkeit Ihres Hundes in Erklärungsnot und Rechtfertigungspflicht geraten.

Süß sind sie alle, wie dieser kleine Sheltie. Es gehört aber doch mehr zu einem Leben mit Hund, als man ahnt.

Wenn Sie ein oder mehrere Kinder unter vier Jahren haben und vorher noch nie einen Hund hatten, müssen Sie zu viele Dinge auf einmal lernen, den Welpen vor dem Kind beschützen und/oder umgekehrt, beiden gleichzeitig gerecht werden … Warten Sie noch ein bisschen. Hunde werden in den nächsten zwei Jahren nicht von diesem Planeten verschwinden, also seien Sie geduldig. Das müssen Sie sowieso schon üben, bevor Sie einen Hund bekommen.

Wenn Ihr Leben aus beruflichen, gesundheitlichen oder beziehungstechnischen Gründen unübersichtlich ist.

Wenn es Ihr Reflex ist, sich nach jedem Hundestreicheln gleich gründlich die Hände zu waschen.

Wenn Ihnen Natur wenig Spaß macht und Sie nicht wirklich gerne spazieren gehen, sondern hoffen, Ihr Hund kann Sie dazu »überreden«.

Wenn Sie das Nachtleben lieben und langes Ausschlafen oder einen richtig aufwendigen Job haben: Überlegen Sie sich gut, ob Sie nach einem langen Tag oder einer langen Nacht die Kraft und Lust haben, mit Ihrem Hund Abenteuer zu bestehen. Auch dann, wenn Sie fast zu müde sind, ihn hinter den Ohren zu kraulen.

Aber wenn das alles Sie nicht erschrecken kann: Dann nichts wie los.

Welcher Hund darf’s denn sein?

Wenn Sie sicher sind, dass Sie der Herausforderung gewachsen sind, einen Welpen aufzuziehen, stellt sich die nächste Frage: Was für einen Hund suchen Sie überhaupt?

Der Mensch hat seit Jahrhunderten eine selektive Zucht betrieben, damit jeder genau den Hund findet, der am besten zu ihm passt. Auch wenn alle Hunde Individuen sind, teilen Hunde bestimmter Rassen daher gewisse ausgeprägte Eigenschaften.

Um ihnen im Laufe ihres Lebens gerecht werden zu können, hilft es oft, welche Rassen Mischlinge in ihren Genen tragen: Die einen brauchen mehr Bewegung, Sport und Hurra, die anderen müssen regelmäßig zum Friseur oder viel gebürstet werden. Manche Rassen und deren Mischlinge sind von Natur aus sehr wachsam und haben einen ausgeprägten Beschützerinstinkt, andere reagieren sensibel auf Getöse und Stress.

MISCHLINGE

Im Gegensatz zu Rassehunden sind Mischlinge Überraschungseier. Sie tragen die Merkmale unterschiedlicher Hunde in ihren Genen, und daher weiß man nie ganz genau, welche Eigenschaften sich am stärksten herausbilden werden. Häufig sind sie weniger »spezialisiert« auf ein bestimmtes Verhalten. Allerdings: Versprechen kann das niemand. Meine wundervolle Hündin Bella war ein Mischling aus Lhasa Apso und Jack Russel. Sie sah aus wie ein explodierter Handfeger mit den allerschönsten, kajalumrandeten Augen. Von der zenhaften Einstellung ihrer Lhasa-Apso-Mutter hatte sie leider aber nichts geerbt (einmal abgesehen vom »Man könnte oder man könnte auch nicht ...« beim Gehorchen). Sie war durch und durch Terrier, mit unglaublichem Jagdtrieb, hochintelligent und sehr lösungsorientiert, aber nicht zu bremsen, wenn es irgendwo eine Fährte, Wild, Kaninchen oder fremde Katzen zu verfolgen gab. Den Reitstall entledigte sie in kürzester Zeit von sämtlichen Ratten, von Kindern ließ sie sich nicht sehr viel gefallen und Kunststücke lernte sie schneller, als man blinzeln konnte. Sie war hinreißend, aber ganz anders als erwartet.

