WONKA - Sibéal Pounder - E-Book

WONKA E-Book

Sibéal Pounder

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Beschreibung

Das Buch zum großen Kino-Ereignis!

WONKA erzählt die fantastische Geschichte, wie der weltgrößte Erfinder, Magier und Schokoladen-Fabrikant zu dem Willy WONKA wurde, den wir heute kennen. Der junge Willy WONKA, den Kopf randvoll mit Ideen und entschlossen, Bissen für Bissen die Welt zu verändern, beweist uns: Die besten Dinge im Leben beginnen mit einem Traum. Wenn du das Glück hast, Willy WONKA zu begegnen, ist einfach alles möglich!

Die Erzählung basiert auf dem Film »WONKA« von Warner Brothers und Heyday Films, nach einer Idee und unter Regie von Paul King; als Drehbuch umgesetzt von Simon Farnaby und Paul King.

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Seitenzahl: 196

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Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

© der deutschsprachigen Ausgabe:2023 Penguin JUNIOR in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten

Text: © 2023 The Roald Dahl Story Company Ltd

ROALD DAHL ist ein eingetragenes Warenzeichen der Roald Dahl Story Company Ltd

Story: © 2023 Warner Br. Entertainment Inc.WONKA und alle damit verbundenen Figuren und Elemente: © und TM Warner Bros. Entertainment Inc.

Cover: Motion Picture Art Work © 2023 Warner Bros. Ent.

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlagfertigstellung: Geviert

ck · Herstellung: UK

Satz: Lorenz+Zeller GmbH, Inning a. A.

ISBN 978-3-641-31687-7V002

www.penguin-junior.de

Inhalt

Prolog

Hier kommt Wonka

Kapitel 1

Die Stadt der Träume

Kapitel 2

Schrubbes und Bleicher

Kapitel 3

Schwebe-Schoki

Kapitel 4

Immer das Kleingedruckte lesen

Kapitel 5

Silberstreifen

Kapitel 6

Das Gewölbe

Kapitel 7

Der Adlige

Kapitel 8

Die Party-Praline

Kapitel 9

Das grüne Kassenbuch

Kapitel 10

Ein Zaubertrick

Kapitel 11

Die beste Schokolade ihres Lebens

Kapitel 12

Erwischt!

Kapitel 13

Der Laden

Kapitel 14

Dieses Mädchen

Kapitel 15

Hund

Kapitel 16

Die große Eröffnung

Kapitel 17

Gift

Kapitel 18

Ohne Rückfahrkarte

Kapitel 19

Die Rechnung wird beglichen

Kapitel 20

Drei Briefe

Kapitel 21

Der Code wird geknackt

Kapitel 22

Abigail auf freiem Fuß

Kapitel 23

Flamingo-Stau

Kapitel 24

Das Gewölbe und die Wahrheit

Kapitel 25

Tod durch Schokolade

Kapitel 26

Umpa-Lumpa im Aufzug

Kapitel 27

Das leere Glas

Kapitel 28

Nehmt sie fest

Kapitel 29

Träume und Versprechen

Kapitel 30

Z

Epilog

Wonka

Prolog

Hier kommt Wonka

Manchen Kindern ist das Schokolademachen wohl in die Wiege gelegt. Auf Willy Wonka traf das jedenfalls zu.

Allerdings hätte das lange Zeit niemand gedacht. Zunächst einmal aß Willy als Kind so gut wie niemals Schokolade. Ja, er bekam nur eine einzige Tafel Schokolade im Jahr.

Als erwachsener Mann würde Willy Wonka einmal in der größten und fantastischsten Schokoladenfabrik der Welt wohnen. Als kleiner Junge jedoch wohnte er auf dem kleinsten Boot der Welt. Es war ein schmales Hausboot mit bunt gestreiftem Steuerruder und einer gemütlichen, mit handgenähten Vorhängen ausgestatteten Kabine. Darin standen nur ein einziges Bett mit einer weichen Häkeldecke (da schlief Willy), ein Sessel (da schlief seine Mutter), ein Ofen, eine Küche voller kaputter Schränke sowie ein wurmstichiger Esstisch. An diesem Tisch aßen die Holzwürmer in der Regel reichlicher als die Wonkas selbst.

