Wenn der König wiederkommt - Miriam Speckmann - E-Book

Wenn der König wiederkommt E-Book

Miriam Speckmann

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Miriam Speckmann

Wenn der König wiederkommt

24 Adventsmomente voller Erwartung

SCM R.Brockhaus ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-417-27064-8 (E-Book)

ISBN 978-3-417-00036-8 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck

© 2022 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH

Max-Eyth-Straße 41 ∙ 71088 Holzgerlingen

Internet: www.scm-brockhaus.de; E-Mail: [email protected]

Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:

Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006

SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Holzgerlingen.

Weiter wurden verwendet:

Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (LUT)

Elberfelder Bibel 2006, © 2006 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Holzgerlingen. (ELB)

Das Buch. Neues Testament – übersetzt von Roland Werner. © 2009

SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Holzgerlingen. (DBU)

Lektorat: Rebecca Schneebeli

Umschlaggestaltung: Kathrin Spiegelberg, www.spika-design.de

Titelbild: creativemarket.com

Autorenfoto: © Miriam Speckmann

Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach

Inhalt

Über die Autorin

Wir warten nicht auf Weihnachten

1. Kerzen

2. Wohnung vorbereiten

3. Nüchtern

4. Zweifel

5. Anzeichen

6. Gericht und Gerechtigkeit

7. Neue Körper

8. Hochzeit

9. Wachsam

10. Geduld aus Gnade

11. Alle Völker

12. Warten

13. Auferstehung

14. Bekennen

15. Geschenke

16. Apokalypse

17. Wolkenloser Himmel

18. Weihnachtsbaum

19. Heimat

20. Erniedrigung

21. Durchhalten

22. Von Angesicht zu Angesicht

23. Erwartung

24. Friede

Wir warten weiter

O komm, o komm, Immanuel

Anmerkungen

Über die Autorin

Miriam Speckmann (Jg. 1985) lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in der Nähe von Braunschweig. Als Anglistin liebt sie Sprache. Es liegt ihr am Herzen, den Glauben an Jesus im Alltag zu verankern. Neben dem Schreiben ist sie gern mit ihren Händen kreativ.

Wir warten nicht auf Weihnachten

»Ich glaube, die Adventszeit ist deswegen immer so stressig, damit wir bis Weihnachten alle erkannt haben, wie sehr wir einen Retter brauchen.«

Dieser Satz eines guten Bekannten hat sich mir ins Gedächtnis eingeprägt. Er sagte ihn an einem der Adventssonntage zu mir, als wir uns darüber unterhielten, wie die besinnlichen Adventsandachten auf die harte Realität eines angespannten Familienalltags treffen. Er ist Vater von vier großartigen Kindern und ich finde es tröstlich, dass die Adventszeit bei ihnen in der Familie offenbar auch nicht so viel reibungsloser verläuft als bei uns.

Oh ja, wir brauchen einen Retter. So sehr! Warten wir in der Adventszeit auf Weihnachten? Vielleicht auch, ja. Es ist atemberaubend, uns daran zu erinnern, wie der allmächtige Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren als hilfloser Säugling in einer Futterkrippe lag. Es ist wunderbar, den Moment zu feiern, in dem Gott begann, das Herzstück seines genialen Rettungsplans umzusetzen. Ich liebe und genieße die Momente, in denen mir – meist durch Lieder, bewegende Gottesdienste, Bibeltexte oder Andachten – die Botschaft von Weihnachten richtig zu Herzen geht. Aber das reicht nicht.