Entgegen der weitverbreiteten Meinung sind Mischlinge leider nicht viel gesünder als Rassehunde, denn Erbkrankheiten vererben sich rezessiv (also auch noch nach Generationen).

RASSEHUNDE

Der Vorteil eines Rassehundes ist, dass man bis zu einem bestimmten Grad ziemlich genau sagen kann, was einen erwartet. Insofern ist es einfach, Recherche zu betreiben. Lesen Sie Bücher und Zeitschriften, sprechen Sie Züchter und andere Halter an und befragen Sie sie nach ihren persönlichen Erfahrungen mit der jeweiligen Rasse.

Suchen Sie sich Ihren Hund keinesfalls aufgrund seines Aussehens aus: Auch wenn natürlich jeder von uns bestimmte äußere Vorlieben hat (meine eigenen Hunde beispielsweise werden, je älter ich selbst werde, immer dünner und haben immer längere Schnauzen), so ist und bleibt das Wichtigste doch, ob wir den typischen Charaktereigenschaften gewachsen sind und ob sie mit unserem eigenen Leben harmonieren. »Was nicht passt, wird passend gemacht«: Das klappt vielleicht bei Kleidungsstücken, aber nicht bei Lebewesen, egal, wie anpassungsfähig Hunde auch sein mögen. Sie werden aus einem Deutsch-Drahthaar keinen sanften Schoßhund machen, einen spanischen Galgo ohne Jagd- und Hetztrieb gibt es nicht und aus einem Mops wird niemals ein Agility-Champion. Ganz ehrlich, bei uns Menschen ist es doch auch nicht anders, Beuteschema hin oder her: Auch der schönste Augenaufschlag, das seidigste Haar und der härteste Waschbrettbauch nützen nichts, wenn man sich nichts zu erzählen hat und nicht den gleichen Humor teilt.

Es gibt sehr viele ausführlich und sorgfältig recherchierte Hundebücher (einige habe ich selbst geschrieben), in denen die Vorzüge und Nachteile bestimmter Rassen deutlich geschildert werden. Reden Sie sich die Rassen nicht schön, seien Sie ehrlich mit sich selbst: Wenn Sie wissen, dass Sie eher passiv sind und eher nicht zu den klaren Führungspersonen zählen, sollten Sie sich keinen Hund aussuchen, bei dem immer wieder explizit darauf hingewiesen wird, dass er »unbedingt sehr konsequent« erzogen werden muss. Legen Sie sich also zum Beispiel keinen Rottweiler, Hovawart oder Schäferhund zu. Diese Rassen erwarten klare, deutliche Ansagen. Versuchen Sie es lieber mit einer der vielen Begleithunderassen, die auch mal fünf gerade sein lassen und außerdem aufgrund ihrer Körpergröße in der Regel etwas leichter zu handhaben sind.

Kriterien für die Auswahl des passenden Hundes

Größe: Wie groß und schwer wird er? Können Sie ihn als erwachsenen Hund (fest-)halten? Wie viel Futter braucht er? Passt er zu Ihrer Wohnung, Ihrem Auto?

Krach: Manche Rassen bellen oder kläffen mehr als andere. Macht Ihnen das etwas aus? Oder Ihren Nachbarn? Wollen Sie mit Ihrem Hund viel verreisen? Wenn Sie sich viel in Hotels aufhalten, ist ein »lauter« Hund möglicherweise nicht das Richtige. Andersherum sind auch manche Rassen sehr geräuschempfindlich. Lieben Sie selbst Heavy-Metal oder sind Ihre Kinder House-Music-Fans?

Temperament: Viele Terrier sind sehr kopfstark und herrschsüchtig, was vom Menschen eine ausgeprägte Führungsqualität verlangt. Viele Windhundrassen sind nur ausgewähltem Personal gegenüber offen und aufgeschlossen und ansonsten leicht »autistisch« veranlagt. Spaniel und Retriever sind zumeist sehr fröhlich und liebevoll – allerdings auch sehr verschwenderisch mit ihrer Zuneigung.