Am Anfang dieser Geschichte ist alles klein – ein kleiner Junge, die kleine Menge Schokolade, das kleine Boot und die kleine Familie, die an Bord lebte. Willy Wonkas Familie war fast so klein, wie eine Familie überhaupt sein kann. Sie bestand nur aus Willy, natürlich, und seiner Mutter.

Sie lagen an einem ruhige Abschnitt des Flusses vor Anker, und weil nur selten Menschen aus der Stadt sich so weit hinauswagten, hatten sie das saftig grüne Flussufer oft ganz für sich allein. Es war einer von Willys Lieblingsplätzen. Im hohen Gras mit seinen kleinen Inseln aus gelbem Hahnenfuß und rosa, lila und rot blühendem Rhododendron konnte man hervorragend herumlümmeln. Am liebsten lag Willy unter dem gewaltigen Weidenbaum mit den dicken Ästen, die sich tief über das Boot schwangen und ihre vordersten Zweige in den Fluss tauchten. Die alte Weide gehörte für ihn zur Familie – sie war eine verästelte alte Wächterin über ihr kleines, aber großartiges Leben.

Natürlich hätten nicht viele Menschen ihr Leben besonders großartig gefunden, aber Willy Wonka schon. Er konnte sehen, was andere nicht sahen, weil er eine unglaublich blühende Fantasie besaß. Willys Fantasie würde eines Tages so berühmt werden wie seine Schokolade, aber bevor sie der ganzen Welt gehörte, war sie noch klein und neu und gehörte nur ihm allein. Seine Mutter war diejenige, die diese Fantasie nährte und dafür sorgte, dass sie ungehindert wucherte. So konnte sie auch Orte erobern, die keine Fantasie je zuvor betreten hatte.

Und dann war da noch die Schokolade. Diese eine Tafel. Viel war es zwar nicht, aber es reichte, denn es war die beste Schokolade der Welt.

Willys Mutter machte sie jedes Jahr zu Willys Geburtstag. Wenn der große Tag näher kam, spürte er schon, wie die Vorfreude allmählich in ihm hochsprudelte, bis er glaubte, er müsse jeden Moment platzen.

Die Zubereitung der Schokolade verlief immer nach demselben Ritual. Am Abend vor seinem Geburtstag schüttete seine Mutter Kakaobohnen aus einem Säckchen auf der Tischplatte aus und zählte sie sorgfältig ab. Willy sah zu, wie sie eine nach der anderen in die Hand nahm und ihm lief bereits das Wasser im Mund zusammen. Es dauerte ein ganzes Jahr, bis die Mutter genug Geld gespart hatte, um eine ausreichende Menge Kakaobohnen für eine Tafel Schokolade kaufen zu können. Ganz offensichtlich freute sie sich genauso darauf, die Schokolade zuzubereiten, wie er sich darauf freute, sie später zu essen.

Wenn die Phase des Zählens abgeschlossen war, warf seine Mutter die Bohnen in einen Topf und begann zu stampfen und zu schlagen und zu rühren und der ganze Raum war von Schokoladendampf erfüllt. Er war so dicht und lecker, dass es sich anfühlte, als werde man gleich von der köstlichsten Wolke der Welt davongetragen. Ach, wie gern sah Willy zu, wenn seine Mutter die zähe, blubbernde Masse umrührte!

Während seine Mutter zauberte, sog Willy den mächtigen, schweren Duft tief in sich ein und ihm war klar: Kein Abenteuer auf der ganzen Welt konnte reizvoller sein als das, seiner Mutter beim Schokolademachen zuzusehen.

Nicht mehr lang, dann würde die köstliche Schokoladentafel auf dem Tisch für ihn bereitliegen und er würde sie für den Rest des Tages mit einem Schnurrbart aus geschmolzener Schokolade über dem Mund und einem breiten Grinsen im Gesicht umkreisen.

So war es jedes Jahr und es war perfekt.

»Weißt du was, Mama?«, fragte er eines Tages, als die beiden eng aneinandergeschmiegt am Tisch standen und Schokolade machten. »Ich wette, du machst die beste Schokolade auf der ganzen Welt. Ich würde jede Schokolade probieren, die es jemals gegeben hat, nur um es zu beweisen.«

»Weißt du, woher angeblich die allerbeste Schokolade der ganzen Welt kommen soll?«, antwortete seine Mutter. Sie sah sich nach allen Richtungen um, als sei sie drauf und dran, ein Riesengeheimnis zu verraten. »Aus den Galeries Gourmet. Dort arbeiten die besten Schokoladenmacher der Welt.«

»Die Schokolade von dort kann aber nicht besser sein als deine«, sagte Willy. »Das ist unmöglich.«

Sie lächelte. »Nun ja, wie es sich trifft, kenne ich ein Geheimnis, von dem nicht einmal diese hohen Herren etwas wissen.«

»Was für eins?« Willy schmiegte sich enger an sie. Er wollte dieses Geheimnis dringend erfahren. Dringender, als er jemals in seinem ganzen Leben etwas hatte erfahren wollen.

