Wer war Varus wirklich? - Dirk Husemann - E-Book

Wer war Varus wirklich? E-Book

Dirk Husemann

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Beschreibung

Germanien im 1. Jahrhundert n. Chr.: Es regnet. Römische Sandalen versinken im Morast, frustrierte Legionäre schultern fluchend ihr zentnerschweres Marschgepäck im vergeblichen Versuch, die unwirtlichen Gebiete rechts des Rheins zu erobern. Auch Varus wollte die widerborstige »Germania magna« bezwingen. Sein grandioses Scheitern stellte allerdings die Niederlagen seiner Vorgänger mehr als in den Schatten...

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Seitenzahl: 41

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Dirk Husemann

Wer war Varus wirklich?

Campus VerlagFrankfurt/New York

Über das Buch

Germanien im 1. Jahrhundert n. Chr.: Es regnet. Römische Sandalen versinken im Morast, frustrierte Legionäre schultern fluchend ihr zentnerschweres Marschgepäck im vergeblichen Versuch, die unwirtlichen Gebiete rechts des Rheins zu erobern. Auch Varus wollte die widerborstige »Germania magna« bezwingen. Sein grandioses Scheitern stellte allerdings die Niederlagen seiner Vorgänger mehr als in den Schatten.

Dieses E-Book ist Teil der digitalen Reihe »Campus Kaleidoskop«. Erfahren Sie mehr auf www.campus.de/kaleidoskop

Über den Autor

Dirk Husemann, geboren 1965, ist Archäologe und Historiker. Seit vielen Jahren ist er als freier Autor und Journalist, unter anderem für Spektrum der Wissenschaft, GEO und Spiegel Online, tätig. Bei Campus erschienen bislang von ihm »Die Neandertaler« (2005), »Spiele, Siege und Skandale« (2007) und »Der Sturz des Römischen Adlers« (2008). Dirk Husemann lebt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ort des Geschehens in Ostbevern bei Münster.

Inhalt

Varus – ein unbekanntes Leben

Hülle und Fülle im Lagerzelt

Waldgirmes – ein Forum für Germanen

Karriereleiter in die Hölle

Campus Kaleidoskop

Impressum

Varus – ein unbekanntes Leben

Varus teilt das Schicksal berühmter Römer wie Caligula und Nero, die als Wahnsinnige und Unterdrücker verschrien sind. Heute meint die Forschung, dass manche angeblichen Despoten und Tyrannen in Wirklichkeit das Wohl des Volkes im Sinn hatten, aber der Propaganda der Nachwelt zum Opfer fielen. Pechvogel oder Unglücksrabe – wer war Varus wirklich?

Am Rheinufer war Schluss. Der Strom war im 1. Jahrhundert n. Chr. die Grenze des Römischen Reiches. Westlich davon lebten Germanen und Kelten mit den Besatzern, akzeptierten mehr oder weniger freiwillig deren Herrschaft und gaben ihre Stammeskultur allmählich auf – im Tausch gegen die Bequemlichkeit des römischen Lebens. Römer und Barbaren flanierten zusammen auf den Straßen der vielversprechenden Rheinstädtchen Oppidum Ubiorum und Castra Vetera, aus denen Köln und Xanten aufkeimen sollten.

Östlich des Rheins sah die Welt anders aus. Hier lebten die noch immer wilden Stämme der Germanen, die in dichten Wäldern und undurchdringlichen Sümpfen bislang alle römischen Eroberungszüge ins Leere hatten laufen lassen. Die Germanen nannten ihre Heimat »freies Germanien«. Die Römer nannten das »Urwald« und schrieben auf ihre Landkarten »Germania Magna«, Großgermanien. Für sie lag am anderen Rheinufer die Hölle, bewohnt von Teufeln.

Die Rheingrenze kostete ein Vermögen. Da der Fluss keine gerade Linie zog, mussten mehr Truppen und Kastelle daran aufgestellt werden, als es bei einem geraden Grenzlauf nötig gewesen wäre. Sechs Legionen standen am Ostufer des Rheins, etwa 36000 Krieger. Rom verfügte zur Zeit des Kaisers Augustus insgesamt nur über 28 Legionen, etwa 150000 Soldaten. Demnach wurde fast ein Viertel des römischen Militärs für den Rhein benötigt. Das Reich aber wucherte auch andernorts. Im Nordwesten war es bereits bis Großbritannien gewachsen, im Süden bis nach Ägypten. In den Provinzen Africa und Asia benötigten die Statthalter jeden Mann, um die Lage unter Kontrolle zu halten, und der Kaiser wollte mehr und mehr Eroberungen im Mittelmeerraum. Doch die dafür nötigen Soldaten steckten am Rhein fest. Etwas musste geschehen.

Ging es nach Kaiser Augustus, sollte am Rhein endlich Ruhe herrschen. Der Imperator wollte Germanien erobern und die teure Rheingrenze nach Osten verschieben, am besten bis an die Weser. Dieser Fluss lief auf die Donau zu, die im Süden das Reich begrenzte. Durch eine Verbindung beider Linien wäre das Reich zum einen erheblich gewachsen, zum anderen wäre die Grenze geschrumpft, das Loch in der Staatskasse gestopft, Soldaten wären frei für die Eroberungen im Süden. Mehr Fliegen ließen sich mit einer Klappe nicht schlagen. Wenn nur die Germanen nicht gewesen wären.

Die Römer setzten über. Sie hatten jahrhundertelang Erfahrungen im Kriegführen, Erobern und Besetzen gesammelt und wählten aus ihrem Fundus an Möglichkeiten die beste aus: Schifffahrt. Da das germanische Inland so unbekannt wie undurchdringlich war, bot sich eine Expedition auf Flüssen an. Die Lippe, damals Lupia genannt, fraß sich eine Schneise durch Großgermanien. Auf ihr kreuzte eines Tages im Jahr 11 v. Chr. eine Flotte römischer Kriegs- und Lastschiffe auf, die Legionäre und Baumaterial an Bord hatte. Im Laufe weniger Jahre zimmerten die Römer Legionslager am Flussufer zusammen. Wie Perlen an einer Schnur säumten sie die Lippe, Versorgungsstationen für einen der größten und gefährlichsten Eroberungszüge Roms. Immerhin: Vom heutigen Dorsten-Holsterhausen, über Haltern, Lünen-Beckinghausen, Bergkamen-Oberaden bis nach Anreppen machten die Römer die Lippe sicher. Fast 200 Kilometer drangen sie ins feindliche Gebiet vor. Zwanzig Jahre lang pflanzten Legionäre Unterkünfte, Ställe, Vorratslager in den Urwald Mitteleuropas. Dann machten ihnen die Germanen und ihr wildes Land einen Strich durch die Rechnung.

Es regnete. Während die Legionäre das milde Klima Südeuropas kannten und schätzten, saßen sie im Norden im Dauerregen. Das zerrte an den Nerven und den Sandalen, denn der römische Legionär war ein Schwergewicht. Von Kopf bis Fuß gepanzert, mit Eisenhelm und Kettenhemd, mit genagelten Schuhen und schwerem Schild, mit Schwert und Lanze schleppte der durchschnittliche römische Soldat 30 Kilogramm Ausrüstung mit sich.