Rhodesian Ridgebacks brauchen viel Bewegung und Beschäftigung.

Ein Chihuahua will auch als richtiger Hund behandelt werden, ist aber mit deutlich weniger Auslauf zufrieden.

Bewegungs- und Beschäftigungsanspruch: Manche Rassen sind absolut zufrieden, wenn sie einfach immer mit dabei sein dürfen. Andere, gerade die Gebrauchshunderassen, brauchen sehr viel Beschäftigung. Hütehunde brauchen Beschäftigung und sehr viel Auslauf (schließlich wurden sie dafür gezüchtet, den ganzen Tag lang große Schaf- oder Rinderherden zu umkreisen).

Pflege: Wie aufwendig wird die Pflege des (erwachsenen) Fells? Wie viel Zeit und/oder Kosten kommen für die Fellpflege auf Sie zu?

Schwächen: Aufgrund von Überzüchtungen neigen manche Rassen zu Erbkrankheiten oder massiven physischen Verzüchtungen, die ihnen (und Ihnen) später Probleme bereiten können. Setzen Sie sich daher im Vorfeld gründlich mit den rassetypischen Erbkrankheiten auseinander.

Nichts ist besser für die Erziehung und Sozialisierung eines Welpen, als im Verband aus mehreren Hundegenerationen aufzuwachsen.

GESUCHT: EIN GUTER ZÜCHTER

Bei der Suche nach dem (nächsten) Hund des Lebens sollten Sie sich immer an die zuverlässigste Quelle wenden. Möchten Sie einen reinrassigen Hund, ist dies der Züchter. Kein verantwortungsvolles Exemplar dieser Gattung würde je auf die Idee kommen, seine Welpen an ein Zoogeschäft abzugeben (es gibt überhaupt nur noch ein einziges in ganz Deutschland, das mit Hunden handelt. Die Mitglieder des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe Deutschland, kurz ZZF, verzichten als freiwillige Selbstkontrolle seit über zwanzig Jahren auf den Verkauf von Hunde- und Katzenwelpen).

Einen seriösen Züchter finden Sie über einen Dachverband wie den VDH oder seinen Rasseclub. Auch Empfehlungen von Freunden kann man meist trauen (wenn man sie und ihre Hunde gut kennt).

Einen verantwortungsvollen Züchter erkennen Sie daran, dass er Ihnen schon vor dem ersten Besuch mindestens genauso viele Fragen stellt, wie Sie ihm. Er verkauft einen Welpen nämlich nur dann, wenn er das Gefühl hat, der neue Besitzer weiß, worauf er sich mit dem Welpen einlässt, dass er den Welpen gut und artgerecht behandeln wird und ihm die bestmögliche Pflege angedeihen lässt. Ein verantwortungsvoller Züchter wird zum Beispiel wissen wollen, ob Sie tagsüber zu Hause sind, wie lange der Hund täglich alleine bleiben soll, wer noch in Ihrem Haushalt lebt, ob Sie schon einmal einen Hund hatten, was Sie mit dem Hund vorhaben (Hundesport, Therapiehund, reiner Begleithund …), ob Sie einen Garten haben, wo Sie leben, ob Ihr Vermieter einverstanden ist, und zahllose Dinge mehr. Erst, wenn der Züchter glaubt, dass Sie einen seiner sorgfältig aufgezogenen Welpen auch wirklich »verdient« haben, wird er Ihnen auch einen verkaufen.

Im Haus eines guten Züchters sind deutliche Spuren von Hunden zu erkennen; wenn es zu schön und zu aufgeräumt ist, ist das ein Hinweis darauf, dass die Hunde nicht mit den Menschen zusammenleben. Wenn es nach Hund müffelt, ist das normal. Wenn es richtig nach Hund stinkt, nicht. Denn dies bedeutet, dass hier nicht auf Sauberkeit geachtet wird. Sehen die Hunde gut aus? Sind sie offen und fröhlich im Umgang mit dem Züchter und Ihnen? Sind die erwachsenen Hunde freundlich zu Ihnen? Und, sehr wichtig: Wenn irgendetwas in Ihrem Leben schiefläuft (Ihr Haus brennt ab, Allergien brechen aus, Sie müssen sich scheiden lassen, Sie bekommen Sechslinge), würden Sie diesem Züchter Ihren Hund zurückgeben – in dem festen Wissen, dass er für ihn das bestmögliche neue Zuhause suchen wird?