Weihnachten ist nicht genug. Weihnachten hält mich nicht davon ab, beim Plätzchenbacken mit meinen Kindern über all dem Chaos die Nerven zu verlieren und eine an sich schöne Familienaktion in Streit, Wut und Tränen enden zu lassen. Weihnachten garantiert keinen Frieden – weder im Großen noch im Kleinen. So wie Weihnachten auch König Herodes nicht davon abgehalten hat, ein unvorstellbar grausames Massaker an kleinen Kindern zu begehen. Ja, wir brauchen Weihnachten; aber wir brauchen mehr als Weihnachten. Und damit meine ich nicht nur, dass wir mehr brauchen als Plätzchen, Kerzen und Weihnachtslieder. Wir brauchen auch mehr als das Kind in der Krippe. Das Kind in der Krippe ist ein erwachsener Mann geworden. Dieser Mann, Jesus, hat uns gezeigt, wie Gott ist und was er von uns möchte. Er hat Kranke geheilt und Tote auferweckt als Hinweis auf den viel tieferen Frieden, den er bringen wollte. Er hat sich schlagen, bespucken und grausam ermorden lassen, um diesen Frieden zu ermöglichen. Er hat den Tod besiegt, um diesen Frieden unvergänglich zu machen.

Auch wenn dieser tiefe Friede greifbar nahe ist, vollkommen gegenwärtig ist er noch nicht. Einsamkeit und Trauer, Schmerz und Leid, Streit, Neid, Hass, Gewalt und Gleichgültigkeit führen uns ständig vor Augen, wie sehr uns dieser Friede noch fehlt. Nicht selten ganz besonders an Weihnachten …

Deswegen hat das erwachsen gewordene Kind in der Krippe versprochen, eines Tages wiederzukommen, um diesen Frieden zu vollenden. Nicht als Kind in der Krippe, nicht unscheinbar, hilflos und klein. Nein, wenn Jesus wiederkommt, kommt er als König: gewaltig. Wunderbar. Furchterregend. Richtend. Siegend. Herrlich. Wie genau das alles ablaufen wird, übersteigt unser Verstehen. Doch er hat uns sein Wort gegeben, dass er kommen wird. Dann, erst dann, wird er wahren, vollkommenen Frieden bringen, der allen Unfrieden vertreibt. Das ist es, worauf wir eigentlich warten – auch an und vor Weihnachten. Das ist der Retter, den wir brauchen. Er ist schon so gut wie auf dem Weg zu uns. Er sagt: »Ja, ich komme bald!« (Offenbarung 22,20). So sicher, wie er als kleines Baby geboren wurde, so sicher wird er als herrlicher Gott wiederkommen. Dann findet unser Hoffen, Warten und Sehnen ein Ende. Amen! Komm, Herr Jesus!

1.

Kerzen

Unter all den Dingen, die im Advent eine zentrale Bedeutung für uns haben, ist eines ganz besonders prominent: die Kerze. Kerzen gehören einfach zum Advent dazu, sei es auf dem Adventskranz, auf dem Esstisch oder in den Fenstern. Zusätzlich schmücken zahlreiche künstliche Kerzen in Form von Lichterketten die Bäume und Häuser. Eine Adventszeit ohne Kerzenschein ist schwer vorstellbar. Ich finde das sehr spannend. Einerseits ist es verständlich, dass wir uns gerade in der dunklen Jahreszeit mehr Licht wünschen. Licht ist für uns überlebenswichtig, sowohl körperlich als auch seelisch. Nicht ohne Grund haben im Herbst und Winter besonders viele Menschen mit Depressionen zu kämpfen. Andererseits haben wir heutzutage unzählige Möglichkeiten, uns mehr Licht zu verschaffen, als der Schein einer Kerze bieten kann. Doch gerade im Advent verzichten wir gern darauf, den Lichtschalter unserer superhellen LED-Lampen zu betätigen, und freuen uns lieber über das sanfte Licht einiger Kerzen. Warum?

Bestimmt gibt es dafür viele Gründe. Ich denke, ein wichtiger Grund ist, dass Kerzen uns nicht nur Licht bieten, sondern uns zugleich auch an die Dunkelheit erinnern. Sie schenken uns das Licht, nach dem wir uns so sehr sehnen; sie halten uns aber zugleich auch vor Augen, wie sehr wir es benötigen, weil sie vieles unerhellt lassen. Vor dem Hintergrund der Dunkelheit wirkt ihr Licht viel wertvoller, als es in einem hell erleuchteten Raum der Fall wäre.