»Irgendwann einmal verrate ich es dir«, sagte sie. »Willst du nicht dein Geschenk aufmachen, während die Schokolade abkühlt?«

»Wir sollten da hinfahren!«, rief Willy plötzlich so laut, dass sie zusammenzuckte.

»Wohin denn?«

»Zu den Galeries Gourmet!« Willy hüpfte vor Aufregung auf der Stelle. »Wir machen da einen Laden auf!«

Sie hob erstaunt eine Augenbraue. »Was? Wir beide?«

»Ja! Mit unserem Namen über der Tür und allem. WONKA! Jeder Mensch auf der ganzen Welt würde unsere Schokolade kaufen. Stell dir mal vor, wie glücklich wir die Leute machen könnten!«

Seine Mutter klopfte sich Schokoladenstaub von der Schürze und lächelte. »Oh ja, jetzt sehe ich es vor mir. Ein schöner Laden, und auf den Tischen türmen sich die Schokoladentafeln.«

Willy riss die Augen auf, als der Ort in seiner Fantasie lebendig wurde. »Und die Tische wären aus Schokolade! Der Laden würde nur aus Schokolade bestehen.«

Seine Mutter strahlte. »Was für ein wunderbarer Traum, Willy!«

Er sank in sich zusammen. »Mehr ist es nicht? Nur ein Traum?«

»Komm schon«, sagte sie. »Alles Gute auf dieser Welt hat mit einem Traum angefangen. Also halt deinen gut fest. Und wenn du irgendwann deine Schokolade mit der Welt teilen möchtest, dann stehe ich an deiner Seite.«

»Versprochen?«, flüsterte er.

»Pinkie-Schwur«, flüsterte sie lächelnd und schlang ihren kleinen Finger um den seinen. »Das ist der feierlichste Schwur, den man leisten kann.« Dann nahm sie ein Stück Papier, das sie zum Einwickeln der Schokolade aufgehoben hatte, und schrieb darauf. Das W verzierte sie mit einem langen Strich und einem Schnörkel, dann malte sie die Buchstaben sorgfältig aus.

Als sie fertig war, reichte sie Willy etwas, was in altes Zeitungspapier verpackt war. »Das hier hat mir der Zauberer in der Stadt verkauft. Er hat mir einen guten Preis gemacht.«

Strahlend begann Willy mit flinken Fingern das bedruckte Papier aufzureißen. Das Päckchen enthielt einen neuen pflaumenfarbenen Mantel. Er zog ihn an. Seine Hände reichten gerade mal bis zu den Ellbogen.

»Du wächst noch rein«, sagte seine Mutter. »Eines Tages wirst du … ach, was für Abenteuer du in diesem Mantel noch erleben wirst!«

Zu dem Mantel gehörte ein hoher Zylinderhut. Vorsichtig setzte Willy ihn auf und erhob sich.

Seine Mutter reichte ihm die kleine, noch warme Schokoladentafel, und er hielt sie so liebevoll in den Händen wie die allerwertvollste Trophäe.

»Du darfst ja den köstlichsten Teil nicht vergessen«, sagte die Mutter und zwinkerte ihm zu.

Er strahlte sie an und ließ die Tafel in seine Manteltasche gleiten.

Und dann stand er da.

Willy Wonka in seinem pflaumenfarbigen Mantel und dem vornehmen Zylinder.

Kapitel 1

Die Stadt der Träume

Sieben Jahre später.

Willy stand an Deck eines alten Fischkutters, in Nebel gehüllt und mit einem fröhlichen Lächeln im Gesicht. Die wettergegerbten Matrosen um ihn herum waren an Deck sehr beschäftigt und der junge Willy Wonka in seiner leuchtend grünen Weste und dem bunten Schal wirkte vollkommen fehl am Platz.