Möglicherweise kommen Sie sich während Ihres Besuchs zuweilen auch vor, als stünden Sie »unter Beobachtung« – und das ist gut. Der Züchter wird sich genau ansehen, wie Sie mit seinen Hunden umgehen, ob Sie ihm zuhören und Ratschläge annehmen können. Er wird Sie wahrscheinlich bitten, nach dem Kauf mit ihm in Kontakt zu bleiben. Denn er möchte wissen, wie es seinen Hunden weiter ergeht und steht Ihnen hoffentlich auch mit Rat und Tat zur Seite. Und Sie werden sich noch wundern, wie viele Fragen in den ersten gemeinsamen Wochen mit dem kleinen Hündchen auftauchen.

Fragen an den Züchter

Um sich das bestmögliche Bild machen zu können, sollten Sie dem Züchter folgende Fragen stellen:

Wie lange züchtet er diese Rasse schon? (Möglichst viele, viele Jahre.)

Wie viele Würfe hat er im Jahr (mehr als drei ist die falsche Antwort: Niemand kann sich innerhalb eines Jahres um mehr als 12 bis 15 Welpen kümmern, sie sozialisieren und ein gutes Zuhause für sie finden – außer er zieht das Ganze professionell auf und lässt sich zum Beispiel von Fremden bei der Betreuung helfen. Das ist aber nicht das, was Sie wollen.)

Lässt er die Hündin nach jedem Wurf ein Jahr Pause machen? Alles andere wäre eine gesundheitliche Zumutung für die Hündin und auch ein Zeichen, dass der Züchter lediglich ein »Vermehrer« ist, dem es nicht um das Wohl seiner Hündin geht.

Weiß er irgendetwas »Negatives« über diese Rasse zu sagen (egal, WIE verliebt man ist: Irgendetwas Mühsames, Lästiges, Doofes hat fast jeder Mensch und jeder Hund. Und sei es, dass er stark haart. Oder es unmöglich ist, die Rasse vom Sofa herunterzubekommen. Oder dass er viel bellt (wobei das Leuten, die Bellhunde gewohnt sind, tatsächlich nicht mehr auffällt.)

Achtet er in seiner Zucht auf bestimmte Dinge ganz besonders (zum Beispiel auf ein besonders sanftes Wesen oder auf besondere Arbeitseigenschaften, auf eine bestimmte Farbe oder einen speziellen Typ)?

Lässt er seine Hunde auf bestimmte Erbkrankheiten untersuchen?

Dürfen Sie die tierärztlichen Untersuchungen dieses Wurfes einsehen?

Wie hoch ist die Lebenserwartung dieser Rasse? Wie alt wurde der älteste Hund in der Zucht? Lebt er eventuell noch? Wie sieht er aus? Alt, klapprig, aber fröhlich und geliebt?

Wenn sich widrige Umstände ergeben sollten, würde der Züchter den Hund wieder zurücknehmen? Die meisten seriösen Züchter verankern derlei von sich aus im Kaufvertrag, weil sie immer wissen wollen, wo ihre Hunde zukünftig bleiben.