Damit halten uns Kerzen auch die geistliche Dunkelheit um uns und in uns vor Augen. Jede kleine Flamme, die tapfer in der Dunkelheit flackert, erinnert uns daran, wie sehr wir und unsere Mitmenschen Jesus als das wahre Licht der Welt brauchen. Wir müssen nicht spirituell veranlagt sein, um die Kaltherzigkeit und die Verbitterung um uns – und allzu oft auch in uns – zu spüren. Auch dafür kann die Kerze stehen: die Hoffnung, dass es daraus einen Ausweg gibt.

Gott hat uns so erschaffen, dass wir das Licht brauchen und lieben, weil er uns so erschaffen hat, dass wir ihn brauchen und lieben. Er wohnt in unzugänglichem Licht1; er ist der Vater des Lichts, bei dem es keine Veränderung von Licht zu Schatten gibt2; er selbst ist das Licht und in ihm gibt es keine Finsternis.3 Licht war auch das Allererste, was Gott erschaffen hat.4 Licht ist lebenswichtig und unsere Sehnsucht nach Licht ist im Grunde ein Abbild unserer Sehnsucht nach Gott.

Doch da gibt es auch noch eine andere Seite. Im Gespräch mit dem Schriftgelehrten Nikodemus erklärt Jesus:

Das Licht ist vom Himmel in die Welt gekommen, aber sie liebten die Dunkelheit mehr als das Licht, weil ihre Taten böse waren. Sie hassen das Licht, weil sie im Dunkeln Böses tun. Sie bleiben dem Licht fern, weil sie Angst haben, dass ihre Taten aufgedeckt werden. Wer sich aber nach der Wahrheit ausrichtet, tritt ans Licht und jeder kann sehen, dass er in Verantwortung vor Gott handelt.

JOHANNES 3,19-21

Ja, wir Menschen lieben das Licht und sehnen uns nach Gott, aber nur manchmal. Wir alle haben auch Bereiche in unserem Leben, in die wir lieber kein Licht bringen wollen. Vielleicht ist das ein weiterer weniger positiver Grund, warum wir Kerzen mögen: Sie lassen einiges im Dunkeln. Wenn wir im Schein einer Kerze sitzen, finden wir es schmeichelhaft und romantisch, dass wir nicht alles so genau sehen können. Die unordentlichen Zimmerecken fallen nicht mehr auf – und auch unsere eigenen Fehler und Makel bleiben versteckt. Im übertragenen geistlichen Sinne ist das weniger schön: Wir mögen zwar ein bisschen Licht, weil wir merken, dass wir es brauchen, aber lieber nicht zu viel. Unseren Egoismus, unsere Scheinheiligkeit und unsere Gleichgültigkeit soll das Licht lieber nicht aufdecken. Da bleiben wir lieber im (Halb-)Dunkeln und hoffen darauf, dass niemand unsere finsteren Seiten entdeckt.

Doch schmeichelhaftes Halbdunkel zählt bei Jesus nicht. Gott will uns ein neues Herz schenken – in Hesekiel 36,26 sagt er: »Und ich werde euch ein neues Herz geben und euch einen neuen Geist schenken. Ich werde das Herz aus Stein aus eurem Körper nehmen und euch ein Herz aus Fleisch geben.« Das ist praktisch eine Herztransplantation – und kannst du dir eine Herztransplantation bei Kerzenschein vorstellen? Mit all unseren Schwächen und Fehlern ins volle Licht zu treten, ist nicht immer angenehm, aber es ist nötig.