»Ich habe nun sieben Jahre auf See verbracht«, sagte er zu einem Fischer, der dicht neben ihm eine Kiste sauber schrubbte (und eigentlich gar nicht zuhörte). »Aber jetzt wird es Zeit für ein neues Abenteuer. Mein nächstes Ziel liegt direkt vor mir.«

»Ach, tatsächlich?«, sagte der Fischer. Alle an Bord hatten sich längst an Willys merkwürdige Geschichten und seine blühende Fantasie gewöhnt.

»Mit jeder Minute trägt mich die Flut näher ans Ziel meiner Träume«, rief Willy voller Begeisterung.

»Und wo wäre das dann?«, fragte der Fischer.

Lächelnd deutete Willy zum Horizont. Und da glänzte und glitzerte sie in der Wintersonne, die Stadt, auf die er seit jeher alle Hoffnung setzte. Sie sah noch fantastischer aus, als er sie sich vorgestellt hatte, riesig groß, prächtig und – er atmete tief ein – am allerbesten war ihr Geruch. Der ganze Ort roch schon von Weitem nach Schokolade! Ach, es war göttlich! … Selbst wenn sich dieser Duft mit dem Geruch von Heringsfässern mischte.

Er zog eine kleine alte Schokoladentafel aus der Tasche. Die selbst gemachte Verpackung war inzwischen ausgebleicht, aber man konnte immer noch lesen, was Willys Mutter geschrieben hatte. Er zeichnete mit dem Finger die geschwungenen Buchstaben nach.

Eine Hafenglocke läutete in der Ferne.

»Land ahoi!«, rief Willy.

»Sie werden da einschlagen wie eine Bombe, Mr Wonka«, sagte der Fischer schmunzelnd, dann ging er los, um das Boot zum Anlegen bereitzumachen. Willy sog noch einmal tief die schokoladige Luft ein, dann trabte er hinunter in den Maschinenraum. Dort nahm er seinen altgedienten pflaumenfarbenen Mantel und den dazugehörigen Zylinder, seinen abgewetzten Koffer und einen ganz besonderen, selbst konstruierten Gegenstand – einen langen Stock mit einem blitzenden Goldknauf. Ihm war ganz schwindlig vor lauter Vorfreude, als er gedankenverloren seinen Hut aufsetzte, ihn dann wieder abnahm und unter den Arm klemmte, seinen Stock über die Schulter legte und ihn dann wieder abstellte. Es war, als habe die Aufregung ihn so überwältigt, dass er vergessen hatte, wo ein Hut hingehört und wie man einen Stock trägt.

Ein höfliches Hüsteln ließ ihn zusammenzucken. Er wirbelte herum und sah in die freundlichen Augen des Bootskapitäns. Dieser war ein groß gewachsener Mann mit einem Bart, der so lang war wie die Jahre, die er auf See verbracht hatte (und das war so lang, wie Haare brauchen, um einem bis zu den Knien zu wachsen). »Hier«, sagte der Kapitän, streckte eine wettergegerbte Faust aus und öffnete sie. Darin lag ein Beutel voller Münzen.

Willy sah hinein. »Zwölf Sovereigns?«, rief er verblüfft. Es war mehr Geld, als er je zuvor in Händen gehalten hatte, und er glaubte, er müsse unter dem schieren Gewicht einer so großzügigen Summe zusammenbrechen.

»Deine Heuer und ein bisschen was dazu als Dankeschön für all die köstliche Schokolade, die du für uns gemacht hast«, sagte der Kapitän. »Jeder von uns hat gegeben, so viel er konnte, und es ist nicht viel – nicht für so eine große Stadt –, aber ich hoffe, das reicht, um loszulegen. Viel Glück wünsche ich dir, mein Junge.«

Das Boot ruckte und ächzte, als es gegen den Anleger stieß, und Willy drückte sich den Zylinder fest auf den Kopf.

»Vielen Dank, Kapitän«, sagte er, und jetzt schwappte die Nervosität über ihn hinweg wie eine Flutwelle.

Der Hafenkran hob eine Kiste aus dem Laderaum. Willy sprang auf die Kiste, schwebte hoch in die Luft und ließ den Kapitän, der ihm amüsiert nachsah, allein zurück.