HUNDE AUS DEM TIERSCHUTZ

Die Tierheime sind voll bis unters Dach mit Hunden, die meist nichts dafür können, dass sie abgegeben wurden. Sie haben oft einen schwierigen Ruf, gelten als unberechenbar, traumatisiert oder verhaltensauffällig. Dabei ist das bei Weitem nicht wahr. Hunde werden aus den verschiedensten Gründen abgegeben: Eine Hündin hat überraschend Welpen bekommen; ein älterer Besitzer wurde krank oder war völlig überfordert mit einem jungen Hund. Ein Besitzer kam ins Krankenhaus oder starb und in der Familie wollte niemand den Hund übernehmen. Und natürlich gibt es in Tierheimen tatsächlich eine Anzahl von Hunden mit Verhaltensproblemen – weil sich niemand die Mühe gemacht hat, den Hund zu erziehen, als er noch ein Hündchen war, und ihm niemand gezeigt hat, dass sein für Hunde völlig natürliches Verhalten in menschlicher Gesellschaft nicht erwünscht ist. Wie viel einfacher ist es, den Hund für sein Verhalten verantwortlich zu machen und einfach abzugeben, anstatt nach einer Lösung zu suchen oder zu überlegen, inwiefern man selbst Veränderungen einleiten müsste, um das unerwünschte Verhalten zu verändern.

Verantwortungsvolle Zucht

»Züchten« bedeutet nicht, niedliche Welpen zu produzieren und gewinnbringend zu verkaufen. Heute sind Züchter gefordert, genetisches Wissen und Fortbildungsbereitschaft mitzubringen. Sie müssen sich mit ihrer Rasse auskennen, mit deren Ahnen und Langlebigkeit. Wer sich in der Agility-Szene bewegt, trifft andere züchterische Entscheidungen als jemand, der Jagdhunde oder reine Begleithunde züchtet. Das Verpaaren seiner Hündin, die man besonders nett findet, mit dem Rüden der Freundin, die man auch besonders nett findet, hat mit Hundezucht nichts zu tun: Das ist Vermehrung, selbst wenn diese Hunde Papiere bekommen. Um »richtig« und »vernünftig« zu züchten, braucht der Züchter eine Zuchtstrategie. Er muss Zuchtziele definieren, relevante Informationen sammeln, Anpaarungen sorgfältig planen, Ergebnisse kontrollieren und sein Vorgehen immer wieder hinterfragen. Jede Rasse hat ihre Schwächen und Stärken, bei jeder Rasse gilt es, wachsam zu sein. Es ist die wichtigste Voraussetzung, die gesamte Population im Auge zu behalten, und nicht nur einzelne (nämlich die eigenen) Tiere. Jeder gute Züchter beobachtet deshalb auch das verwandtschaftliche Umfeld. Dafür muss man sich auskennen und Kontakt zu Züchterkollegen pflegen. Darum ist ein guter Züchter verpflichtet, sich einem Zuchtverein anzuschließen, schon, um genügend Information sammeln zu können und rechtzeitig von Erbkrankheiten zu erfahren. Der Zuchtverein wiederum ist in der Pflicht, seine Mitglieder bestmöglich zu beraten, auch in der Auswahl der Zuchthunde.

Mit der richtigen Anleitung bekommt man diese »Probleme« meistens relativ schnell in den Griff. Unterhalten Sie sich mit den Angestellten des Tierheims, die für den Hund, der Sie interessiert, zuständig sind. Gehen Sie mit ihm spazieren, spielen Sie mit ihm im Auslauf. Vielleicht ist einer dieser Unglücksraben ja genau der Hund, den Sie sich schon immer gewünscht haben?

Mischlinge sind wunderbare Hunde und immer Unikate – häufig sind sie echte »Überraschungseier«.

Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen

Neben dem »klassischen« Tierheim gibt es den sogenannten Auslandstierschutz. Große und kleine Organisationen sammeln in anderen Ländern Hunde von der Straße, aus Tötungsstationen und Tierheimen und vermitteln sie nach Deutschland. Häufig wird mit sehr rührseligen, dramatischen Geschichten zu den einzelnen Hunden Druck auf die Interessenten ausgeübt. Oder man »droht« sogar damit, dass der Hund innerhalb von 24 Stunden getötet würde, wenn sich der Interessent nicht auf der Stelle entscheidet, ihm ein Zuhause zu geben. Auf der anderen Seite aber ist nichts oder nur sehr wenig über den Charakter und die Eigenschaften des Hundes, der vermittelt werden soll, bekannt, weil bisher keiner der Tierschützer die Zeit hatte, ihn näher kennenzulernen. Es ist aber nun einmal wichtig, dass man einigermaßen zusammenpasst, wenn man 10, 14 Jahre zusammen verbringen möchte. Ich persönlich sehe daher dieses Vorgehen von Tierschutzorganisationen sehr kritisch.