Wenn Jesus wiederkommt, deckt er auf, wie es in unseren Herzen wirklich aussieht, und das Halbdunkel ist vorbei – so ähnlich, wie wenn jemand den Lichtschalter betätigt. »Wenn der Herr kommt, wird er unsere tiefsten Geheimnisse ans Licht bringen und unsere verborgensten Beweggründe offenbar machen«, heißt es in 1. Korinther 4,5. Ich möchte mich dann nicht als Weihnachtsbaumkugel entpuppen, die zwar von außen hübsch geglänzt hat, aber in deren Innerem Dunkelheit herrscht. Denn Jesus möchte nicht erst Licht bringen, wenn er wiederkommt. Er selbst ist das Licht, das zum Leben führt, wenn man ihm nachfolgt.5 Je mehr wir auf ihn schauen, desto mehr erkennen wir die Schönheit seines Lichts. Wenn wir seine Liebe erfahren haben, wächst in uns der Wunsch, alle Finsternis hinter uns zu lassen und so sehr vom Licht erfüllt zu werden wie er. Wie schön wäre es doch, sich nicht mehr hinter der Halbwahrheit eines Kerzenscheins verstecken zu müssen! Wie schön wäre es, als erlöste Kinder des Lichts ohne Scham im vollen Licht zu stehen! Gott sei Dank wird der Heilige Geist nicht müde, in uns darauf hinzuarbeiten. Er vergibt uns gerne immer wieder neu und hilft uns, mal sanft, mal mit Nachdruck, immer mehr Licht in unser Leben zu lassen.

Trotz all unserer Gebrochenheit will er uns sogar dazu gebrauchen, sein Licht an andere weiterzugeben. In Matthäus 5,14-16 sagt Jesus:

Ihr seid das Licht der Welt – wie eine Stadt auf einem Berg, die in der Nacht hell erstrahlt, damit alle es sehen können. Niemand versteckt ein Licht unter einem umgestülpten Gefäß. Er stellt es vielmehr auf einen Lampenständer und lässt es für alle leuchten. Genauso lasst eure guten Taten leuchten vor den Menschen, damit alle sie sehen können und euren Vater im Himmel dafür rühmen.

Das ist ein hoher Anspruch. Damit die Menschen nicht uns, sondern unseren Vater im Himmel rühmen, brauchen wir allerdings keine großen Heldentaten zu vollbringen. Was wir in erster Linie brauchen, sind Demut und Aufrichtigkeit – und Augen, die fest auf den gerichtet sind, der das Licht unseres Lebens ist.

Ja, Kerzen sind schön und gemütlich und ich möchte dir nicht den Kerzenschein in der Adventszeit vermiesen. Wende das schummerige Licht der Kerzen gerne auf deine Mitmenschen an: Blicke gnädig über ihre Macken und Fehler hinweg, anstatt alles aufdecken zu müssen. Doch für dein eigenes (geistliches) Leben begnüge dich nicht mit dem Halbdunkel der Kerzen. Lebe so, dass du bereit bist, wenn Jesus plötzlich wiederkommt und das Licht anschaltet.

Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, braucht nicht im Dunkeln umherzuirren, denn er wird das Licht haben, das zum Leben führt.

JOHANNES 8,12

  Idee zur Umsetzung:

Fällt dir ein Bereich deines Lebens ein, in dem du dir mehr Licht wünschst, weil es dir schwerfällt, dort nach Gottes Willen zu leben? Überlege dir einen physischen Ort, der symbolhaft für diese dunkle Lebensecke steht, und stelle dort eine Kerze auf. Beispielsweise neben deinem Computer oder Fernseher, wenn du Schwierigkeiten mit deinem Medienkonsum hast; neben die Wohnungstür, wenn du deinen Nachbarn freundlicher begegnen möchtest; neben die Keksdose, wenn du deinen Wunsch nach Anerkennung durch Süßigkeiten füllst; oder auf deinen Schreibtisch bei der Arbeit, wenn dich ein Kollege regelmäßig zur Weißglut bringt. Zünde die Kerze so regelmäßig wie möglich an und bitte Gott dabei jedes Mal, dass er dir hilft, mehr in seinem Licht zu leben.