»Du hättest auch den Laufsteg benutzen können«, rief ein Fischer mit einer Planke in der Hand Willy nach, als der an ihm vorbeisauste. »Wenn du mir eine Sekunde Zeit gegeben hättest!«

»Ich habe aber keine Sekunde zu verlieren!«, rief Willy zu ihm hinunter. Er schwieg einen Moment lang, während der Kran die Kiste höher hievte und sie über den Kai schwenkte, dann breitete er die Arme aus und rief: »Heute ist der große Tag! Der Tag, an dem die Welt meine Schokolade kennenlernt!«

Schon im nächsten Augenblick ertönte eine Stimme: »Sitzt da etwa jemand auf der Kiste?« Metall kreischte und der Kran kam ruckartig zum Stillstand. Der Kranführer steckt den Kopf aus der Steuerkabine und fand sich Auge in Auge mit Willy.

»Ein Kran ist kein Aufzug!«, rief er ungläubig. »Runter mit dir!«

»Wenn Sie darauf bestehen, Sir«, sagte Willy, und zum großen Erstaunen der Menge, die vom Kai aus alles beobachtete, sprang er einfach von der Kiste – und zwar kopfüber. Alle hielten den Atem an, als Willy nur zur Musik des rauschenden Windes und seines eigenen wild klopfenden Herzens einen Salto schlug. Es mag eindrucksvoll ausgesehen haben, aber Willy hatte die Sache nicht wirklich zu Ende gedacht, und er riss panisch die Augen auf, als er mit der Nase voran auf das Pflaster zuschoss. Zum Glück fuhr genau im richtigen Moment ein Laster vorbei, der ihn auffing. Andernfalls wäre das hier wirklich eine sehr kurze Geschichte geworden.

»Auf zum Ziel meiner Träume!«, jubelte Willy, als er sich noch einmal drehte und aufrecht auf dem Dach des Lasters landete. Dieser zuckelte in Richtung Stadt davon und am Hafen blieb eine Menschenmenge mit offenen Mündern zurück.

Der Laster flitzte über eine gewaltige, laternengeschmückte Steinbrücke bis mitten ins Herz der Stadt … und die war großartiger als alles, was sich Willy ausgemalt hatte. Sie war wie ein frischer Donut mit Schnee überpudert und in jeder Hinsicht perfekt. Da waren einladende, gepflasterte Gassen, gespickt mit Läden in den hübschesten Blau- und Rosa- und Lilatönen. Sie verliefen nach links und rechts und rechts und links wie in einem Kaninchenbau. Und dieser Geruch! Je näher sie dem Stadtzentrum kamen, desto intensiver wurde er, und Willy musste unwillkürlich vor Glück tief aufseufzen. Der Laster überquerte den großen Platz der Stadt, und Willy nutzte die Gelegenheit, umfasste schnell einen Laternenpfahl und klammerte sich daran fest. Dann sah er zu, wie das Gefährt davonkurvte und nur die Luft unter seinen Füßen zurückließ. Der Ort war so zum Bersten gefüllt mit Menschen, dass kein einziger ihn dort oben auf der Lampe entdeckt hatte, und nun ließ er sich hinunterrutschen und landete in einem Meer zukünftiger Kunden.

Noch nie im Leben hatte er sich an einem so vollen, so lauten Ort aufgehalten. Automatisch versuchte er, alles in sich aufzunehmen. Er ließ seinen Blick nach links und rechts, nach oben und unten und in alle Ecken dazwischen schweifen. Auf einer Seite des Platzes erhob sich eine imposante Kathedrale mit schier unmöglich hohen Eichentüren und einem Dach, das so hoch emporragte, als sei es direkt am Himmel befestigt. An jeder Ecke befand sich ein Ladengeschäft und alle Auslagen waren vollgestopft mit Parfums und Schuhen und Büchern und Farbeimern; Lebensmittelkarren rollten hin und her und hätten ihn beinahe überfahren. Der ganze Platz war von bröckelnden Säulen eingefasst, und die Mitte markierte ein aufwendig geschmückter Springbrunnen, dessen Fontäne in der Eiseskälte eingefroren war. Er glitzerte im Sonnenlicht, als sei er mit vom Himmel heruntergeholten Sternen angefüllt.

Der ganze Ort war unfassbar schön. Aber das allerschönste Gebäude waren die Galeries Gourmet.

Willy blieb stehen, als es in sein Blickfeld geriet. Seine Kuppeln glänzten, seine Türen waren in leuchtendem einladendem Blau gestrichen, und es roch nur nach einem: purer Schokolade.