Etwas anderes ist es, wenn die zu vermittelnden Hunde bereits in Pflegestellen untergebracht sind. Dann können die Familien, in denen die Hunde derzeit leben, bereits viel über sie erzählen. Sie können den Hund mehrfach besuchen und dann entscheiden, ob man zusammenpasst und der Funke überspringt. Unter Druck und per Foto einen Hund auszusuchen ist ungefähr so sinnvoll, wie einen Hund aus einem Schaufenster zu kaufen oder sich mit einem Brieffreund zu verheiraten. Gute Tierschutzorganisationen fragen viel, beraten und lassen Ihnen Zeit, sich für einen Hund zu entscheiden. Darunter sollten Sie es nicht tun: Sie und Ihr Hund müssen gut zusammenpassen.

Gesundheitsmerkmale eines Welpen

Wenn Sie sich einen Welpen ansehen, sollten Sie auf folgende Dinge achten:

Blanke, leuchtende Augen sind ein Zeichen für Gesundheit. Wenig und klarer Augenausfluss ist normal, genauso wie etwas »Schlaf« im Auge. Gelblicher oder grünlicher Ausfluss weisen auf eine Bindehautentzündung oder eine ernsthaftere Erkrankung hin. Ist die Partie um die Augen herum kaum behaart (der Welpe sieht aus, als trage er eine Brille), hat der Hund vermutlich Milben. Das ist relativ einfach zu behandeln, der Züchter sollte es aber ansprechen.

Die Ohren sollten sauber und wohlriechend sein. Schwarzes, scharf riechendes Sekret bedeutet eine infektiöse Ohrenentzündung und eventuell Milbenbefall.

Beim Welpen sollten weder Rippen noch Wirbelsäule sichtbar sein, auch nicht bei Windhundwelpen. Ein kleiner Kullerbauch ist normal, ein aufgeblähter, trommelartiger Bauch dagegen könnte auf Wurmbefall hinweisen (nicht zu verwechseln mit dem Kugelbauch, den alle Welpen nach dem Fressen haben).

Das Fell eines gesunden Welpen soll glänzen, weich und seidig sein. Wenn die Welpen gerade im Garten getobt haben oder eine Fußwanderung durch die Futterschüssel gemacht haben, sehen sie manchmal entsprechend aus. Trotzdem sollte man erkennen können, dass das Fell gesund ist. Wenn der Welpe nicht besonders sauber und gepflegt wirkt, achten Sie auf folgende Dinge: Ist er verspielt und energiegeladen? Oder wirkt er apathisch und zurückgezogen? Wenn Sie im Fell winzige kleine schwarze Punkte finden, ist das Flohkot. Sie können sicher sein, dass der Wurf Flöhe hat – und damit wahrscheinlich auch Würmer.

Ein gesunder Welpe sollte eine kühle, feuchte Nase haben; bei trockenem, heißem Wetter oder direkt nach einem wilden Spiel kann die Nase allerdings auch einmal trocken sein. Wenn die Nase läuft oder sogar Schleim aus den Nasenlöchern läuft, ist der Welpe krank.

Das Zahnfleisch sollte rosa sein, nicht rot und auch nicht blass bis weißlich. Die Zähne sollten weiß sein.

Achten Sie beim Rüden darauf, dass beide Hoden zu fühlen sind (niemand wird sich wundern oder es Ihnen übel nehmen, wenn Sie nachfühlen). Bei manchen Rüden ist ein Hoden hochgerutscht und kommt erst später herunter. Das sollten Sie mit dem Züchter besprechen. Wenn der Hoden in der Bauchhöhle liegt, müssen Sie ihn später kastrieren lassen (was dem Hund nicht weiter schadet). Denn wenn der Hoden permanent überhitzt wird, können sich Tumoren bilden.