  Wenn du mehr lesen möchtest:

In Epheser 5,1-21 steht noch mehr dazu, was es bedeutet, als Kinder des Lichts zu leben. Sicher findest du dort noch einige Anregungen für dein eigenes Leben.

2.

Wohnung vorbereiten

Gerade in der Adventszeit wünschte ich mir oft, ich wäre ordentlicher. Ich bewundere immer die Menschen, die in ihren Wohnungen und Häusern Deko haben können – so Sachen, die irgendwo auf einem Schrank oder einem Tisch rumstehen und nichts weiter tun, als hübsch auszusehen. Bei uns funktioniert das leider nicht. Das Problem ist nicht so sehr die Deko an sich. Die hätten wir auch. Das Problem ist eher, sie unter all den Zetteln, Heften, Büchern und sonstigen Dingen noch wiederzuentdecken. Denn wenn man irgendwo Deko hinstellen kann, kann man dort auch mal eben andere Dinge ablegen – und das tun mein Mann und ich und selbst unsere Kinder leider unweigerlich …

Doch zu Weihnachten geben auch wir uns die größte Mühe, unser Haus hübsch zu machen. Wir schmücken unseren Eingang mit einem leuchtenden Stern und die Konifere vorm Haus mit einer Lichterkette, hängen Gebasteltes in die Fenster und an die Zimmertüren, stellen Kerzen auf – obwohl die sich gar nicht gut mit den herumliegenden Zetteln vertragen – und geben uns ernstlich Mühe, die Unordnung für die Zeit des Advents zumindest aus dem Sichtfeld verschwinden zu lassen. Viele Menschen wollen zu Weihnachten ihre Wohnungen vorbereitet und schön haben. Vielleicht ist das für uns auch ein Bild dafür, dass wir unsere Herzen vorbereitet und schön haben wollen, wenn der König einzieht.

Ich finde es total faszinierend und berührend, dass uns die Bibel andersherum etwas ganz Ähnliches berichtet. Ja, wir sollen uns und unser Leben für den kommenden König vorbereiten – aber dann geht unser König los und bereitet für uns eine Wohnung vor! In seinen Abschiedsreden sagt Jesus zu seinen Jüngern:

Habt keine Angst. Ihr vertraut auf Gott, nun vertraut auch auf mich! Es gibt viele Wohnungen im Haus meines Vaters, und ich gehe voraus, um euch einen Platz vorzubereiten. Wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch dann so gesagt? Wenn dann alles bereit ist, werde ich kommen und euch holen, damit ihr immer bei mir seid, dort, wo ich bin.

JOHANNES 14,1-3

Jesus geht uns voraus, um unsere Wohnungen im Himmel schon mal herzurichten. Die Wohnungen sind bereits da! Bei Gott gibt es einen festen Platz, den er schon seit Urzeiten für dich und für mich reserviert hat. Aber Jesus macht diese himmlischen Wohnungen erst noch hübsch, damit alles bereit ist, wenn er uns zu sich holt. Was für ein liebevolles Bild! Ich weiß nicht, wie wörtlich diese Wohnungen zu verstehen sind und inwiefern sie eher ein Symbol sind für etwas, das unseren irdischen Verstand übersteigt. Doch wenn Jesus uns die göttliche Ewigkeit in solch menschlichen Bildern vor Augen malt, dürfen wir auch in diesen Bildern denken. Als wir das letzte Mal umgezogen sind und ich unser eigenes Heim einrichten musste, habe ich dieses Bild innerlich weitergesponnen. Für welche Wandfarbe hat sich Jesus wohl in meiner himmlischen Wohnung entschieden? Für welche Inneneinrichtung? Immerhin kennt er meinen Geschmack besser als ich.