»Wow«, flüsterte er, als das Ziel seiner Träume nun plötzlich zum Greifen nah war. Er fühlte sich leicht und kribbelig und ein entrücktes Lächeln überzog sein Gesicht. Sein ganzes Leben hatte er darauf gewartet, das hier zu sehen, und nun endlich war er …

»Restaurant-Plan, Sir?«, brüllte ein Mann ihm ins Ohr und seine Gedanken zerstoben.

Willy reichte dem Mann einen Taler und dafür drückte der Mann ihm einen Lageplan in die Hand.

»Das hier gibt Ihnen einen Überblick über die besten Restaurants, Sir«, sagte der Mann. Als er bemerkte, dass Willy noch immer unbewegt die Galeries Gourmet anstarrte, fügte er hinzu. »Man kann sich ja nicht nur von Schokolade ernähren.«

»Aber nein, natürlich nicht«, stimmte Willy zu. »Man braucht ja auch noch andere Süßigkeiten.«

Er klappte den Plan auf, um ihn sich kurz anzusehen, aber als er das tat, fiel ihm auf, dass jemand vor seinen Füßen kauerte. Ein kleiner Junge wedelte mit einem Lappen und putzte ihm die Schuhe!

»Ähm, Entschuldigung«, sagte Willy.

»Jaja, ich bin gleich fertig«, antwortete der Junge. Er zog einen dicken Polierschwamm hervor und bearbeitete die Schuhspitzen. »Schon geschafft.« Er hielt die Hand auf und wartete auf seine Bezahlung.

Willy zerbrach sich den Kopf. Hatte er in der ganzen Aufregung eine Schuhreinigung in Auftrag gegeben? Er reichte dem Jungen eine seiner Münzen, nur sicherheitshalber, und zählte nach, wie viele ihm blieben.

»Oje, es sind ja jetzt schon nur noch zehn Taler«, sagte er.

In diesem Moment zuckelte ein Gemüsekarren vorbei und Willy schnappte sich einen Kürbis und schnupperte ausgiebig daran. Aber noch bevor er Gelegenheit hatte, den Kürbis zurückzulegen, schoss ein Radfahrer heran, stieß gegen seinen Knöchel – der Kürbis rutschte ihm aus den Händen und zerbarst auf seinen Schuhen.

Die Obstverkäuferin baute sich vor ihm auf und betrachtete das Kürbismus auf dem Pflaster. »Das macht drei Taler, Junge.«

»Drei? Das ist aber ein sehr hoher Preis für so ein bisschen Gemüse«, sagte Willy mit bezauberndem Lächeln.

Die Miene der Verkäuferin blieb todernst.

»Du hast meinen Kürbis zermatscht, jetzt bezahlst du auch dafür«, blaffte sie Willy so böse an, dass dieser vor Schreck einen Satz machte und drei Silbermünzen aus seiner Hand in die ausgestreckte Hand der Verkäuferin hüpften.

»Danke dafür, und beehren Sie mich bald wieder«, sagte sie.

Willy zählte die verbliebenen Münzen. »Ich habe fünf, sechs, sie …« Er spürte einen Stoß gegen seinen Schuh. Der Schuhputzerjunge war wieder am Werk! Er wischte den Kürbismatsch ab und streckte die Hand nach seinem Lohn aus.

»… sechs Silbertaler«, ächzte Willy und reichte dem Jungen eine weitere Münze. Dann machte er sich auf in die Galeries Gourmet.

Der Schuhputzerjunge lief hinter ihm her. »Soll ich Ihren Mantel abbürsten, Sir?«, bot er eifrig an.

Willy beschleunigte seinen Schritt. »Nein, danke.«

Der Junge flitzte vor ihn und schwenkte eine ramponierte alte Glasflasche: »Kölnisch Wasser?«

»Ganz bestimmt nicht – ich trage ausschließlich Schokoladenduft«, sagte Willy und ließ den Jungen, der jetzt verständnislos blinzelte, einfach stehen.

Zwei Portiers öffneten die Türen und riefen feierlich: »Willkommen, Sir, in den Galeries Gourmet!« In diesem Moment quoll eine unbeschreiblich leckere süße Duftwolke durch die Türen, und so viel leckerschmeckrige Köstlichkeit hätte Willy Wonka beinahe umgeworfen. Er stand nur da und starrte auf das, was hinter den Türen lag. Für ihn waren es nicht nur Arkaden voller kleiner Läden – es war sein Traum, als leibhaftiger Turm aus Stein und Glas. Er schloss die Augen und berührte seine Manteltasche, in der er die Schokoladentafel seiner Mutter aufbewahrte.