Den passenden Welpen finden

Da sitzen Sie nun vor einem Wurf hinreißender Hundekinder, die alle unwiderstehlich aussehen: warm, weich und niedlich. Am liebsten würde man alle mitnehmen. Die Qual der Wahl sollten Sie trotzdem möglichst rational angehen.

Die Auswahl sollte eine Mischung aus Bauchgefühl, Objektivität und dem berühmten »Funken« sein. Ich weiß, das klingt nach lauter Gegensätzen. Aber: Bei den meisten Rassen ist der Welpe, der als Erstes auf mich zugewackelt kommt, nicht unbedingt der, den ich später haben möchte. Er ist möglicherweise zu forsch, zu mutig, zu selbstbewusst und marschiert auch als erwachsener Hund mit völliger Selbstverständlichkeit auf jeden fremden Menschen oder Hund zu. Ich möchte auch nicht die Rakete aus dem Wurf, denn ich muss dieses Temperament ja demnächst ganz alleine auffangen, ohne die Hilfe und Ablenkung seiner Geschwister. Und den Welpen, der schüchtern in der Ecke herumsitzt, möchte ich auch eher nicht.

Ich hätte gerne einen Welpen mit eher durchschnittlichem Temperament, der seine Geschwister bei wilden Spielen zwar unterstützt, aber sie nicht initiiert. Möglicherweise möchte ich sogar denjenigen Welpen, der sich lieber hinsetzt und den anderen zuschaut, wenn es ihm zu wild wird.

Welcher soll‘s denn sein? Beim Schlafen gleicht einer dem anderen, im wachen Zustand aber zeigen die drei kleinen Beagle völlig unterschiedliche Temperamente.

Es kommt natürlich darauf an, was man später mit einem Welpen machen will: Wer von einem Agility-Champion träumt, braucht gerade die Rakete. Wer einen Schutzhund sucht, der seine Farm in Afrika verteidigt, kann den, der sich erst mal hinsetzt, wenn es etwas lauter wird, nicht gebrauchen. Aber die meisten von uns wünschen sich doch wohl einen ausgeglichenen, liebevollen Familien- und Begleithund, der alles mitmacht, sich nicht so schnell aufregt und sich eher zurückzieht als sich nachdrücklich zu wehren, wenn er von Kindern belästigt wird.

Suchen Sie eher eine Agility-Rakete oder doch lieber einen Schmusehund? Manche Hunde wie der Silken Windsprite beherrschen beide Disziplinen.

VERWEGEN ODER VERLEGEN?

Ob besser ein eher kühner oder ein eher zurückhaltender Hund zu Ihnen passt, hängt von Ihrem Umfeld und Ihrem Leben ab. Diese Charaktereigenschaften sind nicht gleichbedeutend mit »aggressiv« oder »ängstlich«. Jeder Welpe kann seine aggressiven oder ängstlichen Momente haben – unabhängig von seiner Persönlichkeit.

»Verwegen« oder »verlegen« sind auch keine Eigenschaften, die bei einem jungen Hund in Stein gemeißelt sind, sondern eher als charakterliche Tendenzen zu verstehen. Das eine ist nicht besser als das andere. Es kann jedoch wichtig für die Auswahl Ihres Hundes sein und auf jeden Fall für die Art und Weise, wie Sie ihn erziehen: Mit einem kecken jungen Hund muss man ein bisschen anders umgehen als mit einem eher schüchternen Welpen.

Ein schüchterner Hund wird in einem Haushalt mit lauten, wilden, unerschrockenen Kindern ziemlich überfordert. Ein frecher, sehr mutiger Hund kann einen ängstlichen Besitzer wahnsinnig machen. Lernen Sie, Ihren Welpen so zu lieben, wie er ist, und auf seinen Stärken aufzubauen, anstatt ihn zu bewerten. Einen schüchternen Welpen müssen Sie eher stark machen, damit er nach und nach mehr Selbstbewusstsein entwickelt. Einem unerschrockenen Welpen müssen Sie viele Grenzen setzen, damit er höflich wird. Arbeiten Sie mit den Charaktereigenschaften Ihres Hundes, nicht gegen sie.

Verschiedene Auswahlkriterien