Tatsächlich wissen wir über diese himmlischen Wohnungen sehr wenig. Ich bin mir zwar sicher, sie sind schöner und gemütlicher, ordentlicher und geschmackvoller dekoriert, als wir es uns erträumen können, aber darum scheint es gar nicht zu gehen. Das viel Wichtigere steht in Vers 3: »… damit ihr immer bei mir seid, dort, wo ich bin.« Es geht nicht um die Wohnung an sich, sondern darum, mit wem wir dort wohnen. Ich darf ein Mitbewohner von Jesus werden. Ich bin dort nicht nur ein kurzfristiger Weihnachtsgast, sondern ich kann für immer dort wohnen bleiben. Ich darf bei Jesus einziehen! Wenn Jesus und ich dann in der Ewigkeit den ein oder anderen Abend – ach nein, den gibt es dann ja gar nicht mehr – bei einem Glas Wein auf meinem Sofa verbringen, werde ich mich vielleicht über die schicken Sofakissen und die Wandfarben in meinem neuen Wohnzimmer freuen, weil Jesus weiß, dass ich ein Faible für tolle Stoffe und schöne Farbkombinationen habe. Aber wahrscheinlich werde ich vor allem nur noch Augen für IHN haben und seine Nähe genießen.

Um zu begreifen, wie erstaunlich dieses Bild ist, hilft es, wenn wir ein paar Schritte zurückgehen. Wenn Jesus sonst in den Evangelien vom »Haus seines Vaters« spricht, bezieht er sich auf den Tempel.6 Der Tempel war der Ort, den Gott sich als irdische Wohnung auserwählt hatte. Das war natürlich nur als ein Bild für das Volk Israel gedacht, denn Gott wohnt nicht in menschlichen Häusern. Aber schon für dieses Bild der Gegenwart Gottes gab es sehr strenge Regeln und Bestimmungen, wer wann und unter welchen Bedingungen welchen Bereich davon auch nur betreten durfte. Das Heilige, das in die Nähe Gottes durfte, war strikt getrennt von dem Unheiligen. Wer nicht gerade ein Jude war – am besten noch aus einem Priestergeschlecht –, männlich und ohne körperlichen Makel, für den sah es schon mal nicht gut aus.

Doch die Sehnsucht nach dem Ort, an dem Gott wohnt, war groß. In vielen Psalmen wird sie ausgedrückt: »Herr, ich liebe das Haus, in dem du wohnst, und den Ort, der von deiner Herrlichkeit erfüllt ist« (Psalm 26,8), oder: »Eine einzige Bitte habe ich an den Herrn: Ich sehne mich danach, solange ich lebe, im Haus des Herrn zu sein, um seine Freundlichkeit zu sehen und in seinem Tempel still zu werden« (Psalm 27,4). Genau das hat Jesus allen ermöglicht, die sein Opfer annehmen.7 Jesus hat uns geheiligt – und zwar so vollkommen, dass wir uns Gottes Gegenwart nicht nur nähern dürfen, sondern sogar für immer an diesem heiligen Ort wohnen dürfen. Wie wunderbar ist das!

Noch ist es aber leider nicht so weit. Jesus hat gesagt, er geht voraus, um uns einen Platz vorzubereiten – und er hat auch gesagt, dass wir noch nicht mitkommen können. Das hat er erst zu den Juden gesagt8, dann noch mal zu den Jüngern9 und schließlich noch einmal zu Petrus: »Wo ich hingehe, dahin kannst du jetzt nicht mitkommen, aber später wirst du mir dorthin folgen« (Johannes 13,36).

Noch ist unser Platz hier in der Welt; noch haben wir ein Leben in der Nachfolge vor uns mit allen Höhen und Tiefen, allen Kämpfen und allem Leid. Doch auch Nachfolge mit all ihren Herausforderungen bedeutet, dort zu sein, wo Jesus ist. Wir folgen ihm nach – wir gehen dorthin, wohin er uns vorausgegangen ist. In Johannes 12,26 sagt Jesus: »Wer mein Jünger sein will, muss sich aufmachen und mir nachfolgen, denn mein Diener wird da sein, wo ich bin. Wer mir nachfolgt, den wird der Vater ehren.« Diese Worte sagt er im Zusammenhang damit, dass er für uns sterben wird. Bei Jesus zu sein bedeutet für uns im Moment noch, unser Kreuz auf uns zu nehmen, Gott und anderen Menschen zu dienen, so wie Jesus es getan hat, und mitunter auch mit ihm und für ihn zu leiden. All das mit dem Wissen, dass er bei uns ist. Doch wenn es so weit ist – wenn die Wände gestrichen sind, der Fußboden verlegt, die Möbel arrangiert und die Deko aufgestellt ist –, dann wird er kommen und dich holen. Damit du immer bei ihm bist – dort, wo er ist.