»Jetzt geht es los, Mama«, flüsterte er, und mit einem tapferen Schritt trat er ein.

Im Inneren des Gebäudes duftete es nach Träumen und Schokolade mit einem Hauch von Glück und einer Prise – er schnalzte mit den Fingern und suchte nach dem richtigen Wort – Schuhcreme?

Er riss die Augen auf und sah blitzschnell auf seine Schuhe. Schon wieder saß da dieser Schuhputzerjunge und schickte sich an, seine Schuhe zu polieren.

»Nein« sage Willy mit fester Stimme. »Kein Schuhe putzen mehr, allerbesten Dank!« Er marschierte davon, und der Junge huschte weiter, auf der Suche nach anderen Schuhen.

Die Arkaden waren atemberaubend und vornehm. Die Holzkassetten der Decke rahmten den Winterhimmel perfekt ein. Aber Willy erkannte bald, dass das alles nur auf eine Weise prachtvoll war, wie prachtvolle Dinge eben sind, wenn jemand sie erträumt, der in seinem Leben noch nicht viel geträumt hat. Teure Marmorwände, ein Mosaikboden, Goldbeschläge. Im Weitergehen dekorierte Willy im Kopf alles um – Karamellwände – nein, das ist nicht ganz das Wahre. Kratz-und-Schnupper-Wände! Ja! Ein essbarer Grasboden! Lollipop-Türgriffe! Er blieb stehen, als er einen muffigen Laden erreichte, vor dessen Tür die Menschen Schlange standen. Die Schokoladentafeln im Schaufenster waren in vollkommen gleichmäßigen, einfallslosen Reihen ausgelegt und alle waren mit einem Namen bedruckt, den Willy sofort erkannte. Es war der Name eines der berühmtesten Schokoladenmachers der Welt.

SLUGWORTH

Es entging Willy nicht, dass jede Tafel dieselbe Schokoladen-Geschmacksrichtung enthielt. Vollmilch, Vollmilch und noch mehr Vollmilch.

Neben dem Laden von Slugworth standen zwei weitere, ebenso muffige Läden, jeweils im Besitz eines der beiden anderen Berühmtheiten im Schokoladengeschäft: Fickelgruber und Prodnose. Aber daneben entdeckte er einen leer stehenden Laden. Einen leer stehenden Laden mit einem Schild, auf dem zu lesen war: Zu vermieten.

Willy trat langsam darauf zu, er traute seinen Augen kaum. Es war kaum etwas zu sehen außer abgeblätterter Farbe und jeder Menge Staub. Ein armseliger Schuppen von einem Laden.

Er war perfekt.

Willy sah schon vor sich, wie es sein würde, in der Nachbarschaft der anderen Läden seine Süßigkeiten anzubieten: sie alle vier, einer neben dem anderen, ein Kundenstrom, ein Meer schokoladenverschmierter Gesichter und ein Jubeln und Jauchzen des Entzückens. Vier großartige Schokoladenmacher, vier enge Freunde, Seite an Seite. Er legte wieder die Hand auf die Schokoladentafel in seiner Tasche und plötzlich erschien das Wort in der Handschrift seiner Mutter über der Tür des leeren Ladens! Die Zeitungen, mit denen die Fenster zugeklebt waren, schälten sich ab und gaben den Blick frei auf einen Berg Schokolade und Süßigkeiten im Inneren – seine Schokolade, seine Süßigkeiten, wild und seltsam und so wunderbar, dass sie die Menge verzückten.

Er nahm seinen Hut ab, zog eine Praline heraus und reichte sie einem Passanten. Dieser futterte die Schokolade, und sofort begann er mit den Füßen zu tappen – zuerst langsam, dann schneller, bis sie schwungvoll tanzten! Dann schnappte sich jemand anders noch eine Praline, dann noch jemand und noch jemand, bis alle durch die Galeries wirbelten. Auch Willy begann zu tanzen. Überall um ihn herum verschlangen die Menschen ganze Hände voll Schokolade; sie lachten und drehten sich und warfen die Füße hoch in die Luft. Willy stand mittendrin und staunte über diesen magischen Moment – jeder liebte seine Schokolade! Es war seine Bestimmung! Er war angekommen! Sie liebten diese Schokolade so sehr, dass …