Deine Güte und Gnade begleiten mich alle Tage meines Lebens, und ich werde für immer im Hause des Herrn wohnen.

PSALM 23,6

  Idee zur Umsetzung:

Du könntest dir für die Adventszeit einen besonderen Ort in deiner Wohnung aussuchen, den du dafür nutzt, um zu beten oder in der Bibel zu lesen. Richte ihn besonders schön und gemütlich her und dekoriere ihn, wie es dir gefällt. Wenn du dann dort Jesus im Gebet begegnest, erinnere dich daran und freue dich darauf, wie viel wunderbarer es mit ihm sein wird an dem Ort, den er für dich herrichtet.

  Wenn du mehr lesen möchtest:

Psalm 84 bringt die Sehnsucht nach der Gegenwart Gottes in seinem Haus besonders schön zum Ausdruck.

3.

Nüchtern

Wir sind eine Familie von Weinliebhabern. Mein Mann und ich, mein Vater, auch meine Brüder und Schwägerinnen – wir alle trinken gern einen guten Wein zum und nach dem Essen. Vermutlich sind die Weihnachtstage mit viel gutem Essen in großer Runde und gemütlichem Zusammensitzen an langen Abenden die Zeit im Jahr mit dem höchsten Weinverbrauch. Wie passend, dass der dunkelrote Wein sich selbst farblich so hübsch in Wein-nachten einfügt.

Eigentlich passen Alkohol und Advent allerdings nicht so gut zusammen. Traditionell war die Adventszeit sogar eine Fastenzeit und ist es in den orthodoxen Ostkirchen bis heute.

Ähnlich wie vor Ostern wollte man sich auf das Kommen Gottes in die Welt besonders besinnen und vorbereiten. Wenn man an sein zweites Kommen denkt, ist das erst recht angebracht. Denn wenn es in der Bibel darum geht, dass wir uns auf Jesu Rückkehr vorbereiten sollen, heißt es sehr häufig, wir sollen wach und nüchtern sein. Petrus betont das in seinem ersten Brief mehrfach:

Bemüht euch daher um ein klares, nüchternes Denken und um Selbstbeherrschung. Setzt eure ganze Hoffnung auf die Gnade, die euch bei der Wiederkehr von Jesus Christus erwartet.

1. PETRUS 1,13

Um in dem ganzen Trubel dieser Welt den richtigen Fokus zu bewahren und auf das richtige Ziel hinzuleben, brauchen wir einen klaren Kopf. Dazu passt es nicht mehr, sich blind irgendwelchen Vergnügungen hinzugeben, die unsere Gedanken nur zerstreuen. Wir müssen nüchtern sein, um uns aufs Gebet zu konzentrieren und um die gut getarnten Versuchungen unseres Widersachers zu erkennen und ihnen zu widerstehen (vgl. 1. Petrus 4,7 und 5,8).

Wenn wir Alkohol getrunken haben, dürfen wir nicht mehr Auto fahren, weil der Alkohol unsere Aufmerksamkeit und unsere Reaktionsfähigkeit einschränkt und schließlich auch unsere Urteilsfähigkeit beeinträchtigt. Sind das gute Voraussetzungen, um im Glauben standhaft zu bleiben, im Angesicht vielseitiger Versuchungen heilig zu leben und die gute Botschaft von unserem Retter weiterzugeben? Wohl kaum.